[ST] Wenn die Kinder Runner werden wollen ...

>> Es geht nicht darum, "Gedanken zu beeinflussen"! Es geht darum, einem Kind ein gesundes Moralempfinden mitzugeben und sein Möglichstes zu tun, damit es ein gutes Leben hat. Vielleicht geht das nicht in euren Kopf, aber ein Leben in den Schatten ist kein gutes Leben. Es geht nicht um Käfige und Ketten und es geht verdammt noch mal nicht um Freiheit - es geht um Erziehung und die ist eure PFLICHT als Eltern. Mir scheißegal wie ihr eure Ausrede nennt, und wenn ihr dabei dreimal so klingt wie die Leute in diesen lächerlichen patriotischen Filmen, wo "Freiheit" auch jedes zweite Wort ist, obwohl es eigentlich um ganz was anderes geht.
Freiheit. Ich könnte kotzen.

Damals in Yucatan hat mein Team mal ein neues Mitglied zugewiesen bekommen, als die Stammbesetzung größtenteils verwundet war. Der Kerl hat behauptet, er sei 17, und die Azzies fragen dann nicht ewig nach sondern lassen ihn unterschreiben. Ich bin sicher, dass er keine 15 war. Ließ natürlich auch nicht mit sich reden. Wollte das unbedingt. Habe mich geweigert, ihn mit ins Feld zu nehmen. Ihm die Kohle gegeben, wegen der er gekommen war. Die Vorgesetzten haben das nicht verstanden. Er war ja 17. Volljährig. Reicht denen, denn denen sind die Leute egal. Haben ihn woanders zugeteilt. Hab später gehört, dass er erschossen wurde.
So läuft es dann.

- Icarus

>> Mit nichts, worauf ich stolz wäre oder von dem ich wollte, dass mein Kind es tun muss.
Und was tut das jetzt zur Sache? Vielleicht habe ich es versaut, aber wenn ich ein Kind hätte, dann würde ich mit allem was ich habe dafür kämpfen dass ihm das nicht passiert. Gerade weil ich weiß, wie es ist.

- Icarus

>> Doch. Es gibt Schicksal. Und Situationen, wo jemand keine Wahl hat, bei der die eine Möglichkeit nicht unerträglich wäre.

- Feng

>> Ich versuche es sachlich zu erklären:
Dein Sohn wird Runner. Er hat 11 Geschwister, kleine Nichten und Neffen und Mum und Dad. Hält er den Kontakt, bringt er euch alle in Gefahr, nicht nur sich. Gefährlich bei einer Großfamilie. Früher oder später wird er jemandem auf die Füße treten, jemand wird ihn suchen, und jemand wird Wege suchen, ihm zu schaden. Euch zu schaden. Seiner Familie.
Abgesehen davon ist er selbst dann noch ein Kind. Du schickst ihn mit 12 Jahren in die Schatten. Sag was du willst, er ist nicht "alt genug". Was er sehen und tun wird, wird ihm schaden, wenn nicht körperlich, dann psychisch. Übrigens auch, wenn du wartest, bis er 15 ist.
Mit großer Wahrscheinlichkeit wird er noch jünger sterben als die meisten Orks.
Die Wahrscheinlichkeit, dass er bis dahin ein Gentlemanverbrecher-Leben aus dem Bilderbuch führen wird, ist hingegen klein.
Wirst du ihm erzählen davon, dass er für Leute arbeiten wird, für die er nur Dreck ist, davon, dass er einsam sein wird, davon, wie es ihn verändern wird, davon, wie es wenigstens einen Teil von ihm für immer auffrisst? Das versteht man nicht, wenn es einem Leute nur erzählen. Und wenn man es versteht, ist es passiert.
Natürlich gibt es einen Unterschied zwischen beispielsweise der Tatsache, dass er Runner aus dem Trid cool findet und ihnen nacheifern will, und einem ernsthaften Berufswunsch. Man muss nicht gleich den Weltuntergang konstruieren.
Ich habe das Gefühl, dass wir beide in dem Geschäft sehr unterschiedliche Erfahrungen gemacht haben. Ich denke aber, dass meine eher repräsentativ sind. Du solltest also nicht nur von deiner eigenen Meinung und dem, was du gesehen hast, ausgehen, sondern vielleicht auch einmal ein paar Horrorgeschichten glauben und dich fragen, ob du die mit dem Bild deines Sohns zusammenbringen kannst und ob du das verantworten könntest.
Ich empfehle dir außerdem, nicht darüber zu urteilen, was ich für moralische Vorstellungen habe oder deiner Meinung nach haben "darf".

- Icarus

OOC: Ich glaube, Hebi spielt "Mexikanischer-Drogenkrieg-SR, dreckig, brutal und gnadenlos, ich spiele..einigermaßen realistischen-Actionfilm-SR und Snowcat Oceans-Eleven-SR. Vielleicht sollten wir hier nicht zu grantig sein, unsere Charaktere haben halt unterschiedliche Welten in denen sie leben

Ot: Da hast du sicher recht, aber ich denke, das ist realistisch, dass es eben Runner verschiedener Ligen oder Milieus gibt - auch in der gleichen Welt oder im gleichen fiktiven Forum. Und wir sind ja nicht zueinander grantig, nur unsere Charaktere. :] Wenn sich jemand gestört fühlt, halte ich mich natürlich gern zurück, einfach sagen in dem Fall.

OOC: Bei mir ist Alles gut. Die Meinungen unserer Chars überlappen sich ja sogar. Ich wollte nur nicht zu sehr auf Snowcats Weltsicht herumhacken, denn das müßte ich weiterhin. Für mich gibt es eben kein Gentleman-Shadowrunner-das-Leben-ist-schön-und-ungefährlich-Dasein.

Na dann, frohes Schreiben

<< "Entscheidung treffen, es zu beenden" ... ist es wirklich so einfach? Eine Entscheidung und man ist raus? Zu den Komplikationen siehe den entsprechenden Thread. Daher wäre ich wirklich froh, wenn meine hypothetischen Nachkommen gar nicht erst anfangen. >>

- Müller

<< Kinder in die Schatten? So weit ich weiß, hab' ich keine Kinder. Sollte ich welche hab'n und die wüßten was' ich treibe, dann würd' ihre Mutter erstmal was zu hör'n kriegen! Mein Fressen, das geht dir gar nichts an!
Und dann sollten sie sich vielleicht erstmal hocharbeiten. In 'ner Gang anfangen, da könnt' ich die auch mal zur Not wo raushau'n. Den Job muss man lernen, reinwachsen. Fehler machen, wos noch ungefährlich is'. Also relativ, ihr wißt was' ich mein'.
Besser Runner als Ganger, nä? Syndikate sind ja noch schlimmer als Kons, da biste genauso gefangen nur lebste viel gefährlicher, also scheisse. Also Karrieremäßig ist halt nich' viel hier. Wenn die Blagen das Zeug dazu haben, bidde, deren Wahl. >>

- Surgeon

>>>Wer behauptet man hat immer eine Wahl ist zynisch oder weltfremd.
Ich hatte als Kind die Wahl zu sterben oder die ausgestreckte Hand anzunehmen...
Ich wollte nicht Runner werden, als mein Stamm von Konzernsoldaten nahezu ausgelöscht wurden, sollte ich mitsterben?
Ich habe überlebt und mich behauptet, aber wer es nicht schafft seine Kinder von diesem Weg abzubringen hat als Eltern versagt.<<<

Azrael

>>>@Suggi Wenn Dein Sohn diese Idee weiterverfolgt treffe ich ihn gerne einmal zu einem Gespräch. Dann erzähle ich ihm wie toll es ist Runner zu sein, vielleicht würde ihn dass nachdenklich stimmen<<<

acid

>>>Aber du hattest nichts desdo weniger die Wahl, auch wenn sie eingeschränkt und nicht wirklich nett war, aber du hattest eine Wahl. Ist es nicht erfrischend zu wissen das uns im Grunde niemand zu etwas Zwingen kann solange wir bereit sind die Konsequenzen zu tragen?<<<
Ravage

>> Suggi: Immerhin.

Und bei dem Gerede über Entscheidungen lieber nochmal nachdenken. Mit der Brachiallogik "einfach zu sterben ist auch eine Wahl" kann man vielleicht gut das immer gleiche Totschlagargument präsentieren, idiotisch bleibt so eine Argumentation aber trotzdem.
Da das aber nie der Punkt war, der mich an diesem Thema interessiert hat, soll es mir egal sein. Viel Spaß noch.

- Icarus

>> Wenn ich Kinder hätte, die mir nacheifern wollen und von denen ich denke, dass sie die nötigen Talente mitbringen, dann würde ich sie ausbilden. Die meisten Leute vertrauen ihrer Familie. Die meisten Anfänger vertrauen ihrem Mentor. Ich denke, es ist immer gut, Leute zu haben, die einem vertrauen und denen man dann ebenfalls vertrauen kann.
Allerdings habe ich keine Ambitionen, Nachwuchs zu zeugen, deswegen ist das alles höchstgradig hypothetisch.
Aber vielleicht läuft mir ja mal ein Kind zu, man weiß ja nie.

- Bird

>>>Ich wollte aufzeigen das es nicht realistisch ist zu glauben man hat immer eine Wahl. Und sterben oder Runner werden ist keine echte Wahl. Aber es war wohl falsch zu hoffen, das dies in diesem Kreis von vielen verstanden wird<<<

Azrael

<<<
Erziehung führt dazu, dass das Kind aus eigenen Erwägungen zu dem Schluss kommt, dass Schattenlaufen keine gute Idee ist.>>
[/quote]

Dem kann man nur zustimmen!
Falsche Erziehung führt zu leuten wie uns. Aber immer noch besser als eine total falsche Erziehung, die unsere Arbeitgeber genossen haben.
>>>
-D3leila

>>>Man sollte auch nicht den Fehler machen alle "Runner" in einen Topf oder auch nur den selben Küchenschrank zu stellen. Einige sind Massenmörder, die auch Kindergärten zerlegen, andere sind Robin Hood Pazifisten und nehmen nur Aufträge an, die niemandem Schaden ausser den Geldbeutel der Konzerne. Und dazwischen ist auch jede Ausrichtung möglich.
Wer der Meinung wäre, das der Massenmörder nicht moralisch verwerflich arbeitet, gehört in meinen Augen wie dieser umgelegt. Auch der Pazifist verstösst gegen Gesetze, was in vielen Köpfen aber durchaus akzeptabel ist, da er ja "nur" die Konzerne schädigt. Jeder mag seine eigene Meinug von Moral haben, aber in der Allgemeinheit ist jeder Runner (zutreffend denke ich) ein Verbrecher und damit moralisch abseits der Norm. Wer sich besser fühlen will kann sich etwas anderes einreden, aber mehr ist es denn auch nicht als Selbsttäuschung.<<<

Brain