#25 - Kirin
Nachdem die Nachricht mit dem Zielknoten endlich eintrifft ist der Rest ein Kinderspiel. Kommlink-Zugang über Einweg-Account, Anonymisierungsproxy aktiviert, die Augen schliessen, und schon hatte er seine fleischliche Hülle hinter sich gelassen, befand sich im wohlbekannten Netz der Matrix. Die Adresse führt ihn auf direktem Wege durch das Chaos an Knoten, die an ihm vorbei huschen. Die Reise endet vor einem unscheinbaren Knoten, beim Einloggen scheint es keine Probleme zu geben.
Gelassen blickt er sich um, lässt die Szenerie auf sich wirken. Den Reflex, die Metapher mit seinem Realitätsfilter zu überdecken, unterdrückt er. Ein kurzer, gedanklicher Check, alle Systeme soweit in Ordnung, die Anonymisierungsroutinen scheinen ihn etwas zu dämpfen. Damit war natürlich zu rechnen, und wenn er nicht akribisch auf das Feedback seiner Programme achtete machte sich das nicht bemerkbar. Dem Analyseprogramm weist er an, auf alle Programme und Persona im Sichtbereich einen oberflächlichen Blick zu werfen. Was jedes einzelne Programm tat oder woher ein User kam war ihm egal, aber wenn jemand ein Aufspür- oder Angriffsprogramm gegen ihn einsetzte, wollte er zumindest kurz davor gewarnt werden.
Ein Blick an sich hinunter, die neue Persona überprüfend. Scheint keine Probleme gegeben zu haben, so dass er nun mit dem Körper des japanischen Fabelwesens inmitten der Lichtung sitzt, die Barthaare im Nebel schwingend. Da dies anscheinend von ihm verlangt wird, bewegt er sich, die Füße im Nebel verschwunden, in einer Mischung aus Gehen und Gleiten auf den Frosch vor ihm zu.