Railroading und andere Verbrechen

  • "Finarfin" schrieb:


    Bei Dingen, die in seiner Abwesenheit geschehen kann der Spieler nicht zuschauen: er ist ja nicht da, er sieht nichts, damit kann er nicht schauen.


    Der *Spieler* wird überfahren. Es ist nicht mehr sein Charakter, es ist Dein Charakter, wenn Du Dinge für ihn festlegst, die eigentlich der Spieler festlegen sollte.


    Zitat


    Da sehe ich insofern nicht das Problem, als nach M&M die Essenzkosten je nach Qualität des Arztes ohnehin variieren
    und die alten Slots neu belegt werden können (ich gehe mal davon aus, die die Runner sich den Krempel wieder ausbauen lassen).


    Die genaue Essenzhöhe kann medizinifsch ingame festgestellt werden, variable Essenzkosten kann man verhindern, und in SR4 existieren sie gar nicht. Du willst also dann zusätzlich noch Implantate ausbauen?


    Zitat

    Genau das ist doch die geheime Implantatsache: die erste Aktion des SL, der den Stein ins Rollen bringt.


    Damit bereitest Du kein Szenario für die Spieler vor, damit hast Du bereits die Charaktere aus der Hand der Spieler in Deine Hand genommen. Der Spielleiter bereitet seine Sachen vor, der Spieler bereitet seinen Charakter vor und nicht: der Spielleiter bereitet die Charakere vor, der Spieler weiß von nichts oder guckt nur zu und darf nichts machen, bis der Spielleiter mit dem jeweiligen Spielercharakter fertig ist.


    SYL

  • Zitat

    Der *Spieler* wird überfahren. Es ist nicht mehr sein Charakter, es ist Dein Charakter, wenn Du Dinge für ihn festlegst, die eigentlich der Spieler festlegen sollte.


    Der Spieler soll festlegen, was NSCs mit ihm machen? Ob nun ein NSC mit der Pistole auf den SC schießt, ein Vampir von ihm trinkt oder ein NSC ihm ein Implantat einsetzt, fällt alles in die gleiche Kategorie, demnach müsste also der Spieler über all dies entscheiden ... es erscheint mir aber sehr seltsam, dass ein Spieler entscheiden soll, ob ein NSC auf ihn schießt.
    Letztlich hat ein NSC gehandelt – nämlich der Arzt, der das Implantat eingesetzt hat – und über dessen Handeln soll ein Spieler entscheiden ... ich halte nicht so viel davon, wenn Spieler für plotrelevante NSCs Entscheidungen treffen. Auch die durch den Chip induzierte Persona ist ein NSC, entsprechend einem Geist, der vom SC Besitz ergriffen hat.
    Wessen Entscheidungen darf der SL dann treffen, wenn NSCs für ihn ausfallen?


    Zitat

    Die genaue Essenzhöhe kann medizinifsch ingame festgestellt werden, variable Essenzkosten kann man verhindern, und in SR4 existieren sie gar nicht. Du willst also dann zusätzlich noch Implantate ausbauen?


    SR4 kenne ich nicht, dazu kann ich mich nicht äußern. Bei SR3 können die Essenzkosten je nach Können des Arztes variieren, ein guter Arzt kann ein Bauteil mit 1 ESS durchaus mit 0,9 oder 0,85 ESS einbauen.
    Ob die SCs sich die Implantate entfernen lassen, ist die Entscheidung der Spieler. Ich vermute lediglich, dass sie die fremden Persönlichkeitsstrukturen wieder loswerden wollen.


    Zitat

    Damit bereitest Du kein Szenario für die Spieler vor, damit hast Du bereits die Charaktere aus der Hand der Spieler in Deine Hand genommen. Der Spielleiter bereitet seine Sachen vor, der Spieler bereitet seinen Charakter vor und nicht: der Spielleiter bereitet die Charakere vor,


    Die Eingebaute Persona auf dem Personafixchip ist ja nicht der Charakter, letztlich ist dies ein NSC, der sich des Körpers des SC bedient.


    Zitat

    der Spieler weiß von nichts oder guckt nur zu und darf nichts machen, bis der Spielleiter mit dem jeweiligen Spielercharakter fertig ist.


    Er guckt nicht zu, weil dies ja in seiner Abwesenheit geschieht. Und der Spieler muss nicht über die Handlungen sämtlicher NSCs außerhalb der Wahrnehmung seines Charakters informiert werden.

  • "Finarfin" schrieb:


    Der Spieler soll festlegen, was NSCs mit ihm machen? Ob nun ein NSC mit der Pistole auf den SC schießt, ein Vampir von ihm trinkt oder ein NSC ihm ein Implantat einsetzt, fällt alles in die gleiche Kategorie,


    Nein. Der Vampir muß ihn angreifen und besiegen, dem Pistolenschützen kann er ausweichen, in Deckung gehen und vor allem: er kann auf eine gestellte Situation reagieren, BEVOR sie besiegelt ist. Du sagst ja auch nicht "Ach ja, Du fängst mit 9K Schaden an, weil ich beschlossen habe, daß der Schütze Dich getroffen hat" oder "Sorry, aber ein Bahnunfall ist passiert und Du hast Deine beiden Beine verloren". Bei den Implantaten ist die Situtation bereits zu Ende, der Spieler hat keine Interaktionsmöglichkeiten, weil Du als Spielleiter sie ihm bereits genommen hast.


    Wenn der Spieler seinen Charakter in eine Situation bringt, wo er betäubt auf dem OP-Tisch liegt, dann kann ein Arzt ihm ein Implantat einsetzen. Ohne vorherige Aktion des Spielers ist das etwas völlig anderes.


    Zitat

    ich halte nicht so viel davon, wenn Spieler für plotrelevante NSCs Entscheidungen treffen.


    Ich halte nicht viel von Plots, die damit anfangen, daß die Charktere in einem nicht ganz unwichtigen Punkt ihrer eigenen Charakterentwicklung (und dazu gehört Essenz) einfach überfahren werden.


    Zitat


    Wessen Entscheidungen darf der SL dann treffen, wenn NSCs für ihn ausfallen?


    Die Entscheidungen der Spielwelt, die auf die (Re)Aktionen der Spieler in einer bestimmten Spielleiter-Szene beruhen, auf die wiederum die Spieler. NSCS gehören zum Spielleiter, SCs gehören zum Spieler. SCs gehören aber nicht in die Hände des Spielleiters. Du kannst sagen "der NSC schießt auf Dich, 4 Erfolge" oder "Gedankenkontrolle, 6 Erfolge" oder "Dein Cyberdoc ist erpresst geworden, nachdem DU als Spieler gesagt hast, daß Du ein neues Implantat haben wollte".


    Der prinzipielle Unterschied ist: Ich präsentiere eine Szene, in der die Charaktere frei agieren können (zum guten wie zum schlechten, zb, so daß sie betäubt in einer Schattenklinik liegen) und erst darauf reagieren ich (zb mit der Implantation), Du dagegen präsentierst eine Szene, in der Du bereits festgelegt und durchgeführt hast, was mit den Charakteren geschehen ist, nämlich, daß sie bereits eine entsprechende Implantation hinter sich haben ... entsprechende Aktionen und Reaktionen der Spieler werden dabei nicht berücksichtigt, und erst dann fängt bei Dir das eigentliche Rollenspiel, nämlich die erzwungengenen Runs, Cyberkontrolle, Rache etc an. Erst ab da können die Spieler ihre Charaktere spielen. Und das ist dabei völlig unabhängig, ob es während oder zwischen Runs geschieht.


    Zitat

    Die Eingebaute Persona auf dem Personafixchip ist ja nicht der Charakter, letztlich ist dies ein NSC, der sich des Körpers des SC bedient.


    Und wo ist der prinzipelle Unterschied für den Spieler, der so oder so keine Kontrolle über die Aktionen des Charakters dann hat, weil Du bereits per Spielleiterdekret festgelegt hast, daß der eine Buchse hat, nur damit Dein Plot sich entwickeln soll? Als Spielleiter wirkst Du von außen ein, nicht darüber, daß Du einfach den Charakter von innen heraus übernimmst.


    Zitat


    Er guckt nicht zu, weil dies ja in seiner Abwesenheit geschieht.


    Und?
    Du legst fest, daß die Charaktere betäubt werden.
    Du legst fest, daß die Charaktere Essenz verlieren, mit der Gefahr, daß damit Charakterkonzepte im wahrsten Sinne des Wortes getötet werden.
    Du legst fest, daß sie eine Chipbuchse mit Personafix erhalten.
    Du legst Dir entsprechende Sicherheitsmaßnahmen gegen die Charaktere oder die untersuchenden Ärzte fest (das geht, wenn ich Dich richtig verstanden habe, sogar soweit, daß sie ihre eigenen Connections abschlachten).
    Du legst die Charakterzüge, Aktionen und Ergebnisse der übernommen Charaktere fest.


    Und Du gehst ernsthaft davon aus, daß dies kein Railroading ist, weil der Spieler nicht anwesend ist?


    Umgekehrt: wie würdest Du Dich fühlen, wenn Deine Spieler einfach zwischen den Spielsitzungen festlegen, daß Damien Knight sie ganz toll findet und er ihnen jetzt jeden Monat ein paar Millionen Nuyen überweist? Das darf Dir ja nichts ausmachen, denn Du als Spielleiter warst ja nicht dabei. Ich glaube die meisten Spielleiter würden über eine solche Spieleraktion nur müde lächeln. Umgekehrt soll es aber ok sein?


    Es geht doch nicht darum, ob ein Spieler jetzt stundenlang nur dumm rumsitzen kann, es geht darum, daß Du direkt oder indirekt das Charakterblatt nimmst, es nach Deinen Wünschen veränderst und den Spieler damit vor vollendete Tatsachen stellst, bei denen er keinerlei Entscheidungsfreiheit hatte, und es sei nur ein "Ich weiche aus und springe in Deckung", und erst dann darf er damit interagieren.


    Das wäre genauso, als wenn ich sagen würde "Ach ja, heute bist Du kein Magier mehr, sondern ein Hacker, hier hast Du ein Commlink, Deine magischen Fähigkeiten sind verschwunden". Nach Deiner Definition wäre das kein Railroading und es wäre ja ok, weil es zwischen den Sitzungen stattgefunden hat ... nichts anderes ist es, als wenn Du einfach sagst "Ach übrigens, Du hast jetzt eine Personafix-Buchse und X Essenz weniger, streich Dir einen Magiepunkt oder ein Implantat, bevor Du tot umkippst".


    SYL

  • Zitat

    Du dagegen präsentierst eine Szene, in der Du bereits festgelegt und bereits durchgeführt hast, was mit den Charakteren geschehen ist, nämlich, daß sie bereits eine entsprechende Implantation hinter sich haben ... entsprechende Aktionen und Reaktionen der Spieler werden dabei nicht berücksichtigt,


    Ähm, nein, denn in die Konklinik oder zu BuMoNA müssen sich die Spieler selbst begeben. Erst dort wird während der freiwilligen Narkose der Eingriff vorgenommen.


    Zitat

    Als Spielleiter wirkst Du von außen ein, nicht darüber, daß Du einfach den Charakter von innen heraus übernimmst.


    Der Chip wirkt von außen ein, weil ich als SL nicht den Charakter sondern lediglich den Körper des Charakters steuere (in Abwesenheit des Spielers). Den Charakter, also die Persönlichkeit und die Entscheidungen des Charakters, taste ich dabei nicht an, das bleibt ja in der Hand des Spielers.


    Zitat

    Du legst fest, daß die Charaktere betäubt werden.


    Sie haben BuMoNA selbst gerufen.


    Zitat

    Du legst fest, daß die Charaktere Essenz verlieren, mit der Gefahr, daß damit Charakterkonzepte im wahrsten Sinne des Wortes getötet werden.


    Das hängt vom Charakter ab, ob das das Konzept beeinflusst, ist also nicht verallgemeinerbar.


    Zitat

    Du legst fest, daß sie eine Chipbuchse mit Personafix erhalten.


    Ebenso, wie ich die Munitionstypen der Gegner festlege.


    Zitat

    Du legst Dir entsprechende Sicherheitsmaßnahmen gegen die Charaktere oder die untersuchenden Ärzte fest (das geht, wenn ich Dich richtig verstanden habe, sogar soweit, daß sie ihre eigenen Connections abschlachten).


    Vom Abschlachten von Connections habe ich nie etwas geschrieben, das waren andere. Ich muss mich nicht für Ideen anderer rechtfertigen.


    Zitat

    Du legst die Charakterzüge, Aktionen und Ergebnisse der übernommen Charaktere fest.


    Es ist ja nicht der SC, sondern ein NSC, der dessen Körper missbraucht.


    Zitat

    Und Du gehst ernsthaft davon aus, daß dies kein Railroading ist, weil der Spieler nicht anwesend ist?


    Ja.


    Zitat

    Es geht doch nicht darum, ob ein Spieler jetzt stundenlang nur dumm rumsitzen kann, es geht darum, daß Du direkt oder indirekt das Charakterblatt nimmst, es nach Deinen Wünschen veränderst und den Spieler damit vor vollendete Tatsachen stellst, bei denen er keinerlei Entscheidungsfreiheit, und es sei nur ein "Ich weiche aus und springe in Deckung", hatte und erst dann darf er damit interagieren.


    Nö, aber der Spieler sagt "Ich rufe BuMoNA!" Das ist das Risiko, wenn man sich mit einem Kon einlässt.


    Zitat

    Das wäre genauso, als wenn ich sagen würde "Ach ja, heute bist Du kein Magier mehr, sondern ein Hacker, hier hast Du ein Commlink, Deine magischen Fähigkeiten sind verschwunden".


    Du übertreibst hier maßlos :roll: :lol:

  • "apple" schrieb:

    Ergo: kommt Zeit, kommt Run, sprich die Situation sollte man nicht zwangsweise herbeiführen, sondern einfach im Laufe der Abenteuer einfach bei passender Gelegenheit einfließen lassen. So ist nichts erzwungen, sondern alles durch die Handlungen der Charaktere ermöglicht worden.


    SYL[/quote]


    Ich zitiere mich dann von vor ein paar Seiten einfach mal selber.


    SYL

  • Also seid ihr beiden euch einig!?!


    Denn wie Finarfin schon vor seiten geschrieben hat, befinden sich seine SCs gerade betäubt in einer Bumona Klinik in welche sie sich selber reinbugsiert haben.


    Nebenbei: Wenn jemand mit diesen Implantaten ein Charkonzept versaut, war das Konzept nicht gut. Oder wie heissen noch gleich die Lebensweisheiten:
    "Kein Plan überlebt den Kontackt mit der Realität"
    "Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt"
    "Das Leben steckt voller überraschungen"
    "Zeit heilt alle Wunden"
    "Wer sich die Suppe eingebrockt hat muss sie auch auslöffeln."


    Oder in einem Satz: Wenn man als SL den Spielern nichts mehr "antun" darf, wovor haben die Spieler dann noch Angst?
    Der Tot des Chars ist ja verboten! Der versaut das Charakterkonzept!


    MfG SirDrow

    Albert Einstein: "Es gibt zwei Dinge die unendlich sind: Das Universum und die Dummheit der Menschen. Aber beim Universum bin ich mir nicht so sicher.

  • "SirDrow" schrieb:


    Nebenbei: Wenn jemand mit diesen Implantaten ein Charkonzept versaut, war das Konzept nicht gut.


    Angesichts der Essenzregeln ist das manchmal eine gewagte Aussage.


    Zitat


    Oder in einem Satz: Wenn man als SL den Spielern nichts mehr "antun" darf, wovor haben die Spieler dann noch Angst?


    Es gibt einerseits einen unterschied zwischen jemanden etwas antun und jemanden etwas permanent antun/versauen. Und Angst? Angst sollte man vor einer schlechten Geschichte, vor Langeweile, vor Desinteresse, vor Humorlosigkeit haben. Nicht davor, daß ein Charakter, der Avatar des Spielers, das primäre Instrument, um überhaupt ein Rollenspiel zu spielen, auf einmal weg vom Fenster ist und der Spieler gezwungen ist, ein unpersönliches Zahlenkonstrukt erneut zu erstellen, was erst wieder mit Leben erfüllt werden muß.


    Zitat


    Der Tot des Chars ist ja verboten! Der versaut das Charakterkonzept!


    Absolut richtig. Tote Charaktere sind langweilige Charaktere. Was viel interessanter ist als der Abschuß eines Charakters (abgesehen von One Shots, wo die Geschichte auch mit dem Tode der Charaktere endet, zb CoC-Abenteuer auf RPG-Conventions) ist doch eher das, was ein Charakter erlebt und erzählen kann.


    Wobei ich dann einfach mit "man stirbt durch Dummheit, nicht durch Würfelpech" das alles beende. ;-)


    SYL

  • "apple" schrieb:


    Absolut richtig. Tote Charaktere sind langweilige Charaktere. Was viel interessanter ist als der Abschuß eines Charakters (abgesehen von One Shots, wo die Geschichte auch mit dem Tode der Charaktere endet, zb CoC-Abenteuer auf RPG-Conventions) ist doch eher das, was ein Charakter erlebt und erzählen kann.


    Wobei ich dann einfach mit "man stirbt durch Dummheit, nicht durch Würfelpech" das alles beende. ;-)


    SYL


    Sehe ich ähnlich. Tote Chars sind langweilig.
    Daher ist es "gehaltvoller" dem Magier statt dem Tod den verlust eines Armes angedeihen zu lassen. ODer eben ein Stück Cyberware.
    Dann hat der Magier doch erst recht was zu erzählen.


    Oder ist der Char nur ein "unpersönliches Zahlenkonzept", welches auf die 0,4 Essenz angewiesen ist, um noch höhere unpersönliche Zahlen zu erlangen?
    Oder doch eher ein Char, welcher eine wenn auch tragische Geschichte erzählen kann?


    MfG SirDrow

    Albert Einstein: "Es gibt zwei Dinge die unendlich sind: Das Universum und die Dummheit der Menschen. Aber beim Universum bin ich mir nicht so sicher.

  • "SirDrow" schrieb:

    Dann hat der Magier doch erst recht was zu erzählen.


    Aber leider nur Dinge, die niemand hören will.

    "SirDrow" schrieb:

    Oder doch eher ein Char, welcher eine wenn auch tragische Geschichte erzählen kann?


    Nicht schon wieder ein Emo-Burnout.

    In a free society, diversity is not disorder. Debate is not strife. And dissent is not revolution.

    George W. Bush

    And while no one condones looting, on the other hand one can understand the pent-up feelings that may result from decades of repression and people who've had members of their family killed by that regime, for them to be taking their feelings out on that regime.

    Donald Rumsfeld

  • Das ist einfach auch eine Frage der Hoheitsrechte, und die sind je nach Gruppe und Spielstil unterschiedlich zwischen SL und Spieler verteilt.


    Das GNS-Modell als Krücke nehmend, ohne es in seiner gesamten Tragweite zu akzeptieren, hat der Spieler beim Narrativismus mehr Rechte an seinem Charakter als beim Simulationismus, immerhin geht es beim NAR orrangig im die Charakterdarstellung, während der Gamismus mit seinem Wettkampfaspekt auf eine faire Verteilung der Rechte abzielt (ins Blaue hinein gesprochen, man kann GNS auch anders sehen).


    Was ich damit sagen will: jeder setzt andere Schwerpunkte, was eine andere Verteilung der Rechte impliziert. In meiner Runde wird Plot gewünscht, eine spannende Handlung wird von mir als SL erwartet, dafür werden mir als SL auch gewisse Zugriffsrechte zugestanden, solange sie innerhalb der Spielwelt plausibel sind (so dass eine willkürliche Entführung der Charaktere grundsätzlich denkbar bleibt, weil es plausibel ist, dass dies geschehen kann, solange der Aufwand, den der böse Kon damit betreibt, dem Ertrag für ihn entspricht. Ich erinnere mich mit Grausen an die 20 Thorwaler-Leibwache, durch die uns 1.Stüfler-DSA-Helden der Handelsherr zur Übernahme des Auftrags gezwungen hat ... warum er nicht seine 20 Thorwaler geschickt hat, von denen jeder einzelne der gesamten Heldengruppe überlegen war, ist bis heute schleierhaft.)
    Die Verwandlung des Deckers in einen Magier ist nicht plausibel, weil solch spontane Veränderungen weder im Hintergrund dokumentiert sind noch regeltechnisch erklärbar sind. Eine Entführung der Runner ist zumindest hintergrundtechnisch und regeltechnisch erklärbar (auch wenn ich für mein Szenario von dem Konzept mittlerweile abgekommen bin, weil die Diskussion hier plottechnisch spannendere Optionen aufgezeigt hat.)
    Eine andere Runde wird andere Schwerpunkte setzen, von den SCs initiierte Plots bevorzugen, und da wäre es für die Story tötlich, wenn der SL den Spielern die Handlungsinitiative rauben würde.



    Zitat

    Nicht schon wieder ein Emo-Burnout.


    Geschmacksfrage und somit nicht verallgemeinerbar

  • "Finarfin" schrieb:

    Geschmacksfrage und somit nicht verallgemeinerbar


    Dass sowas einen Bart in Kilometer-Länge hat ist keine Geschmacksfrage.

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    George W. Bush

    And while no one condones looting, on the other hand one can understand the pent-up feelings that may result from decades of repression and people who've had members of their family killed by that regime, for them to be taking their feelings out on that regime.

    Donald Rumsfeld

  • Tragische Geschichten im Rollenspiel kenne ich erst seit Mitte oder Ende der 90er Jahre, ist also noch relativ jung.
    Und deine Aussage hörte "Nicht schon wieder" sich danach an, dass es zu oft schon vorgekommen sei, und diese Wertung ZU oft, ist wieder die Geschmacksfrage.
    Ich kenne Leute, die von tragischen Geschichten nicht genug bekommen können.

  • Was die "tragik" angeht - wenn ich einen Charakter spielen will, der nicht vor Selbstmitleid zerfliesst, dann spiele ich nicht mit einem SL, der mir Tragik aufdrängen will. Im besten Fall wird das ganze dann ignoriert und/oder schnellstmöglich behoben (Ich lass mir den Arm klonen, SL), im schlechtesten Fall war das der letzte Run des SLs für mich.

  • "SirDrow" schrieb:


    Daher ist es "gehaltvoller" dem Magier statt dem Tod den verlust eines Armes angedeihen zu lassen. ODer eben ein Stück Cyberware.


    Ein Arm kann einfach wieder angeklont werden. Essenz nicht.


    SYL

  • In SR4 schon... nur die Magie muss mit Karma wieder gekauft werden.


    Der Punkt ist, kein Spieler würde es aktzeptieren wenn der SL ihm sagt: "Du, ich nehm Dir mal einfach so weil ich es lustig finde X Karma, Y Geld und Z Monate des Charakters weg. Nein, Du hast keine Möglichkeit das zu verhindern."

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    Donald Rumsfeld

  • Ok, ich korriegiere mich: Essenztherapie ist ein nettes Hintergrundelement, aber im eigentlichen Spiel für Spielercharaktere ungefähr genauso bedeutsam wie die verlängerte Lebensspanne für Elfen: will man es ausspielen, wars das mit dem Charakter.


    Was Essenzverlust am Ende kaum für eine gute Geschichte taugen läßt.


    SYL

  • "SirDrow" schrieb:

    1. Ja der SL spielt den Char. Aber Aufgrund von etwas das die Spieler "verbockt" haben. Das hat so ein Implantat nunmal an sich.


    Geanu das ist es, was ich bemängele. Als Spieler würde ich mich da schon fragen, warum ich mir das anhöre, wenn ich stattdessen was interessanteres machen könnte. Spuckebilder malen, Popelmännchen bauen. Wenn der SL ne geschichte erzählen will und mein Beitrag dabei so wenig gefragt ist, kann er mir das fertige Produkt auch einfach per mail schicken, so dass ich es mir zwischendrin mal anschaue, wärend ich mir bereits nen neuen Char baue.

    Zitat

    2. Du kannst anschliessend zum nächsten Doc gehen. Doch wenn du selber daran denkst dich auf fremde Cyberware untersuchen zu lassen, übernimmt der Chip mal wieder und verindert dass du dich untersuchen lässt.


    Ja, das macht die Sache besser. Wo war doch gleich das Ziel dieses Rafinierten Plots?

    Zitat

    3. Das "Was" muss nicht so offensichtlich sein. Es kann viele Ursachen im SR Universum haben. Kommt auf die "Verpackung" an. Wenn du das als SL so platt beschreibst wie es hier steht, werden deine Runner die Antwort nach 1 min haben. Wenn du es aber noch was ausschmückst... Nachrichten über:
    - Shedim, welche Magier bewohnen
    - ein Cyberoc welcher von einem Junky auf offener Strasse gerippt wurde um seine Medikamente zu stehlen.
    - Ein Leck in einer AGC Fabrik, bei dem eventuell bewusstseinsverändernde Chemikalien ins Trinkwasser gelangt sein könnten.


    Und schon denken deine Runner in eine ganz andere Richtung.


    Nicht, dass man da dann ne nenneswerte Chance hat, weiter zu kommen. Wie gesagt, was soll das ganze eigendlich bringen, außer dem SL, der die SCs so unter seiner Fuchtel hat, nen Mords-Ständer, weil er so viel mächtiger ist, als die Spieler?
    Sicher kann das alles passieren. Aber nicht alles, was passieren kann, gibt auch ne gute Geschichte für ein RPG.


    Zitat

    Ein Racherun wird es dennoch werden. Und Kolatteralschäden an Essenz, connections, Stolz, Ehre und Strassenruf wird es definitiv geben. Doch SR ist nunmal oft Schmutzig und Abartig.


    Kann man aber auch 3000 mal besser darstellen, diesen Fakt. Vor allem in einer Art und weise, bei der die Spieler nicht nur Zaungäste der SL-Ego-Tour sind. Und vor allem sollte man vorher klären, dass sowas auch ok ist. Denn hinter nem SC steckt nunmal unendlich viel mehr Herzblut und Mühe, als hinter nem x-beliebigen NSC.

    Zitat

    Wenn die Spieler einfach so Famielienväter abknallen, welche einen ehrlichen Beruf gewählt haben als Konzerngardist (dein Freund und Helfer) sollen sie sich nicht wundern wenn ein grosser dicker Konzern keinerlei Skrupel mit SINlosen hat.


    Üblicherweise wundern sie sich nicht. Üblicherweise rechnen sie damit.
    Üblicherweise würden sie gegen solch einen massiven geschäftsschädigenden Vertrauensbruch, wie den hier von BuMoNa beschriebenen Vorkehrungen treffen, wenn man sich OP darüber einig ist, dass sowas möglich ist. zB würden in meiner Gruppe die SCs sich niemals zeitgleich alle unters Messer legen und wenn dann nicht bei den selben Ärzten.
    Und schon muss man wieder ne Menge "die wussten, dass ihr das tun würdet" bemühen.


    Zitat

    Veto!
    [...]


    Hättest du dir die Mühe gemacht, die 2 Posts darunter zu lesen, hättest du dir diesen Absatz sparen können


    So oder so letztlich bleibt für mich die Tatsache: Ein Spielabend, bei dem Der SL meinen Charakter steuert, ist meine Anwesenheit nicht wert.

    "As the sagest of sages have said: Not attempt to male-bovine defecate unto a male-bovine defecator!"
    -the fusion-phallused violator of worlds
    "Oil the squids, I'm going in!"
    -the dreaded captain Fang

  • "apple" schrieb:

    Ok, ich korriegiere mich: Essenztherapie ist ein nettes Hintergrundelement, aber im eigentlichen Spiel für Spielercharaktere ungefähr genauso bedeutsam wie die verlängerte Lebensspanne für Elfen: will man es ausspielen, wars das mit dem Charakter.


    Tatsächlich ist es durchaus machbar - jeden Monat sind 7 Tage Klinkaufenthalt nötig und Unterbrechungen bis zu zwei Monaten möglich.
    Natürlich ist die Rate von 0,1 pro Monat immernoch mies.



    Apropos BuMoNa: Eine ordentliche SIN nehmen, den Fall einem anderen BioTech-Kon der Wahl als Marketing-Vorlage präsentieren und BuMoNa auf dicken Schadensersatz verklagen.
    Die Welt ist eben auch für Konzerne dreckig und gemein.

    In a free society, diversity is not disorder. Debate is not strife. And dissent is not revolution.

    George W. Bush

    And while no one condones looting, on the other hand one can understand the pent-up feelings that may result from decades of repression and people who've had members of their family killed by that regime, for them to be taking their feelings out on that regime.

    Donald Rumsfeld

    Einmal editiert, zuletzt von Rotbart van Dainig ()