Rico
Der Himmel über Selatan hatte die Farbe eines Flachbildschirms, auf dem nichts lief außer einem einheitsgrauen Bildschirmschoner mit Konzernlogo.
„Ist ja nicht so dass ich Aggressionsprobleme hätte,“ hört Rico jemanden sagen, „Die Sönnchen haben es einfach so verdammt nötig, aufs Maul zu bekommen.“
Es war eine Anwärterstimme und ein Anwärterwitz, und ein schlechter noch dazu. Es war doch immer die gleiche Beatline. Fad.
Er schob sich einen Streifen Kaugummi in den Mund, sah nach draußen auf die Schatten von Selatan und knüllte die Dose zusammen.
Der Soykaf hatte einen schalen Geschmack in seiner Kehle hinterlassen.
Er starrte Selatans Schatten an als könnten sie ihm Dinge verraten, die er besser nicht wissen sollte – es war einer dieser Nächte, in denen er wünschte jede Ecke und jeden Winkel von Selatan, das seltsam flackernde Pulsieren des Lebens hier auf einmal wahrnehmen zu können.
Einfach nur, um herauszufinden ob...
Rico war neunzehn, aber heute Nacht fühlte er sich wie neunzig. Er beförderte die Dose in den Abfalleimer, zog sich einen von den Plastikstühlen zum Tisch hin und streckte sich. Kalte Muskeln, schweißige Haut, Verspannungen.
Er spielte kurz mit der Playlist herum, dann lud er sie hoch und sendete; Unterhaltung für alle, die zuhören wollten. Dann fuhr er fort, die Colt Manhunter zu reinigen. Er war ja ziemlich ungeschoren davongekommen.
Später würde er der Toten die ihnen gebührende Aufmerksamkeit schenken. Später.
Das hatte ja alles sein müssen, schon klar.
Idiotenpack.