Schwitzend bleibt die dunkelhaarige Frau stehen, ihr Lauf hatte sich recht plötzlich verlangsamt und nun zieht sie kraftvoll die von Abgasen geschwängerte Luft in ihre Lungen. Die Hände auf die Oberschenkel gestützt, versucht sie ihre Atmung zu beruhigen, denn ihr KOM signalisiert ihr das Schnitzel in der Leitung ist. Es gibt nur einen Grund für den Ork anzurufen, er wird ihr einen Job anbieten.
Langsam beruhigt sich ihre Atmung während ihr der Schweiß über das Gesicht läuft und in kleinen Tropfen auf den Boden der Seattler Barrens tropft. Der Ork hatte wirklich ein super Timing, hätte er nur 15 Minuten später angerufen wäre sie wieder in ihrer kleinen Bruchbude von einer Wohnung gewesen, doch nicht ran zugehen ist keine Option, er wird den nächsten anrufen und das wird ihre Chancen den Job zu bekommen minimieren, wenn sie Pech hat.
"Ja"
"Aila, ich hab was für dich, was Spezielles, da musste ich gleich an dich denken. Es geht aufs Land, raus um einem Indianerstamm gegen die böse Welt zu helfen. Ein Konzern will ihnen ihr Land streitig machen und dafür machen sie 75k locker um Hilfe zu bekommen. Du bist doch ne Rothaut, sollte doch voll dein Ding sein oder?"
//Charmant wie immer der Kerl.//
Am liebsten würde sie ihn einen stinkenden Hauer tragenden Vollpfosten nennen aber man beißt nicht die Hand die einen füttert.
"Ich denke darüber nach und melde mich gleich bei dir."
"Wie immer. Du bist vorhersehbar. Ich blocke dir den Job eine Stunde. Nicht länger. Wer zuerst kommt malt zuerst Süße."
"Ich danke dir Schnitzel."
Kurz seufzt sie, dann setzt sie ihren Weg fort. Von nichts kommt nichts, sie ist zwar schon auf dem Rückweg ihres Trainings doch sie gibt nochmal Gas, sie liebt es dieses Gefühl danach, die absolute leere die man im Kopf hat und das leichte brennen der Muskulatur. Sie schläft nie besser als nach einem ausgiebigen Training.
Kaum zu Hause angekommen führt sie das nächste Gespräch, wie sie es immer tut bevor sie einen Auftrag wirklich annimmt ruft sie Johann an. Sie weiß eigentlich gar nicht warum sie das tut. Es ist nicht so das sie sich abmelden müsste. Vielleicht würde ihm ihre Abwesenheit nicht einmal zwingend auffallen. Doch es ist ein gutes Gefühl wenigstens einem Menschen sagen zu können wo sie sein wird.
Das wenigstens ein Mensch weiß das es sie gibt und sich vielleicht sogar sorgen macht, sollte sie nicht wieder zurück kommen. Davon abgesehen hat er ihr, ihr zweites Leben geschenkt und dafür schuldet sie ihm darauf acht zu geben. Vielleicht legt sie auf diese Weise jedes Mal Rechenschaft vor ihm ab, bittet um Erlaubnis dieses Leben eventuell in Gefahr zu bringen, dass ihm gehört.
Aila schüttelt über sich selbst den Kopf. Von Zeit zu Zeit sind ihr ihre eigenen Gedanken zu philosophisch und Johann hat ihr mehr als einmal gesagt das ihm gar nichts gehört und so auch dieses mal. Noch während sie ihre Klamotten abstreift und einmal quer durch das Zimmer wirft wo sie sich zur anderen Dreckwäsche gesellt schreibt sie Schnitzel.
>>Ich mache den Job<<
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Nur einen Tag später findet Aila sich in einem Geländewagen wieder, alles was sie braucht, also im Grunde ihr komplettes Hab und Gut bei sich. Sie hält nichts davon Besitztümer anzuhäufen, sie reist gerne mit leichtem Gepäck durch das Leben. Gut, sehr viel leichter als bei ihr geht es wohl auch nicht. Mit ihr durch das wilde Land außerhalb der Städte irgendwo in den NAN reisen zwei weitere "Runner". Die beiden sind still, das kommt ihr gelegen. Zu dritt gegen einen Konzern. Sie sollten einen guten Plan haben. Aber sie greift innerlich vor und zügelt sich, zuerst wird sie die Informationen vom Stamm erhalten, dann werden sie weitersehen.
Der Stamm, Stammesgebiet. Müsste ihr all das hier bekannt vorkommen? Vielleicht nicht exakt das aber vielleicht die Machart der Tippis die sich vor ihr ausbreiten als sie den Wagen verlässt. Unweigerlich trifft ihr Blick auf den alten Mann der gerade und ungebeugt, stolz vor ihnen steht und auf sie wartet. Aila hebt zur Begrüßung die Hand und nickt ihm ernst zu.