Hallo zusammen,
ich habe mich mal an einer Kurzgeschichte versucht. Ich habe keine Ahnung ob mein Lesestil angenehm, das Setting interessant und die Story halbwegs interessant ist. Daher würde ich mich sehr über einige Meinungen freuen. Vor allem natürlich wenn sie positiv sind. [-o<
(Sehr) dezent bebildert findet ihr die Story auch hier: http://www.artemiderius.rpghost.de/story-croaker01.html
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„... ist nun? Kommt schon!“ Im Bild tauchte eine junge Frau auf, die hektisch ihre braunen Haare herum schleuderte. Sie war in braune, aber nicht minder elegante Kleidung gehüllt, welche sich deutlich von der grauen Wand im Hintergrund abhob. In der Rechten hielt sie eine schwarze Pistole, während sie mit der linken Faust etwas in der Hand hielt, das an ihrem Anhänger hing. Ihr Griff war fest und ihre Fingerknochen traten weiß hervor.
„Keine Panik“ erklang eine raue Stimme, die an ein Reibeisen erinnerte. Schnell schwenkte das Bild um und im Bild tauchten zwei weitere Personen auf. Ein erschöpft aussehender junger Mann, der ebenso eine Pistole hielt und ein Cyberdeck locker um die linke Schulter gehangen hatte. Seine schwarzen Haare waren zerzaust. Er war nicht klein, aber neben der großen Statur des Orkes, der direkt hinter ihm stand, wirkte er beinahe wie ein Zwerg. Der Ork hatte ein kantiges Gesicht und balancierte lässig einen Nicostick im Mundwinkel. Seine schwarze Sonnenbrille und der grüne Irokese erinnerten zuerst an einen Ganger, aber seine Berge von Kunstmuskeln und das kräftige Gewehr in seinen Armen ließ diesen Eindruck schnell verschwinden.
Beide nickten.
Erneut fokussierte das Bild die junge Frau und dann eine Ecke nur wenige Meter von ihr entfernt. Zwei Hände tauchten von unten auf, eingepackt in schwarze Handschuhen, in jeder eine schwere Pistole, und mit einigen mechanischen Handgriffen wurden beide Magazine überprüft. Wackelnd kam die Ecke Nähe und plötzlich stand das Bild quer. Der Boden sauste links vorbei. Mitten im Bild tauchten plötzlich drei Männer in grauen Uniformen, jeweils bewaffnet mit einer Maschinenpistole. Die Pistolen tauchten wieder im Bild auf und spuckten Kugeln in die Richtung der Männer. Einer wurde zu Boden gerissen, nachdem sich blitzschnell dunkelrote Flecken auf dem hellen Grau seines Anzuges ausgebreitet hatten.
Mit lautem Knallen eröffneten die beiden Anderen das Feuer, doch zu spät: Sie fanden kein Ziel mehr. Mit einem wuchtigen Aufschlag, kam das Bild vor einer Wand zum stehen und nach einer nicht nachvollziehbaren und rasend schnellen Bewegung, sah man erneut den Korridor mit den beiden Gardisten. Nur wenige Millisekunden später lagen beide tot am Boden, niedergerissen von einem Kugelhagel.
Wieder schwenkte das Bild um und an der anderen Ecke sah man den riesigen Ork, welcher gerade sein Maschinengewehr im Anschlag hatte. Ein kaum sichtbarer Rauch stieg aus dem Lauf und dem Hülsenauswurf. Mit einem breiten Grinsen verkündete er: „2:1 für mich!“
Das Team rannte weiter. Er lief vorne, dann Natja, die Katzenschamanin und Slot, der Elfendecker. Schließlich Mathad, der orkische Streetsam.
„Croaker!“ erklang Natjas Stimme in seinem Ohr „du lässt doch nicht Deine verfluchte Kamera laufen, oder?“
Er drehte sich langsam zu ihr um. Sie fürchtete sich immer noch etwas aufgrund seiner erschreckenden Erscheinung. Der zwei Meter große Hüne war vollständig in schwarze Kleidung gehüllt. Sein langer schwerer Mantel war offen und erlaubte den Blick auf eine massive Panzerjacke. An seinem Gürtel trug er zwei Pistolenhalfter; in das linke steckte er gerade eine seiner Waffen. Das Bedrohlichste war jedoch sein Gesicht, dass er durch eine, tief ins Gesicht gezogene Kapuze zu verdenken versuchte. Genau genommen hatte er eigentlich gar kein Gesicht mehr. Rot leuchtende Cyberaugen blickten aus einem metallischen Gesicht, dass durch die spitzen Fangzähne in seinem dämonischen Äußeren abgerundet wurde. Niemand hätte genau sagen können, ob er mal Mensch, Elf oder Ork gewesen war. Jetzt war jedoch nicht mehr, als ein grotesker Hybrid aus Mensch und Maschine.
„Ja.“ erklang seine Stimme. Sie klang heiser und kühl; war ungewöhnlich leise. Irgendwie klang in ihr ein wenig Schmerz mit, doch das wuchtige Auftreten der Gestalt erdrückte dieses Gefühl.
Sie beschloss das das Antwort genug war. Er hatte eine merkwürdige Wirkung auf sie. Eigentlich widerte er sie an. Dieser Mann hatte sein Fleisch verleumdet und immer mehr durch kaltes Metall ersetzt, aber irgendwie reizte es sie mehr über ihn zu erfahren. Katze war neugierig und diese Neugier musste befriedigt werden.
Weiter raste das Team durch enge Korridore. Mit einem gewaltigen Sprung lies Croaker eine ganze Treppe hinter sich, als plötzlich zwei Gardisten vor ihm standen. Die Männer erschraken. Mit einem gezielten Tritt schickte der Runner einen der beiden zu Boden. Nach einem kurzen Flug kollidierte das Opfer unsanft mit der Wand. Der andere holte mit der Faust aus und schlug blitzschnell zu. Doch Croaker lenkte den Schlag geschickt ab. Er ballte die linke Faust. Sporns sprangen heraus die er dem zweiten Mann in die Brust bohrte. Der sank jauchzend zu Boden.
„Weiter!“ brüllte Mathad, der dem zu Boden geflogenen Gardist noch einen gewaltigen Hieb ins Gesicht verpasst hatte, so dass dieser wohl für eine ganze Weile außer Gefecht gesetzt war.
Zugegeben, eigentlich war der Run völlig aus den Rudern gelaufen. Ein einfacher Datenklau bei einem mittelgroßen Konzern: Neuropa. Doch dann lief irgendwas schief und Slot, der Decker, hatte in der Matrix ordentlich was auf den Deckel bekommen. Er war nicht einmal sicher, ob er die Daten auch vollständige runterladen konnte. Wobei er sich jedoch sicher war: er wurde entdeckt. Alarmstufe Rot für das Team und nur wenige Augenblicke auch in der gesamten Anlage. Gardisten marschierten heran und das Team nahm die Beine in die Hand. Gut, das Risiko war schon vorher bekannt, sonst hätte man mit Mathad und Croaker nicht so zwei erstklassige Streetsams angeheuert. Aber trotzdem wäre es natürlich allen lieber gewesen, wenn man mal ohne Ärger aus so einer Anlage herauskäme. Allen, außer Croaker. Die Kamera in seinem Auge lief mit. Die Ohren nahmen jedes Geräusch auf. Alles wurde auf seinem schädelinternen Speicher aufgenommen. Shoot-Outs, Action und Tote trieben die Verkaufszahlen seiner Videos in die Höhe. Damit verdiente er gutes Geld.
Eine Selbstschussanlage donnerte los, als das Team durch einen weiteren Korridor rannte. Mathad knickte getroffen in die Knie, jagte aber trotzdem eine volle Salve in die Falle die daraufhin explodierte. Slot, der Mühe hatte mit dem Tempo mitzuhalten, half dem Ork hastig wieder auf die Beine.
„Wir schaffen es nicht nach unten!“ rief Slot panisch.
Croaker hatte inzwischen eine Ecke erreicht. Dahinter lauerten mehrere Gardisten, die schnell das Feuer eröffneten. Er wich zurück und bremste damit auch Natja, die sonst in den Kugelhagel gelaufen wäre. Ein Ausweg musste her. Zwei seiner Leute waren verletzt. Weiter ging es jetzt nicht mehr. Zurück erst gar nicht.
„Dann suche ich uns mal einen Notausgang“ hauchte Croaker, dessen Stimme so leise war, dass sogar Natja, die direkt bei ihm stand ihn kaum verstehen konnte. Er eilte zur nächsten Bürotür und trat sie mit einem galant auf. Mit einem Satz griff er einen Schreibtisch, hob ihn weit über sich und donnerte ihn gegen das Fenster. Das Glas bebte, aber brach nicht. Ein zweiter Versuch mit einem Aktencontainer war erfolgreicher. Das stabile Glas brach und zersprang nach einem dritten Wurf. Wieder eilte er zur Tür, durch die Natja inzwischen gelaufen kam. Mathad und Slot kamen heran gelaufen. Dann nahm Croaker eine Bewegung an der Ecke auf, wo er unter Beschuss geraten war. Noch sein Verstand begriffen hatte was geschah, hatte er bereits beide Waffen im Anschlag und abgedrückt. So sehr waren seine Reflexe durch Cyberware verstärkt, dass sie wesentlich schneller waren als seine bewusste Wahrnehmung. Dann plötzlich eine Bewegung am anderen Ende des Ganges. Seine rechte Hand sauste herüber. Mit beiden Waffen in zwei vollkommen unterschiedliche Richtungen feuernd, hielt er seine Gegner in Deckung. Bis die Magazine leer waren.
Er warf sich in den Raum. Mit einigen eingeübten Handgriffen wechselte er die Magazine. Neu munitioniert sprang er wieder zur Tür. Sein Killerinstinkt hatte ihn gepackt. Einen Blick für das was seine Teamkameraden gerade taten hatte er nicht mehr. Er eröffnete das Feuer auf die heran eilenden Gardisten. Dann sah er einem direkt in die Augen. Sie blitzten blau auf. Ein Magier. Wahrscheinlich wirkte er gerade einen Kampfzauber auf den Streetsam.
Doch, er hatte sich den Falschen gesucht. Croaker war fast immun gegen Magie. Gegen destruktive allerdings eben wie gegen heilsame und positive. Dafür hatte er einen hohen Preis bezahlt und noch einen höheren würde er bald bezahlen. Doch darüber konnte er gerade nicht nachdenken.
Er hasste Magier. Und daher konnte er nur mitleidig Grinsen, als er den Versuch des Magiers ihm so zu schaden, wahrnahm. Doch dieser Anflug von Arroganz ließ ihn unaufmerksam werden. Zwei Kugeln trafen ihn von hinten ins linke Bein. Noch ehe ihn die anfliegenden Salven durchsiebten, hatte er sich in den Raum geschmissen. Er landete hart. Doch der Schmerz in seinem Bein überwog. Mit einem erlernten Reflex aktivierte er seinen fest implantierten Drogenspender, der ihm eine Dosis eines Schmerzmittels ins Bein injizierte. Schon viel besser.
„Komm schon!“ hallte es vom Fenster herbei. Natja hing am Rahmen nach außen und schaute herein. Im nächsten Moment hatte sie sich fallen lassen und verschwand so aus Croakers Sicht. Der sprang auf und eilte zum Fenster. Die anderen hatten sich bereits die zwei Stockwerke heruntergelassen und waren in einer Gasse gelandet. Gerade hatte Mathad einen Gully aufgerissen und war in die Kanalisation abgestiegen. Croaker stockte einen Moment, doch dann sprang er mit einem Satz herab. Mit Mühe fing er sich auf. Zusammen mit den Anderen klettere er hinab. Croaker als letzter.
Unten angekommen waren Natja und Slot bereits vorangeeilt. Mathad stand da und sah Croaker ausgesprochen ruhig in die Augen. Er zog eine kleine Sprengfalle aus der Tasche und platzierte sie an der Wand. Mit einem Knopfdruck aktivierte er den Infrarotsensor. Der Nächste der diesen Gully hinabsteigt würde sie auslösen und das wohl kaum überleben.
„Kleine Überraschung“ kommentierte der Ork zynisch.
Croaker lachte heiser.
Einige Stunden später hatte sich die Gruppe an einem schäbigen S-Bahnhof in einer ungenannten Stadt eingefunden. Es war mitten in der Nacht. Eine dunkle, sternenlose Nacht, die nur von einigen flirrenden Laternen erhellt wurde. Die Gruppe war beisammen. Sie stanken. Die Kanalisation hatte ihnen ihren unverkennbaren Duft aufgedruckt. Slot saß auf der Treppe, die zum Bahnsteig heraufführte. Bei dem Sprung aus dem zweiten Stock hatte er sich seinen rechten Knöchel gebrochen, doch den Schmerz steckte der vollkommen erschöpfte Elf tapfer weg. Er hatte ihn nur notdürftig versorgen können. Dafür war nachher Zeit. Die Müdigkeit sprach ihm aus den Augen. Erschöpft klammerte er sich an einen Nikostick, an dem ab und zu zog.
Mathad saß zwei Stufen darunter. Der Ork hatte zwar mehrere Kugeln einstecken müssen, doch trotzdem war er guter Laune. Seine Panzerweste hatte Schlimmeres verhindert; die leichten Verletzungen hatte er selbst verarzten können. Ein Lied summend, streichelte er sein Maschinengewehr. Er hätte gerne etwas mehr geballert, aber er war zufrieden.
Im Gegensatz zu Natja. Die stand unruhig in der Nähe und lief von Zeit zu Zeiten auf und ab. Sie war dreckig. Sie stank. Katze hasst das. Ihr Instinkt hatte sie sogar dazu getrieben, sich mit der Zunge zu säubern, doch als sie mit der Zunge ihre Hand berührt hatte da schmeckte sie Dinge, die sie nicht schmecken wollte. Fast hätte sie sich übergeben. Nun musste sie weiter stinken. Sie sehnte sich eine Dusche herbei. Ungeduldig knabberte sie an ihren Fingernägeln nur um wieder vor dem grausigen Geschmack zu erschrecken, den ihre Haut angenommen hatte.
Croaker stand an die Wand gelehnt. Langsam ließ das Schmerzmittel nach und der Schmerz kam zurück. Mindestens eine Kugel war im Bein stecken geblieben, doch noch hatte er keine Zeit gehabt einen Streetdoc aufzusuchen. Runner waren zäh. Oder gierig. Wenn die Arbeit getan war und das Geld zum Greifen nahe war, dann war das Treffen mit dem Schmidt wichtiger als die eigene Gesundheit. Die Belohnung für harte Arbeit war die Anerkennung die ein Runner sich verdient hatte.
Ein Wagen fuhr heran. Hielt an. Der Motor wurde nicht ausgeschaltet. Eine Hintertüre öffnete sich und ein Mann stieg heraus. Mensch, kurze Haare, düstere Augen, ein dunkler Anzug. Der personifizierte Durchschnittsmensch. So unauffällig, dass er nur verdächtig sein konnte.
„Meine Dame. Meine Herren. Da ich Sie hier antreffe, vermute ich, Sie haben etwas für mich?“
Natürlich sah er, dass die Runner verwundet waren und natürlich stieg ihm auch der eigenartige Geruch in die Nase, doch der Herr zeigte keine Regung.
Slot mühte sich auf die Beine während er einen Chip aus der Tasche zog. Er reichte ihn dem Mann entgegen, der ein paar Schritte näher kam und sich den Datenträger griff. Gelassen nahm der Herr einen Datenleser aus der Anzugsjacke, schob den Chip ein und überflog die darauf gespeicherten Daten. Sie waren komplett. Das Team hatte großes Glück gehabt. Und Slot hatte gute Arbeit geleistet.
„Ich bin sehr zufrieden mit Ihnen“ sagte der Mann. Er stecke Datenträger und Datenleser weg. Stattdessen zog er vier Ebbis aus der Tasche; zigarettenschachtelgroße Speicher für digitales Geld. Er reichte jedem Runner einen, die anhand eines Displays den Kontostand überprüften. Wortlos stieg er wieder in seinen Wagen, der sich daraufhin in Bewegung setzte.
„Zeit für Party“, griente Mathad. Gut gelaunt stand er auf und sah in die Runde. Slot – brauchte einen Arzt. Natja – brauchte eine Dusche. Croaker – sah einfach nicht aus wie der Typ der gerne feiert.
„Na, vielleicht ein andermal“, gab er nüchtern hinzu. Er ging zu Croaker herüber. Sie gaben sich die Hand und nickten einander zu. Stumme Anerkennung; mehr wäre übertrieben.
Die Gruppe verabschiedete sich. Mathad ging ins Dunkel, Slot die Treppe hinauf zum Zug.
Croaker stand noch immer wie angewurzelt an der Wand. Er und Natja sahen sich in die Augen. Sie hatte schon einiges von ihm gehört. Aber niemand wusste so recht wo er her kam und was ihn zu dem gemacht hatte, was er war. Katze war neugierig. Aber Katze war auch dreckig und wollte nach Hause.
„Mach die scheiß Kamera aus“, fauchte sie ihn an, drehte sich um und ging schnellen Schrittes davon.
Croaker grinste nur und zoomte näher an den Po der Katzenschamanin heran, der sich mit jedem ihrer Schritte appetitlich bewegte.
„Gleich, Baby, gleich…“