Ein Wohnzimmer am Rande des Spielfeldes
Das Zimmer sieht desolat aus. Einstmals war es wohl ein einfaches Junggesellenwohnzimmer, eine Matratze, ein Trideo, einige Bierflaschen, viel mehr gibt es hier nicht. Oder eher gab es hier nicht mehr, bevor jemand das Türschloss aufgebrochen und das Wohnzimmer in ein Teamzimmer verwandelt hat. An den Wänden prangen jetzt ein paar Graffitti, ein altes Sofa steht in einer Ecke und eine aus Resten von der Straße zusammen gezimmerte Bank, dazu ein Kühlschrank und ein Soybereiter. Der Bewohner hat ein freundliches "Piss off, come back after the match" bekommen, was ihn etwas verwirrt zurück gelassen hat, aber Übersetzungssoftware und ein zwei freudschaftliche Schulterklapse des muskulösen Orks haben ihm letztendlich geholfen, zu verstehen.
Mc Steelfuck, wie seine Freunde ihn gnädigerweise nennen dürfen, ist eine beeindruckende Erscheinung. Jeder Zoll das absolute Clichée eines Gangorks. Gut 1,90 groß und beinahe so breit vor Muskeln, war er kaum durch die Sicherheit am Flughafen gekommen. Nicht nur hatten seine Massen an Piercings die MAD-Scanner verrückt spielen lassen, die outgesourcten, lohngedumpten Sicherheitsdienstmitarbeiter hatten auch nicht wirklich Lust gehabt, das mit Mc Steelfuck ohne Verstärkung durchzudiskutieren. Zumal eines dieser Piercings tatsächlich ein durch eine Hauttasche geschobenes Kampfmesser am Arm ist und ein anderes im Grunde ein Patronengurt, nur halt eben aus lebender Haut. Der Mann ist ein Kunstwerk, aber in den dunklen Gassen Radmonds ist das Ganze auch eine ziemlich gut funktionierende Lebensversicherung. So eine Granate als Lippenpiercing macht halt Eindruck, auch wenn Steelfuck manchmal etwas schwer zu verstehen ist. Er trägt wenig Kleidung, nur eine Hose, Stiefel und eine Panzerweste, dazu noch diverse Gurte, aber die meiste Ausrüstung steck eh in seinen dutzenden von Modifikationen.
Die zweite Person im Bunde is Frankleton, Teammedic und das, was unfreundliche Zungen wohl einen vollkommen Irren nennen würden. Der Großteil von Steelfucks Piercings und Brandings und anderer Körperkunst ist von Frankleton ausgeführt worden, aber nur ein Teil davon war vorher abgesprochen. Zu Frankletons Glück hat Steelfuck bisher noch jede von Frankletons Ideen einfach geil gefunden, insbesondere die Cybergun mit dem halb nach oben gerichteten Schusswinkel im linken Knie, Steelfucks geliebten Nutcracker. Der zittrige, nervöse, glatzköpfige Norm, der seinen schmutzigen Kittel niemals ablegt, wird an diesem Match nicht teilnehmen, aber einen richtig fähigen Medic vor Ort zu haben, ist wirklich nützlich.
Die tatsächlich gefährliche Person im Raum ist aber tatsächlich nicht Flash selber, deren psychotische Ader zwar oft sehr deutlich pulst, aber größtenteils doch unter Kontrolle ist, oder Steelfuck, von dem jeder das sofort annehmen würde, sondern eine relativ durchschnittlich aussehende Normfrau. Braunes, kinnlanges Haar, ein spitzes Kinn, tiefschwarze Haut und nur sehr wenige Tatoos und Piercings, lassen eine Redmond-Bitch schon erkennen, aber Molly ist fast gesellschaftsfähig. Würde sie aber irgendwo anders leben, als im wilden Großstadtjungel der Redmond Barrens, hätte man sie schon lange in eine Hochsicherheitszelle gesperrt. Was Molly passiert ist, wissen nur die Frauen des Teams und Frankleton und letzterer auch nur, weil er bei der Behandlung nach einem harten Match die tiefen, schrecklichen Spuren gesehen hat. Wie genau es aber zu den schrecklichen Narben, die sonst niemand je zu Gesicht bekommt, der nicht mal mit Molly dieselbe Dusche benutzt hat, gekommen ist, wissen sie aber auch nicht. Und zu fragen wagt niemand, nicht einmal Flash, die sonst vor kaum etwas Angst hat. Was immer passiert ist, die Spuren gehen weit tiefer als nur in die Haut und Molly ist eine astreine Irre. Wenn sie wirklich wütend wird und ihr altertümlicher Reflexbooster mit einem deutlich hörbaren Surren anläuft, dann gibt es keinerlei Gnade mehr. Flash hat schon gesehen, wie Molly einem Kerl mit den Zähnen die Kehle raus gerissen hat und einem anderen mit den Daumen die Augen ausquetschte. Und alles, was die beiden getan hatten, war, Molly scheel anzugucken und dann das Maul aufzureißen, als Molly laut wurde. In einem Match aber, wenn die Kugeln fliegen, die Granaten explodieren und Schreie die Luft erfüllen, dann ist Molly eiskalt und kontrolliert, eine absolut zuverlässige Teamkameradin. Und als solche schätzt Flash Molly sehr und die beiden kommen einander so nahe an eine Freundschaft, wie es Straßenratten nur können.
Der letzte im Raum, abgesehen von Flash selber, ist Boss. Boss ist nicht nur der Boss, einer kleinen Go-Gang, sondern auch der Teamleader der Back Alley Dodgers. Ein schlanker, zäher Elf von unbestimmbarem Alter, tätowiert und gepierct und mit einem eiskalten Blick in den Augen. Niemand mag ihn wirklich, aber alle respektieren Boss, denn er hat nicht nur eine unheimliche Ausstrahlung, sondern ist auch ein verdammt guter Stratege. Auch er wird nicht mitspielen, aber wenn seine besten Spieler auswärts spielen, will er nicht weit weg sein und Slash, seine Schwester, hat die Gang daheim gut im Griff.
Die Vorbesprechung ist gerade beendet und Flash, Molly und Mc Steelfuck sind gerade dabei, ihre Ausrüstung anzulegen während Frankleton seine Ausrüstung im Zimmer ausbreitet, um es in einen improvisierten Saniraum zu verwandeln. Während Flash Diagnoseroutinen durch ihre Ausrüstung jagt, schickt sie eine Nachricht an alle Enforcer
<<Cheerio Chummers, wir sind ready, what is mit euck? Alle ready, ein paar Fressbretter nach innen zu drüken?>>