So, unabhängig von der Anzahl der Spieler fang ich schon mal an.
Eine Frau, Anfang dreißig zog die Vorhänge in einem kleinen Zimmer mit einem Seufzen zu.
Sie konnte die immer noch brennenden Ruinen ihrer Stadt nicht mehr sehen.
Hier und da sah man noch Mündungsfeuer und das Aufleuchten magischer Energien, welches
die Nacht erhellte.
„Mama?“
Sie straffte ihren Körper und drehte sich zu der Stimme um. Sie gehörte einem kleinen
Mädchen, das auf einem großen Bett saß. Ihre großen braunen Augen durchdrangen das vom
Kerzenlicht erhellte Zimmer und sahen ihre Mutter an.
„Mama?“ diesmal etwas fordernder.
„Ja Jezebel?“
„Ich kann nicht schlafen, erzählst du mir eine Geschichte?“
„Schon wieder?“ lächelt Nessaja ihre Tochter an.
„Na gut, aber diese Geschichte handelt im letzten Jahrhundert, in den damals noch neuen Allianz der deutschen Länder...“
„Ohh, eine mit Helden, Liebe und Happy-End, kommen auch Techs und Magics vor?“
„Es gibt in der Geschichte keine Helden nur eine Handvoll Männer genannt Shadowrunner. Die erledigten für die Konzerne die Drecksarbeit. Zündest du noch zwei Kerzen an, ich hol was zum Essen“
Während Nessaja hinausging um etwas zu Essen zu holen, schloss Jezebel ihre Augen, konzentrierte sich und entflammte zwei Kerzen an der anderen Seite des Raumes.
Genau in diesem Augenblick kam Nessaja wieder herein, ein Tablett mit Brot und Wasser auf den Händen.
Sie schüttelte leicht ihren Kopf
„Jez, du sollst doch keine Feuermagie wirken, wenn kein Erwachsener dabei ist. Das hab ich dir doch schon hundert mal gesagt.“
„Ja, Mama“
Schuldbewusst kroch Jezebel unter die Decke und sah Nessaja an.
„Erzählst du jetzt die Geschichte, ja?“ Sie grinste über beide Ohren.
„Also, die Geschichte beginnt 2047, als ein Dr. Müller, seines Zeichens Ingenieur in der Technischen Entwicklung bei HDW in Kiel...“
„2047, das ist aber schon lange her Mama“
„Jezebel, unterbrech mich nicht andauernd.“
„Hmm, also es beginnt mit einem Treffen der Leitenden Ingenieure bei HDW...
Ein Gruppe Männer in typischen Anzügen des mittleren Managements saßen erwartungsvoll um einen großen Tsch herum und warteten auf ihren Vorgesetzen.
Das laute Stimmengewirr, verstummte, als die Tür aufging und ein grauhaariger Mann den Saal betrat.
„Guten Morgen meine Herren, wir fangen dann sofort an.
Dr. Müller, ihre Beurteilungen der Lage und die Werte ihrer Arbeit sehen vielversprechend aus. Wann denken sie können wir mit den Feldversuchen anfangen?“
Ein schlanker Mann Ende dreißig blickt von seinen Unterlagen auf.
„Herr Dr. Poskej, meine Herren.
Ich denke innerhalb eines Jahres können wir mit den Feldversuchen anfangen und sollten innerhalb zwei Wochen die ersten Ergebnisse haben.
Wenn die Ergebnisse den jetzigen Testen an den Modellen entsprechen, stehen wir kurz vor einer Revolution, verzeihen sie mir den Ausdruck, in unsere Branche.
Die Aktien sollten dann bei geschickter Vermarktung in unerwarteten Höhen schnellen.“
Der Mann am Kopfende des Tisches erhob sich von seinem Platz
„Gut Dr. Müller. Meine Herren, es gibt viel zu tun. Sie haben ein Jahr, an die Arbeit“
Damit verließ er den Saal. Unter einem wildem durcheinanderreden der übrigen Männer, welche sich gegenseitig gratulierten und Dr. Müller zu seinem Projekt beglückwünschten.
„Jezebel?“ flüsterte Nessaja leise,
„Hmm jaa“ verschlafen fallen die Augen der Tochter wieder zu.
„Schlaf gut, morgen geht’s weiter.“ Mit einer Handbewegung lässt Nessaja die Kerzen im Raum erlöschen. In der Dunkelheit verlässt sie den Raum.
Am nächsten morgen erfüllte sanfter Sonnenschein das Zimmer. Durch den Vorhang in einem schwachen rötlichen Licht gehüllten Bett wachte Jezebel langsam auf.
Schnell lief sie durch das Zimmer zur Tür und fand ihre Mutter in der Küche am Frühstückmachen.
„Na Jez, schon auf? Gleich gibs Frühstück“
Während sie das Frühstück zubereitete, ließ sich Jezebel auf dem wackligen Stuhl am Tisch nieder,
„Erzählst du die Geschichte gleich weiter Mama. Wie geht es mit dem Müller und seinem Projekt weiter und wann kommen die Shadowrunner?“
„Ess erst mal, dann erzähl ich weiter.“
Nessaja spülte während Jezebel aß, das Geschirr ab und sah aus dem zerbrochenem Küchenfenster.
Draußen sah es am Tage noch trostloser aus, als in der Nacht. Die Kämpfe ruhten zur Zeit, aber wenn man genau hinsah, konnte man kleine Aufklärungsdrohnen und Geister herumfliegen sehen.
Nessaja schloß die Jalousinen und setze sich an den Tisch.
Fortsetzung folgt
Nessaja