Team 2 (Mompracen): Tik, Zion, Janus
Von irgendwo her ist das Knarren von Metall zu vernehmen. Obwohl Mompracens chaotische, aneinander geheftete Architektur, bisher nur wenige natürliche Unfälle zu verzeichnen hatte, horcht ihr automatisch auf, um sicher zu gehen, dass euch nicht im nächsten Moment der Boden unter den Füßen wegbricht. Es ist schon ein eigenartiges Gefühl auf den aneinander geschweißten Rümpfen etlicher Schiffswracks entlang zu klettern, ohne wirklich zu wissen, was sich eigentlich unter dieser stählernen, porösen Leiche befindet. Während das bunte Neonlicht der nahestehenden Spielhöllen seltsam fragile Muster auf der blanken Schiffshaut tanzen lässt, bewegt ihr euch mit letzter Kraft auf dem Oberdeck entlang, bis ihr das klaffende Loch an der Seite erreicht, welches ihr als Einstieg nutzen wollt. Unter euch erstreckt sich - gleich einem bizarren Labyrinth - ein Korridor aus Stahl, getaucht in das diffuse Licht einiger alten Neonröhren. Ihr steigt hinab in die Tiefe, so wie ihr es schon oft getan habt. Obwohl es keinerlei Markierungen gibt, findet ihr euch zurecht und wisst instinktiv an welcher Kreuzung ihr abzubiegen habt, welches Loch in der Wand euer nächster Durchgang ist, oder wie ihr die Räumlichkeiten des Wracks umgehen könnt, die nicht mehr passierbar sind. Als ihr in eurem Quartier angekommen seit, findet ihr es verlassen vor - doch das überrascht euch nicht. Ungefähr zeitgleich zu den anderen, seit ihr vor gut zwei Wochen von Mompracen aufgebrochen, um einen Typen Namens Benny zu jagen, auf den einige Schmuggler ein ordentliches Kopfgeld ausgesetzt hatten. Der hagere Mann mit dem vernarbten Gesicht hatte euch eine spannende und anstrengende Jagd geboten, die euch letztendlich bis nach Timor geführt hatte, wo Benny versucht hatte, die Grenze nach Osttimor zu überschreiten, um in portugisisches Territorium zu entkommen. Irgendwo im Niemandsland vor der Grenze hattet ihr ihn dann in die Falle gelockt und zurück nach Mompracen transportiert, wo ihr Benny euren Auftraggebern übergeben habt. Zurück im Quartier wünscht ihr euch nichts sehnlicher als ein paar ruhige Stunden und eine Mütze voll Schlaf, doch daraus scheint vorerst nichts zu werden. Nachdem die spärrliche Beleuchtung aufgeflammt ist und die kleinen, karg eingerichteten Räume erhellt hat, entdeckt ihr die eingegangene Nachricht auf dem Zentralterminal. Als ihr sie öffnet, stellt ihr fest, dass sie von heute ist: 16:00h Ortszeit.
Ein kurzer Text materialisiert sich vor euch auf dem staubigen Display und sofort wisst ihr, dass die Nachricht von Ka ist.
>> Hey Leute... wie war die Jagd? Hört mal, ihr müsst was für mich erledigen. Ich habe da scheinbar was größeres an der Hand; kann noch nicht genau sagen, wie groß, könnte aber der Durchbruch sein, auf den ihr schon die ganze Zeit wartet. Ich habe ein paar alte Connections auf Java angehauen und die schicken einen ihrer Männer nach Mompracen, der Exklusiv-Infos dabei hat. Ich sage zu denen: "Leute... warum schickt ihr das Zeug nicht wie jeder andere moderne Mensch durch's Gitter?" Aber die alten Herren sind da wohl zu konservativ und wollen's auf die persönliche Tour. Also ich soll den Typen in ungefähr 4Std. im "Tulang" abholen, aber daraus wird leider nichts. Hab mir da 'n bisschen was gefangen bei der Krokodil-Jags... die verdammten Biester war'n echt aggreessiv drauf, diesmal. Also um's kurz zu machen: Holt den Typen da ab und der wird dann vermutlich mit den Infos rüberrücken. Ach und, bestellt Linda nen Gruß von mir... sie war schon lange nicht bei mir. Vielleicht könnt ihr ja n gutes wort für mich einlegen... Hals- und Beinbruch!<<
Unter der Nachricht öffnet sich ein blinkendes Icon, eine Datei, die ein einzelnes Bild enthält: Es zeigt einen Javanen, recht jung, vielleicht um die 20. Er ist von schlankem, aber durchtrainiertem Wuchs, das schwarze Haar straff im Nacken zusammengebunden. Die Gesichtszüge sind ebenförmig und glatt und man könnte ihn durchaus als gutaussehend bezeichnen.
Als ihr einen Blick auf die Zeitangabe unten rechts im Display werft, stellt ihr fest, dass es bereits 20 Uhr ist. Bei der Pünktlichkeit der Indonesier habt ihr also noch eine gute Stunde, bis der Typ in Mompracen eintreffen sollte.