[IP] Bewährungsprobe

#191 - SL

Hem:

Sie hält einen Moment inne, schaut dich durchdringend an, ein leichtes Lächeln umspielt ihre vollen Lippen. „Da hatte ich doch von Anfang an recht, du bist ein Süßholzraspler!“ wirft sie dir in charmantem Ton vor. Glatt durchschaut. „Die Ausrüstung ist sehr gut, einige Gründungsmitglieder kommen aus der Sicherheit, einige Ganger waren mal Runner und sie knacken mit Vorliebe Waffentransporte. Je größer der Feind, desto größer die Ehr’.“ Sie bläst vorsichtig auf die Oberfläche ihres Kaffees – der köstliche Duft erinnert dich an deine letzte Heimat – und nimmt einen großen Schluck. „Zumindest die Offiziere tragen Vollrüstung, gepanzerte Fahrzeuge mit großkalibrigen Automatikwaffen, die Ganger haben mindestens Maschinenpistolen, einige Sturmgewehre, vielleicht sogar mehr. Ich denke nicht, dass sie ihre Spielzeuge nicht mit zur Geburtstagsparty nehmen. Was brauchst du noch?“

Raptor:

Eine halbe Stunde später lässt Li einen kleinen Pappkarton auf den Boden der Bude fallen und reagiert erstmal nicht auf deine Frage, was er denn mitgebracht habe. Er kramt ein Kabel aus dem Karton und stöpselt es an die Stromversorgung. Ein Knacken in deinen Ohren und ein Prickeln in den Knochen verraten dir, dass er soeben einen potenten Störsender und einen guten White Noise-Generator aktiviert hat. „Jetzt können wir reden.“ atmet er auf. „Die Dinger leihe ich dir solange wie du hier bist, soka?“ Er lässt sich auf das Sofa fallen, legt die Stiefel auf den Tisch und zischt sich eine Dose rein. „Hör zu, chummer,“ er wirkt zerknirscht, „dass hatte nichts mit dir zu tun. Ich hab da ein…einen Gewissenskonflikt. Auf unserem Turf wollen sich ein paar Wizkids breit machen und wir brauchen Artillerie. Ich habe da ’ne neue Connection aufgetan, die kennt die Judges und kommt an richtig geile Sachen ran, die will ich nicht verlieren.“ Er wirkt aufrichtig als er dich anschaut. „Aber ich will dich auch nicht verlieren, bist’n guter chummer. Hier mein Vorschlag: du besorgst mir meine Kiste Sturmgewehre, dann brauche ich den Typen nicht mehr. Soka?“

Bullseye:

“Und ob! Ey Alter, komm vorbei! Ich war vorhin, äh…beschäftigt“ du hörst ein weibliches Kichern im Hintergrund, „aber ihre Freundin wollte nachher auch noch kommen. Lass uns zusammen feiern, chummer, du weißt schon!“ Rasnar klingt sehr euphorisch. „Danach klären wir…deine Frage, soka? Aber komm’ auf jeden Fall vorbei, dir entgeht sonst was!“

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#192

Olga ist schon mit der Arbeit fertig, als ich vollkommen fertig nach Hause komme, und hat die Spuren des letzten Abends beseitigt, Bierdosen und Einmalspritzen entsorgt, die Küche wieder in einen Wohnraum verwandelt. Ich springe kurz unter die eiskalte Dusche und ziehe mir eine neue Trainingshose und Unterhemd an. Ich greife eine Flasche Evian aus dem Kühlschrank ab und lehne mich an die saubere Arbeitsplatte. Als wir nach Seattle kamen, hat Olga als Putze angefangen, jetzt ist sie Vorarbeiterin. Muss nur noch halbtags arbeiten und kommt viel rum. Hört viel und erzählt viel, weiß was läuft; hat mir schon oft gute Infos für einen Run gegeben. So’n Dreksjob mit geregelten Arbeitszeiten ist der absolute Horror für mich, lieber lege ich für Geld Leute um, als dass jemand mit Aktenordner hinter mir steht und sagt was ich zu tun und zu lassen habe. Olga hat den großen Topf schon auf dem Herd. „Kann ich dir was helfen?“ frage ich eher halbherzig nach einem Kuss auf ihre Wangen. Ich soll Kartoffeln schälen. Hrmpf. Nur weil ich jeden Tag mit dem Katana übe, heißt das noch lange nicht, dass ich für solche Scheiß-Hausarbeit geeignet bin. Ich lasse mich auf einen Stuhl fallen und fange an zu schnibbeln. Nein, ich kann wirklich gut mit einem großen Messer Kartoffeln schälen, danke der Nachfrage Schwesterchen; denke ich mir. „Geht schon.“ antworte ich.
‚Wie geht es Onkelchen?’ Ich zucke mit den Schultern und schmeiße eine Knolle in den wassergefüllten Topf. „Wie soll’s ihm schon gehen?“ Sie wirft mir aus ihren sanften Augen einen blitzenden Seitenblick zu. „Wie immer.“ Olga hätte sich am liebsten selbst um ihn gekümmert, die Familie hält zusammen und so, aber sie hat halt keine Zeit und außerdem hätte sie in einem Haus voller gewaltbereiter Ganger zuviel Sorge. Trotzdem fragt sie jedes Mal wenn ich da war. „Sie behandeln ihn gut. Sonst mache ich Ärger.“ beruhige ich sie. „Schließlich bezahle ich auch gut dafür.“ Sie zerteilt einige Paprika und wirft sie zu dem scharf angebratenen Fleisch. Vom Geruch läuft mir das Wasser im Mund zusammen. Das gute Essen ist einer der Vorteile warum ich mit meiner Schwester und ihrem Drekhead von Mann zusammenwohne. Außerdem bin ich immer in ihrer Nähe. ‚Wenn du meiner Schwester was antust, schneide ich dir die Eier ab und stopfe sie dir in den Arsch’ wird in unserer Heimat oft gleich nach ‚Sie dürfen die Braut jetzt küssen’ zu neuen Familienmitglieder gesagt. Olga ist die Einzige, die ich noch habe.
Sie streicht sich nervös durch die kurzen dunklen Haare. ‚Sag mal Gregorij, wenn wir schon mal dabei sind…, hast du schon ’n paar Creds?’ Ich sage nichts, schäle weiter. Ich mag es nicht mit meinem Vornamen angesprochen zu werden, auch nicht von meiner Schwester. Olga dreht sich zu mir um, verschränkt die Arme, ganz das Familienoberhaupt. „Is’ in Arbeit.“ brumme ich. „Sag mal, kennst du die Fifth Judges?“ ‚Ein Run?’ Ich nicke. Sie seufzt und setzt sich zu mir. ‚Hab ich mir schon gedacht. Wann hilfst du mir schon freiwillig, doch nur wenn du was wissen willst.’ Der Vorwurf in ihrer Stimme ist nur halb ernst gemeint. Woher die Nuyen kommen ist in Redmond egal. ‚Eine Go-Gang auf der Interstate 5. Überfallen nur Kon-Transporte und verteilen dann die Beute an Squatter. Die guten Sachen verkaufen sie natürlich, haben feste Kontakte zu den großen Schiebern.’ Sie runzelt die Stirn. ‚Ich habe gehört, dass die Judges sich sogar mit einer Einheit der Roten Samurai angelegt haben. Sicher, dass du mit denen zu tun haben willst?’ In ihrer Stimme liegt Besorgnis, aber das tut es fast immer wenn es um einen Run geht. Glücklich ist sie nicht, wie ich Kohle an Land kriege; ist nun mal das Einzige was ich richtig gut kann. Weg des Kriegers. Was blieb mir auch sonst übrig nach dem beschissenen Krieg. „Führt wohl kein Weg dran vorbei.“ Wird kein Spaziergang werden. „Wenn die Gang so hart drauf ist und sich mit den Kons anlegt, wieso verschenken die den Scheiß? Hab noch nie so was Dämliches gehört.“ Olga erzählt mir warum; die Gang besteht aus Kontypen, meist einfachen Angestellten aber auch mittleren Managern, zusammengeschweißt durch die Wut auf ihre ehemaligen Arbeitgeber. Sind ausgestiegen und wollen sich – aus welchen Gründen auch immer, kann’s ihnen nicht verübeln – rächen indem sie ihre alten Verbindungen nutzen und die Beute – aus welchen Gründen auch immer, vollkommen dämlich – den Squattern überlassen. Wollen was Gutes tun um ihre Sünden aus der Konzernzeit reinzuwaschen, erzählt meine Schwester. Ich schüttele nur verständnislos mit dem Kopf. Olga fährt immer noch voll auf den orthodoxen Religionsdrek ab, die ganze Wohnung ist mit glitzernden Holo-Ikonen gepflastert. ‚Du willst sicher mehr über die Bewaffnung wissen, stimmt’s? Da musst du Boško fragen. Ich glaube, er hat heute einen guten Tag. Aber warte bis er das Meth genommen hat, ich will nicht dass ihr euch wieder streitet.’ Aus dem Wohnzimmer dröhnt noch Christian White and his Aryan Reggae Band, also ist er erst beim Novacoke. Dauert noch. Ich nasche von Olgas Eintopf und schmeiße mir eine Handvoll Upper ein.

#194 - SL

Hem:

„Haben sie aber nicht. Und das spricht für die Judges. Wenn du meine Meinung hören willst…“ Für 2.000 Creds war sie offenbar bereit, dich daran teilhaben zu lassen. „Die sind nicht so bescheuert und fahren johlend auf ihren Böcken in eine AAA-Gegend. Die benutzen ein trojanisches Pferd oder so.“

#196 - SL

Hem:

„Ruston, Tacoma. Auch AAA. Sind mit Schlauchbooten an der Küste gelandet.“

#198 - SL

Hem:

„Schön, mit dir Geschäfte zu machen, chummer.“ flötet sie dir zu. Obwohl du den Weg kennst, wirst du von den Trollen zu deinem Wagen begleitet.

#202 - SL

Hem:

Du empfängst eine Nachricht von Grendel: ‘komm nicht. kriege gleich infos. treffen dann in raptors bude.’

Raptor:

„Ich kenne deinen Blick, chummer. Ich weiß genau, was du vorhast. Aber so geht der Deal nicht, sorry.“ Er hebt beschwichtigend die Hände und schiebt „Nicht dass ich an deinen Fähigkeiten zweifeln würde!“ ein. „Aber die Judges sind ein Thema für sich,“ fährt er fort, „die sind gut bewaffnet und der Typ kennt die Judges kaum. Wenn der Deal platzt, stehe ich beschissen vor meinen Jungs da. Ich brauche die Dinger, bevor ich dir die Info geben kann, chummer. Hauptsache die Knarren schießen geradeaus und vollautomatisch, mehr brauch ich nich.“ Sein Standpunkt ist verständlich, Li ist halt eine Connection, kein Freund fürs Leben, und hat seine eigenen Probleme.

Bullseye:

„Chummer, das wird ganz gemütlich, ehrlich! Und um deine Info kümmere ich mich schon. Aber die Zwillinge schaffe ich auf Dauer nicht alleine, ich…“ Es raschelt in der Leitung und du hörst eine honigüße Frauenstimme die sehnsüchtig in den Hörer „Komm doch, wir warten schon!“ raunt und dann kichernd auflegt.

#204 - SL

Raptor:

„Ich würde dir echt gerne helfen, aber ich stehe da unter Druck, hab Verpflichtungen, weißt du. Sonst frag’ deine Chummer oder schnapp dir irgendeine andere Gang, da bist du doch sonst nicht so zimperlich.”