Von den Schwierigekiten ein gutes Setting darzustellen...

  • Hallo zusammen,


    ich habe vor hier im Thread Vorschläge zur besseren Darstellung/ Umsetzung des SR-Settings im Detail zu sammeln.
    Als Beispiel für mein Problem werde ich Seattle und Pizza-City (a.k.a. Denver) vergleichen:


    Seattle die Stadtteile sind hinreichend bekannt und die Grundstimmung sowie Dramatis Personae und Setting vom Konzernwolkenkratzer, über Doc Waggon Kliniken bis runter zu Bars und Hotels gut ausgearbeitet.
    Was wo passiert kann man als Runner mit der Zeit aus dem bauch heraus sagen, man beginnt sich evtl. trügerisch heimisch zu fühlen.
    In Denver bekommt einfach jeder ein Viertel zum selbstregieren der kein Slumlord, oder Blutmagier ist.
    Oh und es gibt viele Grenzübertritte, schon auf dem Weg zur Arbeit, einige nutzen das für sich.
    Yeah.
    Die Kampagne in Denver anzusiedeln ist doch nur für Micromanagementfreaks, die sich alles selbst aus den Fingern saugen müssen, oder sehe ich das falsch?


    Ich behaupte das Setting der Kampagne zu kennen, bzw. besser ausgearbeitet zu haben, hilft sich auf das jeweilige Abenteuer/ Run/ Lose Ende zu konzentrieren, gibt dem SL Freiraum sich auf stimmige NSCs mit ausgearbeitetem Charakter und glaubwürdigen Motiven/ Zielen zu konzentrieren.
    Oder für besondere Details in der Grob bekannten Umgebung zu sorgen.
    Als Beispiel hierfür habe ich darüber nachgedacht wie Betteln in einer nahezu bargeldlosen gesellschaft funktioniert und bin auf die Idee gekommen zB Straßenkids vor den Coffeshops um die Becher bitten zu lassen (wg. der Gratisrefils), das löst nicht alle Sorgen in Wohlgefallen auf, aber wärmt für einen langen Tag auf der Straße damit man das bischen Geld das man auftreiben kann evtl. besserin Essen und Unterschlupf investieren kann...


    Was sagt ihr dazu?


    Gruß H

  • Hab lange darüber nachgedacht und mir fällt es schwer etwas Stimmiges hinzuzubringen. Selbst Rabattmarken werden wohl virtuel gehandelt...

    Be polite, be professional, but have a plan to kill everybody you meet
    - J.N.M. -

  • Wow... schwierige Frage. Ich kann mir Vorstellen das man eher um Lebensmittel schnorrt. Ausserdem meine ich mich zu erinnenr das es doch noch kleien Mengen an Bargeld gibt. Dann würde ich davon ausgehen das auch Bettler über Kommlinks verfügen (das aber nur ganz vorsichtig da bin ich mir echt unsicher ob die dafür 300 NY berappen). Also könnte man Virtuell was betteln. => Warum eigentlich keine Virtuellen Bettler vor den Stuffe Check? Die müssen dann zum betteln nicht einmal ihr Obdachlosenasy verlassen. Wo sie von fiesen Kons zu Genmanipulierenden Zwecken missbraucht werden. Da kommt mir die Idee für ein E-Ghostsetting hahaha....

  • Wieso 300 Nuyen? Nur weil heute ein Computer mindestens 500 Euro kostet, haben doch die wenigsten einen Computer der das tatsächlich noch wert ist. *Für viel mehr Gebrauchtwaren in SR sei*


    Du willst gerade deinen Stuffer Shack betreten, als der übliche Penner wieder auf dich zu schlurft. Die dreckigen, zerrissenen Klamotten vom sauren Regen angefressen, die Farben lange ausgewaschen, streckt er dir seine Hände entgegen. In der AR siehst du ein veraltetes und buggy Virtual Pet um ihn herumschleichen. Seiner AR Brille fehlt ein Glas und schon bettelt er dich mit rauher, schwacher Stimme flehend nach ein paar Nuyen an. Eine Verbindung für Kleintransaktionen wird schon von deiner Firewall abgewehrt, die Verschlüsselung ist hoffnungslos veraltet. Du wischt seine dreckige Hand beiseite und trittst an ihm vorbei...

    Auch wenn es sich dir ärmlich zeigt, Ithaka betrog dich nicht.
    So weise, wie du wurdest, und in solchem Maß erfahren,
    wirst du ohnedies verstanden haben, was die Ithakas bedeuten.

  • In meinem SR kursiert noch genug Bargeld. Einfach, weil es für viele Gesellschaftsschichten zuviele Vorteile bietet, um es komplett abzuschaffen (auch, wenn größere Ansammlungen von Bargeld bei Privatpersonen verdächtig wirken kann). Folglich drücke ich dem Penner ein paar Kon-Piepen in die Hand (falls ich gerade welche dabei habe) und gehe weiter.


    Ein Penner mit gebrauchtem Comlink ist auch möglich, wenn er an ein Konto rankommt. Möglicherweise richtet ja eine Kirche oder Hilfsorganisation mancherorts sowas ein und sammelt alte Comlinks. Für sowas (und andere Kleinstausgaben) hab ich immer ein paar hundert Nyen auf meinen Werfwerf-Comlinks.


    Ansonsten ist natürlich auch Betteln um Güter möglich. Solange er kein Filetsteak erbetteln möchte, sondern mit ner billigen Soyfood-Mahlzeit zufrieden ist, sei er mein Gast.

    "As the sagest of sages have said: Not attempt to male-bovine defecate unto a male-bovine defecator!"
    -the fusion-phallused violator of worlds
    "Oil the squids, I'm going in!"
    -the dreaded captain Fang

  • Also ich glaube kaum, dass die Hilfsorganisationen Matrix-Zugänge verteilen. Und Konzern-Geld wird in Shadowrun scheinbar als nicht sonderlich beliebt beschrieben, ich kann mir durchaus vorstellen, dass ein Bettler davon wenig hat, weil er es nicht in den offiziellen Konzern-Läden ausgeben kann (mangels SIN) und die Schwarzmarkt-Quoten wohl auch eher mies sein dürften.

  • "Irian" schrieb:

    Der Bettler hat nichtmal ne SIN, also auch keinen Matrix-Zugang, weil er auch kein Hacker ist. Das Comlink hätte er längst für Schnaps oder Nahrung verkauft.


    Laut Pegasus GRW haben selbst die Ärmsten ein Komlink.
    Da man 2072 ohne 'Link wirklich am Ar*** ist, werden Penner ihr 'Link wohl als allerletztes verkaufen, bzw. sich ein gecracktes Dreckslink klauen oder für eine Flasche Schnaps holen. Wenn ich mir angucke wie viele Elektroniklädchen es hier im Wedding gibt und für wie wenig Geld du da Handys aus zweifelhafter Quelle bekommst, wird das Angebot an gebrauchten/gefunden/gecrackten 'Links in SR unerschöpflich sein.


    Edit: Laut Vernetzt benötigt man um die Matrix zu nutzen, keine SIN. Lediglich ein Comlink und ein OS. Selbst einen MSP braucht man als Standarduser nur, wenn man angerufen werden will etc. Der Penner, der sein Uraltgebrauchtlink nutzt um die beruhigende Wirkung von Chips und Trid, sowie seines Virtual Pet 2056 zu nutzen und den Joe Average anbetteln zu können, braucht also nur das Link. Keine SIN, kein MSP, nix.

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  • Wenn ich hier in Hamburg manchmal sehe, welche Ausrüstung die Bettler/Penner mit sich rumschleppen, dann haben die in SR garantiert ein Kommlink. Man muss sich dann aber klar machen, dass Kommlink nicht gleich Kommlink ist. Während das Ding der Spieler ein normales Kommlink ist, haben die Bettler vielleicht ein altes vom Schrott... ohne SIN, kaum Funktionen... sie können vielleicht grad mal ne Textnachricht versenden, wenn sie dicht an einem entsprechenden Sendemast stehen.


    Die Geldübermittlung läuft da nicht digital. Entweder erbetteln sie sich direkt Nahrungsmittel oder es kommt das Äquivalent zu "Haste mal n Euro?", nämlich "Ey, haste n Credstick über, wo nur noch'n paar Cent drauf sind?" Wir leben heute schon in einer Wegwerfgesellschaft und daher kann ich mir vorstellen, dass es sowas wie Pfandflaschen auch in SR noch gibt... also hat so ein Bettler zumindest einen Credstick und sammelt halt Dinge, die er verkaufen kann, Pfandflaschen oder ähnliches.

  • "Haffax" schrieb:

    den Joe Average anbetteln zu können, braucht also nur das Link. Keine SIN, kein MSP, nix.


    Ich werde den Rest heute nachmittag nochmal nachlesen, aber das erscheint mir fragwürdig: Denn um per Comlink zu betteln braucht es was? Bingo, ein Bankkonto. Und das kriegt ein Penner ohne SIN wohl kaum :-)

  • "Irian" schrieb:

    Also ich glaube kaum, dass die Hilfsorganisationen Matrix-Zugänge verteilen.


    Warum?
    Ist doch ein guter Schritt zum Resozialisieren.


    Als erstes ein Aufruf an zB Schulen: "Kinder, spendet eure alten Comlinks der Kirche des essbaren Messias."
    Dann versieht Pater McFurlough die gesammelten Comlinks mit nem Konto bei der Samaritärbank seiner Kirche (die selbe Institution, an die sozial engagierte Bürger ihre Spenden überweisen können) und verteilt sie an Bedürftige.
    Die Obdachlosen haben nun die Möglichkeit, zumindest begrenzt wieder am öffentlichen Leben teilzunehmen, untereinander besser zu kommunizieren("haltet euch vom alten Friedhof fern! die Kulties suchen gerade nach nem Ritualopfer und ihr wisst ja, dass es unsereins immer zuerst erwischt"), effektiver Geld zu "erwirtschaften", uswusf. Die Kirche kann so auch besser mit ihnen kommunizieren, ihnen notfalls durch Spendengelder unter die Arme greifen (falls sie ausnahmsweise davon noch was übrig hat).


    Klingt IMO machbar. Sowas sollte es in jedem Statdviertel geben. Leider gibt es gerade mal drei solcher Kirchen im ganzen Plex...

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  • "Darkcyde" schrieb:

    Wir leben heute schon in einer Wegwerfgesellschaft und daher kann ich mir vorstellen, dass es sowas wie Pfandflaschen auch in SR noch gibt...


    Es gibt sogar, siehe Attitude, Automaten die billige Klamotten aus Plastik (recyclet aus Einwegflaschen, etc.) verkaufen - und die manchmal sogar Flaschen als Bezahlung akzeptieren.


    "Darkcyde" schrieb:

    also hat so ein Bettler zumindest einen Credstick und sammelt halt Dinge, die er verkaufen kann, Pfandflaschen oder ähnliches.


    Credsticks existieren nicht mehr, nur mehr Checksticks und die dürften dafür auch kaum ideal sein. Um Sachen verkaufen zu können, bräuchte der Penner aber auch ein Bankkonto - und damit ne SIN.


    "doc damnij" schrieb:

    Dann versieht Pater McFurlough die gesammelten Comlinks mit nem Konto bei der Samaritärbank seiner Kirche (die selbe Institution, an die sozial engagierte Bürger ihre Spenden überweisen können) und verteilt sie an Bedürftige.


    Und dann stirbt er im Kugelhagel bei der unweigerlich folgenden Razzia von Finanzamt und Strafverfolgung, weil natürlichgemäß innerhalb von Tagen über die Bank unglaublich viel Schwarzmarkt-Geld wandert. Ich glaube nicht, dass es SO einfach ist, dass jeder ne Bank für SINlose eröffnen könnte. :-)

  • Stimmt. Ein Komlink wird er haben, ein Bankkonto nicht. Bleiben certified creds (womit nach Unwired auch SINlose Arbeiter bezahlt werden) und Sachspenden.
    Betteln in den Barrens klappt wohl, betteln unter SINern oder Lohnsklaven fast nicht. Nach Unwired sind in den meisten Läden keine Sticklesegeräte mehr vorhanden, bezahlen per Mikrotransaktion ist absoluter Standard. Kein Wunder das sich der Abschaum in Ghettos sammelt. ;)


    Edit: Joe Lohnsklave scheint aber laut Shadowtalk auf diese "anonymen Bankservices" merkwürdig reagieren, weil er sie nicht kennt. Also wieder: In den Barrens gut, Downtown nicht... ;)

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  • Gut, kein Credstick... und das ein Bettler gleich ein Schwarzmarkt-Bankkonto hat, erscheint mir etwas unglaubwürdig.


    Man muss sich eben auch überlegen, wo die Bettler rumhängen... ist das Gebiet zu hochwertig, kann er dort gar nicht betteln, denn der erstbeste Ladenbesitzer wird die Polizei oder den privaten Sicherheitsdienst anrufen und der Bettler wird schnellstmöglich weggeprügelt...


    Warum gibt es denn die Slums und die Schatten? Weil Joe Average vorgegaukelt wird, dass er in einer perfekten Welt lebt, dass Papa Konzern für alle sorgt. Und wenn Joe Average in die Mall geht und dort einen Bettler begegnet, wird er wahrscheinlich vermuten, dass der Typ Dreck am Stecken hat... denn wer brav arbeitet, der hat ja alles, was er so braucht.


    Von daher kommt es auf die Umgebung an... in einem Stuffer Shack in den Barrens wird auch noch ein Credstick-Lesegerät unter der Theke stehen und wenn der Bettler die Mülltonnen durchsucht und den Plastikmüll oder sowas zum Recyclinghof am Rande der Slums trägt, dann kriegt er vielleicht nach dem Xten Mal einen Credstick mit ein paar Dollar drauf in die Hand gedrückt... und das Ding sollte er tunlichst gut aufheben, denn zukünftig zahlt im der Recycler nur noch was auf genau diesen Stick...
    Ich denke, dass grade Credsticks, genau wie in Deutschland noch das ECU-Plastikgeld in den Slums weiterhin die Runde macht... da wird das so lange hin- und her getauscht, bis es bei jemandem landet, der das Geld auf ein Konto laden kann. Und bis dahin ist der Credstick keine Währung im eigentlichen Sinne, sondern einfach nur eine Tauschware, wie das geklaute Autoradio.

  • "Medizinmann" schrieb:

    Es gibt doch florierende Schwarzmarktbanken ?!!


    Genau, und die sind a) scharf auf Bettler mit nem Umsatz von 50 Nuyen im Monat und b) kann man damit in normalen Geschäften einkaufen. *hust*

  • Man kann damit wohl in normalen Geschäften einkaufen, nur werden die tatsächlich nicht scharf auf 50 Nuyen Looser sein... ;)

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  • Von einer Schwarzmarktbank??? Das ist ja ne drollige Idee, dann braucht das Finanzamt ja nur in den Umsätzen beliebiger Läden nachzusehen und schon haben sie dutzende von Schwarzmarktbanken am Wickel. Clever :-)

  • Die sind angeblich (Vernetzt) nicht schwarz, sondern grau. Die garantieren für die Transaktion nur "da ist ein Mensch hinter der Transaktion" liefern aber nicht die SIN mit. Quasie das, was heute die schweizer oder Cayman Island Banken machen. Anonymität garantieren. Anonymität kostet Geld, daher auch sehr unwahrscheinlich, dass das ein Penner hat.. ;)

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