Prothesen statt Cyberware

  • Ich hatte mir vor einiger Zeit mal etwas durch den Kopf gehen lassen:
    Wie würdet ihr Prothesen in SR4(A) handhaben?
    Es ist doch so, dass laut Regeln, jemand der eine Gliedmaße verliert, erst mal keine Essenz verliert. Erst wenn er sie durch Cyberware ersetzt. Aber was ist wenn es eben keine Cyberware ist, sondern eine Prothese getragen wird?
    Meine Idee orientiert sich an heutigen High-Tech Prothesen, die eben kalibriert werden müssen und auf antrainierte bzw. wahrgenommene Nervenimpulse reagieren, in SR-Terminologie per kalibrierter Skinlink bzw. Troden.
    Was ich mir vorstelle ist eine kleine Drohne als Prothesenglied (z.B. ein Unterarm), der dann per Skinlink oder Trode gesteuert wird, eben eine "externe" DNI.
    Der große Unterschied ist das keine echte chirurgische DNI existiert und damit ist es keine Cyberware. :arrow: Ergo: auch kein Essenzverlust.


    Hat sich hierzu schon mal jemand Gedanken gemacht? Und würdet ihr so etwas als SL durchgehen lassen?


    MfG
    UV

  • Klar würde ich es durchgehen lassen, aber die Hand würde auch Drohnenregeln verwenden. Jeder Befehl an die Drohne kostet eine Komplexe Handlung. Bei Beinprothesen kann man für bestimmte Dinge nur nen Würfelmalus geben, da Gehbewegungen z.B. recht einfach zu imitieren sind und man das als integrierte Funktion begreifen könnte. Beim Klettern würde es dann schon etwas haariger und Gymnastik wäre wohl zu schnell, wenn man kein TM mit verzahnter Realität oder dergleichen ist.

  • Moin.


    Finde die Idee ganz nett, Probleme sehe ich nur wenn man versucht das ganze in den Regeln umzusetzen.


    Ordentliches Pilot-Programm in die Drohnenprothese.
    Standard-Attribute vielleicht auf 2 festsetzen, Angepasst wäre das Maximum 4, Verbessert wäre das Maximum 6, ganz nach Cybergliedmaßen.


    Interessanter wären folgende Aspekte: Man sieht das es keine Cybergliedmaße ist, durch die manchmal nicht ganz koordinierten Bewegungsabläufe. Bei Treffern kann das Teil vom Stumpf fliegen, ob nun realistisch oder nicht, das Teil ist ja nicht an den Knochen verankert, wie eine "echte" Cybergliedmaße.

  • Hey, cool, das ähnelt ja der Problemstellung, die gerade im allgemeinen "Kurze Frage - kurze Antwort"-Thread aufgekommen ist.
    Dort ging es, wie die meisten wohl wissen, um einen Geist, der in Gestalt eines Arms die Funktion des Arms eines Charakters übernimmt.


    Meine Argumentation von dort habe ich mal hierher verlagert, schien mir passender.


    In SR4(A) habe ich bisher keine Angaben zu "Implantaten", die kein DNI besitzen, gelesen. In SR3 kostete ein Holzbein noch Essenz, allerdings weniger als ein vollwertiges Cyberbein.
    Meine persönliche Herangehensweise war bisher: Kein DNI, keine Verbindung zum Nervensystem, keine substantielle Veränderung von Organen (z.B. um Platz zu schaffen, siehe Hauttasche oder Schmuggelbehälter) -> keine Essenzkosten. Dabei beziehe ich mich vor allem auf Dinge, die größtenteils zumindest der Natur nach kosmetisch sind, wie z.B. Piercings, Tattoos und Silikonimplantate.
    Das "Lifestyle 2073" erwähnt außerdem Implantate, die normale Arme aussehen lassen, als wären sie mit Kunstmuskeln verbessert, aber listet keine Essenzkosten.
    Für eine Schiene in der Hand nach einem Bruch würde ich ja auch keine Essenz veranschlagen. Ist nach dem Stand der Medizintechnik 2073 aber vielleicht obsolet.


    Eine Prothese, die nicht wie ein normaler Arm gesteuert werden kann (da kein Interface dafür vorhanden, kein DNI), fällt für mich in diese Kategorie.
    Mir ist dabei egal, ob das Ding von einem Geist besessen oder von einem Drohnenpiloten gesteuert wird.


    Im Fall einer Drohne müsste diese meiner Meinung nach entweder selbst steuern und via freier oder einfacher Handlung Befehle (je nach Komplexität) bekommen - z.B. reagieren einige der heutigen Prothesen auf eine Abfolge von Muskelbewegungen der verbliebenen Muskeln im Armstumpf (freie Handlung in SR4A) mit vorprogrammierten Kommandos wie Greifen, wobei die den Greifdruck dann autonom und über eigene Sensorik regeln.
    Oder der Benutzer steuert die Drohne direkt. Das wäre dann eine Probe auf [Fertigkeit + Befehl-Programm] und braucht eine komplexe Handlung.
    Dritte Alternative wäre hineinspringen, das macht es aber schwierig, in der Zeit den restlichen Körper zu benutzen (Heiße VR und so).
    Die Koordination der beiden Gliedmaßen wird gar nicht so einfach, denke ich. Kennt Ihr dieses Spiel, bei dem zwei Leute mit je einem Fuß zusammengebunden werden und sich die Teams dann Wett"rennen" liefern? :P


    Damit kann man mit dieser Prothese innerhalb der vorhandenen Regeln (zu Drohnen) bleiben und muss keine Hausregeln aufstellen, die vielleicht ein Ungleichgewicht zu "echten" Implantaten wie Cyberarmen erzeugen.
    Zusätzlich könnte man bei nicht aufeinander abgestimmten Bewegungen (wildes Schussgefecht & zielen) Modifikatoren verhängen.



    Die Prothese hat dann natürlich beim Askennen nicht die Aura des Benutzers, da sie ja, ohne Essenz zu bezahlen, kein Bestandteil seines Körpers ist (vgl. Cyborg-Körper).


    Ich tüftele schon etwas länger mit dem Gedanken an externen Cyberware-Ersatz. Wollte meinem Charakter demnächst eventuell einen Sensor-RFID als Piercing verpassen (mal sehen, was der SL sagt).

    "There's a smell in my nostrils like burning circuits and there's a taste in my mouth like rust! Is this what it is to die?" - Albert, Android

  • Moin.


    Naja, es gibt ja zwei große Fragen bezüglich des Themas:


    1. Die Drohen-Problematik: Ständig der Drohne einen Befehl zu geben, widerspricht einfach ergonomischen Aspekten. Warum sollte der Unvercyberte immer einen Befehl per AR eintippen, wenn er auch den Gesunden Arm nehmen könnte? Diese Frage stellt sich bei einem implantierten Kommlink wieder anders. Aber bleiben wir bei der ultra-extremistischen "Meat First"-Gruppe. Es ist extrem unpraktikabel so heran zu gehen,haltet es einfach, stellt euch die Frage: "Ist es möglich?" und "Wo wären die Schwäche des Ganzen, um es zu balancieren?"


    Möglichkeit: Drohne mit passabelen Pilot-, Sensor- und/oder Autosoft-Programmen.
    Balancing: Generell schlechter als richtige Cybergliedmaße, da kaum Entwicklung noch da rein gesteckt wird, man kann es durch Chrom ersetzen, und zusätzlich die Prothese kann abfallen/abgeschlagen werden.


    Exakte Regeln kann sich ja jemand mit Lust für sowas ausdenken?


    Zur Geister-Prothese: Da sind für mich andere kleine Probleme, da ja ein Wesen mit Bewusstsein, das machen soll. Stösst bei mir ein wenig sauer auf. Aber es ist möglich und der Balancing-Nachteil wäre "Alien-Hand-Syndrom".

  • Du hast recht: 2073 gibt es kaum Zielgruppen für eine solche Technik, da Cyberware und Klonersatz verfügbar sind. Personen, die diese nicht annehmen können oder wollen, müssten eher Randerscheinungen sein.
    Trotzdem finde ich das Ganze sehr interessant, und irgendein Bastler wird sich schon damit beschäftigen.


    Von der reinen Regelmechanik würde ich bei Drohnen und Modifikationsregeln ansetzen. Man nehme eine kleine Drohne als Steuereinheit, setze einen die Modifikationen "Mechanischer Arm" und "Spezielles Gerät" ein, dazu vielleicht noch Tastsensoren. Dann braucht man nach Maßgabe des Spielleiters noch eigene Autosofts für die Drohne und eventuell eigene Treiber für den ungewöhnlichen Aufbau.
    "Spezielles Gerät" soll dabei den ungewöhnlichen Aufbau darstellen: Der mechanische Arm muss länger sein (kleine Drohnen kommen nur auf sehr kurze Arme), im Endeffekt wird die gesamte Drohne zum Arm umgestaltet. Dabei wird die bisherige Fortbewegungsmethode wohl verloren gehen, was man im Rahmen von "Spezielles Gerät" an die Minidrohnen-Modifikation "Eingeschränkte Bewegung" (oder so, bin nicht in der Nähe meiner Bücher) anlehnen kann: Mehr Slots, dafür keine selbstständige Fortbewegung mehr. Bauplan muss man selber erstellen oder jemanden haben, der das für einen tut. Als Werkzeug scheint eine Werkstatt angemessen, da der gesamte Rahmen der Drohne verändert wird.
    Eine kleine Drohne dürfte meiner Meinung nach den Maßen eines Cyberarmes entsprechen.
    Die Attribute des Arms können dann nach den Regeln für mechanische Arme aufgerüstet werden.
    So bleibt man möglichst nah an existierenden Regeln.


    Zum Balancing:
    Wie gesagt, zwei getrennte Entitäten, also werden zum Steuern weitere/andere Handlungen benötigt. Außerdem könnten in schwierigen oder hektischen Situationen Würfelpoolmodifikatoren für alles mögliche anfallen. Dazu vielleicht noch Teamwork-Proben in bestimmten Situationen.
    Allgemein: Bevor man das macht, sollte man sich mit dem SL absprechen.


    Zusätzlich eingefallen ist mir noch der Technomancer: Potenzieller Kunde, da Essenzverlust abgeneigt, außerdem hat der Zugriff auf Sprites - insbesondere Maschinensprites sollten so eine Aufgabe übernehmen können (zugegeben, die hat nicht jeder TM). Dann noch Langzeitregistrierung und das läuft...


    Ein Bein dieser Technik würde ich nie einsetzen wollen: Wenn der Pilot mal die Stufe am Boden nicht bemerkt, schlägt man lang hin... Dann doch lieber ein angepasster Rigger-Rollstuhl/Ersatz für beide Beine :) (vielleicht arachnid? Hm...)

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