Ohje ohje, was hab ich denn da los getreten mit meiner grantigen zynischen Sanitöterin
Grundlegend kann ich Narat erstmal zustimmen und die Trennung Runner =/= Söldner finde ich tendenziell auch erstmal sinnvoll und ich mag die Aufteilung für die Berechnungsgrundlage, weil man da halt klar differenziert zwischen was der Söldner tun soll und was nicht.
Für einen eigentlichen Runner seh' ich es unter anderem so:
In Seattle (oder einer anderen Stadt) auf der GRW Grundlage zu arbeiten halte ich nicht für verkehrt. Die Runner haben dort ihren Lebensmittelpunkt und es ist einfacher, Besorgungen zu machen oder Ersatzteile zu bekommen. Sie haben ihre Kontakte vor Ort und über diese Kontakte auch Möglichkeiten, erbeutete Gegenstände zu verkaufen oder optionale Ziele zu erreichen, die sie auf Andere Arten weiter bringen. In dem Umfeld kann man mit seinen Spielern ganz wunderbar und kreativ an der Entwicklung und am Ausbau arbeiten und viel freizügiger und flexibler Mit der Stadt als Ort arbeiten. Rigger und Decker brauchen mehr Geld, Magier und Technomancer mehr Karma. Mit den Kontakten kann ich als SL dann Stellrädchen drehen, wenn ich merke, einer meiner Spieler hinkt hinterher weil sein nächstes Upgrade um höhere Pools zu erreichen betrifft.
Bei einem Auslandsaufenthalt fällt ein relativ großer Teil dieser Möglichkeiten weg. Der Runner kann schwer mit seinen Kontakten arbeiten und muss im schlimmsten Fall auch Gegenstände zurück lassen. Er hat für einen begrenzten Zeitraum keinen Zugriff mehr auf potentielle Benefits und das ist dann quasi so eine Art 'Tote Materie'. Je eingeschränkter der Handlungsspielraum ist umso mehr fällt halt weg. Wie beispielsweise Verkäufe und Beschaffungen. Was an und für sich ja auch absolut in Ordnung ist, wenn es zur Story passt. Dann kann der Runner halt nicht darauf zugreifen. Es schränkt schlicht seine Möglichkeiten ein und vor dem Hintergrund kann man das mit Geld und Karma kompensieren und ein bisschen Aufstocken.
ABER für mich gibt es kein "pauschal richtig" oder "pauschal falsch" in der Frage nach dem Geld/Karma. Es ist allem voran eine Frage des persönlichen Geschmacks und des Aufbaus des Runs sowohl in seiner Länge als auch in seinem Umfang. Es geht auch um die Frage, was man eigentlich spielen möchte. Für einen Runner der in diesem Bereich gerade wirklich anfängt und kaum Erfahrung mitbringt, ist die Prämisse 'Du hast Geldprobleme' eine tolle Grundlage für Rollenspiel. Ein Top-Runner ist im besten Fall schon eine Weile dabei und hat Erfahrung gesammelt. Numerisch als SR6 GRW-Basierter Wert das doppelte der zur Erstellung verfügbaren Karmapunkte (50 zu 100). Von einem Top-Runner erwartet man dann aber auch ein gewisses Maß an Professionalität was aber auch durchaus mit Erfahrung des Spielers im System zusammen hängt, weil die stellen üblicherweise in den Besprechungen dann die Fragen, die zu Stolpersteinen werden können. Je höher die Anforderungen an den Runner umso kostintensiver wird er, wie alle anderen Fachkräfte vom Lehrling zum Gesellen bis zum Meister eben auch.
Eine Randnotiz zu Gruppendynamiken:
Ein wichtiger Punkt den ich dabei nicht unterschätzen würde ist auch die Frage des Vertrauens zwischen SL und Spieler. Wir alle haben einschlägige Erfahrungen gemacht und Sätze gehört wie "Meine Spieler machen nicht das, was sie sollen und tanzen mit auf der Nase rum!" oder "Mein SL ist doof, der stellt uns vor Herausforderungen, die wir nicht bestehen können!" Beides keine Grundlagen für gutes und ertragreiches Zusammenspiel. Das notwendige Vertrauen in einen Spielleiter oder in seine Spieler zu bekommen ist ein Prozess der Zeit dauert, insbesondere über ein Textmedium. Meiner persönlichen Erfahrung nach sind Spieler, deren Vertrauen ich mir als SL erarbeitet habe, eher geneigt, mit den Sandboxen die ich für gewöhnlich baue, zu interagieren weil sie nicht das Gefühl haben, auf rohen Eiern zu gehen, selbst wenn sie vor schwierigen Entscheidungen stehen.
TL;DR: Auch wenn unser IC Gespräch zu der Frage geführt hat, bleibe ich dabei, das auf eine Grundlage aufbauen, nicht verkehrt ist. Aber das die Umstände sehr genau betrachtet werden müssen. Wenn ein Charakter nach 60 Runs 600 Karma hat aber monetär daran scheitert, dass er sich keine Reflexbooster oder eine teure Drohne kaufen kann weil er nur 5k pro Run bekommt während der Magier bereits 3x initiiert hat und einen hohen Fokus besitzt, haben die Grundlagen des GRWs an der Stelle eher dafür gesorgt, dass ein Teil der Spieler, Rigger, Decker, Streetsams f.e. auf der Strecke bleiben.