Beiträge von Cherubael

    Johann lächelt leicht. Ja das erklärt die Sauerei irgendwie. Hat er sich schon fast gedacht. Beim eigenen Blut sieht das meist anders aus.


    "Nimm nächstes Mal den Kopf runter, dann geht das auf die Stirn. Hier." er drückt leicht auf die Stelle am Schädel, wo die Knochenplatten zusammen gewachsen sind.

    "Ist einer der härtesten Knochen im Körper. Das macht weniger Sauerei, mehr Schmerzen in der Schlaghand und weniger Gefahr für dein Auge."


    Dann sieht der die Dogtags. Beziehungsweise, dann hat er ein Auge für deren Aufdruck. Dann wirds wohl was berufliches gewesen sein. Vermutlich. Naja, ihm im Grunde auch egal.


    Und was die Bezahlung angeht...

    "Schon okay. Bestell eine Runde für meinen Tisch, und wir sind quitt."

    Klar könnte er eine Bezahlung verlangen. Aber im Grunde hat er nicht viel gemacht, und er ist keiner dieser überbezahlten Klinik-Ärzte in Bellevue. Er ist Arzt, weil er einen Eid geleistet hat und Menschen helfen will. Natürlich muss auch er von irgendwas leben, aber sein anderer Job ist ganz erträglich.

    Johann hört aufmerksam zu. Nichts davon ist gefährlich, alles oberflächlich.


    Bei dem Blick zur Decke nutzt er aufh gleich die Gelegenheit, um die Reaktion des zweiten Auges zu prüfen. Da diese okay aussieht, nacht er sich dann keine Sorgen mehr.


    "Ich kann keine Gehirnerschütterung feststellen. Dem Auge selbst gehts auch gut, soweit ich sehen kann.

    Die Schwellung wird vermutlich in ein bis drei Tagen abschwellen. Wenn es danach noch einmal leicht anschwillt, ist das kein Grund zur Sorge. Nur wenn das länger als fünf Tage am Stück ist, dann sollten Sie doch noch einmal einen Atzt aufsuchen."


    Er tupft etwas Blut ab, schaut sich die Wunde an. Nichts groß offenes, ein einfaches Klebespray reicht da aus.


    Keine Beschwerden beim Atmen, keine Stiche in die Lunge. Und da Siggi nicht humpelt, und die Handgelenke nach ein paar kurzen Dehnungen gut aussehen, meint er noch:

    "Der Rest dürfte harmlos sein. Nichts gebrochen oder gestaucht."

    "Doyle." erwidert er.

    "Aber Johann reicht auch aus.

    Und Sie sind? "


    An Zehra gewandt:

    "Danke, aber ich hab alles dabei."


    Er schaut dem Mann in die Augen, aktiviert abwechselnd seine Augenlichter, um die Reaktion der Pupillen zu überprüfen.

    "Haben Sie Schmerzen abseits des offensichtlichen? Etwa drei Zentimeter hinter der Stirn? Verwirrtheit oder ähnliches?"


    Während sein Kopf regungslos vor dem Gesicht des Patienten verharrt und erste Analysen durchführt, krempelt Johann den linken Ärmel hoch und legt den metallenen Unterarm frei. Eine kleine Klappe springt auf und ein steriler Tupfer kommt heraus. Eine Düse an der Handfläche besprüht die rechte Hand mit Desinfektion.

    Als Johanm den Mann herein kommen sieht, meint er:

    "Entschuldigt mich kurz, meine Damen. Ich bin gleich wieder für euch da."

    Dann leert er den Tee, erhebt sich zügig umd geht auf den Mann zu. So eine Prellung heilt üblicherweise wieder gut ab, aber das sollte sich doch mal jemand ansehen, wenn er das Auge nicht verlieren will.


    "Entschuldigen Sie, wenn ich Sie so überfalle, aber ich kam nicht umhin Ihren... Zustand zu bemerken.

    Darf ich mir das mal ansehen? Ich bin Arzt."

    Kurz ist auch Johann irritiert, sagt dann aber:

    "Ja, sicher, setzen Sie sich." und deutet auf den Stuhl, auf dem sie bereits sitzt.


    "Ja, schon seltsam. Gut, technisch gesehen bin ich wohl kein Deutscher mehr, aber egal. Schon verrückt. Ist wohl ein beliebtes Reiseziel.


    Was führt Sie nach Seattle?" fragt Johann, und erwartet beinahe, dass sie 'der Wind' sagt.

    "Ja, sowas in der Art." meint Johann. Im Grunde trifft es das ja ganz gut. Arzt oder Sani. Beides halt, je nach Situation.


    Zu den Kolonien meint er:

    "Nee das geht ja nicht. Aber immerhin gut, dass die da was haben."

    Das wusste er bisher noch nicht. Aber man kann ja auch nicht alles wissen, richtig?


    "Und klar gibts auch hier Gruppen, die sie zumindest nicht ausgrenzen. Aber das ist zu wenig, weißt du was ich meine?

    Aber was will man da machen. Die Großen bekommen noch nichtmal Redmond unter Kontrolle, wie wollen sie das dann schaffen?"

    Er nimmt einen großen Schluck aus dem Kurzen, leert diesen.


    "Meine Familie kommt aus Deutschland. Also, ein Teil davon. Bin im Plex geboren, kam aber recht früh in die UCAS. Ich war bestimmt auch mal in Wuppertal, aber das ist lange her. Und damals wusste ich auch noch nichts von MMVV."


    Dann schaut er sie neugierig an:

    "Wieso will man daa färben? Das ist doch gut so, wie es ist?"

    Johann lehnt sich wieder zurück, als die Beißer versteckt sind.

    "Ja, die wenigsten sind das freiwillig, meiner Erfahrung nach. Viele von denen haben ihren Verstand behalten, werden aber angefeindet und ausgegrenzt. Nachvollziehbar, irgendwie. Die Leute haben Angst.

    Aber die Betroffenen bekommen keine Hilfe, nichtmal von der Regierung. Es gibt vereinzelt Hilfsorganisationen, aber die müssen ihre Mittel irgendwo her bekommen, und Spenden sind rar. Die tun mir wirklich leid, die Infizierten. Da kann ich nichts zusammenflicken, das ist nicht heilbar."


    Das macht ihm schon zu schaffen, wo er es sich doch zum Beruf gemacht hat, Leute zu retten. Er kratzt sich geistesabwesend am linken Unterarm.



    Silver prostet er dann kurz zu, als Dank für die Lokalrunde. Silver ist auch ein, naja, wenig origineller Name für eine silberne Frau. Andererseits leben die Schatte und Seattle ja von Klischees, da ist das wohl angemessen.

    17. November 2078


    Moskau – Meshchansky District

    (Innenstadt) Azimut Hotel - Konferenzraum

    Schwache Sonne, seichter Wind; - 8°C (gefühlte - 11°C)


    Wenn Iwan einen Drink braucht, es gibt im Konferenzraum eine Minibar mit einer kleinen Auswahl an (ebenfalls alkoholischen) Getränken. Ansonsten ist der Raum auch an das Service-System angeschlossen, über welches per AR Eingabe eine Bestellung getätigt werden kann.


    Ice wird vermutlich noch etwas Zeit brauchen. Immerhin hat er auch anderes zu tun. Schlafen zum Beispiel. Bei dem ist grad tiefste Nacht.

    Aber er wird es nicht vergessen.



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    9. Juli 2077


    West Ghent Beach Mall, Norfolk, CAS

    Mäßiger Wind, 31 Grad Celsius, knallende Sonne


    Die Shoppingtour gibt definitiv genug Gelegenheiten für Off-Duty-Shots. Und natürlich gefällt nicht nur Viggo so eine Modenschau in Bikinis, auch die Fans sind da ganz heiß drauf. Logisch.

    Und die Follower geben ihm Recht, als sie darüber abstimmen, in welchem knappen Stück Stoff sich Alex am Strand zeigen soll. Wenn man dauerhaft in der AR sein kann, bekommt man eben auch eine Abstimmung in echtzeit mit und muss sich nicht erst einloggen. Und so dauert es keine 15 Minuten, bis der Sieger entschieden ist.


    Und anders als die allgemeinen Aufnahmen, welche erst gecheckt und abgesegnet werden müssen, wurde diese Anprobe ja von Alex live hochgestellt.


    Die Reaktionen auf die anderen bleiben abzuwarten. Und das Projekt läuft erst an. Das muss sich noch verbreiten, bevor man sagen kann, wie erfolgreich das Ganze wird. Aber mit Viggo, Alex und Val sind auf jeden Fall schon viele Follower in den Startlöchern, die das ganze verfolgen und rebloggen können.



    Von der Mall geht es dann weiter an den Strand. Weißer, feiner Sand, blaues Wasser, und aktuell nur mäßig voll. Ein echter Glücksfall, so mitten im Sommer. Aber der 'Kamerad' hatte die ungefähren Besucherzahlen vorher mitgeteilt und einen guten Kompromiss aus Entfernung, Besucherzahlen und Ambiente gefunden.


    Gorleston Beach.

    Ach Mist, das ist ja noch ewig weit :D

    Mit ~22 Meter die Runde komm ich da ja niemals an ;(


    Puh... Was mach ich denn jetzt? Allein über die Mauer, ohne Info an die anderen und ohne Waffe ist auch doof. Also vermutlich wieder umdrehen und zurück zu den Soldaten.

    Ach schau an... Fangzähne.

    Dass die echt sind, hat sie ja schon angedeutet. Bleibt nur die Frage...

    "Das ist ziemlich verrückt, ja. Gut, gibts auch als Implantate, gerade hier in Seattle. Trotzdem gut, dass dus nicht jedem ins Gesicht hältst." meint er relativ locker. Er hat hier schon echt alles gesehen.


    Okay, bisauf die komplett silberne Frau da. Neue Orthoskin? Schon seltsam irgendwie. Sie stellt jedenfalls ihre Haut deutlich zur Schau. Kurz ist Johann abgelenkt, weil sie einfach so eine Aura hat, die den Raum beansprucht.


    Dann wendet er sich aber wieder Zehra zu, leise fragt er:

    "Du bist aber keine Nosferatu, oder?"

    Von denen hatte er gehört. MMVV. Ansteckend und relativ gefährlich.

    Aber er bleibt ruhig, lediglich interessiert.

    Er zuckt mit den Schultern.

    "Naja, ich würde schon. Also grundsätzlich."

    Aber ihr Lachen ist irgendwie ansteckend, und so lacht er mit. Nicht so intensiv, eher ein dezentes Lachen. Aber ein Lachen.


    "Und wieso auch nicht? War ja weder nen Angriff, noch ne Beleidigung. Im Grunde ja ein Kompliment."

    Er zwinkert ihr zu.



    "Bin nur froh dass ich nicht irgendwelche komischen Arme oder so habe"

    Dann hebt er die - metallenen - Arme, und meint:

    "Nee, aber ich hab welche. Statt der auffälligen Haare, quasi."

    "machst du mit?"


    Johann schaut Zehra sichtlich überrascht an. Kurz muss er das verarbeiten.

    "Hätt dich jetzt nicht so eingeschätzt." sagt er.

    "Also, äh, danke für die Einladung, und ich wäre sicher nicht abgeneigt. Aber da sollte ich dann schon vorher meine Frau fragen, was die dazu sagt."

    Er wirkt nicht lächerlich oder sarkastisch. Er meint das einfach ernst. Heutzutage sehen die meisten das alles ja eh etwas lockerer, im Allgemeinen. Sie haben da nur noch nicht drüber gesprochen, und für ihn gabs da dazu auch noch keinen Anlass bisher.



    Zu den Haaren und "Tattoos" dann:

    "Schon verrückt. Hier in Seattle trifft man wirklich ungewöhnliche Leute.

    Ich hab ja mal überlegt, mir wieder welche implantieren zu lassen. Also, Haare, mein ich. Die könnten dann wohl auch sowas. Aber so" er deutet auf seine Glatze "ist pflegeleichter."


    Er betrachtet die Neuankömmlinge.

    "Wird ja schnell voll heute. Wie die Motten ins Licht, als obs hier heute was Besonderes gäbe."

    Er hebt abwehrend die Hände.

    "Hat nichts mit Alter zu tun, nur mit Höflichkeit. Aber dann gern Du."


    "Ist ja nicht schlimm. Dachte nur, so aus Deutschland, hat man das vielleicht mal gehört. Neben HK ja eines der Aushängeschilder deutscher Technik.

    Gut, das und SK." fügt er noch an.


    Johann schaut nochmal zu Envoy (nicht dass er den Namen kennen würde).

    "Ja, hier ist fast jedes soziale Klientel vertreten. Gut, ganz unten nicht, weil, die können sich das halt nicht leisten.

    Aber nach oben hin ists offen, glaub ich."


    Er erinnert sich noch an das Angebot was ihm Olga bei seinem ersten Besuch gemacht hatte. Damals war er gerade aus seiner Dienstzeit gekommen und musste erstmal normale Kontakte knüpfen.

    Er flüstert Zehra zu:

    "Hier gibts auch zusätzliche Dienste, wenn du verstehst."

    Er deutet auf eine der Bedienungen.

    "Aber die Damen haben Mitspracherecht. Also schon ziemlich gehoben, denk ich."


    Dann betrachtet er ihre Haare. Wieder in normaler Lautstärke:

    "Cyberhaar wird das ja nicht sein, oder? Wie machst du das?"

    Leicht verdutzt schaut er sie an.

    "Zeiss? Weltklasse Cyberaugen? War nen Witz." meint er, lächelnd.


    "Gut, normal ist hier eher selten, also sind Sie genau richtig hier.


    Ich bin Johann. Freut mich Sie kennen zu lernen."

    Johann deutet auf seine Augen:

    "Zeiss." und grinst.


    "Ja das Teehaus ist 'ne gute Wahl. Viele, ähm... alternative Charaktere hier. Aber im Grunde ist es sicher. Olga passt auf alles auf."

    "Danke sehr." meint er, und lässt sich dann in den Stuhl fallen. Nicht zu schwungvoll, aber doch so, wie man es nach einem langen Tag zuweilen tut, wenn man sich auf sein Sofa fallen lässt. Die Tasse mit dem Tee schwappt dabei nur minimal, bewegt sich im Grunde kaum. Der komplette Schwung wird durch seinen Cyberarm ausgeglichen.


    "Gehe ich Recht in der Annahme, dass Sie noch nicht lange hier sind? Zu Besuch?" beginnt er mit etwas Smalltalk.


    Kurz scannt sein Blick den Neuankömmling. Nein, den hat er hier noch nicht gesehen. Sieht nach Geld aus, irgendwie. Cooler Mantel.