#3 - Ronin
Ich hab ein ganz mieses Gefühl bei der Sache.
Ronin seufzt und lässt sich schwer in die Kissen seiner billigen Synthleder Couch fallen. Ein kurzer mentaler Befehl und das Commlink projiziert die Daten, die Basollo ihm gegeben hat, ins Sichtfeld seiner eisblauen Cyberaugen. Langsam beginnt er sich genauer durch die Dateien zu wühlen. Nach einiger Zeit gibt er auf als sein Kopf zu pochen beginnt.
Ich bin für den Tech-Drek nicht gemacht. Das wird hoffentlich jemand anders aus dem Team übernehmen. Hmm, wo ich grad an das Team denke, wir sollten in Kontakt treten.
Ein weiterer geistiger Befehl öffnet die Datei mit den Kontaktadressen des Teams. Schnell gibt er eine kurze Textnachricht ein.
@ Blondie, Bonepicker, Bowser, Gabriel:
<<Abend. Wies aussieht sind wir Partner, für eine Weile wenigstens. Wir sollten uns treffen, ich würde sagen irgendwann im Laufe des morgigen Tages. Hat keinen Sinn Zeit zu verschwenden. Treffpunkt und genauer Zeitpunkt ist mir egal, solange es ein neutraler öffentlicher Ort ist. Wenn sich jemand von euch gut mit Technik auskennt kann er ja für sicherere Kommunikation sorgen um die Details auszuarbeiten. Meldet euch. - Ronin>>
Ronin steht auf, kramt ein Soygericht aus dem Schrank und zieht die Lasche der selbsterhitzenden Packung. Nach 30 Sekunden ist die beige Pampe fertig. Ente in Weinsoße, steht auf der Packung. Schmeckt natürlich nach Hühnchen. Wie immer.
Eigentlich sollte er jetzt weiteren Nachforschungen über den Job nachgehen. Sich einen Plan überlegen oder so. Aber dafür war morgen auch noch Zeit. Ronin war Realist. Er wusste was er konnte. Er wusste aber auch sehr genau was nicht seine Stärke war. Und Pläne machen fiel eher in die zweite Kategorie. Schließlich wurde er gewöhnlich nicht fürs Denken bezahlt.
Er schmiss die leere Packung des Fertiggerichtes in den automatischen Müllschlucker und begab sich ins Bad. Wie schon am Morgen brauchte der junge Ork einen Moment um zu kapieren das die eisblauen Augen im Spiegel seine eigenen waren. Er hatte noch nicht genug Zeit gehabt sich an sie zu gewöhnen. Die meisten seiner Modifaktionen waren noch frisch.
Siviatello hatte geahnt dass er auf der Abschussliste stand und seine "Bodyguards" großzügig vercybert. Reflexbooster, Dermalpanzerung, biologische Muskelverstärkungen und eine Menge anderen Kram. Das ganze Programm. Nicht dass es ihm geholfen hätte.
Blut. Überall Blut. Der Raum war voll davon. Teile von Rico und Leon klebten an den Fenstern, an den Möbeln und sogar an der Decke. Sie waren als erste gestorben. Wie in Zeitlupe war etwas durch das Fenster geflogen, eine Spur aus zerbrochenem Glas hinter sich herziehend. Die beiden hatten nur einen Sekundenbruchteil Zeit gehabt zu verstehen was geschah bevor die Splittergranate vor ihren Füßen explodierte. Dann flog die Tür geradezu aus den Angeln. Automatische Waffen brüllten auf und füllten den Raum mit Blei. Körper zuckten in einem makabren Todestanz als sie von den tödlichen Geschossen durchlöchert wurden.
Er hatte nicht viel für die Toten empfunden. Er hatte seine "Kollegen" gemocht, ja, man arbeitet nicht 2 Jahre mit Leuten zusammen ohne eine gewisse Verbindung zu ihnen zu entwickeln, aber das war nicht das Problem. Auf der Straße gewöhnte man sich daran das Freunde starben. Aber die Szene hatte sich dennoch in sein Gedächtnis gebrannt.
Zeit mich in die Kiste zu hauen. Solche Gedanken führen zu nichts.
Ronin wift ich auf sein ungemachtes Bett und ist wenig später eingeschlafen.