Natürlich, dass ein Min/Max-Char nicht automatisch schlecht rollenzuspielen ist, da gebe ich dir vollkommen Recht. Ich selbst habe schon einige PG-Chars erstellt, teils einfach nur zum Spaß ob des Konzeptes was er so großartig kann, teils weil ich einfach einen 'starken' Charakter spielen wollte. Es mag zum Teil in meine Spielergruppe hereinpassen, da ich einfach immer einen beträchtlichen Teil der Arbeit übernehme (und das so von den Anderen akzeptiert und gar erwartet wird). In letzter Zeit hat sich das jedoch verändert und ich habe meine Charaktere stark umgebaut - um nichtmehr den Helden zu spielen, der ob seiner Großartigkeit Taten verrichtet, sondern einen Charakter der in sich einfach nur stimmig und fluffig für die Welt ist.
In DSA zum Beispiel den Halbelfen, der auf dem Gütle seines Vaters aufgewachsen ist und letzten Endes nicht wirklich zu viel kann. Er ist charismatisch und nett, kann richtig klasse mit Tieren und Reiten und besitzt (unterbewusste) magische Fähigkeiten, die eben in dieses Metier 'Tiere' fallen, doch auch jeglichen anderen Gebieten ist er von den Stats her nunmal ein völlig bürgerlicher Charakter. Er hat sich schlicht und ergreifend von der Heldenromantik hinreissen lassen, ist grün hinter den Ohren und will Elfen sehen - seine Kenntnisse von ihnen sind mehr denn marginal, denn zu diesem elterlichen Teil hatte er keinen Kontakt. Mein Gott, um Kämpfe konnte ich ihn bisher sehr gut drumherummanövrieren, wenn der jedoch das erste Blut sehen wird...
Gerade in Shadowrun habe ich mir einen Magier zusammengebastelt, der in die Hintergrundwelt passen soll. 'Inspiriert' vom hiesigen HGS-Thread(und nicht nur diesem), in welchem wieder einmal die durchaus zutreffende Erkenntniss mitgeteilt wurde, dass Magie 6 für einen Spielerchar ja auf jeden Fall die Untergrenze ist. Und sie mit diesen Kompetenzen von Konzernen mit einer Kusshand aufgenommen werden würden... Nun, dazu kommt auch noch dass ich bei unserer letzten Hightech-Runde mit einer Magie-8-Besessenheitsmagierin zusammenarbeiten musste, die nebenbei noch die übelsten Beeinflussungszauber hatte. Hat keinen Spaß gemacht. Nicht, dass es nur an ihr lag, aber mit diesen ganzen Würfeln, da waren die Spielmechanik für mich stark ausgereizt...
Jetzt habe ich also einen Magie-4-Magier, der mit Verflucht 2 herumsteht und in magischen Dingen einfach völlig inkompetent ist. Studiengelder der HanSec quasi wortwörtlich aus dem Fenster geworfen hat und bei dem die simpelste Form der Magie mit einer verdammt hohen Chance nach hinten losgeht. Ein kleiner, magischer Spürhund wobei Magie... tja, nun nicht zu oft eingesetzt wird. Beim Askennen Migräne zu bekommen spricht für sich. Wie er sich freut, wenn er es einmal schafft magisch Feuer zu machen! Seine restlichen Fähigkeiten beschränken sich ebenfalls auf maximal 3/4. Er ist geübt, allerdings lange von der Meisterschaft in Etwas entfernt.. Durchschnittsmensch ansonsten durch in durch, vor allem in den Stats. Durchgehend 3.
Die Charakterentwicklung empfinde ich selbst als außerordentlich wichtig und vor allem spannend - meine Würfelergebnisse (und Ingame-Erfolge) sind ja schön und gut, aber vor allem kommt es mir darauf an dass ich den Charakter auch noch nach einigen Sitzungen interessant finde und ich ein paar Unterschiede in ihnen selbst entdecke. Ich will, dass sie 'wirklich' etwas erreichen, auch ganz persönlich für sich, und nicht nur damit angeben können dass sie den tausendsten Kopfschuss in Folge geschafft haben.