Die Gegend ist flach, der Himmel stahlgrau, die Sonne scheint. Eine einsame Strasse zieht durch die amerikanische Ödnis. Am Horizont sind die gewaltigen Rockys zu sehen. Ein paar Büsche rollen über die Fahrbahn, ein Geier kreist hoch oben in den Lüften. Irgendwo am Boden streift ein hungriger Wolf zwischen den Büschen umher. Weißer Schaum trieft aus seinen Lefzen.
Über die Ödnis hoppelt ein weißer Hase mit roten Augen und drei Ohren, auf der Suche nach etwas Gras. Am Straßenrand scheint etwas Nahrhaftes zu wachsen.
In weiter ferne ist ein Punkt auf der Strasse zu sehn.
Der Hase hoppelt zum Straßenrand sein Spiegel hüpft im Takt auf und ab, dort angekommen knabbert er zufrieden am Grünzeuch. Ein schöner Tag zum Futter suchen, das Fell juckt heute mal nicht so stark wie sonst.
Ein Geräusch! War da was? Der Hase richtet sich auf und wittert.
Nein, nichts zu bemerken. Beruhigt knabbert der Hase eine Weile weiter am Straßenrand, die Backen dick machend.
Der kleine Punkt in der Ferne wird langsam größer.
Schnapp! Urplötzlich Biss der Wolf in das Genick vom Hasen mit den roten Augen, die drei Ohren hingen schlaff herunter. Der Jäger knurrt zufrieden mit der Beute im Maul vor sich hin, nur beobachtet vom Geier hoch oben. Er schüttelt noch mal kurz den Kopf, dann trabt er stolz über die Fahrbahn.
Einsam zieht in der Ferne das Motorrad seine Bahnen, gesteuert durch das autonome Leitsystem. Auf der Maschine sitzend, in schwarzer, hautenger Montur eine Frau, dessen Schönheit durch die Hölle persönlich erschaffe wurde. Die wohlgeformten Schenkel an der Seite angelegt, den Oberkörper weit nach vorne gebeugt, ihr Po eine perfekte, pfirsich geformte Rundung. Die enge Lederkluft modelliert jede frauliche Kurve exakt dem Original nach. Manche würden sie als Succubus beschreiben. Andere als himmlischste Verlockung was auf Erden wandelt.
Die Wahrheit war, wie meist, irgendwo dazwischen oder auch beides, wer will das schon so genau sagen. Hier in den Staaten nannten manche sie Purgatory, in Paris wurde sie schlicht "Rose noire" genannt, die schwarze Rose, ein Todesengel.
Unter ihren Helm trug sie rötliches, langes Haar. Einmal den Helm abgenommen, vielen sie ihr weich glänzend bis zur schmalen Talie. Ihre tief grünen Augen, mit bläulich-schwarzen langgezogenen Liedschatten bilden einen schönen Kontrast in den man sich verlieren konnte, wenn man ihr schönes Gesicht, das durch warme, fraulich angenehme Linien gebildet wird, lange genug betrachtet.
Eigentlich machte sie Urlaub hier und arbeitet sich von der Ostküste bis zur Westküste vor. Ihr nächste Ziel auf der karte ist Seattle. Mit kleinen Jobs finanzierte sie ihre Reise und hüpfte so von Stadt zu Stadt. Wenn immer jemand beiseite geschafft werden sollte, egal ob Mann und Frau, für Rose noire war das alles nur Nachtisch auf einem langen Speiseplan. Sie empfand reinstes, prickelndes vergnügen mit den Opfern zu spielen, um sie anschließend überraschend zu töten. Es spielte dabei wahrlich keine Rolle wie gut der Nachtisch vercybert war, am Ende verspeiste sie immer das Herz ihrer Opfer, entweder auf die eine oder andere Art.
Wehmütig denkt Rose noire an ihr letztes Opfer, eine blonde, aufpolierte Kon-Sekretarin mit einem eben so schönen Körperbau wie ihren. Sie trieb ihr Spiel in den oberen Etagen wohl etwas zu weit. Irgendein Boss hat dann entschieden sie still zu entsorgen. Die näheren Gründe gingen sie nichts an.
Beide hatten sich noch ein paar schöne Tage Abseits von Minneapolis gemacht. Sie spürte noch ihren vor Erregung bebenden Körper unter sich, das leise aufstöhnen, dann ein erstickter, überraschter Schrei... In letzter Ekstase zuckte sie noch einmal, bevor ihr Körper zusammenbrach. Ihr blondes Haar lag wild verstreut um ihr helles Engelsgesicht. Wie in hellem Marmor gehauen wirkte ihr Körper ausgestreckt auf dem Bett, das ausfliessende Blut wirkte so schön Kontrastreich.
Bedauerlich um den schönen Körper, aber zumindest brachten ihr die einzelnen Körperteile ein paar Effektive in die Reisekasse. So hatte ihr Ableben wenigstens noch ein Nutzen.
Ihre Maschine vibrierte wie ein Körper zwischen den Schenkeln und brachte sie immer näher an die mächtigen Rockys herran.
Laut ließ sie den Motor aufheulen und gab ordentlich Stoff, die Fahrbahn war bis auf ein Critter frei.
Es rüttelte einmal, dann schaltet sie den kleinen Scheibenwischer an der Frontscheibe an.
Dreck! Beim nächsten Zwischenstopp muss sie ihr Zweirad wieder waschen lassen.
Das ein Wolfskörper einige Meter weit von der Strasse gewirbelt wurde bekam sie nur am Rande mit. Ihr gelenkiger Körper gleicht den Zwischenfall schon in der nächsten Sekunde automatisch aus, als ob nichts gewesen wäre.
Es wird Zeit sich langsam um ein Motel zu kümmern. Die Fahrt über das Gebirge wird anstrengend werden.
Hinter ihr setzt majestätisch der Geier zur Ladung an, der Tisch war gedeckt.
Ein weißer Engel kommt geflogen. Tief schwarz ist ihr Schatten. Blutrot ihre Fußspur.
"Rose noire"