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#521
„Ach, was weiß ich?!“ fahre ich ihn an. Verfluchter Teufelsrattendrek, wir wissen noch nicht einmal, wo genau die verfraggte Gang haust. Was sollen wir machen, an den Türen klingeln und nachfragen? ‚Entschuldigen sie bitte, Ma’am, wissen sie wo das geheime Jahrestreffen der Antikongang ist?’ „Kann auch sein, dass wir keinen zweiten Lieferwagen angehalten kriegen.“ kriegt Hem meinen Pessimismus mitgeteilt.
Hem
Ruhig, Brauner, Ruhig... Ohne mit der Wimper zu zucken nehme ich Grendels Ausbruch zur Kenntnis.
Machen wir folgendes:
Wir warten eine Stunde, ob sich uns ein weiterer Truck anbietet. Wenn nicht geht es über die Mauer.
#523 - SL
Hem:
Grendel gummelt irgendetwas vor sich hin was du als Zustimmung zu deinem Vorschlag auffasst. Dann stiert er vor sich hin, doch dieser Zustand der Untätigkeit hält zu deinem Bedauern nicht lange an. Er schaut aus dem Fenster, kontrolliert seinen Millimeterschnitt im Spiegel der Sonnenblende, stößt genervt die Luft aus, überprüft seine Waffen auf ihre Funktionstüchtigkeit, trommelt nervös mit den Fingern. Er hört mit einem frustrierten Grunzen damit auf als er deinen vielsagenden Seitenblick bemerkt. Du bist dir sicher, dass er den nett gemeinten Vorschlag, es mal mit Meditation oder so zu versuchen, mit mehreren Faustschlägen ins Gesicht quittieren würde. Schließlich sucht er aus seiner Innentasche ein dünnes Buch hervor und beginnt zu lesen. Das Warten ist das Schlimmste. Du beschließt nach einer ereignislosen halben Stunde dir ein weiteres Mal die Videoaufzeichnungen anzuschauen.
Hem
Ich muss ihn beschäftigen, sinnvoll beschäftigen...
Ich gucke weiter auf den Monitor, aber gleichzeitig überlege ich, wie ich Grendel von der Untätigkeit befreien kann.
Schätze wir sollten ein mal sehen, wo wir am besten über die Mauer kommen. im Zweifelsfall haben wir so eine weitere Fluchtmöglichkeit. Übernimmst Du das? Den LKW schaffen Raptor und ich zur Not allein.
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#525
„Wenn’s denn sein muss.“ stöhne ich, in meiner Lektüre gestört und hoffe, dass er mir meine Erleichterung nicht anmerkt, endlich aus diesem motorisiertem Konzernsarg zu entkommen. Eilig jogge ich los, die Wagentür hinter mir zuknallend.
Hem
Ich blicke Grendel kurz nach, schüttle leicht den Kopf und widme mich wieder meinen Kameras.
#527 - SL
Hem:
In letzter Zeit ist es in Norma Beach sehr ruhig, die Schlipse futtern ihre Angebotspizza, sitzen mit ihren Familien im trauten Heim und genießen ihr langweiliges Spießerleben. Die Straßen sind bis auf einen späten Jogger und ein paar Leute, die ihren Köter Gassi führen, leer. Nur die Wachleute wirken irgendwie nervös, als schienen sie auf etwas zu warten, schauen sich vermehrt um, ziehen energisch an der Zigarette wenn sie sich unbeobachtet wähnen und stecken die Köpfe zusammen wenn sie sich bei dem Wachhäuschen treffen.
Es ist so verdammt ruhig. Entweder sind eure Informationen falsch oder die Judges kommen noch. Oder sie sind bereits da.
Hem
Ob ich bei der Schieberin ein Rückgaberecht habe...
Mir bleibt atm nur das Warten.
#529 - SL
Hem:
Du bezweifelst aufs Äußerste, dass du ein Rückgaberecht erwirken kannst, Sheila machte auf dich nicht den Eindruck einer Amateurin – ganz im Gegenteil. Die Idee mit den Kameras war gut, zur Zeit bieten sie lediglich ein geringfügig langweiliges Programm. Als Scharfschütze bist du das Warten gewohnt, bist nicht so ausgesprochen ungeduldig wie der tatendurstige Grendel, sondern die Ruhe selbst. Razor ebenso, auf dem Rücksitz nutzt er die Zeit für ein kleines Nickerchen. Trotz deines langen Atems kommen dir langsam aber sicher Zweifel, ob dieses Unternehmen jemals von Erfolg gekrönt sein wird. Du kannst es dir nicht erklären, in gewisser Weise bist du dir vollkommen sicher, dass ihr hier richtig sein und heute Nacht die Judges zum letzten Mal feiern werden. Die Aktivität der Wachleute hat zumindest zugenommen, die Patrouillenintervalle werden länger und es wird weniger gewechselt.
Hättest du ihn nicht vorher im Rückspiegel bemerkt, du hättest dich erschrocken, als Grendel die Beifahrertür aufreißt und sich aus allen Poren schwitzend neben dich fallen lässt. Seinem Blick nach zu urteilen hat ihm der Dauerlauf gut getan, aber er muss etwas gesehen haben dass ihm nicht gefiel – er sieht noch angepisster aus als vor zwanzig Minuten. Auf seine spezielle Art und Weise ist Grendel ein offener und grundehrlicher Mensch, es erstaunt dich wie gut du ihn schon kennst. Nach wenigen Atemzügen berichtet er.
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#530
„Höllenhunde!“ japse ich, „Die haben hier verschissene Höllenhunde!“ Schnell normalisiert sich meine Atmung, das wilde Hämmern in der Brust wird langsamer, das tägliche Training macht sich bezahlt. „Ich habe eine Stelle gefunden, an der man mit reichlich Anlauf von innen durchbrechen könnte, hier ungefähr.“ Ich tippe auf eine Stelle am östlichen Ende des abgesperrten Gebiet. Eine Straße wurde damals beim Bau des Zaun unterbrochen, das Gelände ist aber noch relativ eben und wenig zugewachsen. Mit genügend Tempo kann man durch den Maschendraht brechen. „Ich hab’s gefunden, weil’s da gebrannt hat. Ja, in der Zone zwischen den Zäunen. Außerdem hingen da noch Reste von gelbem Absperrband.“ LoneStar Crime Scene – Do Not Enter. Einmal gesehen, nie vergessen. „Das Viech hat mich beim Laufen gewittert und ist mir gefolgt. Ich glaub’ die haben vergessen, den zu füttern.“ Ich wische mir mit dem Jackenärmel den Schweiß von der Stirn. „Also raus kommen wir schon mal.“
Hem
Nett. Hast Du ihn im Wettrennen besiegt oder gegeekt?
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#532
„Weder noch.“ Kein Grund spöttisch zu werden. Du sitzt ja auch hübsch im Wagen. „Zurück hab ich ’ne Nebenstraße genommen. Soll ja nicht gleich so aussehen als ob ich was auskundschafte.“
Hem
Ich blicke auf meine Uhr.
Schätze wir sollten langsam los.
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#534
„Und wie hast du dir vorgestellt, dass wir die Judges finden, hä?“ frage ich ungeduldig. „Da wo die laute Musik ist? Sicher nicht, sonst wäre die Security schon da. Und der möchte ich nicht über den Weg laufen. Das werden wir aber zwangsläufig, wenn wir durch ganz Norma Beach tingeln müssen.“ Ich hoffe, der Mann hat einen Plan.
Hem
Meine Geduld mit Grendel wird von diesem wieder auf eine harte Probe gestellt. Noch meistert sie diese.
Wir werden beobachten müssen. Von hieraus sind wir auf jeden Fall nicht bereit für den Tanz.
#536 - SL
Hem:
Du hast gerade den Mietwagen in sicherer Entfernung zu dem bewachten Norma Beach abgestellt, als eine auffällige Bewegung deinen Blick auf die weiterhin laufenden Überwachungsmonitore zieht. Das ereignislose Programm hätte bislang auch eine Endlosschleife sein können, von absoluter Regelmäßigkeit der Abläufe geprägt, plötzlich kommt ungewohnte Hektik in die Bewegungen der Wachmänner. Sie scheinen sich uneinig zu sein und diskutieren kurz aber heftig, ziehen dabei aber ihre zusätzliche Schutzausrüstung in Form von Helmen, Arm- und Beinschonern an; Kofferraumdeckel werden geöffnet.
Hem
Ich gucke kurz, dann genauer. Anscließend zeige ich meinen Mitstreitern die Aufnahme.
Sieht so aus, als würden die Kellner die Häppchen... Ich unterbreche mich und lege meine Stirn in Falten.
Und wenn das die Judges sind?!
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#538
„Du meinst, die waren schon die ganze Zeit da?“ frage ich ungläubig. Das würde natürlich erklären, warum es die ganze Zeit so verdammt ruhig geblieben ist. Ich rücke näher zu Hem, um das Geschehen auf dem Monitor besser verfolgen zu können. „Schau mal, da.“ entfährt es mir. Ein Streifenwagen mit einigen Einschusslöchern kommt auf den Parkplatz und durch den Wagen sieht man aus der bodennahen Perspektive entweder die Füße oder die Köpfe der Wachmänner. Sie sprinten zu dem langsam rollenden Wagen. Gespannt verfolge ich das Geschehen.
Hem
Oh man! Die haben echt ne Traute!
Unglübig gucke ich auf den Bildschirm.
#540 - SL
Überraschungspaket
Sag’s ihnen ins Gesicht
Die Türen des Wagens öffnen sich und was die Wachmänner sehen, überrascht sie maßlos. Und versetzt sie dann in Schrecken. Bevor auch nur Uniformierter seine Waffe heben kann, wird seine Brust von Kugeln zerfetzt. Dann öffnen sich die Wagentüren und zwei Männer mit schwarz-goldenen Klamotten feuern mit einer HK227S auf die Gruppe. Im Trideo zoomt die Kamera auf die Schweißperlen des Wachmanns, die blutspritzenden Einschläge in seinem zuckenden Körper, den grimmigen Gesichtsausdruck des Gangers, die in Zeitlupe auf den Boden rieselnden Patronenhülsen, den immer wieder hämmernden Schlitten der fest umschlossenen Maschinenpistole. Die Wachmänner sacken auf die Knie, werden umgerissen, fallen hinten über.
Innerhalb einer Sekunde ist der lautlose Spuk vorbei. Dies ist kein Trideo, ihr hört keinen bombastischen Soundtrack, nur euren eigenen angehaltenen Atem.
Die Ganger steigen aus dem Wagen, verteilen letzte aufgesetzte Schüsse, klatschen einander lachend ab. Von außerhalb des Monitors kommen zwei weitere Ganger ins Bild mit lässig geschulterten Waffen, es wird sich gratuliert. Jemand, den die Kamera nicht erfasst, scheint einen Befehl gegeben zu haben, hastig werden die Leichen beiseite gezogen, wahrscheinlich in Richtung des Diners. Nur wenige Minuten später werden die Posten und ein nicht ramponierter Streifenwagen von Uniformierten besetzt als wäre es nur ein Hirngespinst, was eure Augen staunend erblickt haben.