Selbstjustiz und Hooder

  • Hab grad mal wieder meinen Lieblingsfilm, "Der Blutige Pfad Gottes" angeschaut. Möchte allerdings hier nicht darüber diskutieren...


    Jedenfalls stellte sich mir die Frage, inwiefern solches Verhalten (sei es nun in Form von Hoodern, die ihre Nachbarschaften beschützen wollen oder ein Runnerteam, dessen persönliches Ziel es ist, das organisierte Verbrechen zu bekämpfen...) in der SR-Welt üblich ist. Dass es vorkommt, ist bekannt, nur wie verbreitet es ist, nicht.
    Natürlich wird das vom Umfeld abhängen, schließlich bilden sich auch heute keine zivilen Bürgerrechtsbewegungen in den Slums vor <HIER INTERNATIONAL BEKANNTE GROSSSTADT EINFÜGEN>.
    Jedoch würde mich interessieren, wie ihr das seht, und ob und in wieweit ihr das Thema der Moralvorstellungen der Charaktere oder NSCs integriert habt.

  • Leider kenne ich den film nicht, hat evtl nen englischen titel ?


    In meinem spielsetting hat eigendlich jeder NPC ob wichtig oder nicht irgendeine Form von Moral, eigene Ziele etc. Gerade das rundet einen NPC ja ab und macht ihn interessant für die runner. Z.b. die Stufe 1 konzern-connection die weder den runner verprellen will als kumpel und geldquelle, andererseits aber auch vor dem konzernchef gut dastehen will und daher dem runner zwar die info unter der hand zusteckt aber gleichzeitig dem chef die gelegenheit gibt den runnern freundlich aber bestimmt zu sagen: grabt weiter und es gibt was auf die finger..., oder der attentäter mit religiösem hintergrund. Gut, sind grade beispiele für eine negative behaftete moralvorstellung, aber ich denke davon gibts im Shadowrun universum mehr als einem lieb ist und ist ja gerade ein element was cyberpunk für mich so faszinierend und düster macht.


    Grundsätzlich begrüße ich es auch, wenn ein spieler moralvorstellungen in seinem charakter einbaut und glaubhaft vermittelt... der decker z.b. der mit eifer gegen jede form von rechtsextremismus vorgeht ist in meiner gruppe z.b. eines der beispiele. andererseits erlebe ich es oftmals, dass sich die spieler wenig um die konsequenzen ihres tuns scheren. mancher hat intime keinen gewissensbiß, wenn er die örtliche gang auf einen fremden ganger hetzt der gerade was im falschen viertel zu erledigen hatte, scheren sich nicht darum was denn mit dem lahmgeschossenen konzerntypen geschehen soll der eben bis zur erschöpfung verhört wurde und in den tiefsten barrens zurückgelassen wird. selbst die entscheidung eines spielers einen pazifistischen char zu spielen und nur gel/ Kapselgeschosse zu verwenden ist eine art von moral.


    grundsätzlich ist das feld was moral ist, obs sie gut oder schlecht ist ja sehr weit, und stets auslegungssache der person. ein religiöser fanatiker hält es für seine moralische pflicht den juden da drüben zu töten, während der held möglicherweise danebensteht und sich fragt: wie kann man so unmoralisch handeln ? auch ökoterroristen sind ein solches beispiel.


    mfg Salva

  • Wie Salva schon sagt, Moral ist ziemlich zweischneidig. Ich kenne den Film, und finde ihn wirklich gut, wenn auch stellenweise ein klein bisschen überzogen.


    Töten aus religiöser Überzeugung kann aber in keinem Fall gut sein. Das gemeine ist, das man die Hauptcharaktere ein Stück weit versteht und mit Ihnen mitfühlt. Das macht es schwer, sie aufgrund ihrer Taten zu verdammen. Im Gegenteil: Das symphatische Auftreten der beiden bringt einen zu dem Gedanken "Die zwei können doch keine ausgetickten Mörder sein...".


    Aber genau das sind sie.


    Zitat

    "Das ist so ein cooles Gefühl, so einen Arsch abzuknallen..."


    Dieser Ausspruch sagt einiges über die Hauptcharaktere aus...



    In SR:


    Cool J hat recht, wenn er meint, dass es bestimmt einige Personen in den Schatten gibt, die aufgrund ihrer Vergangenheit die Syndikate so sehr hassen gelernt haben. Die aus Überzeugung Mitglieder der Mafia & Co. umnieten.
    Aber das müssen dann Leute sein, die sich über gewisse Alltagsprobleme eines Runners nicht mehr unbedingt Gedanken machen. Wie z. B.:


    - Im Normalfall erhält man kein Geld für solche Aktionen. Vielleicht handeln solche Leute auch mal i. A. von einem anderen Syndikat, aber die Motivation ist hier doch eindeutig nicht der schnöde Mammon. Solche Leute brauchen finanzielle Rücklagen, und die Gewissheit, dass sie nicht verhungern, wenn sie mal bei einem Mafia-Springer keine Kohle finden. (Is jetzt extrem gesagt, ich weiss... :wink: )


    - Reputation: Früher oder später spricht sich sowas rum. (Im Falle des Filmes war das ja sogar gewollt, um die Öffentlichkeit zu schocken...) Irgendwann bekommt man keine "normalen" Runnerjobs mehr, weil sich die Auftraggeber vor den Syndikaten fürchten, oder weil es sich auf der Strasse schon rumgesprochen hat, dass man unberechenbar ist, und auch mal den ein oder anderen Auftrag sausen lässt, nur um den ein oder anderen Yak zu erlösen... :twisted:
    (Auch wenn es sich gar nicht so extrem verhalten sollte, wird man hinter vorgehaltener Hand andere Dinge mutmassen.


    No1: "Pass bloss auf mit dem Typ, dem letzten Mafiosi hat er die Haut abgezogen. "
    No2: "Krass, ich hab gehört, er hat drei Yakz gestern vom Dach des CineDoms geworfen..."
    No3: "Ich habe gehört, dass er nach seinen Taten immer im Blut seiner Feinde badet..."
    No4: "Ich habe gehört, dass die Typen aus der Hölle kommen..."


    Blablabla, ihr wisst, was ich meine. Wer will schon mit einem Abgesandten der Hölle arbeiten? Sie müssen damit leben, dass sie früher oder später wegen ihrem Ruf keine normalen Aufträge mehr bekommen.


    - Ihr Leben: Wer sich mit den Syndikaten anlegt, der zieht früher oder später den kürzeren. Normalerweise kann man ihnen nicht mal einmal in die Suppe spucken, ohne dass die ganze Brühe auf einen zurückkommt. Aber welcher Don/Triadenchef/Oyabun lässt sich so was auf Dauer gefallen? Solche Leute haben leider keinen Sinn für Humor...


    - Die Bullerei: LoneStar hat sicher nix dagegen, dass mal der ein oder andere Yak verschwindet, wenn sich solche Vorfälle allerdings häufen, dann klingeln bei einigen hohen bestochenen LoneStar-Tieren irgendwann die Alarmglocken. Egal, aus welcher Sicht es man betrachtet - Selbstjustiz darf auf Dauer (wenn es sich mal rumgesprochen hat) nicht geduldet werden, genauso wenig wie unzureichende Bemühungen der bestochenen Polizisten. Schliesslich wollen die Syndikate für ihr Schmiergeld auch mal was sehen...

    "Ich dachte immer, es gibt keine Draaaaaaaarrrrggggghhhh...!!!" (Letzte Worte eines Trolls vor seinem Feuertod...)

  • Es hängt stark vom jew. Charakter ab.
    Die Profies (jedenfalls das Verhalten, was ich für mich als Professionell deffiniere :wink: ) wollen v. a. den Runn sauber über die Bühne bringen. Das heßt in der Regel, so leise (u. so unblutig wie möglich).
    Selbstjustiz hat es natürlich schon gegeben - aber natürlich ist das eine sehr fraglich Sache (Bsp: eine Runnerin erfährt, das eine Gang ein Mädchen vergewaltigt und dann im Rhein versenkt hat - sozusagen als "Ausgleich" parkt sie ein Auto mit ein paar Kilo C12 im Gang-HQ).
    Besonders Professionell ist das nicht - und gewisse Moralvorstellungen können einem auch einige Runs ziemlich vermiesen.
    Allerdings dürften die meisten Runner irgendwelche Regeln haben, an die sie sich halten - ohne gleich zu einsamen Rechern der gerechtigkeit zu werden :wink:
    Einfach um vor sich selber besser dazustehen...
    Und es erleichtert es schon, wenn man einen unbequemen Zeugen umlegen muß - u. der ein Doktor in einer "Fleischpuppen"-Klinik war. Aber das war wohl keine Selbstjustiz.
    Grundsätzlich nähme ich aber mal an - wenn Runner einen Hang zur Selbstjustiz haben - kann es passieren, das sie überhaupt nicht mer zum shadowrunnen kommen - und sich ziemlich Ärger einhandeln... :wink:

  • Generell gebe ich meinem Vorschreiber recht, aber ist das denn so schlimm? In unserer Runde wird höchstens jeder zeite Run bezahlt. Die Jungs haben halt schon ne Menge Knete verdient und können es sich leisten. Natürlich resultieren daraus einige Probleme mit dem org. Verbrechen, Konzernen und und und, aber die sind doch das Salz in der Wunde ähhh Suppe.


    Wir haben jedenfalls einen ausgeprägten Hang zur Selbstjustiz und (teilweise) genug Gripps um nicht offen gegen übermächtige Gegner vorzugehen.


    Auch mit dem Ruf, eigentlich ein Dämon zu sein komme ich ganz gut zurecht, denn ungewöhnliche Aufträge haben nunmal einen besonderen Reiz ...


    CU
    Patricia aka Heaven