[IP] Electric Dreams

  • -1878-


    Als Nairi sich so plötzlich mit Mike in Bewegung setzt, zieht Simon in einer fließenden Bewegung die MP an ihrem Trageriemen vor seine Brust. Mit beiden Händen an der Waffe macht er ebenfalls zwei Schritte nach vorn, um sich vor der Gruppe zu postieren. Die Ganger im Rücken gefallen ihm zwar nicht allzusehr, doch bislang sind sie überraschend freundlich und kooperativ. Die Wohnung erscheint ihm die größere potentielle Gefahrenquelle. Am liebsten würde er den beiden weiter folgen, doch er weiß nicht, was die Magierin vor hat. Da es anscheinend nicht Teil ihres Plans ist, dass noch jemand mitkommt, bleibt er lieber hinten.


    Als sie ihre Erkenntnis dann mitteilt und Indra sich an der Tür positioniert, folgt Simon. Er stellt sich hinter Indra auf. Bei potentiell magischen Gefahren scheint ihm diese Reihenfolge sinnvoller zu sein. Gleichzeitig teilt er dem Team jedoch mit: <<Wartet noch.>>
    Dann dreht er sich zu den Gangern um: "Wisst ihr noch mehr darüber, was für unheimliche Dinge hier vor sich gehen sollen?"


    Nachdem sie das Gebäude jetzt so offen betreten hatten und ganz frei vor der Tür gewartet hatten, sieht Simon auch keinen Grund mehr, jetzt blitzartig zuschlagen zu müssen. Dagegen hätte er wirklich gern eine Vorwarnung, falls sie wieder in irgendwelche Besessene hineinlaufen könnten.

  • -1879-


    Mike war ein wenig überrascht, als Nairi plötzlich die Führung übernahm und den trostlosen Gang hinabmarschierte. Ihr Blick hatte ihm jedoch genügt, um sich direkt neben sie zu setzen, wobei er den Defiance-Taser in seine Hand nahm, um mögliche Ziele schnell ausschalten zu können. Der Hausflur war beengt genug, dass er sich so bereits nur mit ein wenig Mühe bewegen konnte, das Sturmgewehr war also nicht passend für die Situation.


    Perplex betrachtet der Troll die zierliche Elfe, als diese auf anscheinend magische Weise das Zimmer auspionierte. Aber wozu habe ich denn meine Technik? Die hilft manchmal auch wie Magie ... dachte er sich und versuchte, mit seinen Radarsensoren ebenfalls einen Überblick über die Situation hinter der besagten Tür zu bekommen. Indra positionierte sich wie immer passend, so dass Mike die andere Seite der Tür übernahm und ihm und Simon sein Okay signalisierte.


    "Nairi, Sie treten jetzt besser einen Schritt zurück, zu ihrer eigenen Sicherheit!" murmelte Mike leise zu ihrer Begleiterin, dann blickte er sich noch nach Lak um, damit auch der kleinen Thai keine unmittelbare Gefahr drohte.

  • -1880-


    Simon hat bereits beim Durchschreiten des Korridors festgestellt, dass die Jade Blades sich zurückgehalten haben. In einigen Metern Entfernung zu den sich positionierenden Runnern haben sie verharrt und warten nun wachsam ab, wie die Fremden mit der "Bedrohung" umzugehen gedenken. Haben sie Angst? Simon ist sich nicht sicher. In einigen Gesichtern meint er tatsächlich einen Anflug von Furcht erkennen zu können, obwohl jeder der Ganger sein Bestes gibt, diese vor den anderen zu verbergen. Vielleicht entspricht dieses Verhalten aber auch einfach nur dem kulturell geprägten Respekt gegenüber jedwedem magischen Phänomen, den die meisten Menschen in diesem Teil der Erde zu haben scheinen. Anstatt ihm zu antworten, ist es dann auch nur ein verneinendes Kopfschütteln, das Simon von Hernanto erntet. Simon glaubt nicht, dass die Ganger - sollte tatsächlich ein Kampf ausbrechen - an ihrer Seite kämpfen werden, sofern sie nicht selbst Ziel eines Angriffs sein sollten.


    Dann hat sich die Truppe positioniert. Lak und Nairi sind ein Stück nach hinten getreten, um Mike, Simon und Indra freie Bahn zu lassen. Der Radarsensor hat keinerlei Probleme damit, die Außenwandstruktur zu durchdringen und damit ein Abbild des Inneren zu konstruieren, an dessen eigentümliche Beschaffenheit sich Mike noch immer etwas gewöhnen muss. Wie auch in seiner natürlichen Wahrnehmung, sind es vorerst Bewegungen, die Mikes Aufmerksamkeit fesseln. Blitzschnell huscht etwas durch den Raum, doch nach einer minimalen Anspannung seiner Muskeln, erkennt Mike, dass es sich nur um eine kleine Eidechse gehandelt hat. Er hat diese Tiere nun bereits sehr oft in indonesischen Häusern bemerkt, sei es bei Waffenschieber Hermann, dem Magier Soethardja oder gar in ihrer Bleibe auf Bali. Nachdem die Eidechse verschwunden ist, nimmt sich Mike deshalb etwas mehr Zeit, die ansonsten bewegungslose Szenerie zu erfassen. Der Raum hinter der Tür besitzt ansehnliche Ausmaße und scheint bis zur Gebäudeaußenwand zu reichen. Vier Türen, zwei rechts und zwei links gelegen, gehen an den Seitenwänden ab und führen zu insgesamt vier, vermutlich gleich großen Räumen. Die ersten beiden zu seiner linken und rechten Seite, kann Mike als leer einstufen, während es ihm allerdings nicht möglich ist, die Wände zu den dahinter gelegenen Räumlichkeiten ebenfalls zu durchdringen. Im Hauptraum stehen nur wenige Möbel, und auf dem Bett, das direkt unter dem Fenster an der Außenwand aufgestellt ist, ruht eine einzelne Person. Da der Radarsensor selbst Mikrobewegungen wahrnimmt, erkennt Mike, dass die Person, die mit dem Rücken zur Tür liegt und von irgendwelchen Tüchern eingehüllt zu sein scheint, über Atmung verfügt und damit als lebendig einzustufen ist. Allerdings erkennt der Troll weder Waffen noch Implantate.

  • -1881-


    Mike war angespannt. Als die Eidechse durch sein "Blickfeld" huschte, steigerte sich dies noch, dann verschwand das Reptil jedoch. Allerdings beruhigte das den Troll nicht wirklich, eher im Gegenteil. Klar kannte er die kleinen Echsen jetzt schon seit einiger Zeit hier in Asien, jedoch hatten ihn die Erlebnisse der vergangenen Monate stark geprägt. Noch vor gar nicht allzu langer Zeit hätte er auch simplen Hühner kaum Beachtung geschenkt, aber die alptraumhafte Szene in dem Dorf würde noch lange nachhallen. Daher frustrierte es ihn, dass der Gecko wieder aus seinem Sichtfeld verschwand, denn im schlimmsten Fall musste er auch von dieser Seite mit einer Gefahr rechnen.


    Mit Hilfe des TacNets und der Mapsoftware versuchte er per DNI, eine grobe Karte der Wohnung zu erstellen, markierte natürlich die Position des Menschen, jedoch auch die letze bekannte Position der Eidechse. Dann schickte er die Karte zusammen mit einer Aufnahme per PAN an den Rest bzw. speiste die Karte ins TacNet ein.


    << Okay, es sieht erst mal nicht nach einer unmittelbaren Bedrohung aus. Ich schlage vor wir versuchen unbemerkt einzudringen um mehr herauszufinden. Lak, kannst du versuchen das Türschloss zu hacken? Ich kann die Tür zwar bestimmt eintreten, das würde jedoch massiv Aufmerksamkeit auf uns ziehen. >> schickte er noch als Nachricht hinterher.


    Puh! Ich hoffe das Lebenszeichen ist Croaker ... ging es ihm durch den Kopf, auch wenn der Gedanke ihn nervös machte. Wie würde der Rabenschamane auf sie reagieren, falls sie ihn tatsächlich bereits gefunden hätten?

  • -1882-


    Schnell stellt Lak fest, dass das Türschloss kein WiFi-Signal ausstrahlt und deshalb vermutlich nur über eine Kabelverbindung erreichbar ist. Falls es überhaupt mit irgendetwas verbunden ist. Allerdings erkennt Lak sofort, dass es ein recht altes und günstiges Modell ist, dass sich ohne größere Probleme auf manuelle Art knacken lassen sollte.

  • -1883-


    Lak macht sich an die Arbeit. Ihr elektrisches Werkzeugset leistet ihr wie immer gute Dienste, und bereits wenige Sekunden später hat sie die Abdeckung des Magschlosses entfernt und macht sich an der inneren Elektronik zu schaffen. Mike und die anderen spannen ihre Körper an, sind zu allem bereit. Dann öffnet sich die Tür. Die Wohnung, die sich dahinter öffnet, ist genauso verwaist, wie Mike sie durch seinen Radarsensor wahrgenommen hat. Ein einzelnes Bett steht unter dem Fenster an der gegenüberliegenden Zimmerseite. Die Gestalt, die dort ruht, ist in Tücher gehüllt - aber sie lebt. Mike, und dann auch die anderen, erkennen rabenfederschwarzes, langes Haar. Feine Gesichtszüge enthüllen das Antlitz einer jungen Javanin, und dann wird Mike auch klar, wo er die Frau schon einmal gesehen hat: damals im Golden Palace, als Croaker seinen Posten verlassen hatte, um mit ihr zu flirten. Später hatte sie Croaker zu Kebatinan-Sekte Gerhana und ihrem Anführer geführt. Tarminah - das war ihr Name.

  • -1884-


    Lak umklammert ihr Surya Majapahit-Schutzamulett und flüsstert ein Schutzgebet an die Geister.
    "Mai chai, das ist ganz schlecht. Wir kennen diese Frau. Sie ist vom Bösen befleckt. Lasst uns lieber das Kommlink suchen und verschwinden." flüsstert sie Nairi zu.
    Furchtbare Erinnerungen an ihre Entführung steigen in ihr hoch. Wer weiss ob sich Tarminah nicht gleich erhebt und sie als Besessene angreift?
    Sicher würden die Jade Blades die junge Dame gerne loswerden und die ASPS sie befragen ... aber alles in Lak sträubt sich dagegen Tarminah mitzu nehmen. Dafür war sie dem Kult zu nahe auch wenn sie unschuldig war.

    Charaktere können auch nach der Charaktererschaffung schwanger werden, allerdings erhalten sie dadurch keinen Karmabonus.
    (Schattenhandbuch 2, Seite 165)

  • -1885-


    Tarminah? Hier? ging es Mike durch den Kopf, als sie endlich eine visuelle Bestätigung hatten. Er bemerkte Laks Erschauern, was er der kleinen Thai aber keineswegs verübeln konnte. Auch er hatte noch Bilder des Rituals im Kopf, das Lak fast das Leben gekostet hatte. Und Tarminah war es gewesen, die Croakerscheinbar für die Sekte rekrutiert hatte. Vielleicht nicht nur ganz "scheinbar"? Wer weiß ...


    Laks Plan konnte er aber nur begrenzt zustimmen.


    "So ka, das Commlink ist sicher Ziel Nummer eins. Ich würde Tarminah aber gern zwei oder drei Tranq-Patches verpassen und sie mitnehmen. So könnten wir in einer sicheren Umgebung befragen, sie weiß bestimmt mehr über Croaker!" erwiderte er daher. Mit der Rückendeckung durch Simon und Indra war sich der Troll sicher, dass Tarminah keine zu große Gefahr darstellte. Bei ihrem ersten Treffen hatte sie zumindest nicht den Eindruck gemacht.


    Plötzlich kam ihm noch eine Idee:
    "Nairi, kannst du bitte einen Blick auf die Aura - ist das das richtige Wort? - Frau werfen? Dann wissen wir besser, wie gefährlich sie eventuell ist. Als Alternative zu den Tranq-Patches bleibt ja der Einsatz von Tasern oder Schocker-Munition. Nur wären mir die Patches wesentlich lieber." Er würde nur ungern Waffen gegen Tarminah einsetzen, auch weil dies die Situation sicher nicht verbessern würde, falls sie ihren alten Kameraden wiederfanden. Zumindest schien Croaker bei ihrer letzten Begegnung gegenüber Tarminah ziemlich aufgeschlossen, es war also nicht auszuschließen, dass die beiden irgendeine Art von Beziehung verband.

  • -1886-


    Fasziniert mustert Nairi die in Tücher gehüllte Frau, ohne sich ihr dabei zu nähern. Als Mike sie anspricht, nickt sie nur. Sofort spürt der Troll, wie der Körper der Elfe erschauert. Ihre Stimme klingt leise, fast ein wenig verunsichert.


    "Sie ist nicht besessen, aber... sie... irgendetwas Düsteres durchdringt ihre Aura... ."


    Versucht die Elfe das Ergebnis ihrer astralen Wahrnehmung zu beschreiben, welches sich offensichtlich nur schwer in Worte kleiden lässt.


    Dann regt sich Tarminah. Selbst Mike kann nicht verhindern, kurz zusammen zu zucken.


    >> Der Boden... <<


    Gibt Indra, der mit allem zu rechnen scheint, aber dennoch wie immer stoische Ruhe bewahrt, über das Gruppennetzwerk weiter. Und jetzt wird Simon und Mike auch klar, was ihr Freund meint. Der Boden direkt vor und unter dem Bett ist mit einer dunklen, eingetrockneten Substanz benetzt - mit Blut.


    Als Tarminah sich zu bewegen beginnt, gleiten die Tücher von ihrem Körper, als würde die Frau aus einer feinen, sie umgebenden Membran hervorkommen. Bereits wieder versiegte, lange Schnitte verunstalten ihre hübsche Haut. Ihr langes, schwarzes Haar rutscht zur Seite, offenbart ihr Gesicht. Dann öffnet sie die Augen.

  • -1887-


    Beim Betreten der Wohnung fühlt Simon eine routinierte Anspannung. Nicht zu viel und auch nicht zu wenig. Optimale körperliche Leistungsfähig, ohne die Feinmotorik zu verlieren. Zügig sichern die Runner die Wohnung. Da es anscheinend keine anderen Ziele gibt, richtet er seine MP aus ca. drei Meter Sicherheitsabstand auf das Bett. Dann trifft es ihn. Tarminah. Die Erinnerungen an den Kult und an die Besessenen. Etwas "Düsteres" in ihrer Aura. Simon spürt, wie sich sein Herzschlag schlagartig beschleunigt. Mit so etwas hatte er nicht unmittelbar gerechnet. Er ist sofort Mikes Meinung. Tranq-Patches und dann weg. Sie würden mit ihr reden müssen, doch er möchte sie zunächst fesseln. Diese Besessenen waren ihm nur allzu lebhaft noch vor Augen. Dann der nächste Eindruck. Der Boden voll getrocknetem Blut. Wie hatte er das im erste Moment übersehen können?


    Als Tarminah sich bewegt und plötzlich ihre Augen öffnet, handelt er sofort. Ohne auch nur einen Sekundenbruchteil zu zögern, feuert er einen Schuss der Schockermunition auf ihren Oberkörper ab. <<Schock-Munition.>>, meldet er roboterhaft, während er inständig hofft, dass ihr Körper einfach wieder schlaff auf das Bett zurück fällt.
    Scheiße, scheiße, scheiße...

  • -1888-


    Drek!" entfuhr es Mike, als Tarminah seinen Plänen einen Strich durch die Rechnung machte und sich den ungünstigsten Moment zum Erwachen aussuchte. Zumindest hoffte Mike inständig, dass sie einfach nur erwachte und nicht irgendwelche Magie im Spiel war.


    Gott sei Dank hatte er den Taser noch immer in der Hand, so dass er feuerbereit war. Seine Cyberware sprang sofort auf Anschlag und er spürte, wie sich die Welt noch ein Stückchen zu verlangsamen schien. Augenblicke schienen sich auszudehnen, als er neben sich Simon die MP hochreißen und feuern sah. Die Info über die Schockermuni bekam Mike noch gar nicht bewusst mit, während er den Taser ausrichtete, für einen Sekundenbruchteil zielte und dann die Nadeln auf ihren Weg zu Tarminah schickte.


    Bitte lass es wirken! ging es ihm durch den Kopf, denn er wollte nur höchst ungern schwerere Geschütze auffahren. Und falls Tarminah wirklich in irgend einer Form besessen war, wäre ein Nahkampf auch keine sonderlich gute Idee. Andererseits waren sie drei zu eins in der Übermachte, die Frauen nicht mit eingerechnet.

  • -1889-


    Mikes und Simons Bewegungen sind dermaßen schnell, dass Lak und Nairi zuerst gar nicht realisieren, was eigentlich geschieht. Auch Tarminah scheint nicht wirklich wahrzunehmen, wie die beiden Runner sie ins Visier nehmen. Noch ehe auch nur die geringste weitere Regung in ihren Körper gekommen oder gar ihre Augen vollständige geöffnet sind, treffen sie auch schon die beiden unterschiedlichen Geschosse. Simons Kugel schlägt zuerst in die junge Frau ein, aber Mike reagiert derart schnell auf die Handlung seines Kollegen, dass der Abstand, in dem die beiden Angriffe erfolgen, keinerlei Relevanz besitzt. Tarminah versucht erst gar nicht, dem Angriff zu entgehen. Ihr Körper zuckt zusammen und bäumt sich dann noch einmal auf, als die Tasernadel sie trifft. Sich verkrampfend, rollt Tarminah über, fällt vom Bett und schmettert unsanft auf den rauen Boden. Dann erschlaffen ihre Bewegungen. Eine ihrer Wunden ist wieder aufgeplatzt und beginnt zu bluten.
    Indra ist blitzschnell bei ihr. Den Kris griffbereit, geht der Javane in die Hocke und legt seinen rechten Zeigefinger an ihren Hals.


    "Sie lebt."

  • -1890-


    Erleichtert registriert Simon, dass Tarminah wie eine völllig normale Frau auf die Projektile reagiert. Ohne die MP loszulassen holt er mit einer Hand das mitgeführte Paar Handfesseln aus der Cargotasche seiner Hose. Dem Stahl traute er bei der Gefahr von Besessenen noch eher als schlichten Kabelbindern. Er wirft sie zu Indra hinüber: <<Die Hände auf den Rücken und eng zu, bitte>> Diesen Besessenen würde er auch zutrauen, die Hände einfach mit Gewalt herauszureißen und sich dabei selbst zu verletzen. Unter diesen Umständen ist Simon inzwischen sofort bereit, auf die übliche Rücksichtnahme zu verzichten.


    Zwar hatte Nairi behauptet, die Frau sei nicht besessen. Doch nicht vertraut er ihrem Urteil nicht gänzlich. Wer weiß schon, ob sie auch genau diese Art von Besessenheit identifizieren kann? Oder ob diese "dünstere Durchdringung" sowas wie eine "Vorbereitung" sein könnte? Irgendwas mit "Gefäßen" und Ritualen war jedenfalls immer wieder im Gespräch gewesen. Jetzt hätte Simon gerade Croaker hier und sicher auf ihrer Seite. Der hatte schon öfter mit genau diesen Personen zu tun gehabt. Auf dessen Urteil würde er sich eher verlassen. Leider steht dies bei ihrem jetztigen Auftrag natürlich völlig außer Frage.


    Allerdings erinnert Simon sich noch an eine von Croakers Warnungen, bevor sie sich damals getrennt hatten: <<Nairi, kannst du den Astralraum im Auge behalten? Croaker hatte uns mal gewarnt, dass dieser Kult uns am ehesten von dort beobachten würde.>>


    Angespannt wartet er ihre Reaktion auf die plötzlichen Ereignisse und die Bitte ab. Taugt ihre neue Begleiterin nur als Wissenschaftlerin oder kann sie auch unter Stress und Hektik einen kühlen Kopf bewahren? Diese Szene könnte einen ersten Eindruck bieten.


    Sobald sich die Lage minimal beruhigt, überlegt Simon, ob einer von ihnen auf dem Flur nach den Gangern sehen sollte. Er möchte sie hier nirgendwo dazwischen haben. Dann erinnert er sich jedoch an die neugewonnene Ware und versucht mit dem Radarsensor auszumachen, ob sich die Gruppe bewegt oder immer noch wartet.

  • -1891-


    Für einen kurzen Moment scheint es, als könne sich Nairi nicht mit ihrem Blick von der auf dem Boden liegenden Tarminah lösen, doch dann nickt sie entschlossen und lässt ihre Wahrnehmung erneut auf die Astralebene gleiten.


    "Es ist niemand im Astralraum."


    Antwortet sie kurze Zeit später.


    Derweil hat Indra die Handschellen von Simon entgegen genommen und Tarminah entsprechend fixiert. Zögerlich nähert sich Lak dem Ort des Geschehens und versucht, nicht auf die nun gefesselte Tarminah zu blicken, während sie mit ihren Blicken das Zimmer nach Croakers Kommlink absucht. Als sie die Tasche entdeckt, die hinter der kleinen Bettkommode ruht, nähert sie sich und wirft einen Blick hinein. Dort liegt das Gerät - scheinbar unversehrt. Ansonsten enthält die Tasche allerdings wenig Interessantes - nur Kleidung, Hygieneartikel und dergleichen. Noch immer ist die Truppe alleine im Raum. Die Blades sind nicht näher herangekommen und scheinen abzuwarten, was Mike und die anderen aus der Wohnung bringen werden.

  • -1892-


    Nun da Tarminah gefesselt war mussten sie sie wohl oder übel mitnehmen. Nach Thai-Art eine Frau die ein schlafendes Geistergefäss war einfach zu ignorieren und liegen zu lassen, funktioniert nun nicht mehr. Schließlich können sie die gefesselte Tarminah nicht den Teufelsratten überlassen. Schlechtes Karma.
    "Mai pen rai, wir müssen sie nun doch mitnehmen. Zumal sie unsere einzige Spur ist. Die ASPS hat doch sicher magisch gut abgeschirmte Räume, nicht wahr Nairi?"

    Charaktere können auch nach der Charaktererschaffung schwanger werden, allerdings erhalten sie dadurch keinen Karmabonus.
    (Schattenhandbuch 2, Seite 165)

  • -1893-


    Nairi nickt zustimmend.


    "Ja, es gibt solche Räumlichkeiten. Ich habe bereits kurz Rücksprache gehalten. Wir können sie nutzen."


    Ihr Blick gleitet noch einmal zu dem nun leeren Bett. Ein leichtes Zittern geht über ihren Körper. Nairi versucht, es sich nicht anmerken zu lassen, doch ist die Elfe innerlich froh, diesen Ort bald verlassen zu können. Auch die anderen, obwohl nicht erwacht, spüren, dass der Wohnung etwas Abschreckendes anheim lastet. Vielleicht ist dies ja einer dieser Orte, die zum Sterben einladen, auch wenn er keine offensichtliche Gefahr birgt.

  • -1894-


    Mike war erleichtert, dass Tarminah so leicht neutralisiert werden konnte. Nachdem Indra die junge Frau mit Simons Handschellen gefesselt hatte, dieser anscheinend die Umgebung überwachte und Lak Croakers Comm gefunden hatte, machte sich Mikhail daran, die aufgeplatzen Verletzungn von Tarminah mit seinem Medkit zu versorgen und ihren generellen Zustand zu prüfen.


    "Ich denke, wir sollten sie so gut wie möglich behandeln und sie möglichst unversehrt zur ASPS bringen." brummte er an niemanden bestimmten gerichtet in die Runde. Der Troll war sich sicher, die zierliche und abgemagerte junge Frau mit Leichtigkeit abtransportieren zu können. Nur der Transport im Bus, unter den stark beengten Bedingungen machte ihm sichtlich Sorgen mit Blick auf die Kurawa und dem dunklen Kult, dem Tarminah beim letzten Mal angehört hatte.


    Wie die Blades auf die Bewusstlose reagieren würden, war ebenfalls noch nicht klar. Aber weg von hier mussten sie, Mike kannte solche Orte aus seinem Leben bei der Vory, der Tod war hier fast greifbar in der Luft.


    "Auch wenn ich nicht denke, dass es noch viel zu finden gibt: Durchsuchen wir die Wohnung noch mal gründlich oder wollen wir gleich von hier verschwinden?" teilte er dem Rest des Teams seine Überlegungen mehr oder weniger direkt mit.

  • -1895-


    "Danke." Erwiedert Simon auf Nairis Auskunft. "Immerhin etwas..."
    Erst als Indra die Frau gefesselt hat, nimmt er die NP herunter, lässt sie aber nach wie vor vor der Brust.
    "Wir sind nur einmal hier. Lasst uns die Wohnung schnell durchgucken und dann weg.", entgegnet Simon auf Mikes Frage.


    Zunächst geht er jedoch zu Tarminah und dem Troll herüber und wirft einen Blick auf die Verletzungen sowie das Bett und die umliegenden Blutspuren. Er überlegt, wie die Verletzungen am wahrscheinlichsten zustande gekommen sind. Anschließend macht er sich daran, die recht leere Wohnung zügig aber methodisch abzusuchen. Dabei achtet er auch darauf, ob der Radarsensor irgendwelche auffälligen Signaturen liefert. Es ist jedoch wirklich kniffelig, die von ihm gelieferten Signaturen zuzuordnen und auseinander zu halten. Was sind Kabel, Was Rohre, wie sehen andere Gegenstände durch diesen Filter hindurch aus? Er würde noch mehr Routine damit brauchen. Deshalb beschränkt er den Einsatz zugunsten der Eile darauf, die von dem Senor gelieferten Bilder kurz mit zu betrachten.

  • -1896-


    Der Rest der Wohnung macht einen ähnlich trostlosen Eindruck wie bereits der Hauptraum, in dem die Runner auf Tarminah gestoßen sind. Es hat nicht den Anschein, als hätte irgendjemand längere Zeit innerhalb dieser Räumlichkeiten verlebt, aber angesichts des Umfeldes kann dieser Eindruck natürlich auch einfach auf den Mangel an Wohlstand zurückzuführen sein. Dennoch gewinnt Simon eher den Eindruck, dass dies nur eine Art Zwischenstation für Croaker gewesen ist - falls er sich überhaupt hier aufgehalten hat. Im Nachhinein lässt sich dies ohnehin nicht mehr bestimmen. Interessanter sind da vielleicht die Wunden, die Tarminahs ansonst schönen Körper zieren.


    Bereits bei ihrem Besuch im "Golden Palace" ist denjenigen im Team, die Croakers Annäherung an die junge Frau beobachten konnten, klar gewesen, dass Tarminah ein Mitglied der hiesigen Oberschicht sein muss. Dies ist sowohl an der Kultiviertheit ihres Auftreten als auch an ihrem äußeren Erscheinungsbild abzulesen gewesen. Der Eintritt in die Kebatinan-Bewegung und ihr anschließender Fall scheint aus ihr durchaus so etwas wie eine Außenseiterin und Ausgestoßene hätte machen können. Als Simon Tarminahs Körper betrachtet, erkennt er ohne größere Untersuchung, dass es sich bei ihren Wunden um tiefe Schnittverletzungen gehandelt haben muss, wie sie beispielsweise durch ein Messer oder eine Schwertklinge hervorgerufen werden. Dennoch glaubt er nicht daran, dass Tarminah in einem Kampf verletzt wurde, denn dafür verlaufen die Schnittspuren zu gerade und fast schon überlegt. Es erweckt viel eher den Anschein, als hätte jemand - vielleicht sogar Tarminah selbst - ihr diese Wunden unter Anwendung eines ganz bestimmten Musters willentlich zugefügt. Handelt es sich um einen Ausdruck von Folter oder gar rituelle Wunden? Letzteres würde die Manifestation sogenannter Blutmagie einschließen, die Simons Gedanken plötzlich enorm zu beunruhigen beginnt. War dies der Makel, den Nairi in der Aura und diesem ganzen Ort erkannt hatte? Sicher ist nur, dass die Truppe hier nicht würde mehr herausfinden können. Es gilt demnach nun, Tarminah sicher abzutransportieren.


    Auf jede mögliche Veränderung wachsam reagierend, macht sich die Gruppe daran, der Wohnung wieder den Rücken zu zukehren. Als Mike die bewusstlose junge Frau auf seinen Schultern nach draußen trägt, entsteht ein kurzer Moment der Anspannung zwischen Runnern und Gangern, der aber glücklicherweise nicht eskaliert. Niemand der Blades stellt bezüglich Tarminah eine Frage, doch es ist sofort zu erkennen, dass sie sie meiden - selbst ihren Anblick. Einige der Ganger begleiten Lak und die anderen wieder durch das Treppenhaus nach unten, wo der Rest der Ganger wartet.

  • -1897-


    Lak ist froh die Wohnung wieder verlassen zu haben. Auch wenn ihr Pi aus dem Astralraum keine Warnung gegeben hat fühlt sie ich mehr als unwohl. Ihre Kehle fühlt sich trocken an. Gab es nicht auf der Hinfahrt diesen Straßenhändler der in Plastiktüten abgefüllte, gesalzene Fruchtsäfte angeboten hat? Hauptsache sie bringen Tarminath schnell von hier weg bevor sie besessen wird. Das kann sie nach Laks Meinung nämlich auch bewußtlos.
    Unten treffen sie auf Hernanto und den schweigsamen Anführer.
    Lak wendet sich an beide: "Wir haben die Quelle des magischen Spuks gefunden und bringen sie hier weg. Euer Gebiet dürfte dann wieder sicher sein."
    Sie hoffte das sie damit recht hat, aber ohne Wirtskörper glaubt sie nicht das die dunklen Geister zurückkehren.

    Charaktere können auch nach der Charaktererschaffung schwanger werden, allerdings erhalten sie dadurch keinen Karmabonus.
    (Schattenhandbuch 2, Seite 165)