[IP] Electric Dreams

  • -1819-


    Die Frau begleitet Mike in das sonnige, großäumige Foyer beim Haupteingang zum Klinik-Komplex. Ihr Gang ist leichtfüßig und passt perfekt in die sommerliche Atmosphäre der Umgebung. Neben Mike wirkt sie wahrlich winzig und zerbrechlich, obwohl ihre Präsenz darunter keineswegs leidet. Mike und seine vermeintliche Auftraggeberin müssen nicht lange warten. Nahezu zeitgleich betreten Mikes Freunde das Foyer aus zwei unterschiedlichen Richtungen.


    Lak und Indra schreiten nebeneinander durch den gläsernen Haupteingang, während Simon aus dem zentralen Korrdidor des Gebäudeinneren kommt, wo er - ebenso wie Mike - seine Genesungstherapie verbracht hat. Beide Gruppen erkennen Mike auf Anhieb, bemerken aber auch die schlanke, rothaarige Frau, die neben dem Troll sitzt und dennoch nicht den Eindruck macht, sie würde Fehl am Platze wirken.

  • -1820-


    Auch wenn es in Wirklichkeit nicht sehr lange her war, so kam es Mike doch wie eine Gefühlte Ewigkeit vor, seit er Lak und Indra gesehen hatte. Die Operationen, das Training und all das hatten ihn ein wenig aus der Wirklichkeit gerissen. Die kleine Thai und den Javane nun wiederzusehen war ein weiteres Puzzleteil für seine Rückkehr in normale Verhältnisse.


    Auch wenn dies unter Asiaten unüblich war, so lagen seine Wurzeln in einer anderen Welt. Also begrüßte er die beiden überschnwenglich herzlich, wobei wohl besonders Lak von seiner neugewonnen Schnelligkeit und der Flüssigkeit der Bewegungen überrascht sein müsste, als er die Thai in seine riesigen Arme drückt, darauf bedacht, sie nicht zu zerquetschen.


    "Hi Lak, hi Indra! Ihr ahnt gar nichtm wie gut es tut, euch zu sehen. Ich sollte euch jemanden vorstellen, der sich für ... einen alten Bekannten interessiert."

  • -1821-


    Lak ist überglücklich den grosen Troll wieder zu sehen. Bei ihrer ersten Begegnung (wie lange ist das schon her?) wurde Mike von Croaker "Einhorn, unser Mann fürs Grobe" genannt. Aber der Troll war einer der besten Freunde die man sich wünschen konnte. Ein Fels in der Brandung der Lak schon oft gerettet hatte wenn sie geistig oder körperlich am Ende war oder auf einem Altar des Bösen geopfert werden sollte.
    Die rothaarige Frau neben ihm regestriert sie kurz (und lässt per WiFi Befehl die Absätze iher Mordez-Schuhe höher werden ohne auch nur die geringste Chance zu haben mit den High Heels der Rotharigen mithalten zu können. Da presst Mike sie auch schon in seine Arme. Arme die jeden Feind zwerquetschen könnten, besonders mit dem Cyberarm, aber genauso sanft ein Kind aus einem brennenden Haus retten könnten.


    Lak bleibt vor wohl auch vor Freunde darum erstmal die Luft weg und muss erst einmal zu Atem kommen als Mike sie wieder absetzt.
    "Na dir scheint es ja wieder gut zu gehen. Es ist schön dich zu sehen, ich hab dich wirklich vermisst. Und wer ist das? Eine neue Freundin?" fragt Lak mit einem Blick auf die Rothaarige.

    Charaktere können auch nach der Charaktererschaffung schwanger werden, allerdings erhalten sie dadurch keinen Karmabonus.
    (Schattenhandbuch 2, Seite 165)

  • -1822-


    Genau wie Mike wird auch Simon geweckt und durch das Klinikpersonal zu einem Schließfach geführt. Darin befinden sich die Sachen, die er bei Antritt der Behandlung mitgebracht hatte. Da der Aufenthalt in der Klinik verhältnismäßig offiziell ist, war das nur die Reisetasche, mit der er bereits eingereist war. Die im Inland besorgte Ausrüstung hatte Indra in Verwahrung genommen. An dem Colt Government hatte Simon zwar Gefallen gefunden, doch er würde die Waffe sowieso nicht zurück in die UCAS mitnehmen können, daher hing er so oder so nicht sonderlich an den Sachen.


    Simon öffnet die Reisetasche und prüft kurz den Inhalt. Wie erwartet sind noch alle Sachen da. Um aus der Klinikkleidung herauszukommen, zieht er sich einen schlichten und vor allem sehr leichten dunkelgrauen Anzug an. Unter dem hellblauen Kurzarmhemd trägt er noch ein Funktionsshirt sowie seine dünne Schutzweste. Wie die meisten seiner Anzüge besteht auch dieser aus einem knitterfreien Stoff, der sich mit wenigen Handbewegungen glattstreichen lässt. Auf eine Krawatte verzichtet Simon.


    Stattdessen befestigt er das Holster für seinen Colt Manhunter am Gürtel der Hose. Es befindet sich auf der Innenseite des Hosenbundes und kaschiert somit die Konturen der Waffe ein wenig. auf der linken Seite des Gürtels zieht er eine Magazintasche für zwei Ersatzmagazine auf. Genau wie Mike lädt er die Waffe mit Gelmunition. Die beiden Reservemagazine sind jedoch mit ExEx-Patronen aufmunitioniert. Den Schalldämpfer für die Waffe steckt er dezent in die Innentasche des Jacketts. Anschließend macht Simon sich auf den Weg zum Ausgang aus der Klinik.


    Während er durch die Gänge geht, achtet er zum ersten Mal genau auf die Effekte seiner neuer Cyberware. Es handelt sich um seltsames Gefühl. Die Informationen fließen direkt in seinen Verstand und werden dort völlig automatisch aufgenommen, doch sein Bewusstsein erinnert sich gut noch an den Zustand vor den Eingriffen, weshalb sich vieles fremd anfühlt. Simon weiß, dass es nur eine Frage von Tagen ist, bis dieser Eindruck verschwindet, doch für den Augenblick bleibt es seltsam.


    Es scheint, als würde er jede neue Bewegung, jede Veränderung noch schneller registrieren. Simon glaubt, darin das Wirken des verbesserten Synapsenbeschleunigers erkennen zu können, auch wenn er dessen wahre Fähigkeiten wohl erst erleben wird, wenn er sich das erste Mal erschrickt. Genauso wird er die verbesserte Muskelstraffung wohl erst bei etwas Sport genauer beurteilen können. Der Input des Radarsensors ist ebenfalls noch fremdartig. In das zugehörige digitale Handbuch ist eine Übungssoftware eingebunden, mit der Simon sich noch näher beschäftigen möchte, um die verschiedenen Signaturen besser beurteilen zu können. Einige schnelle Versuche auf dem Weg zeigen, dass auch der aufgewertete selektive Geräuschfilter eine viel präzisere Filterung von Gesprächen und Geräuschen ermöglicht. Vor allem fällt Simon jedoch auf, dass er all diese neuen Eindrücke gleichzeitig wahrnehmen und beurteilen kann, ohne seine Umgebung völlig aus dem Auge zu verlieren. Bei Menschen mit viel sinnesverbessernder Cyberware ist meist nicht die Technik die Grenze. Vielmehr ist die Schwierigkeit, all den Input gleichzeitig auswerten zu können. Hier scheint die wahrnehmungsverbessernde Bioware ganze Arbeit zu tun, denn obwohl so vieles neu oder anders ist, hat Simon sofort genauso viel Überblick wie vor der OP. Er ist gespannt, wie dieser Effekt erst wirkt, wenn er sich an die neuen Modifikationen gewöhnt hat.


    Als Simon das Foyer betritt, bemerkt er die Gruppe um Mike, Lak, Indra und die unbekannte, rothaarige Frau. Anscheinend wurde Mike zeitgleich entlassen. Zumindest scheint sich seine Kollegen ebenfalls zum ersten Mal seit längerem zu begrüßen.


    Simon schlendert gemütlich zu der Gruppe hinüber, um die gerade stattfindende Begrüßung nicht zu unterbrechen. Sobald ihn jemand sieht, winkt er ihnen jedoch schon beim Näherkommen zu. Er freut sich auf das Wiedersehen. Die Erfolge und Erlebnisse der letzten Zeit wirken immer noch etwas unwirklich. Außerdem befindet er sich auf einem fremden Kontinent fernab der Heimat. Da tut es gut, bekannte und vertraute Gesichter zu sehen.

  • -1823-


    "Na dir scheint es ja wieder gut zu gehen. Es ist schön dich zu sehen, ich hab dich wirklich vermisst. Und wer ist das? Eine neue Freundin?"


    Lak war wie immer der Überschwang in Person. Wo andere Asiaten zurückhaltend an der Grenze zur Schüchternheit waren, war die Kleine ... deutlich extrovertierter, was Mike immer wieder ein Lächeln abrang, wie auch jetzt.


    "Klar geht es mir wieder gut, diese Leute hier in der Klinik sind echte Profis. Ich fühle mich fantastisch!" Er ließ Lak wieder los und macht eine kurze Armbewegung mit der ihm maximal möglichen Geschwindigkeit, die jedem nicht aufgepeppten Menschen den unglaublichen Speed vor Augen führte. Das neue Move-by-Wire-System in Verbindung mit der Geneware sorgte für Reaktionszeiten, die sonst absoluten Chrommonstern vorbehalten waren.


    Laks Fragen berührten aber einen deutlich ernsteren Punkt, welcher das Grinsen auf Mikes Gesicht deutlich verlöschen ließ. Mit einer kurzen Handbewegung deutete Mikhail eine Vorstellung an:
    "Mit einem Namen kann ich leider noch nicht dienen, aber wir sollten uns mit ihr in einer diskreteren Umgebung alle in Ruhe unterhalten."


    Er blieb bewusst nebulös, als er plötzlich Simons gewahr wurde, der wie üblich wie aus dem Ei gepellt aussah und beschwingten Schrittes auf ihre Gruppe zukam. Ja, sie würden sich alle vier mit der Rothaarigen unterhalten müssen, so viel war klar. Vorher begrüßte er aber erst mal den Norm mit einem freundlichen Handschlag. Simon sah absolut fantastisch aus, auch wenn Mike auf den ersten Blick auch mittels des Radarsensors keine neuen Spielzeuge entdecken konnte, die er sich womöglich einbauen hatte lassen. Na ja, er war seit jeher mehr auf dem Bioware-Trip. Aber wenn ich mir überlege, was ich als Belohnung erhalten habe, dann muss er einiges an Tech bekomen haben.


    Über das PAN schickte er seinen drei Kameraden aber schon mal einen kurzen Abriss, damit es sie nicht so kalt erwischte wie ihn, als das Thema auf Croaker kam.
    <<Hi Leute, Namen hab ich echt noch keinen, aber die Frau sucht Croaker. Unsere Freund hat anscheinend bei seiner Recherche in Klungkung etwas mitgehen lassen, behauptet sie. Und ihre Auftraggeber sind zum einen an unserem Rabenschamanen interessiert sowie an den Leuten, die eventuell hinter ihm stehen.>>

  • -1824-


    Indra war wie immer schlicht gekleidet. Seine Haut hatte an Bräune noch etwas zugelegt, was sicherlich dem langen Training geschuldet war. Der Javaner lächelte und senkte sein Haupt, als er Mike und Simon erblickte, blieb aber vorerst stumm - vielleicht auch wegen Mikes Begleitung. Die fremde Rothaarige schien ehrlich erfreut, die Gruppe versammelt vorzutreffen. Sie ließ wieder ihr umwerfendes Lächeln aufblitzen.


    "Sie haben Recht. Jetzt, wo wir alle beisammen sind, wäre es nicht schlecht, sich auch namentlich zu kennen. Sie können mich 'Merah' nennen. Ich weiß, es ist wenig kreativ, aber es passt doch ganz gut und lässt sich leicht merken."


    Mit der Farbe Rot, und nichts anderes bedeutete das Wort nun einmal, konnte man die Frau allerdings zweifelsohne leicht in Verbindung bringen.


    "Ich war so frei und habe uns einen kleinen Konferenzraum gemietet. Die Klinik bietet auch diesbezüglich einen erstklassigen Service."


    Dann ging Merah voran, führte die Gruppe in einen etwas abseits gelegenen Nebentrakt, der vom Durchgangsverkehr unbeachtet schien. Eine der identisch aussehenden, schlichten, aber modernen Türen öffnete sich lautlos und offenbarte einen angenehm klimatisierten Konferenzraum, der mit allem Nötigen ausgerüstet war. Auch hier hatte man Pflanzen in das architektonische Gesamtbild integriert, was den Raum deutlich aufwertete.


    Merah nahm an dem blank polierten, kreisrunden Tisch Platz und fuhr sich mit einer routinierten Geste durch den vollen, roten Haarschopf. Als alle Platz genommen und die Tür sich geschlossen hatte, nahm ihr Gesicht plötzlich einen geschäftsmäßigen Zug an, der Mike beim kurzen Gespräch vorhin absolut abwesend erschienen war. Auch ihre Stimme klang nun eine Nuance kühler und neutraler, wenn auch immer noch recht angenehm.


    "Ihr Freund, Croaker, wird gesucht. Und das mit gutem Grund. Allem Anschein nach hat er etwas aus der Bibliothek der Raja in KlungKung gestohlen und ist damit verschwunden. Wir sind sehr daran interessiert, Sie für diese Mission, also Croakers Auffinden, zu gewinnen. Wir möchten Sie ungerne in einen Gewissenskonflikt bringen. Daran ist uns nicht gelegen. Deshalb sage ich Ihnen gleich, dass wir an Croaker selbst nicht direkt interessiert sind, sondern daran, wer hinter diesem Raub steckt und welche Verbindungen der Rabenschamane unserer Vermutung nach aufgetan hat."

  • -1825-


    Simon begrüßt die anderen Runner freundlich, doch aufgrund der Anwesenheit der rothaarigen Frau ist er zunächst ebenfalls etwas zurückhaltend. Mikes Nachricht lässt er sich äußerlich nicht anmerken, während er kurz antwortet: <<Na, das geht ja gut weiter.>> Bei diesen Neuigkeiten hat Simon sofort ein ungutes Gefühl in der Magengegend. Insgesamt ist er mit den letzten Aufträgen sehr zufrieden, denn es war ein gutes Gefühl, auf der "richtigen" Seite zu stehen. Diese Sache klingt dagegen sofort nach Ärger mit jemandem, der ihnen zuvor viel geholfen hatte. Und außerdem erinnert er sich noch zu gut an den großen Geist, den der Schamane vor einiger Zeit beschworen hatte. Simon hatte ein gutes Gefühl dabei gehabt, solche Mächte hinter sich zu wissen. Der Gedanke, sich womöglich ohne derartige Verstärkung mit dem Rabenschamanen anlegen zu müssen, ist dagegen... Weniger schön.


    Äußerlich bleibt er jedoch gelassen und folgt der Gruppe in den Konferenzraum. Bei der Behauptung der Rothaarigen, sie wolle das Team nicht in Konflikte bringen, huscht ihm ein sarkastisches Schmunzeln über das Gesicht. Die 'Verbindungen, die der Rabenschamane aufgetan hatte' sind mit Sicherheit auch für Croaker interessant, falls diese Geschichte denn so stimmt. Und falls er von jemandem beauftragt wurde, dann ist der Schamane aus Simons Sicht automatisch ein Stück weit Teil dieser Fraktion. Die ganze Geschichte klingt für ihn heikel und delikat. Da der Rest des Teams länger mit dem Schamanen zusammen gearbeitet hatte, hält er sich jedoch vorerst zurück und wartet ab, ob jemand der anderen etwas zu den neuen Erkenntnissen sagen möchte.

  • -1826-


    Lak freud sich mindestens genau so Simon wieder zu sehen wie Mike. Wie lange ist das jetzt her als sie in Seattle den Shopalot-Chaos-Run in Seattle durchgezogen haben? Es kommt ihr so lange vor als wäre es ein früheres Leben gewesen. Ob Ian und Atlas überhaupt noch lebten?
    Die Gedanken an alte Freunde werden von "Merah" schnell zu Croaker weitergeleitet.


    Was Lak sofort nicht gefällt: Die Dame mit den teuren Schuhen sagt zwar das Croaker nichts passieren wird ... aber der Grund warum sie für den Run ausgewählt wurden ist natürlich die persönliche Bindung an ihn. Croaker hat einige böse Beherrschungszauber auf Lager aber Merah rechnet damit das er Simon, Mike und ihr erst mal vertrauen wird. Wenn Croaker aber die Ziele dieser Gruppe teilt? Oder sie gar als seine Marionetten benutzt, könnte er durchaus etwas gegen die Rückführung des Buches (?) haben.


    Sie sendet eine private Nachricht an Mike und Simon.
    <Vielleicht will Croaker nicht das wir seine Auftraggeber kennen. Enweder weil es unproffessionel wäre seinen Johnson zu verraten oder aus anderen Gründen. Auf jeden Fall sollten wir aber den Auftrag annehmen, besser wir jagen Croaker als jemand anderes. Mei pen rai, alles andere wird sich zeigen.>

    Charaktere können auch nach der Charaktererschaffung schwanger werden, allerdings erhalten sie dadurch keinen Karmabonus.
    (Schattenhandbuch 2, Seite 165)

  • -1827-


    <<Hoffen wir, dass wir uns damit nicht zu viel Ärger anhängen. Zurzeit haben wir gegen einen Schamanen wie Croaker keine ausreichende magische Unterstützung. Wenn wir diesen Auftrag annehmen, dann sollte uns klar sein, dass das nach hinten losgehen könnte. Wir kennen seine Motive und Auftraggeber schließlich genauso wenig.>>


    Simon hatte ungefähr mit dieser Haltung von Lak gerechnet. Und im Grunde sieht er die Angelegenheit genauso. Trotzdem hat er auch Bauchschmerzen bei der Sache. Je mehr er darüber nachdenkt, desto weniger gefällt ihm die Sache.


    "Für welche Partei sprechen Sie denn in dieser Angelegenheit? Und haben Sie irgendeine Idee, was für Auftraggeber und Verbindungen Croaker aufgetan haben könnte? Was sollen wir tun, falls wir Croaker finden? Ihn beschatten? Befragen? Ihn mitbringen? Und was sollten wir tun, falls er seine Auftraggeber deckt?"


    Simon ist sich durchaus bewusst, dass er mit seinen direkten Fragen möglicherweise gegen die örtliche Etikette verstoßen könnte. Andererseits hatte sich 'Merah' bei ihrem Auftritt auch nicht gerade zurückhaltend gezeigt. Außerdem macht es ihn ein wenig mürrisch, noch im Foyer des Krankenhauses mit so einer heiklen Angelegenheit konfrontiert zu werden.

  • -1828-


    Merah lächelt und reibt sich in einer Geste sichtlicher Zufriedenheit die Hände.


    "Ich sehe, Sie haben Ihre Haushaufgaben gemacht - sehr schön. Nun, ich arbeite für eine Organisation, die die Bezeichnung 'Astral Space Preservation Society', kurz ASPS, trägt. Für diese Organisation wären Sie dann tätig."


    Sie lächelt kurz verschmitzt, als sie hinzufügt: "Natürlich inoffiziell."


    "Die ASPS glaubt, dass Croaker direkt oder indirekt mit einer Wesenheit in Verbindung steht, die wir als 'Samiah' bezeichnen. Nun... also, das ist der Name der Wesenheit und weniger eine Gattungsbezeichnung. Es handelt sich dabei im weitesten Sinne um einen Geist. Wenn man den Gerüchten glauben schenken mag bzw. selbst daran glaubt, einen Ahnengeist. Ansonsten wissen wir darüber leider nur wenig."


    Merah hält kurz inne und fährt dann fort.



    "Was genau sie tun sollen, lässt sich natürlich nicht abschließend aufzählen. Wir würden es begrüßen, wenn Sie Croaker so lange als möglich beschatten würden, um so viel über diesen ganzen Vorfall herauszufinden wie möglich. Dass Sie dann irgendwie in Kontakt mit ihm treten müssen, nun, das wird sich wohl nicht vermeiden lassen. Aber ich denke, wenn jemand eine Chance hat, an ihn heran zu kommen, dann werden es wohl Sie sein."


    Die Frau lehnt sich zurück, sodass ihr rotes Haar über ihre Schultern rutscht.


    "Ich bin befugt, Sie nach Jakarta einzuladen, wo ich Ihnen jemanden vorstellen werde, der Ihnen bei dieser Aufgabe helfen soll. Das heißt, falls Sie Hilfe von uns in Anspruch nehmen möchten. Wir wollen uns da nicht groß einmischen - Sie sollen so arbeiten, wie Sie es gewohnt sind."

  • -1829-


    Mike schätze Simons direkten Ansatz. Wenn der Norm ihm nicht zuvorgekommen wäre, dann hätte er wohl das Trollklischee erfüllen und mit der Tür ins Haus fallen müssen. Was Merah offenbarte, half ihm allerdings nur sehr bedingt weiter.


    ASPS??? Irgendwo gaaaanz weit hinten regte sich da etwas in seinem gedächtnis, ohne dass er auch nur entfernt einordnen konnte, woher und ob tatsächlich er den Begriff schon einmal gehört hatte. Was diese oder dieses 'Samiah' anging, roch dass allerdings für ihn nach mächtigem magischen Ärger. So etwas schien Croaker anzuziehen wie das Licht die Motten. Und ein Wesen, dass Croaker beeinflussen konnte war entweder unglaublich clever oder sehr sehr mächtig. Drek!


    Mike schickte auf jeden Fall seinen Agenten erneut los. Einmal um über die ASPS etwas auszugraben und andererseits um mögliche Stichworte zu Samiah zu finden. Dank ihrer letzten Runs hatte er so eine grundlegende Ahnung entwickelt, was magische Bedrohungen anging, so dass er dem Agenten einige grobe Ansatzpunkte mitgab, wo eine Suche eventuell erfolgversprechend sein mochte.


    Was die angesprochene Hilfe anging, so nickte Mikhail, wenn er auch Augenkontakt mit Lak, Simon und Indra aufnahm zur Versicherung.


    "Ich kann nicht für die anderen sprechen, aber zumindest ICH würde mir gern anhören, was ihr Kontakt zu erzählen hat oder wie er uns weiterhelfen will. Für mich ist noch zu viel zu vage, um eine effektive Strategie zu haben. Zumal wir keineswegs sicher sein können, dass wir in der Lage sind, Croaker erfolgreich zu beschatten. Uns mit ihm zu treffen sollte nicht so problematisch sein, falls wir ihn finden. Aber unbemerkt beschatten? Einen Mage? schwierig schwierig, selbst unter guten Bedingungen."


    Dieses Samiah ließ ihm keine Ruhe, daher hakte er hoffnungsvoll noch ein wenig nach:
    "Haben Sie Informationen, was diesen oder dieses Samiah angeht? Welche Ziele hat die Wesenheit, woher kommt sie? Irgendetwas? Jeder Informationsschnipsel kann ein Vorteil sein, wenn wir Croaker treffen."


    Und falls es noch nicht offensichtlich genug war, setze er noch hinzu:
    "Ich weiß nicht genau wie es euch geht, aber mich würde schon interessieren, in was für einen Schlamassel der Schamane hineingeraten ist oder wahrscheinlich eher 'gesprungen ist' ..."

  • -1830-


    Merah nickt mehrmals zustimmend, die Lippen zusammengepresst.


    "Sie haben vollkommen recht. Bisher ist die Angelegenheit undurchsichtig und verzwickt. Ich bin sicher, der Kontakt, der Sie in Jakarta erwartet, kann Ihnen noch mehr Informationen und Erfahrungen aus erster Hand mitteilen. Am Flughafen Denpasar steht eine Maschine für uns bereit. Wir könnten sofort aufbrechen, wenn Sie möchten."

  • -1831-


    Schon wieder mächtige Geister. Vermutlich wollen sie die Welt erobern. Warum bekam sie nicht mal wieder einen ganz normalen Matrixrun?


    Im Gegensatz zu den freundlichen balinesischen Geistern erfüllt Lak die Erinnerung an die Geister auf Java mit Grauen. In was für eine Sache ist Croaker da wieder reingeschlittert? Warum wollen die Franags durch die Geister immer für ihre Gier nach Macht nutzen? Jedes Kind in Thailand weiss das die Phi für jeden Gefallen ihren Preis fordern.

    "ASPS, soso. Warum waren Sie nicht da als man mich dort auf Java praktisch schon auf den Opferaltar gebunden hatte?"
    Doch Laks Lächeln verdeutlicht das sie dies ehr als Scherz als eines Vorwurfs meint.
    "Aber ich stimme zu das wir mehr Informationen benötigen. Von mir aus können wir aufbrechen nachdem wir uns hier verabschiedet haben."

    Charaktere können auch nach der Charaktererschaffung schwanger werden, allerdings erhalten sie dadurch keinen Karmabonus.
    (Schattenhandbuch 2, Seite 165)

  • -1832-


    Schon bald stellt sich heraus, dass Mikes Agent in Bezug auf den Begriff 'Samiah' keinerlei brauchbare Informationen ausgegraben hat, bis vielleicht auf die Tatsache, dass es sich dabei um einen weiblichen Namen handelt. Zur ASPS findet Mikes digitaler Helfer indessen einen ganzen Wulst von Informationen, die er aber seinem Benutzer auch so gleich in komprimierter und strukturierter Form zur Verfügung stellt.


    Die ASPS, Astral Space Preservation Society, ist eine Organisation, die durch eine testamentarische Verfügung des verstorbenen Großdrachen Dunkelzahn ins Leben gerufen wurde und vom Dunkelzahn Institut für Magische Forschung verwaltet wird. Gemäß ihres Namens befasst sich die ASPS hauptsächlich mit der Erkundung, Kartographierung, Analyse und Überwachung des Astralraums und seiner Bewohner und versucht im Sinne eines ganzheitlichen Ansatzes, zu einer fortwährenden Koexistenz der beiden Ebenen zu gelangen. Das Hauptquartier der Südostasien-Abteilung der Gesellschaft befindet sich im Jakarta Sprawl, wichtigste Niederlassung ist allerdings die Zweigstelle auf der Jl. Malioboro im Zentrum Yogjakartas in Zentral-Java, von der aus die ASPS den Astralraum um den militärisch abgeriegelten Borobodur-Tempelkomplex überwacht und erforscht. Zahlreiche Artikel aus den Grau- und Schwarzzonen verdeckter Berichterstattung lassen trotz des offiziellen Charakters und Handelns der ASPS im Archipel darauf schließen, dass die Organisation nicht selten mit den politischen Verhältnissen und amtierenden Machthabern in Konflikt über ihre Zuständigkeiten geraten ist.


    In den beiden bedeutendsten Staaten des Archipels, der Javanischen Republik und dem Königreich Bali, ist die ASPS in hohem Maße auf die Kooperation des javanischen Militärs bzw. der balinesischen Raja angewiesen, um ihre Forschungen durchzuführen. Zentrale Forschungsgebiete der ASPS-Niederlassungen im Archipel sind die teils einzigartigen astralen Phänomene auf den Inseln und die Analyse der als 'Kurawa' bezeichneten Wesenheiten, die damit in Verbindung gebracht werden.


    "Mir war nicht bekannt, dass Sie zur Opferung auserkoren waren. Aber falls Sie irgendwelche brauchbaren Informationen haben, ist die ASPS sicher bereit, Sie anzuhören."


    Antwortet Merah in einem Tonfall, der Lak das Gefühl gibt, die Frau habe ihren Scherz überhaupt nicht begriffen.


    Merah klatscht in beide Hände und erhebt sich.


    "Nun denn - lassen Sie uns aufbrechen. Ich schlage vor, wir treffen uns in zwei Stunden am Flughafen in der Eingangshalle. Dann haben Sie genug Zeit, hier noch alles zu erledigen. Ich übermittele Ihnen noch meinen Kommcode, damit wir kommunizieren können. Also dann, bis später."


    So plötzlich wie sie erschienen ist, ist sie auch schon verschwunden, und die Runner finden sich alleine im Besprechungsraum wieder.


    "Es ist das Schicksal unseres Freundes, immer den theatralischen Weg gehen zu müssen."


    Kommentiert Indra, der bisher geschwiegen hat, die Geschichte, in die Croaker anscheinend wieder geraten ist. Dann wendet er sich Mike und Simon zu, legt in einer Geste freudiger Begrüßung seine rechte Hand in Herzhöhe auf seine Brust und verneigt sich.


    "Es ist schön, euch wiederzusehen."

  • -1833-


    Genau wie Mike findet auch Simon die Auskünfte eher unbefriedigend. Sie sind viel zu vage, um diese Aufgabe tatsächlich beurteilen zu können. Und durch den Flug ist das Team bereits stärker in diese Sache involviert, als ihm lieb ist. Letztlich kann er sich gut vorstellen, dass ihnen durch Croakers Beteiligung kaum eine andere Wahl bleiben würde. Aber dieses behagt ihm so schon wenig genug, auch ohne sich auf diese Weise bereits tiefer in die Sache hereinziehen zu lassen. Der schnelle Abgang, der sicherlich kein Zufall war, trägt auch seinen Teil zu diesem Bild bei.


    Kaum ist die aus dem Raum, schickt er ihr daher eine erste Nachfrage an ihr Kommlink: <<Hier ist Simon, wir haben gerade gesprochen. Gibt es Grund zu der Annahme, dass wir für diesen Auftrag länger in Jakarta bleiben müssten? Falls dies der Fall ist: könnten wir mit ihrem Flug auch weitere Ausrüstung transportieren, um vorbereitet zu sein, falls wir den Auftrag annehmen? Oder sollten wir die im Bedarfsfall vor Ort neu besorgen?>>
    Die Feststellung, dass die Ausrüstung keine Lizenzen hat und bei Kontrollen möglicherweise Probleme machen könnte, setzt Simon einfach mal voraus.


    Die herzliche Begrüßung von Indra zaubert ihm dagegen ein erst gemeintes Lächeln ins Gesicht. Da er ihm schlecht einfach die Hand geben kann, macht er die Begrüßung so nach, wie Indra sie soeben vorgemacht hat: "Ja, unser Wiedersehen freut mich auch sehr."

  • -1834-


    Jakarta hat sich seit dem letzten Besuch von Lak, Simon, Mike und Indra nicht im Geringsten verändert. Noch immer herrscht der Anschein eines chaotischen, undurchsichtigen und gewaltigen urbanen Molochs vor, der auch dieses Mal die Aufmerksamkeit der Runner zu fesseln weiß. Auf Simons Nachfrage hin, hat Merah den Runner versichert, dafür zu sorgen, dass wichtige Ausrüstung, die nicht ohne Aufwand und Zeit ersetzt werden kann, sicher über die Landesgrenze zu befördern. Auch wenn darüber im Anschluss kein weiteres Wort gefallen ist, sind sich die Runner sicher, dass die örtliche Korruption ihr Haupt erneut erhoben hat und es Merah auf diese Weise möglich gewesen ist, ihr Versprechen zu halten.


    Vom abseits gelegenen Soekarno-Hatta Airport aus, nähert sich die Gruppe bei schwüler Tageshitze dem Westen des Sprawl, nachdem sie den gut einstündigen und unspektakulären Flug hinter sich gebracht hat. Ein geräumiger und klimatisierter Wagen, in dem auch Mike recht komfortabel Platz findet, erwartet die Truppe am Flughafen und befördert sie anschließend nach Jakarta. Schon beim Anblick der Wolkenkratzer, Konzernanlagen und gewaltigen Schnellstraßen kommt den Runner vor allem die Gestalt Aos wieder ins Gedächtnis, und sie beginnen sich zu fragen, ob sie auch dieses Mal auf die ein oder andere Art und Weise mit ihm zusammentreffen werden. Nach allem, was sie bereits auf Java erlebt haben, wäre dies ohnehin keine große Überraschung mehr. Vorerst aber sind alle darauf gespannt, Merahs angekündigten Kontakt kennen zu lernen und mehr über Croaker und seine seltsamen Verwicklungen zu erfahren.


    Die Straßen Jakartas sind auch an diesem Mittag stark belebt, bersten förmlich vor der Flut an Transportern, Autos, Motorrollern und becaks. Sofort fühlen sich Lak und die anderen an ihre zahlreiche Fahrten mit Hakim kreuz und quer durch das Sprawl erinnert, nur dass sie heute viel komfortabler reisen als damals in Hakims altem Bus. Nach fast zwei geschlagenen Stunden im chaotischen Verkehr Jakartas, erreicht der Wagen endlich das Zentrum des Sprawl. Das hochaufragende Nationalmonument kommt in Sicht und kurze Zeit später sind auch die zahlreichen Regierungsgebäude, Militäranlagen und die verspiegelten Banken- und Konzernkomplexe zu erkennen, die Jakartas Skyline beherrschen. Der wortlose Fahrer umrundet den großangelegten Merdeka Square und steuert den Wagen in die berühmt-berüchtigte Jalan Jaksa, die er aber ebenfalls hinter sich lässt, um das südliche Zentrum Jakartas anzuvisieren. Dort, inmitten niederer Regierungsstellen, einem verschachtelten Universitätsgelände und den Niederlassungen kleinerer, vor allem nicht-japanischer Konzerne befindet sich in einer der typischen Seitenstraßen die Südostasien-Zentrale der ASPS.


    Das Gebäude hat wie viele in der Gegend schon bessere Tage gesehen, obwohl es noch nicht als heruntergekommen oder verwahrlost bezeichnet werden kann. Doch das tropische Wetter, der Monsunregen, die Hitze und der Smog Jakartas haben auch von diesem Zeugnis menschlicher Baukunst ihren Tribut gefordert. Der Wagen durchfährt einen unscheinbaren Checkpoint, bevor der Fahrer ihn auf einem mittelgroßen, von mehreren Bäumen gesäumten Parkplatz im Schatten zum Stehen bringt.

  • -1835-


    Die Räume und Korridore, die von den Runnern durchquert werden, haben wenig "Magisches" an sich und wirken vielmehr wie leicht in die Jahre gekommene und standardisierte Büroräume. Merah führt die Truppe zielsicher durch das Gebäude und schließlich in einen zentral gelegenen, großen Konferenzraum, dessen hinterer Teil von einer eindrucksvollen Holo-Karte des Archipels beherrscht wird. In verschiedenen Farbcodes samt projizierten Informationsfeldern findet sich hier eine Darstellung aller von der ASPS unter Beobachtung stehender magischer Stätten und astraler Phänomene, mit denen das Archipel reichlich gesegnet ist.


    Kurz nachdem Lak und die anderen den Raum betreten haben, erscheint im offenen Türrahmen eine weitere Person. Es ist eine schlanke, für eine Elfe recht kleingewachsene Frau, die Lak nur um gut einen halben Kopf überragt. In ihrer Allzweckweste und der Camouflage-Hose bietet sie einen Hauch abenteuerlicher Ausstrahlung, der bei ihr allerdings nicht fehl am Platze wirkt. Ihr kastanienbraunes Haar liegt offen und ist ungefähr schulterlang. Sie lächelt freundlich, als sie die Gäste mustert. Ihre Hautfarbe sowie die Form ihrer Augen und Lippen lassen erkennen, dass zumindest teilweise javanisch gefärbtes Blut durch ihre Adern fließt. In westlicher Geste reicht sie jedem die Hand, um sich vorzustellen.


    "Selamat siang. Ich heiße Nairi und bin der Kontakt, von dem Bu Merah gesprochen hat. Wollen wir uns vielleicht setzen?"

  • -183,6-


    Die Dame sieht aus als käme sie direkt von einem Piratenschiff. So gar nicht wie eine Forscherin.
    Lak nimmt die ausgestreckte Hand entgegen und erwidert ihren Gruss.

    "Vielen Dank, ich bin Lucky Lak. Die anderen sind Simon, Mike und Indra."


    Nachdem alle platz genommen haben fährt sie fort.


    "Wir sind sehr froh jemand zu haben der im Gegensatz zu unseren anderen Kontakten noch keinen Kontakt zu Pi Croaker hatte. In wie weit wurden Sie denn von Bu Merah eingeweiht?"

    Charaktere können auch nach der Charaktererschaffung schwanger werden, allerdings erhalten sie dadurch keinen Karmabonus.
    (Schattenhandbuch 2, Seite 165)

  • -1837-


    Irgendwie war alles sehr schnell gegangen. Kaum war er wieder in der Klinik erwacht, schon hatte die Action ihn wieder. Der Flug nach Jakarta war kurz und ereignislos, die Fahrt durch die verwinkelten Straßen riefen jedoch jede Menge Erinnerungen wach. Auch wenn Mike im grunde nur wenig Zeit hier verbracht hatte, erlebt hatte er im Bauch des Molochs, der Jakarta war, schon einiges. Bilder von Schießreien und Granaten in ruhigen Straßen kamen hoch, aber auch Bilder von Dschungel, von gewaltigen Geistern, brennenden Trollen die durch dunkle Gänge auf ihn zu rasten, von Hühnern, denen Kugeln nur mit Mühe etwas anhaben konnten. Und ihm kam Hamengku in den Sinn, dieser merkwürdige Geist, mit dem er in dieser halb vergessenen Schule zusammengetroffen war, die ihm Agung gewiesen hatte.


    Ein Schauder überlief ihn, als diese Erinnerung auch Bilderfetzen einer jungen Javanin wachriefen, die ihn angriff. Auch wenn es eine Vision gewesen war, noch immer erschien alles absolut real. Mike grübelte kurz, dann fiel ihm auch der Name wieder ein. Samayanti! Ob das nur durch Zufall so ähnlich klingt wie Samiah?


    Ihre Ankunft riss Mikhail aus seinen Grübeleien. Das Gebäude der ASPS machte nicht viel her, aber der Lageraum im Inneren ließ Mike grob erahnen, wie viel es für diese Leute hier auf der Insel zu beobachten gab.


    Ihre Kontakperson war eine kleine Elfe. Norms hätten vermutlich gesagt sie sei hübsch, aber Mike waren diese Löwenzahnfresser immer zu zerbrechlich, genau wie Norms. Orkinnen gingen gerade noch so, aber auch da machte sich der Größenunterschied deutlich bemerkbar, im Guten wie im Schlechten ...


    Lak hatte sie bereits kurz vorgestellt, also ergriff Mike die dargebotene Hand vorsichtig, eine Geste, die er seit gefühlten Äonen nicht mehr erlebt hatte, da es in Asien schlicht nicht üblich war. Mike suchte sich eine Sitzgelegenheit, wobei er darauf achtete, dass sie sein Gewicht auch trug, dann blickte er Nairi erwartungsvoll an. Er war sehr gespannt, welche neuen Informationen die Kleine über Croaker oder diese Samiah hatten. Seine Gedanken schweiften noch einmal ab, als ihm wieder Samayanti in den Sinn kam. Ob er sie zumindest noch mal erwähnen sollte?

  • -1838-


    Als Lak Croaker erwähnt, schaut Nairi für einen kurzen Moment zu Boden, so als würde sie sich schämen. Als sie einen Moment später aufblickt, streicht sie sich in einer routiniert und unbewusst wirkenden Geste eine Haarsträhne hinter ihr rechtes Ohr und beginnt zu erzählen.


    "Ehrlich gesagt, habe ich bereits Kontakt zu Mas Croaker gehabt - wenn auch eher indirekt. Es ist so das, nun ja, die ASPS bestimmte Stätten und Bereiche im Archipel überwacht und beoabachtet. Auch auf Bali. Dazu sind wir natürlich auf die Hilfe der jeweiligen Regierung angewiesen. Im Fall der Bibliothek in Klungkung... ."


    Nairi bricht ab und wirft einen Seitenblick zu Merah, die etwas abseits sitzt. Als sich die Blicke der beiden Frauen treffen, nickt Merah wortlos, woraufhin Nairi - wieder an die Gruppe gewandt - fortfährt.


    "... gab es ein paar Probleme und das Recht, dort Beobachtungen anzustellen, ist uns nicht gewährt worden. Also operierte ich dort sozusagen ohne Genehmigung. Als Mas Croaker das Lontarbuch aus der Bibliothek entwendete, materialisierte sich dort eine Astralgestalt. Ich erkannte sofort, dass es sich um einen Geist handelte. Sie - denn äußerlich handelte es sich um eine Frau - war kein Kurawa, doch auch ihr haftete etwas Schattenartiges an. Ich spürte sofort, dass Mas Croaker und dieses Wesen in einer tieferen Beziehung zueinander standen, doch ich konnte nichts weiter herausfinden, denn leider wurde ich plötzlich entdeckt. Mas Croaker starrte mir tief in die Augen, obwohl wir relativ weit voneinander entfernt waren. Er blickte mich viel länger an, als es notwendig gewesen wäre. Ich hatte das Gefühl, der Geist habe mich angreifen wollen, doch plötzlich schleuderte Mas Croaker einen Zauber auf mich und ich wurde an Ort und Stelle bewusstlos. Als ich erwachte, waren beide fort. Glücklicherweise war das ganze Gelände schon den ganzen Tag über wie ausgestorben gewesen, sodass mich auch niemand sonst dort entdeckte. Ich erhob mich und machte mich schleunigst aus dem Staub, um darüber nachzudenken, was ich beobachtet hatte."


    An diesem Punkt stoppt Nairi erst einmal und lehnt sich leicht in den ergonomisch geformten Konferenzsessel zurück.