Beiträge von Smoothie

    Wie versteinert saß Shorty auf dem Beifahrersitz, als sie in diesen unwirklichen Alptraum einfuhren. So viele Tote. Auf bestialische Weise verstümmelt. Die Gebäude in Brand gesetzt. Ihr liefen ein paar Tränen die Wange runter, als sie ein junges Zwergenpärchen übel massakriert auf der Straße liegen sah. Wer macht so was?

    Als Simone erwähnte, dass sowas auch in anderen Orten geschehen war, wurde ihr ganz anders. Klar, der Rat von Tir hatte immer proklamiert, dass der Schleier dazu da war, die Insel vor der Welt hier draussen zu schützen. Sie hatte das natürlich immer für Propaganda gehalten. Aber was, wenn die Welt hier draussen einfach SO aussah? Wenn das hier normal war? Das konnte und durfte doch nicht sein.


    Sie zwang sich zurück in die Realität und antwortete "Simone": "Wenn es hier noch überlebende gibt, sollten wir dringend nach ihnen schauen, vielleicht kann ich helfen bevor es auch für sie zu spät ist."


    Gleichzeitig mit ihrem Klopfen gellte plötzlich dieser unglaubliche Schrei durch den Nebel. Aber bevor Shorty sich Gedanken dazu machen konnte, schaute sie plötzlich in die Mündung einer sehr sehr großen Pistole und die Frau schrie sie an.

    OK, was hatte sie erwartet. Big Bo, hatte sie sicherlich nicht losgeschickt, um ein paar unschuldige Hascherl zu finden. Glücklicherweise senkte die Frau die Waffe gleich wieder. Mit ein wenig zittrigen Beinen ließ sie sich ins Auto fallen, fuhr den Beifahrersitz hoch und schloss die Tür.


    "Danke, Shorty, freut mich dich kennenzulernen" brachte sie mit gequält unsicherer Stimme hervor. "Nachsehen klingt nach einer Super-Idee" sagte sie, obwohl sie sich ganz und gar nicht sicher war. Dieser Schrei. Was für ein krasser Schrei.

    Die Überfahrt mit dem Kutter war nicht einfach, schlechtes Wetter, wenig Komfort, immerhin frisches 'Seafood'.

    Langsam schoben Sich die gewaltigen Fjorde Norwegens in Ihren Blick. Das Wetter wurde ruhiger, die Aussicht war fantastisch. Viel Natur und wenige Städte.


    Als Sie Trondheim erreichte, waren die Nachrichten voll von heftigen Wetterphänomenen, Beschädigungen, Stromausfällen in Hamburg, München, Oslo, Berlin, Mailand, Madrid.

    Als Sie den Pier verlassen hatte, boten Sich Ihr in der Stadt alle Möglichkeiten, wenn auch in kleinerem Maßstab.


    Leider hatte Kelly darauf bestanden, dass sie in einem Faß mit Heringen an Land geschmuggelt wurde. Als ob sie nach dieser Überfahrt den Fischgeruch auch ohne das jemals losgeworden wäre.

    Trotzdem war sie guter Dinge. Das erste was sie in diesem Land gesehen hatte, als sie stinkend aus der Lagerhalle trat, war ein Elf. Ein arbeitender Elf. Ein Elf, der tatsächlich mit seinen eigenen Händen eine große Kiste mit Krabben trug. Und dabei schwitzte. Sie liebte dieses Land schon jetzt.


    Die Nachrichten aus der Welt hingegen waren beunruhigend. Sogar Oslo. Irgendwie typisch. Genau zu dem Zeitpunkt zu dem sie den Schleier von Tir für sich zerissen hatte, fing die Welt an verrückt zu spielen. Aber zumindest hier schien alles in Ordnung. Und die Glückssträhne hielt sogar an. Der Matrixauftritt der Stadt wies unter "Geschäften" einen Taliskrämerladen "Blue Moon" aus. Sie checkte kurz in einem Sarghotel ein, um eine Dusche zu nehmen und zumindest den gröbsten Fischgeruch loszuwerden und machte sich auf den Weg.

    Ihre Glücksträhne war aber schon jäh beendet. Ihr alter Freund Blue Moon war auf Geschäftsreise und auch per Kommlink nicht zu erreichen. Immerhin gestattete ihr die Angestellte ihren Schlafsack in der leeren Garage auszubreiten, bis Blue Moon zurückkäme. Ein Anfang. Als nächstes rief sie die Nummer von Big Bo an. Einem Schieber, dessen Nummer sie sich noch in Dublin besorgt hatte.


    Der Schieber hatte was Interessantes..

    " Ich hab was für dich. Kannst dich beweisen, ob es sich für mich lohnt, dich weiter zu unterstützen..

    In den letzten 24 Stunden sind mehrere einzelne Reisende nach Kolvereid gezogen. Maersk hat kleinere Aufträge ausgerufen. Auffällige Wetter Phänome nehmen zu. Angeblich sind einige Küstendörfer nicht zu erreichen..

    Die Bezahlung. 1.000 vorab, bei entsprechenden Informationen an mich, weitere 2.500. Haben wir einen Deal ?"

    Der Schieber wartete auf Ihre Reaktion.


    OK, der Kerl war direkt. 3500 für einen solchen Auftrag aber nicht zu verachten. Vor allem die 1000 Vorschuss hatten es ihr angetan. Das würde das Ankommen in diesem Land sehr viel einfacher machen.

    "Gut. Nur damit wir uns richtig verstehen. Ich soll nach Kolvereid reisen, ein paar Leute finden und ausserdem berichten, wie das Wetter ist? Und für diesen Bericht gibts die Kohle? Da hätten wir einen Deal."

    Sie versuchte gelassen zu klingen, aber Shorty wollte diesen Auftrag. Unbedingt.


    Der Schieber wirkte zufrieden.

    " Ja. Ich brauche die Informationen um damit arbeiten zu können. Da die Zeit knapp ist, lass Ich Sie näher ranfliegen, einen Rucksack vorbereiten. Sind Sie in der Lage schnell aufzubrechen ? "

    "Bereit, wenn Sie es sind. Es kann sofort losgehen, aber wollen Sie mir noch verraten, welche Einzelpersonen ich für sie finden soll?"

    Dieser Big Bo machte keine Gefangenen, es ging fix. Aber Shorty hatte nichts dagegen. Ihre Geister konnte sie in einer Minute bereit haben. Und auf den Flug freute Sie sich. Bis auf zwei Rundflüge, war ihr diese Erfahrung in Irland verwehrt geblieben.


    " Ich habe nur flüchtige Beschreibungen. Ein großer hässlicher Ork mit einem Boot. Ein Fahrer aus Berlin, mit Anhänger. Und eine Rucksacktouristin, die Nachforschungen in der berühmten Bibliothek der Stadt anstellte. Alle Drei haben scheinbar das gleiche Ziel. "

    Der Schieber grübelte, während er die Nachrichten betrachtete.

    " Oh. Dänemark hat die Grenzen zugemacht für 72 Stunden. "


    Ein häßlicher Ork, ein Deutscher mit Anhänger und eine Frau mit Rucksack. Nicht gerade ein umfassendes Dossier aber vermutlich würde sie die Leute einfach daran erkennen, dass sie in der einzigen Kneipe der Ortes zusammen an einem Tisch saßen. War irgendwie immer so.

    Die Nachricht über die Grenzschließung quitierte sie mit einem Schulterzucken. Irgendwas war los in der Welt, aber frisch aus dem Tir-Schleier entkommen, der ihr bisheriges Leben bestimmt hatte, hatte sie wirklich keine Ahnung was das zu bedeuten hatte. Nur, dass es nix gutes war, lag auf der Hand.

    "Ich brauch ne Minute; dann kann ich los. Wo startet der Flug?"

    Sie packte die Tasche mit ihren wenigen Habseligkeiten, trat auf den begrünten Innenhof und rief ein paar mittlere Tiergeister. Noch nicht die großen Kaliber, die sie wirklich umhauen konnten. So wollte frisch in ihr neues Leben starten. Aber ein paar nützliche Helfer konnten nie schaden. Einen Platz ließ sie frei. Sie wollte versuchen einen Luftgeist zu beschwören, während sie flog. Das hatte sie noch nie gemacht.

    " Seien Sie in einer Stunde beim Privatflugfeld. Carl Johanns Strasse 98 im Norden der Stadt. Ich lasse Alles vorbereiten. "

    "Gut. Ich werde da sein und Sie hören von mir"

    Shorty nahm noch einen kleinen Imbiss und rief sich dann ein Taxi. Bloss nicht zu früh am Flughafen sein, sie wollte ihre wacklige Sin keiner Überprüfung durch übereifrige Flughafensecurities aussetzen.


    Das Privatflugfeld war überraschend unauffällig und wenig gesichert.

    Es gab keine besondere Sicherheitsstruktur, war leicht zugänglich. Offenes Tor am Eingang , in der Entfernung hörte Sie einen näherkommenden Hubschrauber. Leichter Regen setzte ein.

    Der Hubschrauber landete, kurz öffnete sich eine Tür und ein Ork mit Panzerjacke winkte sie heran. Als sie eingestiegen und angeschnallt war, konnte sie bereits den 'gepackten Rucksack' sehen auf dem Platz ihr gegenüber.

    Der Pilot hieß 'Thore' , war etwas angespannt, daher teilweise nicht so redselig. Dank des Hubschraubers kamen sie schnell voran und man sah auf dichte Wälder, reissende Flüsse und moosbewachsene Felsen hinab.


    Die Landschaft war gut. Ein bisschen waldiger und schroffer als zuhause, aber beeindruckend.

    Der Pilot war aufallend nervös. Was wußte er, dass sie nicht wußte? Lag es an den Wagenkolonnen, die ihnen gleich einem Flüchtlingstrek entgegenkamen?

    Da Shorty ihn nicht noch mehr aufregen wollte, verzichtete sie darauf den Luftgeist hier oben zu beschwören.

    Half allerdings nur bedingt. Immer öfter klopfte er auf irgendwelche Anzeigen. Sprach hektisch in sein Headset, leider auf norwegisch und so für sie unverständlich. Die Sicht aus dem Hubschrauber verschlechterte sich schleichend, aber letztlich befanden sie sich in einem massiven Nebelfeld. Der Pilot versuchte ihr etwas zu sagen, aber sie verstand ihn nicht. Deswegen schnallte Shorty sich ab und beugte sich vor. Im Cockpit war einiges los. Zahlreiche Anzeigen blinkten alarmierend rot, ein paar Zeiger drehten sich durch.

    "Wir müssen runter!" schrie der Pilot.


    Mit großer Mühe verhinderte Thore der Pilot eine Bruchlandung. Der Heckrotor stutzte kreischend eine Baumspitze zurecht. Die Landung war ruckelig und der Hubschrauber rutschte noch etwas, dann kam er zum Stehen.

    " Alles klar ? Der Nebel ist zu heftig, wir sind kurz vor dem Ziel. Musst wohl den Rest des Weges zu Fuß gehen, oder warten.."

    Der Pilot suchte die Maschine nach Schäden ab.


    Shorty nickte kurz und sprang aus dem Heli. Mit Nebel kannte man sich in Irland aus. Sie gab dem Piloten zum Abschied die Hand und wünschte ihm einen guten Rückflug.

    Dann schulterte sie den Rucksack, dessen Inhalt sie schon im Hubschrauber inspiziert hatte und verschwand im Nebel. Da sie bei der ganzen Sache ein merkwürdiges Gefühl hatte, beschloss sie, die Umgebung auch einmal astral zu betrachten, sah aber nichts auffälliges.


    Nach ein paar hundert Metern entdeckte sie ein rotes Leuchten im Nebel vor sich. Sie ging vorsichtig weiter darauf zu, waren das die Nebelschlußleuchten von Fahrzeugen die gerade angehalten hatten? Sie beschwor einen weiteren Geist des Tieres zur Sicherheit, diesmal einen etwas größeren. Seine Form würde er erst im Moment der Materialisierung enthüllen.

    Dann atmete sie noch einmal tief ein und schritt auf die Lichter zu. In der Tat gehörten sie zu zwei Autos die aus irgendendeinem Grund gerade angehalten hatten. Und eines hatte sogar einen Anhänger... Wer nicht wagt, nicht gewinnt und wer nicht, fragt geht zu Fuß hieß ein Sprichwort in der irischen Tramperszene. Also hielt sie direkt auf das Auto ohne Anhänger zu, sprang aufs Trittbrett und fragte die menschlische Fahrerin durchs geschlossene Seitenfenster "Könnten Sie mich wohl in die Stadt mitnehmen?" Dazu schenkte sie ihr das beste irische Koboldgrinsen, das ihre Mundwinkel hergaben.


    Obwohl die Situation saugefährlich aussah, mußte Betsy laut auflachen.

    Wenn Sie bei einer Verfolgungsagd Isidor das nächste mal ein "Häng dich dran" mit auf den Weg geben wird, wird sie das anders formulieren müssen.

    Aeryn Ó Ceallaigh


    Alias: Shorty

    Rasse: Zwerg

    Alter: 25

    Größe: 1,19

    Gewicht: 49kg

    Schamanin


    Kommt aus Eire oder Tir na nOg, wie das Elfenpack die schöne Insel zu nennen pflegt.

    Wer wissen will, warum sie da weg ist oder, was sie da gemacht hat, lese den Prolog.

    Gekleidet im Outdoorstil, die elektrochromatische Mod der Panzerjacke sorgt für moderate Anpassungsfähigkeit des Äußeren.


    Wohnt in: Neu und mittellos in Trondheim, Norwegen.


    Spitzname: Shorty. Weil sie ihre roten Haare immer recht kurz trägt. Oder warum sonst?


    Lieblingsbuch: Gandalf der Zwergenzauberer oder die Wahrheit über Mittelerde. In diesem Buch sind die Rollen vertauscht, Gandalf der Zwergenzauberer rettet Mittelerde quasi alleine, während Legolas die Gollumrolle übernimmt und weitere Elfen einfach nicht vorkommen.


    Mag: Natur, Tiergeister, Whiskey und Feuerbälle


    Mag nicht: Elfen, Augmented Reality, Reisen unter Fischabfällen. Und Elfen.

    Der Hafen von Howth, 30 Minuten nordwestlich von Dublin roch wie immer. Er stank. Und dass war gut so. Mochte das verfluchte Elfenpack das ganze Land zum Naturschutzgebiet erklären, dieser Hafen war im Widerstand. Er roch nach den Dieselmotoren, mit denen hier immer noch die meisten Kutter unterwegs waren. Und wenn der Strand nicht mit irgendeinem angeschwemmten grünlichen Schaum bedeckt gewesen wäre, hätte man darunter die Reste der letzten Ölpest sehen können. Trotzdem war der Hafen wichtig für die Fischerei und die Abfälle aus den schwimmenden Fischverarbeitungsfabriken trugen ihren Anteil zum Ambiente bei.

    Auf dem Poller auf dem sie saß, nahm sie auch den Geruch frischer Kotze war. Ein paar Trottel, hatten wohl den Weg aus dem Pub hinter ihr bis zum Hafenbecken nicht mehr geschafft. Sie war sich ziemlich, wenn auch nicht ganz, sicher, dass sie nicht gekotzt hatte. Ihre zwergische Konstitution verhinderte das. Aber es war auch ein Fluch. Jemand anders hätte nicht gerade seine halbe Reisekasse versaufen müssen, um ein bisschen runterzukommen.


    Sie schaute auf ihr Kommlink und sah, dass sie noch 15 Minuten hatte. Sie ließ ihren Blick über das Hafenbecken gleiten. Die ersten traurigen Kutter, uralte, verostete Biester liefen gerade aus. Gesteuert von Leuten deren Gesichter ebenso traurig und eingerostet aussahen. Würde ihr Fang sie am Abend ernähren? Wahrscheinlich. Hatten sie noch was anderes im Leben zu erwarten? Wahrscheinlich nicht.

    Was für eine Ironie, dass ihr letzter Eindruck von Eire ausgerechnet dieser Hafen war. Aber irgendwie war es auch richtig so. Die Insel war wunderschön. Die Steilküsten. Die begrünten und bewaldeten Hügel. Die Moore. Die riesigen Loughs. Eine einzigartige erwachte Flora und Fauna. Allerdings auch eine Flora und Fauna, die fast komplett zum Naturschutzgebiet erklärt worden war. "Naturschutzgebiet" bedeutete in diesem Zusammenhang freilich nur, dass ausschließlich lizensierte sprich elfische Sammler oder Konzerne, die einer der Danaan-Familien gehörten nach wertvollem Telesma oder Reagenzien suchen durften. Auf eine "Karriere" in einem solchen Konzern hatte sie bei den überschaubaren Aufstiegschancen als Zwergin im Elfenland doch lieber gleich verzichtet, obwohl sie durchaus Potenzial hatte. Auch die lokale Geisterwelt hatte sich ihr gegenüber immer fair verhalten und ihr einige Male aus der Patsche geholfen. In ihren 5 Jahren als freischaffende Sammlerin hatte sie zusammen mit ihrem Bruder Rob durchaus einige gute Funde gemacht.

    Und sie waren auch immer sowohl den Rangern als auch den unfreundlicheren der erwachten Kreaturen entkommen. Aber es war auch immer gefährlicher geworden. Umso weniger die Regierung die seit dem Vorbeiflug des Halley'schen verücktspielende Magie im Land in den Griff bekam, umso härter ging sie gegen "Unruhestifter" vor. Einige Freischaffende waren sogar als "Terroristen" zum Tode verurteil worden.

    Das bedeutete auch, dass sie immer weniger für ihre Waren bekamen, da die Taliskrämer und Hehler z.T. bis zu 75% "Risikogebühr" abzogen.


    Vor drei Tagen war die Sache dann eskaliert. Sie hatten tatsächlich die intakte Häutung einer Süßwasserseeschlange aus dem Moor gezogen. Sogar Teile der magischen Aura hafteten ihr noch an. Ein richtig fetter Fund. Und es war nicht einfach gewesen. Sowohl sie, als auch Rob hatten durchaus was abbekommen. Die Sache war auf jeden Fall zu groß für ihren üblichen Taliskrämer. Darum sind sie zu einem Elfen, der ein bisschen mehr Kohle hatte. Und was sagt der Arsch? "Verschwindet oder ich rufe die Garda". Wutentbrannt wollte sie die Haut einpacken und verschwinden, als der Elf seelenruhig die Hand drauf legt und sagt: "die bleibt wohl besser hier". Dieses Schwein versuchte gerade allen Ernstes ihnen das wertvolle Stück umsonst abzunehmen. Einfach weil er es konnte. Weil er wußte, dass beim Eintreffen der Garda der Zwergin und ihrem Bruder die Todesstrafe drohte. Und er davonkäme. Weil es in diesem Elfenstaat einfach immer so lief.

    Und dann war sie wütend geworden. Sie kanalisierte das Mana zwischen ihren Händen, spürte die destruktive Energie der Flammen heranrollen und wollte dem Elf gerade einen verfickten Feuerball in die Fresse schleudern, als sie die Hand ihres Bruders auf ihrem Arm spürte. "Lass uns gehen", sagte Rob.

    Kurz stand es auf der Kippe. Aber sie ging. Stieß ihren Bruder von sich, während der Elf ihnen noch ein selbstverliebtes "dachte ich es mir doch" hinterherrief.

    Und sie lief und lief. Tränen rannen ihr übers Gesicht. Natürlich hatte ihr Bruder Recht. Er hatte sie gerade vor dem sicheren Tod bewahrt. Aber es war trotzdem nicht auszuhalten. Ihre Gedanken rasten. Was tun? Sich der Official IRA anschließen? Irgendwie Kontakt zum Unseelie-Hof aufnehmen? Einfach tot umfallen?

    Sie lief bis es dunkel wurde. Und dann lief sie bis sie an der Steilküste ankam. Der Blick aufs Meer war unergiebig wie immer. Auch wenn der magische Nebelschleier, der die Insel abriegelte, durchlässiger geworden sein sollte, einen Blick in die Freiheit gewährte er immer noch nicht. Und das machte sie noch sehr viel wütender. Sie schleuderte Feuerball um Feuerball hinaus aufs Meer. Bis der Entzug sie ohmächtig zusammenbrechen ließ.


    Als sie am nächsten morgen völlig vom Regen durchnässt aufwachte, war sie ruhig. Aber sie wußte auch was zu tun war. Sie mußte weg hier. Ganz dringend weg.

    Ein guter Freund von ihr, hatte sich vor Jahren aufgemacht in Skandinavien ein neues Leben anzufangen. Sie hatte seitdem zwar nichts mehr von Blue Moon gehört. Aber sie waren wirklich befreundet gewesen, er würde das nicht vergessen haben. Sie besorgte sich noch alle Kontakte in Norwegen, die sie kriegen konnte, rief Holzbein-Kelly an, den einzigen Schmuggler, den sie kannte und buchte für ihr letztes Geld eine Passage nach Trondheim. Dann packte sie ihren Rucksack, fuhr mit dem Bus zum Hafen und betrat vorgestern den Pub, aus dem sie gerade herausgestolpert war. Auf einen Abschied von ihrer Familie verzichtete sie. Das hätte sie nicht verkraftet. Oder es nicht geschafft zu gehen. Und sie mußte weg.

    " Hey Shorty" drang eine Stimme vom Pier und ließ sie hochschrecken. Shorty nickte Holzbein-Kelly zu und ging an Bord des kleinen, aber hochseetauglichen Kutters. Sie schaute nicht mehr zurück.

    Betsy beendete die Kurzdurchsuchung des Büros und überlegte gerade, ob sie Fingerabdrücke und DNA von Tschang sichern sollte, als sie die Bilder von Dozor und Isidors Kameras sah. Leider war der unmittelbare Zugriff nicht erfolgreich. Hätte ja auch mal was klappen können.

    Leider war sie mit Ihren Fahrkünsten und der unglaublichen Motorpower und Wendigkeit des Ford Americar in der Verfolgung auch nur bedingt nützlich. Hier rächte es sich, dass jahrelang ihre Partnerin das Einsatzfahrzeug gesteuert hatte. Beim Gedanken an S. und was aus ihr geworden war, wurde ihr Mund sehr trocken und in ihrem Bauch krampfte sich alles zusammen, aber die Nachricht von Isidor übers Teamnetzwerk beendete den kurzen Anfall. Arbeite.

    Betsy öffnete über DNI ihr Orientierungssystem und lud aus ihrem Kartennetzwerksabo die aktuelle Umgebungskarte runter. Sie gab zunächst die Positionen von Dozor und Isidor hier in Tacoma ein, dann die Position von Franklin und Cleo, die zuletzt in Downtown die Lagerhäuser prepariert hatten. Der Pickup bewegte sich aktuell nach Norden. Sie verknüpfte die beiden Positionen, so dass immer der wahrscheinlichste Abfangkurs angezeigt wurde und teilte die interaktive Karte im Teamnetzwerk. Leider verfügte sie über keinerlei Wanze am flüchtigen Pickup. So mußten sie darauf vertrauen, dass Dozor und Isidor dran blieben.


    >> Dozor und Isidor verfolgen einen Pickup mit mind. 3 bewaffneten Personen darunter Tschang. Ich denke, dass sie eure Hilfe gut gebrauchen können, Franklin und Cleo. Denkt dran, dass auch die flüchtenden ggf. Unterstüzung erhalten könnten. Isidor,häng dich dran, ich schlage aber vor, dass du dich ein bisschen zurückfallen lässt, bis Verstärkung da ist. Ich komme mit dem Auto nach, sobald ich hier alles in Ordnung gebracht habe. P.s. Masters wird durchkommen.<< und nach kurzer Überlegung fügte sie hinzu << Schnappt sie Euch!><


    Betsy beeilte sich nun. Vielleicht würde die anderen sie ja doch brauchen, um mit dem Auto Verletzte oder Gefangene abzutransportieren. Ausserdem wollte sie hier weg sein, bevor DocWagon auftauchte. Zwar waren die Angestellten der Rettungsfirma offziell zu Stillschweigen verpflichtet, aber sie wußte aus Erfahrung, dass einige den Sicherheitsbehörden steckten, wenn eine Schussverletzung oder ähnliches vorlag. Und sie konnte gut drauf verzichten gleich an zwei Tatorten von schweren Verbrechen an einem Tag aktenkundig zu werden. Da blieb am Ende doch immer eine Aktennotiz zu viel bei ihrem Namen hängen. Und der Tag war ja noch nicht mal zu Ende.

    Gerade wollte sie nach Ms. Willing rufen, als sie diese schon auf dem Flur hörte. Um ihr den Anblick des blutüberströmten und flach atmenden Scott Masters zu ersparen, griff sie ihre Tasche und stellte sie ihr in der Tür entgegen. So versuchte mit möglichst beruhigender Stimme zu sprechen, obwohl ihr eigenes Adrenalin immer noch ziemlich hoch war und sie ausserdem in ziemlicher Eile war. Eine ziemlich schwierige Aufgabe, aber in solchen Lagen hatte sie als Polizistin immer geglänzt. Leuten in absoluten Scheißsituationen zu verklickern, dass alles in Ordnung war, war quasi ihre Paradedisziplin. Funktionierte sogar manchmal bei ihr selbst.

    "Ms. Willing, gehen sie da nicht rein. Scott Masters ist schwer verletzt, aber er wird ganz sicher durchkommen! DocWagon ist auf dem Weg und jeden Augenblick da. Ich weiß ich verlange viel von Ihnen, aber Sie müssen mir noch einmal helfen. "

    Die folgende Liste schickte sie Ms. Willing parallel auch nochmal als Gedächtnisstütze auf ihr Kommlink.

    1. Sehen Sie zu, dass DocWagon schnellstmöglich hier her in dieses Büro findet

    2. Sobald DocWagon weg ist, verschliessen Sie dieses Büro und lassen Sie niemanden herein. Es ist ein Tatort und vielleicht müssen wir nochmal Spuren sichern.

    3. Rufen Sie aber unter keinen Umständen die Polizei! Die wäre zum jetzigen Zeitpunkt verheerend für Ihre Firma! Versuchen Sie Panik unter den Angestellten zu vermeiden und vertrösten Sie Nachfragen auf eine Verlautbarung morgen.

    4. Weisen Sie einen Arbeiter an, Ms Tschangs Auto mit einem Container "einzuparken". Auch hier müssen wir ggf. nochmal Beweismittel sichern.

    5. Schaffen sie mir Ms. SilverDeer und Mr. Harper ins Konferenzzimmer, ich melde mich in 20 Minuten mit einer Videokonferenz. Es ist wichtig für die Firma!

    Betsy drückte Ms. Willing beruhigend die Hand.

    "Sie sind eine sehr tapfere Frau und machen das sehr gut. Ich muss leider dringend weg, machen Sie sich keine Sorgen. Wenn irgendwas wichtiges ist, können Sie mich jederzeit anrufen. Alles wird gut, wenn Sie tun was ich Ihnen gesagt habe. Wirklich. "


    Noch während Betsy sehr sehr zügig, aber nicht laufend zu ihrem Auto ging, schickte Sie über DNI eine Zusammenfassung der Situation als Nachricht mit hoher Priorität an Lysander Raven.

    >> Tschang ist der Maulwurf. Die andern sind gerade auf ihrer Verfolgung. Masters ist angeschossen, wird aber überleben. Hast du oder Taylor Anweisungen?<<


    Und eine weitere an Scott Masters

    << Schön, dass Sie wieder wach sind. Rufen Sie mich bitte an.>>


    Sie setzte den Autopiloten auf Kurs. Vielleicht könnte Sie den wahrscheinlichsten Abfangpunkt schneller erreichen, wenn Sie die Interstate nahm. Das war zwar gepokert, aber etwas anderes blieb ihr in dieser wilden Jagd einfach nicht übrig. Sie checkte noch schnell die Kameras in Everett, dann atmete Sie sehr tief aus und schloss für ein paar Sekunden die Augen. Endlich.

    @Theverat: Fahrenprobe brauchst du einmal pro KR

    @ guardian: sei nicht so enttäuscht, dass das mit dem Auto bricken gänzlich funktioniert hat. Das ist trotzdem ne gute Aktion. Der Wagen fährt zwar noch, ist aber nicht mehr im Gridguide, wir da also früher oder später Ärger bekommen. Er hat kein Navi mehr, sprich wenn der Fahrer sich nicht auskennt, wird die Flucht lustig.

    Er hat auch keine Sensoren mehr oder ähnliches. Von daher. Gebts Ihnen....


    Ich poste wieder, wenn die Aktionphase ein bisschen vorbei ist.

    @ guardian. ich glaube du übersiehst was. Es stimmt zwar, dass man eine Marke auf dem Master bekommt wenn man eine auf dem Slave platziert. Aber andersrum gilts glaub ich nicht. Und um mit den Waffen zu interagieren, brauchst du ja Marken auf ihnen

    Betsy kniete sofort neben Masters nieder. Ohne Zeit zu verlieren riss sie Masters Hemd auf und befestigte die ersten Elekroden des Medkits an Masters Brust.

    Gut, er lebte noch.

    Betsy war zwar keine Sanitäterin, aber die Schusswundenerstversorgung mit Medkit-Unterstützung war inzwischen doch fast Routine. Sie befestigte weitere Patches, rund um die Herzregion. Das Medkit konnte hierrüber kreislaufstabilisierende Medikamente verabreichen. Dann setzte sie eine kleine Glocke mit einem Schlauch direkt auf die Einschusswunde. Das Medkit konnte dann einen antiseptischen Schaum in die Wunde spritzen, der zudem die Blutung stillte.

    Davon unabhängig stellte Betsy noch sicher, dass Masters sich nicht an seiner Zunge verschluckte. Eine der wenigen Handlungen, die bislang nur hochpreisige Medkits konnten.

    Dann aktivierte sie sein Doc-Wagon Armband. Hier tat professionelle auf jeden Fall Not.


    Als Tschang auf dem Kamerabild auftauchte, schickte Betsy die Bilder gleich ins Teamnetzwerk weiter.

    << Tschang müßte gleich rauskommen, irgendwo auf der Westseite! Möglicherweise Decker vor Ort>>

    ergänzte sie, als ihr Blick auf das offensichtlich gehackte Kommlink fiel. Ob Tschang selbt die Deckerin war? Diese Frau hatte ja so einige Überraschungen.


    Dann hieß es einige bange Momente warten. Und in Betsys Kopf rasten die Gedanken. Was ist das für ne Scheiße. Hab ich das hier vermasselt?

    Dann gab das Medkit endlich die Meldung : "Der Patient ist nun stabilisiert"

    Die Frage, ob sie weitere medizinische Maßnahmen durchführen wolle, beantwortete sie mit einem "Nein". Das konnte Doc-Wagon sicherlich besser.

    Nein, das ist nicht meine Schuld. Mein Plan hat zwar die Dinge in Bewegung gesetzt. Aber dafür, dass Masters ein selbstverliebter Gockel ist, der alles alleine regeln wollte, statt mit mir zusammen zu arbeiten, kann ich nun wirklich nichts. Obwohl....eigentlich hätte ich das antizipieren sollen. Männer! Naja, vielleicht hilft so ein aufgesetzter Schuss in den Unterleibihm auch, Frauen in Zukunft nicht mehr zu unterschätzen. PP - Predator Pädagogik.

    Jetzt, da sicher war, dass er überlebte, konnten einem solche Gedanken schon mal kommen.

    Einer Eingebung folgend suchte Betsy nach seinen Autoschlüsseln. Falls sie doch noch in die Verfolgung eingreifen müßte, würde so ein Westwind schon mehr hermachen als der Ford Americar. Dann stand sie auf um Tschangs Büro zu durchsuchen und wartete auf Rückmeldung von ihrem Team. Vielleicht hatte Tschang bei ihrem hastigen Aufbruch ja was wichtiges vergessen.

    Muss/kann Masters stabilisiert werden? Wenn ja, welche Modifikatioren muss ich bei der Probe beachten? Würde dann nach der Probe IP schreiben.


    Den Bildfeed von Tschang geb ich einfach für die andern frei, damit die wissen wo sie rauskommt. Ich kümmere mich erst um Masters/bleibe noch in der Firma. Und stoße ggf. erst später zur Verfolgunsjagd.

    wenn ich was auf den Kameras entdecke (Tschang z.B.) das den anderen einen Anhaltspunkt für die Verfolgung bietet, poste ich es sofort im Temchat, das könnt ihr ja dann auch einfach in euren Post integrieren

    Betsy reißt das Medkit aus der Wandhalterung als sie daran vorbeiläuft, um in Tschangs Büro zu kommen.

    Wenn Masters noch lebte, ging es um Sekunden.

    Per DNI versucht sie sich gleichzeitig einen Überblick über die Kameras zu bekommen und sich zu orientieren.

    Hier geht es letztlich nur darum, rauszufinden auf welchem Weg und mit welchem Gefährt Tschang abhaut.

    Dass die "Wachen" sie ernsthaft aufhalten, daran glaubt Betsy nicht. Aber vielleicht halten sie sie ein bisschen auf. Hoffentlich stieß ihnen nichts zu. Tschang war durchaus nicht schlecht im Umgang mit der Predator.


    <<vermutlich blauer Honda Spirit. Die Wachen sind NICHT auf euch vorbereitet. Aber vermutlich erwischt ihr sie eh nicht mehr auf dem Parkplatz>>

    Die Kugeln durschlugen ihre Panzerung auf Hüfthöhe an ihrer rechten Seite und Betsy wurde vom Aufprall gegen den Türrahmen geschleudert.

    Instinktiv glitt ihre Hand nach unten und betastete die Wunde. Glücklicherweise spürte sie keinen warmen und klebrigen Blutschwall. Die Geschosse waren tatsächlich in der äußeren Schicht der Orthoskin stecken geblieben, rutschten nun ihr Hosenbein herunter und fielen auf den Boden.

    Und da sage nochmal jemand, ich hätte lieber in Reflexbooster investieren sollen. In solchen Momenten ist die Orthoskin einfach Gold wert. Leider tat die Prellung trotzdem höllisch weh.

    Betsy atmete scharf ein, wollte lossprinten und Tschang ein paar Kugelnn hinterherjagen, widerstand aber knapp dem Drang unmittelbar die Verfolgung aufzunehmen. Opferschutz ging immer vor. Und die Predator war kurz vorher schon einmal abgefeuert worden. Sie mußte nachsehen, ob Masters noch lebte. Auch wenn er ein absoluter Trottel war.

    Betsy sprang schnell auf die völlig verdutzte Ms Willing zu und half ihr auf. Sie nahm das Gesicht der hyperventilierenden Frau in beide Hände, schaute ihr tief in die Augen und sagte so ruhig, aber bestimmt, wie sie konnte:

    "Alles wird gut. Aber jetzt müssen Sie genau tun was ich Ihnen sage und zwar in genau der Reihenfolge.

    1. Funken Sie die zum Wachdienst eingeteilten Arbeiter an und sagen Sie ihnen, sie sollen Tschang aufhalten, wenn sie davon fahren will. Mit ihren Gewehren! Aber sie sollen auf sich aufpassen, Tschang ist gefährlich und bewaffnet.

    2. Sagen Sie mir,welches Auto fährt Tschang?

    3. Bringen Sie mir das nächste Medkit schnell in Ms. Tschangs Büro.

    4. Und dann verschaffen Sie mir die volle Berechtigung für die Security Kameras hier im Gebäude und auf dem Parkplatz!


    Betsy wartete kurz,bis sie sicher war, dass Catherine Willing sie verstanden hatte, dann nickte sie ihr aufmunternd zu, drehte sich um und lief so schnell sie konnte den Gang hinunter in diesselbe Richtung, in die Scot Masters vor nicht einmal einer Minute verschwunden war.


    >> Tschang haut ab. Ich bin soweit wohlauf, muss mich aber hier zunächst um mögliche Verletzte kümmern.

    Schnappt sie euch, aber passt auf. Sie ist schnell und skrupellos. << postete sie währenddessen im Teamnetzwerk.