Kurze Frage - Kurze Antwort zum Hintergrund

  • Das ist Quatsch.
    Ein guter Charhintergrund ist wichtig für einen guten Char, meiner Meinung nach zumindest. Alles was du sonst an Char bekommst ist generische Standartkost.
    Der Grund, weshalb SLs das gerne sagen ist, dass sie sich dann selbst weniger Arbeit machen müssen das in ihre Storys zu integrieren, aber ich denke man spielt PnP vor allem für das Roleplay und das in Chars reinschlüpfen die in einer bestimmten Welt leben aufgewachsen sind. Die daher anders denken anders fühlen etc.
    Und wie will man das erreichen, wenn der Char selbst einem nicht die möglichkeit bietet eine breitere Rolle einen tieferen Char zu entwickeln.
    Um ein Beispiel zu geben.
    Hintergrundstichpunkte:
    Soldat, schwere Drogensucht, deswegen aus dem Dienst entlassen, aus schwierigem Elternhaus, muss sich jetzt mit Runs über Wasser halten


    So sieht das aus, wenn man einen etwas größeren Hintergrund schreibt:

    Er war schon immer jemand gewesen, der beschützen wollte. Es hatte alles mit seiner kleinen Schwester angefangen, die er vor seinem betrunkenen Vater beschützte und selbst dafür die Prügel bezog. In der Schule, war er der härteste gewesen, wegen seinen Narben und seinem zerschundenen Gesicht, aber auch weil er selbst gelernt hatte zuzuschlagen.
    Er hatte es sich auch hier nicht zu nutzen gemacht. Er verstand sich gut mit den Schwachen und beschützte seine Freunde vor den anderen Schulschlägern.

    Er wusste er war gut darin andere zu beschützen und er wollte das auch beibehalten, also wurde er Soldat. Er wollte sein ganzes Land vor den Gefahren dieser Welt beschützen. Doch stattdessen so er nur das Grauen des Schlachtfeldes. Er überlebte, konnte jedoch weder seinen Trupp, noch die Zivilisten wirklich schützen. Alle um ihn herum fiehlen und nur er überlebte jedesmal wie durch ein Wunder. Jede Nacht standen vor seinen Augen ihre Gesichter, die Gesichter jener, die er hatte Schützen wollen. Er wollte sie vergessen, wollte sie alle vergessen und holte sich dafür auf dem Markt nur den härtesten Stoff. Doch die Gesichte und die Todesschreie verschwanden nicht. Wurden nur dumpfer. Doch er wurde immer schwächer, wurde fahriger bei Missionen weniger konzentriert, verlor noch mehr Menschen, brauchte noch mehr Drogen um diese zu vergessen.
    Und dann ließen sie ihn fallen. Er wurde auf die Straße geschmissen. Er hatte keinen mehr seine Schwester war jetzt irgendwo in den UCAS und arbeitete dort für SK, sein Vater war Tod, seine Mutter genauso. Seine Freunde vom Schulhof ließen ihn im Stich, als sie seinen neuen Zustand sahen. Sie trauten ihm nicht mehr und als er ihre Abscheu über das sah was er geworden war, begann er sich zu schämen und suchte nicht mehr nach Hilfe.
    Da kam ein alter Obdachloser zu ihm und bot ihm einen Soykaf bei sich zuhause an. Das Zuhause war ein altes Parkhaus mit rund 500 Einwohnern, die in Zelten und ähnlichem da rumsaßen und zu überleben versuchten. Der alte Obdachlose fragte ihn, was er könnte und was er bräuchte. Der Soldat antwortete nicht, denn er wusste es nicht. Doch der alte Mann durchschaute ihn und sagte: "Du brachst wen den du beschützen kannst, du brauchst etwas, dass deiner Existenz einen Sinn gibt. Schau dich um. Alle hier sind wie du: Vergessene, verdrängte. Sie sind verstoßen. Genau wie du. Pass auf sie auf und sie werden es dir angemessen vergelten."
    Und tatsächlich er bekam eine Pistole, ein Messer und ein paar Kugeln. Er schwor auf sie aufzupassen, es war mehr eine Lüge, er hatte nicht vor lange zu bleiben. Nur ein wenig um sein schlechtes Gewissen für die Geschenke zu beruhigen, doch fand er Frieden in dieser Gemeinschaft und ihrem Schutz, sie gaben ihm erbetteltes oder zusammengeklautes Essen und er beschützte sie dafür vor Gangs und Crittern, doch schon nach kurzem verdroß es ihn, dass sie ihm Essen gaben, wo sie doch selbst nichts hatten. Er beschloss Runner zu werden, Geld zu kriegen und so besser auf sie aufzupassen.
    Der alte Mann gab ihm die notwedigen Kontakte und er begann zu Runnen und ja es ging ihm gut dabei. Er half mit seinem Geld stets denen denen es schlecht ging, doch behielt genug für sich um davon gut zu leben und wenn es ihm schlecht ging so halfen ihm die die er beschützte.
    Das ist die Geschichte eines beschützenden Soldaten.

    Ich habe mir diese Geschichte gerade Spontan ausgedacht, aber ich hoffe du verstehst was ich sagen will oder?
    Damit bekommt dein Char Identität. Eine Connection ist nicht irgendwer den er kennt sondern die Connection ist der Kerl der ihn aus dem Schlamm zog.
    Diesen Nachteil hat er nicht, weil es Punkte bringt, sondern weil es den Char runder macht.
    Ich kann nichts versprechen, aber glaube mir das Spielgefühl wird so deutlich runder.

  • Mir wurde gesagt die Hintergrundgeschichte (EuroKriege etc.) macht relativ wenig Sinn, und man ist besser drann nur vage Details zu wissen. Stimmit das?

    Du wirst warscheinlich immer jemanden finden, der dir die Eurokriege zerpflückt und dir erklären kann, warum es nie so kommen konnte.

    Du wirst aber genauso viele finden die dir reale Kriege zerpflücken können und dir genauso gut erklären können warum es die eigentlich nie geben konnte.

    Eine HG ist zwar wichtig für den Char aber auch nur insofern um dir als Spieler zu zeigen, wie er sich verhalten sollte, was seine Motivation sein könnte .

    VIEL (viel mit 3 ! ) wichtiger ist aber ,das sich der Char im Spiel konsistent verhält (oder zumindest Nachvollziehbar).

    Ob du das mit oder ohne HG machst , mit ein zwei niedergeschriebenen Sätzen oder nicht ist für Mich als SL nicht so wichtig .

    Mitunter kann eine HG aber sogar auch behindernd sein.

    (Nach dem Motto ,sowas würde mein Char niemals tun ,weil er damals ....BlaBlaBla)

    Oder sogar als "Entschuldigung" genommen ,damit sich der Char (und auch der SPieler) als Arschloch aufführen kann.

    Also immer vorsichtig und sparsam mit dem HG umgehen und ihn nicht als einzigen "Grundstein" für den Charackter des Charackters nehmen.

    Und wenn ihr einen neuen SL habt, dann übertreibt nicht mit der HG .Ich kenne keinen SL ,der sich gerne 10 Seiten HG durchliest . Und dann verhält sich der Spieler/Char sowieso ganz anders als vorher geschrieben ,(weil diese Ellenlange HG sowieso nur für den Spieler war )


    HokaHey

    Medizinmann

  • Ich habe gemerkt, daß eine Hintergrundgeschichte und die 20 Fragen zu dem Charakter einem helfen sich auf den Charakter ein zu lassen. Sich in ihn rein zu versetzen. (Zumindest mir hilft das.)

    Was aber ganz wichtig ist, daß Erlebnisse einen Charakter formen. Die Hintergrundgeschichte beschreibt den Char bis zu einem Punkt X. Danach wird in dem Buch des Lebens weiter geschrieben.

    Es kann sein, daß er in der hintergrundgeschichte noch nie einen Metamenschen getötet hatte. Es sich auch nicht vorstellen kann und bei seinem ersten Mord merkt das es in ihm ein Hoch verursacht. Das Gefühl von Macht. Über Leben und Tod entscheiden zu können und immer wieder nach Gelegenheiten sucht. Das wirst du in der Hintergrundgeschichte nicht raus lesen können, aber es ist eine mögliche Entwicklung.


    Ich will damit sagen, daß die Hintergrundgeschichte euch helfen soll, sie aber nur ein kleiner Teil (wenn auch wichtiger Teil - es ist seine Vergangenheit) des Chars ist. Ich würde ihn damit aber nicht in Ketten legen wollen.


    Ich habe ein Char, der war als Pirat angelegt. Seitdem hat sie eine Wandlung von IT-Girl über verunsichertem Runner, die ihren Platz in der Gruppe sucht und Ganger in einem fremdem Land und Kultur, bis hin zu einem gefestigtem Charakter. Die weis wo im Leben sie steht, was sie kann.


    All die Erlebnisse haben sie geprägt. Die Hintergrundgeschichte ist nur noch ein Mosaikstück in dem großem Ganzen.

  • Ich meinte doch nicht die persönliche Hintergrundgeschichte eines Charakters. Die Hintergrundgeschichte der Spielwelt (also die Ereignisse von ca. 2000-2060, nicht der Meta-Plot) soll nicht sehr gut geschrieben sein, so dass man nicht viel davon hat sich dort einzulesen.

  • Ach sooo


    Ich habe mir vor Jahren mal die Hintergrundgeschichte im 2er und im 3er GRW durchgelesen. Da wurden eigentlich immer nur Eckdaten genannt. Alles was vor 2052 passiert ist, ist nur sehr grob beschrieben.

    Das Spiel selbst hat erst in den 50ern (Ich glaube 2052) sein Startdatum gehabt. Ab hier kannst du dir die ganzen Hintergründe in diversen Publikationen zusammen suchen. Inkongruenzen sind bedingt das vieles aus der Sicht der Spielewelt lebenden Personen geschrieben wird und sie nur nach bestem Wissen und Gewissen (hoffen wir mal sie Lügen nicht vorsätzlich) erzählen / beschreiben.


    So kannst du die Eurokriege selber noch ausschmücken, wie du es gerade für deine Geschichte brauchst.

  • Also ich finde es gehört dazu die Hintergrundgeschichte, wenn auch nur grob meiner Spielewelt zu kennen. Daher empfinde ich nicht als Zeitverschwendung. Was du dann daraus machst ist immer noch deine Sache.

  • Klar, aber es macht schon einen Unterschied ob ich mir kurz ein paar wichtige Eckpfeiler durchlese, oder ein paar Stunden aufwende um mir das im Detail anzusehen.


    Oder überschätze ich hier wie viel es Überhaupt zur Hintergrundgeschichte gibt?

  • In den Grundregelwerken 1-3 sind es ein paar Seiten. So um die 15.

    Hier aus dem GRW 3. Edition mal einen Auszug des Inhaltsverzeichnisses.




    Dann gibt es noch eine komplettes Buch: Die sechste Welt Da kann man tiefer in die Welt eintauchen.

  • Noch eine Frage.


    Laut Wiki leben in der ADL ca. 18% der Leute unter der Armutsgrenze. Sehr Dystopisch wirkt diese Zahl nicht. Laut Statistik Austria leben in Österreich (wo ich lebe) Momentan ebenfall ca. 18% der Leute in Armut.


    Liegt das an unterschiedlich definierten Armutsgrenzen, oder habe ich da ein falsches Bild von Cyberpunk? In meiner Vorstellung müssten mindestens die hälfte der Leute in Armut leben.

  • Laut Wiki leben in der ADL ca. 18% der Leute unter der Armutsgrenze.

    das könnten die Leute mit SIN sein ;)

    SINlose tauchen in keiner offiziellen Ingame Statistik auf (weil's die ja nicht gibt)

    Wenn ca 15-25 % der Bevölkerung SINlos sind und von denen dann 85-95 % unter der Armutsgrenze leben hast du ganz andere Zahlen


    der mit anderen Zahlen tanzt

    Medizinmann

  • Die ganzen SIN-losen werden in den Statistiken nicht erfasst.Und du kannst sehr wohl davon ausgehen, daß die Armutsgrenzen anders definiert sind. Alles damit die Statistik gut aussieht.

    (Beste Beispiele sind die Arbeitslosenzahlen und die Inflationsrate)

  • Es ging eher darum, ob es sich lohnt sich die Hintergrundstory an zu schauen.


    Ich meine Ja es lohnt sich. Gerade wenn man tiefer in das Spiel eintaucht ist es doch gut zu wissen, wie es zu der Welt kam in der man sich bewegt.

  • Im übrigen muss eine Dystopie ja nicht unbedingt durch Zahlen wie Personen unter der Armutsgrenze ausdrücken.
    Nehmen wir mal als Beispiel: Manhatten
    Da haben wir quasi keine Armut, dafür aber Einhundertprozentüberwachung auch innerhalb von Privatwohnungen.
    Die Tatsache, dass du wenn du die falsche Linie übertrittst auch gerne Erschossen werden darfst etc..
    Auch das ist dystopisch.

  • Ne ist aber auch keine offizielle Karte oder? Die würde ich auch nicht verwenden da sind kaum Lay-Linien verzeichnet, und auch die Drachen Linien sind nicht eingezeichnet da findest du in den Büchern der 5ten Edition deutlich mehr, z.B. im deutschen Schattenhandbuch.


    Die Farben auf der Karte aus der Shadowhelix ergeben irgendwie gar keinen Sinn, zumindest kapier ich sie nicht, vielleicht nur eine grausame Design Entscheidung.