Tacoma - Seattle
Justin wacht in einem relativ geräumigen Zimmer, in einem für ihn viel zu großen Bett auf, das er nie zuvor gesehen hat. Oder, hat er vermutlich schon, gestern, als er es gemietet hat. Nur erinnern kann er sich nicht mehr. Was auch gar nicht schlimm ist, denn bleiben wird er hier ohnehin nicht.
Er packt seine Habseligkeiten zusammen und bemerkt dabei eine Nachricht:
>> Erbitte Rückruf <<
Schlicht. So ist er. Justin lässt das KOM Cobalts Nummer wählen, während er den Rest seines spärlichen Hab und Guts zusammen trägt. Dauert auch gar nicht lange, ausgepackt hat er ja nicht viel.
Der Trideo-Projektor erwacht zum Leben, als das KOM eine Verbindung hergestellt hat. Das Gesicht eines recht schmächtigen Elfen schaut ihn an. Eisblaue Haare, Kobaltblaue Augen. Alles natürlich, wie er versichert.
"Morgen Schlafmütze, auch schon unter den Lebenden?"
Justin grinst.
"Hab ja nichts vor, da kann ich doch den Tag verschlafen, oder?"
"Heute nicht, Kurzer, ich hab nen Job für dich."
Kurzer. Cobalt ist der Einzige, dem er das durchgehen lässt. Er hat es sich verdient.
"Was für'n Job?"
"Oh, das wird dir gefallen. 75 Riesen, und das Beste: Du kannst einem Konzern an den Karren pissen."
Er hat Recht, das gefällt ihm.
"Sprich weiter."
"Ihr helft einem kleinen, unabhängigen Indianerstamm gegen die Vertreibungsversuche durch den Konzern."
Justin lacht.
"Das klingt nach nem schlechten 40er Jahre Streifen. Und hat der Konzern keinen Namen?"
Cobalt schaut nachdenklich.
"Hat er sicher, aber, spielt der ne Rolle? Schätze mal, der Stamm hat bei Konzernkunde nicht richtig aufgepasst. Ist denen wohl auch egal, welcher dieser Moloche sie ausrotten will."
Guter Punkt.
"Bin dabei."
"Willst du keine Einzelheiten -?"
"Nope" unterbricht ihn der Zwerg. Er hat gehört, was er wissen muss. Den Rest hört er sich vor Ort an.
"Nur wo ich hin muss."
Cobalt nennt ihm Ort und Zeit. Rand der neutralen Zone. Naja, einmal durch Seattle, besser mal auf den Weg machen. Das ist irgendwie der Nachteil, wenn man den Tag verschläft. Vielleicht sollte er sich mal nach nem Schlafregulator umschauen. Aber wozu? Damit er noch länger trinken kann, bevor er in einem unbekannten Zimmer einschläft?
Er nimmt sich die Zeit für eine Dusche und macht sich im Anschluss auf den Weg. Ein Fahrzeug hat er nicht, wozu auch? Also per Monorail. Billig, sicher, relativ schnell.
Irgendwo - NAN
Und so sitzt er jetzt in einem robusten Geländewagen und kämpft sich mit dem Sitz ab. Die Dinger sind eben selten auf Zwerge ausgelegt. Beine hängen in der Luft, links stößt er an die Tür, auf der anderen Seite an den Sitznachbar. Er ist nunmal breit wie hoch, das ist oft irgendwie unhandlich.
Er hatte sich extra hinten hin gesetzt, um eben nicht neben dem Fahrer sitzen zu müssen. Aber logisch, er wird nicht allein zu dem Job fahren, und so war es nur eine Frage der Zeit, bis sich jemand mit hinten hin setzt. Drei Plätze frei, drei Söldner. Oder Runner, wie sie hier meistens genannt werden. Der Job ist aber eigentlich der gleiche.
Wird er nicht angesprochen, wird er auch nicht sprechen. Vorstellungsrunde kann er vor Ort machen, nicht so auf halb Acht im Auto.
Am Zielort findet sich tatsächlich ein Indianerdorf. So richtig mit Zelten und Feuer und so. Ein kurzes Lächeln schiebt sich in sein ansonsten grimmiges Gesicht. Hier kann er seinen Kampf gegen die Unterdrückung ausleben, und wird auch noch dafür bezahlt.
Er geht auf den stattlichen Mann zu, der aussieht, als hätte er hier das Sagen.
"Guten Tag. Justin Time." stellt er sich vor.