Jan "Kendo" von Braun
Elf, geboren 2049 in Essen, Rhein-Ruhr-Megaplex.
Wohnhaft in Bremen Lesum.
Jan wurde 2049 in Essen geboren, als Sohn menschlicher Eltern. Sein Vater war im mittleren Management von Saeder-Krupp Prime tätig, am Hauptsitz des Konzerns. Seine Mutter war ehemals eine SINlose aus dem Sqatter des Megaplexes, wurde aber von ihrem Mann "aus der Gosse" geholt und arbeitete ebenfalls bei Saeder-Krupp, als Büroangestellte. Jan hat noch eine Schwester, die zu dem Zeitpunkt fünf Jahre alt war.
Die Beziehung seiner Eltern war nicht ganz einfach, weil Jans Vater, Bernd von Braun, der Meinung war, seiner Frau mit dem Lebenswandel einen gefallen getan zu haben, und dass diese ihm dafür dankbar sein müsste. Er liebte sie, keine Frage, aber diese Erwartungshaltung konnte er nie ablegen, und nie begreifen, dass sie diese Erwartung nicht erfüllte. Denn Nadja, Jans Mutter, war nicht dankbar. Sie hatte ein Leben in Armut, aber Freiheit (mehr oder
weniger) im Sqatter des Rhein-Ruhr-Plexes eingetauscht gegen ein Leben in (dezentem) Luxus, aber in einem Käfig, wie sie es bezeichnete. Auch sie liebte Bernd, schließlich hatte sie für ihn ihr altes Leben aufgegeben, aber sie war eher der Meinung, er müsste ihr für genau diese Tatsache dankbar sein. Dieser Konflikt schwelte schon länger zwischen ihnen, und die Geburt von Jan ließ ihn wieder aufflammen. denn Jan war ein Elf, und sein Vater wollte
nicht akzeptieren, dass er ihn gezeugt haben sollte. Nach einer kurzen, aber heftigen Eskalation verließ er die Familie. Jan hat ihn nie kennen gelernt.
So lebte er mit seiner Mutter und seiner Schwester Lena in der kleinen Wohnung der Familie in einem der Arbeiterviertel des Plexes, ging zur Schule, sobald er alt genug war, und alles war, wie es sein sollte. Er wurde zwar in der Schule gehänselt und ausgegrenzt, aber nicht so schlimm, wie andere, die orkischer oder trollischer Natur waren. Der Anteil von metamenschen war einfach zu hoch, als dass dies ein wirkliches Ausschlusskriterium hätte sein können, und so hielt sich dies in Grenzen. Er fand auch Freunde, spielte recht erfolgreich Basketball und hatte eine recht glückliche Kindheit. Seine Mutter erzog ihn alleine, auch wenn sie immer mal wieder einen Freund hatte. Diese blieben aber nie lang genug, um einen bleibenden Einfluss auf jan zu haben. Sein erster schwerer
Schlag traf ihn im Alter von zwölf Jahren, als seine Schwester plötzlich verschwand. Sie hatte gerade ihr Abitur gemacht, und seine Mutter erklärte ihn, sie wäre auf einer Reise nach Osteuropa, um sich dort die Städte anzuschauen. Anfangs glaubte er dies, und erst, als sie gar nicht mehr auftauchte und er immer mehr Fragen stellte, sagte seine Mutter ihm die Wahrheit.
Jan liebt seine Schwester über alles. Sie ist sein Idol, wenn er dies auch ihr gegenüber nie zugeben würde. Da er sie nie in der Phase seiner Pubertät kennen gelernt hat, ist diese Idealisierung verständlich, denn sie war immer und in allem besser als er, klüger, stärker, schneller, redegewandter, und hat ihn doch immer als Spielgefährten akzeptiert. Ihr plötzliches Verschwinden hat ihn zu dem Zeitpunkt schwer getroffen, und er hat sich, als er dann die Wahrheit wusste, geschworen, ihr zu folgen und sie zu finden. Denn die Wahrheit war, dass ihre Mutter sie fortgeschickt hatte. Nadja war sehr unzufrieden mit ihrem Leben und fand, ihre Kinder sollten es besser haben. Dieses besser definierte sie als das leben, welches sie mit ihrer Heirat mit Bernd verloren hatte, sprich auf der Strasse, ohne dass die Behörden sie kennen oder sich für sie interessieren würden. Diese Propaganda trichterte sie erst Lena, und nun auch Jan ein, den sie, genau wie Lena, nach Abschluss seiner Schulzeit mit wenig mehr als einem Komlink mit seiner SIN, ein wenig Geld auf einem Kredstick und ein paar guten Ratschlägen fortschickte. Er war zu dem Zeitpunkt 15 Jahre alt.
Sie hat ihm nie gesagt, wo sie seine Schwester hingeschickt hat, und ob sie noch Kontakt hatten, gab ihm aber einen Kontakt, über den er sie erreichen könnte, wenn er etwas bräuchte. Da er eh fort wollte, seine Schwester zu suchen, nahm er ihr dies nicht übel und freute sich auf das "Abenteuer". Genau so lange, bis er auf dem Bahnhof von Bremen durch eine Gruppe von Schlägern seinen Credstick einbüsste. Nach einigen Nächten im Freien und Ernährung aus der hohlen Hand fand er dann eine Arbeit, der er nachgehen konnte, als Packer im Lager eines StufferShack. Die Arbeit dort war hart, aber immerhin wurde er täglich nach seinen Stunden bezahlt und konnte sich somit ein (undichtes) Dach über dem Kopf leisten. Er freundete sich mit ein paar der Arbeiter dort an, bei denen er wohnte und mit denen er die Reste der mageren Löhne in den Kneipen und Bars der Region auf den Kopf haute. Dass er erst 15 war, interessierte dort niemanden. Er nannte sich selbst J4n (Dschän) und fasste besonders zu einem jungen Mann namens T.J. vertrauen, der ihn auch bei sich wohnen ließ. Die beiden arbeiteten die nächsten Jahre bei verschiedenen Läden, Werkstätten und Einrichtungen als Packer oder ungelernte Arbeitskräfte, schafften es aber irgendwie immer, gemeinsam angestellt zu werden. Eines Tages dann unterlief Jan ein folgenschwerer Fehler. Durch seine Schuld fiel ein Kistenstapel um, der ihn fast zerquetscht hätte. Nur durch eine übermenschlich schnelle Reaktion gelang es ihm, rechtzeitig auszuweichen. Die Kisten allerdings gingen zu Bruch, was einen Schaden von mehreren Tausend Euro bedeutete. Deutlich mehr, als Jan hätte aufbringen können, weswegen er spontan beschloss, die Arbeit aufzugeben. Er plünderte sein Konto, packte seine Sachen und ging auf Rat von T.J. zu einem "Freund", um dort um Unterschlupf zu bitten, um den Nachstellungen seines ehemaligen Arbeitgebers zu entgehen.
Der "Freund" von T.J. war nicht sonderlich begeistert von Jan, nahm ihn aber auf, weil er T.J. noch einen Gefallen schuldete. Es überraschte und erschreckte Jan etwas, dass er dort nicht eine Bude mit ein, zwei Leuten vorfand, sondern etwas, das wie eine Gangkneipe aussah. Wie sich später herausstellte, war es auch genau das. Er bekam eine kleine Kammer zugeteilt, von der ihm gesagt wurde, er könnte sie eine Woche haben, wenn er keine Ärger machen würde, ausserdem dürfte er essen und trinken, was ihm beliebte. Nach einer Woche hätte er wieder zu verschwinden. Ihm war es nur recht, denn diese Typen behagten ihm gar nicht. Dann, nach drei mehr oder weniger ereignislosen Tagen, sass er in der Bar, als ein älterer Mann die Bar betrat, der anscheinend ein hohes Tier unter den Leuten war, denn alle behandelten ihn mit großem Respekt. Beim Eintreten schaute er in die Runde, und sein Blick blieb an Jan kleben. "Wer ist das?" fragte er, und einer der Männer erklärte seine Lage mit abfälligem Tonfall. Zunächst befriedigt, setze der Mann sich an einen Tisch und redete mit einigen der anderen. Später, als Jan sich gerade in seine Kammer zurückziehen wollte, wurde er an den Tisch des Alten bestellt. Der sagte ihm, er hätte "Potential" in ihm gesehen, und dass er ihn ausbilden werde. Es war nicht als Frage formuliert, und als Jan widersprechen wollte, wurde dies stumm ignoriert. Er wurde entlassen und früh am nächsten Morgen wieder abgeholt. Die folgenden Monate waren ein steter Rhythmus: Morgens wurde er zu dem "Alten" gebracht, der sich selbst als "Meister Blade" vorstellte, und Jan, anfangs gegen dessen Willen, später mit wachsender Begeisterung, in den Künsten dessen ausbildete, was er als den "Weg des Schwertes" bezeichnete. Denn, so erklärte er Jan später, er wäre ein Adept, magisch begabt, und könnte diese Magie nutzen, um seine körperlichen Grenzen zu überwinden. Später am Tag wurde entlassen, um zu essen, zu duschen und sich zu entspannen, um am Nachmittag eine weitere Lektion zu erhalten, entweder wieder als Training, in der Meditation oder in der Theorie. Die "Theorie" war das krudeste, was Jan jemals gehört hatte: Meister Blade erklärte Magie durch die Kraft des Qi (was als solches noch passt), welches durch das Gleichgewicht im Körper gesammelt wird, um dann gelenkt werden zu können. Hierbei warf er wild die Lehren der Samurai, Yin und Yang, buddhistische Lehren und andere, fernöstliche Kuturgüter zusammen, die aber für ihn alle Sinn ergeben zu schienen. Eigene Recherchen bestätigten Jan, dass dies so nicht passen kann, und so adaptierte er, was für ihn passte, und füllte den Rest mit gesundem Menschenverstand und seinen eigenen recherchen auf, wo am Ende ein ähnlicher Wust bei herauskam, wie sein Meister ihn lehrte. Was Jan natürlich nie wahrhaben wollen würde. Irgendwann in dieser Zeit kam er auch mit den anderen Schülern von Meister Blade in Kontakt, mit denen er einen Teil seiner Lektionen gemeinsam bekam. Es stellte sich heraus, dass er, wenn auch nicht zu den besten, doch auch nicht zu den schlechtesten dieser Gruppe zählte, und er freundete sich auch mit einigen der Jungen und Mädchen dort an. Auch T.J. bekam er gelegentlich zu Gesicht, wenn dieser sich mal in die Bar verirrte.
Auch bekam er recht schnell heraus, wo er eigentlich gelandet war. Er war nun ein Teil der Bremer Gang "The Hellhounds", die im Bremer Norden einige Strassenzüge kontrolliert. Meister Blade war einer der Leutnands des Chefs, der allen nur als "Snake" bekannt war. Nach etwa einem Jahr der Ausbildung kam auch Jan, der sich nun "Kendo" nannte, dazu, der gang bei einigen ihrer Aktivitäten zu helfen. Er hatte auch schon vorher einfache Lieferjobs gemacht, um seinen Unterhalt zu rechtfertigen, aber nun half er auch bei schwierigeren Sachen wie Raub, Erpressung, Schutz und ähnlichem. Auch war man nun der Meinung, er müsste neben dem Schwert auch mit einer Schusswaffe umgehen können, was ihm weitere Lektionen einbrachte. In diese Zeit fällt auch die Erstellung seines eigenen Schwertes, ein Geschenk seines Meisters für seine Unterstützung. Es ist ein Katana, welches Meister Blade für Kendo gekauft und dieses zu einem Waffenfokus gemacht hat. Es wurde in einem gemeinsamen Ritual an Kendo gebunden. Dieses Schwert ist Kendos größter Schatz und er würde sich um nichts in der Welt davon trennen. Es ist seine einzige Erinnerung an seinen Meister, sollte dieser nicht eines Tages zurückkehren.
Seine Zeit bei der Gang endete, als der alte Chef, "Snake", seinen Rücktritt bekannt gab. Er wollte sich mehr auf die Bar konzentrieren, und er bestimmte Meister Blade als seinen Nachfolger. Niemand weiß, ob er diese Entscheidung freiwillig traf, oder was ihn dazu bewog. Jedenfalls trat aus dem Teil der Gang, der nicht hinter Meister Blade stand, ein Konkurrent um die Führerschaft auf und forderte Blade heraus. Der Streit um die Führerschaft ging mehrere Monate und wurde recht blutig geführt, die Gang verlor viele Mitglieder und auch einiges an Territorium. Am Ende mussten Blade und seine Anhänger sich zurückziehen. Meister Blade ging ins Ausland, Gerüchte besagen Afrika, und seine Schüler gingen entweder eigene Wege, oder ordneten sich dem neuen Anführer, "Blazing Guns", unter. Kendo setzte seienn Weg auf eigene Faust fort und arbeitet seit dem als Freelancer, wobei er immer noch Kontakt zu Snake hat, der neben seiner Bar auch als Schieber arbeitet und Kendo mit Jobs versorgt. Auch T.J. ist noch in Bremen und arbeitet inzwischen bei SternSicherheit, kommt aber immer mal wieder auf nen Bier bei Kendo oder in Snakes Bar vorbei. Und auch zu seiner Mutter hat Jan den Kontakt nicht abgebrochen, auch wenn sie nur einen Bruchteil dessen weiß, und vielleicht etwas mehr ahnt, was er momentan tut. Die meisten seiner Jobs bekommt er dabei von Snake, wobei die Bandbreite von Türsteher- und sonstigen Wachaufgaben über Eskort- und Lieferjobs bis zu Schuldeneintreibungen oder Gegenstandsextraktionen geht. Einige dieser Jobs sind recht einträglich, wodurch sich Kendo einige Dinge leisten kann, die er in seiner Gangzeit nicht hätte haben können, wie ein etwas breiteres Waffen- und Ausrüstungssortiment, eine ordentliche Bude, ein Motorrad und ein paar Bioware-Mods, wobei er mit diesen sehr vorsichtig ist, da er von seinem Meister weiß, dass sie den Qi-Fluss in seinem Körper beeinträchtigen. Cyberware, so hat er sich geschworen, wird er nie haben, aber Bioware ist "nicht ganz so schlimm, ist ja immerhin natürlich". Und effektiv. Nach all der Zeit hat Kendo seine Schwester nicht vergessen, müsste für die Wiederaufnahme der Suche aber erst mal eine Spur haben. Er hat schon einige Versuche gemacht, und verschiedene Hacker nach Hinweisen suchen lassen, aber bisher ohne Erfolg.