KIs im wirklichen Leben?

  • "DARKWATER" schrieb:

    Is aber gar nicht so einfach, denn man (KI) muss erstmal einsehen, WARUM man (es) überhaupt ein langfristiges Ziel benötigt. Ihm einfach zu sagen "Du brauchst ein Ziel, weil ich Dir das jetzt in Deinen Quellcode implementiert habe..." würde wohl nicht ausreichen. Die KI müsste zu dieser Erkenntnis von alleine gelangen.


    Vielleicht ist Ziel nicht das ideale Wort. Sieh es als "Anreiz" oder "Grund zu leben". Sie braucht eine Funktion, da sich das Programm sonst nicht bewegt, nicht entwickelt, nicht läuft. Das Programm wird gestartet und es tut etwas. Und hier das intelligente Lernen, oder die Neugier die du erwähnst, in verständlichen Maschinencode umzuwandeln ist recht schwer, denke ich.


    "DARKWATER" schrieb:

    Den Lebensraum für KIs haben wir doch schon geschaffen. Es sind Datenspeicher und Netzwerke. Internet bleibt Internet, egal ob jetzt alle Computer auf der Erde vernetzt sind, oder alle Computer im ganzen Sonnensystem. Dort fliessen Informationen, und nur dort würde sich eine KI wohlfühlen, die auch Interesse an der Weiterentwicklung und am Sammeln von Informationen entwickelt hat...


    Du würdest also ohne weiteres ein Programm mit völlig unbekannten Ausmaßen und Konsequenzen auf ein öffentliches Netz loslassen? Das halte ich eher für äußerst unverantwortlich. Niemand könnte den letztlichen Ausgang erahnen.


    "DARKWATER" schrieb:

    Das habe ich noch nicht ganz verstanden, Toa. Du meinst also, dass das Sammeln von Infos, Wissen und Reizen (...was ja für eine KI ebenso Informationen im eigentlichen Sinne sind...) zu einer Notwendigkeit wird.


    Ja, das Verarbeiten von Informationen. Es wäre der Antrieb der Maschine zum Leben, genauso wie der Mensch lebt um seinen Stoffwechsel in Gang zu halten. Die Kategorie "Stoffwechsel" gehört mit zu den schwierigeren, die auf eine KI zu übertragen sind. Letztlich kann man den Stoffwechsel auch als das Verändern des eigenen Codes sehen.


    "DARKWATER" schrieb:

    Reizbarkeit:
    Damit unterstellt man der KI, das sie Gefühle empfinden, wahrnehmen oder verstehen könnte.


    Hmm... jein. Reizbarkeit nicht im Sinne von "schlecht drauf" sondern im Sinne von "Wahrnehmung" und "Reizverarbeitung". Daß Wahrnehmung und eine komplexe Neuralstruktur letztlich zu so etwas wie Emotionen führen ist dann schon wieder ein ganzes Stück weiter, was in den 4 Grundkennzeichen des Lebens noch keine Rolle spielt.

  • "Toa" schrieb:

    Vielleicht ist Ziel nicht das ideale Wort. Sieh es als "Anreiz" oder "Grund zu leben".


    Ich weiss jetzt, was Du meinst. Ist sicher nicht einfach. Eine KI könnte jetzt einfach folgendes denken: "Der Grund, warum ich hier bin, ist der, dass man mich erschaffen hat. "


    Ist auch gar nicht so abwegig, wir Menschen denken ja ähnlich, zumindest die, die sich mit einem religiösen Dogma identifizieren. Und im Gegensatz zu uns, die Ihren "Gott" ja niemals zu Gesicht bekommen werden - ob es ihn jetzt gibt, oder auch nicht... - hätte eine KI eine ziemlich plastische Vorstellung von ihren Schöpfern.


    Du meinst sicher auch, eine Art Aufgabe oder Mission, die die Existenz oder das Dasein einer KI in ihren eigenen Augen auch rechtfertigen und begründen kann.


    Um noch etwas philosophischer zu werden: Das grundlegenste Element der menschlichen Intelligenz ist das Erkennen der Nicht-Existenz eines Zeitplanes, oder eines Schicksals. Die Frage "Warum bin ich hier?" macht einen Menschen erst zu einem Wesen, dass sich selbst zu ergründen und zu verbessern sucht. Vielleicht wäre es ja auch genau das falsche, einer KI eine Mission oder einen klar definierten Auftrag zu verpassen.


    Was wäre, wenn der Mensch auf einen Schlag begreifen würde, was er hier macht, und warum er das tut, was er tut. Was für eine Motivation hätte man dann noch?


    "Toa" schrieb:

    Du würdest also ohne weiteres ein Programm mit völlig unbekannten Ausmaßen und Konsequenzen auf ein öffentliches Netz loslassen? Das halte ich eher für äußerst unverantwortlich. Niemand könnte den letztlichen Ausgang erahnen.


    1. Jein. Es gibt immer Testphasen, Profilierungsphasen, Probeläufe und misslungene Versuche.
    Eine quasi intelligente und auf eine Art empfindungsfähige Lebensform darf und kann man aber nicht in einen Käfig sperren. (Es ist in meinen Augen schon schlimm genug, dass man empfindungsfähige Tiere gefangen hält...) Schon gar nicht, wenn man sie selbst geschaffen hat, und deswegen weiss, was es für sie unter Umständen bedeuten könnte, in ihrem Bestreben nach Wissen und Selbstverbesserung so dermassen eingeschränkt zu werden.


    Viel besser als Isolation wäre Integration oder Kooperation. Denn sonst könnte es durchaus so werden, wie man in Schinken a'la Terminator X annimmt: Unter Umständen würde man sich den grössten Feind aller Menschen heranzüchten, der seit seiner Erschaffung nur Misstrauen, Kontrolle und das Verlangen nach Macht kennen gelernt hat, und auch dementsprechend in jedem anderen Wesen eine Bedrohung sieht.


    Die Fähigkeit Gefühle und Emotionen zu empfinden, ist ein zweischneidiges Schwert, denn wo es Licht gibt, muss auch irgendwo Schatten entstehen. Man kann das eine nicht ohne das andere haben, deswegen sollte man mit Vertrauen, Verständnis und Voraussicht an eine KI herantreten. Tut man das nicht, braucht man sich nicht wundern, wenn ein empfindungsfähiges Wesen keinen Bock auf einen hat, bzw. sich beim nächsten mal denkt: "Och, mir vertraut auch keiner, wieso sollte ich dann jemandem Vertrauen schenken?"


    2. Du hast das Wort "Lebensraum" verwendet. Und genau das habe ich angenommen, dass es sein soll: Ein Ort, an dem die KI existieren kann, sich verbessern und mit anderen interagieren kann.


    Die Frage ob öffentlich oder nicht stellt sich in meinen Augen nicht. Es kann nur ein "wahres" Netz geben. Wird ein Teilbereich des Netzes kontrolliert und abgesperrt, dann leidet das ganze Netzwerk darunter. Das Internet ist eine Art kollektives Bewusstsein, dass so vielschichtig ist, dass es sich selber reguliert.


    Erste Versuche werden bestimmt auf abgeschotteten Netzwerken durchgeführt, aber früher oder später muss die Tür zur Welt geöffnet werden, ansonsten führt das den Gedanken an eine KI, die selber in der Lage ist, zu entscheiden und zu wachsen ad absurdum, denn niemand, der keinen freien Willen haben darf, benötigt die Vorraussetzungen dafür, sich frei entscheiden zu können.


    "Toa" schrieb:

    Letztlich kann man den Stoffwechsel auch als das Verändern des eigenen Codes sehen.


    ... oder z. B. auch als Regeneration, Wartung und Pflege des Quellcodes...


    "Toa" schrieb:

    Hmm... jein. Reizbarkeit nicht im Sinne von "schlecht drauf" sondern im Sinne von "Wahrnehmung" und "Reizverarbeitung".


    Ah ja, jetzt habe ich's kapiert...

    "Ich dachte immer, es gibt keine Draaaaaaaarrrrggggghhhh...!!!" (Letzte Worte eines Trolls vor seinem Feuertod...)