[IP] Badetag

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    Die Fahrt zum Schwimmbad ist ereignislos. Die größte Rush-hour ist durch, sodass Clemenz und Meike nach etwas mehr als einer dreiviertel Stunde am Ziel sind. Das Stadtbad belegt mit der Freianlage einen größeren Straßenblock, die Gebäudeanlage mit den überdachten Hallenbad, Sauna und anderen Indoor-Annehmlichkeiten liegt dabei an einer Ecke des Geländes. Das Freigelände ist rund herum von einer drei Meter hohen, blickdichten Grünhecke umgeben.
    Auf der gegenüberliegenden Straßenseite zum Stadtbad-Haupteingang befindet sich ein kleines Einkaufszentrum mit Kino, Spielhalle und vor allem einer großen Tiefgarage. Laut Ausschilderung soll man als Badbesucher dort parken, bei fünf ECU pro Stunde. Immerhin, als Badegast (oder ab einem Einkauf von mehr als 100 ECU im Einkaufszentrum) sinkt der Preis auf zwei ECU herab, annehmbar für diese Gegend.


    Während die beiden ihr Auto abstellen und zum Eingang gehen, wirft Copper einen Blick im Astralraum auf das Geläde. Beim ersten Blick fällt ihm dabei der Watcher auf, welcher über der Hecke kreisend Patroille fliegt. Die tausende Besucher, die im Stadtbad Tag für Tag entspannen, Spaß haben und sich sommerlichen Vergnügungen hingeben haben anscheinend einen positiven Effekt auf den Astralraum; über dem Freigelände ist der übliche Zivilisationssmog, der in Großstädten durch die hektischen Bewohner entsteht, fast nicht wahrzunehmen. Aus größerer "Flug"höhe wirft Copper dann von außerhalb einen Blick auf das Freigelände. Die Menge vorhandener, metamenschlicher Auren ist, trotz vormittäglichem Werktag außerhalb der Ferien, größer als er es erwartet hatte.


    Während Copper das Geläde vorsichtig von außen observiert sind Clemenz und Meike am Eingang angekommen. Neben einem eher unscheinbaren Schild mit den Öffnungszeiten (Freigelände von 8 bis 23 Uhr, Hallenbad von 6.30 Uhr bis Mitternacht) fällt einem als erstes das in auffälligen Farben gehaltene Schild mit dem Disclaimer: "Betreten des Schwimmbades auf eigene Gefahr. Die Stadt Hannover haftet nicht für Schäden jeglicher Art die bei Betreten der Anlage und Nutzung der Einrichtungen entstehen."
    Mit einem gewissen Sinn für Zynismus zählt ein nicht minder ins Auge springende Schild direkt dadrunter dem Besucher auf, mit welchen Maßnahmen das Stadtbad für die Sicherheit seiner Besucher sorgt. Das Freigelände und das Hallenbad sind, laut Schild, mit lückenloser Kameraüberwachung versehen, um Diebe und Spanner inflagranti zu erwischen und mit drei Bademeistern, unterstützt durch einen Gebäudetechniker, sofort erkennen zu können ob jemand gerade am ertrinken ist. Ein privater Sicherheitsdienst ist damit beauftragt, die Gäste vor jugendlichen Randalierern und allzusehr betrunkenen Gästen zu schützen.


    Der Eingang besteht aus zwei Glastüren im Abstand von 2 Metern, dazwischen ist unübersehbar ein Metalldetektorbogen aufgebaut, durch den Besucher gehen müssen. Im Vorraum stehen drei Automaten, an denen man sich mit verschiedenen Zahlungsmethoden seine Eintrittsmarke ziehen kann. Ein Mitarbeiter des Bades, ein "Herr Bruchmüller hilft ihnen gerne bei Fragen"-Schild auf der Brust, gibt sich nur wenig Mühe, nicht gelangweilt und nicht wie ein Sicherheitsmitarbeiter auszusehen. Zwischen den Automaten sind weitere Hinweise per Schild an die Wand genagelt.
    "Die Anwendung von Magie ist innerhalb des Gelädes des Stadtbades untersagt gemäß Stadtsicherheitsverordnung 2054, §434-§449. Astrales Wahrnehmen innerhalb des Umkleidebereiches ist nicht zulässig. Der Astralraum des Geländes wird überwacht." - Da hat wohl jemand Angst vor Spannern.
    "Die Wasserrutschen und weitere Einrichtungen sind nicht für Personen über 2,2m Körpergröße oder einem Körpergewicht über 180kg geeignet." - Freundliche Umschreibung für "Trolle passen hier nicht überall rein".
    "Einige Einrichtungen setzen eine Mindeskörpergröße für den Betrieb voraus." - Tja, Wasserrutsche wohl erst ab 130cm, egal ob man noch nicht groß genug gewachsen oder der falschen Metaspezie angehört.
    "Um die Sicherheit und Privatsphäre unserer Gäste zu schützen ist die Verwendung von Bild-, Ton- oder Videoaufzeichnungsgeräten innerhalb unseres Geländes untersagt. Kommlinks dürfen in der Cocktailbar und der Afterbath-Lounge verwendet werden." - Reporter scheinen auch unerwünscht, weil die wohlhabendere Kundschaft ihre Ruhe möchte.


    Immerhin etwas metafreundlichkeit schein sich im zuständen Amt gefunden zu haben, Zwerge und Trolle zahlen nur einen ermäßigten Preis, während Clemenz und Meike jetzt beide fünfzehn ECU pro Stunde im Voraus zahlen dürfen, immerhin Nutzung aller Einrichtungen inklusive.

  • [18a]


    Clemenz


    Sie hatten noch etwas Smaltalk betrieben, bis sie dann endlich ankamen. Überraschend geschmeidig pulte sich der massige Ork aus dem Fahrzeug und streckte sich dann ersteinmal. Natürlich sah es hier viel besser aus, als er es gewöhnt war, aber das berührte ihn offensichtlich nicht.


    Wie es sich gehörte nahm er sowohl seine als auch Meikes Tasche und trottete neben ihr zum Eingang. Bei den Automaten angekommen verschafften sie sich ersteinmal einen allgemeinen Überblick. Dabei blickte er etwas nervös in Richtung der MADs und fragte sich, wie gut diese Dinger wohl sein mögen. Letztlich würde er es auf einen Versuch ankommen lassen müßen.

  • Meike steigt ebenfalls aus. Sie ist etwas überrascht, dass Clemenz ihre Tasche ebenfalls aus dem Auto holt, sagt aber nichts, sondern zwinkert ihm zu. "Was ist? Plötzlich wasserscheu geworden?" neckt sie ihn, als er kurz vor dem Metalldetektor zögert. Sie ist gespannt, was der Detektor zu ihrer kleinen Nagelfeile in ihrem Kosmetikbeutel sagen wird.

  • [19]


    Die Detektoren rippeln sich nicht, als Ork und Menschin hindurchschreiten. Zumindest gibt es keinen direkten Alarm und auch die als Servicemitarbeiter verkleidete Wache im Eingangsbereich greift sich weder zum Kopfhörerstöpsel im Ohr, noch verzieht er seine müde und gelangweilt aussehende Miene. Die Automaten für die Eintrittskarte, beziehungsweise der münzgroße Plastikchip der als solcher dient, nehmen wahlweise Sticks mit zertifiziertem Geld, die übliche elektronische, bargeldlose Geldüberweisung und sogar anscheinend noch Bargeld. Zu zahlen ist für die gewünschte Badezeit im Voraus, wer seine gebuchte Zeit überschreitet darf zusätzlich zu den fünfzehn ECU für die neue, angefangene Stunde nochmal zehn Prozent auf den Gesamtbetrag als "Bearbeitungsgebühr zum Ausgleich von ungenauen Auslastungszahlen" nachzahlen.
    Eine Tageskarte ist für 75 ECU zu haben und enthält sogar ein ganzes Freigetränk in der Lounge - allerdings keine Cocktails, Weine teurer als 7,50 pro Glas, keine hochprozentigen Spirituosen, kein Sekt, Champagner und ähnliches...


    Links von den Automaten sind zwei massive Drehkreuze, durch die es zu den getrennten Umkleiden für Männer und Frauen geht. An der Trennwand zwischen den Drehkreuzen hängt wieder ein Schild dass die Besucher auffordert, ihre Kommlinks bei ihrer Kleidung zu lassen um Beschädigungen durch Feuchtigkeit zu vermeiden.

  • [19a)


    Clemenz


    Er wartet kurz hinter dem MAD auf Meike.

    "Eine Frage noch: als was sind wir hier?"


    Deutlich kann man den Schalk in seinem Gesicht erkennen, als er sie im Anschluss an diese Frage frech und breit angrinst und sie dann kurz aber deutlich von oben bis unten mustert.

  • Meike


    Meike löst erstmal eine Karte für zwei Stunden. Sie bleibt neben Clemenz stehen und mustert ihn auf ziemlich ähnliche Weise. "Lassen wir's erstmal bei Freunden. Weißt Du, ich könnte Dir Dinge von meinem Ex erzählen... da ist es doch gut, wenn man einen Kumpel hat, der einem zuhört." Grinsend schubst sie Clemenz mit dem Ellbogen an.

  • [19e]


    Clemenz


    Exakt 13 Minuten später erscheint der Ork an verabredeter Stelle. Entkleidet, bis auf seine gut anliegende Badeshorts, macht er einen recht stämmigen und muskulösen Eindruck.
    Das Handtuch in der Hand kommt er etwas kleinlaut zu Meike.


    Hab mich echt verlaufen ... grummelt er leise, während er sich in der Halle umschaut. Das sein "weiblicher Freund" dabei selbst in, wie er es nannte "sehr kurz", bereits auf ihn wartet, scheint gerade in Vergessenheit geraten zu sein.


    Als sie sich Aug in Aug gegenüberstehen fragt er lediglich: Baden, schwimmen oder planschen? und lässt Meike anschliessend vorangehen, um doch noch ein wenig schauen zu dürfen.

  • Copper dreht eine Runde über das Schwimmbad ohne den Watchern zu nahe zu kommen um abzuschätzen wieviele Watcher hier unterwegs sind und zu sehen ob sich jemand ausmachen lässt, der diese kontrolliert.


    Hmm, wenn hier Watcher herum fliegen, muß es jemanden geben der aktiv das Bad überwacht. Sonst halten diese kleinen Wächter nicht so lange um den ganzen Tag hier rum zu fliegen. Also brauch es jemanden der sie täglich mehrfach neu beschwört...


    Er überlegt noch kurz die Reaktionszeit des fremden Magiers zu testen, entschließt sich jedoch dagegen zu viel Aufmerksamkeit zu erregen.

  • [20]


    Die Anzahl der Watcher ist leicht festzustellen, denn das Paar zieht kaum zu übersehen seine Kreise direkt über der als Abgrenzung zur Straße dienende Hecke. Sie "fliegen" dabei stupide die Grundstückgrenze ab und scheinen sich nicht vom Geschehen auf der Sonnenwiese oder der Sportecke des Außenbereiches ablenken zu lassen. Ein aktiver Magier, dem die beiden Wächter zuzuordnen wären, ist nicht zu entdecken. Nach einigem Überlegen kommt Copper zum Schluss dass sich der Magier mit hoher Wahrscheinlichkeit im Gebäude aufhält.


    Währenddessen stehen Meike und Clemenz im Hallenbad. Das Bad ist in drei Themen eingeteilt: Im Untergeschoss ist der "Recreation&Recovery"-Bereich, mit verschiedenen Saunen, türkischen Dampfbad, Saline- und Sprudelbecken und exklusiven Angeboten wie Ganzkörpermassage mit seltenen Ölen. Exklusiv bedeutet in diesem Fall: es kostet extra. Der Bereich ist vom Design her an römische und griechische Bäder der Antike angelehnt und wirkt in einigen Bereichen wie eine natürliche Grotte. Laut der "Wo ist was"-Karte nimmt das Untergeschoss - oder besser: der frei zugängliche Bereich des Untergeschosses - ungefähr die Hälfte der Gebäudefläche ein.


    Der zweite Teil nennt sich Swimming&Sport und umfasst zwei große 50m Becken, ein tiefes Tauchbecken mit Sprungtürmen, Strömungskanal, einen Wellensurfsimulator und anderen Trainingseinrichtungen für seriöes und professionelles Schwimmtraining. Er nimmt fast das gesamte Erdgeschoss ein und ist in klassisch-modernem Schwimmbadlook mit Fliesen, an einigen Stellen mit Wasserkreaturen darstellenden Mosaiken an Boden und Wänden ausgelegt und mit reichlich tropischen Grünpflanzen dekoriert.


    Der dritte Bereich, "Fun", hat im Erdgeschoss mehrere kleine Becken als Enden von Wasserrutschen sowie ein größeres Becken mit Wellen - welches einem tropischen Strand mit echtem Sand nachempfunden ist - durch ein Fußreinigungsbecken vom Sportbereich getrennt. Der größte Teil des Funbereiches ist im Obergeschoss. Dort ist ein Schwimmbecken für Anfänger, Plantschbecken für Kinder, die Startpunkte bzw. Treppenaufgänge zu den verschiedenen Rutschen und der Restaurantbereich untergebracht. Letzterer besteht aus einem auch von außen zugänglichen Restaurant, einer Café-Bar und einer Chillout-Lounge, in der gerne Cocktails serviert werden. Der obere Bereich nimmt nur ungefähr zwei Drittel der Gebäudefläche ein, auf der Seite mit der Lounge ende das Obergeschoss in einem balkonartigen Absatz und bietet freien Blick auf Turmsprungbecken und eines der 50m-Becken - eine gute Aussichtsplattform für zahlungskräftige Kunden bei Sportverantstaltungen.


    Als wirklich ungewöhnlich kann man, abgesehen von der Großzügigkeit des Schwimmbades in Hinsicht auf Beckenanzahl und Größe, zwei Punkte nennen. Einerseits gibt mehrere Kanäle, die im Erdgeschoss die verschiedenen Becken verbinden und auch das Schwimmen in die angeschlossenen Außenbecken ermöglichen. Kleine, gebogene und an Venedig erinnernde Brücken ermöglichen es, die Kanäle an den entsprechenden Stellen zu überqueren. Der zweite, nicht weniger beeindruckende Augenanzieher ist der gläsernde Wasserfahrstuhl. Einem Schiffshebewerk nachempfunden fährt dieser in regelmässigen Abständen zwischen den drei Etagen des Schwimmbades hin- und her und ermöglicht es einem, zusammen mit den Kanälen, annähernd das gesamte Gebäude nicht-trockenen Fußes - ergo: schwimmend - zu erreichen.


    Wer ein wenig unauffällig Ausschau hält kann die große Anzahl verbauter, offensichtlicher Kameras kaum Abzählen. An einer Wand oberhalb des Turmsprungbeckens ist auf halber Höhe zwischen Erd- und Obergeschoss ein verglaster Vorbau angebracht, an welchem in großen Buchstaben "Bademeister" steht und welcher über breite Wendeltreppen mit Ober- und Erdgeschoss verbunden ist.

  • [20a] Meike


    "Ich würde ja gerne mal den Wasserfahrstuhl testen", meint Meike nach einem Blick auf das beeindruckende Ding. Zudem kann man dort sicherlich eine Menge Schaden anrichten, wenn man will. "Und die Wasserrutschen", fügt sie mit einem Grinsen hinzu.

  • [20c] Meike


    "Hm? Oh, ja, klar." Meike wendet sich von dem Anblick des Wasserfahrstuhls ab, zupft den rechten Träger ihres roten Bikinis etwas zurecht und steuert den unteren Teil des Funbereiches an, in der Hoffnung dort einen "Strandkorb" oder eine Liege für die Handtücher zu finden. Nebenbei schaut sie sich ein wenig nach Kameras um und ist über die Menge derer ehrlich erstaunt. Die scheinen hier wirklich paranoid zu sein. "Was die wohl machen, wenn denen der Wasserfahrstuhl stecken bleibt? Da kann der Bademeister ja schlecht helfen..."

  • [21]


    Der Bereich um das Wellen-Badebecken ist derjenige mit der höchsten Besucheranzahl - die meisten Wassersuchenden sind bei dem sonnigen Wetter draußen und wollen vermutlich ihre hoffentlich von ihrem Arbeitgeber gut bezahlte Hautkrebsvorsorge auch ausnutzen. Liegestühle finden sich hier leider nicht, auch die sind wohl während der warmen Saison im Freien zu finden. Am Rande sind aber einige ungenutzte, mit Holzbohlen zu Bänken umfunktionierte Heizkörper, auf denen bislang nur ein einsames Badetuch mit dem aktuellen Logo der Hannoveraner Fußballmannschaft liegt.

  • [21a]


    Clemenz


    Mittlerweile hatte er ihnen Getränke besorgt und sie machten es sich gerade an einem Becken bequem.


    Und wie war er denn nu? Dein traumhafter Ex-Freund?


    Leicht schmunzelnd nahm er dabei einen Zug aus seinem mit einem Strohhalm ausgestatten Glas Soy-Soda, um sich gleich danach der Decke zuzuwenden und auf offensichtliche und weniger offensichtliche Überwachungsgeräte zu achten.

  • [21b]


    "Traumhaft? Eher ein Alptraum", beginnt Meike mit empört klingender Stimme und stellt ihr Colaglas erstmal zur Seite. "Du glaubst nicht, was der sich alles geleistet hat. Erzählt mir er liebt mich und am nächsten Tag erfahre ich, dass er an dem Tag nicht nach Hause gefahren ist, sondern zu Jenny, dieser Schlampe! Mit der war er dann auch im Bett!" Wer Meike gut kennt wird merken, dass sie nicht ganz so empört ist wie sie tut, die Geschichte also vermutlich wen überhaupt nur einen kleinen Kern Wahrheit enthält - oder dass sie den besagten Kerl schon überwunden hat und nur etwas altes aufwärmt. Sie schnaubt einmal verächtlich und greift dann doch nach der Cola. Sie schaut sich ein klein wenig um, während sie einen Schluck trinkt. "Und das beste kommt erst noch: gestern erzählt mir Sarah, er hätte n Blag in die Welt gesetzt. Mit Kristin. Und so alt wie das ist, hatte er mit Kristin auch was, während er noch mit mir zusammen war. Kannst Du Dir das vorstellen?"

  • [21c]


    Clemenz


    Sichtlich verwirrt schaut der stämmige Ork aus dem Wasser.


    Wow ... das ist echt hart ... ihm scheinen wahrlich die Worte zu fehlen. Ob gespielt oder nicht kann man nicht erkennen.
    Ich könnt das ja nicht.


    Kopfschütteln.