[IP] Sinar Temaram / Zwielicht

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    Es ist bereits Nachmittag, als Pa'an Tol in Glodok eintrifft. Der Dayak bietet einen ehrfürchtigen Anblick, und vor allem die jüngeren Gangmitglieder, die bisher noch nicht seine Bekanntschaft gemacht haben, weichen instinktiv zurück und halten sich am Rande oder aber machen sich gänzlich anderswo nützlich. Pa'an Tol ist von kräftiger Statur, selbst wenn man nach den Maßstäben der größtenteils aus jungen Orks bestehenden Jade Blades geht. Was ihn jedoch noch mehr mit einer Aura des Unheimlichen umgibt, sind sein auffälliger Ohrschmuck, der seine Ohren stark deformiert hat, sowie die traditionellen Stammestätowierungen auf der gebräunten Haut und die Kette aus menschlichen Knochen, die er um den massigen Hals trägt. Das Alter des Dayak ist nur schwer zu schätzen, was auch seinem gleichbleibenden, stets etwas kühlen Gesichtsausdruck zu Schulden ist.


    Die abergläubigen Nao Hsin Feng haben bereits vor Eintreffen des berüchtigten Dayak das Feld geräumt und lassen sich nur vereinzelt blicken. Ansonsten gehen sie Pa'an Tol offensichtlich aus dem Weg. Doch das scheint den Stammesmann nicht im Geringsten zu kümmern. Er begrüßt Li auf die übliche Weise und lässt sich dann von diesem durch die Lagerhalle führen, um sich einen Überblick zu verschaffen. Als sie am Ende ihres Rundgangs in den Raum kommen, in dem die Nao Hsin Feng die beiden auf der Fahrt verstorbenen Blades gebettet haben, mustert der Dayak interessiert die Leichensäcke. Li weiß um das Interesse des Schamanen an den Körpern verstorbener Menschen.


    "Viel Blut ist geflossen, aber Pa'an Tol kann den Lebenden helfen, wenn er die Toten erhält."


    Verkündet der Dayak mit seiner ruhigen, tiefen Stimme.

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    Mei Ling steht etwas abseits und beäugt den Dayak mißtrauisch.
    Das mit den Leichen gefällt Li gar nicht. Über die Dayak sind die wildesten Gerüchte im Umlauf. Es wären Kannibalen oder Totenbeschwörer die oft von bösen Geistern besessen sind. Andererseits ist er die einzige Möglichkeit Beauty zu helfen ohne das sie wohlmöglich wochenlang nicht einsatzfähig oder, noch schlimmer, durch Narben entstellt wäre.
    Li wendet sich an Pa'an Tol.
    "Ihr versteht sicher das es meine Leute "beunruhigen" würde wenn sie befürchten nach einem ehrenvollen Tod nicht mit allen Riten bestattet zu werden, sondern ... äh ... was immer Ihr mit den Leichen macht. Ich habe einen alternativen Vorschlag. Bei unserem Krieg werden viele Feinde sterben. Das heisst viele Leichen. Zufällig haben wir sogar noch einen lebenden, wenn auch leicht verletzten Red Sun in unserer Feuerwache gefangen. Denn könnt Ihr haben tot oder lebend. Wäre das ein Deal?"

    Charaktere können auch nach der Charaktererschaffung schwanger werden, allerdings erhalten sie dadurch keinen Karmabonus.
    (Schattenhandbuch 2, Seite 165)

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    Pa'an Tol verschränkt die kräftigen Arme vor seiner Brust, senkt leicht den Kopf und schließt die Augen. In dieser Haltung verharrt er eine Weile, während Li still neben ihm steht und seine Antwort abwartet. Schließlich, fast ruckartig, hebt sich der Kopf des Stammesmannes wieder. Sein Gesicht ziert ein Lächeln, das Li jedoch wenig sympathisch, sondern eher raubtierhaft erscheint.


    "Pa'an Tol ist einverstanden. Tötet den Red Sun und gebt mir seine Leiche."


    Begleitet von diesen eindeutigen Worten, macht sich der Dayak zu Beautys Raum auf. Bomb mustert den Mann argwöhnig, aber Lis stumme Intervention entschärft die Situation und lässt Bomb den Weg frei machen, damit der Dayak seiner Schwester helfen kann. Da alle anderen Jade Blades nun alle Hände voll zu tun haben, ist niemand sonst im Raum. Aufmerksam mustert Bomb jede Bewegung des Dayak, um sofort einschreiten zu können, sollte ihm das, was der Mann mit seiner Schwester veranstaltet, nicht mehr gefallen. Li bleibt ebenfalls in Reichweite, begnügt sich aber mit einem Platz im Türrahmen.


    Ungeachtet dessen beginnt Pa'an Tol mit seiner Arbeit. Aus einem Beutel an seiner Seite zückt er mit rascher Bewegung ein sich windendes Tier, reißt es heraus und beißt ihm mit einem mächtigen Rucken den Kopf ab. Die ganze Szenerie geschieht derart schnell, dasss sich Bomb und Li nicht sicher sind, worum es sich bei dem kleinen Tier überhaupt gehandelt hat. Dann stimmt Pa'an Tol einen Singsang an, der Li und Bomb gleichermaßen erschaudern lässt. Mit dem Blut des Tieres bedeckt der Dayak seine großen, verwitterten Handflächen und befleckt damit Beautys Leib. Die Luft in deinem kleinen Zimmer scheint vor Spannung geladen zu sein, so als wäre die Magie des Dayak förmlich sichtbar.


    Zuerst geschieht nichts, doch dann verändert sich plötzlich Beautys Gesichtsfarbe, und ihr ganzer Körper scheint an Kraft zu gewinnen und seine Vitalität zurück zu erlangen. Pa'an Tol erhebt sich wieder, mustert mit seinem strengen Blick das Werk, das er vollbracht hat.

  • -422-


    Die letzte Ratte, ein kräftiges, gesundes Exemplar, hält Pa'an Tol für Li selbst bereit. Zurück im Lagerraum, opfert der Dayak unter Begleitung seines mantrahaften Rezitierens das Tier und taucht seine Hände erneut in warmes, dunkles Blut. Dann berührt er Li, auf dessen Brust sich eine intensive Wärme auszubreiten beginnt. Neben der eigentlichen Seele, die einem jeden Körper innewohnt, glauben die Dayak daran, dass der Mensch über sieben weitere Seelen verfügt, deren Heimstatt die menschlichen Organe darstellen. Erkrankt ein Mensch, so liegt dies darin begründet, dass ihm eine dieser Seelen abhanden gekommen ist - im Glauben der Dayak vollführt sich dies durch einen regelrechten Seelenraub erzürnter Geister.


    Als Pa'an Tol einen kleinen Ast aus seinem anderen Beutel hervorholt, weiß Li nicht, welchem Organ und welcher Geisterart dieser zugeordnet ist, erkennt aber, dass der Dayak für den Anführer der Jade Blades auf nunmal sicher gehen möchte. Und tatsächlich: auch diesmal wird Li von der Magie des Stammesmannes nicht enttäuscht. Nur wenige Augenblicke später, sind alle seine körperlichen Wunden verschwunden und Li fühlt sich erneut gestärkt für die schwierige Zeit, die vor ihnen liegt.

  • -423-


    Dunkelheit legt sich über Jakarta. Das Gesicht der berühmt-berüchtigten Jalan Jaksa wandelt sich, sobald die letzten Sonnenstrahlen im Grau des Horizonts verschwinden. Unter dem kalten Licht alter Neonröhren wagen sich nun die kupu-kupu malam, die nächtlichen Schmetterlinge, wie die hiesigen Prostituierten genannt werden, aus ihren Schatten und buhlen um die Gunst der Ausländer, welche die Straße nach Einbruch der Dunkelheit bevölkern. Aus den zwielichtigen Bars und Clubs sind die Laute des heranbrechenden Abends zu vernehmen, während nur wenige Hundert Meter entfernt, im Herzen des Sprawl, das hochaufragende Nationalmonoment in kaltes, blaues Licht getaucht die Macht der Zentralregierung verkündet.


    Weiter hinten in der Jalan Jaksa, dort, wo sich die letzten Ausläufer der hauptsächlich von Ausländern besuchten Bars befinden, reiht sich eine verschwiegene Sammlung privater Grundstücke dicht aneinander. Ihre hohen Mauern, zusätzlich verdeckt mit einheimischen Pflanzen, schirmen sie förmlich vor dem Antlitz der Straße ab. Selbst die nach Geld gierenden kupu-kupu malam wagen sich nur selten in diesen Teil der Straße, dessen Atmosphäre von unterschwelliger Gefahr und Macht gezeichnet ist.


    Einmal mehr stehen Li und seine Begleiter vor dem mächtigen metallenen Tor, dessen Lackierung bereits bessere Tage gesehen hat. Hinter der Mauer bleibt es still, doch Li weiß, dass ihr Kommen nicht unbemerkt geblieben ist. Wenige Augenblicke später ist ein metallisches Klacken zu vernehmen, dann rattert das Tor auf seiner Führung zur Seite und gibt den Blick in einen dämmrig beleuchteten Vorgarten frei, der auf der linken Seite von einer Veranda gesäumt wird. Vor ihnen steht die massige Gestalt von Hermanns Adjudant, der Troll Sugeng. Wie immer ist er äußerst lässig gekleidet - nur eine kurze, alte Militärhose und ein lockeres Batik-Shirt zieren seinen muskulösen Körper.


    Sugeng lächelt und heißt die Jade Blades willkommen. Nachdem die Ganger ihre Motorräder in der kleinen Auffahrt abgestellt haben, folgen sie dem Troll zur Veranda. Dort scheint bereits alles vorbereit. Rattansessel sind um den hölzernen Tisch mit der eingefassten Glasplatte gruppiert und Getränke und Speisen ruhen unter Insektenschutzhauben. Anscheinend hat Hermann beschlossen, das Treffen draußen abzuhalten, um den Jade Blades die Mühe zu ersparen, sich all ihrer Schuhe und Sachen entledigen zu müssen, wie es der Brauch bestimmt. Sugeng bittet die Ganger, sich zu setzen, bleibt selbst aber stehen.


    "Der Bapak kommt gleich. Ziemlich ungemütlich, da draußen, hm?"


    Meint der Troll mit einem Blick zu den verborgenen Straßen jenseits der Mauer.

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    Li kommt der Aufforderung gerne nach und nimmt neben Spark platz.
    Wie immer wirkt Hermann's Anwesen ordentlich gepflegt im Gegensatz zu den caotischen Müllbergen der Jade Blades. Auch scheint es ausser dem schweren Metalltor keine offensichtliche Vetreidigung zu geben aber Li ist sicher das Hermann´s Haus nur so von eletronischen Sicherheitssytemen wimmelt wenn auch gut getarnt.
    Li lächelt den Troll an während er die AR-Sonnenbrille abnimmt.
    "Ja, die ausländischen Teufel machen wieder mächtig viel Wind. Doch wenn sie Pech haben wird daraus ein Sturm der sie hinwegfegt."

    Charaktere können auch nach der Charaktererschaffung schwanger werden, allerdings erhalten sie dadurch keinen Karmabonus.
    (Schattenhandbuch 2, Seite 165)

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    Bomb


    Bomb hatte zwei der Anwärter abgestellt, sich um Beauty zu kümmern. Diesen Kampf musste sie alleine durchstehen und Bomb konnte ihr dabei nicht helfen. Er hatte weder die Zeit noch die Geduld Händchen zu halten. Statt dessen hatte er die Nacht auf dem Ausguck der Kuppel verbracht, die die Aussenmauer der alten Feuerwehr darstellte. Seine lichtempfindlichen Augen starrten in die Dunkelheit des Schrottplatzes und darüber hinaus auf die umliegenden Gegend, einen Angriff der Yaks erwartend.


    Auch wenn die Jade Blades gerade geschwächt waren so wünschte sich Bomb doch fast einen Angriff. Die Erregung des Kampfes ebbte nur langsam ab und es wurmte ihn, dass er den Yak nicht hatte bezwingen können. Den Tag über ist Bomb entsprechend müde und hält sich zurück. Vor allem, nachdem es Beauty wieder besser geht.


    Bomb wandert den Tag über wie ein gefangener Tiger im Hauptquartier auf und ab. Es ärgerte ihn, dass jetzt die Phase der Politik begann. Es war nicht seine Welt und er hatte kein Interesse daran. Er hatte keine Lust sich von anderen Abhängig zu machen, aber Li konnte ihn davon überzeugen, dass es notwendig war, die Versorgung der Gang mit Waffen zu gewährleisten. Da er aber bei so einem Höflichkeitsbesuch eher Kontraproduktiv war blieb er lieber um das HQ gegen die Yaks zu verteidigen.

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    Sugeng kommt nicht zum Antworten, denn in dem Moment öffnet sich die Haustüre des Anwesens und Pak Hermann erscheint. Der Javaner trägt einen traditionellen Sarong aus blau und gold gefärbtem Stoff und ein weißes Hemd. Seine Armbanduhr und der Garuda-Anhänger an der schmalen Goldkette zeugen von Geld und Macht. Das Gesicht des alterslosen Mannes scheint ruhend und doch interessiert. Hermann verzichtet auf den üblichen Handkuss, der höhergestellten Personen zusteht, und begnügt sich damit, dass die Blades sich bei seinem Eintreffen erheben und ihm grüßend zunicken. Nachdem sich der Waffenschieber gesetzt hat, nehmen auch Li und die Jade Blades wieder Platz, während Sugeng sich mit einem Nicken zurückzieht und im Inneren des Hauses verschwindet.


    "Ich freue mich, über euer Kommen. Bitte, greift zu."


    Begrüßt Hermann die Blades und deutet dabei mit seiner rechten Hand auf die Getränke und Speisen, die auf der gläsernen Tischplatte ausgebreitet sind. Im Hintergrund ist das Zwitschern von Vögeln zu hören. Hermann hegt, wie viele wohlhabende Javaner, eine ausgesprochene Sammlerleidenschaft für seltene, exotische Vögel.


    "Ich habe von blutigen Kämpfen im Hafendistrikt gehört. Die POLRI wird die Fälle sicherlich ausgiebig untersuchen."


    Leitet der Waffenschieber das Gespräch im typisch javanischen Plauderton ein.

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    Li nimmt sich einen leckeren Sate-Spieß. So lässt es sich leben wenn man erst mal die Kohle dafür hat.


    "Ja ein unglücklicher Zwischenfall der einigen Japanern das Geschäft stören wird. Er ließ sich aber nicht vermeiden."


    Li blickt hinüber zu Gede und entscheidet sich dann Mas Hermann die Wahrheit zu erzählen. Falls sich jemand bei Hermann erkundigt wäre es nicht schlecht wenn er die Version der Jade Blades kennt.

    "Bambang, Gede's kleiner Bruder wurde entführt und in das Bordell verkauft. Wie du weisst ist es eine Kriegserklärung sich an der Familie zu vergreifen.
    Jedenfalls mussten wir den Red Suns eine Lektion erteilen. Und dern Bordellbetreibern zeigen das es schlecht ist mit den Red Suns Geschäfte zu machen.


    Leider ist der Konflikt dann etwas ... eskaliert. Einen Krieg mit der Yakuza wollten wir nicht, aber wenn es sein muss werden wir uns verteidigen."
    Die Verbindung mit den Nao Hsin Feng erwähnt er erst mal nicht solange Pak Hermann nicht danach fragt.

    Charaktere können auch nach der Charaktererschaffung schwanger werden, allerdings erhalten sie dadurch keinen Karmabonus.
    (Schattenhandbuch 2, Seite 165)

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    Während Li von den Ereignissen berichtet, ruht Hermann stumm in seinem Rattansessel und genehmigt sich einen Schluck des fruchtigen Cocktails, den die Bediensteten auf dem Tisch für ihn und die Gäste abgestellt haben. Wie viele Speisen und Getränke zeugt auch das pinkfarbene, kühle Getränk von der auf Java weitverbreiteten Leidenschaft für süße Dinge. Als Li geendet hat, senkt Hermann leicht den Kopf, verharrt für einen Moment in dieser Geste und blickt dann wieder unbestimmt in die Runde.


    "Euer Kampf hat ein ehrenvolles Motiv, aber die Japaner sind ein machtvoller Feind. Ihre Konzerne kontrollieren zu einem nicht unbedeutenden Teil die Regierung, und mit ihnen sind die japanischen Syndikate ins Land gekommen, um die Unterwelt für sich zu beanspruchen. Sie sind zwar nicht deren Alleinherrscher, aber ihr Einfluss ist nicht zu unterschätzen und wächst von Tag zu Tag. Was gedenkt ihr nun in dieser Situation zu tun? Ohne Verbündete, so fürchte ich, werdet ihr auf einem relativ verlorenen Posten stehen, sollte sich die Yakuza tatsächlich für einen Racheakt entscheiden."


    All dies trägt der Javaner in seiner ruhigen, analytischen und kaum von Emotionen gefärbten Sprechweise vor. Noch ist nicht zu erkennen, ob Hermann in dem Konflikt eine Position einzunehmen gedenkt.

  • -429-


    Da hat Hermann leider recht.


    "Eine Freundin aus Glodok-Tagen hat sich uns mit ihrer Gang angeschlossen und ich versuche gerade noch andere Bündnisse zu schließen. Möglicherweise werden sich einige kleinere Gangs auf die Seite der Yakuza stellen aber die meisten hassen die Red Suns zu sehr. Wir sind zwar auch nicht überall beliebt aber sollte unser Hauptquatier fallen, säßen die Yaks mitten im Südsprawl. Das dürfte kein echter Javaner wollen."

    Charaktere können auch nach der Charaktererschaffung schwanger werden, allerdings erhalten sie dadurch keinen Karmabonus.
    (Schattenhandbuch 2, Seite 165)

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    Bei der Erwähnung von Glodok bemerkt Li auf Hermanns Gesicht die Nuance einer Verstimmung, die sich aber sofort wieder in die javanische Fassade zurückverwandelt, die der Waffenschieber gekonnt zur Schau stellt. Li weiß, dass es unter den Javanern immer noch einige gibt, welche die Chinesen mit Argwohn betrachten. Die Hände auf seinem Sarong übereinander gefaltet, lässt Hermann Li in Ruhe aussprechen, bevor er selbst wieder das Wort ergreift.


    "Es gäbe da noch einen anderen Verbündeten, der euch beistehen könnte... ."


    Deutet Hermann geheimnisvoll an.

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    Das klingt höchst interessant. Hermann hat unzählige Kontakte denn sonst würde das Militär kaum dulden das er vor deren Nase Waffen verkauft. Aber Li muss aufpassen das die Jade Blades nicht als Kanonenfutter gegen die Yakuza verheizt werden.


    "Jeder Feind der Japaner ist mein Freund."

    Charaktere können auch nach der Charaktererschaffung schwanger werden, allerdings erhalten sie dadurch keinen Karmabonus.
    (Schattenhandbuch 2, Seite 165)

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    Spark hatte sich die Einladung zum Essen zu Herzen genommen und die wie gewohnt exzellente Küche ihres Gönners ausgiebig getestet, wobei seine Tischmanieren gerade so an der Grenze des akzeptablen waren. Das Gespräch zwischen ihrem Gangboss und Hermann verfolgte er interessiert und war gespannt, wohin es sich wenden würde.


    "Es gäbe da noch einen anderen Verbündeten, der euch beistehen könnte... ."


    Wer das wohl sein mochte? Auch wenn Babang wusste, dass Li eigentlich ihre Seite vertrat, fragte er doch aus Interesse dazwischen:
    "Mas-Hermann, dies klingt sehr interessant. Wer wäre denn ebenso an einer Niderlage der Japaner interessiert?"


    Lis Kommentar schloss er sich derweil mit einem deutlichen Kopfnicken an.

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    Pak Hermann hebt die Hände und legt die Fingerspitzen in Brusthöhe aneinander. Es hat den Anschein, als würde ein schmales Lächeln über seine Züge huschen, das aber rasch wieder in den Tiefen dieses schwer zu deutenden Mannes verschwindet.


    "Ich spreche von Elementen aus dem Militär. Es gäbe da jemanden, der daran interessiert wäre, direkt mit euch bzw. Mas Li zu sprechen."


    Hermann legt eine bedeutungsvolle Pause ein.


    "Natürlich hilft das Militär niemals umsonst."

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    Während Li mit einem Teil der Jade Blades den Besuch in der Jalan Jaksa vollzieht, haben die Nao Hsin Feng den restlichen Blades geraten, die Lagerhalle im Laufe des Abend zu verlassen. Im Chaos der letzten Nacht ist sich niemand wirklich sicher, ob die Japaner oder die POLRI nicht doch genug Hinweise aufgeschnappt haben, um die Spur nach Glodok verfolgen zu können. Eine solche Konzentration an Nao Hsin Feng und Blades an einem einzigen Ort, hält Mei Ling deshalb für zu gefährlich. Da Dank Pa'an Tol alle Blades soweit transportfähig sind, beschließen die zurückgebliebenen Ganger, das Lagerhaus in Etappen zu verlassen, um weniger Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.


    Bomb, Beauty und der erste Schwung der Blades erreichen zuerst und ohne Probleme das Hauptquartier tief im Häuserdschungel Jakarta Selatans. Dieses wurde von Yon, der bereits seit einigen Stunden wieder zurück ist, nach besten Kräften weiter in seiner Verteidigung verstärkt. Trotz Lis Rede vor einem Teil der Blades, ist die Stimmung in den unteren Rängen noch immer gedrückt und belegt, weiß doch niemand so recht, wie es nun weiter gehen soll. Verletzung und Tod vieler Kameraden zehren an den Nerven vor allem der Jüngeren.


    Eine zweite Gruppe Blades, geführt von Hernanto, ist derweil in einem anderen Teil des Sprawl unterwegs, um Saimuns Merdeka-Truppe zu kontaktieren. Bisher gibt es von diesem Teil der Blades keine Neuigkeiten, aber damit hat Li auch nicht allzu schnell gerechnet. Saimun wird Hernanto die übliche Straßen-Beinarbeit betreiben lassen, bevor er ihn persönlich empfängt. Es ist Etikette und Test zugleich.


    Als sich schließlich die letzte Gruppe der Blades, geführt von Gede und Iesye, Bambang und Sai im Schlepptau, auf ihrem Rückweg befindet, legt sich erneut der finstere Schatten des Schicksals auf die jungen Ganger. Müde und ausgelaugt vom Kampf und der Pfelge der Verwundeten, rauschen die Bikes über das letzte Schnellstraßensegment hinweg, das sie schließlich nach Selatan führen wird, als sich die Straße direkt vor ihnen plötzlich in eine donnernde Explosionswolke verwandelt. Staub und Splitter fegen in alle Richtungen davon, als ein ganzer Abschnitt der hochaufragenden, auf massiven Betonsäulen entlanglaufenden Schnellstraße mit einem ohrenbetäubenden Bersten in sich zusammenbricht. Für die derzeit auf der Straße befindlichen Fahrer macht es den Anschein, als würde die Welt plötzlich in sich selbst versinken. Mehrere Fahrzeuge schmettern ineinander, als die Fahrer ihre Wagen herumreißen, um dem drohenden Absturz zu entgehen. Die Blades auf ihren Bikes sind wendig genug, um instinktiv allem auszuweichen, was ihnen in die Fahrbahn gerät, doch können sich trotzdem nicht alle Ganger auf ihren Bikes halten.


    Irgendwie schafft es Gede, seine Fahrt rechtzeitig zu verlangsamen. Sein Bike schlingert von links nach rechts, schrammt an der Karosserie eines Kleintransporters entlang, bevor es ihm gelingt, das Fahrzeug wieder unter seine Kontrolle zu bringen. Sofort hat sich Bambang fest an ihn gepresst, um nicht herabzufallen. Gedes Herz rast vor Aufregung und Schock. Vor ihm, halb verdeckt durch die aufsteigende Staubwolke, erkennt er noch, wie Iesye, Sai als Beifahrerin hinter sich, mit ihrem Bike stürzt und funkenschlagend auf dem Asphalt entlang rutscht. Dann muss Gede paralysiert mit ansehen, wie das Bike plötzlich von der Straße, oder genauer gesagt ihrem Fehlen, verschluckt wird. Iesye konnte ihr unkontrolliertes Schlingern nicht mehr rechtzeitig ausreichend abbremsen, um vor dem herabgebrochenen Streckenabschnitt zum Stehen zu kommen. Eine Welt aus Chaos und Schmerz breitet sich erneut um Gede herum aus. Hinter sich hört er, wie Bambang zu weinen anfängt...

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    Das Militär. Klar die können die Yakuza nicht unbedingt leiden, aber da sie heiss auf Japnische Rüstungskonzerne sind werden die Yaks toleriert.
    Vielleicht ist einer der höheren Offiziere nun anderer Meinung.
    Und mit militärischer Hardware könnte er so ein grosser Feldherr werden wie Li es sich immer erträumt hat. Irgendwann eine mächtige Armee aus Orks und Drachen kommandieren ... aber er man muss erst klein anfangen.


    Der Gedanke an militärische Waffen und Panzerung lässt Li mögliche Bedenken vergessen ale er antwortet:


    "Ich weiss deinen Rat zu schätzen. Dennoch würde ich dich bitten den kontakt herzustellen."
    Dabei blickt er Spark an ob dieser noch einen Einwand hat.

    Charaktere können auch nach der Charaktererschaffung schwanger werden, allerdings erhalten sie dadurch keinen Karmabonus.
    (Schattenhandbuch 2, Seite 165)

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    "Natürlich hilft das Militär niemals umsonst."


    "Tut dies denn irgend jemand sonst?" platzte es aus Spark mit einem Grinsen heraus. Aber Lis Antwort war wesentlich höflicher und gegenüber Mas-Herman angemessener. Es hatte wohl seinen Grund, warum die Echse die Gang anführte und nicht er.


    Ein wenig beschämt und demütig neigte Babang den Kopf gegenüber ihrem Gastgeber und bedeutet Li anschließend mit einem Kopfnicken, dass er mit einer Kontaktaufnahme einverstanden ist. Wir BRAUCHEN Hilfe. Und gegen die Militärleute werden die Yaks niemals offen vorgehen. Aber was könnten wir denn für sie interessantes tun?


    Spark war keineswegs dumm, daher fiel ihm spontan eigentlich nicht viel ein, wobei die Blades dem allmächtigen Militär wirklich behilflich sein könnten. Gut, Nutten sind in jeder Kaserne willkommen, vielleicht wollen sie eine Flatrate ... schoss ihm ein aberwitziger Gedanke durch den Kopf, als er sich noch ein wenig von dem köstlichen Essen nahm.

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    Jetzt ist es Hermann, der lächelt. Mit einem sanften Nicken, erhebt er sich und deutet auf die Eingangstür zu seinem Haus. Er schreitet voran, öffnet die Türe und tritt ein. Als Li und die anderen folgen, betreten sie einen Vorraum, der vermutlich üblicherweise dazu genutzt wird, wartende Gäste komfortabel unterzubringen. Zwei Sofagarnituren stehen hier vor und neben einem teuer wirkenden Tisch mit Marmorsockel und Glasplatte. Ein Offizier mit den Rangabzeichen eines Majors sitzt in aufrechter Haltung auf dem einzigen Sessel der Sitzreihe, den Blick auf den großen Schirm des Trideogerätes gegenüber gerichtet.


    >> Wir unterbrechen das Programm für einen Live-Einschub. Vor wenigen Augenblicken verschwand ein Teil der Schnellstraße 5, Richtung Jakarta Selatan, in einer spektakulären Staubwolke. Allem Anschein nach handelte es sich um eine Explosion, die zum Einsturz des Straßensegments führte. Wie Sie durch die Kameras unserer zufällig vor Ort kreisenden Drohne erkennen können, ist auf der Schnellstraße derweil Chaos ausgebrochen. Es ist nicht genau zu erkennen, aber wir vermuten, dass mehrere Fahrzeuge in den Abgrund, mitten auf das Meer aus Häuserdächern unter der Schnellstraße, gestürzt sind... <<


    Fassungslos erkennen Li und die anderen in dem Chaos einige der Jade Blades, die auf dem Rückweg zum Quartier gewesen sind.


    Hermann ignoriert das Bild und deutet auf den Major, der sich nun erhebt und Li mustert. Sein schwarzer Schnurrbart bewegt sich unmerklich.


    "Das ist Major Arianto."


    Stellt Hermann den Offizier vor, der grüßend nickt.

  • -438-


    Spark hatte den Major sitzen sehen und war beeindruckt. Ein Major war alles andere als eine kleine Leuchte, der Mann hatte Einfluss! Dann wanderte sein Blick zum Trid ihres Gastgebers und als sein Bewusstsein die Bilder richtig verarbeitet hatte, rang er mit der Fassung. Dort hatte es Blades erwischt! Haben die Yaks uns eine Falle gestellt? war sein erster Gedanke, bis ihm einfiel dass dies zum einen nicht Art der Japaner wäre, so viele Unbeteiligte mit hineinzuziehen und zudem niemand im Vorfeld wissen konnte, wo seine Kameraden entlangfahren würden. Aber sie brauchten Hilfe!


    Das Begrüßungsnicken des Militärs erwiderte Spark mit einer angedeuteten Verbeugung, die dem Major Respekt bezeugen sollte. Dann wandte sich Spark leise an Hermann:
    "Mas Hermann, hättet ihr etwas einzuwenden, wenn Li weiter mit dem Major spricht und ich einen Raum erhalte, wo ich ungesört und sicher bin? Einige unserer Kameraden hat es bei dem Anschlag mit erwischt und ich würde ihnen gern helfen. Wenn ihr gestattet, würde ich per Astralprojektion an den Unglücksort reisen und mit Geistern retten, was retten ist!"


    Babang wusste, dass dies im Grund ziemlich unhöflich war, aber die Blades waren etwas, was seiner Familie sehr nahe kam und er MUSSTE ihnen einfach helfen!