Beiträge von Dschinn

    <Check, Hachidori-san>, bestätigte Arashi knapp. <Beeilt euch. Ich bin nicht sicher, was hier vorgeht, aber etwas wird bald passieren.> Er aktivierte seinen Reflexbooster, der sich sofort per WiFi mit den Supraleitern seiner Reaktionsverbesserung in der Wirbelsäule synchronisierte. Gleichzeitig zeigte ihm der integrale Vitalmonitor bereits an, dass sich Herzschlag und Puls sprunghaft beschleunigten, als die Cyberware elektrische Impulse durch seine Nervenbahnen schoss. Adrenalin raste durch seine Adern. Seine Wahrnehmung verlangsamte sich. Arashi bemühte sich ruhig zu atmen, wie er es gelernt hatte, um seinen Herzschlag zu beruhigen.


    <Red, schließ zu der Frau auf und wirf dabei einen Blick auf die beiden Männer. Wir halten uns bereit einzugreifen, falls sie etwas unternehmen>, sendete er dann. Er prüfte den Sitz seiner hauchdünnen Kletterhandschuhe. Na los, ich bin bereit für die Action.

    Ja, jede Menge Kommlinks von Lagerarbeitern, Sicherheitskräften, etc. Die Sicherheitskräfte tragen auch nicht versteckte Waffen als Abschreckung. Du findest aber keine nicht versteckten Icons, die zum Clark Storage Lagerhaus gehören könnten. Wenn man eine Waffe illegal trägt, will man sie ja nicht gleich in der AR aufleuchten lassen, weshalb sie zumindest versteckt sein wird. Die Geräte, die in WANs eingebunden sind (also Sicherheitsgeräte), werden alle mit der Schleicherstufe der Hosts versteckt. Und daher kommt die Masse der versteckten Icons.

    Die Situation ist unverändert. In der näheren Umgebung gibt es zu viele versteckte Geräte, vor allem auch durch die WANs der angrenzenden Unternehmen. Wenn er jemanden lokalisieren kann, sollte es aber kein großes Problem sein, das PAN herauszufiltern.

    An der Ostseite verläuft nur dicht unter dem Dach eine dreifache Reihe Fensterelemente. Eine ramponierte Tür befindet sich an der Ostseite etwa zehn Meter von der nordöstlichen Ecke entfernt und eine weitere Tür an der Südseite, dicht an der südöstlichen Ecke. An einem Pfeiler in der Gebäudemitte führt eine Leiter nach oben auf einen klapperigen Laufsteg, der unter der Decke durch die Halle führt. Wenn man einige Meter auf dem Laufsteg zurücklegt, führt eine weitere kurze Leiter zu einer rostigen Dachklappe.

    Mit den Waffen im Anschlag pirschte das Team in das düstere Lagerhaus. Die blinden und völlig verdreckten Fenster ließen nur wenig von der späten Nachmittagssonne in das verlassene Innere des Gebäudes eindringen. Es roch muffig und feucht. Linkerhand befanden sich noch einige Büromöbel und im Zentrum der Halle standen einige restlos ausgeschlachtete Maschinen. Verteilt vergammelten hier und da kleine Stapel von morschen Holzkisten.


    Als Cleo und Franklin weiter in das Innere der Lagerhalle vordrangen, begann es hinter einer Kiste zu rascheln. Die Holzkiste klapperte und zwei ausgewachsene Teufelsratten in der Größe eines Fuchses kamen hinter ihr hervor. Roten Augen glühten im Halbdunkel. Für einen Augenblick. Dann ertönte ein wütendes Fauchen von den beiden Tieren und sie stoben wie auf Kamikaze zur südlichen Hallenseite davon, quetschten sich durch ein kopfgroßes Loch in der Außenwand und waren verschwunden. Das Team war nun in der Halle allein.

    Wer waren die denn schon wieder? Arashi runzelte genervt die Stirn. <Wenn die beiden so dreist in zweiter Reihe vor einem Polizeirevier parken, handelt es sich vielleicht auch um Yaks. Die Frage ist, wen hat Hachidori-san dann ausgeschaltet? >, sendete er. <Sanro-kai, könnt ihr die Sensoren der Eingangsschleuse anschlagen lassen, wenn euch die zwei Männer besuchen möchten? Falls Red noch Yuris Revolver bei sich trägt, könnte sie die Waffe alternativ einem der beiden unterschieben>, überlegte er laut.


    Er startete den Motor des BMW 400GT und ließ die Scheiben der Fahrer- und Beifahrertür herunter, um sich ein freies Schussfeld zu schaffen. <Yokota-san, ich könnte den beiden Yaks ungeschickt in den Weg fahren, um ihnen das Überqueren der Straße zu erschweren. Würde euch das ausreichend Zeit verschaffen, um das Polizeirevier mit Kaya zu verlassen?>

    Gerade hatte Betsy den Ford Americar aus der Ausfahrt der Tiefgarage in den dicht befahrenen Midway Park Circle gesteuert, da zeigte ihr Kommlink blinkend einen eingehenden Anruf an. <Betsy>, meldete sich Tim, als sie annahm. <Ich habe eine Datenbankabfrage für die Namen gemacht, die du mir gegeben hast. Die meisten sind eigentlich unauffällig. Ein paar kleine Verkehrsordnungswidrigkeiten hier und da, Mr. Harper wurde vor ein paar Jahren bei einem illegalen Glücksspiel erwischt und Mrs. Silver Deer beim Kauf von illegalen Beruhigungsmitteln. Zu Ms. Tchang habe ich gar nichts.> Er sah kurz zur Seite und wechselte in seiner AR auf ein weiteres Datenfenster. <Scott Masters allerdings ist dem Knight recht gut bekannt. Ein junger Rowdy. Rast gerne mit einem Sportwagen durch den Plex. Am liebsten betrunken. Ansonsten wird er auch mal in Schlägereien verwickelt. Das wars. Betsy, ich melde mich die Tage, damit wir deinen Whisky probieren können.> Er grinste, winkte ihr zum Abschied lässig zu und beendete das Gespräch.



    Tacoma, Seattle, UCAS


    Die Sonne sank langsam über Vashon Island dem Horizont entgegen, als Betsy nach nicht allzu langer Fahrt von der Interstate 5 auf die State Route 161 wechselte und dieser noch einige Minuten nach Süden folgte. Um 17.28 Uhr erreichte sie den Hauptsitz von West Coast Cargo in Milton. Die Adresse, die sie von Mr. Taylor erhalten hatte, führte sie zum rückwärtigen Mitarbeiterparkplatz, auf dem ein Dutzend Autos standen. Ein schneeweißer Eurocar Westwind mit verchromten Felgen stach aus den ansonsten eher unauffälligen Fahrzeugen heraus, wie ein Barghest aus einem Rudel Boston Terrier.


    Der Mitarbeiterparkplatz war an der nordwestlichen Ecke des Komplexes gelegen und nahm nur ein Fünftel der Front des Lagerhauses ein. An den Rampentoren standen vier große Fernverkehrstrucks. Staplerdrohnen fuhren hin und her, beluden, oder entluden die robusten Trailer, beaufsichtigt von Lagerarbeitern in blaugrauen Overalls mit dem Logo von West Coast Cargo. Zwei weitere Mitarbeiter standen in einiger Entfernung zu ihren geschäftigen Kollegen und hielten Defiance T-250 Schrotflinten, während sie sich immer wieder umsahen.


    Kaum war Betsy aus dem abgestellten Americar ausgestiegen, eilte schon eine junge Frau aus dem Mitarbeitereingang auf sie zu, so schnell es der enge Bleistiftrock erlaubte. Die langhaarige Brünette im hellblauen Businesskostüm musste direkt hinter der breiten Glastür auf sie gewartet haben. „Sie sind bestimmt Ms. Bennet“, sprach sie Betsy aufgeregt an und reichte ihr schnell die Hand. „Ich bin Catherine Willing, Mr. Taylors persönliche Sekretärin. Mr. Taylor hat mich informiert, dass wir ihnen in jeglicher Hinsicht behilflich sein sollen“, sprudelte es aus ihr heraus.

    Arashi verharrte bewegungslos auf dem Fahrersitz des BMW, um den Neuankömmling nicht durch eine Bewegung auf sich aufmerksam zu machen. Seine Cyberaugen zoomten den jungen Japaner heran. Arashi machte eine Nahaufnahme und schob das Bild mit einem Gedanken in das Teamnetzwerk. Dann scannte er mit seinem integralen Kommlink das PAN des Schönlings. Angeblich ein Immobilienhändler. Keine WiFi-aktive Bewaffung.


    Na gut. Arashi konnte zwar nicht eindeutig zuordnen, ob es sich bei dem jungen Mann um die Abholung für Kaya handelte, aber dass er den Motor laufen ließ, war doch sehr verdächtig. Er vertraute aber auch der Einschätzung Hachidoris. Dann ist es ja klar. <Check, Hachidori-san. Schaltet den gelben Vogel bitte unauffällig aus.> Ihm kam ein Gedanke. <Vielleicht lässt er den Motor laufen, weil er auf jemanden wartet, der sich schon hier befindet. Am besten verstaut ihr den Bewusstlosen im Auto und setzt euch ebenfalls hinein. Sollte noch jemand kommen…> Er ließ das Offensichtliche unausgesprochen.

    Arashi versucht das PAN des Schönlings zu identifizieren und zu prüfen, ob er eine SIN ausstrahlt, oder sich darin WiFi-aktive Waffen befinden.

    Matrix-Wahrnehmungsprobe: LOG 4 + Computer 2 = 6W6 => 4 Erfolge


    Er zoomt ihn mit den Cyberaugen heran und lädt ein Bild in das Teamnetzwerk. Dann sieht er ihn sich genau an.

    Wahrnehmungsprobe: INT 3 + Wahrnehmung 6 + Sehen 2 = 11W6 => 4 Erfolge

    Mach bitte eine Probe auf Stärke -1. Erfolge aus einer vorherigen Probe auf Baustoffkunde geben Bonuswürfel.


    Am Türschloss wurde schon herumgefummelt. Das wird sich dann leicht aufdrücken lassen.

    Bei Verwendung eines Schalldämpfers wird man einen Schuß im Gebäude draußen sicherlich nicht hören. Die Umgebungsgeräusche des Industriegebiets sind zu groß.


    Der Verkehr nimmt jetzt zum Feierabend hin auch langsam zu. Bisher war er mäßig und wird dichter. Eure Parklücke befindet sich aber zwischen einem Transporter und einem schäbigen Pickup, so dass ihr ein bisschen Sichtschutz habt.