Beiträge von Dschinn

    Da Mr. Taylor gerade gedankenverloren zum Fenster des BMW hinaussah, verdrehte Lysander belustigt die Augen, was nur Franklin im Display der Passagierkamera sehen konnte, die in seiner AR eingeblendet war. Dass er immer so furchtbar übertreiben muss. Lysander winkte lässig ab.


    Sie fuhren zügig durch Bellevue nach Norden. Noch bevor sie Snohomish erreichten, zeigte Lysanders integrales Kommlink blinkend einen Anruf an. Das 18. Revier von Knight Errant. Lysander sprach kurz mit einem Detective und verabredete sich mit ihm zu einer Stellungnahme in Raven Manor. Nachdem sie noch einige Zeit durch Snohomishs Straßen gefahren waren, ließ die Bebauung schließlich nach und wich auf beiden Seiten Feldern, auf denen NatVat genetisch verbesserten Weizen und diverse Gemüsesorten anbaute, die von unzähligen Agradrohnen bewirtschaftet wurden. Franklin bog schließlich von der Landstraße ab und fuhr durch ein kleines Wäldchen eine sanft ansteigende Anhöhe hinauf, bis er das stark gesicherte Tor des Familienanwesens der Ravens erreichte. Auf Franklins Autorisierung öffneten sich die schweren Torflügel und in der AR erlosch der rote Sperrbalken, der anzeigte, dass es keine gute Idee gewesen wäre, das Tor zu rammen. Er steuerte den BMW zwischen den gepflegten Büschen des Vorgartens auf den asphaltierten Wendekreisel des großen Gebäudes aus hellen Sandsteinen, dessen beide Flügel sich leicht in Richtung der Einfahrt bogen.


    Lysander stieg sofort aus, als der BMW vor dem großzügigen Eingangsbereich zum Stehen gekommen war, bevor Franklin noch auf die Idee kommen konnte, mit an die Brust gedrücktem Stetson die Fondtür aufzuhalten. Zuzutrauen ist es ihm. Lysander lächelte unbemerkt und half Mr. Taylor aus dem Wagen. Vor dem Eingang wartete bereits Graham Cooper, der Majordomus des Anwesens. Der konservativ gekleidete Zwerg begrüßte Lysander und Mr. Taylor. Dann reichte er Lysander einen kleinen Behälter und begleitete ihren Klienten in die Eingangshalle. Lysander blieb neben dem BMW stehen und sah Franklin durch das geöffnete Fenster der Fahrertür an. „Danke. Ich passe auf unseren Klienten auf und kümmere mich um Knight Errant.“ Er reichte Franklin den kleinen Behälter und zwinkerte ihm zu, bevor er den Vorausgegangenen in das Gebäude folgte. In Franklins Hand befand sich ein To-Go-Becher aus Leichtkeramik mit dampfendem Schokoccino.

    Während Arashi im BMW wartete, bis Yokota und Red sich in der Drogerie zurecht gemacht hatten, schaute er sich in seiner AR aufmerksam noch einmal alle Aufnahmen des Akasaka Towers an, die Hachidori in ihr Netzwerk geladen hatte. Er war besorgt. Die Sicherheit war erstklassig. Ob sie erfolgreich in die Secret Garden Residence würden eindringen können, hing stark davon ab, inwiefern Sanro-kai die Sicherheitssysteme manipulieren konnte und ob sie ein passendes Lieferfahrzeug würden kapern können. Er selbst würde sich bei der ganzen Sensorik sicherlich nicht in das Gebäude einschleichen können, dazu trug er zu viel Chrom in sich. Nein, sie mussten durch einen Hintereingang kommen.


    In seine Gedanken versunken, hob er kurz den Blick und sah Yokota mit Red zu ihren hintereinander geparkten Fahrzeugen zurückkommen. Er blinzelte und sah noch einmal genauer hin. <Sehr schick die Damen>, kommentierte er mit einem Lächeln.

    Guardian, Sergej kann die Informationen über die Blood Mountain Boys als zutreffend verifizieren. Über Blackfeather ist mit einer normalen Datensuche nichts herauszubekommen, das er nicht bereits gehört hätte.

    Die Blood Mountain Boys sind eine gemischtrassige Go-Gang aus Renton. Sie nehmen insbesondere rebellische Jugendliche auf. Ihre Farben sind blutrot und braun und sie tragen viel Synthleder in neo-urbanem Tribal-Look. Sie sind dafür bekannt unvernünftig viele Drogen zu sich zu nehmen, wilde Partys zu feiern und im Drogenhandel tätig zu sein. Als Knight Errant den Polizeivertrag in Seattle übernahm, machten sie Jagd auf die Blood Mountain Boys und löschten sie beinahe aus. Als Reaktion darauf, begannen die Gangmitglieder individuell gestaltete, ballistische Masken zu tragen. So wissen die Einwohner Rentons nicht genau, wer zu ihren gehört.

    Smoothie, davon ausgehend, dass Betsy die Waffen nicht mitnimmt (oder doch?), findet sie am Körper, oder um die Gangmitglieder herum verteilt, das Folgende:


    - Ganger mit rot-blauer Maske: Onotari Arms Equalizer, Kampfmesser, Kommlink Renraku Sensei, Beglaubigter Credstick (122 Nuyen), ME Multitool, Betel-Kaugummi (5)
    - Ganger mit gelber Maske: Ares Viper Slivergun, Colt America L36, Kommlink MCT Blue Defender, Cram-Inhalator, Soy-Riegel Peanutbutter (3)

    Lysander half ihrem Klienten, der sich bereits vom Schock des plötzlichen Feuergefechts zu erholen schien, in den Fond des BMW. Beim Einsteigen nickte er Franklin belustigt zu, der er es so erscheinen ließ, als wäre der Chococcino eines seiner drängendsten Anliegen. Lysander drückte noch einmal beruhigend Andrew Taylors Schulter und drehte sich dann zu Franklin um, der die Fondtür hinter ihnen geschlossen und sich hinter das Lenkrad gesetzt hatte. „Fahr uns bitte nach Raven Manor*, Franklin“, antwortete er ruhig. „Ich bringe Mr. Taylor dort in Sicherheit.“ Der Erwähnte atmete noch einmal zitternd aus und nickte bestätigend. <Elisabeth>, sendete Lysander dann <so machen wir es. Franklin bringt den Klienten und mich nach Raven Manor und stößt dann wieder zu euch.>


    Die Elfe sah Cleo zunächst nur einige Augenblicke aus glasigen Augen an, bevor sie ihre Worte wahrzunehmen schien. Sie zuckte vor Schmerzen zusammen, als sie die Linke für einen Moment von der Schusswunde löste und mit blutverschmierter Hand unsicher in die grobe Richtung des Durchgangs zur Küche deutete. Dort fand Cleo auf den ersten Blick das an der Wand angebrachte Medkit. Ein professionelles Modell.


    Die meisten der unverletzten Besucher des Kaf-Haven folgten Betsys Aufforderung und strebten dem zerschossenen Ausgang zur Mall zu. Dort tauchte zunächst eine Ares Walking Wall Deckungsdrohne mit dem Logo von Eagle Security auf, hinter deren ausgefahrenen Schutzschilden vier Beamte in leichter Sicherheitspanzerung, und in Anschlag gebrachten Colt Cobra Maschinenpistolen, vorrückten. Um die Gardisten blinkte in der AR zur Identifikation das Firmenlogo abwechselnd in grellem Rot und Blau. Hinter ihnen sicherte eine baugleiche Drohne das Zugriffsteam nach hinten und dicht unter der Decke schwebten zwei Ares Sparrowhawk in das verwüstete Kaf-Haven. Die kleinen Quadrocopterdrohnen schienen mit Tasern ausgerüstet zu sein und scannten den Raum nach Gefahrenquellen. Die Gäste strömten links und rechts an der Walking Wall vorbei, durchgewunken von zwei weiteren Sicherheitsbeamten, bei denen es sich offenbar um normale Mallpatrouillen handelte. Das schlossen Cleo und Diego, da diese Beamten nur mit Panzerwesten gerüstet und mit Ares Predators bewaffnet schienen. Auch Diego wurde unerkannt durch den Ausgangsbereich geschleust. Im Innern der Mall konnte er entfernt zwei weitere, in Panzerwesten gekleidete, Sicherheitsgardisten sehen, die eilig in die Richtung liefen, in welche die beiden Ganger geflüchtet sein mussten.


    „Blood Mountain Boys“, stellte einer der gepanzerten Gardisten fest, als er sich vorsichtig dem bewusstlosen Gangmitglied mit der gelben Maske näherte. „Was wollten die denn hier?“ Der Anführer des Teams löste sich ebenfalls aus der Deckung der schwer gepanzerten Kettendrohne und sah sich unter den verbliebenen Anwesenden um. „Was ist hier vorgefallen?“, fragte er in den Raum.


    *) Das Familienanwesen der Ravens in Snohomish

    Ich finde es auch gut OP zu klären, wie man die Welt betrachtet, wenn es Unklarheiten gibt.


    Deiner Sichtweise kann ich mich nicht anschließen, Theverath. Wenn ich der Sicherheitschef von Eagle Security wäre... Na gut, irgendwie bin ich das ja auch 8) ... würde ich Dir das im Leben nicht abkaufen.


    Die Mall ist praktisch öffentlicher Raum, der privat zusätzlich geschützt wird. Eagle hat ein Interesse daran mit KE zu kooperieren, damit die sie weiterhin unterstützen und sich beim nächsten Zwischenfall nicht anderswo herumdrücken. Deshalb würden sie auch alle Kameraaufzeichnungen bereitstellen und so weiter. Spätestens daraufhin würde die Sache auffliegen. Das kann Diego recht einfach erkennen (wenn er möchte).


    Die Ganger werden wahrscheinlich SIN-los sein, deshalb ist es Eagle tatsächlich nicht so wichtig, wenn einer von ihnen bei einer kriminellen Sache umgekommen ist. Wenn sie selbst jemanden erschießen, möchten sie ja auch nicht, dass KE sie dafür belangt. Sofern andere "Sicherheitsdienstleister" sich "nur" mit tödlicher Gewalt verteidigt haben und dabei auch noch Mallbesucher gerettet haben, ist das für sie vermutlich ok. Ein paar aufklärende Fragen und fertig.

    Nur so als kleiner Einwurf: Wenn die Sicherheitskräfte Diego dabei bemerken, wie er einen der Angreifer wegträgt (oder es später auf Überwachungsmaßnahmen feststellen), würden sie sicherlich den Eindruck bekommen, dass das Team sich nicht einfach nur in Notwehr verteidigt hat. Kidnapping wäre wohl der Tatbestand. Das wäre ungünstig, da das Team ja nicht offensichtlich illegal auftreten möchte. Das könnte man nur schwer wegdiskutieren, zumindest fällt mir gerade keine gute Erklärung ein.


    Möchtest Du das trotzdem machen? Kräfttechnisch funktioniert das. Du könntest auch den KON 6-Brocken gerade noch so tragen.

    Hab ich gar nicht gesehen... ;)

    Vermutlich hatte er Zugriff, falls nicht jemand von Hand darauf gedrückt hat.


    In Deiner 100m-Reichweite befindet sich keines der gesuchten Icons (Blackfeather, sein Agent und Renraku Sensei Kommlink) mehr. Allerdings nähern sich aus dem Innern der Mall acht Kommlink-Icons dem Kaf-Haven, die Eagle Security schreien und vier zugehörige Drohnen. Die PANs beinhalten eine ganze Reihe Waffen.

    Das Explosivgeschoss aus Diegos Holdout traf das letzte, noch verbliebene Gangmitglied sauber in die Brust. Wie von ihm beabsichtigt, fing die Panzerjacke den größten Teil der kinetischen Energie auf. Der, hinter dem umgestürzten Tisch kniende, Ganger wurde von der Wucht der winzigen Explosion auf den Rücken geschleudert und blieb regungslos liegen. Das Gefecht war vorüber.


    Die plötzliche Stille im Kaf-Haven, als das Schießen aufhörte, bescherte den Anwesenden das typische Summen von überstrapazierten Trommelfellen in den Ohren. Die unter den Tischen liegenden Gäste begannen, sich vorsichtig im lädierten Gastraum umzusehen. Langsam verteilten sich die letzten Blätter der zerfetzten Pflanzen auf dem mit Granulatkügelchen gesprenkelten Boden. Das leise Stöhnen des verwundeten Konzernangestellten durchbrach schließlich die Stille. Das Orkmädchen kauerte weiterhin unter dem Tisch und sah Betsy mit großen Augen an. Diego konnte an Hals und Händen des bewusstlosen Angreifers mit der gelben Maske erkennen, dass dessen Hautfarbe ungesund grau zu werden schien. Die Wirkung des Narcojects setzte dem überlasteten Körper des Gangers zu, nahm er an.


    Cleo hörte einen schwachen Atemzug und wandte den Kopf. Hinter ihr saß die junge Kellnerin zwischen Fensterfront und der schmalen Seite der Bar. Auf dem gerade noch schneeweißen Ärmel ihrer Bluse breitete sich schnell ein roter Fleck aus. Der rechte Oberarm schien durchschossen, registrierte Cleo. Die Elfe versuchte den Blutfluss mit der Linken zu verlangsamen, während sie die vercyberte Orkin geschockt anblickte.


    Lysander half Andrew Taylor auf die Füße und führte ihn durch den Eingang des Cafés und steurte ihren Klienten auf Franklin zu. Aus der Mall näherten sich die Schritte von Kampfstiefeln. Das charakteristische Stampfen war Lysanders Team nur zu vertraut. Die Sicherheitsleute mussten das Kaf-Haven jeden Moment erreichen.


    In der Matrix wartete Sergej hochkonzentriert, und über alle Sicherheitsvorgaben seines Cyberdecks hinweg, verstärkter Firewall auf Blackfeathers Angriff… der nicht kommen sollte. <Wir sehen uns wieder, kleiner Mann>, erklang es noch grimmig aus dem Schutz der Schleicherfirmware seines Gegners. Dann war kein digitaler Angreifer mehr wahrzunehmen und das Kommlink des bewusstlosen Gangmitgliedes auf dem Motorrad startete neu.

    Ausweichen Gelbmaske: REA 3 + INT 4 = 7W6 => 3 Erfolge | Diegos Explosivgeschoß trifft ihn hoch auf der Brust.

    Schadenwiderstandsprobe: KON 3 + Panzerung 14 - DK 1 = 16W6 => 5 Erfolge | Geistiger Schaden 10/10, er sackt bewusstlos zusammen.


    Ich poste das IP.

    „Die Besitzrechte der Schusswaffen zu ändern, ist natürlich auch nicht prioritär“, winkte Arashi ab. „Ich wollte nur keine Ressourcen verschwenden.“ Dann nahm er dankbar eine Nudelbox. Als er die beigelegten Stäbchen auspackte, fiel ihm auf, dass sein Magen vernehmlich knurrte. Jetzt, wo sein Adrenalinpegel wieder auf Normwerte gesunken war, wie sein Vitalmonitor bestätigte, verlangte sein vercyberter Körper nach neuer Energie. Geschickt griff er einen Bissen Soyhühnchen und kaute genüßlich.


    „Also gut“, fuhr er dann gleich fort. „Wir müssen ja nicht untätig hier herumsitzen, während wir auf Hachidori-sans Erkenntnisse warten. Wenn ihr beide, Yokota-san und Sanro-kai, Kaya noch einmal zur Befragung abholen möchtet, dann folgen Red und ich euch im BMW und geben euch Rückendeckung. Die Befragung können wir dann auch gleich unterwegs an geeigneter Stelle durchführen und verlieren damit keine Zeit. Außerdem können wir besser auf neue Geschehnisse reagieren, wenn wir mobil sind.“ Arashi führte die Stäbchen mit einer guten Portion gebratener Nudeln an seinen Mund.

    Die Drohne kann natürlich nur sehen, was in Eurer Straße vorgeht, also auf der Südseite der Mall. Hier sind keine weiteren Gefahren zu bemerken.

    „Kaya stellte den Kontakt zwischen Taki und Choi Soo-Ris Mittelsmann her“, warf Arashi ein. „Die Frage ist, ob wir von ihr noch Informationen erhalten könnten, die uns helfen. Den Mittelsmann zu finden, erscheint nicht aussichtsreich und ob sie mehr über die Hintergründe weiß, ist auch fraglich. Was ist mit Yuri?“, fragte er und sah zu Sanro-kai. „Wissen wir, wo er gerade steckt? Wir könnten uns auch zwischenzeitlich die Credsticks beschaffen. Was meint ihr?“ Er blickte nacheinander die Teammitglieder an.


    Er ließ seinen Kollegen einen Augenblick Zeit, über ihre Optionen nachzudenken und ging kurz zu ihrem Kleinbus, um die erbeuteten Schusswaffen zu holen. Er legte Yuris Savalette Guardian und die SCK Maschinenpistole des Yakuza vor ihrem Hacker auf den Tisch. „Wo ihr gerade von Besitzrechten gesprochen habt. Die WiFi-Funktionalität ist natürlich abgeschaltet. Was das beschädigte Kommlink betrifft“, er deutete auf seinen Hinterkopf, „es handelt sich um mein Integrales. Der feindliche Hacker hat versucht mich durchzuschmoren.“