Sheys Wohnung 11:23 Uhr:
Verdammt, die Nacht gestern war wohl doch etwas zu lang gewesen. Ich hätte mich von Guso definitiv nicht mehr zum letzten Bier überreden lassen dürfen. Hoffentlich war es wirklich das letzte. Nicht so wie vor zwei Wochen, als ich plötzlich in einer fremden Wohnung wach geworden bin ohne zu wissen wie ich dahin kam. Ist das ätzend neben einem Kerl wach zu werden und sich nicht mehr an seinen Namen zu erinnern. Ich meine, er war ja echt nett und zuvorkommend. Kommt nicht oft vor, dass man Frühstück ans Bett gebracht bekommt. Und nachdem sich die erste Paranoia gelegt hatte und ich ihn als potentiell ungefährlich eingestuft hatte war der Morgen doch noch ganz nett geworden. Zugegeben die Frage nach seinem Namen hätte ich mir verkneifen sollen beim Gehen. Der Gute hat doch ein wenig gekränkt gewirkt. Naja, man kann sich auch anstellen. War vielleicht besser, dass ich Steve nicht angerufen hab.
Ein leichtes Lächeln umspielt meinen Mund als ich daran zurückdenke. Das war vielleicht peinlich.
Doch in Anbetracht der Tatsache das ich mich zu hause befand wie ich nach einem kurzen Blick auf meinen Wecker, der 11:23 Uhr anzeigte, feststellen konnte, schließe ich die Augen wieder und drehe mich noch einmal herum. Als ich plötzlich auf Wiederstand treffe schnellte ich hoch. Die Quittung kam prompt in Form stechender Kopfschmerzen und einem leichten Schwindelgefühl. Verdammt nicht schon wieder. Ok ganz ruhig. Ein Blick an mir herunter sagte mir, dass ich zumindest noch Unterwäsche trug. Gut. Es war also nichts passiert. Nun zu Problem Nummer zwei: Indentifizierung der Person neben mir. Vorsichtig zog ich die Decke und das zweite Kopfkissen ein wenig zur Seite. Ein Kopf mit blonden Rasta-Zöpfen wendet sich in meine Richtung.
„Hey, wasn los?“ grummelte mich eine Stimme von der Seite an.
„Mensch Guso, was machst du denn hier, erschreck mich doch nicht so, hast du den Weg nach hause nicht mehr gefunden oder was?“
„Nee, kein Bock gehabt, es hat geschüttet wie aus Eimern, da dacht ich mir, bleibste mal hier.“
er grinst mich an, und sieht in diesem Moment genauso dämlich auf wie das eigenartige Vieh auf seinem T-Shirt. Die Band, der das Vieh als Logo diente hatte er erst vor kurzem aufgetan. Schrammelpunk vom Feinsten. Einfach nur gut.
„Mafhumun (ich verstehe), na dann penn weiter. Wenn du Frühstück willst, dann weist du ja wo alles ist. Vorausgesetzt ich hab noch was da. Ich mach dir einfach nen Kaffee mit, kannste dir ja überlegen. Ich werd aufstehen, hab versprochen Mücke noch das Schloss fertig zu machen.“
Er drehte sich um und schlief weiter, nicht ohne mir ein: „Passt schon.“ hinterher zu brummen.
Damit schnappte ich mir frische Klamotten und ging duschen. „Sift (Scheiße)“ entfährt es mir. Das Wasser wird wieder nicht richtig warm, na man gewöhnt sich ja an alles, heißt es eben mal wieder kalt duschen.
Nach einer Tasse Kaffee verschwinden auch die Kopfschmerzen und gerade als ich mir die Haare abtrocknete piepte mein Kommlink.
Patryk der alte Gauner, immer da wenn man ihn braucht. Sogar wenn er weg ist, tut er einem nen Job auf, auf ihn ist echt Verlass. Hmm, die Nummer kenn ich nicht, na mal sehen an wen er mich da weitergegeben hat, man kann gespannt sein.
Die Zeit bis 15 Uhr vertreibe ich mir mit Mückes Magschloss, dann rufe ich die angegebene Nummer an:
„Hallo, Patryk sagte ich sollte mich bei Ihnen wegen eines Jobs melden?“