15. November 2078
Moskau - Rublevka, westlich der Innenstadt
schwache Sonne, -6°C (gefühlte -12°C)
08:00
Der Kommlink-Wecker in einer der kleineren Villen der Gegend klingelt und weckt eine Angestellte in höherer Position bei [xxxxxxxxxx]. Wie zumeist ist sie bereits wach und beendet das unspezifische Ringen des Links mit einem Gedankenbefehl.
Noch bevor sich die recht junge Norm ins Bad begeben und fertig für den Tag, die Arbeit machen kann, erklingt das KOM erneut. Ein anderer Ton diesmal. Ein Anruf. Und sie weiß sogar, von wem.
Ein weiterer Gedankenbefehl.
"Ja?"
Wie gedacht. Der Chef.
Ihre Stimme klingt weich und warm, und üblicherweise weiß sie auch genau, diese Stimme zu ihrem Vorteil zu benutzen.
"Ja.
… …"
Hier jedoch bleibt sie sachlich. Sie braucht ihren Chef nicht zu beeindrucken.
"Ich verstehe.
…
Dann ist es also soweit?
…
Okay. Was soll ich ihnen erzählen?
… … …
…
… …
Verstehe.
…
Er will WAS? Sind Sie sich da sicher?
…
Ich verstehe. Ich erledige das.
…
Ihnen auch."
Sie legt auf und pustet kräftig Luft durch die geschlossenen Lippen. Na das kann ja was werden.
12:21
Die junge Norm aus der Villa befindet sich in einer hochklassigen Mall und kauft Kleidung ein, wohl für den anstehenden Job. Sie bezahlt das nicht aus dem Privatvermögen, sie hat für solche Ausgaben eine Art Spesenkonto.
"Scannen und fertigen." sagt sie zu dem Elfischen Schneider, der gerade mit seinen Cyberaugen Maß nimmt, während sie nur in Unterwäsche auf einem sich drehenden Podest steht, die Arme seitlich ausgestreckt.
"Schicken Sie es an die übliche Adresse."
Der Elf nickt, und als die Frau sich einmal um 360 Grad gedreht hat, sagt er:
"Wie immer, keine Veränderung in den Maßen. Warum tun wir das jedes Mal?"
"Weil ich es mir nicht leisten kann, dass die Kleidung bei meinen Jobst nicht sitzt."
Er nickt. Wie jedes Mal.
Sie zieht sich an und geht hinaus, verlässt die Mall.
14:32
Sie sitzt in einem Café, ebenso hochklassig wie die Mall und trinkt einen Frappuccino. Sie wählt eine Nummer auf ihrem Link.
"Autorisierung: Echo-Alpha-Bravo-Vier-Zwo-November.
Ich möchte eine Leibwache anfordern.
…
Morgen ab 14:00. Missionsautorisierung: Smirnow.
…
Ich will Kusnezow.
…
Gut, ich hole ihn da ab."
Sie legt auf.
18:46
Sie sitzt auf ihrer überaus teuren Couch, die Beine im Schneidersitz, und schiebt Hologramme vor sich hin und her, Daten und Bilder von ihrem Team, soweit sie verfügbar sind. Das ist naturgemäß nicht allzu viel, nur das, was die Straße auch weiß. Immerhin sind es Runner, die geben natürlich nicht allzu viel preis.
Aber der hier ist ziemlich beeindruckend.
Sie schiebt noch den ganzen Abend lang Bilder und Infos hin und her und sammelt Informationen.
16. November 2078
Moskau - Rublevka, westlich der Innenstadt
Leichter Schneefall, -4°C (gefühlte -14°C)
08:00
Das Kommlink klingelt er erneut. Die junge Frau ist einmal mehr bereits wach. Sie stoppt den Alarm und schwingt sich aus dem Bett. Heute wird ein guter Tag, das hat sie im Gefühl.
Sie geht in ihr großes Bad, duscht, und stylt sich für den Tag. Es ist eine Maske, die man hier trägt, und die muss sitzen.
14:12
Sie fährt in einem nachtblauen Jaguar Z-Type Ultimate vor den Treffpunkt, einem Kasernengelände im klassischen Ostblockstil. Hier wurde offenbar lange nicht mehr nachgerüstet.
Der Wagen hingegen steht zu dem Gelände in einem Kontrast, wie er größer kaum sein könnte. Er ist teuer, exklusiv, schnell und gepanzert. Und er sackt recht deutlich in die Federung, als Kusnezow einsteigt.
Moskau - Meshchansky District (Innenstadt), Azimut Hotel
15:43
Der schwerfällige Nosorog passiert unbehelligt die Einfahrt unter dem schweren Rolltor hindurch in das Innere der Tiefgarage.
"Parkdeck 2, Stellplatz G-14" kommt noch aus den Lautsprechern.
Und da fährt Marina dann auch hin. Das Hoteleigene und vom öffentlichen Netz unabhängige GridLink zeigt ihr den Weg via AR an, oder übernimmt auch das steuern, sollte sie das zulassen.
Die Decke in diesem unterirdischen Parkhaus ist recht hoch, sodass auch Vans und kleinere Transporter hier genügend Platz haben. Oder eben ein Nosorog. Die tragenden Säulen sind spärlich genug verteilt, um genügend Platz zum Manövrieren zu geben, die modernen Entwicklungen in Sachen Baustatik lassen da erheblich größeren Spielraum.
Das Parkdeck hat offenbar mehrere Ebenen, im Grunde ein großes Parkhaus, nur eben nach unten gebaut. Logisch, oben drauf steht auch das Hotel.
Die Wände sind innen mit einem hellen Blau bemalt, was die Stimmung etwas freundlicher macht (im Gegensatz zu Beton-Grau) und die gesamte Helligkeit etwas steigert.
In der Nähe von Stellplatz G-14 auf Parkdeck 2 gibt es einen Fahrstuhl, welcher direkt in die Lobby führt. Marina bleibt derweil im Wagen, auf Abruf.
Der Fahrstuhl bringt die drei Runner nach oben, in die Eingangshalle. Diese geht über drei Ebenen, wobei die Rezeption nur im Erdgeschoss zu finden ist.
Wenn die drei nach einem Herrn Smirnow fragen, wird ihnen mitgeteilt, dass dieser noch nicht so weit wäre, es sei aber ein Zimmer für sie bereit. Je eines, um genau zu sein. Das können sie beziehen und... sich vielleicht nochmal umziehen, falls man das möchte.
Die Suiten befinden sich im obersten Stockwerk im selben Flur, nebeneinander. Sie sind nicht sonderlich groß - für eine Suite - für jeweils eine Person aber mehr als ausreichend. Ein Bad samt Regendusche und Wanne, ein Großes Bett, ein wandgroßer Trid und eine Aussicht, die sich sehen lassen kann. Außerdem eine Minibar, auf dessen LCD steht:
bedienen Sie sich, ist bezahlt
16:14
Das Gaz-CityCab bringt Mackenzie sicher und einigermaßen flüssig durch den zähen Verkehr und zum Azimut Olympic. Der Anblick von draußen ist schon irgendwie beeindruckend, die riesige Glasfront überragt nahezu alle Gebäude der Gegend, und der Ausblick von da oben ist vermutlich ganz nett. Zumindest auf der Vorderseite. Die Rückseite zeigt in Richtung Innenstadt, da ist es naturgemäß etwas voller. Es ist ein wenig unter Schnee begraben, aber die aufkommende Dunkelheit zusammen mit den Dekorationslichtern verstärken den imposanten Eindruck noch.
In der Lobby ist es relativ leer, nur drei Personen (alles Norms) stehen an der Rezeption, welche acht Personen zugleich bearbeiten könnte. Wenn Mackenzie nach Herrn Smirnow fragt, erklärt man ihr den Weg zum Restaurant, in welchem das Treffen wohl stattfinden wird. Dieses befindet sich in der obersten Etage, zusammen mit einigen wenigen Suiten für die besonderen Gäste.
16:22
Pünktlich wie angewiesen erreicht auch Billy das Hotel und kann den Anblick kurz genießen, bevor auch sie die Lobby betritt und ebenso in das Restaurant geleitet wird.
16:25 - 16:30
Nach und nach erreicht die Gruppe der fünf Runner das Restaurant des Hotels. Die Tische sind aus Holz (echt, wie es scheint), die Stühle ebenfalls. Einige der bequemer aussehenden Exemplare sind mit hellem Leder bezogen. Ein seichtes violettes Licht erleuchtet die große Halle, und die Fenster zeigen den Blick auf die Innenstadt Moskaus.