[IP] Sinar Temaram / Zwielicht

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Mit aufjaulenden Motoren rasen die Jade Blades die Jalan Jaksa entlang, ohne dass sich ihnen Hindernisse in den Weg stellen (was sie aber auch nicht gestört hätte) und halten damit auf den Bereich vor dem Kaito zu. Der rissige und unebene Gehweg, der wie fast überall in Jakarta von massiven, schwarz-gelb gestreiften Bordsteinen von der Straße abgetrennt ist, ist auf diesem Abschnitt der Jaksa breit genug, um darauf mehrere Motorräder abzustellen. Schon aus der Ferne entdecken die Jade Blades die überwiegend rot lackierten Maschinen der Red Suns.

Gewandt schwingt sich Gede vom Dach, federt seine Landung auf einer wackligen Klimaanlagen-Auslassöffnung, gleitet kurz, reißt seinen Körper herum und kommt mit einer halben Rolle in der Gasse an. Niemand befindet sich in Sichtweite - gut so. Sofort mustert er die Türe zum Personalbereich. Es ist eine alte Türe, sowie fast alles auf der Jalan Jaksa alt und schäbig ist. Doch sie ist nicht, wie er gehofft hatte, aus Kunstholz und verfügt zudem auch noch über ein Magschloss.

Sai nickt nur, dann ist Beauty auch schon in die Herrentoilette gestürmt. Kaum hat sie einen Schritt in den Raum gemacht, spürt und hört sie die Anwesenheit zweier weiterer Personen. Der WC-Raum ist eine Mischung aus javanischem Mandi und westlicher Toilette. Es gibt weiter hinten, dort, wo sich das Oberlicht befindet, ein gekacheltes, altes Becken, das traditioneller Weise über einen Schöpfeimer verfügt, um sich mit dem kühlen Wasser zu waschen. In diesem Sinne ist es ganz traditionell javanisch - einfach und funktional. Westlich sind dagegen die abgetrennten Toilettenkabinen auf der linken Seite, von denen eine, die letzte in der Reihe, geschlossen ist. Von dort aus hört Beauty das lustvolle Stöhnen einer Mädchenstimme und das Aneinanderreiben zweier Körper. Ansonsten scheint der Raum leer.

Sai weicht einen Schritt zurück. Die vier Red Suns betreten als geschlossene Gruppe den Zwischenraum und mustern das Mädchen mit grimmiger Miene. Dann sind draußen Motorengeräusche zu hören. Fluchend machen zwei der Japaner sofort kehrt und stürmen in die Bar zurück, während die anderen beiden ihre Schwerter ziehen.

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Vor dem Kaito züngeln grünen Flammen, dann öffnet sich die Eingangstür. Li hat die Granaten bereits in der Hand und schleudert sie sofort. Der Mann, der ihm Türrahmen auftaucht, ist kein Red Sun, doch sein Gesicht weitet sich angesichts der auf ihn zukommenden Begrüßung dennoch vor Schrecken. Anstatt hineinzuspringen, lässt er seinen Körper einfach zu Boden fallen. Eine der Granaten trifft ihn am Brustkorb, so dass er sie - unwillentlich - durch seinen Fall mit sich zu Boden reißt, während die andere wie geplant durch den Eingang segelt und im Inneren detoniert. Der Körper des Japaners wird nach oben gerissen, als die Granate praktisch unter seiner Brust explodiert. Benommen bleibt er liegen, obwohl nicht zu erkennen ist, ob er tatsächlich bewusstlos ist.

Von draußen hört Beauty gedämpft zwei Detonationen. Das Überraschungsmoment kann sie jetzt vermutlich vergessen, dennoch weicht sie nicht von ihrem Plan ab. Mit einem kräftigen Tritt öffnet sie nicht nur die Tür, sondern reißt diese gleich in zwei ungleichgroße Hälften. Hiro ist bereits dabei, sich umzuwenden, die junge Chinesin halb unter sich, von sich stoßend.

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Beautys Schlag kommt schnell und gezielt, doch Hiro ist rascher kampfbereit, als sie erwartet hat. Fast intuitiv reißt er seinen Kopf zur Seite, so dass dieser nur wenige Zentimeter von der mit Schmierereien versehenen Kabineninnenwand zum Stehen kommt, und entgeht somit knapp Beautys Hieb. Im Augenwinkel bemerkt die Jade Blade Hiros Schwert, das in der Ecke der Kabine angelehnt steht, dem Japaner aber aufgrund der beengten Verhältnisse vorerst nichts bringen wird.

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Zum Glück für Gede sind weder Tür noch Magschloss von guter Qualität, so dass der Personaleingang der Gewalt des Orks nur kurz trotzt und dann knirschend nachgibt. Gede hastet vorwärts. Das kalte Licht alter Neonröhren erwacht, als er den verwaisten Personalraum betritt. Die Sitzgarnituren haben bereits bessere Zeiten gesehen und der einfache Imitatholztisch ist verschrammt und mit einer unordentliche Fülle an Aschenbechern, Essensresten und Getränkebechern übersäht. Es gibt nur eine weitere Tür, und wenn Gedes Berechnungen stimmen, müsste diese in den Zwischenraum zwischen den Toiletten und dem Inneren der Bar führen.

Draußen sichert Li die Straße mit seiner vergoldeten Uzi. Sein Blick schweift von links nach rechts. Wegen der Mittagshitze ist auf den Jalan Jaksa kaum etwas los. Jeder, der doch noch hier gewesen ist, hat sich sofort in Deckung begeben. Die Motorräder brennen, und von der Polri oder gar Militäreinheiten ist bisher keine Spur zu sehen. Doch wo bleiben die Yaks? Anscheinend haben sie beschlossen, drinnen zu bleiben, was für Li nur einen Schluss übrig lässt: Sie stürmen die Toiletten und stehen Hiro bei.

Da Hiro nicht sofort dazu kommt, zum Gegenangriff überzugehen, beschließt Beauty, dem Japaner keine Zeit zu geben, sich zu sammeln. Sofort setzt sie nach und hiebt auf den Mann ein. Diesmal kann sie tatsächlich einen Treffer landen, und Hiros Körper wird unsanft gegen die Innenwand gerissen. Doch der Yak hält sich auf den Beinen und baut seine Verteidigung schneller als erwartet auf. Dann hört Beauty gedämpft, wie die WC-Türe aufgerissen wird und Schritte vom Kachelboden widerhallen.

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Hiro spielt auf Zeit, dessen ist sich Beauty sicher. Anscheinend weiß er, dass Verstärkung zu ihm auf dem Weg ist. Was für ein Weichei, geht es ihr durch den Kopf. Doch realistisch betrachtet, muss sie sich beeilen - ansonsten kann es leicht ungemütlich werden. Diesmal geht Hiro sogar selbst in den Angriff über. Ob er nun übermütig wird? Ihr soll es recht sein. Hiro ist kein schlechter Kämpfer, doch er scheint es gewohnt zu sein, mit dem Schwert in größeren Räumen zu fechten. Aus diesem Grund gelingt es Beauty problemlos, seine Schläge abzufangen, in den Gegenangriff überzugehen und einen Volltreffer zu landen.

Hiro keucht, als ihm die Luft aus den Lungen gepresst wird. Sein Körper wird erneut gegen die Innenwand gerissen, die bedrohlich unter dem Aufprall erzittert. Die halbnackte Chinesin kauert sich starr in die andere Ecke der engen Kabine, still wie ein Grab. Hiro versucht noch einmal, wieder nach oben zu kommen, doch fehlt ihm dazu die Kraft. Halb eingekeilt zwischen Toilette und Kabinenwand, senkt er schließlich den Kopf und ergibt sich seinem Schicksal. Dann hört Beauty, wie das Geräusch der Schritte verklingt. Man erwartet sie.

Gede bricht förmlich durch die Tür. In der Ecke steht Sai, in die Enge gedrängt, aber die Körperhaltung gefasst und erhobenen Hauptes. Zwei Japaner, die Katana gezückt, stehen zwischen dem Durchgang und den Türen zu den Toiletten. Gedes Auftauchen überrascht sie nicht, sie haben mit Problemen gerechnet. Ohne Sai auch nur im Geringsten zu beachten. stürzen sie sich mit nach vorne gereckten Schwertklingen sofort auf den Jade Blade.

Li und Bomb betreten den Innenraum. Ein paar Stühle wurden umgeworfen und ein Tisch aus seiner Verankerung gerissen. Irgendwo kauern ein paar japanische Angestellte in zerknitterten, schweißdurchtränkten Anzügen, doch von den Red Suns fehlt jede Spur. Auch der Barkeeper lässt sich nicht blicken und hat sich vermutlich hinter den Tresen zurückgezogen.