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Art: Exfiltration
Ort: Abgelegene Insel
Schwierigkeit: variabel
Ausgangssituation:
Finnigan Doherty ist ein mächtiger Hundeschamane und herrscht mit eiserner Hand über einen schamanischen Zirkel. Als Unterschlupf dient ihnen eine kleine unbewohnte Insel im Eriesee, die wenige Meilen von der Küste des unbedeutenden Städtchens Sandusky entfernt ist. Offiziell gehört die Insel dem einflussreichen Geschäftsmann Elvis Greene, der mehrere lokale Unternehmen besitzt und bereits seit zwanzig Jahren der Bürgermeister von Sandusky ist. Bislang hat Greene zähneknirschend geduldet, dass Doherty und seine Gefährten die Insel bewohnen, doch als [Konzern nach wahl des SL] Interesse an der Insel bekundet, um dort ein exklusives Konferenzzentrum zu bauen, ist damit schlagartig Schluss. Greene setzt Doherty ein Ultimatum und fordert ihn auf, die Insel zu verlassen, doch dieser beruft sich darauf, dass es sich um eine uralte, indianische Kultstädte handelt, die um jeden Preis geschützt werden muss. Aufgrund der unklaren rechtlichen Situation und der offenkundigen Macht von Doherty verstecken sich die lokalen Sicherheitskräfte hinter Paragraphen und sind nicht bereit, die Insel mit Gewalt zu befreien. Eine schnelle Lösung des Konflikts zeichnet sich nicht ab, weshalb der Investor rapide Interesse an der Insel verliert und Greene unter Zugzwang gerät.
Doherty hat vor wenigen Wochen die achtzehnjährige Schülerin Catelynn Hogan auf die Insel gelockt und als seine dritte Ehefrau beansprucht. Tom, ihr besorgter Vater, ist ein mittelloser Hafenarbeiter, doch Greene bietet ihm selbstlos seine Unterstützung an …
Auftrag:
Die Runner werden offiziell von Tom Hogan beauftragt, seine Tochter wohlbehalten aus den Klauen von Doherty zu retten. Ihre körperliche Unversehrtheit ist einzige Bedingung des Auftrags, ob Doherty und seine Schergen dabei zu Schaden kommen oder nicht, ist Hogan völlig gleich.
Hintergründe:
Greene stattet Hogan mit den notwendigen finanziellen Mitteln aus, um die Runner zu beauftragen. Greene agiert im Hintergrund und tritt nicht persönlich mit den Runnern in Kontakt, ist aber der eigentliche Auftraggeber. Allerdings ist ihm das Schicksal von Catelynn egal, ihm geht es nur um die Rückeroberung der Insel.
Durch einen Informanten auf der Insel hat Greene herausgefunden, dass Catelynn nicht von Doherty entführt wurde, sondern sich aus freien Stücken auf der Insel befindet. Sie ist selbst Schamanin, doch ihr magisches Talent ist erst vor wenigen Wochen erwacht und da sie mit der neuen Situation völlig überfordert war, hat sie sich in ihrer Verzweiflung an Doherty gewandt. Dessen Motive sind ambivalent, er hat einerseits zwar v.a. sexuelles Interesse an Catelynn, möchte ihr gleichzeitig aber aufrichtig die Angst vor ihren neuentdeckten Kräften nehmen und sie auf ihr zukünftiges Leben vorbereiten. Unabhängig davon, ob sie seinen Avancen nachgibt oder nicht, betrachtet er sie als Teil des Zirkels, weshalb sie unter seinem Schutz steht. Daher sind er und sein Zirkel bereit, bei einem Angriff auf sie oder die Insel notfalls auch mit tödlicher Gewalt zu reagieren.
Greene hofft insgeheim, dass der Befreiungsversuch eskaliert. Falls die Runner die Schamanen bezwingen oder vertreiben können, hat er wieder Zugriff auf seine Insel. Sterben die Runner bei dem Versuch, konnte er den regionalen und überregionalen Sicherheitskräften zumindest die Gewaltbereitschaft der Schamanen demonstrieren und eine offizielle Erstürmung der Insel fordern. Um den Konflikt etwas anzuheizen, wird er mithilfe seines Informanten auf der Insel das Gerücht streuen, dass die Runner in Wirklichkeit von [Konzern nach wahl des SL] angeheuert wurden, um Doherty und seine Gefährten zu töten. Dadurch stehen die Schamanen den Runnern grundsätzlich feindselig gegenüber, wodurch eine diplomatische Lösung immens erschwert ist.
Catelynn will grundsätzlich nicht gerettet werden. Gelingt es den Runnern, sie und den Zirkel davon zu überzeugen, dass sie nicht von Greene, sondern von ihrem Vater geschickt wurden, können sie möglicherweise einen Kompromiss aushandeln. Doherty ist allerdings ein sturer Machtmensch, der Catelynn zwar aufrichtig helfen will, sie gleichzeitig aber auch als eine Art Besitz ansieht, den er nicht ohne weiteres herausrücken wird. Um ihn von einem Kompromiss zu überzeugen, müssen die Runner ihn wahrscheinlich äußerst respektvoll behandeln und gleichzeitig sehr überzeugend sein.
Entgegen der Behauptung von Doherty hat die Insel keinerlei kulturelle Bedeutung und im Gegensatz zu einigen Zirkelmitgliedern hat er selbst auch keine indianischen Wurzeln. Er hat mehrere Jahre als Sicherheitsmagier eines großen Konzerns gearbeitet, doch dieses Leben ließ sich nach einiger Zeit nicht mehr mit seinem Selbstbild vereinbaren. Nachdem er aus der Konzernwelt ausgeschieden ist, fehlten ihm jedoch klare Ziele und eine Lebensperspektive, weshalb er schließlich seine indianischen Wurzeln erfand und sich dem Schutz von heiligen Stätten seiner Ahnen verschrieben hat. Über die Jahre hinweg hat er sich so in sein eigenes Lügenkonstrukt hineingesteigert, dass er selbst daran glaubt und sehr feindselig auf gegenteilige Beweise reagiert. Doherty ist allerdings ein äußerst charismatischer Mann, der seinen vermeintliche Herkunft und seinen täglichen Kampf gegen die Interessen der „Bleichgesichter“ mitreißend und authentisch schildern kann.
Die Schwierigkeit des Runs hängt davon ab, wie feindselig und mächtig der SL Doherty und seinen Zirkel gestaltet. Grundsätzlich könnten sie sowohl mächtige Initiaten als auch findige Scharlatane seinn. Die lokalen Sicherheitskräfte werden sich grundsätzlich nicht in einen Kampf auf der Insel einmischen und bewusst wegsehen, wenn die Runner einigermaßen subtil vorgehen.
Abschluss:
Der Run ist erfolgreich abgeschlossen, wenn Catelynn wohlbehalten zu ihrem Vater zurückgebracht wird, entweder durch gewaltsame Extraktion oder indem sie von den Runnern überzeugt wurde, dass Doherty auf Dauer keinen guten Einfluss auf sie haben wird. Alternativ lässt sich ihr Vater möglicherweise auch davon überzeugen, dass sie aufgrund ihrer erwachten Fähigkeiten auf der Insel besser aufgehoben ist. Allerdings hält Tom Hogan Doherty bestenfalls für einen sexbessesenen Egomanen, weshalb ihm diese Lösung nur schwer schmackhaft gemacht werden kann.
Gelingt den Runnern eine friedliche Lösung des Konflikts, wird Greene die Belohnung bereitstellen, auch wenn seine persönlichen Ziele nicht erfüllt worden sind. Er wird weiterhin versuchen, die Schamanen von der Insel zu vertreiben, aber keine weiteren Nebenkriegsschauplätze eröffnen, indem er den Runnern die Bezahlung vorenthält oder versucht ihnen zu schaden, weil sie seine Ziele durchkreuzt haben.
Falls die Runner Greenes wahre Motive aufdecken und ihn damit konfrontieren, ist er bereit, ihre Verschwiegenheit zu erkaufen und sie für eventuelle „Unannehmlichkeiten“ zu entschädigen. Da er eine einflussreiche Persönlichkeit ist, wird es aber eine gründliche Untersuchung geben, falls ihm etwas zustoßen sollte.