SL Methoden und Wirkungen

  • "Wolv" schrieb:


    @ Rasumichin: Auch wenn es jetzt hart klingen mag, ich bin gegen eine Sonderbehandlung für SCs. Gerde wenn es um "mögliche Verräter/ehemalige Verbündete des Erzfeindes" oder ähnliches geht. Man muss sich schon etwas Mühe geben einen Charakter zu bauen der mit der Gruppe zurecht kommt. Sich auf den SC Status zu verlassen ist mMn sehr schlecht.


    Nur, wenn es gegen die Interessen der anderen Spieler verstößt.


    Ist natürlich geschmacksabhängig, ich habe auch schon Spieler erlebt, die auf Teufel komm raus Konflikte produzieren mussten, weil sie ihren Charakter so krass wie möglich ausspielen wollten, bis zu dem Punkt, an dem ich als SL gefragt wurde, wie die SC denn jetzt am Besten aus ihrem Streit herauskämen, ohne sich gegenseitig umzubringen (endete dann durch meinen Vorschlag wenigstens in einem Faustkampf statt in einem Blutbad).
    Für manche Spieler gehört es wohl dazu, eine sehr konkrete, sehr unflexible, statische und sehr geradlinige Vorstellung ihrer Charaktere zu haben und die umzusetzen.
    Das schränkt dann die Möglichkeiten bei der Charakterwahl natürlich massiv ein (einer der Mitspieler hatte wegen des Problem-SC extra einen anderen Charakter gewählt als ursprünglich geplant) und entspricht auch nicht meiner persönlichen Vorstellung von gutem Charakterspiel, obwohl es sicher sehr fordernd für den Spieler ist und in dem konkreten Fall auch mit einer Liebe zu innerweltlichen Detaills umgesetzt wurde, wie ich sie vorher noch nie erlebt hatte.
    Aber mir ist da eine etwas differenziertere Darstellung lieber, was leider gerade in Fantasy-RPGs von manchen Leuten als unauthentisch oder stilistisch unpassend betrachtet wird.


    Ich ziehe es dagegen vor, wenn man möglichst viele Freiheiten bei der Planung seiner Charaktere hat, wenn die Zusammenstellung der Gruppe von den Spielern als Teamworkaufgabe betrachtet wird und sich schon vor Kampagnenbeginn Bezugspunkte zwischen den SC finden.
    Dazu gehören auch Konflikte, aber um die vernünftig thematisieren zu können, muss normalerweise gewährleistet sein, dass auch ständig gewaltbereite Brandschatzer und Mietverbrecher mal in der Lage sind, ne Meinungsverschiedenheit ohne Tötungsdelikte zu lösen.
    Wenn man das hinbekommt, profitiert das Spiel sehr stark davon.


    Ich hatte bspw. vor Kurzem die Situation, dass einer meiner Charaktere sich in Richtung einer verzerrten Auffassung seiner Tradition entwickelt hat (er war durch vorangegangene Ereignisse moralisch etwas desorientiert)- der SL hat das direkt aufgegriffen und ihm durch einige NSC ein Bündnis mit einer Gruppe von Schattengeistern angeboten, um magisches Wissen zu erlangen.
    In der Folge hat dieser SC einige Aktionen gebracht, für die er in anderen Gruppen wahrscheinlich hinterrücks erschossen worden wäre.
    Dadurch wäre der Run wesentlich uninteressanter verlaufen und wir hätten einige sehr intensive RP-Szenen verpasst.
    So hatten wir durch den Umstand, dass ich nicht mit einem Haufen Paranoiker zusammenspiele die Möglichkeit, eine sehr interessante und dramatische Charakterentwicklung mitzubekommen, die auch den anderen Spielern sehr gefallen hat und ihnen reichlich Möglichkeit zur Interaktion und der Darstellung ihrer Charaktere bot.
    Ich bin in der Situation auch einige Kompromisse eingegangen, bspw. wäre es für den Charakter durchaus verlockend und auch plausibel gewesen, wirklich die Seiten zu wechseln.
    Ich habe auch ernsthaft darüber nachgedacht, dann aber aus Rücksicht auf die anderen Spieler darauf verzichtet.


    Letztlich ist alles gut ausgegangen und glaubwürdig umgesetzt worden, das wäre aber in der von dir geschilderten Situation gar nicht erst zustande gekommen und hätte unter anderen Voraussetzungen zum Auseinanderbrechen der (IG-)Gruppe geführt.
    Bei uns hat es aber wunderbar geklappt und war durchaus eines der Highlights des Szenarios.
    Klarer Fall von funktionierendem, produktivem Metagaming.

  • Du machst es mir nun wirklich nicht leicht, Serrax. Ich würd das einfach mal damit abschließen, dass wir komplett unterschiedliche Ansichten haben, okay? Ich würde da gerne zu irgendeiner Art von Übereinstimmung kommen, aber wenn es nicht geht, geht es halt nicht. In diesem Sinne belassen wir es doch einfach dabei, dass es mehr als eine Art zu spielen und zu leiten gibt, okay?

  • Und wenn es noch so produktiv und erfolgreich sein kann, Metagaming ist nie glaubwürdig, von daher mache ich es nicht.
    Klar, ein gewisses Maß an Flexibilität muss man seinem Charakter schon mitgeben, man muss auch nicht unnötig Konflikte generieren (z.B. in dem man Rassisten spielt). Aber wenn ein SC wirklich eine Aktion reitet für die mein Charakter ihn, obwohl er ihn gut kennt, kommentarlos killen würde (was gar nicht mal so einfach ist), dann frag ich outtime ob es dazu eine Alternative gibt, die sich intime begründen läßt. CvC ist immer nur das letzte Mittel, das allerletzte, ich weigere mich nur es auszuschließen.

    Be professional, be polite.. but have a plan to kill everyone you meet.

  • "Wolv" schrieb:

    Und wenn es noch so produktiv und erfolgreich sein kann, Metagaming ist nie glaubwürdig, von daher mache ich es nicht.


    Ein Hoch auf meine postmoderne Rezeptionsästhetik, bei der meta immer geht!


    Zitat

    Klar, ein gewisses Maß an Flexibilität muss man seinem Charakter schon mitgeben, man muss auch nicht unnötig Konflikte generieren (z.B. in dem man Rassisten spielt). Aber wenn ein SC wirklich eine Aktion reitet für die mein Charakter ihn, obwohl er ihn gut kennt, kommentarlos killen würde (was gar nicht mal so einfach ist), dann frag ich outtime ob es dazu eine Alternative gibt, die sich intime begründen läßt.


    Das ist doch schon Metagaming.
    Du lässt Metaüberlegungen in den Charakterbau einfließen, du gibts dir für nen SC eine Mühe, nichtlethale Lösungen zu rechtfertigen, die du dir für nen NSC nie machen würdest.
    Dass du es trotzdem glaubwürdig rüberbringst, ist genau das, was ich auch mache.

  • Ich hasse postmodernes, ich stehe einfach auf Sinn und Struktur.


    Wer sagt, dass ich für NSCs nicht auch ggf. nach nonlethalen Lösungen suchen würde? Der Knackpunkt bei der Sache ist, dass der Char die anderen SCs schon kennt, ihnen zumindest grundlegend vertraut etc. . Erfüllt ein NSC diese Prämisse mache ich dasselbe. Ist der SC neu und erscheint glaubwürdig als Verräter, nun dann hat er Pech gehabt. Der Punkt ist nur das es, auch bei Leuten die u.U. kaltblütig töten können, in der Regel nur wenige Situationen gibt in denen sie keien andere glaubhafte Option haben, als zu töten. Das als Metagaming zu bezeichnen halt ich für gewagt, jedenfalls so wie ich Metagaming verstehe.


    Bei der Charaktererschaffung kann man kaum von Metagaming reden, man spielt noch nicht. Wenn man das so sieht wie du, ist alles Metagaming, da jeder Char ausschlielich durch Metagaming zustande gekommen ist. Es wäre nicht möglich kein Metagaming zu machen.

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  • Also CvC ist halt so ne sache. Wenn der eine SC den anderen lange bis aufs Blut reizt und der andere ihm angedroht hat, in zu killen, und er es dann tut, darf der andere sich nicht umbedingt beschweren. Sicher ein schuss ein paar zentimeter am Kopf vorbei tuns auch...


    Die sache ist, wenn man als Profi öffer jemandem androht, ihn zu killen und es dann doch nicht tut, verliert man irgendwann seine Glaubwürdigkeit. Und das kann man ja nicht zulassen.

  • Ja, CvC ja oder nein ist eine schwierige Frage.


    Und natürlich beginnt Metagaming da, wo man sich als Spieler um einen "interessanten" Aspekt mehr gedanken macht als über einen "uninteressanten" und diesen breiter ausbaut.
    Natürlich ist es auch Metagaming, zu erklären, was ein Charakter denkt und warum er in welcher Situation wie handeln würde, um CvC zu vermeiden.


    Das letzte Mal, dass ich in einer soclhen Situation war, war in einem SciFi Spiel mit einem Charakter, der als Ex-Offizier bei den Special Forces (wegen Undiszipliniertheit gefeuert) nun in einer privaten Söldnereinheit ist. Ein neuer SC taucht inmitten einer nicht ganz legalen Operation auf, respektiert niemandes Privatsphäre, gibt vor, keinerlei militärischen Begriffe zu verstehen und meldet sich plötzlich für eine Scoutmission (alleine) und behauptet, eine militärische Spezialausbildung zu haben. Leider ist dieser SC auch noch eine KI und mein Charakter kommt von einem Hintergrund her, der die Existenz von KI als fühlenden Wesen leugnet.
    Da habe ich outtime und offen einen Weg gesucht, zu vermeiden, dass mein Charakter aus seiner Sicht einen Gegenstand kaputt macht und ihn einfach einige Sätze falsch wahrnehmen lassen, um das ganze unblutig zu lösen.
    Wenn das nicht möglich gewesen wäre, dann hätte mein Charakter versucht, den anderen Charakter um die Ecke zu bringen, obwohl ich outtime wusst, dass ich ihn dabei wahrscheinlich verlieren würde, denn diese KI saß in einer Drohne mit 5 montierten Waffen, von denen sie die beiden größten erfolgreich der Crew des Schiffs verschwiegen hatte und somit auch an Bord mit sich rumschleppte.


    Also: Meatgaming zu Gunsten von SCs findet eigentlich immer statt, sowohl seitens des einzelnen Spielers als auch seitens der restlichen Spielrunde.
    Dennoch gibt es Leute, die irgendwo eine Grenze ziehen. Wo die liegt ist allerdings individuell unterschiedlich. Das ist mir in einer Runde besonders überl aufgefallen, in der ein Charakter alle anderen bestohlen hat und selbst nachdem das rauskam und er sich weigerte, Wiedergutmachung zu leisten ihn niemand angreifen durfte. Überreden ging auch nicht, aber die geitsige Kontrolle über Mitspieler war erlaubt. Da fühlte ich mich (mein Charkater war Krieger) reichlich verarscht.
    Ich würde CvC entweder schon weit früher ausschließen (Kein Charakter darf einem anderen Charakter schaden.) oder aber als Möglickeit offen lassen.


    Wobei die meißten meiner Charaktere nicht wiederholt mit dem Tod drohen würden. Leben nehmen tun die meißtens aus Gründen unmittelbarer Bedrohung. Leichtfertig würde da wohl keiner sagen "Ich bring Dich um". Und wenn, dann wäre es mehr sowas wie "Wenn X (ggf. nochmal) passiert, dann wirst Du sterben". Und das würde dann auch versucht, in die Tat umzusetzen.
    Tatsächlich habe ich als Spieler meinen SC noch nie (außer in einer völlig mißglückten Con Runde SR) einen Charakter umgebracht oder das auch nur versucht und das einzige Mal, wo ich es wirklich versucht hätte, hat der andere Spieler sich vorher aus der Runde zurückgezogen.

    Da sieht man nun die Trümmer rauchen, der Rest war nicht mehr zu gebrauchen. (Wilhelm Busch)