Beiträge von Dschinn

    In der Halle scheint sich, abgesehen von zwei Teufelsratten, niemand aufzuhalten. Es ist auch nicht erkennbar, dass die Halle in letzter Zeit betreten worden wäre.

    Die Fensterflächen beginnen in ca. 1 Meter Höhe. Einige der 30 x 30cm großen Glaselemente wurden eingeworfen. Durch diese kannst Du hineinschauen. In der Halle ist es halbdunkel. Mit etwas Werkzeug, oder Kraftaufwand könnte man die Nägel aus den Brettern und der Tür ziehen.

    Das Team fand mit den drei Motorrädern eine geräumige Parklücke vor dem heruntergekommenen Lagerhaus, das sie von ihrem Ziel trennte. In der AR war das Gebäude absolut tot. Ein Teil des Firmenschriftzugs war heruntergerissen. Stark verblasst war nur noch das Wort Logistics zu entziffern. Der doppelflügelige Haupteingang schien bereits vor längerer Zeit mit groben Brettern vernagelt worden zu sein. Zu beiden Seiten der Eingangstür befanden sich mehrere Fensterflächen, die bis fast unter die Hallendecke reichten. In kopfgroße Quadrate unterteilt, war das stark von der Witterung angegriffene Glas dermaßen stumpf und milchig geworden, dass es keinen Blick in das Innere des Gebäudes zuließ.

    Smoothie, KondOrchid ist ein südamerikanischer AA-Konzern, der sich vor allem mit dem Transportsektor beschäftigt. Sie betreiben in Seattle mehrere Orchid Import Stores, in denen sie importierte Luxusgüter, wie Möbel, Schokolade, Kaffee, Weine, etc. verkaufen. Außerdem betreibt KondOrchid Cargo eine Niederlassung an den Docks in Tacoma. Ihr CEO in Seattle heißt Antonio Escobar. Sie sollen früher in den Temposchmuggel verwickelt gewesen sein. (Deine anderen Suchen liefere ich nach.)



    Guardian, abgesehen von den Informationen, die auch Smoothie bekommen hat, erfährst Du noch, dass KondOrchid seinen exterritorialen Status in der Vergangenheit bereits häufig missbraucht hat, um Drogen zu schmuggeln. In den 70ern erlaubte der Konzerngerichtshof deshalb, dass Aztechnology gegen KondOrchid vorging. KondOrchid ist eine Frontorganisation des Olaya-Kartells mit Hauptsitz in Caracas. Es ist davon auszugehen, dass der Konzern auch heute noch in großem Stil Drogen schmuggelt. Du findest keine Verknüpfungen mit West Coast Cargo, abgesehen von KondOrchids Beteiligung und dass sie die Ressourcen der Spedition gebrauchen könnten, um ihre Stores und weitere Kunden im Westen Nordamerikas zu beliefern. Möchtest Du noch etwas Bestimmtes wissen?

    Du findest viele versteckte Geräte. Die Sicherheitsgeräte aller Lagerhäuser in der näheren Umgebung laufen auf Schleichfahrt und befinden sich in WANs. Du kannst dennoch einige Kameras von Clark Storage und von Deliciosa entdecken, aber keine Geräte von Microdeck. Deren Schleichersysteme müssen ziemlich effektiv sein. Da auch die PANs der Sicherheitsleute auf Schleichfahrt laufen, ist es schwer, ohne nähere Anhaltspunkte bestimmte versteckte PANs zu finden. Du musst wohl zuerst wissen, wo genau Du suchen musst.


    Theverath, noch kannst Du nicht viel sehen, da ihr ja am Straßenrand des West Salish Drive vor dem verlassenen Lagerhaus parken werdet. Die Wände der Lagerhäuser sehen aber erkletterbar aus. Für Dich jedenfalls. Die nur leicht geneigten Dächer befinden sich in etwa 10-12 Meter Höhe. Du erwartest, dass es Oberlichter gibt.

    Deevine, die Kameras von Microdeck scheinen sehr dicht auf die Hauswand gerichtet. Den Ladebereich haben sie auf keinen Fall aufgenommen, höchstens einen Teil der Einfahrten in die Querstraße.

    Guardian, eine Matrixwahrnehmungsprobe bitte. Du kannst auch schon eine Matrixsuche nach KondOrchid würfeln.

    Sehr schöne Zeichnung, Deevine! Ich habe schon überlegt, die Skizze für Theverath händisch zu machen, hatte dazu nur keine Zeit über das Wochenende.


    Die Gebäude von Microdeck und Deliciosa haben Kameras an den Kanten der Gebäude. Sie sind direkt unter den Dächern angebracht, blicken an der Hauswand entlang und sind etwas nach unten geneigt. Eine Standardvorgehensweise. Vielleicht könnte die Kamera der südöstlichen Ecke von Deliciosa den Hintereingang von Clark Storage noch im Hintergrund haben, aber das ist schließlich nur der rückwärtige Eingang und Wolverine Security ist nicht für seinen Kooperationswillen bekannt, sondern dafür schießwütig und unverhältnismäßig gewaltbereit zu sein...

    Routiniert lenkte Arashi den metallicschwarzen BMW 400GT in die freie Parklücke und stellte den Motor ab. <Hachidori-san>, sendete er ins Team-Netzwerk. <Die Yakuza werden Kaya sicher mit einem Fahrzeug abholen wollen. Die Chancen stehen gut, dass sie hier parken möchten. Wir müssen sie unauffällig ausschalten.> Er blickte sich aufmerksam auf dem Parkplatz um. <Red, achtest du auf Überwachungsmaßnahmen? Wenn wir uns mit den Yakuza beschäftigen, wäre es gut, wenn du die Kameras neutralisieren könntest, damit uns das NTPD nicht bemerkt. Ein Taserpfeil würde wahrscheinlich schon ausreichen.>


    <Und denkt an die Mikrotransceiver>, fügte er noch schnell hinzu, während er sich selbst den hautfarbenen Punkt seitlich an den Kehlkopf klebte und den ebenso unauffälligen Ohrstöpsel einsetzte. Dann prüfte Arashi die Ladung seiner beiden Schockwaffen. Den modischen Tiffani-Defiance Protector befestigte er ganz offen am rechten Oberschenkel. Den schlanken Taser betrachteten viele eher als nettes Accessoire, denn als ernst zu nehmende Waffe. Im Gegensatz zum überschweren Krime Tingler. Den behielt er gleich in der Hand und legte auch die ballistische Maske auf seinem linken Oberschenkel bereit. Es konnte losgehen.

    Ersatzhelme lagen noch ein paar in einem Spind in der Tiefgarage. ;)

    Guardian, wolltest Du eigentlich in den Lagerhaus-Host einsteigen, oder hast Du nur mal danach geschaut?

    Mit den Motorrädern konnten sich Franklin und Cleo, gefolgt von Diego und Sergej, ohne große Verzögerungen durch den Verkehr des Metroplexes schlängeln. Die Nachmittagssonne schien warm auf sie herab. Dank einer leichten Brise vom Puget Sound strich immer wieder kühlere Meeresluft erfrischend über sie hinweg. Sie fuhren ohne Zwischenfälle nach Norden durch Bellevue, durchquerten Snohomish und verließen schließlich in Everett den Highway.



    Everett, Seattle, UCAS


    Der Bezirk, in dem West Coast Cargo sein schwarzes Lagerhaus betrieb, hieß Perrinville. Hier, in der Nähe der Kreuzung der Highways 99 und 524, fand man einfache Wohngegenden durchmischt mit Produktions- und Gewerbebetrieben, sowie deren Lagerhäusern. Ihr Ziel lag zwischen den vierspurigen Hauptverkehrsstraßen East Salish Avenue und West Salish Avenue, die in einem Abstand von einhundertfünfzig Metern parallel zueinander nach Nord und Süd verliefen. Zwischen ihnen befanden sich unzählige Gewerbebetriebe. Sie folgten der West Salish Avenue, die nur Richtung Norden führte, und näherten sich der angegebenen Adresse.

    Aus einiger Ferne konnten sie bereits den verschnörkelten Schriftzug „Deliciosa“ auf der Wand eines Lagerhauses lesen. Hier waren sie richtig. Dahinter musste sich das Lagerhaus von Clark Storage Ltd. befinden.


    Der Ladebereich der Aztechnology-Tochterfirma war auf der Südseite gelegen. Hier herrschte reger Betrieb. Eine Reihe von Lieferwagen rangierte, oder wurde gerade von Staplerdrohnen mit den auszuliefernden Lebensmitteln beladen. Drei gepanzerte Sicherheitsleute von Wolverine Security bewegten sich langsam durch das geschäftige Auslieferpersonal und blickten wachsam die Querstraße hinunter zum rückwärtigen Eingang des unbelebt wirkenden Lagerhauses von West Coast Cargo. Dort standen zwei Gangmitglieder vor dem verschlossenen Tor, was die gesteigerte Aufmerksamkeit des Sicherheitspersonals erklärte. Das konnte das Team noch erkennen, bevor sie die Querstraße passiert hatten.


    Zwei Sekunden später konnten sie im Vorbeifahren auch einen Blick in die Querstraße werfen, der ihr eigentliches Interesse galt. Dort stand vor dem leeren Ladebereich aus drei großen Toren ein bunter Pulk von Motorrädern. Zwischen ihnen bewegten sich vier weitere Gangmitglieder. Ansonsten lag die Straße verlassen da.

    In Neo-Tokio kann man in der Nähe eines Polizeireviers vielleicht nicht so einfach parken, oder? Arashi versucht anhand seines Kartenmaterials herauszufinden, ob es eine wahrscheinliche Parkmöglichkeit gibt. Ein Parkhaus vielleicht, das man sinnvollerweise wählen würde, um den kürzesten Weg zu haben?

    Smoothie, ich wollte das Gespräch mit Lysander nur beginnen. Frag gerne IP, was Du fragen möchtest, oder ob Du mit dem Klienten direkt sprechen möchtest. Wenn Du davon ausgehst, dass es ein bisschen hin und her geht, können wir das auch in der Konversation machen und Du postest es dann.


    Das Kommlink eines der verletzten Mitarbeiter ist aus (weil er in einem Heilkoma liegt) und der andere nimmt nicht ab.


    Genau, der Kryptoschlüssel weist den Besitzer als Eigentümer der Firma aus. Er ist zwar geschützt, ein Hacker müsste ihn erst knacken, damit er für jemand anderen nutzbar ist, aber das ist nur eine Frage der Zeit.

    Sergej tauchte in die VR ein und seine Persona raste durch das lokale Gitter Seattles. Sekundenbruchteile später hatte er den Matrixstandort des unscheinbaren Hosts von Clark Storage Ltd. erreicht. Wie viele Hosts, die mit physikalischen Orten verbunden waren, schwebte er nicht hoch über der Ebene des in unzähligen Grüntönen gehaltenen Gitters der Smaragdstadt, sondern befand sich auf der Gitterebene. Um das Design hatte man sich augenscheinlich wenig Gedanken gemacht, der Host sah nach dem aus, was er auch sein sollte. Ein kleines Lagerhaus. Die idealisierte Form davon. Sergej erkannte aber schnell, dass die Software des Hosts auf einer sehr ordentlichen Basis programmiert worden war.


    Bereits nach dem ersten Rufton stellte Betsys Kommlink eine verschlüsselte Verbindung zu Lysander her. In ihrer AR erschien sein computergeneriertes Tridbild, er hatte wohl gerade keine Kamera in der Nähe, mit der sein integrales Kommlink arbeiten konnte. <Elisabeth, ich habe deinen Anruf schon erwartet>, begann Lysander sogleich. <Gerade hatten wir in Raven Manor Besuch von Detective Younger. Knight Errant. 18. Revier in Renton.> Sein computerbelebtes Abbild hob eine Augenbraue. <Nicht besonders humorvoll der Gute, aber vergleichsweise vernünftig. Wir haben uns darauf einigen können, dass euer Vorgehen reine Notwehr war. Er gab sich zwar etwas verschnupft, weil Franklin in der Öffentlichkeit jemanden umgefahren hat, der noch gar nichts getan hatte, aber da er mit der Maske den Angreifern eindeutig zuzuordnen war und der Tote auch keine SIN besessen hat, beließ er es bei ein paar mahnenden Worten.>

    „Gut, dass wir uns da einig sind“, erwiderte Arashi trocken und entspannte sich langsam. „Von dem Magiezeugs verstehe ich zwar nur die Grundzüge, aber du solltest mir bei Gelegenheit sagen, was du kannst, damit ich unsere Optionen kenne.“ Er zuckte mit den Schultern. „Auf die Opposition werden wir sicherlich noch einmal treffen, vielleicht hast du dann eine Chance an diesen Fokus zu kommen. Ich hoffe nur, dass du nichts Dummes unternimmst.“ Er sah Red fest an. „Warum ist dieser Fokus so wichtig?“


    Er neigte leicht den Kopf und am leeren Ausdruck seiner Augen konnte Red erkennen, dass Arashi sich gerade völlig auf die AR konzentrierte und die aufgelaufenen Nachrichten des Teams beantwortete. <Sanro-kai, könnt ihr Yuris Kommlink lokalisieren und in das Netzwerk einblenden? Wir versuchen, ihn abzufangen. Hachidori-san, wahrscheinlich werden wir Yuris Fahrzeug stoppen müssen. Könnt ihr zu uns aufschließen, sobald wir seine Route haben?> Arashi öffnete in seiner AR ein Fenster mit einer Karte der Umgebung ihres Zielortes, um die Position von Yuris Kommlink umgehend einfügen zu können. Sein Orientierungssystem würde beinahe sofort Yuris voraussichtliche Route erkennen und dann einen Abfangkurs berechnen.

    „Das stimmt, wir haben den Magier aus dem gegnerischen Team nie gesehen“, antwortete Arashi Red und sendete seine Worte dabei in das Teamnetzwerk. „Aber ich denke nach ihm werden wir auch nicht mehr Ausschau halten müssen. Ich habe ihm im Wagen der Gegner eine Kugel durch den Kopf gejagt.“ Er sah Red ruhig in die Augen. „Sanro-kai hat drei Kommlinks im Wagen der Gegner eingeblendet. Einer der beiden Zugestiegenen war der Oni. Und ich habe den anderen durch die gepanzerte Scheibe erschossen“, fügte er erklärend hinzu.


    Arashi zuckte zusammen, als die für ihn zusammenhanglosen Worte unerwartet aus Red hervorbrachen. Seine modifizierten Muskeln spannten sich, als er alarmiert in ihren Augen nach einem Hinweis forschte, ob sie durchgedreht war und ihn vielleicht angreifen würde. „Welcher Fokus? Was. Ist. Mit. Dir. Los?“, formulierte er mit harter Stimme.

    Aus dem von Andrew Taylor bereitgestellten Lageplan ist ersichtlich, dass die Lagerhalle auf der Nordseite über drei große Tore verfügt. Die LKWs können komplett in die Halle fahren und werden dort be- und entladen. Auf dieser Seite gibt es in Richtung des ungenutzten Lagerhauses noch eine Rampe mit einem Tor für eine Staplerdrohne, daneben eine Tür, sowie, auf der anderen Seite neben den drei großen Toren, eine weitere Tür. In der Mitte der zwei Meter breiten Gasse befindet sich auch eine Tür. Auf der Rückseite gibt es ein weiteres Tor in Staplerdrohnengröße und daneben noch eine Tür.

    Es ist Dienstag, der 09.04.2080. Nachdem Franklin zurückgekommen ist, sollte es ca. 16.00 Uhr sein. Die Ware muss bis Donnerstag, 11.04.2080 23:59 Uhr an die Flagship-Stores ausgeliefert sein.

    Aus der digitalen Stadtkarte lässt sich erkennen, dass das Lagerhaus von Clark Storage Ltd. in Everett unweit der Kreuzung des Highway 99 mit dem Highway 524 gelegen ist. Der Bezirk heißt Perrinville. Das Lagerhaus liegt auf der Südseite einer ca. 150 Meter langen Querstraße zwischen zwei stark befahrenen vierspurigen Hauptverkehrsstraßen. Davor stehend, befindet sich linkerhand direkt angrenzend ein Lagerhaus von Deliciosa, einer Aztechnology-Tochterfirma. Rechts ist eine schmale Gasse, die das Lagerhaus von einem weiteren, offenbar ungenutzten, Lagerhaus trennt. Damit ist die Straße bereits zu Ende. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite ist die Rückseite einer Verpackungsanlage von Microdeck. Auf der Rückseite des Lagerhauses befindet sich eine weitere Querstraße, in der die Hauptzufahrt des Deliciosa-Lagerhauses gelegen ist.


    Die Kommlinks, das Renraku Sensei von Rot-Blau und das MCT Blue Defender von Gelb, sind für Sergej leicht zu knacken. Sie enthalten an relevanten Informationen jeweils eine Datei mit einem Bild von Andrew Taylor und einem groben Zusammenschnitt öffentlich über ihn verfügbarer Artikel. Aus den Eingaben in die Navi-Apps kann Sergej die Adresse des Lagerhauses identifizieren und, aufgrund der Vielzahl an Eingaben, das Hauptquartier der Gang in Renton nahe der Intercity Route 169 (die auch als ihr Turf bekannt ist). Da beide Ganger sehr viele Kontakte gespeichert haben, die jeweils nur unzureichend benannt sind, würde das Identifizieren von weiteren Gangern einige Zeit in Anspruch nehmen. Sergej müsste nach jedem Kommcode recherchieren.

    Arashi runzelte die Stirn. <Nein, Sanro-kai hat den Wagen nicht verlassen und es ist auch niemand zugestiegen. Wieso?> Will ich das wirklich wissen? <Das ist der Plan, Yokota-san>, bestätigte er dann. <Red und ich folgen euch. Wir postieren uns in der Nähe und geben euch Rückendeckung.> Er wartete, bis Red auf dem Beifahrersitz Platz genommen hatte, dann startete er den Motor des BMW und folgte Sanro-kai und Yokota in unauffälligem Abstand.