[IP] Badetag

  • [4b]


    John mußte bei dem Wort "Racheengel" trocken schlucken fing sich aber schnell wieder.


    An welche Art von Rache haben sie da gedacht?
    fragte er die Dame und nahm lässig einen weiteren Schluck Tee.

    "Kein Plan überlebt den ersten Feindkontakt."
    Sun Tzu, Die Kunst des Krieges

  • [4c]
    benni schuate ihr freundlich in die augen: also, verstehen sie mienen kollegen nicht falsch, wir moechten ihnen ohne die sicherheit unserer zusage natuerlich nicht zu weit in die karten schauen. aber von welcher dimension sprechen wir hier? es gibt gewalltige unterschiede zwischen einem demolierten auto des nachbarn und gut geplanter entwendung wertvoller erbstuecke eines konzernvosrtandes. er nippte wie beilaeufig an seinem tee. dementsprechend braeuchten wir natuerlich vorbereitungszeit und eventuelle ausruestung um ihrem interesse zu entsprechen. aber dazu spaeter, etwas bestimmender doch immernoch im plauderton, zuvor wuerde ich persoenlich gerne wissen in welchem rahmen wir uns bewegen.

  • [5]


    Anstatt direkt zu antworten nestelt sie den Reißverschluss ihrer Handtasche auf und holt den Ausdruck einer alten hannoveraner Tageszeitung heraus und wirft ihn mitten auf den Tisch. Die Schlagzeile ist euch entfernt geläufig: "Unfall im Badeparadies Nord - mehrere Badegäste teils schwer verletzt".


    Vor gut zwei Monaten war aufgrund technischen Versagens (behauptete jedenfalls die eingesetzte Untersuchungskommission des TÜV) Chlorgas aus der Wasserreinigungsanlage in einen begrenzten Badebereich gelangt. Trotz sofortiger Evakuierung des Gebäudes hatten ein gutes Dutzend Besucher teils schwere Lungenschäden und Hautverätzungen davon getragen.


    "Die Stadt soll zahlen!" sagt sie verkrampft und schweigt dann wieder während sie versucht Tränen zurückzuhalten. Es sieht so aus als würde sie sich zwar gerne einen Stein von der Seele reden, kann sich aber noch nicht dazu durchringen sich euch zu öffnen.

  • [5a]


    .oO(muss das so laut sein?)
    interessiert beaeugte der norm den zeitungsartikel, von seiner verblueffung ueber die reaktion der dame liess er sich nichts anmerken.
    benni blickte ihr abermals in die augen,.oO(warum heute? verdammte alte kuh, ich hab jetzt keinen nerv fuer sowas!) diesmal mitfuehlend und bedauernd: mein beileid, auch wenn ich ihren schmerz wohl nicht annaehernd nachvollziehen kann. dann versuchte er sie zu ueberreden: eine vergeltung erfordert leider ein wenig mehr informationen. ich moechte ihnen bei weitem nicht zu nahe treten, allerdings wuerde es uns vielleicht helfen und ihnen bestimmt sehr gut tuen, wenn sie uns etwas genauer beschreiben was in der badeanstallt geschehen ist. ich kann ihnen versichern das wir unter ausserster diskretion mit den informationen handhaben werden. .oO(scheisse jetzt erzaehl endlich, rueck den vorschuss raus und zieh leine...)

  • [5b]


    John speicherte den Zeitungsartikel und begann die öffentlich zugängigen Informationen über den Vorfall aus der Matix runterzuladen. Den Fortschritt seiner Aktion beobachtete er über ein kleines, leicht transparentes Fenster in der rechten eberen Ecke seines Blickfeldes.
    Das Reden überlies er nun seinem Kollegen.

    "Kein Plan überlebt den ersten Feindkontakt."
    Sun Tzu, Die Kunst des Krieges

  • [5c]


    Clemenz


    Clemenz hatte inzwischen eine Schürze gefunden und sich um die Hüften gebunden. Außerdem war er gerde dabei ein Glas zu säubern, dass er beim Aufräumen des Tresens gefunden hatte. Wäre man das erste Mal ins "Harry´s" gekommen, so wäre der Ork 100%ig der Gastgeber gewesen.
    Dabei behielt er dennoch den Rest des Schankraums im Auge, dabei jedoch weniger den Tisch mit seinen Jungs, denn die konnten ganz gut selbst auf sich aufpassen.

  • [6]


    "Was da geschehen ist? Das kann ich ihnen sagen! Die Stadt hat meinen Sohn auf dem Gewissen. Nicht wegen dem Unfall - den nehme ich ihnen nicht übel, sowas passiert halt. Aber die Stadt ist geizig und dieser Geiz hat mich mein Kind gekostet!" schreit sie förmlich.
    "Dieses Wasserparadies gehört der Stadt Hannover. Und als Träger der öffentlichen Hand haben sie die Badeanstalt nicht bei einer Versicherungsgruppe versichert sondern stattdessen wollten sie selber bei Haftungsfällen zahlen - um sich die mickrigen Raten zu sparen. Jetzt ist ein großer Schadensfall eingetreten und sie wollen das Geld nicht rausrücken."


    Nach der Tirade ist sie außer Atem und braucht ein paar Momente um wieder Luft zu bekommen. Gierig setzt sie die Wasserflasche (stilles Wasser!) an und leert sie in einem Zug.


    "Mein Sohn wurde bei dem Unfall schwer verletzt und hätte eine neue Lunge bekommen sollen. Unsere Krankenversicherung hätte die Kosten übernommen, war aber der Meinung dass die Stadt Hannover als Träger des Schimmbades als Verursacher für die Behandlung und Schadensersatz aufkommen müsste. Und anstatt das die sich darum kümmern dass mein Sohn wieder gesund wird haben die angefangen sich gegenseitig zu verklagen. Aufgrund irgendwelcher hirnrissiger, bürokratischer Scheißregeln ist das Geld für das Transplantat auf ein Treuhandkonto eingezahlt worden und sollte bis zum Ende der Verhandlung vor dem Oberverwaltungsgericht dort bleiben. "


    Sie hält wieder inne um zu Atem zu kommen, wischt sich mit zornigem Gesichtsausdruck eine Träne aus einem Augenwinkel und schlägt mehrfach mit der Faust auf den Tisch "Diese Schweine, diese verf%$#!*&-en Schweine! Die haben mit anteilslosem Gesicht dabei zugesehen wie mein Sohn sich in seinem geschwächten Zustand eine Lungenentzündung zugezogen und elendig daran verreckt ist und meinten nur kaltschnäuzig ich solle das Geld für die Behandlung doch erstmal auslegen - immerhin würde es hier um eine wichtige rechtliche Entscheidung gehen!"


    Sie wühlt in ihrer Handtasche, wirft achtlos Autoschlüssel, Haustür-Keykarte, Lidschatten und Schminkspiegel auf den Tisch bis sie einen Credstick herauszieht und zu Benni wirft.


    "Da ist das Geld von dem Kredit drauf den ich für die Behandlung meines Sohnes aufgenommen hatte. Kaufen sie davon soviel Dynamit wie sie kriegen können und jagen sie dieses verdammte Schwimmbad in die Luft! Machen sie es dem Erdboden gleich - mir egal. Sorgen sie nur dafür dass diese geldgierigen Raffzähne ihren Geiz jetzt zehnfach bezahlen müssen!"


    Sie wühlt nochmal in der Handtasche und fischt einen Datenchip heraus, den sie ebenfalls Benni zuwirft.


    "Da. Das ist die Kopie meiner Lebensversicherung. Solange ich nicht Selbstmord begehe wird sie ausgezahlt. Wenn sie den Job durchziehen trage ich sie als Begünstigte ein und spätestens in einem Monat sind sie um fünfunddreißig Tausend Ecu reicher."

  • [6a]


    Clemenz


    Den Wutausbruch der Frau erlebt der Ork wie alle anderen in der Bar live mit und wie alle anderen auch hält er in seiner momentanen Tätigkeit, hier abtrocknen, inne. Dann schüttelt er leicht den Kopf, um so sein Bedauern für die arme Frau auszudrücken.
    Da er ja nicht die Nüßchen am Tisch essen kann, bedient er sich zwischendurch einfach am Sortiement hinter dem Tresen, den Schankraum weiter im Auge behaltend.
    Als er die Sache mit der Lebensversicherung hört, stockt ihm sichtlich er Atem und sofort schaut er nach den Reaktionen in der Kneipe. Dabei nähert er sich dem NY-Schläger, immer noch ein Glas putzend, um keine Aufmerksamkeit zu erregen, wobei er sich das wahrscheinlich hätte sparen können. Die Frau in Schwarz war ein ausgezeichnetes Ablenkungsmanöver.


    *Aber ich werd keine Mutter umbringen, die ihren Sohn verloren hat, nur am Cash zu kommen, Leute!* flammte es in seinem Kopf auf und er hoffte inständig, dass der Rest ebenso dachte.


    Dann wandte er seine Aufmerksamkeit wieder auf die anderen Tische und Gäste.

  • [6b]


    von einem moment auf den anderen stock nuechtern hoerte benni weiter zu, im laufe ihrer erzaehlungen sah man in ihm spannung und wut ein wenig ansteigen.
    .oO(beschissene geldgeier, und da prahlen sie im trid noch mit leistungen und gentherapien um sogar krebs zu heilen!)
    2 minuten sass er noch schweigend da und starrte sie an bevor er nach ihren ausbruechen wieder das wort ergreifen konnte: tut mir leid um ihren sohn.
    dann nahm er seine brille ab und schob ihr ein blatt elektronisches papier aus seiner tasche zu. das ist meine nummer, wenn sie moechten koennen sie mich jederzeit anrufen, ich habe immer ein offenes ohr fuer unsere kunden. dann bot er ihr seine hand. sie haben mein wort als vater, diese schweine werden einen verdammt grossen haufen zahlen!


    ohne ihre unterlagen anzusehen spuehlte er den rest seiner tasse hinunter und sah er seine kollegen mit schon fast hartem gesichtsausdruck an: seid ihr dabei?

  • [6c]
    Copper schluckt während der Erzählung der Dame sichtlich und scheint sich sehr unwohl zu fühlen.


    Er wartet bis sie geendet hat und nach dem Benni seine Frage stellt, wer dabei ist, nickt Copper nur kurz.


    Das erklärt warum ihre Aura so aussieht. Wenn ihr nicht medizinisch geholfen werden kann, dann wird sie das in Kürze wirklich umbringen.


    Mir tut es ebenfalls sehr leid. Ich nehme an das die Vergiftung an der Sie leiden nicht behandelbar ist und Sie uns deshalb ihre Versicherung anbieten!?


    Seine stimme drückt echtes Mitgefühl aus und nach einer kurzen Pause fährt er fort:


    Denn wenn die Chance besteht das Sie überleben können, so werden wir das Geld nicht annehmen.

  • [7]


    "Fürs Überleben ist es zu spät. Das Lymphom wurde sehr spät diagnostiziert. Die Therapie die meine Krankenkasse bezahlen wollte hat gerade noch rechtzeitig angeschlagen. Dann kam der psychische Stress wegen meinem Sohn und das wars dann. Der eine Arzt meint vielleicht zwei Wochen, der andere, der wohl besser bezahl wird, zwei Monate. Die haben mich dann zu einem Psychoklempnern geschickt die alle der Meinung waren es wäre ja alles nicht so schlimm und es würde schon wieder. Dem letzten von dem Haufen fehlen jetzt drei Zähne und es hat mir Spaß gemacht! Hhahaha!" Ihr lachen klingt boshaft, zynisch.


    "Und das schöne ist dass ich eine Vorladung für eine Gerichtsverhandlung wegen Körperverletzung bekommen habe - gegen Ende des Jahres! Die haben alle keine Ahnung. Die beste Therapie ist es den Grund des eigenen Frustes einfach eines draufzugeben bis man außer Atem ist. Und ich werde es genießen ihr Heulen zu vernehmen wenn ich gemütlich auf meiner weißen Wolke hocke und sie in meinem Testament lesen werden dass ich für ihr Unglück verantwortlich war. Vielleicht ist es Resignation oder ich bin durchgedreht, keine Ahnung, mir egal. Mir ist momentan alles egal. Ich würde mit einem Koffer voll Sprengstoff ins Rathaus marschieren und die Räte in die Luft jagen - aber das bringt nichts. Da kommen nur irgendwelche karrieresüchtigen Nachzügler zum Zuge. Nein, ich will dass sie mit dem büßen das ihnen am wichtigsten ist - ihrer Brieftasche. Ich will dass sie sehen dass ihr Geiz im Endeffekt dazu führt dass sie das doppelte und dreifache zahlen müssen. Also? Was ist? Machen sie's?"

  • [7a]


    Clemenz


    Clemenz war die Frau am Tisch seiner Kumpels nicht geheuer und obwohl er ohne zu zögern behauptet hätte, ein harter starker Kerl zu sein (was ohne Zweifel auch andere die ihn sahen, so bestätigt hätten) wollte er es doch vermeiden ihr bei Dunkelheit in einer Gasse zu begegnen. Vor allem wenn sie wütend war.
    Doch gleichzeitig fasziniert ihn diese Frau, denn auch wenn sie totkrank war, handelte sie. Oder handelte sie, weil sie totkrank war?
    Diesen Gedanken reflektierend fokusierte er seine Konzentration wieder auf den Laden.

  • [7b]


    Ich bin dabei


    sagte John und steckte sich eine neue Kippe an.


    Wie stellen sie sich die Sache genau vor? Sollen sie wissen warum es passiert ist? Sollen sie wissen wegen wem es passiert ist? Oder soll es still und heimlich ablaufen, so dass nur wir hinter vorgehaltener Hand darüber lachen können?

    "Kein Plan überlebt den ersten Feindkontakt."
    Sun Tzu, Die Kunst des Krieges

  • [7c]


    etwas erstaunt was die menschliche psyche alles mit einem alstellen kann erwiederte er: sie haben mein wort bereits. die oeffendlichkeit erfaehrt durch ihr testament von ihrer verantwortung, und wir kassieren ihre lebensversicherung. etwas risikoreich, allerdings haette ich schon eine idee wie man uns nicht behelligen kann. kommen wir zur art der genugtuung, eine bombe halte ich fuer etwas unsubtil aber machbar. dann wartete benni eine antwort auf johns frage ab.

  • [8]


    "Sprengen sie die Wellenmaschine, sprengen sie die Bar, sprengen sie die Rutschen, sprengen sie den Surfbereich und die Sauna, sprengen sie Löcher in die Schwimmbecken - mir egal. Hauptsache ich lese in der Zeitung dass ein paar Millionen Schaden zusammen gekommen sind. Wenn sie einverstanden sind kriegen sie halt das Bargeld als Spesen oder wie man das in ihrem Beruf nennt. Wenn sie Erfolg haben lasse ich bei der Versicherung eine Person ihrer Wahl als Begünstigten eintragen. Sind wir im Geschäft?"

  • [8a]


    .oO(zum dritten mal...) ja das sind wir, ich hoffe das wir zu ihrer vollsten zufriedenheit handeln werden. entnehme ich ihrer aussage das sie keinen weiteren kontakt wuenschen oder haben wir bezueglich der lebensversicherung noch etwas zeit zum debattieren wer eingesetzt wird?

  • [9]


    "Ich denke es reicht wenn ich in den Medien ihren Erfolg sehen kann. Und da ich auf der Fahnungsliste der Behörden weit oben stehen werde, dürfte es sicherer sein wenn wir uns nicht mehr treffen. Was die Bezahlung angeht... die Umstände sind mir egal solange ich sicher sein kann dass sie erst nach der Arbeit ans Geld kommen. Nichts für ungut - aber ich denke es ist in solchen Situationen üblich, ihnen entsprechend ihres Berufstandes eher weniger Vertrauen entgegen zu bringen. Sagen sie einen Begünstigten oder sagen sie ein Konto auf das das Geld überwiesen wird und ich fertige einen automatischen Überweisungsvorgang an oder wie auch immer. Da dürften sie mehr Erfahrung mit haben wie man sowas macht wenn der Client nach erfolgreichem Abschluss eventuell nicht mehr zum Zahlen vorbei schauen kann..."


    Sie versucht geistesabwesend einen Schluck aus ihrer inzwischen leer getrunkenen Flasche zu nehmen, winkt dann mit dieser in Richtung Bar und Ork. "Ich muss noch was trinken, ist noch Wasser da?"

  • [9a]


    Clemenz


    Der Ork wirkt überrascht von der Bestellung, schaut sich verwirrt um und nickt dann. Kurz darauf steht ein Glas Wasser neben der Dame in Schwarz und ihr vorher geleertes befindet sich in einer waschenden Position zwischen den Orkhänden hinter der Bar.

  • [9b]


    da haben sie wohl wahr.
    benni fingerte eitwas an seinem kommlink herrum und gab der dame die kontoverbindung seiner gefaeltschen presse-sin. allerdings sagt unser burufsstand nicht gleich aus das wir unserioes verhalten an den tag legen, eines der vielen vorurteile gesellschaftlicher schubladen und uebler nachrede. schwarze schafe gibt es allerdings ueberall. den blick an clemenz gewandt: ach wenn du grad dabei bist, ich haette gerne noch eine tasse tee, irgendetwas magenschonendes.
    wieder an die dame gerichtet: seien sie versichert das der schaden im nord-bad nicht unerheblich seien wird. ich kenne mich dahingehend zwar nicht sonderlich aus, aber der nette herr hinter der theke ist ein spezialist in solchen dingen. daher kann ich ihnen versichern das wir professionell den ihrem ermessen entsprechenden schaden anrichten werden. dann haetten wir das geschaeftliche soweit geklaert.
    benni setzte seine brille wieder auf und begutachtete chip und credstick der schwarz gekleideten kundin.