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Die Idee, dass die Wohnung verwanzt sein könnte, war Azrael auch gerade gekommen, und er hatte nach einer Möglichkeit gegrübelt, es den anderen unauffällig mitzuteilen, als Croaker diese Überlegungen überflüssig machte. Sein Vorschlag, den Aufbruch als bloße Mittagspause zu tarnen, hatte einiges für sich, und ein paar Sekunden später gab ihm Dexter auch noch den passenden Aufhänger für seinen Auftritt.
Kopfschüttelnd trat der Elf aus dem Türrahmen, in dem er bis gerade gelehnt hatte, schritt langsam durch das Zimmer und untermalte seine Tirade mit recht eindeutigen, unblumigen Gesten.
"Was essen gehen? Das klingt verdammt nach dem ersten vernünftigen Vorschlag in dieser bescheuerten Diskussion. Ich glaube, Ihr steigert euch alle viel zu sehr rein in Eure komischen Verschwörungstheorien. Als ob wir hier in dem vierten Karl Kombatmage-Film wären, wo sein Runnerteam vom Johnson verraten wird, der wiederum von seinem Konzern, und die Runner sich untereinander auch alle verraten... So ein Bullshit!"
Er ließ sich sogar zu einer kurzen Kunstpause hinreißen, in der er neben dem Fenster stehen blieb, tief Luft holte und sich kurz zu sammeln schien - was er auch musste, um nicht breit zu grinsen ob der teilweise etwas verblüfften Gesichter seiner Mit-Runner.
"Ich bin mir sicher, wenn wir erstmal alle was gegessen und uns die Sache noch mal in Ruhe angucken, wird sich das als bloße Aneinanderreihung von Zufällen herausstellen... Diese Typen, die uns angegriffen haben, hielten uns wahrscheinlich bloß für leichte Touri-Beute die geradewegs durch ihre Sandkasten-Kampfzone rollt, und Ao hatte bestimmt bloß noch andere geschäftliche Dinge zu erledigen, die mit uns gar nichts zu tun hatten. Also, lassen wir den Mist und gehen essen. Und danach widmen wir uns wieder unserer Aufgabe..."
Um seinen scheinbaren Standpunkt zu bekräftigen, legte Azrael die beiden Ingram-Holster, die er während des zweiten, beherrschteren Teils seines Monologs wieder abgeschnallt hatte, geräuschvoll auf den Tisch, dann ging er langsam in Richtung der Tür, als stünde seine Entscheidung unabhängig von den anderen Runnern fest.
Der Elf war zuversichtlich, für jede mögliche Aufzeichnung oder Abhörmaßnahme eine ausreichend gute Show abgeliefert zu haben. Die anderen Teammitglieder dürften natürlich verstanden haben, was für ein Spiel er gerade gespielt hatte, und vor allem Croaker dürfte das auch deutlich in seiner Aura gesehen haben - seine Emotionen standen in eindeutigem Widerspruch zu dem, was er gerade gesagt hatte. Eigentlich wäre es ihm am liebsten gewesen, direkt mit einer persönlichen Besuchstour bei Ao, Chan und allen anderen beteiligten zu beginnen. Von einer Frau aufs Kreuz gelegt zu werden, konnte angenehme Folgen haben, aber von einem Johnson, Smith oder wie auch immer würde er sich das garantiert nicht gefallen lassen. Nicht noch einmal.