The Story of Negeri Musuh

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    Hallo zusammen.
    Vor kurzer zeit hat mich mal wieder ein Bekannter gefragt, was ich denn da jeden Freitagabend in irgendwelchen verrauchten Zimmern treibe. Also habe ich versucht, ihm zu erklären, was Shadowrun ist. Soweit verstand er das auch, konnte sich aber unter einem Run nichts Vernünftiges vorstellen. Deshalb riet ihm sich mal hier im Forum den Run von Garuda, an dem ich ja auch zu meiner Freude beteiligt war anzusehen.
    Wenige Tage später kamen wir wieder zusammen und ich fragte ihn natürlich, ob er sich denn mal die Sache angeschaut habe. Er druckste etwas herum, gestand mir aber dann, dass er dem geschehen schon nach kurzer zeit nicht mehr folgen konnte. Das Problem war, dass manche Sachen im OP abgehandelt wurden oder es Missverständnisse gab, die im IP nie aufgelöst wurden.
    Aus diesem Grund Habe ich mich entschlossen, die Geschehnisse des Runs noch einmal in Form einer Erzählung zusammen zufassen und die schlimmsten Logiklücken zu schließen. Die Geschichte möchte ich dann in mehreren Schritten hier posten (natürlich nur mit der geschätzten Zustimmung der Moderatoren und Admins :wink:).

  • Negeri Musuh


    Prolog:


    Wie ein schwarzes Tuch lag die Nacht über Jakarta und spiegelte sich in der Bucht. Sanft strich der Wind durch die Palmen, die sanft rauschten. Hier, entfernt von dem unaufhörlichen Trubel und der zeitlosen Hektik der Hafenanlagen stand General Isantoso. Sein Blick war auf die vielen Schiffe gerichtet, welche den Hafen bevölkerten. Während sich kleine Fischerboote zwischen den riesigen Tankern der Konzerne bewegten wie Mäuse durch eine Herde Elefanten sah weniger das hier und jetzt als die verworrenen Pfade der nahen Zukunft. Was er dort sah stimmte ihn hoffnungsvoll. „Heute Nacht erreicht unser Kampf für Gerechtigkeit eine neue, entschiedene Phase. Von den kommenden Tagen wird viel für unser weiteres Vorgehen von Bedeutung sein.“ dachte er, während sich sein Griff um die Reling schloss. Kaum hat er diesen Gedanken ersonnen, durch brach ein Piepsen aus seiner Tasche die relative Stille. Er zog seinen Taschensekretär hervor und blickte auf das Display. Das leicht geisterhafte Leuchten erhellte die Züge des Mannes und offenbarten die Spuren, die die Zeit in sein Gesicht gegraben hatte.
    Die Datumsanzeige, welche den 1. September des Jahres 2064 verkündete verschwand, als Isantosos behandschuhte Hand das Display berührte. Er wählte das gesendete Datenpaket. Es öffnete sich wie eine Blume aus Licht. Stumm las er den Inhalt:
    „Sendungen ziel gerecht verschickt. Positive Antwort wahrscheinlich.
    Möge die Schlacht beginnen.“

    Auch wenn er nun abwarten musste, war er Euphorischer Stimmung. Während er zu seinem Wagen zurück ging und seinen Taschensekretär zurück in seine Aktentasche steckte Konzentrierte er sich auf die neue Phase, die nun anbrechen würde. Sie waren bereit zuzuschlagen.


    Das weltweite Netz der Daten ist ein Ort, der niemals ruht. Ständig schießen die Nachrichten und Informationen mit Lichtgeschwindigkeit hin- und her, einem Strom aus Wasser gleich ergießt er sich über die Welt der Menschheit. Von außen betrachtet ist es eine bedrohliche Flut, die durch nichts aufzuhalten ist und sich aus sich selbst heraus generiert. Anstatt wie Wasser an seinem Ziel zu versickern oder zu verdunsten generieren die Daten nur weitere Daten. Glückwünsche werden beantwortet, Scheidungen angefochten und an Rechtsanwälte weiter gesendete, die wiederum Nachrichten austauschen. So setzen sich diese Lawinen aus digitalen Signalen fort. In diesem Moment erreichte eine diese Lawinen einen ihrer Zwischenstopps.


    Ein Handy in einer Brusttasche wurde von der Lawine erfasst und begann zu vibrieren. Sein Besitzer holte es hervor und führte es ans Ohr. Der Mensch war kräftig gebaut und etwa 1,90 groß. Das Gesicht des vielleicht 25 Jährigen mit hispanischem Einschlag war von kurzen schwarzen um rahmt. Kentaro verließ seine Werkstatt in Tacoma Seattle, wo Jugendliche wie so oft nach verschiedenen Tuningteilen suchten. Er drehte das Radio leiser und nahm den Anruf entgegen. „Was gibt’s?“ fragte er in das Telefon. Eine Stimme wie von einem Callcentercomputer antwortete: „Tagchen Kentaro, wie geht’s, wie steht’s?“
    „Ich kann mich nicht beklagen, Grims, und selber? Was macht die Kunst? Wie komme ich zu der Ehre, mit Dir zu sprechen?“ übersprang Kentaro gekonnt das Geplänkel und kam zum Wesentlichen. „Och, ich dachte mir du hättest vielleicht Lust auf einen kleinen Abenteuerurlaub, echten Kaffee, Sommer Sonne, Strand und saubere Luft?“ Kentaros Antwort lautete einfach: „Wann?“ während er Zettel und Stift heraus kramte. „Vorgestern. Der Flug geht Morgen Mittag. Das Ticket ist für die Firma Fortune Inc. reserviert. Es geht nach Asien.“ Kentaro war längst zu einem geschäftsmäßigen Ton gewechselt: „Ausrüstung?“. „In wenigen Minuten wirst Du einen Auftrag über ein Palette Tuningteile aus Jakarta erhalten, die Frachtpapiere schicke ich gleich los, dass diese Palette in Deinen Flieger geht.“ Kentaro legte den Stift weg. „Alles klar.“ Seinem Gesprächspartner schien da noch etwas einzufallen: „Ach, noch etwas...du kennst nicht zufällig noch jemanden der auch Urlaub braucht?“ „Ich werde mich umhören, Grims.“, versprach Kentaro, „Ich melde mich.“ Damit beendete er das Telefonat. „Verdammt. Das ging schnell.“
    Als er sich wieder in der Werkstatt befand, drehte er das Radio noch leiser, bis er die Aufmerksamkeit der Jugendlichen hatte. Mit spanischem Akzent ergriff er das Wort: „Tut mir leid hombres, ich bekomme um 17 Uhr eine Lieferung, bis dahin müsst ihr fertig sein. Morgen Abend ist dafür bis Mitternacht geöffnet.“ Nachdem der dies kundgetan hatte stellte er das Radio wieder lauter. Einer der Jugendlichen kam zu ihm und sprach ihn an: „He Ése, vorhin kamen welche von der 'Gewerbeaufsicht' vorbei, die wollten dich sprechen.“ „Wo sind sie jetzt?“ „Sie warten draußen, Ése.“ Kentaro bedankte sich bei Julio und ging nach draußen, nach dem er eine schallgedämpfte Pistole aus dem Spind geholt hatte.
    Diese hinter seinem Rücken haltend ging er auf etwa 5 Meter an die drei Männer heran. Sie trugen alle samt schlecht sitzende Anzüge und ihr schmierig zurück gegeltes Haar ließ sie nicht wirken wie Mitarbeiter von der Gewerbeaufsicht. Kentaro sprach entsprechend ruppig: „Was wollt Ihr?“ Sofort kristallisierte sich ein Wortführer heraus: „Mr. Fisher.Uns wurden Hinweise auf illegale Arbeiten an Fahrzeugen in Ihrer Werkstatt zugetragen und wir müssen das überprüfen, verstehen Sie? Die Bürger dieser Stadt verdienen es, ruhig zu schlafen.“ Die Stimme war so schmierig wie der ganze Typ an sich.
    Kentaro beschloss, das Spiel vorerst mitzuspielen. „Ich weiß nicht wovon Sie reden, aber Sie stehen auf Privatgelände und wenn ich in 5 Sekunden nicht einen Durchsuchungsbefehl oder amtliche Verfügung sehe sollten Sie von meinem Grundstück verschwinden.“ Mit einem theatralischen Seufzen griff der Wortführer der drei in sein Jackett und sagte: „Ich dachte wir könnten das friedlich lösen, aber du lässt uns keine Wahl, Penner.“ Er hatte die Pistole noch nicht einmal vollständig aus dem Jackett gezogen da erstarrte er in der Bewegung, als er der Pistole gewahr wurde, die Kentaro auf ihn richtete und deren Laserpointer direkt zwischen seine Beine wies. „Linkes oder Rechtes?“ fragte Kentaro trocken.
    Statt einer Antwort ließ sein Gegenüber die Waffe fallen und zog sich mit erhobenen Händen und wich mit einem schleimigen Grinsen langsam begleitet von seinen Lakaien zum Wagen zurück. „Nichts für Ungut, Mr. Fisher. Wir werden ein andermal wiederkommen.“ Kurz bevor das Trio am Wagen war rief Kentaro ihnen zu: „Ich glaube Ihr Hinterrad hat einen Platten.“ Nach dem er dafür gesorgt hatte, dass dem so war senkte er die noch rauchende Pistole und ging hinein, um sich den wichtigen Dingen zu widmen. Nach Beendigung aller Vorbereitungen stand er am Abend viele Kilometer weiter am vereinbarten Treffpunkt.


    Nicht weit entfernt am Abend: Noch in der Umkleide Kabine war der frenetische Jubel der Fans zuhören. Die Sprechchöre feierten ihre Heimmannschaft, die Seattle Screamers. Selbige kamen gerade in die Kabine. Unter ihnen war eine blondhaarige Elfe, die die Welt durch stahlblaue Augen betrachtete. Alles an ihr wirkte hart. Die Gesichtszüge wie aus Stein gemeißelt und scheinbar war nur selten ein Lächeln darauf zusehen gewesen. Ihr Körper war kräftig und trainiert. Der Körper wirkte wie eine 1,79 Meter große perfekte Maschine, was sich sowohl in Bewegung wie auch Gestalt ausdrückte. Verschiedene Narben verteilten sich auf ihrem Körper und vereinigten mit den Tribals auf den Armen und dem Engel, den sie auf den Rücken tätowiert hatte. An Ihrem linken Oberarm war daneben auch der Schriftzug „SF4023“ eintätowiert. An ihrem Körper waren weitere Blessuren hinzugekommen, aber das blinkende Icon in ihrem Sichtfeld, dass ihr bescheinigte, dass sie eigentlich Schmerz empfinden sollte war es schon gewohnt ignoriert zu werden.
    Unter der Dusche wusch sie sich zu nächst dem Schweiß vom Körper, wobei ihre beiden Datenbuchsen zu sehen waren, die sonst von ihren Haaren verdeckt waren. Nachdem sie sich angekleidet hatte und sich von dem Rest der Mannschaft verabschiedet hatte ging sie zum Auto und schaltete ihr Handy ein. Der Eingang einer Nachricht wurde ihr angezeigt. „Ruf mich zurück. Auftrag. Deadline 20.00Uhr. Tyroon.“
    Im Auto wählte sie die Nummer ihres Schiebers. Dieser antwortete schon nach dem zweiten Klingeln: „Hi Fire. Gut, dass du anrufst. Ich dachte schon du wärst im Urlaub. Wenn du Interesse hast, mal wieder ein bisschen Militär zu spielen hätte ich dir einen Auftrag der dich nach Jakarta führt. Sieht sauber aus. Der Treffpunkt wäre in 4 Tagen um 22 Uhr im „Ikan rumah“ in Jakarta. Der Transport deiner Ausrüstung ist auch schon organisiert. Du musst nur morgen um 14 Uhr deine Sachen zu Dock 17 bringen und sie dort in das Flugzeug von Mad Eye einladen. Abholung am 02.09. am Hafen von Jakarta. Lagert unter dem Namen Derdana. Also, bist du dabei?“ Man konnte sehen, dass Fire etwas hin und her überlegte. Auf der einen Seite war sie sich der Gefahren des Dschungels von Indonesien wohl bewusst, aber das Geld konnte sicherlich gut gebrauchen. So fiel ihr die Entscheidung doch leicht. „Ok, bin dabei Tyroon. Deine Beteiligung liegt wie immer bei 12% des Gewinns. Dann bis bald.“ Mit diesen Worten legte sie auf.
    Kaum war sie in ihrer Wohnung begann sie routiniert mit den Vorbereitungen für die Reise. „So was brauchen wir denn alles?! Ein paar schwere Waffen wären nicht schlecht und die Überlebensausrüstung auch nicht. Na mal sehen was wir alles so finden.“
    Sie bestellte ihr Ticket, buchte das Hotelzimmer in der Nähe des Ikan rumah und begann die Waffen und Ausrüstung die sie mitzunehmen gedachte entsprechend ihrer Legalität zu sortieren und in eine Reisetasche und einen Hartschalenkoffer zu packen. Zufrieden mit ihren Vorbereitungen legte sich Fire noch ein paar Stunden hin, wohl wissend, dass es wahrscheinlich für längere Zeit das Letzte Mal sein würde, dass sie die Nacht in einem bequemen Bett verbringen würde.
    Den Morgen begann sie mit einem ausgedehnten Frühstück und dem üblichen Ausdauerprogramm. Bevor sie zum Flughafen aufbrach schickte sie ihrem Trainer noch eine Nachricht:
    „Hi Joe, ich muss leider eine Weile geschäftlich weg. Tut mir sehr leid, aber geht nicht anders. Dafür geht die Siegesfeier nach unserem nächsten Sieg auf mich. Es ist wieder Krieg.
    Gruß Maria
    PS: Lass Snake noch ein paar Stunden Nahkampf üben, sonst hat er am nächsten Sonntag mehr als nur ein paar gebrochene Rippen zu beklagen.“

    Pünktlich um 14 Uhr checkte sie problemlos ein und nutzte die Flugzeit dazu, sich über das Aktuelle Geschehen in Indonesien zu informieren. Nach der Landung brachte sie ein Taxi ins Hotel. Von dort brach sie zu einem Ausflug in den quirligen Sprawl von Jakarta auf. Sie vertrieb sich die Zeit mit touristischen Aktivitäten und aß im Ikan Rumah. Sie legte am Abend vor dem Treffen ihre Ausrüstung bereit und erschien 15 Minuten vor dem verabredeten Zeitpunkt am Restaurant.


    Sake war zu spät. Er hatte sein Schiff nach Peking verpasst und so stand er missmutig am Hafen von Bangkok. Er beschloss, dass er die Zeit nutzen würde, sich von seinem letzten Einsatz zu erholen. Zumindest soweit dies sein spärlicher Sold zuließ. Gedankenverloren spazierte der Ork mit sichtlichen chinesischen Wurzeln an den Kais entlang, während sein Seesack auf den muskulösen Schultern lastete. Ohne darüber nachzudenken zog er einen Flachmann hervor und ließ den scharfen Reisschnaps seine Kehle hinablaufen.
    Noch während er sich der wohligen Wärme erfreute, die sich in seinem Magen ausbreitete schreckte ihn das Piepen seines Handys aus seiner Jackentasche auf. Flachmann und Handy wechselten die Plätze. Er öffnete die erhaltene Nachricht und lass sie durch.
    „Jakarta…bin ich noch nie gewesen. Ich weiß eigentlich gar nichts darüber.“ Sein Blick schweifte über die Umgebung. Er ging zum nächsten Matrixaccess und holte sich die allgemeinen Informationen. Nach dem er dann bei dem leicht genervten Vertreter der Hafenauskunft eine Reisemöglichkeit klar gemacht hatte sandte er eine knappe Zusage an den Absender der Nachricht.
    So fand er sich wenige Tage später in Jakarta wieder. Er war noch immer sauer auf den Kapitän, der ihm für die Reise eine stolze Summe abgeknöpft hatte. So ging er erst mal in die nächste Bar und füllte seine Schnapsbestände auf. Auch wenn die Bar nicht gerade Touristen tauglich war, so blieb der Ork mit seinen 1,95 Metern Muskeln und dem grobschlächtigen Gesicht unbehelligt. Danach verschluckten die Menschenmassen Jakartas den Ork in seiner einfachen Arbeiterkleidung. Am Abend tauchte er wieder aus ihnen auf und erschien pünktlich am Ikan Rumah.


    Nicht einmal 100 km von Jakarta entfernt lag Cikampek, eine gewaltige Ansammlung heruntergekommener Wohnlöcher an der Grenze zum Slum. Der perfekte Ort, um nicht gefunden zu werden. Und Viper wollte nicht gefunden werden. Der unscheinbare Norm hatte sich so einquartiert, dass er alle Wege überschauen konnte und selber eine Vielzahl von möglichen Fluchtwegen zur Verfügung hatte. Auch wenn er in Europa geboren war, so hatte er sich mit der Zeit so perfekt angepasst, dass er nicht weiter auffiel. Die Nachbarn interessierten sich eh nur für die Leute, die Ärger machten.
    Er rief über die kleine SatStation seine Postfächer ab und fand schließlich das, worauf er gewartet hatte; eine Nachricht, die ihn ein weiteres Mal in die Schatten führen würde. Das es nach Jakarta gehen sollte war ihm egal. Genauso gut wäre er auch in den Sumpf oder den Dschungel gegangen. Hauptsache die Kohle stimmte. Da war es dann auch nicht mehr von Bedeutung, wer ihn anheuern wollte und gegen wen er in die Schlacht ziehen würde.
    Kurze Zeit später verlässt Viper gehüllt in einen schwarzen Overall zusammen mit seinem Alukoffer das Flussschiff in Jarkata und machte sich auf den Weg zum Ikan rumah.


    Wieder auf der anderen Seite des Pazifiks im Freestate California lag die Stadt Redding. Sie wurde als das Paradies für Schmuggler, Söldner und andere Glücksritter bezeichnet. Dort, in einem kleinen Wohnhaus lehnte sich ein alter Mann gemütlich auf einem großen Ottomanen, während ihm ein wesentlich jüngerer Araber einen Tee reichte.
    „Und Roland, wie war Afrika so?“ Der offensichtlich über siebzig Jährige rollt seine eisblauen Augen, bevor er mit einer Stimme antwortete, die von viel Alkohol und Zigarren zu einem leicht heißeren Kratzen verwandelt worden war: „Eindeutig zu heiß. Und langweilig. Aber die Bezahlung war in Ordnung. Scheiße, ich werde zu alt dafür so einem Geschäftsmann das Händchen zu halten. Ein Mann wie ich braucht einen lebhaften Ruhestand, sonst rostet die Pumpe ein.“
    Ein siegessicheres Lächeln breitete sich auf den Zügen des Arabers aus. „Wie gut, dass Du mich hast. Ich habe da was. Du musst aber eigentlich schon da sein.“
    Nachdenklich fuhr sich Roland über die Bartstoppeln, die auf seinem wettergegerbten Gesicht sprossen. Dann fragte er: „Und worum bzw. wohin geht’s?“
    „Kriegspiele in Indonesien.“ Kurz dachte Roland noch nach, dann reagierte er mit einem Achselzucken. „Hmmh... Indonesien. Da war ich noch nicht. Das Essen soll lecker sein. O.K. Bin dabei.“
    Etwas verwirrt blickte der Araber ihn an. „Willst Du nicht wissen wer da was warum und wann macht?“
    Roland winkte ab. „Ach ne, Das erfahre ich auch da noch früh genug. Warum die Spannung zu Nichte machen?!“
    Zögerlich übergab ihm der Araber einen optischen Chip. „Wie Du meinst. Hier ist dein Flugticket, Hotelreservierung und wo du dich zu melden hast.“ Roland nahm ihn entgegen. „K.“
    Nach einer weiteren Viertelstunde Geplänkel verabschiedete sich Roland von Alhabach und machte sich eiligst zu seinem Zimmer im „Pentagon“. Er hatte wenig Mühe, seine Ausrüstung zusammenzukramen, da er sie wie immer für die jeweiligen Einsätze vorsortiert in Sporttaschen von Ares aufbewahrte. Während er eine rote und eine grüne Sporttasche schulterte und noch einige wenige Dinge hinzufügte schrieb er mittels seines kybernetischen Telefons eine Nachricht an seine Frau. Auch wenn diese grade irgendwo in Europa weilte, wollte er doch höfflich sein. Immerhin gehörte sich das ja bei frisch Verheiratete.
    Wenige Stunden später raste Roland in einem Flieger aus San Francisco nach Jakarta. Hier fand er Gelegenheit, einen Blick auf den Inhalt des Chips zu werfen. „Hmmh, ikan rumah, klingt nach ner magischen Krankheit. Na ja, ich bin ja geimpft.“ murmelte er vor sich hin, während er sich zum einen darüber ärgerte, dass er gezwungen war Touriklasse zu fliegen und somit seine mehr als zwei Meter Körperlänge in den viel zu kleinen Sitzplatz quetschen musste und zum anderen eine aktuelle Karte von Indonesien für sein GPS herunter lud.
    „Passt nur auf da unten. Hier kommt der hässliche Lange.“ dachte er, als der Flieger landete. Trotz seines Alters hatte er noch immer eine Statur, die eher einem Ork nahe kam, als der eines Menschen, und so brauchte es etwas, bis er sich aus dem Sitz geschält hatte. Aus dem Flughafengebäude kommend pfiff er sich ein Taxi ran und beorderte es zum Hotel. Kaum war es los gefahren bekam er den ersten Kontakt mit dem Verkehr von Jakarta. Fluchend aber ziemlich hilflos musste er miterleben, wie sich das Taxi durch die völlig verstopften Straßen quälte. Als er schließlich am Hotel ankam warf er seine Taschen hinein und machte sich eiligst zu Fuß zum Treffpunkt.

  • 1: Verhandlungen


    Der Kern des Sprawls schimmerte am Abend wie ein Kaleidoskop aus Laserlicht.
    Breite Straßen und Alleen durchzogen die zentralen Distrikte der Stadt. Überall erhoben sich die mächtigen Gebäudekomplexe aus Stahl, Chrom und Glas. Auch der riesige Präsidentenpalast und das Nationaldenkmal ragten hervor.
    Abends war die Hitze des Tages einer angenehmen Kühle gewichen und somit begann das eigentliche Leben im Sprawl. Die Märkte waren erfüllt von Menschen und Läden, die im Lichte der Neonreklamen ihre unterschiedlichen Waren feilboten. Wie eine riesige vielgliedrige Schlange wogten die Menschenmassen durch die labyrinthartigen Gassen, die sich durch ganz Jakarta zu erstrecken schien. Dies alles war in einem exotischen Mix aus Lärm und Gerüchen gehüllt.


    Das Ikan Rumah war ein Fischrestaurant im Norden des Sprawls, direkt am Yachthafen. Es lag still und leer vor den eintreffenden Söldnern. Durch eine Art Gartentor kamen die 4, die schon da waren auf das Gelände, während Roland noch über den ebenfalls leeren betonierten Platz vor dem Restaurant hastete. Er sah, wie die anderen das Tor durchquerten und legte noch einmal etwas Tempo zu. Von hinten konnte er sehen, wie die anderen von einem gut gekleideten Indonesier in Empfang genommen und in den hinteren Teil des Restaurants geführt wurden.
    Im hinteren Teil des Restaurants, der auf Pfählen lagerte und so halb in den See mit dem
    Yachthafen darin ragte erwartete die fünf ein einzelner älterer Herr. Er saß als einziger Gast im Lokal an einem reich gedeckten Tisch und trug eine Offiziersuniform der Streitkräfte Indonesiens, die er so tadellos trug, dass es als Foto ins Militärhandbuch übernehmen konnte. Er erhob sich und deutete einladend auf die Tafel. Der Kellner, der sie hinein geleitet hatte verschwand nach hinten. „Guten Abend. Setzen sie sich doch.“ lud sie ihr Kontaktmann ein. Gelassen nahm er selbst wieder Platz und meinte, während alle Platz nahmen: „Ich denke es ist am Besten, wenn wir noch warten, bis alle eingetroffen sind. Vielleicht wollen sie sich mir bis dahin persönlich vorstellen und oder etwas trinken?“


    Kentaro ergriff als erster das Wort. Mit breitem und sichtlich falschem Grinsen sagte er: „John Smith, Autoverkäufer.“ Nach einer winzigen Pause fügte er hinzu: „Spaß bei Seite. Ich höre auf den Namen Kentaro. Das muss genügen.“


    Sake hatte zunächst seinen Seesack abgenommen und sich verneigt. „Mein Rufname ist Sake.“ stellte er sich vor, „Vielen Dank für Ihre Einladung.“ Lächelnd setzte er sich und ließ sich vom wieder erschienen Kellner etwas Hochprozentiges bringen.


    Viper beließ es bei seiner Vorstellung einfach bei seinem Namen.


    Fire hatte schon auf dem Weg ins Restaurant ihre drei Begleiter eingehender gemustert. Nun beendete sie dies und verneigte sich leicht vor dem Offizier, während sie sich setzte. „Sie können mich Fire nennen und in der Tat wäre eine Tasse Schwarztee sehr zuvorkommend.“


    Während sie sich nach zurück lehnte und mit gefalteten Händen auf Weiteres wartete, erschien Roland. Er hatte die letzten Schritte wieder gemächlich angehen lassen und wirkte nicht so, als hätte er sich besonders verausgabt. Ein entschuldigendes Nicken in die Runde sendend setze er sich. „Hallo zusammen. Ich bin Roland, Roland Deschain. Ober, einen doppelten Whiskey, wenn’s nichts ausmacht.“ Noch immer über Kentaros Vorstellung schmunzelnd hebt er zum Gruße eine Hand.


    Der Offizier hatte die Vorstellungen mit unbewegter Mine und jeweils einem kurzen Nicken gewürdigt. Als dann die Getränke verteilt waren und auch das Personal wieder verschwunden war, kam er zum wesentlichen Teil des Treffens: "Wahrscheinlich sind sie das erste Mal in Indonesien. Jakarta ist wie jeder andere Sprawl auch; dreckig und unübersichtlich.
    Aber der Ort an den sie gehen werden, ist eine ganz andere Welt als diese hier.
    Ich werde ihnen nun im Folgenden den Kontrakt vorstellen, den ich ihnen anzubieten gedenke. Natürlich erfahren sie nur oberflächliche Informationen, die sie dann ihrer Erfahrung angemessen abwägen können. Ich gebe ihnen anschließend bei einem kleinen Desert in diesem ausgezeichneten Fischrestaurant, die Gelegenheit über das Gesagte nachzudenken und werde ihnen alles Nötige offenbaren, wenn sie sich dazu entschließen, auch weiterhin meine Gäste zu bleiben. Die Operation die sie ausführen sollen, wird sie in den javanischen Dschungel führen, einige Flugstunden von hier entfernt. Sie werden einen harten Marsch hinter sich bringen müssen, mit allem was dazu gehört. Ihr primäres Operationsziel ist die Extraktion einer Zielperson aus einem Militärgefängnis, das sie am Ende ihres Dschungelmarschs, hoffentlich erreicht haben. Das sekundäre Ziel ist es die Zielperson in Sicherheit zu bringen, wozu ich ihnen alles weitere dann noch erläutern würde. Wegen der Transportmittel ist es wichtig, dass einer von ihnen über die Fähigkeit verfügt ein Flugzeug zu fliegen, oder über ein Talentleitungssystem verfügt, für das wir dann die entsprechende Software zur Verfügung stellen würden. Der Kontrakt endet, sobald sich die Zielperson in unserer Hand befindet. Bei der Übergabe wird jedem von ihnen ein Credstick mit der Summe von 50000Nuyen übergeben und dafür gesorgt, dass sie zu einem beliebigen Ort innerhalb Indonesiens transportiert werden.“


    Kaum hatte er geendet, kamen die Kellner wieder und servierten verschiedenste Gerichte aus dem Meer vor den dort sitzenden aus. Kaum war das geschehen, verschwanden sie wieder und der Offizier bot ihnen mit einem höflichen „Selamat makan“ an, es ihm gleich zu tun und begann zu speisen.


    Viper stand der Sinn jedoch nicht nach Essen, sondern stellte gleich seine Fragen: „Zunächst die Rahmenbedingungen. Gibt es Einschränkungen im Hinblick auf das Timing oder den Zustand der Zielperson? Gibt es spezielle Rahmenbedingungen - beispielsweise eine Verdrahtung der Zielperson oder andere Umstände, die einen Abtransport über den normalen Schutz hinaus blockieren?
    Ansonsten würde ich bereits an dieser Stelle zu einer VTOL-Fähigen Maschine raten, um eine größere Flexibilität zu erreichen. Stehen alternativ ein Heli oder eine Vektorschubmaschine zur Verfügung?“


    Nachdem er die Bissen in seinem Mund herunter geschluckt hatte antwortete der Offizier: „Die Zielperson sollte in einem transportablen Zustand sein.
    Ich denke nicht, dass sie bisher über die Maßen hinweg gefoltert worden ist. Das Gebiet in das sie reisen müssen können sie ohne Bedenken als "Feindesland" einstufen, d.h das sie nur max. bis zu 100Km mit dem Fluggerät an das Gefängnis heran kommen. Abgesehen davon sind die Flugplätze im Dschungel äußerst rar, selbst für eine VTOL Maschine. Trotzdem wird ihnen eine solche zur Verfügung stehen. Es ist ein älteres Modell, aber die Maschine ist gut in Schuss. Eine Vektorschubmaschine o.ä Gerät steht für ihren Einsatz nicht zur Verfügung, aber wenn der Pilot seine Sache ordentlich macht, werden sie mit dem Fluggerät auch keinen Kampfeinsatz machen müssen, da sie ja außerhalb des vom Feind kontrollierten Gebietes landen. Der Abtransport der Zielperson wird dann auf andere Weise geschehen, d.h dass sie nicht wieder den Dschungel zu durchqueren brauchen, wenn sie auf dem Rückweg sind.
    Um ihnen die Situation noch etwas besser offen zulegen;
    sie können damit rechnen, dass das Gefängnis gut bewacht ist, aber einer kleinen Einsatztruppe, wie der ihren, könnte es gelingen rein und wieder raus zu kommen. Sie sollten allerdings vorerst darauf verzichten mit wehenden Fahnen das Gebiet des Feindes zu betreten, denn es handelt sich hierbei um Militäreinheiten, die über genügend Ressourcen verfügen, um sie auf lange Sicht festzunageln.
    Beantwortet das in etwa ihre Fragen, Mr. Viper?"


    Viper nickte. „Das Essen ist übrigens sehr gut.“ Zur Bestätigung nahm er einen weiteren Bissen.


    Sake erfreute, was er da zu hören bekam. „Der Kontrakt ist mir auf den Leib geschneidert. Wie hoch wird der Vorschuss sein?" fragte er, während er mit der linken Hand auf die Tischplatte trommelte.


    „Ein Spesenkonto wäre kein Problem. Wären 10000 Nuyen dafür ausreichend?“ kam die Antwort des Offiziers. Sake bestätigte dies mit einem Nicken und auch sonst erhob sich kein Protest.


    Fire hatte sich die Zeit gelassen, ihre Mahlzeit zu beenden und wandte sich nun an den Auftraggeber: „Nun da ich den genauen Einsatzpunkt nicht kenne, kann ich auch nichts dazu sagen, ob wir dort überhaupt landen und wieder abheben können. Sollte es jedoch, wie ich vermute, mitten im Dschungel sein, so kann man eine Beschädigung nicht ausschließen und damit hätten wir eine zusätzliche Person mitzuschleppen. Sollte einer hier gut fliegen können ist es kein Problem das Flugzeug mehr oder minder sanft in einem Flusstal zu landen. Notfalls kann ich das auch übernehmen.
    Einen Absprung halte ich nicht für sinnvoll, da wir doch recht viel Ausrüstung mitnehmen müssen. Grob geschätzt 40 oder mehr kg und ich habe ganz ehrlich wenig Lust in einer Dschungelhölle zu landen. Daher spreche ich mich für die vorgeschlagene Lösung aus.
    Was mich allerdings noch interessieren würde ist der Abtransport. Ihren Worten nach zu urteilen werden wir auf eine andere Weise den Abtransport antreten. Nur wie würde mich noch interessieren.“


    Der Offizier wandte sich an Fire und antwortete: „Ich verstehe, dass sie bei einem derartigen Einsatz möglichst genaue Parameter brauchen. Und ich denke sie verstehen auch, dass ich nicht alles ausplaudern kann, bevor der Kontrakt steht, obwohl es ja so aussieht, als seien die Meisten von ihnen dazu bereit die Operation auszuführen. Sie werden die Maschine auf dem letzten von mir kontrollierten Flugfeld, vor dem vom Feind kontrollierten Gebiet landen, was ungefähr einer Strecke von 100km zum Gefängnis bedeuten würde. Um das Wohl unseres Einsatzgerätes brauchen sie sich dann keine Sorgen mehr zu machen. Natürlich könnte ich auch einen Piloten stellen, aber mir ist sehr daran gelegen, dass so wenig Personen wie möglich von der ganzen Sache erfahren. Einen Absprung o. ä. kann ich ihnen nicht empfehlen, wegen der zusätzlichen Komplikationen, Ausrüstungsgewicht und auch der Tatsache, dass ich unter diesen Umständen keinen Piloten zur Verfügung stellen könnte. Der Abtransport wird, wie gesagt, auf andere Weise stattfinden. Ich kann ihnen soviel sagen, als dass das Gefängnis in der Nähe einer Küstenstadt liegt, von der aus sie mit einem Frachter Java vorerst verlassen würden u sich dann bei einem festgelegten Punkt mit mir zu treffen, wo dann die Übergabe stattfinden würde. Auf dem Frachter befindet sich eine kleinst mögliche Rumpfcrew aus meinen Leuten, die einzig und alleine den Befehl haben sie und die Zielperson abzutransportieren und nichts Näheres über ihre Operation wissen. Wo sie das Schiff finden etc. würde ich ihnen dann alles mitteilen, bevor sie losziehen. Also, was meinen sie?“


    Kentero ergriff das Wort und fügte noch seine Überlegungen hinzu: „100km bedeuten etwa 3 bis 5 Tage Marsch, nicht eingerechnet die Zeit die man benötigt um etwaige Streifen zu umgehen. Alles in allem kann man mit etwa 7 Tagen Marsch rechnen. Die Person ist transportfähig. Dass heißt, sie muss getragen werden was die Extraktion zusätzlich erschwert. Wir haben *maximal* einen Vorsprung von 8 Stunden wenn wir die Person nach dem letzten Appell abends und vor dem Morgenappell herausholen, weniger, wenn die Person eine Elektronische Fessel trägt. Mich würde jetzt tatsächlich interessieren wie die Extraktion vonstatten gehen soll, ehe ich mich entscheiden kann. Und wie weit ist die Küstenstadt entfernt? “


    Ruhig und sachlich beantwortete der Offizier die Fragen, soweit er wollte und konnte: „Das Gefängnis befindet sich einige Kilometer nordwestlich von der Stadt entfernt, aber es existiert, zumindest nach indonesischen Verhältnissen, eine gut befahrbare Straße zwischen den beiden Orten. Über das Gefängnis kann ich ihnen relativ viele Informationen zur Verfügung stellen, über das Zielgebiet leider nur ungenaue.“


    Kentaro lächelte und sagte: „Ich werde mich beim Dessert darüber entscheiden und mir bis dahin sämtliche Fakten auf der Zunge zergehen lassen.“


    Roland hatte bisher ruhig auf seinem Stuhl gesessen und über seinen Whiskey hinweg die Geschehnisse beobachtet. Er hatte die Stirn in falten gelegt und wirkte nicht vollkommen überzeugt. „50k? Mann, ich hoffe die Sache wird nicht auch noch langweilig. Schlecht bezahlt ist sie schon!“ ging es ihm durch den Kopf, aber davon ließ er sich erst einmal nichts anmerken. Stattdessen wandte er sich mit anderen Fragen an den Offizier: „Drei Dinge. Erstens: Wenn sie den Chip stellen, kann ich die Mühle fliegen. Wie Umfangreich ist den die Talentsoft? Zweitens: Wenn das Gefängnis so nahe an der Küstenstadt liegt, wäre da nicht eine Infiltration von See aus besser? Da würde mich die Sicherheit sehr interessieren. Und drittens: Wem untersteht das Gefängnis? Und warum ist die Zielperson da drin?“


    „Sind besondere zeitliche Einschränkungen zu beachten - gibt es Deadlines?“ fügte Viper hinzu.


    Fire ging in der Zwischenzeit das Gesagte durch den Kopf. Sie rechnete sich aus, dass sie bei zwei Wochen Arbeit mit etwa 3.000 Nuyen rechnen konnten. Dies war für sie in Ordnung. „Ich hoffe nur, dass der Auftrag nicht so wird, wie mein letzter Befreiungsauftrag in Aztlan.“ dachte sie bei sich. Da ihr Auftraggeber noch mit seiner Mahlzeit beschäftigt war und somit nicht antworten konnte, sagte sie laut: "Gut, eine Landung auf einem Flugfeld ist auch sehr viel angenehmer und nicht allzu auffällig. Ich würde ihrem Auftrag prinzipiell zustimmen.“


    Nun konnte der Offizier ihnen antworten, ohne sich um die Sittlichkeit Sorgen zu machen: „Eine Deadline gibt es eigentlich nicht, aber mir wäre es recht, wenn die Sache zügig voran geht. Das Gefängnis gehört dem Militär und wird auch von diesem geleitet. Derzeit hat Major Mayun dort das Kommando, ein ziemlicher Hardliner, wenn sie mich fragen.
    Eine Annäherung von See her ist im ersten Augenblick sicher dem Dschungel vorzuziehen, aber im Endeffekt, denke ich, dass sie mit der Dschungeltour besser fahren würden. Eintreffende Schiffe werden sehr genau unter die Lupe genommen u die Organisation ein Schiff aufzutreiben etc. wäre auch eine etwas größere. abfahrende Schiffe sind hingegen nicht so gefährdet und unsere Leute haben dort ja schon alles für sie vorbereitet. Abgesehen davon sparen sie sich damit schon mal eine Begegnung mit den indonesischen Hochseepiraten, die z.Z wieder sehr aktiv sind. Die Stadt selbst enthält eine Garnison der Armee, aber die Stimmung ist eher so, dass man versucht Eindringlinge, meist Piraten oder Schmuggler, von der Annäherung zu See her abzuhalten, als sich auf die Verteidigung des Hinterlandes zu konzentrieren, zumal das Hinterland ja faktisch unter deren Kontrolle liegt. Natürlich werden sie überall auf Gegenwehr stoßen, wenn sie auffallen, aber das dürfte in ihrem Job ja an der Tagesordnung liegen. Die Talentsoft sollte ausreichend sein, um die von mir gestellte Maschine sicher wieder runter zu bringen.“
    Er machte eine kurze Pause, um dann hinzuzufügen: „Ich hoffe, dass diese Informationen ausreichen, um ihre Entscheidung zu positiveren. Einige Dinge kann ich ihnen allerdings nicht offenbaren, aber mit solchen Haken haben sie sicherlich schon oft gearbeitet.
    Also, was sagen sie?“


    Mit sichtlichem Genuss hatte sich Kentaro über seinen Nachtisch hergemacht. Nun stellte er das Schüsselchen ab und antwortete: „Ich bin dabei. Können Sie Ausrüstung militärischer Güte beschaffen? Sprengstoff mit Zündern zum Beispiel.“
    Viper hatte im Gegensatz zu Kentaro noch Fragen, die er beantwortet wissen wollte: „Mir fehlen zur Zustimmung noch einige wichtige Informationen. Welche Positionen im Team werden von den Anwesenden besetzt, welchen Erfahrungsstand haben die Teilnehmer und wer wird das Team führen?“ Gleich darauf fügte er seine Vorstellung mit an: „Der Auftraggeber dürfte ohnehin in etwa wissen, wen er angeheuert hat - daher fasse ich mich kurz: mein Rufzeichen ist Viper, meine Aufgaben sind üblicherweise Recon, Scout und Sniper. Ich habe umfassende Einsatzerfahrung - unter anderen auch im zu erwartenden Geländetyp.“


    Fire stellte sich als nächste vor: „Nun wie bereits erwähnt dürft ihr mich Fire nennen. Wer das Team leitet können wir nachher doch noch gerne unter uns ausmachen.
    Ach ja ich kann ohne weiteres die Position eines Schützen einnehmen. Erfahrungen habe ich sowohl bei ähnlichen Militäreinsätzen wie diesem hier gemacht als auch bei den verschiedensten taktischen Kampfeinsätzen. Meist habe ich in kleinen Teams mit maximal 10 Mitgliedern gearbeitet und dabei die verschiedensten Länder kennen gelernt. Auch wenn ich zugeben muss, dass der letzte Dschungel-Einsatz ein knappes Jahr her ist.“


    Kentaros Lippen umspielte plötzlich ein feines Lächeln und er wandte sich an Viper: „Recon und Scout, ja? Also Kundschafter und Kundschafter?“ merkte er süffisant an. Dann stellte er sich selbst vor: „Ich heiße Kentaro, habe etwa 4 Jahre in solch idyllischen Plätzen verbracht, anfangs als Point-man, später als Truppführer.“


    Roland erhob seine raue Stimme, zunächst an den Offizier gewandt: „Ich dachte da eher an ein kleines U-Boot, wie den Korallen -Taucher. Zur Not schwimmen wir zur Küste. Vorteile: 1. Schnellere Erledigung des Auftrages, 2. Höhere Sicherheit, da wir den Rückweg kennen. 3. Wir haben eine Fall-Back-Option, falls es wider Erwarten Probleme mit unserer geplanten Rückfahrgelegenheit Probleme gibt.“ Dann erst wandte er sich an den Rest: „Ja, also ich bin wie gesagt der Roland, komme aus dem UK und bin halt jetzt hier. Ich habe schon in unterschiedlichsten Klimazonen gearbeitet, obwohl meine Präferenzen eher im urbanen Sektor liegen. Aber bitte glauben Sie mir, so ein Dschungel ist mir nicht unbekannt. In früheren Teams war ich eher auf Infiltration und Öffentlichkeitsarbeit festgelegt, kann aber genauso gut ein Schweres Kaliber bedienen, Matrixsysteme mit erlaubter bzw. unerlaubter Anwesenheit beglücken oder auch mal Riggen, aber das bei weitem nicht so gut wie ein gestandener Profi dieses Fachs.“
    Mit einem verschmitzten Lächeln sagte er noch: „Das einzige, was ich mit absoluter Sicherheit nicht kann, ist Zaubern, aber ich habe mir auf diesem Gebiet auch gröbere Grundkenntnisse angeeignet.“
    Das Lächeln gefror, als sein Blick zwischen Kentaro und Viper hin und her ging. „Das zwischen Kentaro und Viper fängt ja schon gut an. Der eine setzt sich in die Dornenbüsche beim Scheißen und der andere schickt davon auch noch Ansichtskarten. Na ja, halten wir mal lieber ein Auge drauf.“ notierte er sich gedanklich.


    Viper ließ Roland gerade Zeit genug, um diesen Gedanken fertig zu denken, als er Kentaro mit einer Antwort bedachte, die jedem klar machte, dass er es leid, war, solche Diskussionen zu führen: „Die Unterschiede, Kentaro, liegen in der Einsatzdoktrin - insbesondere in den Bereichen Selbstständigkeit, Feindbehandlung, Aufgabenbereiche und Größenordnung der zugehörigen Einheit. Aber wen interessieren schon Details... Hauptsache Rückendeckung und Aufklärungsdaten sind da, wenn man danach ruft.“


    Roland beeilte sich den aufkeimenden Streit zu beenden und das Thema wieder auf etwas Produktives zu lenken. „Ganz dieser Meinung. Und auch Ihnen Fire muss ich hier eindeutig recht geben, ich denke diese Aufteilung sollten wir wirklich später angehen. Mich interessieren erst mal weitere Infos zum Auftrag selber, da diese mit entscheidend für die spätere Teamstruktur ist.“
    Ihm fiel auf, dass er der einzige Mensch unter den Fünfen war, der nicht im Zwist war. „Verdammt, ich gehöre zum falschen Metatypus!“ ärgerte er sich.


    Mitten in seine Gedanken raunte Kentaro: „Die Idee mit dem U-Boot ist gut, aber wenn der Typ wirklich nur "transportfähig" ist, wie willst du denn in die Luke reinkriegen? Und was wenn einer das Boot findet?“


    Bevor Roland darauf antworten konnte unterbrach ihn Sake: „Gutes Essen.“ Er unterdrückte ein Aufstoßen, um dann fort zu fahren: „Sake, wie schon erwähnt. Söldner von Berufung - Scout. Habe ein wenig Dschungelerfahrung.“


    Fire wurde es nun zu bunt. Pikiert wandte sie sich an die beiden Streithähne. Mit schneidender Stimme sagte sie: „Jungs entweder ihr lasst eure Streitereien sein oder das Ganze läuft ohne mich. Wenn ihr euch streiten wollt, dann macht das nach dem Auftrag.“
    Sie wandte sich dann allen zu: „Wie gesagt würde ich das Flugzeug und den Flugplatz vorziehen. Abgesehen davon, dass ich nicht glaube, dass es einfacher ist so anzulanden und vor allem auch die Ausrüstung sehr minimiert werden muss, halte ich es für sicherer sich durch den Dschungel durchzuschlagen. Die Gefahr der Entdeckung ist geringer, sowie auch der Aufwand bedeutend geringer.“


    Der Offizier hatte eine Weile stumm da gesessen und ihnen aufmerksam zugehört. Mit nachdenklicher Stimme antwortete er: „Hmm...
    Ich hoffe sie arbeiten als Team besser zusammen, als hier zu Tisch.
    Wie sie die Sache intern regeln, Befehlsgewalten und Aufgaben verteilen, das lasse ich ihre Sache sein.
    Zudem kann ich sie ja nicht zwingen, es auf dem Weg zu versuchen, den ich ausgearbeitet habe. Zur Not ließe sich vielleicht ein Mini-U-Boot organisieren, aber ich würde eher Ms. Fire zustimmen, es auf die bereits vorgestellte Art und Weise zu erledigen.
    Sie müssen sich nur einig werden und mir ihre Entscheidung, am besten bald, mitteilen. Die Talentsoft sollte ausreichend sein, um die von mir gestellte Maschine sicher wieder runter zu bringen.
    Sprengstoff und Dergleichen können sie von mir erhalten, das sollte kein Problem darstellen.
    Wenn der Kontrakt damit steht, könnte ich ihnen einen Datenchip aushändigen, auf dem sie alle nötigen Informationen finden. Falls dann noch Fragen auftreten, werde ich versuchen sie zu beantworten. Was meinen sie?“


    Viper und Kentaro antworteten unisono: „Bin dabei.“


    Fire schloss sich an: „Gut, bin dabei.“


    Roland musste schmunzeln. Er war beeindruckt, wie lammfromm die beiden Jungs waren. „Da soll noch mal einer sagen das Frauen das schwächere Geschlecht wären.“
    Laut sagte er: „Naja, versuchen kann man’s ja mal. Count me in Guys.“ Mit einem Seitenblick zu Kentaro murmelte er: „Ich hoffe, das wird kein Alptraum.“
    In seinem Kopf hatte er Kentaro längst abgeschrieben. „Wenn der mal Truppführer war, dann nur bei den Pfadfindern oder ähnlich wohl organisierten Spezialeinheiten. Ich wette sein Fähnlein war immer zuletzt am Lagerplatz. Und da brauchten die eine Sondereinheit Seelsorger wegen Kentaros wundervoll unnützen Kommentaren. Meine Güte, was für ein Ego-Mastrubant!!!“


    „Wie ich schon sagte - ich nehme an.“ bekräftigte auch Sake noch einmal seine Entscheidung.


    Roland wandte sich somit an den Offizier: „Sieht so aus, als wären alle an Bord. Dann mal her mit den Infos, bitte.“
    Dieser holte eine Aktentasche unter dem Tisch hervor. Nach dem er sie geöffnet hatte raunte Roland Kentaro zu: „Ich habe eher das Gefühl, das mit dem Boot, welches für die Flucht bereit steht was schief gehen könnte. Und ob wir jetzt nur wenige KM durch den Dschungel müssen oder uns auf mehrere Tage einrichten dürfen, ist für mich schon ein gewaltiger Unterschied. Außerdem wäre es ja damit auch möglich, außerhalb der Stadt anzulanden. Und den Typen kriegen wir mit Sicherheit darein. Zur Not durch die Laderampe.“
    Aber innerlich hatte er diesen Plan schon wieder verworfen.


    Der Offizier entnahm der Tasche ein kleines Etui, aus dem er einen einzelnen Chip herausnahm und ihn an sie weitergab. Nacheinander betrachteten die Fünf die Informationen.

  • 2: Vorbereitungen


    Schnell war die Quintessenz der Informationen aus dem Chip gebildet:
    Zum Zielgebiet:


    Terrain >> Dschungel, teilweise Gebirgsregionen, der eine oder andere Fluss ließ sich auch nur schwer umgehen.
    Das Gebiet stand unter direkter Kontrolle des indonesischen Militärs, an den Grenzen dieser Region kam es häufig zu Scharmützeln mit Splittergruppen der Java-Rebellen Untergrundbewegung.
    Keine größere städtische Siedlung im Zielgebiet, bis auf Jember, das am Hauptverkehrsweg zwischen der Küste Ostjavas und Zentraljavanischen Städten lag (ca. 250000Einw., Standort für einige große chemische Industriebetriebe, Sitz der regionalen Verwaltung und Politik, Garnison des Militärs)


    Zum Gefängnis:


    Derzeitiger Kommandant Major Mayun, galt als Hardliner im indonesischen Militär, im Gefängnis saßen zu der Zeit ca. 500 Häftlinge, viele davon politische Gefangene, Rebellen etc.
    Die Truppenstärke, die direkt dem Gefängniskommandanten unterstand lag bei ca. 50 Mann, zuzüglich einer Einheit (10Mann) der "Kopassus" (indonesische Kommando/Spezialeinheit).
    Magische Sicherheit eher gering, aber die Truppe nutzte entsprechende Critter um erwachte Eindringlinge frühzeitig zu erkennen, wahrscheinlich nur max. 1 Sicherheitsmagier aktiv.
    Technische Sicherheit schwankte je nach Gefängnisblock, der Block in dem die Zielperson lagerte (Block C, Zelle 24) hatte eine relativ hohe technische Sicherheit, aber dennoch kaum Drohnen oder ähnliches.
    Die Truppe verließ sich eher auf die relative Unzugänglichkeit des Geländes, Suchscheinwerfer und massiven Waffeneinsatz in Alarmfällen.
    Auf dem Chip fanden die angeheuerten Söldner zusätzlich, dass die Dock Nr und den Schiffsnamen eures Fluchtfrachters (Nr 13 und Name: Kembalinya), Name des Kapitäns, der auch ihr Kontaktmann sein würde lautete "Ao"
    Name der Küstenstadt, in deren Nähe das Gefängnis lag lautet:
    Banyuwangi (Ostküste Javas, gegenüber von Bali)


    Der Auftraggeber folgte den Erörterungen und Beratschlagungen des Teams bezüglich der Ausrüstung, die sie noch brauchten. Bald darauf präsentierte ihm Roland die auf einem Datenpad zusammengestellte Liste. Sie bestand vor allem aus Munition, aber auch Sprengstoff und ein wenig technische Ausrüstung war darunter, wie z.B. Störsender und Werkzeug für Roland. Bedächtig blätterte dieser die Liste durch. Er nickte und meinte dann: „Ja, das ließe sich sicherlich besorgen. Wenn sie mir bitte folgen würden.“


    Der Offizier führte sie zu einer kleinen Yacht, die im Yachthafen vor Anker lag. Dort wurden sie von dem Adjutanten des Offiziers erwartet. Dieser erhielt die Liste und begann die Positionen auf der Liste abzuarbeiten, in dem er die gewünschten Dinge aus Frachtkisten in der Yacht holte und sie entsprechend verteilte.
    Im Wasser des Sees spiegelte das licht aus den dahinterliegenden Villen, als sich der Auftraggeber noch einmal an sie wandte: „Vor dem Restaurant wird ein Wagen auf sie warten.
    Mein Adjudant wird zu zum Sukarno Hatta fahren, von wo aus sie mit ihrer Maschine starten werden. Mein Adjudant wird sie bis zum Flugfeld begleiten und alle Formalitäten für sie klären. Die Zielkoordinaten sind im Navigationssystem der Maschine gespeichert. Danach sind sie, wie gesagt, auf sich alleine gestellt. Captain Ao wird bis dahin darüber informiert werden, wo er sie abzuliefern hat. Wenn es sonst nichts weiter gibt, wünsche ich ihnen ein gutes Gelingen.“


    Während Sake sich mit einer Verbeugung verabschiedete, hatte Roland noch eine Bitte: „Danke sehr. Auch Ihnen viel Glück. Ich möchte Sie jedoch bitten, den Aufbruch noch um ca. 1 std. zu verschieben, damit wir etwas Zeit haben die Informationen hinsichtlich Teamstruktur und Aufgabenverteilung eingehender zu analysieren. Dieses Datenpaket ist doch ein bisschen zu umfangreich um es unbesprochen zur Kenntnis zu nehmen. Ich hoffe, Sie haben dafür Verständnis.“ Ganz nebenbei hatte er aber auch die Hoffnung, so noch Zeit zu haben, seine Ausrüstung aus dem Hotel zu holen.


    Der Offizier nickte leicht: „Ich verstehe. Nehmen sie sich die Zeit. Das Restaurant bleibt für heute sowieso geschlossen. Sobald sie abfahrt bereit sind, geben sie meinem Adjutanten ein Zeichen. Er wird draußen im Wagen auf sie warten. Danach wird er sie zu den Standorten fahren, an denen sie ihre private Ausrüstung abholen und anschließend zum Flughafen.“
    Nach dem sich alle von ihm verabschiedet hatten, zog sich dieser in das Innere der Yacht zurück.


    Noch einmal überprüften die Söldner ihre Ausrüstung und alle waren zufrieden. Sake läutete den nächsten Programmpunkt ein, während sich alle auf den Weg zurück ins Lokal machten: „Ich bin bereit. Ich habe keine Besorgungen mehr zu machen. Reden wir über uns und die Daten, die wir haben.“


    Als alle wieder Platz genommen hatten ergriff Fire das Wort: „Nun hat irgendjemand schon Ideen wie genau wir unser Paket dem Lager entreißen wollen?“


    Roland hatte sich zunächst einmal hingesetzt und eine ziemlich dicke Zigarre der Marke „La Aurora Preferidos 1903“ mit einem Strichholz entzündet. Während er langsam und genüsslich den Rauch einsog und sich die beinah hundert Nuyen teure Zigarre schmecken ließ fasste er seine Sicht der Dinge zusammen: „Nun, mir fallen spontan 3 Möglichkeiten ein, die jetzt zur Disposition stehen. 1. Wir benutzen brutale, direkte und ungebremste Gewalt. 2. Wir schleichen uns rein. 3. Wir infiltrieren das Gefängnis. Gegen Punkt 1 spricht selbstverständlich die Feindesstärke. Wäre nicht einfach uns da den Weg frei zu schießen. Besonders, da uns schwereres Gerät fehlt. Reinschleichen ist da schon eher eine Option, besonders da die mag. Sicherheit wohl eher gering ist. Da wäre natürlich zu diskutieren, wie die Fähigkeiten des Einzelnen auf dem Gebiet aussehen. Ich kann von mir nur sagen, dass ich diese Sache recht gut beherrsche. Zu Punkt 3 wäre dann noch anzumerken, dass diese Sache natürlich am Anfang schwieriger ist als das reine Reinschleichen, aber uns natürlich bei Erfolg weit mehr Möglichkeiten eröffnet. Hier kann ich sagen, dass mir ein solches Vorgehen noch am ehesten liegt und ich darauf auch sehr spezialisiert bin. Für mich persönlich wäre zum jetzigen Zeitpunkt eine gesunde Mischung aus Schleichen und Infiltration. Um eine Infiltration zu ermöglichen wäre jedoch noch ein geringes Maß an weiterer Vorbereitung nötig. Dazu gehören spezifische Infos über Abläufe innerhalb des indonesischen Militärs sowie eine Uniform der indonesischen Streitkräfte. Diese zu besorgen, sollte keine Schwierigkeit sein. Spricht hier eigentlich noch jemand außer mir Indonesisch?“ Entspannt lehnte er sich zurück und wartete auf die Kommentare seiner neuen Mitstreiter, während er sich auf den Genuss von Zigarre und Whiskey freute.


    Sake antwortete mit Kopfschütteln. „Kein Indonesisch. Infiltration ist nicht mein Gebiet. Aber den Teil mit dem Schleichen könnte ich übernehmen. Wenn die Kameraden es wünschen, gebe ich eine Kostprobe davon. Ansonsten hast du wohl Recht. Diejenigen, die beides nicht gut beherrschen, müssen entweder von den anderen mit reingebracht werden oder unseren Rückzug decken, falls etwas schief läuft.“


    Fire verzog das Gesicht, als die ersten Schwaden von Rolands Zigarre ihr entgegen schwebten. Dann teilte sie Ihre Meinung mit: „Nun ja wie schon gesagt dürfte die erste Möglichkeit entfallen, da sie wahrscheinlich auch noch schweres Gerät haben. Zumindest werden Maschinengewehre, gepanzerte Fahrzeuge und Hubschrauber vorhanden oder doch wenigstens in Reichweite sein. Also stimme ich in diesem Punkt Roland zu. Die Infiltration stelle ich mir allerdings schwieriger vor als du. Erstens sind die hier, wie in ganz Asien, wahrscheinlich nicht sonderlich gut auf Metas zu sprechen.“
    Dabei blickte sie kurz zu Sake und deutete auf sich selbst. Weiter führte sie aus: „Außerdem spricht wohl kaum einer von uns fließend Indonesisch. Ich kann zwar einen Chip benutzen, aber das macht das Ganze noch lange nicht glaubhaft. Eine Mannschaft von 50 Mann ist auch überschaubar und die kennen sich wahrscheinlich alle. Also müssten wir Masken etc. anfertigen, wozu uns hier wohl die Mittel fehlen. Allerdings wären indonesische Uniformen ganz nett, da sie uns ein paar Sekunden erkaufen könnten. Also läuft es im Endeffekt auf das Einschleichen hinaus. Wie ich sehe haben wir hier fast ausnahmslos erfahrene Schleicher.“ Bei diesen Worten kam ein Lächeln über ihr Gesicht.
    Sie sagte weiter: „Was ich vorschlagen würde wäre eine Ablenkung in Kombination mit dem Einschleichen. Wir streuen falsche Infos, dass ein Anschlag geplant ist um die Anlage zu sabotieren oder irgendeine andere Sache geplant ist. Eine Gruppe versucht sich auch daran und bindet damit Truppen, die andere holt den Kerl raus und begibt sich in Richtung Küste. Das ist zwar für die Ablenkung riskant, aber wir könnten vielleicht ein paar drittklassige Runner anheuern um als Ablenkung zu fungieren. Was haltet ihr davon?“


    Schließlich ließ auch Viper seine neuen Kollegen an seiner Sicht der Dinge teilhaben: „Die erste Variante fällt wohl aus - wenn alles schief geht, kommt es vielleicht auf dem Abmarsch dazu...
    Wichtiger ist aber, dass man die Varianten durchaus Kombinieren kann. Ein Infiltration oder verdecktes Eindringen, gedeckt durch getäuschte Angriffe - einen vermeintlichen Rebellenüberfall, Anschläge, Heckenschützen ... irgendetwas, das die gewohnte Ordnung durcheinander wirft und vermeintlich Fremde weniger auffallen lässt.
    Ich spreche einige Dialekte hier aus der Gegend - als Infiltratoren sind wird aber alle nur teilweise geeignet. Eurasier fallen hier praktisch immer auf und selbst nach etlichen Jahren in der Region taucht man nicht vollständig unter.“


    „Ein Ablenkungsmanöver birgt auch immer das Risiko, das der Gegner nicht darauf hereinfällt und stattdessen in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt wird.
    Wir müssen es also geschickt anstellen. Das Lager muss für eine Weile von Teilen seiner Truppe entblößt werden, um den Eindringenden bessere Chancen zu geben, nicht entdeckt zu werden. Wir sollten das Team daher aufspalten. Ich schlage 2 zur Ablenkung und 3 zum Eindringen vor. Ich stelle mich für beide Teams zur Verfügung, auch wenn ich für die zweite Aufgabe wahrscheinlich geeigneter bin.“
    schlug Sake vor.


    Fire war anderer Meinung. „Das Problem dabei wenn wir die Ablenkung selbst machen ist, dass das ein Selbstmordkommando ist. Die Militärs haben die bessere Ausrüstung, mehr Ressourcen und Terrainvorteile, da die dort seit Jahren durch den Dschungel robben. Wenn sich hier zwei finden, die das machen wollen bitte. Aber dann sollten wir vorher klären wem wir dann euren Anteil überweisen sollen.
    Mich auf jeden Fall kriegt ihr nicht in das Ablenkungsteam. Es gibt mit Sicherheit genug Leute in Indonesien die für ein paar K und eine Kalashnikov nur zu gerne den Job übernehmen. Und ganz ehrlich, lieber sterben ein paar Indonesier als ihr oder ich.“


    Beharrlich hatte Kentaro geschwiegen, doch nun hatte auch er einen Einwand einzubringen: „Das ist ein Gefängnis und keine Festung. Ein Gefängnis ist darauf ausgerichtet, keinen rauszulassen und kann nicht mit dem Erobern einer Festung gleichgesetzt werden.“


    „Da stimme ich Kentaro zu. Ein Gefängnis ist normalerweise gegen innere Feinde gerichtet. Das macht die Ablenkungsaktion zu einer machbaren Sache.
    Andererseits sollten wir nicht vergessen, dass dort politische Gefangene und Rebellen festgehalten werden. Dementsprechend könnten die Wachtruppen auch mit einem Befreiungsüberfall rechnen und entsprechende Vorkehrungen getroffen haben - was wiederum eine eventuelle Ablenkung riskanter, aber auch erheblich erfolgsversprechender macht.“
    kam Vipers Antwort.


    Sake wandte ein: „Und was haltet ihr von dem Vorschlag Leute für die Ablenkung anzuheuern? Ich persönlich glaube nicht, dass wir jemanden finden, der die Aufgabe kompetent genug erfüllen kann. Zumindest nicht für wenig Geld. Und einfach nur ein paar nicht-informierte Schläger zu schicken dürfte kaum funktionieren. Außerdem möchte ich auch niemand Einheimischen einweihen.“


    Roland hatte sich bis dahin damit beschäftigt, Rauchkringel in die Luft zu blasen, immer darum bemüht, Fire nicht anzuqualmen. Er war sehr zufrieden mit dem Verlauf der Diskussion und den gemachten Vorschlägen.
    Aber nun wurde es Zeit einige Dinge auszusprechen, die ihm im Kopf herum gingen: „Also das mit den Masken kann ich durchaus organisieren. Wir haben 2 Leute die die Landessprache sprechen. Und zum Thema Überschaubarkeit der Truppen würde ich sagen, haben wir a die Möglichkeit bestehende Truppenmitglieder zu ersetzen, was natürlich bedeutet, dass wir entsprechende Leute, bezüglich der Statur u.ä. finden müssen. B können wir uns als von außerhalb dorthin Versetzte ausgeben, was natürlich gut gefälschte Dokumente voraussetzt. was die Option des Ablenkungsmanövers durch Fremdarbeiter angeht, bin ich eher weniger begeistert. Zum einen verfügen wir nur über, sagen wir mal vorsichtig eher restringierte Mittel, zum Zweiten halte ich es für gefährlich mehr Mitwisser zu schaffen, als unbedingt notwendig. Was mir da eher in den Sinn kommt ist ein schwächer bewachtes Ziel in der Umgebung möglichst laut und spektakulär anzugreifen, z.B. sprengen. Dabei ist aber noch nicht klar, ob überhaupt Truppen aus dem Gefängnis darauf reagieren. Ich möchte auch nicht verschweigen, dass unser Auftraggeber mit gewissen Logistischen Schwierigkeiten konfrontiert scheint. Wie ich Kentaro gegenüber schon angedeutet habe, halte ich es für durchaus möglich, dass wir einen alternativen Rückweg finden müssen. Darauf sollten wir uns auch schon mal zumindest moralisch einstellen.“


    Kentaro schloss sich bezüglich der Helfer der Mehrheitsmeinung an: „Ehrlich gesagt halte ich wenig davon ein paar Zivilisten mit Automatikwaffen anzuheuern, das endet nur in einem Blutbad. Ich denke mit zeitversetzten Sprengladungen an der (z.B.) Nordseite um eine Bresche in die Außenmauer zu schlagen, ein wenig Feuerwerk als Ablenkung während wir *alle* an der Südseite leise still und heimlich über die Mauer klettern, den Funk ausschalten, die Zentrale besetzen, die Wachen einschließen und das Gefängnis übernehmen.“


    „Ich bin auch für Sprengungen als Ablenkung. Da muss niemand hinzugezogen werden. Am besten ein oder mehrer größere Sprengungen außerhalb des Lagers, um Aufsehen zu erregen und wenig später die Gefängnismauern selbst - solange wir unser Ziel damit nicht gefährden.
    Nach dem Eindringen sollten wir versuchen weitere Ladungen an gegnerischen Fahrzeugen unterzubringen.“
    sagte Sake in die Runde.


    Roland meldete sich wieder zu Wort. „So wie es aussieht, bildet sich hier eine Mehrheit gegen Fremdarbeiter. Es wird zu prüfen sein, ob es ein lohnendes Ziel in der Nähe gibt, oder ob wir einfach ein Stück Dschungel in die Luft jagen. Gegen die Fernzündungsvariante habe ich prinzipiell nichts einzuwenden. Wir könnten dazu auch noch einige Mikrolautsprecher nehmen. Ideal wäre es, wenn wir es schaffen würden, noch anderen Gefangenen zur Flucht zu verhelfen. Das würde Kräfte der Gegenseite binden.“


    Fire meinte diplomatisch: „Nun ich gebe nur zu bedenken, dass dort eben politische Gefangene untergebracht sind. Nur weil ihnen ein Stück Mauer um die Ohren fliegt werden sie wohl kaum die gesamten Wachen abziehen. Im Gegenteil denke ich, dass ein solches Ablenkungsmanöver gerade die Aufmerksamkeit auf andere Bereiche lenkt.
    Das Problem, das ich bei deinen Masken sehe ist die Zeit. So wie es sich angehört hat, haben wir nicht die Zeit die nötige Recherche vorzunehmen, noch die nötige Zeit sie herzustellen. Außerdem können gut gefälschte Dokumente durchaus den gleichen Kostenrahmen erfordern wie eine mehr oder minder professionelle Ablenkung. Außerdem habe ich bei der Ablenkung nicht an ein paar Bauern gedacht, sondern eher an Rebellengruppen oder frischgebackene Runner aus der hiesigen Szene. Das sollte auch nicht größere Spesen verursachen als die Unmengen Sprengstoff oder die Maskierung.
    Wobei ich auch noch erwähnen muss, dass eben nur 2 von uns die Landessprache sprechen und ich sie nur vom Chip kann, sie sich also nicht sehr realistisch anhört.
    Aber ich beuge mich der Mehrheit.“

    Deutlich entschiedener fügte sie hinzu: „Nur als Ablenkung lasse ich mich nicht mehr verheizen.“


    Roland war überrascht ob der deutlichen Reaktion von Fire. „Wirke ich so böse?“ fragte er sich.
    Laut sagte er: „Ich versichere hiermit, dass die Herstellung der Masken keine größeren Probleme auf temporalem Gebiet sein wird. Zu dieser Ablenkungssache wäre nochmals von meiner Seite die Erhöhte Gefahr der Offenlegung zu nennen. Ich plane keines falls hier irgendjemand als Verbrauchsgut für Ablenkungen ein.“


    „Sprengstoff meist billiger als Leute heutzutage. Wenn ich einen Vorschlag für das Ablenkungsmanöver machen darf. So ein Gefängnis muss versorgt werden. Ein guter Hinterhalt sollte die Gefängnistruppen schon zum Eingreifen bewegen. Falls wir an dieser Stelle im Falle einer Gefangenenverlegung oder -zuführung schon Gefangene befreien könnten, wäre das sogar sicher.“ fügte Sake zu den gemeinsamen Überlegungen hinzu.


    Roland nickte anerkennt. Er hielt dies für eine ausgezeichnete Idee.


    Auch Viper griff den Vorschlag auf: „Kommt einer von uns an Infos zu Verlegungen in den nächsten Tagen? Ich könnte es mal versuchen, aber wenn jemand wirklich sichere Quellen hat, wäre das nicht zu verachten...“


    Fire konnte sich ebenfalls mit der Idee anfreunden. „Gut, dem könnte ich zustimmen. Die Frage ist nur was ihr als verlässlich einstuft. Einen Decker kann ich kontaktieren, nur ob die Infos dann bombensicher sind kann ich nicht sagen.“


    Sake schloss die beiden in seinen Blick ein. „Dann versucht es beide. Es ist immer gut, verschiedene Quellen zu haben.“


    Von Roland kam ein zustimmendes Nicken. „Ja. Wir werden dann sehen, wo sich Schnittmengen ergeben.“


    Sake fasste noch einmal die Aufgaben der Einzelnen Personen zusammen: „Dann haben wir ja zu tun. Ihr zwei geht also auf Informationsbeschaffung.“ Dabei deutete er auf Fire und Viper.
    Mit Blick auf Roland meinte er weiter: „Du besorgst Uniformen und Maske.“


    Dieser antwortete mit einem „Alles klar.“ und machte sich daran, mit seinen in seine Augen implantierten Kameras Bilder seiner Kameraden in Front- und Profilsicht zu schießen, an Hand derer er die Masken anfertigen würde. Gleichzeitig bestellte er einen Satz Tarnkleidung des indonesischen Heeres in sein Hotel.


    Mit Blick auf Kentaro sagte Sake: „Und Kentaro und ich fahren schon mal mit der Ausrüstung zum Flugfeld und verladen. Dann sehen wir uns das Chip-Material genauer an, bis ihr wieder da seid. Richtig?“


    Fire antwortete: „Ok dann machen wir es so. Meine Sachen muss ich aber erst noch packen. Was haltet Ihr davon noch ein paar kleine Waffen für die befreiten Gefangenen mitzunehmen. Die Wächter werden kaum genügen dabei haben.
    Und könntest Du Roland noch einen Satz Kleidung für unseren Befreiten organisieren, oder zumindest ein paar Stiefel?“


    Mit einem Augenzwinkern antwortete Roland: „Klar. Aus dem machen wir den General. Ich brauche nur ein paar Bilder von ihm, um die anzupassen. Na ja, ein paar billige Spritzen könnten wir sicher denen mitgeben.“ Er sah sich seine Kopie der Daten auf dem Chip noch einmal genauer an. Ihn interessierten die Fotos der Zielperson. Sie schienen auszureichen, um eine Maske zu gießen, die dem Mann passen sollte.


    Viper erhob unterdessen Einspruch: „Wir sollten nicht zuviel unnötiges Zeug mitschleppen - zusätzliche Waffen gehören dazu. Wenn wir eine vollständige Revolte anzetteln wollen, sollten wir uns Gedanken um Waffenkammer-Zugriff machen...“
    So ging die Diskussion zwischen den drei verbliebenen weiter, während Sake und Kentaro zum Flughafen fuhren.

  • 3: Ein holpriger Start.


    Es gab für Fire, Viper und Roland Noch eine Menge besprechen. Einzelne Marschrouten wurden entworfen, diskutiert und angepasst. Auch wurde eine Gruppenfrequenz für den Funk festgelegt.


    Auf einmal fiel Roland auf, wie die beiden anderen still zu lauschen schienen. So wohl Viper wie auch Fire hatten dank ihrer Audioverstärker Geräusche vom Pier herüber dringen hören, die nicht sofort ein zuordnen waren. Auch wenn Roland die gleiche Modifikation seines Gehöres besaß, so hatte er gerade angestrengt über dem Kartenmaterial gebrütet und nicht auf seine Umgebung geachtet. Er blickte erwartungsvoll in die Gesichter seiner Kameraden.


    Viper tippte sich ans Ohr und sagte in die Stille hinein: “Wir bekommen vom Wasser aus Besuch. Mehrere Leute nähern sich dem Gebäude von der Rückseite.“
    Noch während er sprach wechselte der Alukoffer in die linke Hand, während die rechte Hand ein Interfacekabel aus seinem Kragen in die entsprechende Schnittstelle in seinem Nacken einstöpselte. “Sehen wir nach, oder verdrücken wir uns?“


    Fire stand auf und zog eine schwere Pistole aus dem Rückenhalfter. “Wir gehen. Würde vorschlagen wir gehen eine paar Kreuzungen zusammen, bevor wir uns trennen und die Sache erledigen. Roland sicherst du nach hinten?“ fragte sie an den alten Mann gewandt. Gleichzeitig ging sie in Richtung Tür. Diese öffnete sie vorsichtig und warf einen Blick nach draußen, um nach eventuellen Gefahren Ausschau zu halten. Jedoch lag der vordere Teil des Gebäudes still da.


    Viper hatte jedoch Einwände. “Ich würde es nur ungern sehen, wann unser Geldgeber den Löffel abgibt, bevor die Sache vorrüber ist - und der befindet sich auf der Yacht hinter dem Restaurant. Vielleicht sollten wir also doch nachsehen.“


    Spitz kam die Antwort von Fire: “Vielleicht möchte ich aber nicht zur Hintertür raus. Irgendwie hänge ich an meiner Nase. Es gibt mit Sicherheit einen Weg um das Haus oder aufs Dach.“


    Roland hatte sich inzwischen auch erhoben. Das Viper recht hatte stand außer Frage. Deshalb erübrigte sich jeder Kommentar dazu. Mit einem Lächeln und einem leichten Augenzwinkern sagte er: “Alles klar. Ich sichere. Ich hoffe nur, dass meine Nase das aushält.“ Er zog zwei schwere Pistolen, aus den Schulterhalftern unter seinem weiten schwarzen Seidenhemd hervor. Auf den ersten Blick erkannte man sofort das Design der Ares Predator 2, welches hier aber um einige Modifikationen verändert worden war. Die Waffen waren länger und schlanker als das Original und in einem matten Silberton gehalten. Sie luden wie von Geisterhand durch, als Roland ihnen kybernetisch das Signal dazu gab. Er schlich zur Tür und legte die Predator in seiner linken Hand ab. Er griff dann an den Zeigefinger seiner rechten Hand, um ein Glasfaserkabel hervor zuziehen, welches er nun versuchte, durch den Spalt unterhalb der Tür hindurch zu führen.


    Während dessen waren die Beiden anderen durch die Vordertür raus und umrundeten das Haus von beiden Seiten. Fire kam von links, während Viper den Weg rechts herum wählte. Beim Gehen verschwammen die Farben seiner Kleidung und nahmen eine Tarnmusterung an, die perfekt auf die momentanen Licht- und Umgebungsverhältnisse abgestimmt war. So verschmolz er beinahe lautlos mit den Schatten des Gebäudes.


    Fire erreichte ihre Position als erste. Sie war den Kiesweg bis zur Ecke des Gebäudes geschlichen und spähte um die Ecke. Ihr Adrenalin wurde ausgeschüttet, als sie gerade drei Meter von sich entfernt eine schwarzgewandete Gestalt wahrnahm, die sich an die Hauswand neben den Hintereingang presste. Sie hatte eine MP am Schulterriemen umgehangen und machte gerade eine Granate bereit. Auf der anderen Seite des Eingangs hockte eine zweite Gestalt, die mit ihm scheinbar gerade den Sturm des Restaurants vorbereitete. Im Hintergrund sah sie Yacht ihres Auftraggebers und zwei weitere Gestalten, die sich von Kiste zu Kiste in Richtung der Yacht arbeiteten.


    Viper war auch an seiner Position angekommen und spähte nun aus der Deckung einiger Frachtkisten in Richtung des Piers. Er sah zwei Personen, die mit Sturmgewehren in Position gegangen waren. Sie hatten sich so positioniert, dass Viper daraus schloss, dass sie Deckung für irgendetwas an der Hintertür gaben. Was das war konnte er von seiner Position nicht einsehen, ohne seine Deckung aufgeben zu müssen. Er aktivierte sein kybernetisches Funkgerät, welches Seine Gedanken direkt auf die Geräte seiner Mitstreiter übertrug. “Viper hier - sehe Zwei mit StG die Deckung in Richtung Haus geben. Scheinbar geht etwas an der Rückwand des Hauses vor. Hat einer von Euch Einblick?“


    Roland hatte inzwischen die Optik unter der Tür hindurch geführt. Er hatte dieses gewisse Kribbeln im Nacken, das ihm verriet, dass hier gleich etwas passieren würde. Die Optik projizierte ein gestochen scharfes Bild der beiden Angreifer auf das Display seiner Cyberaugen. Über Funk übermittelte er: “Zwei Banditen am Hintereingang. Erstürmung unmittelbar Bevorstehend. Schlage Gegenmaßnahme umgehend vor.“
    Zusätzlich zu seinem Funkspruch übermittelte er den beiden anderen auch das Bild seiner Optik.
    Die rechte Hand hob sich etwas und erreichte dann genau die Stelle, an der der Angreifer mit der Granate auf der anderen Seite der Tür seinen Kopf die Wand gepresst hatte. Wiederum schickte er ein Signal an seine Waffe und ließ sie in den Salvenmodus wechseln. Die zweite Predator nahm er wieder auf und richtete sie gegen die Tür. Er spürte Vorfreude in sich aufsteigen.


    In diesem Moment funkte Fire: “Die 2 an der Türe gehören euch. Kümmere mich um die beiden Bravos am Pier.“ Sie legte auf den ersten an und wartete Darauf, dass Roland den Startschuss gab.


    Dieser kam dann auch fast sofort nach Fires Funkspruch. Während er noch ein lautes „GO!“ in das Funkgerät dachte schoss er eine Salve direkt in die Wand. Die panzerbrechende Munition schlug in der Wand ein.


    Aus dem Augenwinkel wurde Fire Zeuge, wie der Gegner direkt in den Kopf getroffen wurde. Blut spritzte aus der hässlichen Wunde. Bevor sie sich ihren Zielen zuwandte sah sie, wie der Sterbende den Stift aus seiner Granate zog. Dann war sie dran.
    Ihre Salve bellte durch die Nacht und traf den hinteren der beiden Gegner voll. Dieser wurde auf die Knie geschleudert und sackte zusammen. Ihre Waffe verfolgte den vorderen Gegner, aber dieser war nun im Begriff, auf die Yacht zu springen, von wo aus er Deckung finden konnte.


    Roland hatte sich nach seinen Schüssen erst einmal so gedreht, dass er auf der andern Seite neben der Tür hockte. Er hörte Schüsse von draußen. Mit einmal traf eine Salve die Hauswand in Rolands Rücken und machte sich daran, genau auf die gleiche Art ihn zu erledigen, wie er zuvor den Gegner ausschaltet hatte. Seine Reflexe übernahmen das Kommando und so warf er sich zur Seite.
    Trotzdem konnte er nicht verhindern, dass er an der Schulter getroffen wurde. So wurde aus der Ausweichbewegung ein unkontrollierter Sturz. Wirklichen Schaden richtete das Geschoss aber nicht an, da es beim Durchschlagen der wand schon so geschwächt wurde, dass es einfach von den Panzerplatten unter seiner Haut abgelenkt wurde.


    Viper eröffnete unterdessen das Feuer auf die beiden Deckungsschützen. Zielgenau trafen die beiden Schüsse in die Brust des vorderen Schützen. Die Panzerung, die dieser Trug hatte den panzerbrechenden geschossen nichts entgegen zusetzen und so taumelte der Getroffene Rückwärts zu Boden.


    Im Inneren des Gebäudes hatte Roland in der Zwischenzeit wieder auf die Füße gefunden. Während seine Optik mit einem Schnalzen wieder in seinen Finger fuhr hechtete er hinter den nächsten Tisch. Er wünschte seinem verbliebenen Gegner noch viel Vergnügen mit der Granate und schoss eine Salve in dessen Richtung auf die Wand.
    Mitten in seine Salve hinein detonierte die Granate. Sie zerfetzte einen Großteil der Gebäudewand. Roland schaffte es so gerade eben noch der größten Gewalt der Explosion zu entgehen. Alle anderen waren zu weit entfernt, als dass ihnen ernstlich etwas passieren konnte. Durch die Explosion war soviel Staub aufgewirbelt worden, dass für einen Augenblick die Sicht der drei gleich null war.


    Viper hatte zu erst freie Sicht auf den verbliebenen Deckungsschützen und beobachtete, wie dieser mit dem Granatwerfer, welcher an das Sturmgewehr montiert war auf das Gebäude zielte. Er funkte: „Zweite Granate in Richtung Haus unterwegs - Deckung!“
    Er versuchte noch den Abschuss zu verhindern, aber er schaffte es nicht ganz. Er traf den Schützen, musste sich dann aber aus der Gefahrenzone werfen, um der Explosion zu entkommen. So konnte er nicht sagen, ob sein Treffer tödlich war oder nicht.


    Roland vernahm die Warnung von Viper. Sein Blick ging hoch zum Holzdach des Gebäudes. Er riss seine zweite Pistole nach oben und während er zwei Explosivgeschosse in die Decke zimmerte katapultierte ihn die Sprunghydraulik aus durch das Dach. Im Flug brüllte er: “Ich hasse Jump and Run!“
    Er war noch nicht auf dem Dach gelandet, da explodierte die Granate.


    Während der hintere Teil des Gebäudes unter Ächzen zusammenzubrechen drohte hatte sich Fire flach hingeworfen und die Hände über den Kopf gelegt, um nicht verletzt zu werden. Durch die Nebelschwaden der Explosion sah sie, wie der verbliebene der beiden Kaperer auf die Yacht gelangte und sich auf den Weg nach unten machte. Sie rannte los, immer den Pier entlang, um den Feind daran zu hindern den Auftrag zu Nichte zu machen, bevor sie überhaupt mit ihm angefangen hatten.


    Roland war halbwegs sicher auf dem Dach gelandet. Er war zerschlissen und mit Staub gepudert. Wut kochte in ihm hoch. “ Mein Schönes Hemd! Jetzt bin ich sauer!“ Sein Blick sucht nach dem Granatschützen.


    Viper hatte währenddessen die Schockwelle der Explosion für sich genutzt. Noch während einige Trümmer durch die Luft flogen sprang er auf und machte sich in Richtung des Granatschützen. Seine Cyberware hatte ihn vor den ärgsten Auswirkungen des Explosionsknalls geschützt und so suchte er nun Mittels Geräuschortung nach dem Mann. Schnell war ihm Klar, dass der verbliebene Angreifer hinter dem Kistenstapel liegen musste, von wo aus die beiden zuvor ihre Deckungsposition bezogen hatten.
    Dann sah er wie Fire an im vorbei Richtung Pier rannte. „Vorsicht, Fire - der letzte rechts von Dir könnte noch am Leben sein. Ich schnapp ihn mir.“ gab er über Funk an sie weiter. So eilte er Richtung der Kisten, wo er den Gegner vermutete, den er aber immer noch nicht sehen konnte. Roland jedoch sah ihn.


    Der Feind hatte sich scheinbar hinter die Kisten geschleppt und begann dort nun irgendetwas zu hantieren. Noch während Roland mit seiner Waffe auf den Gegner ansetzte ließ er Viper über Com die entsprechende Warnung zukommen: „Dein Gringo hockt hinter den Kisten. Scheinbar fummelt der was. Pass also auf!“ Dann feuerte er drei Explosivgeschosse auf den Verletzen, nur um sich dann vom dach abzustoßen. Sein Sprung war wieder kybernetisch verstärkt und so trug er ihn ein ganzes Stück weit vom Haus weg auf den Pier. Noch im Flug feuerte er ein weiteres Mal auf sein Ziel. Dieser Schuss ging zu seinem Ärger fehl. Dass die anderen dafür getroffen hatten hellte seine Stimmung auch nicht weiter auf.


    Fire hatte in der Zwischenzeit die Yacht erreicht und machte sich nun auf den Weg unter Deck.


    Während Viper sich die Information über die Position des Feindes von Roland geben ließ und sich von hinten an diesen anschlich versuchte dieser mit einem grotesken aber durchaus schnellen Mittelding aus Springen und Laufen hinter Fire herzukommen. Via Com sagte er Fire: „Ich schließe auf, Fire.“


    Fire wusste, dass Roland es nicht schaffen würde. Schon hörte sie aus dem Gang zu ihrer Rechten, wie der Angreifer versuchte eine Tür einzutreten. Während sie schnell die Treppenstufen nach unten glitt und mit ihrer Waffe voraus sich dem Angreifer nährte antwortete sie: „Keine Zeit auf zu warten. Betrete Yacht.


    Roland bestätigte und beschleunigte noch einmal seine Schritte, während er sich fragte, warum in letzter Zeit sein Auftraggeber sich immer kurz nach Annahme des Auftrages in Schießerein verwickeln ließen.


    Viper hatte während dessen den Deckungsschützen erreicht und konnte sehe, dass dieser von Roland getötet worden war. Was er auch sah war, dass auch dieser eine Granate gezogen hatte, aber nicht mehr dazu gekommen war sie zu verwenden, um sich selbst zu töten. So widmete er dem anderen Schützen seine volle Aufmerksamkeit und versuchte ihn am Leben zu erhalten. Während er die Blutungen stoppte funkte er an das Team: „Ich werde versuchen, einen von den Typen am Leben zu halten... ein paar Infos wären nett...
    Passt auf, die Typen haben selbstmörderische Tendenzen. Das war eben schon der Zweite, der sich mit ner Granate selbst sprengen wollte...“


    Direkt daran anschloss sich der Funkspruch von Fire: „Connection made. Versuche ihn lebend zu kriegen.“ Sie lugte um die Ecke und sah wie der verbliebene Angreifer versuchte, die Tür zur Privatkabine aufzubrechen. Einen Moment nutzte sie um sich noch einmal zu sammeln, dann sprang sie hervor und landete einen Handkantenschlag gegen die Halsschlagader ihres Gegners. Dieser schaffte es so gerade noch in so etwas wie eine Kampfposition zu kommen, aber die nächste Kombination streckte ihn nieder.


    Oben auf der Yacht kam gerade Roland an. Auf dem Weg zur Yacht hatte er die Zeit Genutzt, um Kentaro und Sake eine Nachricht zu schicken: „Hi Leutz, Roland hier. Wir haben hier ein bisschen unappetitlichen Besuch bekommen. Lage so gut wie unter Kontrolle. Achtet auf Eure Umgebung. Ich hab ja gesagt, dass die Sache heikler werden könnte.“
    Nun machte er sich daran nach unten zu kommen. Doch er war noch nicht einmal auf der Yacht selber angekommen, als er von unten die Stimmen von Fire und dem Offizier hörte.


    Fire sicherte den Gegner zunächst mit Plastikhandschllen. Aus der Tür drang gedämpft die Stimme ihres Auftraggebers: "Haben sie ihn erledigt?" Sie nahm sich noch die Zeit ihn zu entwaffnen und sich noch einmal davon zu überzeugen, dass er noch lebte. Dann drehte sie sich zur Tür, Ihre Waffe immer noch schussbereit in den Händen. “Ja er ist erledigt. Alles in Ordnung?“


    Die Tür wurde geöffnet und der Offizier kam heraus. Wohlbehalten und unverletzt. "Ja, vielen Dank.
    Ich bin Ihnen zu Dank verpflichtet. Gute Arbeit.
    Ich hoffe die anderen Mitglieder des Teams sind ebenfalls wohlauf.
    Mein Adjutant wurde bereits von mir informiert. Er müsste in Kürze hier sein, um mich abzuholen.
    Sie haben sicherlich vor den Überlebenden zu befragen...
    ich denke nicht, dass er ihnen eine große Hilfe sein wird, um den Vorfall aufzuklären. Ich kann ihnen nur soviel sagen, als dass es Elemente im Militär Indonesiens gibt, die meinen Kurs der Politik nicht gutheißen.
    Diese Leute sind sicherlich skrupellos genug mir nach dem Leben zu trachten und meine Pläne zu durchkreuzen.
    Ich werde mich sofort daran machen zu überprüfen ob und wo es ein Leck in meinem Stab gegeben haben könnte. Trotzdem denke ich nicht, dass die Planungen und Ziele ihrer Mission Außenstehenden bereits bekannt sind. Sie können also weiterhin von der von mir skizzierten Lage in ihrem Einsatzgebiet ausgehen."
    Die Erleichterung war ihm deutlich anzumerken.


    Roland kam die Treppe herunter, während er seine Waffen weg steckte. Nach dem er einen kurzen Blick auf den Gefangenen nickte er Fire kurz anerkennend zu. Ohne sie wären sie wohl zu spät gekommen.
    Dann wandte er sich an den Offizier. Mit neutralem Tonfall fragte er: „Schön zu sehen, dass Sie noch leben. Sind Sie sich sicher, dass sonst nichts durchgesickert ist? Zum Beispiel der Name unserer Rückreisemöglichkeit oder die Form unserer Anreise? Sind Sie 100% sicher? Denn jetzt ist wohl die letzte Möglichkeit, nach Alternativen Ausschau zuhalten.“
    Gleichzeitig funkte er an Kentaro und Sake:
    „Situation geklärt, Chef lebt und ist wohl auf. Ein bzw. möglicherweise 2 lebende Gefangene. Viper und Fire unverletzt, ich ein bisschen angeschlagen, aber nichts Ernstes. Wie ist Eure Situation?“



    Am Flughafen war alles ruhig gewesen. Der Adjutant hatte die beiden Söldner mit einem schwarzen Van erwartet, in den die beiden die neue Ausrüstung luden. Anschließend folgte die Fahrt zum Sukarno-Hatta Flughafen.
    Der Weg zu dem ausgelagerten Flughafen führte quer durch den Sprawl, so dass die beiden einen Einblick in die quirlige Aktivität der Megacity erhalten. Ein wüstes Gedränge aus vielen verschiedenen Fahrzeugen schob sich durch die Straßen. Altersschwache Mopeds schlängelten sich an völlig überfüllten und total verrosteten Omnibussen vorbei. Mehr als einmal wollte einem der Atem stocken wenn man sah, welchen Fahrstil die Einheimischen hier an den Tag legten. Es wunderte dann auch kaum noch, dass die Straßen von 30 cm hohen und sehr massiven Bordsteinen abgegrenzt wurden.
    Dann verließ der Van die Kernstadt und gelangte über kolossale Brückenauffahrten auf die Schnellstraße. Man sah die gewaltigen, sich schier ins Unendliche ausdehnende Hafengebiete mit Raffinerien, Docks, Verladekränen und Hallen. So entfernte sich der Van von der Kernstadt, die wie ein riesiger Berg aus lichtüberströmten Stahl und Beton zurückblieb.
    Mehr und mehr wechselte die Szenerie. Die Häuser wurden kleiner und weniger und dafür tauchten immer mehr Palmen auf.
    Schließlich erreichten sie nach einer Stunde Fahrt die Kontrollpunkte und waren aus dem Sprawl heraus. Am Flughafen angekommen parkte der Adjutant auf einem der zahlreichen Parkplätze. Die drei Männer stiegen aus und nährten sich dem Gebäude, das unablässig Personen und Drohnen ausspie und wieder verschluckte.
    "Es wird ganz schnell gehen. Ich werde das mit der Kontrolle regeln" versprach der Adjutant in fehlerfreiem Englisch. Geschwind führte er sie an allen Kontrollen vorbei auf das abgetrennte Areal der Luftwaffe, wo bereits eine Maschine auf sie wartete.
    Als Sake das Flugzeug sah meinte er: "Dann wollen wir mal." Nachdem er sich bei dem Adjutanten bedankt hatte ging er zum Flugzeug, um es einer kurzen Überprüfung zu unterziehen. Das Flugzeug entpuppte sich als Ares TR-55. Es war wohl schon länger im Dienst, wies aber keine offensichtlichen Schäden oder Mängel auf. Gemeinsam besuchten sie den Piloten und begannen dann mit dem Verladen der Ausrüstung.


    Sie waren fast fertig, als Rolands erster Funkspruch sie erreichte. Sake unterbrach die Arbeit und wandte sich an Kentaro: "Kentaro. Ich fürchte wir müssen hier auch mit einem Anschlag rechnen..."


    "Scheiße.“ Kentaro nahm sein Gewehr und lud seine Pistole durch, um dann, nach dem er sie wieder gesichert hatte das Verladen abzuschließen. Beide befanden sich in Alarmbereitschaft.


    Gerade als sie die Kisten nehmen wollten kam der Adjutant aus dem Gebäude auf sie zu. Er blickte sich dabei misstrauisch um. An die beiden gewandt berichtete er: "Ich habe eine Nachricht von meinem Auftraggeber erhalten. Er sagt es seien im Ikan Rumah Kampfhandlungen ausgebrochen. Genaueres konnte er allerdings nicht sagen. Ich werde nun zurück fahren und alles weitere für seine Sicherheit organisieren. Wenn sie wollen können sie hier fortfahren. Seien sie wachsam, aber ich denke nicht, dass ihnen auf dem Flugfeld hier etwas passieren sollten.“


    Sake antwortete ihm: "Danke. Wir wissen bereits Bescheid. Wir machen weiter, bis neue Nachrichten eintreffen."
    Und so arbeiteten sie weiter. Einer sicherte und der andere verlud. Bis Roland Entwarnung signalisierte.


    Sake antwortete: "Danke für den Status. Nichts Ungewöhnliches bei uns."
    Und so blieb es auch.



    Zurück an Bord der Yacht entschied Fire über das weitere Vorgehen: „Dann warten wir so lange bis ihre Eskorte hier ist. Was die Infos unseres Freundes angeht werden wir das noch sehen. Im schlimmsten Fall haben wir uns ein paar Kugeln gespart.
    Hätten Sie etwas dagegen, wenn wir ihn auf ihrer Yacht kurz verhören könnten? Ich verspreche auch, dass es keine Blutflecken geben wird. Denn den Kerl in einem Hotelzimmer zu befragen könnte etwas ungewollte Aufmerksamkeit auf uns ziehen.“


    Dann beantwortete der Auftraggeber Rolands Frage: “Ich bin mir sicher, dass die Sicherheit ihrer Operation nicht gefährdet ist. Natürlich können sie meine Yacht als Befragungsort einsetzen.
    Ich werde mit meinem Adjutanten Rücksprache halten, damit die Spuren des Kampfes beseitigt werden und niemand Fragen stellt."

    Mit diesen Worten wandte sich der Auftraggeber zurück zu seinem Büro.


    Roland beugte sich über den Gefangenen. Von außen sah es so aus, als würde er ihn nur eingehend betrachten. Was jedoch nur Roland wusste war, dass gerade in seinem Arm und Torso eine ganze Batterie von Sensoren mit ihrer Arbeit begonnen hatten. Sie suchten nach Cyberware, Cortexbomben, Wanzen und anderen Dingen, die bei der Befragung gefährlich werden könnten. Wenige Momente später hatte Roland seine Ergebnisse. Zwar war ihr Feind einige Cyberware implantiert, aber nichts, was ihn jetzt noch gefährlich machen würde.
    Zufrieden erhob er sich. Dabei bemerkte er, wie der Offizier an ihm vorbei ging und einen Raum der Yacht mittels Codekarte öffnete.


    Er weiß ihnen den Raum für die Befragung zu und teilte ihnen dann noch mit, dass er im Aufenthaltsraum auf seinen Adjutanten warten würde. Schließlich wünschte er ihnen noch viel Erfolg und ging dann.


    Draußen hatte Viper es endlich geschafft, den verbliebenen Schützen so weit zu stabilisieren, dass dieser vernehmungsfähig war. Er schliff den Gefangenen zur Yacht, während er sich neben bei davon überzeugte, dass alle anderen Gegner wirklich tot waren. Als er an der Yacht angekommen war sagte er: „Ich bringe noch ein Päckchen. Frage mich, ob es klug ist hier zubleiben. Sogar in Jakarta sind Granatenexplosionen noch ein Grund für Miliz oder Bullerei, hier aufzukreuzen. Fragt mal den Boss, ob er das unterbinden kann...“


    Fire antwortete: „Schon passiert. Er kümmert sich darum. Leg das Päckchen doch mal in das Postfach dort drüben.“ Sie deutete dabei auf die Tür in den Vernehmungsraum. Dann schnappte sie sich den von ihr ausgeschalteten Gegner von hinten an der Jacke und zog in einhändig in den Raum, wo die beiden auf ihren Stühlen fixiert wurden.


    Roland betrachtete, wie Fire den Mann mühelos hinter sich herzog. Er fand ihre Stärke beachtlich. Während er dem Rest folgte erhielt er den Funkspruch von Sake und gab zurück: „k. wir nehmen unsere Gäste mal in die Mangel. Mal gucken was dabei rumkommt. Wenn die Eskorte für Chefe da ist, reiten wir auch ab.“


    Nachdem die beiden Gefangenen fixiert waren wandte sich Viper zum Gehen. „Ich werde mir draußen eine ruhige Ecke suchen und die Augen offen halten - nicht, dass wir noch einmal Besuch bekommen. Ich bleib´ auf Empfang.“
    Er hob kurz seinen Koffer und einen Mundwinkel und ging nach draußen. Dort machte er es sich auf einem Kistenstapel gemütlich, von dem aus er eine hervorragende Aussicht auf das Areal hatte. Sein Anzug nahm wieder die veränderten Umgebungsfarben an und unterdrückte auch seine Wärmeabstrahlung. So übernahm er die Wache.


    Unter Deck erwachte der von Fire Niedergeschlagene. Roland hatte sich in der Zwischenzeit darum gekümmert, dass seine Blessuren gepflastert waren und die optischen Leiter in seinem Arm wieder funktionstüchtig wurden. Er wollte gerade zu dem Gefangenen gehen, als Fire ihn zurück hielt.


    „Schön dass du wieder wach bist. Nun erst mal zu deiner Situation. Wir hätten ein paar Fragen an dich und du kannst dir selber aussuchen was passiert. 1. Möglichkeit. Du beantwortest uns alles wahrheitsgemäß und wirst lebend hier raus gehen. 2. Möglichkeit. Du sagst nur einen Teil oder du lügst, dann wird dein Tod sehr schmerzhaft.
    Du denkst natürlich dass ich bluffe oder so was und hältst mich für so eine verweichlichte Baum-Elfe. Aber ich kann dir versprechen, dass ich schon mehr Grausamkeiten begangen und gesehen habe, dass ein gefolterter Gefangener mehr oder weniger mir mein Gewissen auch nicht mehr belastet.“
    sagte sie zu dem Gefangenen mit ausdrucksloser Mine, während sie versuchte in dessen Gesichtsausdruck zulesen.
    „Wir werden dir vor jedem Schritt erklären was wir machen werden und du kannst jederzeit anfangen zu reden.“
    Dann ließ sie Roland durch und die beiden begannen mit ihrem Werk.


    Während Fire dem Gefangenen die Fragen stellte und ihm erklärte, was bei Nichtbeantworten passieren würde übernahm Roland den Part des Knechts Rupprecht. Natürlich versuchte der Gefangene erst ihre Fragen nicht zu beantworten, aber Fires Fragen waren unerbittlich und Roland unterstützte deren Wirkung, in dem er begann mit dem Brennlaser in seinem Arm die Zehen des Mannes zu amputieren. Roland hatte offensichtlich eine Menge Spaß bei der Sache. Er fand es gab nichts Verbindenderes zwischen zwei Kampfgefährten als eine gemeinsame Folterung. Fire blieb eher kühl.
    Schließlich brach der Widerstand des Mannes und er erzählte, dass ein Mann sie angeheuert hätte, damit sie den Offizier und alle, die sich an diesem Ort an diesem Abend in seiner Nähe aufhielten töteten. Der Mann, der dieses Killerkommando augagierte hatte weder Namen noch Hintergründe genannt. Mehr war aus den beiden nicht heraus zu holen.
    Schließlich erhob sich Roland.


    Er war enttäuscht von dem Ergebnis der Befragung und zeigte dies mehr als deutlich. Mit einem Fingerdeuten auf die beiden Geschundenen fragte er Fire: „Was machen wir jetzt mit denen? Fischfutter?“ Kopfschüttelnd murmelte er: „Verdammt, ich werde zu alt. Ich kann diese Scheiße nicht mehr. ich hab einmal daneben geschossen!“


    Fire sah ihn kurz an. „Naja ich glaube er hat uns angelogen und selbst wenn nicht. Ich kann es kaum zulassen, dass es heißt man hätte mich versucht zu töten und der Angreifer lebt noch. So was ist schlecht für den Ruf und die eigene Gesundheit.“
    Mit diesen Worten ging sie zu den Gefangenen und brach ihnen ohne Zögern das Genick. Dies beendete auch das Flehen und Drohen der beiden.


    Roland sah fasziniert zu. Er fühlte eine starke Anziehung, die Fire auf ihn ausübte. Sie hatte genau das, was er attraktiv fand. Diese kalte Professionalität und die „No-Bullshit“ Attitüde gefielen ihm gewaltig. Und das ganze auch noch so schön verpackt. „Holla. Wenn ich nicht schon verheiratet wäre...aber lassen wir das!“ dachte er bei sich. Aber Fire hatte eindeutig seinen Respekt verdient, dessen war er sich sicher.


    Fire ging in Richtung Tür. Roland fiel wieder die Geschmeidigkeit ihre Bewegung auf. „Ich denke wir haben noch einiges zu erledigen.“ sagte sie, während sie ging.


    Roland hielt ihr die Tür auf und sagte: „Natürlich. gehen wir’s an.“
    Während Fire an ihm vorbei ging ließ er seine Sensoren kurz über sie fahren.
    Er entdeckte einige Cyberware, aber ihm gefiel viel mehr, was er nicht entdeckte. Häufig war es seinem Scanner nicht möglich, die genaue Klassifizierung der gescannten Objekte vorzunehmen. Damit wusste Roland, dass es sich dabei wohl um sehr hochwertige und dementsprechend miniaturisierte Cyberware handelte. Er war von ihrem Geschmack begeistert.


    Fire informierte den Rest über die Befragung und wandte sich dann an den Offizier, während Roland sich aus dem Fundus der Yacht seine verschossene Munition ersetzte.
    „Es wäre nett wenn ihr Adjutant mich in einer h am Royals abholen könnte. Ich warte unten. Viel Glück und weniger Bleiregen wünsche ich.“


    Der Einfachheit halber beschlossen Roland und Viper einfach zusammen mit Fire auf den Adjutanten zu warten. So machten die drei sich auf, um die letzten Ausrüstungsgegenstände zusammen zupacken.
    Am Treffpunkt wurden Fire und Viper von dem Adjutanten aufgelesen. Roland kam wieder einmal auf den letzten Drücker.


    Nach dem er seinen Rucksack und die Ares Sporttasche (Dschungeltarn) in den Kofferraum des Vans geworfen hatte stieg er ein. „Hallo Freunde. fahrt ihr in meine Richtung?“ fragte er kurz mit einem Grinsen.


    Fire und er hatten sich in der Zwischenzeit umgezogen und trugen nun Tarnanzüge für den Dschungel.
    Auf der Fahrt legte Fire ihren Mantel ab, den sie über die Tarnkleidung gezogen hatte und stecke ihn in die Tasche, nachdem sie daraus ihre letzten benötigten Utensilien genommen hatte. „Es wäre nett, wenn sie die Sachen entsorgen könnten.“ sagte sie dem Fahrer.


    Der Morgen graute bereits, als die drei ankamen. Obwohl sie mit geschulterten Sturmgewehren, Granaten am Gürtel und anderen sichtbaren Waffen unterwegs waren passierten sie unbehelligt den Sicherheitsbereich und gelangten so zu ihren beiden Kameraden.


    Roland war positiv überrascht, dass es zu keiner Prügelei oder gar Schiesserei zwischen den beiden gekommen war. Er wusste nur nicht, ob dies hieß, dass Kentaro sich benommen hatte oder dass Sake einfach mit stoischer Gelassenheit gesegnet war.
    Er verschob die Klärung dieser Frage auf später und begrüßte die beiden. „Guten Morgen Freunde. Alles ready? Ich gehe davon aus, dass ich unser Taxi fahre!?“


    Während sie einstiegen meinte Sake: "Wenn du so was kannst, dann nimm Platz. Wir können starten. Unterwegs kann uns Fire ja den Überfall aufklären. Wenn wir in der Luft sind geben wir euch im Gegenzug einen Überblick über die Daten, die wir uns noch mal angeschaut haben.
    Dein Fallschirm ist dann der hier..."
    Dabei zeigte er erst Roland und dann Fire die Stelle, wo deren Fallschirme zu finden waren.


    Fire schnappte sich ihren und legte ihn sofort an. Sake ging nach hinten und genehmigte sich erst einmal einen Schluck gegen die Flugangst.


    Roland und Fire machten den Check Up. Roland zog im Anschluss daran den Chip mit der Talentsoftware aus dem Etui. „Dann werfe ich mir mal den Chip ein.“ Er schob ihn in einen Schlitz in seinem linken Unterarm.
    Der Chip wurde eingelesen und das darauf befindliche Programm gestartet. Nun konnte Roland es der Software überlassen, seine Bewegungen zu steuern. Sie würde ihn jeden Handgriff tun lassen, der nötig war, um die Maschine zu fliegen. Aber da es eine Maschine von Ares war, fühlte sich Roland sich generell wie zu Hause.
    Er aktivierte den Kabinenlautsprecher und sprach hindurch: „Willkommen an Board von Rice-Bowl Airlines. Notausgänge befinden sich unter Ihren Sitzen und Kotztüten finden sie links und rechts neben den Tragflächen; oder so ähnlich. Wir werden starten, sobald wir das Roger vom Tower haben. Und denken Sie immer dran: Mr. J wird buchen, Ihnen bleibt das Fluchen.“


    Sake dachte nur: Ein Scherzkeks...


    Roland richtete die Datenbuchse in seinem Daumen auf den entsprechenden Port an dem Armaturenbrett des Fliegers und loggte sich ein. Während die Talentsoft die entsprechenden Befehle sandte verdüsterte sich Roands Laune wieder. Er bat den Tower um Starterlaubnis und hing düsteren Gedanken nach. „So toll, wie das bisher gelaufen ist, zielen bestimmt grade 4 Sams auf uns...“
    Dies brachte ihn wieder dazu, an seinen Fehlschuss am Pier zu denken, was seine Laune noch schlechter machte. Leise brummelte er vor sich hin: „Grummel. So eine blöde Scheiße! warum hab ich den da bloß nicht getroffen? War doch so einfach....“
    Roland hatte natürlich den Lautsprecher zu dem Passagierraum angelassen und so wurden die anderen unfreiwillige Zeugen seiner Selbstkritik.


    „Unglaubliche Stimmungsschwankungen.
    Es heißt ja, jeder Mann habe auch eine mehr oder weniger starke weibliche Seite...“
    dachte Sake, während er auf den Start wartete.


    Scheppernd kam dann doch die Antwort des Towers: "Transportflug 105, ihnen wurde Starterlaubnis für Bahn 3 erteilt."


    “Ah, es geht los.“ Roland ließ den Flieger zur Startbahn rollen und so erklomm die Maschine bald darauf den Himmel, auch wenn einige Geräusche der Maschine beim Start nicht sehr vertrauenserweckend waren. Nachdem er den Autopiloten der Maschine auf das Ziel programmiert hatte wandte Roland sich noch mal an Fire: „Ich werde jetzt erst mal etwas meditieren. Die Aufregung bekommt meiner Pumpe nicht mehr so gut, wie man ja am Pier gesehen hat. Wenn was Wichtiges ist, sag bescheid.“
    Dann stellte er sein Sprachmodul so ein, dass es Töne im Niederfrequenzbereich ausgab, da er von seinem Scan wusste, das Fire sie hören konnte. Trotzdem sprach er sehr leise. “Besonders wenn Kentaro wieder Zoff macht.“


    Mit einem kurzen Nicken signalisierte sie ihm, dass sie verstanden hatte. Während Roland sich für die nächste halbe Stunde auf dem Pilotensitz entspannte und über den Abzugsmoment der Ares Predator 2 meditierte ging Fire nach hinten und kehrte mit einer Flasche Wasser zurück. Mit dieser machte sie es sich im Sitz des Copiloten gemütlich.

  • 4: Welcome to the Jungle!


    Unter Ihnen zog der Moloch von Jakarta hinweg und machte dem Dschungel Platz, der wie so viele Wildnisgebiete der sechsten Welt durch das Erwachen noch um einiges gefährlicher geworden war, als er es schon früher war. So zog sich ein Flug von 2 und einer halben stunde dahin. Die Söldner im inneren des Fliegers hatten wenig Zeit, die Aussicht auf die Javanische oder die von leichtem Nebel umgebenen Berghänge des Urwaldes zu werfen. Während die einen die Informationen der Teams synchronisierten wurden die von Roland mitgebrachten Uniformen verteilt und im Gepäck verstaut.
    Nach dem er mit seiner Meditation fertig war holte Roland einen schwarzen Kasten von etwa 40x30x15 Zentimetern aus seinem Gepäck. Er Klappte den Deckel auf und blickte auf das, was darunter zum Vorschein kam. Der Großteil der Oberfläche wurde von der Abdeckung des Ausgabeschachtes eingenommen. Danben gab es noch eine kleine Scannerfläche und mehrere Datenports. An einen dieser sendete Roland die Bilder die er von seinen Teamgefährten gemacht hatte und verknüpfte sie mit den Bildern von einigen Statisten aus der nun schon über 60 Jahre alten Indonesischen Seifenoper "Gali Lubang, Tutup Lubang" ("Ein Loch graben und zuschütten"). Es kam leben in das Gerät, als eine latexartige Flüssigkeit in Form gegossen wurde, die dann entsprechend der Vorgaben gefärbt wurde und nach dem Härten noch mit einem witterungsbeständigen Haftgel versehen wurde. So wurden im Minutentakt Masken für die fünf Söldner fertig gestellt. Bis der Navigationscomputer den Sinkflug ankündigte hatte jeder auch den allerletzten Feinschliff an sich und seiner Ausrüstung beendet und war nun bereit für die Landung.
    Diese war hart. Mitten im Dschungel war eine Asphaltstrecke, die schon zu einem erschreckend großen Teil vom Dschungel reassimiliert worden war. Ansonsten gab es nur eine Baracke. Bockend und scheppernd, begleitet von dem Kreischen von beanspruchtem Metall rollte die Maschine über die Piste. Was die Söldner schon fast nicht mehr zu hoffen gewagt hatten trat dann doch ein, nämlich das die Maschine in einem Stück zum Halten kam.


    Roland fragte sich, ob es nicht doch Zeit für eine Kotztüte sein könnte. Laut sagte er, während er aufstand: „Da sind wir. Heil und sicher. Sagt mal, gibt es schon Neues von den Deckern?


    Kentaro stieß ins gleiche Horn: “Fantastische Landung...butterweich, ich hab kaum was gemerkt.“


    Fire tauschte den Fallschirm gegen den Rucksack aus und musterte kurz die Umgebung,
    bevor sie die Motoren ausschaltete. Sie verließ mit schussbereitem Gewehr den Flieger führte die anderen an eine Stelle, die etwas verborgen lag. Dort gab sie dann schließlich ihre Antwort. „In dem Knast sind hauptsächlich Kriegs- und politische Gefangene untergebracht. Das ganze ist in Sektionen nach Wichtigkeit unterteilt, doch für Deatilinfos müsste er in das Militärnetz hacken und das würde etwas mehr kosten, daher wollte ich erst einmal nachfragen.
    Die Infos über Versorgung und Pläne etc werden jedoch aufgrund der Instabilität der hiesigen Matrix offline gespeichert, also keine Chance.
    Außerdem habe ich mich bei einem Bekannten nach diese Kopassus erkundigt. Sie sind eine mittelmäßige Kommandoeinheit, allerdings perfekt im Dschungelkampf ausgebildet. Ihre Ausrüstung ist zwar nicht ganz SotA, aber dank der Verbindungen zu den Japanokons ist sie trotzdem qualitativ hochwertig.“


    Alle Augen richteten sich auf Viper. „Ich muss mich Fire anschließen - mir wurde ebenfalls gesagt, dass bessere Infos nur riskant und teuer zu bekommen sind.“ sagte er in die Runde.


    "Das ist aber ärgerlich! Alles andere ist sehr riskant. Wir können noch auf ein wenig Glück hoffen. Vielleicht kommt 'zufällig' ein passender Truck vorbei. Ansonsten muss es ohne gehen." Sake sprach den anderen aus der Seele. Demonstrativ prüfte er noch einmal die Funktionstüchtigkeit seine Waffe, auch wenn er hoffte sie nicht benutzen müssen.


    Roland schloss sich Sakes Meinung an. „Vollkommen richtig. wir sollten mal sehen, ob da nicht irgendwo ne Streife durchs Gemüse latscht. Die können wir ja mal höflich fragen...“ Letzteres sagte er mit einem Lächeln, dass voller Boshaftigkeit war.


    Da es so schien als sei die Umgebung sicher schob Fire die weitere Entwicklung an. „Ich denke wir sollten aufbrechen. Wir haben schließlich keine Zeit zu verlieren. Soll ich uns jetzt noch ein paar Detailinfos zu unserem Gefangenen und so weiter besorgen, was dann kostet, oder sollen wir das Geld sparen?“


    Viper antwortete: „Kommt darauf an, was es kostet - wir sind eh ne Weile unterwegs. Ich hab ein SatCom dabei, wir können also alles Weitere auch auf dem Weg klären.
    Gibt’s Vorschläge zur Marschordnung? Sonst würde ich die Vorhut übernehmen.“
    Während er sprach veränderte seine Kleidung wieder die Farbe und wurde dem Dschungel angepasst.


    Mit einem Kopfschütteln reihte sich Sake an zweiter Stelle ein.


    Roland hatte auch kein Interesse daran, sich vorzudrängeln. „Ne, mach Du mal. Ich mach mal die Nachhut.“ Er stellte sich hinter Kentaro, den Abschluss bildend. Ihm gefiel der Gedanke, dass Viper so die Möglichkeit hatte, Kentaros Anmache von Gestern Abend mit ordentlicher Arbeit zu entkräften.


    Zu Letzt blieb dann noch Fire. „Tja dann halt ich mich mal in der Mitte.
    Man muss doch schließlich das schwache Geschlecht beschützen.“
    sagte sie mit einem schelmischen Grinsen.
    Übergangslos wurde sie wieder ernst. “Die genaueren Informationen werden wahrscheinlich ca 10 k kosten. Mein Kontakt ist gut aber auch nicht billig. Die Entscheidung liegt bei euch. Ich bin dafür die Infos einzuholen. Manchmal können solche Infos über Leben und Tod entscheiden.“
    Während sich der Trupp in Bewegung setzte fügte sie noch hinzu: “Was wir vielleicht noch klären sollten, bevor wir in ernsthafte Schwierigkeiten geraten, ist die Frage des Anführers. Ich bin dafür, dass wir uns bei unserer ersten Rast heute Abend darüber unterhalten und einen Anführer und seinen Vertreter bestimmen.“


    Roland konnte sich ein Augenzwinkern Richtung Fire nicht verkneifen. “Danke Fire. Jetzt fühle ich mich wirklich ein bisschen sicherer. Und was Deinen Vorschlag zur Wahl angeht, dass wäre auch meiner gewesen. Ein bisschen mehr Beschnuppern ist sicher angebracht vor einer solchen Entscheidung.
    Den letzten Satz hatte er gesagt, obwohl für Ihn natürlich nur Fire als Truppführerin in Frage kam. Sie war die einzige, der er dass rechte maß an Kaltschnäuzigkeit und Intellekt zutraute, dass für die Führung eines solchen Unternehmens nötig war.
    Abschließend sagte er: „Bezüglich der Infos: Ich wäre auch dafür, die einzuholen. Macht die Sache irgendwie griffiger. Ich werde mal auf unseren Rücken achten.“


    Als sie sich einig waren, die Informationen zu kaufen ging es in Formation los. Sie tauchten ein in den Dschungel. Er umfing sie mit feuchter Wärme und einer atemberaubenden Klangatmosphäre. Überall rauschte es im Blätterwerk der Bäume und auch Tierlaute schalten von nah und fern zu ihnen. Da es keinen Weg gab kämpften sie sich gemeinsam durch das Unterholz. Dies war zwar nicht unbedingt eine schnelle Form der Fortbewegung, aber ihnen blieb nichts anderes übrig.
    An einem Bachlauf machten sie kurz halt und schöpften noch einmal Kraft, um für die weiteren Kilometer noch genügend Reserven zu besitzen. Auf dem weiteren Marsch spielte sie das Quintett langsam aber stetig zu einer funktionierenden Einheit ein. Und so kamen sie immer besser voran. Aber als der Abend durch das Blätterdach langsam in den Dschungel kroch und es Zeit wurde ein Lager aufzuschlagen trennten sie viele weitere Stunden Marsch von ihrem Ziel.
    Ein Teil sicherte die Umgebung während die anderen die Zelte aufbauten. Dann kamen sie schließlich am akkubetriebenen Kocher und bei einer Tasse Kaffe aus dem Becher zusammen.
    Sake hatte in den letzten Stunden dem drang nach einem Schluck aus dem Flachmann immer häufiger widerstanden, in der Gewissheit, dass er dessen Inhalt rationieren musste, um später noch etwas davon zu haben. Er brach als erster das erschöpfte Schweigen, das sich zuvor über sie ausgebreitet hatte. "Wenn ihr einverstanden seid, werde ich den ersten Teil der Wache übernehmen"


    Roland hob träge den Kopf. “Klar. Kannste machen, wenn Du willst. Weckt mich in 4 Stunden. Den Rest der Wache übernehme ich.“ Er streckte sich und nahm einen weiteren schluck aus seiner Blechtasse. Auch er übte sich gerade im Verzicht. Bei ihm waren es die Zigarren. Immerhin wusste niemand so genau, welche Critter es hier gab und wie diese auf das intensive Aroma seines Rauchwerks reagieren würden. “Bei so einer kleinen Truppe sollte man es unterlassen Ärger anzuziehen.“


    Vor Fire stand eine Konservendose. Träge blubberte eine grünliche Masse, deren Konsistenz an Kartoffelbrei erinnerte. Das Blubbern signalisierte, dass der Selbsterwärmungsprozess, der mit dem Öffnen der Dose gestartet war nun abgeschlossen war. Nun klinkte sie sich in die Unterhaltung ein. Gut, dann wäre die Wache für heute geklärt, auch wenn ich eine Doppelwache vorschlagen würde. Mir genügen 3-4 h Schlaf vollständig. Wenn du nichts dagegen hast Sake, leiste ich dir bei deiner Wache Gesellschaft. Vorher sollten wir allerdings noch klären, wie wir jetzt mit unserer Anführerwahl verfahren.
    Ich würde vorschlagen, dass uns zuerst einmal jeder mitteilt, ob und wenn möglich wo er schon einmal ähnliche Operationen geleitet, bzw. daran teilgenommen hat, damit wir uns ein Bild von den Fähigkeiten unserer Teamkameraden machen können.

    Dann nahm sie den ersten Löffel von der Masse, die der Hersteller für Militärrationen als „Schweinefleisch pikant“ bezeichnete.


    „Wenn wir alle mit so wenig Schlaf auskommen, könnten wir auch gleich die Rastzeit auf 6 Stunden verkürzen - ansonsten bin ich als zweite Wache in egal welcher Schicht dabei.
    An Befreiungsaktionen hab ich schon teilgenommen, aber geleitet hab ich sie nicht - und ich Muss auch sagen, dass das nicht mein Ding ist. Alleine unterwegs ist ne feine Sache und zu zweit ist auch nett. Das ist so die Größenordnung, bei der ich den Überblick behalte. Ich hab auch schon Gruppenweise Großstadttouristen heil durch den Dschungel gebracht, die auf Jagd gehen wollten - aber das ist mehr wie n Sack Flöhe hüten als n echter Kampfeinsatz.
    Nee Leute, ich spiel gerne im Team mit und war immer ein guter Schutzengel - aber ein Anführer bin ich nicht.“
    kam von Viper.


    Sake lächelte und nickte zu Fire, um ihr seine Zustimmung zu ihrem Vorschlag zu signalisieren. Dann sagte er: "Ich habe zwar auch schon an... vergleichbaren... Einsätzen teilgenommen, aber ebenfalls als Befehlsempfänger. Ich fürchte...," er unterbrach sich um einen Schlug aus seinem Flachmann zu nehmen, "es gibt da ein gewisses Handicap, das mich nicht als Kommandeur geeignet erscheinen lässt." Dann steckte er ihn wieder weg und sagte nichts weiter dazu.


    Viper wandte sich nach links. “Ist es was, das wir wissen sollten, Fire?“


    Die Angesprochene blickte kurz zu Sake und schlug dann die Augen nieder. “Ich denke ich verstehe.
    Ich kann nicht sagen, dass mich dein Handicap unbedingt freut, aber dir das Trinken zu verbieten, bringt auch nichts. Ich denke wir brauchen dich mit einer ruhigen Hand.“


    Viper ließ ein Grummeln hören, während er sich am Kinn kratzte. Ihm wurde klar, dass er nicht gerade ein Spezialist für Menschenkenntnis war.


    Fire wandte sich an die beiden anderen Männer. “Wie sieht es mit euch aus? Irgendwelche Erfahrung im führen von Gruppen Kentaro oder Roland?“


    Kentaro war bis zu diesen Zeitpunkt damit beschäftigt, Dreck aus den Stollen seiner Stiefeln zu Kratzen. Kurz hob er den Kopf und sagte nur: “Erwähnte ich bereits bei unserer Mahlzeit im Hafen dass ich auf einige Erfahrung zurückblicken kann.“ Dann widmete er sich wieder seiner Tätigkeit.


    Rolands Gedanken hatten sich bis zu diesem Zeitpunkt mit den Erinnerungen an den Film „Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug“ von 1980. Er kam nicht um hin Lloyd Bridges zu zitieren: „Wenn ich mal nen alten Film zitieren darf: Es ist wohl wirklich jetzt nicht der richtige Zeitpunkt mit dem Trinken aufzuhören. Zu Deiner Frage Fire; ja ich habe schon Teams geleitet, jedoch eher in urbanem Territorium. Wie steht es mit Dir selbst?“
    Noch bevor irgendjemand etwas darauf sagen konnte fügte er an Kentaro gewandt hinzu: „Gut das wir hier schon 2 Freiwillige haben. Damit lassen sich die Aufgaben delegieren.“ Während er das sprach holte er eine Zigarre hervor. „Wenn Sake saufen darf, dann darf ich jetzt auch eine Rauchen.“ beschloss er und paffte sie sich an, seine Vorsätze über Bord werfend.


    Fire ging erst auf Kentaros Kommentar ein. “Ich weiß, dass du gemeint hast, dass du schon Truppführer warst. Das sagt mir aber nichts darüber aus, welche Aufträge ihr erfüllt habt, wie groß euer Truppenverband war etc. Es macht schon einen Unterschied, ob du mit Söldnern Einheimische vertrieben hast oder mit einem Kommandotrupp strategisch wichtige Ziele anvisiert hast.
    Zu mir selbst. Ich habe schon die verschiedensten Aufträge geleitet. Sowohl beim Militär bei kleineren strategischen Einsätzen, als Gruppenführer beim SWAT und bei verschiedenen freischaffenden Aufträgen, auch wenn diese meist eher urban orientiert waren.“


    Kentaro war mit seinen Stiefeln fertig und steckte sein Messer weg, ach dem er es gesäubert hatte. Dann richtete sich sein Blick auf Fire: “Unter anderem war ich in Kolumbien und habe Drogenlabore hochgehen lassen.“
    Mit diesen Worten krempelte er seinen rechten Ärmel hoch, so dass man die ausgeblichene Tätowierung darauf sehen konnte. Es zeigte einen Seehund und den Schriftzug „3rd SOG“. Mit einem Augenzwinkern in Fires Richtung sagte er: “Die ist echt. Beantwortet das deine Frage?“ Dann krempelte er den Ärmel wieder runter und kaute an einem Energieriegel herum.


    Fire war von der Tätowierung wenig beeindruckt. “Ja das sagt mir was. Jetzt haben wir also 3 Leute die schon einmal Einsätze geleitet haben, davon 2 die zumindest schon einmal in ähnlichen Umgebungen operiert haben. Jetzt bleibt uns also nur noch zu bestimmen, wer die Sache übernehmen soll. Ich wäre dafür, dass wir einfach darüber abstimmen. Natürlich nur wenn alle Fragen geklärt sind.“ stellte sie fest und blickte in die Runde, auf die Reaktionen der anderen wartend.


    Rolands Reaktion bestand aus einem Eingeständnis. Mit Blick auf Kentaro und Fire sagte er: Gut ich sehe das Ihr klar im Vorteil seit. Also solltet Ihr das machen. Ich bin dafür, dass die allgemeine Leitung einem von Euch übertragen wird, aber situationsbedingt die Aufgaben auch verteilt werden. Solche Situationen sind vor allem Aufspaltung des Teams, zum Beispiel einer übernimmt die Abstimmung mit den Scharfschützen, während einer das Infiltrationsteam anleitet.


    Wer von Euch will eigentlich das Team leiten? Ich meine... kein unnötiges Abstimmen, wenn eh einer lieber den 1.O machen will, oder? gab Viper zu bedenken.


    Kentaro zuckte kurz mit den Schultern. “Ich denke nicht wir brauchen eine feste Rangordnung, wir alle haben unterschiedliche Ausbildungen, da ist eine feste Hierarchie ungünstig. Ich denke wir fünf sollten abstimmen bei kritischen Sachen. Da wir keinen Überfall machen sondern uns mehr oder weniger unbemerkt einschleichen ist Zeit auf unserer Seite und ich denke wir werden so besser auf einen gemeinsamen Nenner kommen. Wenn ihr allerdings anderer Ansicht seid, bin ich grundsätzlich bereit, das Kommando zu übernehmen.“
    Mehr zu sich selber meinte er dann leiser: “Selbstnotiz. Traube-Nuss schmeckt scheiße.“ Er würgte den Bissen herunter und spülte mit reichlich Wasser nach.


    “Wenn wir genug Zeit haben, bin ich auch für Abstimmen - aber im Ernstfall sollte einer das Ruder in der Hand halten. Geht einfach schneller...“ tat Viper kund.


    Roland grinste. Er dachte daran zurück, wie er genau den gleichen Riegel am Bach probiert hatte. „Ach so nennen die das. Ich dachte, dass wäre Autoreifen in Asbest. Muss mir wohl meine Geschmacksrezeptoren nachkalibrieren. Aber genug von der Spitzengastronomie. Stimmen wir einfach mal ab, wer in Krisensituationen das Sagen haben soll, oder was meint Ihr?“


    Viper brachte die Sache auf den Punkt. “Also sowohl Roland als auch Fire haben vor allem inner Stadt Erfahrung. Da ich für mich einfach mal davon ausgehe, dass er im Einsatz flexibel genug ist, um nicht nur strikt irgendwelchen Gefechtsdoktrinen aus seiner Vergangenheit zu folgen, bin ich für Kentaro.
    Dschungelerfahrung ist einfach n dicker Bonus, Leute - Stänkereien hin oder her...
    So wie ich das sehe, sollte Fire Stellv sein - wegen ihrer Erfahrung und weil mir Roland als Kämpfer zu wichtig erscheint.“


    Fire nickte. “Das gleiche hätte ich auch gesagt. bei der längerfristigen Beratung sollten wir uns absprechen, aber wenn die Kacke am Dampfen ist, sollte einer das Ruder in der Hand haben.
    Ich habe nichts dagegen, dass Kentaro die Führung übernimmt, da bei mir die militärischen Dschungeleinsätze wie gesagt schon ein paar Jahre zurückliegen.“


    Sake schnippte einen Stein weg. In Richtung Kentaro sagte er: "In Ordnung. Ja Sir."


    Roland war von der Entwicklung wenig begeistert, aber wusste auch, dass die Entscheidung gefallen war und er nichts mehr daran ändern konnte. “Toll. Wenigstens als Cannon fodder bin ich von erheblicher Wichtigkeit. Na ja, es gibt Schlimmeres...oder? Ja klar. Cannon fodder unter nem executive officer mit dem Einfühlungsvermögen einer letalen Dosis Kamikaze. Aber heh, ich wollte doch mal wieder was erleben.“ fasste er für sich die Situation zusammen.
    Laut sagte er: “Also wenn Du Dich jetzt nicht dagegen wehrst, hast Du den Job Kentaro. Wie sieht es aus?“


    Kentaro ging nicht weiter darauf ein sondern stieg sofort in seine neue Rolle ein. “Wir waren uns einig, eine Infiltration mit eventuellem Ablenkungsfeuerwerk wäre das beste.
    Eine Sprengladung an einem der Türme anbringen, oder am besten an zwei Türmen, die Türme sprengen und im Chaos von der anderen Seite über die Mauer. Die Zentrale besetzen, den Funk stören und wenn wir schnell sind die Waffenkammer zerstören oder besetzen und unser Paket abholen. Aus dem Fuhrpark des Gefängnisses werden wir uns dann mit einem Fahrzeug aus dem Staub machen.
    Der intakte Turm am nahesten zum Haupttor wird von unserem Scharfschützen gesäubert, wenn das Glas Panzerglas ist, was ich bei diesem Klima nicht annehme, dann werden wir beim überwinden ebenfalls zeitversetzte Sprengladungen anbringen. Bevor wir loslegen sehen wir uns noch den Wachwechsel an, wann dieser ist. Nicht dass wir in eine hochmotivierte und hellwache Besatzung stolpern. Auch sollten wir dran denken dass die neue Wache nicht erst um 5 Uhr aufsteht und sofort die Wache übernimmt sondern wahrscheinlich schon um halb fünf anfängt, sich aus dem Bett zu quälen.“


    “Für leichtes bis mittleres Panzerglas habe ich im Zweifel passende Munition mit. Wenn ich einen ausreichend steilen Schusswinkel zu den Scheiben bekomme, sollten die kein Hindernis darstellen. Das hängt leider etwas von der Umgebung ab, kann ich also erst abschätzen, wenn wir da sind. Ansonsten stimme ich Kentaro zu: Mehr als leichtes Panzerglas ist nicht zu erwarten.
    Je nachdem, wie es dort aussieht, sollte ich vielleicht sogar versuchen, den Turm danach zu besetzen. Wenn der halbwegs gut steht, kann ich Euch ne Menge Deckung und Überblick bieten - sowohl auf dem Hin-, als auch auf dem Rückweg.“
    steuerte Viper zur Diskussion bei.


    “Auch den Fuhrpark sollte man nicht unbeglückt lassen. hier und da etwas C12 sollte etwaige Verfolger zum Bleiben bekehren.“ warf Roland ein.


    Rolands Vorschlag fiel bei Kentaro auf wenig Gegenliebe: “Wenn es nicht gerade Schusssichere Reifen sind, reicht eine Salve pro Fahrzeug. Ansonsten lassen wir das Tor hinter uns einstürzen. Geht schneller als an jedes Fahrzeug eine Sprengladung zu setzen. Wir sind in der Unterzahl und haben das Überraschungsmoment nicht lange auf unserer Seite bis der Feind sich gruppieren kann und wir ein wenig in der Klemme sitzen.“


    Viper fügte hinzu: “Sekundärziel könnte durchaus die angedachte Gefangenenrevolte sein - die Flüchtigen würden sich in dem Fall vermutlich eh über die Fahrzeuge hermachen und eventuellen Verfolgern etliche Ziele bieten...“


    Roland war nicht bereit, seinen Plan so einfach aufzugeben. So orakelte er etwas: “Ich gehe mal davon aus, das sich der Fuhrpark in einem geschlossenen Gebäude befindet. Die hiesige Witterung ist nicht dafür geeignet, Fahrzeuge lange frei stehen zu lassen. Dies würde eine Sprengung ermöglichen.“


    Fire fasste die bisherigen Ergebnisse zusammen, um dann ihre eigenen Gedanken dazu mitzuteilen:
    “Das heißt also wir haben 2 Leute gebunden, den Scharfschützen und denjenigen, der seinen Beobachter spielt. Einer muss sich an die Türme anschleichen und mit Sprengstoff versehen. Danach machen sich die 3 Leute auf den Weg und überwinden die Mauer auf der anderen Seite, während die Türme hochgehen. Sie holen den Gefangenen raus und schmeißen sich in ein Auto und hauen ab.
    Das Problem, das wir mit einem Fahrzeug haben werden, ist 1. die Mauer bzw das Tor. Sie werden dies nicht gerade offen lassen. Wir können die Mauer sprengen, was uns aber dazu zwingen wird den gesamten Fuhrpark zu zerlegen. Das 3 Problem sind die Wege, da wir uns, wenn wir nicht gerade einen Heli finden, auf Straßen bewegen müssen, was uns sehr angreifbar macht.
    Ich wäre dafür, dass wir in der Vorbereitung eine falsche Spur legen, und zwar in Richtung der Stadt im Südwesten. Wenn wir Glück haben folgen sie komplett dieser Spur und im schlimmsten Fall müssen sie sich immer noch aufteilen.
    Allerdings stehen ich diesem Frontalangriff etwas kritisch gegenüber, da wir uns jeden Vorsprung nehmen, den wir mit einer unauffälligen Aktion herausspielen könnten.“


    Von der Seite meldete sich auch Sake zu Wort: "Das mit der falschen Spur ist gut. Wir hatten ja vorher auch schon etwas Ähnliches angedacht, indem wir ein vom Fluchtweg entferntes Gebiet verminen und im Verfolgungsfall eine Ablenkung haben.
    Ansonsten sollten wir auch für die drei drinnen schon die Aufgaben festlegen. Einer kümmert sich primär um den Fuhrpark, einer primär um unser echtes Ziel und einer Primär um die Gefangenenbefreiung. Wir sind nun mal wenige und nacheinander werden wir es kaum machen können."


    Im Geiste ging Roland das Gesagte durch ihm gefiel manches davon nicht, aber in diesem Moment wollte sich bei ihm auch kein neuer Gedanke einstellen. So blieb ihm nur dr Zynismus. “Richtig. Das heißt aber auch, dass wir ne Menge Schwachstellen haben. Wenn Ka einen von uns fickt, können alle anderen auch schon mal die Hose runterlassen. Aber ich schätze, dass einzige, was wir dagegen machen können ist einfach vorsichtig sein. Und dafür sorgen, dass der Lippenstift sitzt.“


    Viper konnte zur Entspannung der Personalsituation mehr beitragen: “Ich komme auch ohne Beobachter aus - dafür sind wir einfach zu wenige. An der Vorbereitung der Turmsprengung arbeite ich gerne mit - ich kenne zwar das Gelände noch nicht im Detail, sollte aber aller Erfahrung nach in der Lage sein, mich den Türmen zu nähern.“


    Dies brachte Roland dazu nach weiteren Möglichkeiten zu suchen, wo er sich auch einbringen könnte. Er fand sie schließlich: “Ich biete mich fürs Fluchtfahrzeugfahren an.“


    Wieder war es Fire, die aus den verschiedenen Denkansätzen einen Schlachtplan entwarf, natürlich nicht ohne ihre eigenen Überlegungen mit einzuflechten: “Ich würde vorschlagen, Viper, dass du bereits in Position bist, wenn wir anfangen die Bomben zu legen um uns gegebenenfalls Deckung zu geben.
    Dann würde ich sagen Roland kümmert sich um den Fuhrpark, ich befreie die Gefangenen, Kentaro und Sake holen unser Päckchen. Danach treffen wir uns am Fuhrpark und rauschen ab.
    Jetzt stellt sich nur die Frage, wer die Bomben legt und wie wir unseren Sniper wieder einsammeln.“


    Klingt nach nem Plan. Das mit Viper klären wir am besten vor Ort. Von hier das jetzt zu sagen ist wohl etwas schwer, und ich habe meine Kristallkugel leider zu Hause gelassen. antwortete Roland.
    Vipers Reaktion kam trocken wie einer von Kentaros Energieriegeln: Hauptsache, ich werd am Ende am Tor wieder abgeholt. Der Plan ist mir dann so Recht.


    Fire ging zum nächsten Punkt über: “Gut, also wer möchte sich dann als Sprengmeister versuchen. Ich kann notfalls die Dinger legen, habe aber nur eine rudimentäre Ausbildung im Umgang mit Sprengstoffen erhalten.“


    Sake bereitete schon sein Lager vor. Er sagte nur: "In Ordnung."


    “Ich werde Euch die Ladungen soweit vorbereiten. Zünder und Plaste hab ich dabei - für drei Wachtürme sollte es zumindest reichen.“Viper beendete die Diskussion mit seinem Angebot.


    Roland kam zu der Entscheidung, dass auch sein Tag lange genug gedauert hatte. “Gut. Ist sonst noch was? Andernfalls leg ich mich mal lang, Kinners.“
    Da niemand Einwände hatte ging er in sein Zelt und legte sich schlafen.

    Fire erhob sich. “Gut dann mach ich mich mal auf zur Wache...“
    So gingen Sake und Fire einige Meter vom Lager entfernt auf Posten, während der Rest schlief.


    Auf ihren Posten lauschten die beiden in die Nacht, die immer noch von den unterschiedlichsten Lauten angefüllt war. Sake nutzte die erste Zeit, um seine Waffen zu pflegen. Dann blieb auch ihm nur das Warten. Zwei stunden zogen sich dahin. Dann merkte Fire auf. Sie hatte etwas gehört, dass neu war in diesem Klangteppich. Es war wie ein Anschwellen des Rauschens im Blatterwald. Es trug eine spürbare Aggressivität in sich. Sie aktivierte die Verstärker in ihren Ohren und versuchte die Geräusche zu identifizieren. Sie machte Sake auf das Geräusch aufmerksam, als aus der Dunkelheit zwei Raubkatzen mit gelb glänzenden Augen sprangen. Beide langten mit ausgefahrenen Klauen in Sakes Richtung.
    Dieser empfand das Kräfteverhältnis als nicht fair. Er presste sein Sturmgewehr an sich und sprang in Richtung der Bäume in Deckung. Einer der Critter verpasste ihn, der Zweite schaffte es aber ihm einen schmerzhaften Prankenhieb an der Schulter bei zu bringen. Sake rollte sich ab und entsicherte die Waffe. Er drehte sich in Richtung der Raubtiere, die sich ihrerseits sich ihm zugewandt hatten.
    In dieser Sekunde hatte Fire das Raubtier, dass Sake verfehlt hatte im Fadenkreuz ihrer Smartgun erfasst und feuerte eine Salve auf es ab. Die Schüsse fuhren der Kreatur in den Rücken und ließ sie blutüberströmt zusammenbrechen. Sofort schwenkte Fire mit dem Sturmgewehr auf den zweiten Critter, der schon zum Sprung auf Sake ansetzte.
    Sake ignorierte den Schmerz und richtete seine Waffe auf das Raubtier, das mit tödlicher Präzision auf ihn zu sprang. Du springst in dein Verderben... Mit diesem Gedanken gab er einen Feuerstoß ab.
    Von zwei Seiten wurde die Raubkatze von den Söldnern im Flug getroffen und schlug auf dem Boden auf. Während Fire sicherte, während sich Sake davon überzeugte, dass die beiden Kreaturen tot waren. Bei beiden mit positivem Ergebnis.


    Der Kampf hatte die anderen natürlich geweckt. Roland erwachte mit dem Gedanken: “Hähne habe ich auch schon mal leiser krähen hören…“ Er Sprang auf und kam mit gezogenen Pistolen aus dem Zelt. Sofort funkte er zu Fire: “Was ist das für ein Schießen?“


    Als Sake sich entspannte nahm auch Fire das Gewehr herunter. Die Umgebung hielt sie weiter im Blick, als sie Roland antwortete: “Haben uns als Großwildjäger versucht. 2 Critter haben uns angegriffen. Lage unter Kontrolle, Sake leicht verletzt.“
    Nebenbei versuchte sie zu ergründen, was für Critter sie da angegriffen hatten. Dann aber wandte sie sich an Sake: “Alles in Ordnung?“


    Sake versuchte einen Blick auf die Wunde zu erhaschen. "Nur ein Kratzer. Muss aber desinfiziert werden. Ich nehme kaum an, das die Viecher zu irgedeiner giftigen Sorte gehören. Hauptsache das hat nicht irgendeine zufällig hier herumschleichende Patrouille gehört. Wäre verdammtes Pech."


    Der Rest der Söldner kam aus dem Lager. Nur Viper war nicht beim ersten Schuss aufgesprungen, sondern hatte sich still verhalten. Seine Hand griff die Pistole, während seine Augen Ohren auf die Umgebung konzentriert waren. Erst als er der Überzeugung war, dass die Situation bereinigt war meldete er sich über Funk bei Fire: Bekommt ihr die Verletzung in den Griff, oder soll ich mir das mal ansehen? Nicht, dass sich da was entzündet, einige von den Viechern hier putzen sich nur sehr selten die Zähne...


    Fire half Sake auf die Beine und führte ihn in Richtung des Lagers. Über Funk gab sie Entwarnung: “Schon gut, ich sehe mir das mal an. Kommen aber zuerst zum Lager zurück. Sollten uns auch überlegen, ob wir nicht das Lager wechseln wollen. Sowohl die Schüsse als auch das Blut könnten 2 oder 4beinige Raubtiere anlocken.“


    Sake bedankte sich und wurde von Roland in Empfang genommen, der das Medikit direkt mitgebracht hatte. Die nun aktivierte Talentsoft ließen Rolands Bewegungen routiniert aussehen. Alle Stimmten zu das Lager zu wechseln. Und so wurde das Lager abgebrochen und sie zogen noch eine weitere halbe Stunde durch den Urwald, bis sie sich wieder niederließen. Roland und Viper übernahmen die zweite Wache, die völlig ereignislos blieb.
    Am nächsten Morgen wurde das Lager abgebrochen und der Marsch fortgesetzt.

  • 5: Der erste Kontakt mal zwei


    Der Marsch dieses Tages unterschied sich zunächst nicht ein bisschen von dem des vergangenen Tages. Erst gegen Mittag tauchten aus dem allgegenwärtigen Dickicht die Ruinen einer bunkerartigen Struktur aus Beton und Holzverschlägen auf. Die Satellitenkarten bestätigten die Vermutung, dass sich die Truppe bis auf wenige Stunden Marsch von der Megacity Jember entfernt waren, welche eine Art Insel der Zivilisation in diesem Meer aus Dschungel. Dies war das einzige Stück Zivilisation, welches sie tangieren mussten.
    Sie marschierten weiter, bis Viper ihnen mitteilte, dass sie eine Straße erreicht hatten. Die Straße durchschnitt den Dschungel wie mit dem Messer gezogen. Sie versammelten sich und orientierten sich neu, als Roland plötzlich den anderen bedeutete still zu sein. Der Seismograph in seinem Bein hatte winzige Schwingungen aufgefangen, die Roland kannte. Kurz darauf hörten die verstärkten Gehöre aller das Annähern von Motorenlärm.
    Roland deutete auf den Rand des Dschungels, während er sich selbst dorthin begab.


    “Deckung. wenn es ein einzelnes Armeefahrzeug ist, schnappen wir uns einen und bringen ihn zum reden.“ Tief duckte er sich in das Geäst.


    Fire begab sich ebenfalls in Deckung. Von nun an wurde die Kommunikation nur noch über den kybernetischen Funk ab. “Halte das Kidnappen eines Armeefahrzeugs in dieser Stadtnähe für keine gute Idee.“


    Roland wunderte sich. “Soka, Cheföse. aber was, wenn es zufällig der von uns erträumte Gefangenentransporter ist?“


    “Dann wäre das trotzdem bescheuert, da er wahrscheinlich noch heute erwartet wird und wir um nicht auffallen zu wollen uns an diesen Zeitplan halten müssten. Das dürfte etwas knapp werden.“ gab Fire zurück und unterband jede weitere Diskussion.


    Viper hatte eine Stellung etwas Abseits der Gruppe bezogen. Dank seines Anzuges war er vollkommen abgetaucht. Durch die Linsen in dem Sichtsystem betrachtete er das, was da die Straße herunter kam. “Ein - nein zwei Transporter. Je ein knappes Duzend Mann auf der Ladefläche, ich zähle drei... nein vier Bewaffnete. Die anderen scheinen Gefangene zu sein. Passt auf, die sehen recht wachsam aus...“ berichtete er.


    Der Konvoi nährte sich. Zur Überraschung aller hielt der Konvoi knapp neben ihnen. Während sich die Söldner tiefer duckten sprangen die Soldaten von der Ladefläche. Befehle wurden gebrüllt und die Soldaten sicherten die Umgebung. Zwei der Soldaten trieben die Gefangenen von der Ladefläche, als aus der Fahrerkabine ein Offizier ausstieg. Barsch brüllte dieser einige Befehle und aus der Reihe der Gefangenen wurde einer heraus gezogen, der sich erfolglos dagegen wehrte. Der Offizier trat an den Gefangenen heran und brüllte ihn voller Aggression an: “Lauf!“Völlig verängstig rannte der Gefangene in Richtung Dschungel, seine schritte mehr und mehr beschleunigend.
    Mit einem Grinsen nahm der Soldat sein Gewehr hoch und feuerte auf den Flüchtenden einige Salven ab, die durch das Dickicht jagten. Dann kehrte Stille ein. Mit einem Wink des Offiziers wurde der nächste Häftling zur Jagd freigegeben.


    Fire hob die rechte Hand. Danach hob sie kurz die Hand zu den Augen, um danach zweimal die offene Hand nach oben zu heben. Abschließend deutete sie auf die beiden LKWs. Über Funk sendete sie: “Halten. Erst schießen, wenn sie auf uns entdecken oder uns zu nahe kommen.“ Sie nahm den Offizier ins Visier.


    Wenige schritte entfernt kochte Roland still in seiner Deckung. Je mehr er von der Aktion mitbekam, desto mehr Lust bekam er den Soldaten auf der Straße entsetzliche Dinge anzutun. Es ging ihm gewaltig gegen den Strich, einfach nur zuzuschauen. Trotzdem hatte Fire eine höhere Befehlsgewalt und solange Kentaro nichts Gegenteiliges sagte blieb ihm nichts anderes übrig als seine Wut zu schlucken. “Wie Ihr befehlt.“


    Viper lagen solche moralischen Dilemmas fern. Über seine SmartGun- Verbindung ließ er ein Explosivgeschoss in die Kammer des Walter SSG wandern. Dabei senkte er die Waffe soweit, dass er den Treibstofftank des ersten LKWs ins Fadenkreuz bekam. “Roger, ich halte.
    Wenn nichts anderes geplant ist, würde ich bei Zugriff zuerst den vorderen Laster ausschalten, damit der zweite blockiert ist. Ein Laster sollte uns ja reichen und die Verwirrung dürfte gute Dienste leisten.“

    Zur Sicherheit überprüfte er noch einmal, ob nicht zufällig ihre Zielperson unter den Gefangenen war. Sie war es nicht.


    “Den Offi besser lebend...“ kam es von Roland, der in Gedanken schon dessen Haut briet, um sie diesem dann zum Essen vorzusetzen.


    Die Prozedur ging während dessen weiter. Immer wieder wurden Gefangene in den Dschungel getrieben und von hinten niedergeschossen. Dann aber entschied sich einer der Gefangenen einen Weg einzuschlagen, der ihn nahe an die Söldner heran führte. Erst schien es als würde die Aktion unbeeinträchtigt weiterlaufen, dann aber hielt einer der Soldaten inne und blickte verunsichert in die Richtung der Söldner. Er griff zum Funkgerät und gab dem Offizier etwas durch. Dieser beorderte drei Soldaten in die Richtung.
    Noch war nicht klar, ob sie zur Leiche des niedergeschossenen Gefangenen wollten oder die Söldner entdeckt worden waren. So oder so, die Fünf waren zum Handeln gezwungen.


    Fire nahm eine Granate vom Gürtel und zog den Stift heraus. “Sobald die Granate unterwegs ist Feuer frei nach eigenem ermessen, der linke der 3 ist meiner.“ Gab sie durch, dann warf sie die Granate ohne aufzustehen in die Riege der Soldaten. Dann legte sie auf den Linken des Trios an.


    Mit einem “Roger.” meldete sich Viper. Kaum war die Granate aufgeschlagen löste sich der schallgedämpfte Schuss und aus der Granatenexplosion wurde eine zweifache, als der LKW mit einem lauten Knall explodierte.
    Während sein Gewehr eine panzerbrechende Patrone nachführte suchte Viper in dem Chaos nach Soldaten, die entweder auf sein Team ansetzten oder Funken wollten.


    Fires Salve zerfetzte die Brust ihres Opfers. Die verbliebenen Soldaten eröffneten das Feuer, während sie zu einer Deckung hasteten. Viper schaltete einen der beiden aus. Der Dritte gab Streufeuer auf die Deckung der Söldner. Ein Geschoss traf schließlich Fire in die Schulter, wobei es die Panzerung durchschlug.


    Sake entschied, dass es sich dieser für seine Aufmerksamkeit prädestiniert hatte. Er feuerte eine Salve auf sein Ziel, die trifft. Es war für Sake nicht zu erkennen, ob der Soldat tot war. Eine zweite Salve von Sake scheiterte an einem Baumstamm.


    Mittlerweile gab der brennende Laster eine hervorragende Rauchgranate ab. Nirgendwo war ein Feind zu erkennen. Viper brachte es auf den Punkt, während er erfolglos versuchte durch die Veränderung seiner Sichtmodi etwas daran zu ändern. “Mein Sichtfeld ist Feindfrei - aber das ist angesichts der Laster keine Garantie.“


    Roland war von dem Geschehen für einen Moment gefesselt. “Na endlich. Krieg! Gewalt! Tod! Yeah!” durchfuhr es ihn. Er entschied, dass er lange genug zugeschaut hatte und er nun auch etwas Spaß haben sollte.
    “Gebt mir mal ein bisschen Deckung. Ich werf mal nen Blick von der anderen Seite.“ Mit diesen Worten kam er aus seiner Deckung und schlich schnell zu dem intakten LKW.
    Sein Geräuschfilter entfernte Stück für Stück alle Geräusche, die er zuordnen konnte und so lauschte er in die Umgebung, um vielleicht so ein Opfer zu finden. Langsam erreichte er einen Punkt, von dem aus er einen Blick hinter die Flammen werfen konnte.
    Er erkannte grob einige Konturen die eindeutig Menschen Waren. Sie hatten sich im Dickicht des Dschungels verborgen. Deshalb konnte er nicht erkennen, ob es sich dabei um Soldaten oder Gefangene handelte. “Ich hab sie. Die sind da vorne im Geäst.“ meldete er und schickte den anderen die Position. Da er keine eindeutige Feinderkennung vornehmen konnte entschied er sich für ein gewagteres Manöver. Er zog eine Betäubungsgranate vom Gürtel, lud eine Predator mit Gelmunition und warf die Granate in Richtung der Truppe.
    Als die Explosion erklang katapultierte er sich über den Laster hinweg in den Dschungel. Schon im Flug erkannte er die beiden Zweiergruppen, die sich daran machten, die LKWs zu umrunden und ihrerseits in den Kampf einzugreifen.
    Bevor er landete feuerte Roland auf einen der beiden Soldaten und zerfetzte dessen Hals. Die anderen reagierten sofort und nahmen den einem Raubtier gleich landenden Söldner zu dritt unter Beschuss. Eine Salve ging komplett fehl, die anderen beiden trafen. Eine scheiterte an den Panzerplatten seiner Glieder, die dritte durchschlug jedoch Rolands Brust und drückte ihn tief in seine Deckung, während Blut an ihm herab lief. Für einen Augenblick musste Roland erst einmal darüber nachdenken, ob er noch lebte.


    Viper begann auf der anderen Seite seine Stellung zu wechseln und zu den LKWs nach zurücken. Er nahm dafür seine Predator zur Hand. “Schlage vor, ihr unterstützt Roland. Ich checke die Laster ab und folge Euch dann.“


    Selbiger war soeben zu der Entscheidung gekommen, dass er noch lebte. Netter Versuch. Hmmh. Ich blute... Das ist cool.“ Ein fieses Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. Auf die Deckung des verbliebenen Pärchens warf er eine weitere Betäubungsgranate und sprang dann wieder mit einem weiten Satz aus der Deckung um eine bessere Position zu bekommen. Dabei funkte er: “3 Feinde im Anmarsch. Einer solo, eine 2er Formation. Nähren sich im Bogen.“
    Rolands Blutdurst war geweckt und er fühlte sich so herrlich lebendig. In diesem Moment fand er noch in der Luft den einzelnen Soldaten, der sich auf seiner rechten Seite verschanzt hatte. Schnell feuerte er und traf den Soldaten an der Schulter, so dass dessen Salve wieder ins Grüne ging. Daraufhin stanzte Roland ihm einen Treffer knapp über die Nasenwurzel.
    Die beiden verbliebenden Soldaten hatten von der Granate nicht viel abbekommen und feuerten nun ihrerseits auf den wild durch den Dschungel springenden Söldner. Roland flog das Blei nur so an den Ohren vorbei. Dann traf ihn eine Reihe von Projektilen an der Schulter und zu dem Blut, dass er eh schon vergoss gesellte sich ein weiterer Strom. Er landete und schüttelte sich.


    Auf der anderen Seite war Viper bis zum unbeschädigten LKW vorgedrungen. Weder an dem brennenden noch an dem intakten LKW entdeckte er Feinde. Gerade als er dies melden wollte bemerkte er eine Bewegung aus dem Augenwinkel und warf sich herum. Das Dröhnen der Automatikwaffe hallte durch den Dschungel und ein Streifschuss brannte eine Kerbe in Vipers Schulter.
    So erreichte er die Deckung des Dschungels und seine Sinne erfasten die Quelle der Gefahr. Auf der Pritsche des zweiten LKWs hatte sich der Offizier verschanzt. Er war sichtlich verletzt und seine Waffe wanderte zielend über das Grün des Dschungels auf der Such nach Vipers Versteck.
    “1 Kontakt am zweiten Laster.“ gab er durch, während er sich zur Ruhe brachte. Sorgfältig zielte er mit der Pistole, während seine Linke als Stütze diente. In dem Moment, in dem er den Offizier voll im Blick hatte drückte er ab. Mit perfekter Präzision traf das APDS- Geschoss den Gegner mitten in die Stirn. Das Geräusch das die Kugel beim Durchschlagen des Schädels erzeugte war beinahe lauter als der gedämpfte Schuss.


    Sake war ebenfalls vor gerückt und hatte sich von Deckung zu Deckung gepirscht. So erreichte er den Rand des Areals, welches Roland und die Soldaten zu ihrer Arena gemacht hatten.
    Er erblickte dabei wie sich neue Gefahr zusammenbraute. Zwei der Soldaten, die Roland mit der ersten Granate zu Boden gebracht hatte erhoben sich und eilten ihren bedrängten Kameraden zu Hilfe. Sake legte an und im besten Moment eröffnete er das Feuer.
    Zwei Salven durchdrangen den ersten der beiden und fällten ihn. Der zweite warf sich in Deckung und feuerte zurück, jedoch ohne einen Treffer zulanden.


    Roland erhob sich. Er nahm sein Alpha. In der Kammer des Granatwerfers ruhte eine Phosphorgranate. Er beschloss, dass es Zeit war die Samthandschuhe abzulegen. Er zielte kurz, dann schickte er die Granate auf ihre Reise.
    Heulend zog sie ihre Bahn durch den Dschungel. Mit einem Fauchen entflammte die Deckung der Soldaten. Der rechte Mann schrie spitze Schreie der Agonie, die Roland äußerst befriedigend fand, während die Flammen ihn zu Asche verbrannten. Der linke Soldat rannte brennend aus der Deckung und schlug um sich, um die Flammen zu ersticken. Er kam nicht weit. Wenige Meter weiter fiel er zuckend zu Boden. Zu Rolands Erstaunen erklang plötzlich weiteres automatisches Feuer. Der Körper des Soldaten zuckte noch einmal auf, dann lag er still.
    Aus dem Unterholz traten vier Gefangene hervor, die sich der Waffen der beiden Soldaten bemächtigt hatten, die er zuvor erschossen hatte. Sichernd legten sie ihre Waffen auf Rolands Deckung an.


    Fire hatte nun auch aufgeschlossen. Sie versuchte von den LKWs aus jedes Teammitglied im Blick zu haben, um im Notfall Unterstützung geben zu können. “Wie sieht es aus? Verbleibende Bravos? Statusbericht?
    Ich selbst bin leicht verletzt, aber einsatzfähig.“
    funkte sie über die Gruppenfrequenz.


    Viper antwortete als erster: “Kontakt am Laster gesichert.“
    Langsam tastete er sich aus seinem Versteck hervor und beendete seine Kontrolle des LKWs.


    Roland befand sich in einer Art Schwebezustand. Dies war nicht allein das Ergebnis des Blutverlustes. Der Geruch von Blut, brennendem Fleisch und Pulver hatte eine berauschende Wirkung auf ihn. In seinem Kopf hörte er die Melodie von Bruce Springsteens „I’m on Fire“ spielen:
    “At night I wake up with the sheets soaking wet
    and a freight train running through the
    middle of my head
    Only you can cool my desire
    I'm on fire”

    Mit einem Schütteln seines Kopfes kehrte er in die Wirklichkeit zurück. Das entrückte Lächeln wich aus seinem Gesicht und sein Blick klärte sich.
    Auf Indonesisch rief er zu den Gefangenen: “Alles klar Leute. Macht uns keinen Ärger und Ihr seid frei.“
    An Fire funkte er: “Die überlebenden Gefangenen haben sich bewaffnet. Schlage vor sie am Leben zu lassen. Wo ist der Offizier?“
    Er tauchte noch einmal tiefer in die Deckung und suchte die Umgebung nach Feinden ab. Doch es waren keine mehr zu sehen.


    Obwohl Roland ihnen den Frieden angeboten hatte reagierten die Gefangen zögerlich. Sie senkten ihre Waffen etwas, waren aber sichtlich bereit, sie sofort wieder einzusetzen. Während sich die Unbewaffneten darauf konzentrierten mit den Augen den Dschungel abzusuchen sprach einer der beiden anderen direkt zu Roland.
    “Wer bist du und was machst du hier?“


    Bevor Roland antworten konnte sandte Fire ihre Befehle. “Sake, du sicherst die Umgebung, Viper du die Lkws. Wenn ihr einen lebenden Soldaten findet, stabilisiert ihn damit wir ihn befragen können. Eigensicherung geht aber vor.“.
    An Roland sagte sie: “Komme zu dir. Sag den Jungs, dass sie mich nicht über den Haufen schießen sollen.“


    Viper hatte den LKW nun gesichert. Vorsichtig nahm er den Taschencomputer des Offiziers an sich und sah ihn sich an. Er war durch einen Pin verschlüsselt.
    Sämtliche Soldaten waren tot.


    Roland antwortete dem Führer des Quartetts: “Hey Leutz, alles klar. Ich bin nicht hier um Euch umzuballern, dass hätten die anderen schon ganz allein geschafft. also bitte schon friedlich, ok? „


    Kaum hatte er das gesagt, kam Fire um die Ecke. Sie hielt das Gewehr vor der Brust. In ihrem Kopf wurde gerade die Sprachsoftware geladen, die es Ihr ermöglichen würde Baha Indonesia zusprechen, was die hier am meisten verbleiteste Sprache war.
    Als sie die Gefangenen sah nickte sie ihnen kurz zu.
    Mit befehlsgewohnter Stimme sagte sie: “Jungs ich würde euch empfehlen die Waffen zu senken. Wir sind deutlich in der Überzahl, besser bewaffnet und ausgebildet.
    Wir wollen euch nichts tun, aber auf mich gerichtete Waffen machen mich etwas nervös, also runter mit den Waffen. Ich würde mich nämlich gerne mit euch unterhalten.“

    Sie war nicht gewillt darüber u verhandeln.
    Sollten sie Ärger machen, du den rechten, ich den linken Bewaffneten. erging an Roland der Funkspruch.
    Dieser sagte laut zu ihr: “Alles in Ordnung? Du tropfst.“ dabei nickte er kurz und hängte sich das Alpha wider um. Sein Predators wegzustecken war etwas, mit dem er sich erst einmal Zeit lies.


    Sake wunderte sich, warum von dem verbliebenen Soldaten keine Reaktion kam. Er blickte vorsichtig aus seiner Deckung hervor. Von dem Soldaten fehlte jede Spur.


    Fires Worte verfehlten die erhoffte Wirkung nicht. Sie schulterten ihre Waffen und entspannten sich sichtlich. Sie begrüßten die beiden mit einem freundlichen "apa khabar" Dann sagte der Wortführer: “Wir sind euch anscheinend zu dank verpflichtet...
    worüber willst du denn mit uns sprechen?“


    Während Roland den anderen durchgab, dass die Lage hier geklärt war, antwortete ihm Fire:
    “Ich weiß, aber danke der Nachfrage. Steckschuss in der Schulter. Sieht schlimmer aus als es ist.“
    Dann wand sie sich den Indonesiern zu:
    “Als erstes sollten wir uns etwas von diesem Kampfplatz entfernen.“
    Einen entsprechenden Befehl gab sie an die Truppe weiter. Dann sprach sie weiter:
    “Dann interessieren mich so ein paar Dinge.
    Punkt 1: Wisst ihr wieviele Wärter ihr hattet? Punkt 2: Wieso wart ihr hier? Und Punkt 3: Was habt ihr jetzt vor? Ihr werdet jetzt zusätzlich zu euren anderen Verbrechen noch wegen Mord gesucht.“


    Viper funkte zurück: “Habe vorhin einen Streifschuß an der Schulter abbekommen. Nichts Wildes, aber wäre nett, wenn mir da einer was draufkleben würde.
    Ansonsten scheint der hintere Laster noch iO. Hab hier nen Taschencomp von einem der Offiziere - hat einer von Euch Erfahrung im Codeknacken?“


    Während Fire und Roland in Begleitung der Indonesier zum Sammelplatz gingen, redete ihr Anführer weiter: “Das mit dem Mord interessiert uns nicht. Wir sind Rebellen und deshalb sowieso zum Tode verurteilt... was übrigens der Grund ist, warum wir nun hier sind. Die Gefängnisse sind voll mit Häftlingen aller Art, politische Gefangene usw., weshalb man einzelne Häftlingsgruppen oft in den Dschungel fährt und dann erschießt. Es sollen möglichst wenige Zivilisten davon wissen... wäre schlechte Publicity, du verstehst?
    Wegen der Wächter... ich glaube, dass es insgesamt 10-12 Mann waren, inklusive des Offiziers.
    Und was seid ihr für Typen? Söldner?“


    Roland Funkte zu nächst an die Truppe: “Kein Problem. wenn wir gleich einen Augenblick Zeit haben, spielen wir alle zusammen Onkel Doktor. Ich hab 2 Treffer in der Brust und einen im Arm, und Fire ist an der Schulter getroffen. Was ist mit Dir Sake, willst Du auch mitspielen?“
    Dann wandte er sich an den Indonesier, und zeigte, dass er offensichtlich nicht gewillt war sein hier sein zu begründen. “Aber nicht doch Jungs. Wir sind das SEK von Amnesty International.“ Dabei zwinkerte er kurz.


    Fire organisierte den Rückzug über Funk.
    “Sammeln 700 m nordöstlich der LKWs. Wunden verpflegen und Lagebesprechung. Könnt ihr bitte noch 2 AKs mitbringen für unsere neuen Freunde und kurz die Leichen zählen. Sollten 10-12 sein abzüglich der vier die Roland hier erledigt hat. Sake du übernimmst nachher die Lagersicherung.“
    Auch sie wich der Frage des Rebellen nach dem Zweck ihre Anwesenheit aus. “Naja, sagen wir mal wir machen für gute Bezahlung die Jobs, welche die Militärs oder andere Auftraggeber nicht machen wollen oder können.
    Was meine Frage angeht war sie eher darauf bezogen, was ihr jetzt genau vorhabt. In den Dschungel flüchten, zurück zur Stadt oder zu einem anderen Ort? „


    “Wir werden weiter nördlich durch den Dschungel marschieren, in Richtung eines unserer Lager. Beantwortet das deine Frage?
    Übrigens, falls ihr weiter in Richtung Jember marschieren wollt, würde ich euch raten die Stadt im Norden zu umrunden. Im Süden wird der Knotenpunkt der Fernverkehrsstraßen streng überwacht...“
    antwortete der Indonesier.


    Sake antwortete: „"Wird erledigt, Fire. Aber an eurem Spiel nehme ich nicht teil - habe nichts abbekommen.
    Vielleicht sollte ich darauf hinweisen, dass einer der Soldaten anscheinend entwischt ist. Oder habt ihr den noch entdeckt?"


    Am Sammelplatz holte Fire ein Medikit hervor und wartete auf den Rest der Truppe. Diese kamen kurz darauf.


    Roland wandte sich an Viper, kaum dass dieser auf der Bildfläche erschien. “Gib mir doch mal bitte den Sekretär.“
    Als er ihn erhielt, klappte sein rechter Unterarm auf und das Display eines Cyberdecks kam zum Vorschein.
    Mit einem breiten Grinsen fügte er hinzu: “Wie ich schon sagte, ich gebe auch einen ganz passablen Decker ab.“
    Während er sein Deck daran anschloss wandte er sich an Fire: “Während ich mal schaue, ob ich aus der Kiste was Raus kriege, könntest Du schon mal in meiner Brust auf Schatzsuche gehen. Da müssen mindestens zwei Ostereier drin sein.“
    Mit diesen Worten zog er sein Tarnhemd aus. Dann griff er in eine der Schusswunden und zerrte mit einem kräftigen Ruck an der Haut. Mit einem fleischigen Reißen löste sich das SynthoSkin.
    Für einen Moment schmerzte es schrecklich, dann schalteten seine künstlichen Nerven ab. Sein Torso präsentierte sich als eine schwergepanzerte Hülle. Sie war gezeichnet von den Treffern, die sie abgefangen hatte. Ein Blick in die Öffnungen, die die durchgedrungenen Treffer hinterlassen hatten zeigte ein Blinken und Funkeln, das an das Innere eines optronischen Schaltschrankes erinnerte. Erst sehr viel tiefer erkannte man Fleisch.
    “Sei aber bitte zärtlich zu mir. Ich will nicht, dass ich ab jetzt Kleider tragen sollte oder meine Ware nur noch zum Kaffee kochen taugt.“ fügte er schmunzelnd hinzu, während Skillsoft und Deck begannen, die Barrieren des Taschencomputers ein zu reißen.


    Fire legte sich das medizinische Equipment zurecht. An die Rebellen gewandt: “Ja, ich wollte nur wissen, dass ihr zumindest eine Überlebenschance habt und wir uns nicht umsonst eine Bleivergiftung zugezogen haben.“


    Viper setzte sich dazu. “Was machen wir mit dem noch funktionierenden Laster?“


    Fire antwortete über Funk und gab weitere Anweisungen: “Absolute Wachsamkeit. Schnelle Wundversorgung, dann Abrücken. Sake, du hast die Lage unter Kontrolle?
    Den Laster würde ich stehen lassen, bringt nichts ihn zu zerstören und mit ihm wären wir zu auffällig.“

    Dann wandte sie sich an Roland und begann sie Rolands Wunden zu versorgen. Kopfschüttelnd blickte sie auf seine Brust.
    “Bei dir wäre eine Mechanikerausbildung nützlicher als ein Doktor in Medizin.“
    Roland unterließ es ihr zu sagen wie oft er den Spruch schon gehört hatte. Sie konnte es sich schließlich denken, vermutete er.
    Er antwortete mit einem rauen Lachen: “Hahahaha. Keine Sorge, um die Elektronik kümmere ich mich gleich selbst. Aber ansonsten danke. Ich fühle mich schon besser.“ dann widmete er sich wieder dem Computer.
    “Wenn ihr auch nach Norden geht, können wir euch noch ein Stück begleiten, liegt sowieso auf dem Weg. Vielleicht habt ihr auch Interesse an einem Angebot, dass ich euch unterbreiten kann.“ sagte sie zu den Rebellen.
    Über Funk fügte sie für das Team hinzu: “Vielleicht können die Rebellen uns bei unserer Aufgabe helfen, schließlich befreien wir nebenbei ein paar ihrer Kollegen, was haltet ihr davon?“


    “Ja, warum nicht. Wir können uns dein Angebot zumindest einmal anhören und uns dann entscheiden...“ Die Rebellen waren interessiert.


    In diesem Moment vermeldete ein Piepsen des Taschencomputers, dass Roland drin war. Er ließ sich die Daten präsentieren. 80% des Speichers war mit Pornos belegt. Ein Strahlen huschte über Rolands Züge. “Geil! Pornos! Die behalte ich!“ Er begann den Kopiervorgang auf seinen internen Speicher.
    Ernsthafter widmete er sich den restlichen 15% des belegten Speichers. Er fand neben einem Video, in dem Der Offizier mit anderen Soldaten beim Fahnenappell die Hymne sang. Daraus fertigte er ein grobes Sprachmuster für seinen Audiostar. Dann fand er die restlichen Daten. “hmmh, Hilfreich.“ dachte er.
    Er funkte an das Team: “Sieht so aus als hätten die Rebellen einen Grund mehr zu helfen. Hier auf dem Sekretär sind Marschbefehle, die auf ein Rebellenlager im Norden hinweisen. Da sollte unser Offi auch nach der Schießübung hin. In dem Lager haben wir vielleicht auch einen Moment Zeit uns richtig zu zukleben. Was den Laster betrifft, so habe ich da vielleicht noch eine Idee.“
    Laut sagte er zu Fire: “Darf ich mich bei Dir revangieren?“


    Inzwischen kam Sakes Antwort: "Ja, Fire. Bin auf dem Posten.
    Wie lange wird es wohl dauern, bis das Fort reagiert?"


    Fire befreite sich von Rucksack, Weste und blutgetränktem Top. Nur noch mit Sport- BH bekleidet wandte sie sich an Roland.
    Dann mach dich mal an die Arbeit.
    Während dieser versuchte nicht zu sehr zu geifern und sich an die Arbeit machte, funkte sie an das Team: “Es wird wohl noch eine Weile dauern, v.a. da sie sich ja erst in beim Truppenverband melden müssen. Allerdings müssen wir davon ausgehen, dass ein Soldat entkommen ist, was bedeutet, da er wahrscheinlich kein Langstreckenfunkgerät dabei hat, dass er ein paar Stunden unterwegs ist.“
    “Sobald wir fertig sind rücken wir ab. Dann kann ich euch auf dem Weg ein paar Infos geben und unser Angebot unterbreiten.“ sagte sie an die Rebellen gewandt.
    Diese nickten ihre Bestätigung.


    Roland arbeitete so konzentriert, wie er nur konnte. Er beglückwünschte Fires Gynäkologen in Gedanken mit mehr als nur einer Spur Neid. Laut sagte er zu ihr:
    „Ich hoffe ich mache das richtig. Wäre ja echt ne Schande, wenn ich hier was verzocke.“

    Gleichzeitig funkte er ans Team: “Folgender Plan: Ich werde mich am Funkgerät als Offi ausgeben und beim Gefängnis Hilfe anfordern, wegen Rebellenüberfall auf den Konvoi. Den LKW preparien wir mit ein bisschen Sprengstoff und lassen in dann als Falle für die Verstärkung stehen. Während die dann hier rumturnen, gehen wir los und holen unser Paket. Was haltet Ihr davon?“


    Sofort kam die Reaktion von Sake. "Wenn wir den Laster sprengen, wissen sie womöglich, dass es ein Ablenkungsmanöver ist. Andererseits kann es auch einfach nur zur Folge haben, dass sie Verstärkung schicken. Tut mit leid, aber ich kann die Reaktion nicht vorhersehen.
    Das ist mir zu vage. Ich würde meinen, wir gehen bereits vorher los und halten uns unweit des Forts auf, egal, ob wir den Laster nun verminen oder nicht."


    “Wir sollten den Laster verminen. Sie werden vermutlich ohnehin die Rebellen verdächtigen. Ist eigentlich ein häufiges Vorgehen bei Guerillas - meiner Erfahrung nach.
    Wir könnten zusätzlich versuchen, den Flüchtling zu fangen. Er hat weniger als ne Stunde Vorsprung und selbst wenn wir nicht rennen wollen, könnten wir ihn in 5 Minuten mit dem Laster überholen...“
    gab Viper zu bedenken.


    Roland antwortete darauf: Prinzipiell stimme ich Dir zu Viper. jedoch ist der Schisser in den Dschungel getürmt. Glaube nicht, dass wir da mit dem Truck durchkommen. Nein nein, lasst den ruhig mal Laufen. wenn der es tatsächlich zum Lager schafft, dann würde das doch nur den Hilferuf glaubwürdiger machen. Und was soll der schon erzählen. Eine Gruppe bewaffneter Einheimischer hat das Erschießungskommando überfallen. Klingt für mich nach Rebellen.


    Viper konkretisierte seinen Plan: “Ich meinte eigentlich auch keine direkte Verfolgung - mehr ein Überholen. Wir würden dem Mann praktisch den Weg abschneiden und ihn an irgendeiner markanten Stelle auf dem Weg zum Lager abfangen.
    Wir haben uns doch schon ein wenig anders verhalten als Rebellen. Wenn der Mann schon ein paar Tage in diesem Konflikt dient, wird er den Unterschied zu Rebellen bemerkt haben.“
    fügte er noch seine Befürchtung hinzu.


    Fire schaltete sich in die Diskussion ein: “Ich würde ihn nicht verfolgen. Er ist auf dem Weg nach Jember, was ihm ziemlich viel Spielraum für den Auswahl des Weges gibt .Ihn zu finden dürfte relativ schwer werden.“ Ihr gelang mühelos von Befehlshaberin umzuschalten und sich jetzt, außerhalb der Krisensituation wieder als einfaches Teammitglied zu agieren.
    Sie wandte sich an Roland. “Gut, wir verminen den Truck und setzen einen Funkspruch ab.“
    Während sich dieser an die Arbeit machte und mit Hilfe des Sprachsamples einen entsprechenden Notruf generierte fügte sie mit einem Augenzwinkern hinzu: So viel zu versauen gibt es nicht mehr. Ist eben eine weitere Narbe. Solange es noch funktioniert.


    Roland wurde bei Fires Anblick langsam spürbar warm. “Sehr gute Entscheidung, finde ich. Und übrigens, ich finde Narben äußerst schmückend. Als ich noch meine eigene Haut hatte, hatte ich einige wirklich markante. Na ja, aber ich höre besser auf. Alte Männer wie ich neigen zur Nostalgie-Sentimentalität...“


    Sake schüttelte nur den Kopf, als er Rolands Worte vernahm. “Als ich noch eigene Haut hatte... Das Leben ist hart.“


    Roland war mittlerweile fertig. “Alles klar. ich wäre dann soweit. Besser geht es nicht auf die schnelle. Von mir aus können wir los. Mit dem Funkspruch warte ich noch etwas. Wir wollen ja nicht unbedingt hier sein, wenn die Kerle hier ankommen oder?“


    Fire versorgte noch schnell Vipers Wunde, der sich nach dem dies geschehen war aufmachte und die Verminung des Trucks vornahm.
    “Ok sammeln und Abmarsch. Sake du deckst den Rücken, Viper du nach vorne. Ich werde Ihnen das mit ihrem Lager gleich erklären, da sie dann noch mehr Zeit haben zu reagieren. Einwände?“ gab sie über Funk durch, während sie los ging.


    Wortkarg wie immer bestätigte Viper und ging voraus.


    Roland erhob sich. “Ist klar, Chefin.“ er biss die Zähne und ging neben Fire. Die Schmerzen waren doch spürbar. Er tröstete sich, dass sie nicht so schlimm waren wie damals in Afrika. Aber schlimmer als die in auf Grönland. In etwa wie in Kambodscha…


    Sake folgte und übernahm die Nachhut. Er bemühte sich die Ruhe in Person zu sein, aber doch blickte er häufig über die Schulter. Er hatte den geflüchteten Soldaten nicht vergessen.


    Kaum hatten sie den Kampfplatz hinter sich gelassen, wandte sich der Rebellenführer wieder an Fire. “Also. Wie war das noch mal mit dem Angebot?“
    Fire blickte sich kurz um, und antwortete dann: “Nun eigentlich sind es zwei Angebote. Zum Ersten haben wir Informationen über einen bevorstehenden Angriff auf eines eurer Lager und würden euch diese zukommen lassen.
    Das zweite Angebot bezieht sich auch auf den Grund unserer Anwesenheit. Wir wollen eines der Gefangenenlager überfallen und eine Zielperson herausholen. Dabei wäre es auch möglich, wenn ihr uns helfen würdet, dass wir auch die restlichen Gefangenen befreien können. Interesse?“

    Sie hängte ihr Gewehr von der rechten auf die linke Schulter.


    Interessiert folgte der Rebell Fires Ausführungen:
    “An den Informationen sind wir in jedem Fall interessiert.
    Wegen des Lagers... das hört sich sehr interessant an...
    Da es sich bei eurer Zielperson ja wahrscheinlich um einen politischen Gefangenen handelt, glaube ich sogar zu wissen, wer diese Person ist. Es gibt momentan nur eine Persönlichkeit innerhalb der Rebellenkader, von der mir bekannt wäre, dass sie sich in den Händen des Militärs befindet.
    Einige Rebellen haben auch schon daran gedacht eine Befreiungsaktion zu starten, aber uns fehlt die Information des Inhaftierungsortes dieser Person... den ihr ja sicherlich kennt, oder?
    Ich kann euch ein Angebot machen. Ich selbst bin nicht dazu befähigt euch zu zusagen. Aber wenn ihr euch von mir zum Kaderführer bringen lasst, dann könntet ihr ja diesem euer interessantes Angebot unterbreiten und ich bin mir sicher, dass es einige Männer geben wird, die bereit wären euch zu folgen...“


    “Gut, dann machen wir es so. Allerdings würde ich euch nicht unbedingt empfehlen in das nördliche Lager zu gehen. Genau dieses soll bereinigt werden.
    Was die Person angeht, so werdet ihr verstehen, dass ich euch och nicht sagen kann wen wir suchen. Das sollten wir dann mit den zuständigen Stellen besprechen.“
    antwortete Fire und bat Roland, den PDA an die Rebellen weiterzugeben.


    Roland holte ihn hervor und überreichte ihn mit einem Augenzwinkern. “Alles klar. Bitte schön. Sorry, hab ihn noch nicht als Geschenk einpacken können.“


    Der Rebell sah sich die Daten an. Dann nickte er. “Also gut. Wir werden dafür sorgen, dass ihr mit einem der Kaderführer in Kontakt treten könnt. Dann habt ihr die Möglichkeit eure Geschichte nach eigenem Belieben erzählen zu können.“
    Sie gingen schweigend die Straße in nördlicher Richtung weiter, um dann später in den Dschungel einzutauchen.

  • 6: Neue Freunde


    Bald darauf trafen sie auf einen versteckten Trampelpfad. Die Söldner wussten, dass sie diesen nie ohne die ortskundigen Rebellen gefunden hätten.
    Diese blieben das eine oder andere Mal stehen und orientierten sich an Hand von hinterlassenen Zeichen. Stundenlang ging der Marsch, bis sie am Abend einen Bachlauf erreichten, an dem sie eine kurze aber dringend benötigte Rast einlegten. Dann ging der Marsch weiter, wieder durch dichtes Unterholz.
    Während sich der Abend nieder senkte erreichten sie die Ausläufer des Berglandes von Ostjava. Das Gelände wurde immer bergiger und immer häufiger ging es bergauf. Zu allem Überfluss begann es auch noch zu regnen und so begleitete sie ein Regenschauer das letzte Stück des Weges.
    Endlich erreichten sie ihr vorläufiges Ziel im letzten Licht des Tages. Sie befanden sich in den halbverfallenen Überresten eines Tempelkomplexes aus längst vergangenen Zeiten. Die Rebellen zeigten ihnen einen Platz, an dem sie lagern konnten.
    Von dem Plateau aus hatte man einen fantastischen Überblick über den Dschungel und die näheren Berge. Einer der Rebellen verschwand zwischen den Steinen und tauchte im Dickicht das Dschungels ein. Der Wortführer der Rebellen informierte die Söldner darüber, dass er ihn losgeschickt hatte, um mit einem Kaderführer einer lokalen Widerstandszelle zu kontaktieren.
    Die Söldner nutzten die Gelegenheit um sich auszuruhen und sich einwenig über die Gegend zu informieren. Roland setze den vorbereiteten Funkspruch ab, bevor er sich auf einen Stein plumpsen ließ. “Na endlich. Diesem Dschungel mangelt es eindeutig an Infrastruktur. Blöde Latscherei! dacht er, während er sich sein Nahrungskonzentrat mit Wasser anrührte und die braune Masse in seiner Tasse mit zwei weißen Tabletten garnierte. Auch im Einsatz sollte man seine Medikamente nicht vergessen. Er würgte die geschmacklose Pampe und das Cyclophosphamid herunter.

    Fire bat Viper und Sake darum, den Perlmeter zu sichern. "Habe keine Lust ungebetenen Besuch zu bekommen."


    "Natürlich." Sake war sehr wortkarg. Ihm waren die Strapazen des Tages deutlich anzusehen.
    Kurz beriet er sich mit Viper. Sie entschieden sich dafür, ihren Hinweg im Besonderen zu überprüfen, da sich mögliche Verfolger am ehesten auf diesem Weg ihnen nachstellen würden. Doch es gab keine Verfolger.
    Sie kehrten zurück und stärkten sich an den Rationen, die Fire zubereitet hatte. Anschließend schliefen sie einige Stunden.


    Sie waren kaum erwacht, als der Bote wiederkam. Er war in Begleitung einer kleinen Truppe Javanen. Die Rebellen begrüßten einander in einem wilden Mischmasch aus lokalen Dialekten, vor dem selbst Roland die polyglotten Waffen strecken musste und auch Viper waren einige Zungeschläge noch nie untergekommen.
    Einer der Neuankömmlinge kristallisierte sich schnell als Anführer des Trupps heraus. Er war von nicht klar bestimmbarem Alter, da sein sichtbar langes Leben im Dschungel an ihm Spuren hinterlassen hatte. Er war auf jeden Fall in einem Alter zwischen 30 und 40. Sein schwarzes Haar war kurz geschnitten, aber war eher verwildert als frisiert. Er trug eine Uniform, die mit Abzeichen und Symbolen des alten indonesischen Militärs besetzt war. Nachdem er alle Rebellen begrüßt hatte wandte er sich zu den Söldnern um und ging zu ihnen.
    Zunächst überreichte er jedem von ihnen einen kleinen Beutel mit Reis und grüßte sie mit dem in Indonesien als universell gebräuchlichen "Apa khabar". Von Viper erfuhren sie, dass dies eine indonesische Sitte war, mit der man friedliche Absichten bezeugte. Der Rebellenführer nahm unterdessen auf einen flachen Stein, auf dem alle Platz hätten und lud sie mit einer knappen Geste ein ebenfalls Platz zunehmen.
    Als sich alle gesetzt hatten, eröffnete er an Fire gewandt das Gespräch: “Ich habe von einem Angebot gehört. Möglicherweise haben wir denselben Feind und könnten uns ergänzen...“


    Roland entzündete ein Streichholz am Stein und begann seine Abendzigarre zu rauchen. Er zog eine weitere aus seiner Brusttasche und hielt sie dem Rebellen hin. “Apa khabar. Hier, wenn Sie wollen...“


    Mit einem leicht genuschelten "terima kashi" nahm der Mann die Zigarre und ließ sich von Roland Feuer geben. Dann wendete er sich rauchend Fire zu.


    Alle hatten Platz genommen, als Fire antwortete: “Ich bin mir sicher, dass wir uns hervorragend ergänzen können. Wahrscheinlich wurden wir dazu beauftragt einen Ihrer Verbündeten zu befreien und es wäre mit Ihrer Hilfe sicherlich auch kein Problem, die anderen gefangenen Rebellen zu befreien und so dem Militär einen kleinen Schlag zu versetzen.“


    Aufmerksam hatte der Rebell zugehört. Er nickte. “Hm, ich denke schon, dass wir uns einig werden könnten.
    Hört sich interessant an, was sie da sagen...
    mir stellt sich nur die Frage, was dann nach der Befreiung, mit unserem guten Freund geschehen soll... ich meine, für wen arbeiten Sie eigentlich? Nen ausländischen Kon? Wissen Sie, ich will nicht unhöflich sein, aber diese Frage interessiert mich schon irgendwie...
    Ansonsten kann ich Ihnen sagen, dass ich durchaus ein paar meiner Leute entbehren könnte. Die meisten sind ziemlich gute Ortskundige und könnten Sie im Eiltempo zum Zielort bringen. Außerdem kennen wir die meisten Marschrouten der Patrouillen, so dass man Zusammenstöße minimieren könnte. Als wie sicher schätzen Sie Ihr Operationsziel denn ein? Oder denken Sie, der Feind hat noch keinen blassen Schimmer davon, was Sie vorhaben?...“

    Während er auf Fires Antwort wartete schenkte er Roland einen anerkennenden Blick in Richtung der Zigarre.


    Fire, die nun von zwei Seiten von Zigarrenrauch attackiert wurde, kräuselte ihre Nase leicht. “Sagen wir es einmal so. In unserem Metier ist es gesünder manchmal nicht ganz so genau zu wissen, für wen man arbeitet.
    Allerdings kann ich Ihnen so viel sagen, dass er wohl aus dem hiesigen Raum stammt. Was er mit ihm machen wird kann ich nicht sagen, allerdings glaube ich nicht, dass er diese Menge Geld aufbringen und den Aufwand ausländische Profis zu engagieren auf sich nehmen würde, wenn er ihm schaden wollte.
    Die Tatsache, dass er eine Uniform trug, sehe ich in Anbetracht des Auftrags eher als Ablenkung an, allerdings hat unser Auftraggeber Zugang zu militärischer Hardware, was einen militärischen Hintergrund nicht ausschließt.“

    Mit einem tiefen Blick in die Augen ihres Gesprächspartners fügte sie hinzu: “Hier kann ich nur für mich sprechen. Mir ist es relativ egal, wer ihn haben will, solange ich die vereinbarte Bezahlung bekomme. Unser Angebot belief sich auch weniger auf die Auslieferung unserer Zielperson an Sie, als die Möglichkeit ein komplettes Lager zu befreien.“


    Viper war wie üblich stumm. Über Funk gab er dann aber an Sake und Fire weiter: “Irgendwie werde ich den Gedanken nicht los, dass vielleicht einer der ehemaligen Gefangenen unbemerkt verkabelt wurde. Wir sollten also auch ab und an einen Blick nach oben werfen, jetzt da die Gruppe sich nicht mehr bewegt könnte man davon ausgehen, dass ein Lager erreicht wurde und einfach mal ne Tonne Feuer vom Himmel fallen lassen...“


    Geduldig hörte der Indonesier Fire zu. Ohne jede Feindseligkeit antwortete er: "Ja, die Nuyen.... nichts läuft ohne sie, was? Also gut. Ich werde Sie bei Ihrem Vorhaben unterstützen. Sie erhalten Ihre Zielperson und wir bekommen die restlichen von uns befreiten Gefangenen. Danach trennen sich unsere Wege wieder.
    Hierfür müssten wir natürlich wissen an welchem Standort sich das Ziel befindet...
    Ach, und vielleicht ist es ratsam, wenn wir langsam weiter ziehen... ich habe immer ein ungutes Gefühl dabei zu lange an einem Ort rum zu hocken..."

    Er beendete den Satz mit einem leichten Grinsen.


    Roland war von der Vorstellung eines erneuten Marsches nicht sehr angetan, aber er verstand die Notwendigkeit. “Na geil. Schon wieder latschen. Und ich hab meinen Zivi schon wieder zu Hause gelassen.“
    Laut sagte er: “Hmmh. Dann mal los. Reden könne wir ja auch beim gehen.“ Schweren Herzens stand er auf.


    Fire erhob sich ebenfalls. “Na dann last uns mal abrücken.“ An Viper und Sake funkte sie zurück: “Halte ich für unwahrscheinlich. Sie wollten die Jungs erschießen, da wäre eine Wanze ziemliche Ressourcenverschwendung.“


    Roger, hängen uns in die Nachhut und sind beim Abrücken dabei... dann überlassen wir mal den Rebels die Führung. funkte Viper an das Team. Auf Fires Frequenz sendete er außerdem: “Wollte es nur zu bedenken geben. Einige der Kommandeure hier sind ziemlich verschlagen. Mit uns hat man sicher nicht gerechnet, aber vielleicht mit ner Befreiungsaktion der Rebellen. Wäre ja nicht das erste Mal, dass so was vorkommt und wenn man vorhat ein Feuer im Dschungel anzuzünden, dann kümmern einen die paar NY für die Anzünder auch nicht...
    Immerhin könnte er dann behaupten, den Rebellen einen harten Schlag versetzt zu haben - was durchaus ein Karrieresprung bringen könnte...“

    Aber die Diskussion war beendet.


    Die Rebellen führten sie über einen verschlungenen Pfad abwärts, bis sie an einer Art Unterstand ankamen. Dort wartete ein weiterer Trupp Rebellen auf sie, vermutlich die Rückendeckung.
    Im Unterstand ergriff der Rebellenführer wieder das Wort, während er sich an Fire wandte: Ok. Dann sollten wir mal etwas konkreter werden...
    Wie viele Leute werdet ihr brauchen, um das Ziel zu knacken? Um welchen Standort geht es und... habt ihr schon einen Plan?


    Fire deutete mit einem Nicken an, dass sie einverstanden war. “Die Frage ist weniger, wie viele Leute wir brauchen, sondern wie viele ihr uns mitgeben könnt. Was unseren Plan angeht. Wir hatten 2 Pläne. Allerdings ist der erste mit zusätzlichen Kämpfern nicht möglich, der zweite Plan müsste dann noch abgeändert werden, sobald wir endgültig wissen wie viele Leute wir sind und wer welche Fähigkeiten mitbringt.“ Dann zeigte sie ihm die Position des Gefängnisses auf der Karte.


    Eingehend betrachtete der Mann die Stelle, die Fire markiert hatte. Dann hob er den Blick wieder zu ihr. “Meine Gruppe hier umfasst insgesamt 20 Mann, zusammen mit mir.
    Die Leute kennen sich untereinander, obwohl noch nicht alle aktiv an Kampfhandlungen beteiligt waren. Ich will Ihnen nichts vormachen, sie können keine ausgebildeten Soldaten von mir bekommen... einige desertierte Militärs sind zwar dabei, aber der Großteil der Truppe besteht aus Bauern und Arbeitern. Ihr Kampfeswille ist allerdings umso größer...Wäre meine Truppe für ihr Vorhaben ausreichend? Mehr kann ich Ihnen leider nicht anbieten...“


    Obwohl Fire in etwa dies erwartete hatte, zuckte sie leicht mit der rechten Augenbraue.
    “20 Mann werden mit Sicherheit ausreichen. Gibt es in der Gegend einen Ort, wo man den Plan besprechen kann, ohne mit Bombardements oder Überfällen rechnen zu müssen?“ antwortete sie ihm lächelnd.


    Roland hatte es sich auf einem Baumstamm nahe dem Unterstand gemütlich gemacht. Er beschäftigte sich mit seinen Pistolen, die er grob reinigte, ohne sie auseinander zu nehmen. Trotzdem verfolgte er interessiert dem Gespräch zwischen Fire und dem Rebellenführer.
    An dieser Stelle des Gespräches schaute er kurz auf und blickte einige der umstehenden Rebellen eingehend an. "Na Klasse. Kriegsspiele mit Bauern. Wie ich das hasse!"


    “Sicher doch. Wir können in ein altes Lager marschieren. Liegt in guter Deckung der Berghänge. Ist auch nicht allzu weit... 1 oder 2 Stunden Marsch.“
    Mit einem Wink holte er seine Leute zu sich.
    “Abmarsch bereit machen.“


    Der Trupp folgte dem Pfad weiter durch den Dschungel. Die Berghänge wurden nun immer steiler und immer häufiger tauchten massive Felsformationen auf, die Deckung boten. Weitere zwei Stunden Marsch später erreichten sie im Morgengrauen das Lager.
    Es befand sie im Schatten einer großen Höhle an einem Berghang. Die Höhle schien tiefer in den Berg hinein zu führen. Das Lager war an sich noch intakt, aber man sah ihm doch an, dass es schon lange nicht mehr benutzt worden war.
    Während sich einige Rebellen außerhalb der Höhle auf Spähposten begaben, ging der Rest in die Höhle.



    Sake blieb am Höhleneingang stehen und beobachtete die Szenerie. "Fürs Reden bin ich nicht zu ständig - bin ich nie. Immerhin, wenn die uns nicht verarschen, dann läuft’s vielleicht besser, als geplant. Wenn..." hing er seinen düsteren Gedanken nach.
    Er griff erneut zur Flasche und trank einen sparsamen Schluck Sake. Trotzdem schrumpfte sein Vorrat bedenklich. "Ob die hier auch was anständiges zu trinken haben? Mal fragen, wenn die Planung durch ist..."


    Fire und der Anführer der Rebellen waren unterdessen wieder bei der Planung des Angriffes. Sie zeigte ihm den Plan des Lagers. “Wir planen hier eine Ablenkung, dabei hatten wir an Sprengstoff gedacht. Da wir jetzt etwas mehr Kampfkraft zur Verfügung haben, wäre ein kurzer vorgetäuschter Angriff mit anschließendem Rückzug vielleicht sinnvoll um so ein paar der Wachen wegzulocken. Dazu wären natürlich sehr ortskundige Personen von Nöten, die sich auch schnell in Sicherheit bringen können.
    Danach wollten wir hier einsteigen, während unser Scharfschütze die verbliebenen Wachtürme aufs Korn nimmt.
    Ein Team stürmt die Sicherheitszentrale, ein weiteres die Waffenkammer und die letzten beiden machen sich an die Befreiung der Gefangenen.


    Dabei würde ich vorschlagen, dass 5 Mann die Ablenkung in Angriff nehmen. Jeweils weitere 4 Männer nehmen die Zentrale und das Lager in Angriff. Unser Team und weitere 4 Mann von Ihnen holen die Gefangenen heraus. Der Rest kann entweder sichern oder gegebenenfalls für Motorisierung sorgen oder diese lahm legen.“


    Roland saß wie immer etwas abseits und hörte zu. Dabei fiel sein Blick auf Kentaro, der mit geschlossenen an der Höhlenwand lehnte. “Wäre dass nicht eigentlich Dein Part?! Was hast Du vor?“ fragte er Kentaro in Gedanken.
    Dann fiel ihm wieder ein, was Kentaro an dem Abend gesagt hatte, als er zum Anführer bestimmt wurde. Scheinbar hatte Kentaro bei den bisherigen Situationen analysiert, dass das Team auch ohne seine Anweisungen die Situationen bereinigen konnte.
    Roland wusste nicht viel über die Ausbildung bei den Seals, aber sehr wohl von Psychologie und natürlich im Besonderen über Psychologie beim Militär. Manche Militärstrategen waren der Meinung, dass ein Anführer von kleinen Kommandoeinheiten nur im absoluten Notfall Befehle geben sollte. So wurde die Eigenständigkeit der Mitglieder von Spezialeinheiten gestärkt und darauf basierte das Funktionieren solcher Truppen.
    Ein Lächeln huschte über Rolands Mundwinkel. “Du kleines Aas! Fast hättest Du mich verarscht…“ dachte er.
    Dann folgte er den weiteren Ausführungen von Fire und dem Rebellen.


    Letzterer studierte den Plan und folgte Fires Erläuterungen. “Gut. Ich werde meine Leute entsprechend einteilen.
    Ich denke wir sollten uns schnellstmöglich Abmarsch bereit machen, um keine Zeit zu verlieren. Infos über das Gefängnis wären übrigens auch nicht schlecht, falls Sie über welche verfügen. Mir liegen zumindest keine konkreten vor, da wir uns hauptsächlich in Zentral-Java aufhalten und selten an die Küste kommen.“

    Mit diesen Worten gab er das Zeichen zum Aufbruch. Wenige Minuten später war jeder an seinem Platz und so ging es weiter. Die Rebellen führten sie durch ein Höhlensystem und so gingen sie um das vom Militär partroulierte Gebiet herum. Noch am selben Tag hatten sie die Berge verlassen.

  • 7: Hungry are the dead


    Erneut im Dschungel folgten zwei Tage weiterer Marsch über Pfade im Dschungel, die diese Bezeichnung nicht einmal ansatzweise verdienten. Die Strapazen waren jedoch unumgänglich, wollte man an Jember und dem dort präsenten Militär vorbei in Richtung der Ostküste Javas.
    Da es nichts zu tun gab außer Marschieren und Rasten nutzten beide Seiten, um einander etwas besser kennen zulernen. Der Anführer der Rebellen stellte sich als Pri vor und auch andere aus der Truppe wurden namentlich bekannt. Besonders Sake hatte Grund sich über die engeren Kontakte zu freuen, war es ihm doch so möglich im Austausch gegen einige harte Nuyen seine Vorräte mit selbstgebrannten Reisschnaps aufzufüllen.
    Nach zwei Tagen erreichten sie wieder eine Straße. Am Nachmittag rasteten sie in der Nähe eines kleinen Dorfes. Pri hatte nach eigenem Bekunden dort einige Kontakte und schickte einige Männer dorthin, um Neuigkeiten zu erfragen.
    Wieder dauerte es einige Stunden, bis die Männer wieder kehrten. Sie berichteten Pri. Dieser kam darauf zu ihnen. “Sagen Sie... haben Sie eigentlich einen Magier bei sich in der Truppe? Die Dorfbewohner haben uns wissen lassen, dass sich nahe einiger alter Monumente hier in der Region Leyek herumtreiben sollen... alte Hexengeister aus der Mythologie, die der Hexenkönigin Rangda dienen sollen. Zumindest ist es das, was sich die Leute erzählen. Ich persönlich kenne mich in dem Gebiet überhaupt nicht aus. Aber selbst wenn die Bewohner übertreiben sollten. Ich denke, Vorsicht ist besser Nachsicht.“


    Viper war noch nie ein Freund von Magie gewesen. Insbesondere nicht, wenn diese nicht auf seiner Seite stand. Entsprechend ungehalten war sein Tonfall, als er antwortete: “Liegen diese Monumente auf unserem Weg?“


    “Ja, leider schon und es wäre schwer sie zu umgehen, da wir ansonsten entweder in die Berge müssten, oder aber in den Patrouillenbereich des Militärs...“ Aus Pris Stimme klang echtes Bedauern hervor.


    Sake stand etwas abseits und lächelte ein Lächeln aus purem Galgenhumor. “Toll! Lieber 2 reale Gegner mehr, als einen... einen... wasauchimmer.“ Er fand dies sehr klischeehaft.


    Was Kentaro dachte blieb sein Geheimnis. Kommentar- und regungslos stand er bei ihnen.



    ”Och nö. Kaum fehlt Dir der Magier, darfst Du Dich auch noch mit dem magischen Lokalkolorit herumprügeln.“
    Auch Roland wirkte nicht gerade begeistert. Eher etwas hilflos, als er sich am Kopf kratzte. “Also grobe Ahnung von den Viechern habe ich ja, aber erstens bin ich kein Magier, sondern passionierter Leser, und zum anderen weiß ich nur, dass die Geisterchen Nachts Menschen jagen und aus der hiesigen Mythologie stammen. Ich tendiere eher zum Tänzchen mit dem Militär, aber wurde auf jeden Fall gerne mehr erfahren. Prinzipiell wären das nicht die ersten Geister, die von mir ne Tracht Prügel kassieren.“ Er blickte fragend zu Fire.


    Fire umschrieb Pri ihre Sicht der Dinge: “Von uns ist niemand ein Magier im engeren Sinne. Und auch ich würde mich Roland anschließen, wenn man nicht durch irgendwelche Verhaltensweisen ein freies Geleit erbitten kann. Denn mit Kugeln kann ich umgehen mit irgendwelchen Geistern nicht.“


    Viper war mit den bisherigen Kommentaren nicht wirklich glücklich. Dies war selbst durch seine sonst so unbewegte Mine sichtbar. Er fragte Pri: “Kennen die Leute aus dem Dorf irgendwelche Regeln im Umgang mit diesen Geistern? Kann man sie irgendwie gnädig stimmen oder freies Geleit erbitten?“


    Pri sah die fünf nachdenklich an. “Hm... den Geistern wird auf traditionelle Art Speise geopfert. Das hält sie zumindest davon ab ins Dorf zu kommen, aber ansonsten war aus den Dorfleuten nichts heraus zu bekommen. Meine Männer würden lieber auch gegen menschliche Gegner kämpfen, nur mache ich mir Sorgen wegen der Patrouillen. Wir sind nicht mehr allzu weit vom Zielort entfernt und wenn uns jemand entdeckt, mag es auch durch Zufall sein, dann könnte unsere Sache hier ziemlich schnell auffliegen. Ich meine es gibt kaum andere Ziele für so eine große Gruppe wie uns, hier in der Region...
    Aber ich richte mich nach euch...“
    Sein fragender Blick ging zu Fire.


    Viper funkte an das Team:
    “Ich schlage vor, wir kratzen ein paar NY zusammen und kaufen uns ein paar fette Opfergaben von den Dörflern - vielleicht lassen sich ja welche gegen ein paar Spenden dazu überreden, eine kleine Zeremonie abzuhalten - und dann durchqueren wir die Geisterregion auf dem kürzesten Weg.“


    “Halte ich für eine Idee, die wir durchaus versuchen könnten. Wir sollten nur erfragen ob das denn auch machbar ist, oder ob die Viecher durch ihr Happa happa nur an Ort und Stelle bleiben und sich sonst jeden zwischen die Kiemen schieben, die da durch latschen.“ gab Roland an das Team durch. Pri fragte er: “Wie groß ist denn die handelsübliche Patrouille so?“


    “Hm... kommt immer drauf an, was für Operationen die in der Region sonst so laufen haben. Aber mit mind. 10 Mann muss man schon rechnen. Im besten Fall würde ich sagen, sind wir ihnen ca. 2:1 überlegen. Im schlimmsten Fall wird es ausgeglichen sein...“ antwortete dieser.


    “Wäre auch dafür erst Erkundigungen einzuholen und es mit Opfern zu versuchen. Sollte das nicht erfolgversprechend sein können wir uns ja immer noch die Alternativen überlegen.
    Was spricht eigentlich gegen die Berge?“
    fragte Fire.


    “Nun ja, der Weg durch die Berge würde mit Abstand am längsten dauern, da wir einen größeren Bogen machen müssten. Es gibt dort oben auch ne Menge Critter...“
    Er ließ dies wie eine Frage unvollendet Stehen.
    Einen Moment später
    Wegen der Opferung. Machbar sein müsste das schon, aber garantieren kann ich nichts... ist auch schon was her, seitdem ich so was das letzte Mal gemacht habe... irgendwann in meiner Kindheit im Dorf. Das sehe dann so aus, dass wir den Geistern Speisen opfern bevor wir die Monumente betreten. Dies geschieht bei Sonnenuntergang und würde einige Stunden dauern. Wenn wir aber so marschieren wie bisher, könnten wir das Gebiet in einem halben Tag durchqueren und wären dem Zielort dann schon recht nahe. Also, wie sieht’s aus?


    Viper signalisierte der Gruppe mit einem angedeuteten Nicken, dass er der Opferung zustimmt.


    Sake war von keiner der Optionen wirklich überzeugt. Er zuckte mit den Schultern.


    Auch Roland war nicht zur Gänze überzeugt, aber aus anderen Gründen als seine Kameraden. “Zeit um Sittich zu füttern! Hoffe nur, wir bekommen hier auch noch ein wenig Action geboten. Ich bin Söldner und kein Wildhüter...“
    Laut sagte er: “Von mir aus können wir die Opferung versuchen.“


    Fire wusste nicht wie sie die Gefahr der Geister tatsächlich bewerten sollte. “Ich bin zwar nicht begeistert, aber da wir sonst der sehr realen Gefahr des Militärs gegenüberstehen, würde ich mich doch für den abgesicherten Tanz mit den Geistern aussprechen.“


    Kentaro ließ sich keine wirkliche Reaktion entlocken.


    Pri nickte und verteilte Anweisungen an seine Leute. Nach einer Weile waren alle wieder zum Abmarsch bereit. Sie umrundeten das Dorf und nach einer weiteren Stunde trafen sie im Dschungel auf die verfallenen Tempelanlagen.
    Sie waren weitläufig und erstreckten sich über viele Quadratkilometer. Sie wirkten bedrohlich und abweisend. In ihrem Schatten erstarben die Gespräche der Rebellen und Söldner, was besonders bei den Indonesiern auffiel, die ansonsten das Reden gern und ausgiebig zelebrierten. Ihnen war die Ehrfurcht vor den mächtigen Ruinen deutlich anzusehen, besonders wann immer ihr Blick auf die von Urwaldpflanzen bewachsenen Gemäuer fielen. Die Stimmung war angespannt.
    Als die Sonne unterging war alles bereit und Rebellen sowie Söldner versammelten beim Schein eines großen Lagerfeuers um eine steinerne Plattform. Pri bestieg diese mit den Kultgegenständen. Oben angekommen vollzog er singend das Ritual.
    Am Fusse der Plattform standen die Kämpfer. Söldner und Rebellen hatten sich vermischt. Jeder der fünf wurde auf seine ganz eigene Art von der Mystik der Geschehnisse gefangen genommen, auch wenn keiner von ihnen eine spirituelle Verbindung zu diesen Bräuchen besaß.


    Mit einer Art wissenschaftlichen Faszination verfolgte Roland das Geschehen. Die Kameras in seinen Augen bannten das Geschen auf den Speicher, der in seiner Hüfte eingebaut war.


    Viper, der schon lange in Indonesien lebte kannte viele der gebräuchlichen Rituale. Er selbst war wenig gläubig, begegnete den Traditionen der Menschen generell mit Respekt. Und manchmal hatte er sogar das Gefühl, dass von Zeit zu Zeit ein kleines Gebet im Rauch eines Räucherstäbchens die Macht hatte, den Kurs Schicksals ein wenig zu ändern. Sei es allein durch das kleine bisschen Seelenfrieden.
    Still nahm er ganz für sich an dem Ritual teil- beobachtend, schweigend und zuhörend.


    Fire wandte sich immer wieder vom Ritual ab. Sie war sich der Verantwortung bewusst, die sie als Mitkommandantin für ihre Truppe trug, besonders an einem Ort wie diesem. Immer wieder streifte ihr Blick über die Umgebung und achtete auf drohende Gefahren.


    Sake hatte düstere Stimmung dieses Ortes zu seiner Eigenen gemacht. Es schnürte ihm das Herz, bis er es nicht mehr aushielt. Leise stahl er sich durch die Reihen der Teilnehmer. Er ließ die Gruppe hinter sich und erreichte sein Zelt.
    Er kroch hinein und nach kurzer Suche fand er die Flasche, die er gesucht hatte. Mit leicht zitternden Fingern öffnete er sie und setzte sie an, um dann deren Inhalt gierig in seinen Schlund zu gießen.


    Das Ritual endete in den Morgenstunden. Pri verkündete, dass es vollbracht sei und nun der Marsch fortgesetzt werden konnte. Daraufhin wurde das Lager abgebrochen. Dies war der Zeitpunkt, als die vier Söldner bemerkten, dass Sake fehlte.


    Sie gingen zu seinem Zelt und Kentaro rüttelte daran. Aus dem Inneren kam ein unartikuliertes Stöhnen. Kurzentschlossen öffnete Kentaro das Zelt.
    Aus dem Eingang fiel eine leere Falsche. Jeder der Umstehenden erkannte den scharfen Geruch, der aus dem Zelt drang. Sake lag quer auf seinem Lager und war total voll. Gemeinsam zerrten sie ihn aus seinem Zelt. Sakes genuschelten Proteste ignorierten sie. Zögerlich hob er die Augenlider und blickte gegen die Sonne in die Gesichter seiner Kameraden. Keines wirkte wirklich freundlich. Viper war unbewegt wie eh, Kentaro schien sich wieder mit irgendetwas anderem zu beschäftigen. Roland legte seine Stirn in Falten und wirkte auf überraschte Art besorgt. Fires Blick war kalt.


    Viper beschloss, Sake nicht aus den Augen zulassen. Dann fragte er sich ob er nicht besser Roland mehr Aufmerksamkeit zu teil werden ließ. Dem Heißsporn traute er ständig zu, etwas zu tun, was alle gefährden konnte. Er sagte aber nichts.


    Fire ließ das Medikit ein Patch anfertigen, welches es Sakes Metabolismus erlauben würde, den Alkohol möglichst katerfrei abzubauen. Während sie es ihm auf den Arm klebte sprach sie zu ihm: “Sake, ich sage dir das jetzt genau einmal. Solltest du mit deiner Sauferei die Mission oder irgendein Menschenleben gefährden, dann musst du dir keine Sorgen um eine Zirrhose mehr machen, sondern eher um eine Bleivergiftung. Haben wir uns verstanden?“ Ihre Stimme war so eisig, wie noch keiner ihrer Kameraden es von Ihr zuvor gehört hatte.


    Sakes Antwort bestand nur aus einem stummen und angedeuteten Nicken. Zu mehr war er in diesem Moment nicht in der Lage. Es ging ihm einfach nur dreckig. Fire erhob sich und ging. Auch der Rest verließ Sake.


    Nur Roland blieb noch einen Moment. Er hatte das Gefühl, dass man es dabei nicht bewenden lassen sollte. Er hockte sich neben Sake, der sich träge bewegte. “Hi Kollege. Beschissenes Klima für nen Kater, hmmh?“ Aber auch er bekam nur die gleiche Reaktion wie Fire zuvor. Er sah ein, dass es keinen Sinn hatte. So gab er Sake einen aufmunternden Klaps auf die Schulter und erhob sich.


    Unteraufbringung aller innerer Kraft schaffte es Sake, sein Zelt selbst abzubauen und alles zu verstauen, während die Rebellen ihm beredete Blicke zu warfen. Dann waren alle zum Marsch bereit.


    Es war still. Es war, als würde dieser Ort jedem der zwei Dutzend Kämpfer die Stimme rauben. Die Steine dünsteten eine unheimliche Atmosphäre aus, die wirkte, als könnte man sie mit Händen greifen. Der Trupp schlug ein eiliges Tempo an, bestrebt diesen Ort so schnell wie möglich wieder zu verlassen. Trotzdem ging die Sonne unter, bevor sie das jenseitige Ende erreichten. Sie konnten es aber schon in einigen Kilometern erkennen.


    Die Anstrengungen des Marsches hatte das Medikament schnell durch Sakes Blut gepumpt und es ging ihm immerhin so weit besser, dass er Schritthalten konnte. Doch noch immer war er weit davon entfernt, sich normal zu fühlen. Am liebsten hätte er sich in den Schatten der Steine gesetzt und sich einen Schluck gegönnt.
    Auf einmal hörte er die Stimmen. Geschlechtslos raunten sie ihm zu: “Wir wissen, dass du durstig bist. Es ist doch nichts dabei, diesen Durst zu stillen... was kümmern dich schon die anderen, wenn du den Rausch erleben kannst. Wir wollen dir helfen... trink von unserem Saft und es sei dir ein Rausch versprochen, wie du ihn noch nie erlebt hast... alles was du tun musst, ist auf den Stein zu spucken.“
    Wohlklingend und verführerisch ätzten sich die Worte in Sakes Bewusstsein. Erst schienen sie von außen zu kommen, so das er sich verstohlen nach dem Sprecher umsah. Doch dann realisiere er, dass die Stimmen in einem Kopf waren.
    Langsam breitete sich das Gift in seinen Gedanken aus. Besonders, da es so einfach war, da überall Steine waren…
    “Und verdammt noch mal, ich habe selbst kaum genug Stoff, um das zu Ende zu bringen... Noch einmal blickte er sich um, ohne einen Sprecher ausmachen zukönnen.
    Aber wie soll ich herausfinden, ob der Unsinn mit dem Spucken war ist? Nur durch ausprobieren! Verflixt, ich sollte mich nicht auffällig benehmen, nach Fires Warnung. Fast ohne sein zu tun gab er ein leises Röcheln von sich. Der vor ihm gehende Rebell hörte es nicht.
    Sofort breitete sich ein wohliger Geschmack in seinem Mund aus. Es war ihm unmöglich, den Blick gerade zu halten. Er blieb vor einem der Steine stehen und ging auf die Knie. Er musste es tun.


    Roland hatte sich nah an Sake gehalten. Natürlich war Sake Alkoholiker, dass konnte jeder erkennen. Doch das Verhalten von Sake kam ihm heute extrem merkwürdig vor. Als dieser an dem Monument nieder kniete glaubte er zunächst, dass Sake einen Rückfall haben würde. Dann sah er in seine Augen. Der Blick war weggetreten, die Augen waren nach oben verdreht. In einem Wimpernschlag begriff Roland, dass Sake nicht mehr Herr seines Tuns war. Er rannte los, stieß die wenigen Rebellen zur Seite, die zwischen ihm und Sake standen. Er sah, dass er es nicht mehr schaffen würde.


    Einen Faden hinter sich herziehend fiel ein Tropfen Speichel von Sakes Unterlippe und fiel auf den Stein.


    Hinter ihnen wurde das Leichentuch aus Stille über dem Ort von dem Stakkato des automatischen Feuers aus einer Maschinenpistole zerrissen, was von Schreien gefolgt wird.
    Alle fuhren herum und sahen, wie ein Rebell mitten in die Menge seiner Waffenbrüder feuerte. Blut spritzte aus den Körpern und befleckte die Steine.


    In Sakes Kopf verwandelten sich die verführerischen Stimmen in hämisches Gelächter. “Wir danken dir, dass du unsere heiligen Ruinen beschmutzt hast!. Jetzt nützen euch auch eure Opfergaben nichts mehr...“
    Nachdem sie dies kreischend geschrieen hatten war in Sakes Kopf Stille. Ein mulmiges Gefühl blieb zurück.


    Viper war für den Bruchteil einer Sekunde überrascht, dann zog er seine Predator und schoss dem Mann ohne Zögern in den Kopf.


    Roland war bei Sake angekommen. Während er bei ihm kniete sah er für eine Sekunde erstarrt auf das Gemetzel. “Na Super. Das war’s dann wohl mit dem friedlichen Teil der Folklore. Ich bin ja so ein Dösbaddel!“
    Dann erwachten seine antrainierten Reflexe das Ruder. Laut rief er: “Achtung, magischer Angriff!“ An das Team ging annährend zeitgleich der Funkspruch: “Jetzt haben wir’s doch noch mit den Geistern zu tun.“. Sake musterte er mit einem Blick, der ihm zunächst sagte, dass dieser wieder zurück im Hier und Jetzt war und diesem zugleich versprach, dass dies Folgen haben würde.


    Fire hatte den Tumult, den Roland ausgelöst hatte gerade früh genug bemerkt, um beobachten zu können was Sake an den Steinen tat. Sie glaubte ihren Augen nicht zu trauen. Sie beschloss in diesem Moment erst Sake und dann den Auftraggeber zu töten, wenn dies vorbei wäre.
    Schnell erteilte sie über Funk ihre Befehle. “Abrücken. Zusammenbleiben. Wir werden versuchen die Linien nach vorne zu durchbrechen, allzu weit dürfte es hoffentlich nicht mehr sein. Ich führe, Roland, Viper folgen und nach hinten sichern.“
    Sie beschleunigte ihre Schritte dem Ursprünglichen Weg folgend. Dann ging sie hinter einem Baum in Deckung. Ihre Implantate aktivierten sich und sie begann sich wie im Zeitraffer zu bewegen. Als die anderen aufgeschlossen hatten wandte sie sich von der Schießerei hinter sich ab und rannte los.


    Roland hörte Fires Befehl. “Wenigstens behält sie den Überblick... Mann, ist die gut!“ Ihm war nicht entgangen, dass Fire Sake nicht erwähnt hatte, aber das war ihm gerade sehr egal.
    Er packte den Ork am Jackenaufschlag und zerrte ihn nach oben, um dann los zu rennen, den Ork mitschleifend. “Komm mit, Du Lama. Wenn Du noch mal Scheiße baust, reis’ ich Dir den Arsch soweit auf, das die ne neue Metaebene darin einrichten können!“
    Über Funk bestätigte er.


    Von Sake war nur ein Stöhnen zu hören. “Schon wieder! Was habe ich DIESmal angerichtet?!“ Er rannte mit Roland los. Am Rande nahm er mit, was dieser zu ihm sagte. “was sollte es schon anderes sein, als das, was ich verdient habe?“
    Wie er den Schaden wieder gut machen konnte war müßig, da er sich kaum erinnern konnte was geschehen war.


    “Roger - ich übernehme die Nachhut.“ Viper überließ die Rebellen ihrem Schicksal.


    Kaum hatte Viper den Besessenen getötet, eskalierte die Situation weiter. Immer mehr Bewaffnete begannen nun um sich zu schießen. Zwischen den Ruinen echoten die Klänge von Schüssen und den Schreien der Getroffenen.
    Sie rannten so schnell sie konnten, und sie waren schnell. Nur Pri und zwei seiner Männer schafften es, mit ihnen Schritt zuhalten, als sie das Ende des Areals erreichten. Dafür fehlte Kentaro. Er war bei ihnen gewesen, nun war er verschwunden.
    Im ersten Moment konnten sie alle nur dort an der Grenze zwischen den Welten stehen und um Luft ringen. Sie starrten auf die Ruinen, in denen nun wieder Stille eingekehrt war. Pri murmelte irgendetwas in einem Dialekt und starrte genauso fassungslos wie alle anderen auf die Ruinen.
    Dann wurde die Stille von neuerlichen schreien zerrissen. Diese waren anders. Es klang, als würden dort Menschen bei lebendigem Leibe gefressen.


    Fires Brustkorb hob und senkte sich schnell. Sie brauchte zunächst einige Sekunden, um durchzuatmen. Ihr war die Stille unheimlich und so hielt sie den Weg den sie gekommen waren im Blick.
    Als sie dann die Schreie hörte, war ihr erster Impuls den Schreienden zu helfen. Man konnte die Unentschlossenheit für einen Moment auf ihrem Gesicht sehen. Dann war dieser Moment vorbei. Sie schüttelte den Kopf und bekreuzigte sich.
    Sie sah auf und erblickte Sake, der noch immer von Roland gehalten wurde. Ihre Augen wurden zu Schlitzen. Ohne ein Wort ließ sie Gewehr und Rucksack fallen. Ein griff nach hinten brachte ihr Kampfmesser zu Tage. Mit diesem in der rechten Hand ging sie ohne ein Wort in Richtung Sake.


    Viper hatte schon eine Menge dinge erlebt, besonders in der Grünen Hölle, aber auch ihn verfolgten die Bilder mit einem deutlichen Gefühl des Unbehagens. Er brauchte etwas, um sie aus seinem Bewusstsein auszublenden.
    Er konzentrierte sich wieder auf die aktuelle Lage und sah, wie die Lage zu eskalieren droht. Ihn trennten nur wenige Schritte von Sake und er versuchte schneller als Fire zu sein. “Moment mal... was für ne Scheiße ist da überhaupt grad passiert?“ fragte er.


    Von Roland war lautes Atmen zu hören, obwohl sich der Brustkorb nicht einen Deut bewegte. Er konnte ob der widernatürlichen Ereignisse nur ungläubig seinen Kopf schütteln. “Netter Frühsport. Muss ein indonesischer Brauchsein, Ghostrunning oder so.“
    Er wurde Fires Blick gewahr. In diesem Moment waren ihre Absichten so klar zu erkennen, dass er sein Diplom in Psychologie nicht brauchte, um zu erkennen, was sich hier zusammenbraute. “Oh oh, die will doch hier jetzt nicht ein Fass aufmachen?“
    Er gab sich selbst eine Mitschuld an den Ereignissen. Er hätte es früher erkennen und verhindern müssen. So blieb ihm nur die Schadensbegrenzung.
    Er zog Sake hinter sich, wobei er ihm zuraunte: “Keinen Mucks. Ich regle das.“
    Er wandte sich wieder Fire zu. Für einen Moment wurde ihm etwas mulmig, als er ihren Blick sah. Er wusste, wozu sie im Stande war und er war sich sicher, dass sie ihm in einigen Situationen ebenbürtig war, in so manchen wahrscheinlich hoffnungslos überlegen. Es war ihm klar, dass Fire ihn töten würde, wenn er jetzt einen Fehler machte. Irrsinniger Weise fand er den Gedanken erregend.
    Er strafte sich und blickte Fire entgegen. Beruhigend hob er die Hände und sagte, nachdem er jedes bisschen Autorität in seine Stimme gebunden hatte: “Ganz ruhig, Leute. Jetzt keine unbedachten Aktionen. Sake ist unschuldig. Er war besessen. Wenn jemanden die Schuld an dem Desaster trifft, dann mich. Ich hätte seinen Zustand eher bemerken müssen. Aber es bringt nichts, wenn mir uns jetzt gegenseitig an die Gurgel gehen. Da könnten wir auch gleich wieder zurück in die Ruinen gehen.“ Sein Blick wanderte zu Pri.
    “Scheinbar hatten die Geister noch Appetit auf einen Nachschlag. Wäre gut gewesen, wenn wir um dieses Risiko gewusst hätten.“
    Er dachte bei sich: “Mach uns beide jetzt nicht unglücklich Fire. Ich habe gerade angefangen Dich zu mögen...“ Dabei lag er im innerlichen Zwiespalt mit dem Teil von ihm, der sich nach einem Kampf sehnte. Die Anspannung sandte ihm wohlige Schauer über den Rücken.


    Fires Blick ging in den ersten Sekunden praktisch durch Roland hindurch. Sie war so auf ihr Ziel fokussiert, dass sie für nichts anderes einen Gedanken übrig hatte. Knapp eine Meter vor ihm blieb sie stehen. Ihre Augen fraßen sich förmlich in die eisblauen Augen ihres Gegenübers, als sie zu ihm aufblickte.
    “Roland, ich konnte dich bisher gut ausstehen, aber entweder du gehst mir aus dem Weg... oder es passiert ein Unglück. Wer hat denn auf die scheiß Steine gespuckt und damit die ganze Scheiße erst herauf beschworen? Das war doch unser Säufer oder nicht?
    Und zwingen konnten sie ihn dazu nicht, denn sonst hätten sie selbst den Kontrakt gebrochen.“
    presste sie hervor.
    Dann richteten ihre Augen sich wieder auf Sake. “Vielleicht willst du ja noch was sagen oder hast du dir auch den Verstand schon weggesoffen?“ Sie ging einen Schritt nach hinten und senkte die Klinge wenige Millimeter.


    Fires Wildheit brachte Rolands Blut zum Kochen. Gleichzeitig gewann der Teil von ihm an Dominanz, der einen Kampf verhindern wollte.
    Seine Augen hielten Fires Blick stand. In seine Augen trat ein Ausdruck von Friedfertigkeit und Verständnis. Mit weiter erhobenen Händen trat er genau um den Schritt vor, den Fire zurückgegangen war. “Fire, glaub mir, dass beruht auf Gegenseitigkeit und ich möchte auf keinen Fall, dass wir uns hier prügeln. Aber ich will, dass Du weißt, dass Sake schon beeinflusst war, bevor er auf die Steine gespuckt hat, wahrscheinlich den ganzen Marsch über und vermutlich auch, als er sich besoffen hat. Denn ein Alkoholiker wie er betrinkt sich nicht, er tankt nur genug um sich am Laufen zu halten. Ich glaube nicht, dass er von selbst auf die Idee gekommen ist, seinen Vorrat weg zusaufen. Ich verstehe, dass Du sauer bist und auch ich würde Sake gerne einen Knoten in den Hals machen, aber zum einen bringt uns das gar nichts, zum anderen ist es nicht seine Schuld. Mag sein, dass er durch seine Sucht anfälliger ist als unser eins, aber er wusste es wohl nicht und ich denke wir hätten darauf mehr achten müssen. Es war ein Fehler durch die Ruinen zu gehen. Ich hatte von Anfang an kein gutes Gefühl ohne Magier dadurch zu gehen, aber es wurde so entschieden. Beim nächsten Mal nehmen wir weltliche Patrouillen, würde ich vorschlagen.
    Er bemühte sich seine folgenden Worte nur nach Bedauern und in keinster Weise wie eine Drohung klingen zu lassen. “Also bitte Fire, mach die Situation nicht noch beschissener, als sie eh schon ist. Es würde mir wirklich nicht gefallen Dir wehtun zu müssen.“
    Zu seiner eigenen Verwirrung fragte er sich in diesem Augenblick, ob er das nicht doch wollte. Er wischte den Gedanken beiseite und fügte mit einem leichten Grinsen hinzu: “Und seit wann halten sich Geister an Verträge? Ich glaube kaum, dass sie Angst haben, dass wir sie verklagen. Die haben sich auf ihre Art und Weise nen Nachschlag besorgt. Wir hatten nun Mal das Pech der Nachschlag zu sein. Das Ritual hat sie vielleicht der Möglichkeit eines direkten Angriffs beraubt, aber sichtlich nicht komplett auf die Zuschauerplätze verbannt.“


    Fire schien sich zunächst zu beruhigen. Als Roland jedoch anfing, über Trinkgewohnheiten zusprechen loderte ihr Zorn wieder auf. Als Roland ihr dann auch noch mit mitleidigem Tonfall andeutete, dass sie keine Chance gegen ihn haben würde zogen sich ihre Augenbrauen zusammen und Öl ergoss sich in das Feuer.
    “So nun bist du also auch noch Suchtberater hm? Gut wenn du meinst, dass man nur mehr auf ihn aufpassen muss, dann kannst du das ja übernehmen. Aber eines verspreche ich euch beiden. Sollte auch nur noch der kleinste Vorfall in dieser Hinsicht passieren, dann werde ich mir den nächsten Flieger nach Seattle nehmen und ihr könnt von mir aus auf der Psycho-Couch kuscheln.“
    Ihr Blick wanderte zwischen Roland und Sake hin und her. Die nächsten beiden Sätze gehörten Roland ganz allein: “Dein Bedauern, mir weh zu tun kannst du dir sparen. Ich glaube nicht dass wir hier erörtern müssen, wer hier wem die Fresse polieren würde.“
    Mit einer entschlossenen Geste schob sie dass Messer zurück in die Scheide. Nachdem sie ihre Ausrüstung wieder gegriffen hatte warf sie einen blick auf die Karte und marschierte Richtung Lager.


    Obwohl er das Schlimmste wohl abgewendet hatte empfand Roland das Ergebnis seiner Bemühungen als suboptimal.
    Er drehte sich zu Sake um. Sein Blick brannte. Seine Stimme hatte etwas von dem bedrohlichen Zischen einer angriffsbereiten Kobra. Danke schön Sake. Wegen Dir hab ich es mir mit jemanden versaut, mit der ich echt gerne weiter zusammenarbeiten würde. Ich rate Dir dafür zu beten, dass ich das wieder gekittet kriege. Und wenn du auch nur den leichtesten Verdacht spürst, dass wieder etwas mit Dir nicht stimmt, schlage ich Dir dringend vor, Dir ein 9mm Gehirnpiercing zu verpassen. Denn wenn ich Dich dann in die Finger kriege, kuscheln wir zwei ein paar Wochen mit einander auf eine Art und Weise, die Du noch nicht einmal denken möchtest.
    Er griff in seine Weste und zog sowohl Datenpad wie auch einen optischen Chip hervor, ohne Sakes Augen aus seinem bohrenden Blick zu entlassen. Er steckte den Chip in das gerät, schaltete die Tonausgabe auf den Lautsprecher und startete das Video.
    “Hier, Das Kamasutra.“ sagte er, während er es Sake unsanft vor die Brust drückte.


    Viper hatte selber eingreifen wollen, aber das Roland dies übernommen hatte, war ihm gar nicht so unrecht gewesen. “Dann haben wir ja unseren Freiwilligen, falls wir einen brauchen...“ Mit diesem Kommentar beendete er das Thema für sich erst einmal.


    Roland warf Viper einen flehentlichen Blick zu und deutete ein Kopfschütteln an. Langsam wurde er auch mit seinem Teilerfolg zumindest teilweise warm. “Wo bleibt der Tusch? Wenigstens ne weiße Taube? Nein? Blöder Dschungel! das alles wäre in Boston nicht passiert. ich glaube ich lade die Jungs und das Mädel (ja, ganz besonders das Mädel) mal nach Boston ein. vielleicht ist Sophie wieder da und braucht ne neue Band... Muss mir nur überlegen, wie ich meiner Frau Fire erkläre... oder ich lass es halt“ dachte er, während er im Geiste sabberte.
    An die Rebellen gewandt sagte er mit völlig gelassenem Tonfall: “Nachdem das jetzt geklärt ist und wir weiterkönnen, kommt Ihr doch mit, oder?“


    Die Rebellen zeigten keine Reaktion auf die Streitigkeiten zwischen den Söldnern. Sie schienen einfach nur froh zu sein, das Areal endlich zu verlassen.


    Sake hatte inzwischen die Ohrstöpsel in seine Ohren gesteckt und betrachtete während des Marsches das Video:
    In einer Art Lagerhalle oder alten Fertigungshalle sitzt ein ca. 35 jähriger Norm auf einem Metalcamping Stuhl mit Handschellen gefesselt. Er ist ohnmächtig, aber nur so lange, bis der Betrachter, aus dessen Augen das Video aufgenommen wurde ihn mit einer brutalen Ohrfeige aufweckt. Kaum ist der Mann wach brüllt er auf Deutsch los, welches Englisch untertitelt ist: "Mach mich los, Du Hurensohn oder ich fick deine Mutter! Ich mach Dich kalt Du..." Mitten im Wort bekommt der Mann einen so wuchtigen Schlag auf den Mund, dass er nicht nur benommen zusammen sackt, sonder ihm auch eine ganze Reihe Zähne zusammen mit Blut und Speichel aus dem Mund fließen. An Hand des Cyberarmes dürfte Sake erkennen, dass es Roland ist, durch wessen Augen er nun sieht. Roland ergreift nun das Wort spricht in ruhigem Deutsch: "Darf ich jetzt? Ja? Na Danke schön. Um dich aufzuklären: Ich habe Deinen Gorillas nen Zettel hinterlassen, dass sie mir doch bitte ne viertel Million auf mein Konto überweisen, damit sie Dich wiederkriegen. Haben noch ne halbe Stunde. Las uns in der Zeit noch etwas Musik hören." Mit diesen Worten wendet er sich zu einem Kofferradio und schaltet es ein. Aus den Lautsprechern erschallt kurz darauf mit ohrenbetäubender Lautstärke das Lied White Rabbit von Jefferson Airplane. Roland geht mit wiegenden Tanzschritten zu dem Gefesselten, packt ihn am Hinterkopf und lässt aus seinem rechten Arm einen Cybersporn fahren. Mit diesem schneidet er ohne auf das Schreien und die Gegenwehr seines Opfers zu achten dessen Ohr ab, zwingt es in dessen Mund und näht diesen auf brutalste Art und Weise zu. Dann er entfernt er sich wieder und tanzt durch den Raum. In der nächsten halben Stunde schneidet Roland in tänzelnden Bewegungen seinem Opfer im Takt der als Endlosschleife laufenden Musik psychedelische Muster in der Körper. Dann ergreift er einen Benzinkanister, aus dem er erst reichlich über den Gefangenen gießt, und dann eine Lunte auf den Boden schüttet. Den ziemlich leeren Kanister stellt er dann dem Gefesselten auf den Schoss und schaltet das Radio aus. Er blickt in die gebrochenen Augen seines Gegenübers. Sie sind verweint und starr vor Entsetzen. Rolands Stimme klingt fasst ein bisschen mitleidig, als er sagt: "Scheiße, wenn man sich auf seine Leute nicht verlassen kann, oder?" Ohne auf das panische Flehen des Gefangenen zuhören wendet er sich zum gehen. Das letzte, was im Film gezeigt wird ist ein flüchtige Blick, mit dem Roland mit Hilfe eines Arbeitslasers die Lunte in Brand setzt.
    Sake nahm die Kopfhörer ab, schaltete das Gerät ab und reichte es Roland. "Verstanden." Er unterstrich die Aussage mit einer zwar nur angedeuteten, dafür aber langen Verbeugung. Dann wandte er sich an die anderen: "Ich schwöre, dass Rolands Vermutungen zutreffen. Diese Tat entsprach nicht meinem Willen. Ich..." Er stockte. Seine Erklärungsversuche würden die Emotionen der anderen kaum Einfluss haben. Bevor er alles schlimmer machte schloss er den Mund.


    Mit einem Augenzwinkern erwiderte Roland: "Dann bleib mal schön bei Onkel Roland."


    Dezimiert und schweigend gingen sie weiter.

  • 8: Die Ankunft


    Lange Zeit gingen sie schweigend hintereinander, jeder in seiner eigenen Gedankenwelt. Dann versuchte Roland mit der immer noch vorauseilenden Fire über Funk Kontakt aufzunehmen.
    “Entschuldige Fire. Ich wollte Dich nicht beleidigen. Ich glaube auch, dass ich von Dir ne Menge Prügel kassieren würde, wenn Du es ernst meinst. Du würdest mich wohl auch um den nächsten Baum knoten, aber es würde mich dazu zwingen mich zu wehren, und auch wenn Du gewinnst, fürchte ich, dass ich auch Dir wehtun könnte. Und das will ich echt nicht. Dafür schätze ich Dich einfach zu sehr. Ich habe den Eindruck, dass wir beide diejenigen sind, die hier noch am ehesten die Scheiße gerade kriegen und deshalb sollten wir zusammen arbeiten und uns nicht wegen Sake bekriegen. Doofes Wortspiel. Ich wollte nur, dass Du weißt, was ich gesehen habe und Du nicht. Ich möchte Dir nur helfen. Um Deine andere Frage zu beantworten: Jein, ich bin Psychologe.“ Ihm war es sehr wichtig, diese Worte auszusprechen, da sie absolut seiner subjektiven Wahrheit entsprachen.


    Roland hatte den falschen Zeitpunkt für seine Entschuldigung gewählt. Noch waren Fires Erinnerungen an die Geschehnisse zu frisch, als dass sie bereit wäre, auf ihn zu zugehen. “Roland, ich trainiere ein paar der weltbesten Nahkämpfer, also komm mir nicht mit irgendwelchen Vergleichen. Mal ganz abgesehen davon, dass ich keine Schmerzen mehr spüre. Und auch ich habe genug psychologische Kenntnisse, dass ich weiß, dass er eigentlich ein Delta-Typ ist, aber auch diese betrinken sich ab und an.
    Du kannst mir aber am meisten helfen, wenn du auf den Penner aufpasst.“
    laute ihre geharnischte Antwort.


    Roland verzog das Gesicht, dann trat ansatzlos ein Lächeln auf seine Züge. Es wirkte gehässig und böse, wie bei einem Kind, dass eine Fliege beobachtet, dem es gerade die Flügel ausgerissen hatte und sich gerade daran ergötzt, wie das Tier hilflos mit den Stummeln schlägt. “Ist nur die Frage in welcher Welt Du lebst, mein kleines Streichholz... Du empfindest keine Schmerzen?! Wer sagt, dass ich fragil bin? Hmmh, Schmerzeditor???? Glaub ich eigentlich nicht. Aber wenn dann könnte man ja...“
    Er begann in seinem reichen Erfahrungsschatz an Foltermethoden zu graben
    Er unterbrach seine süße Fantasie und funkte an Fire zurück: “Für eine Frau wie Dich mach ich alles. Keine Sorge. Alkohol gibt’s für den jetzt nur noch in homopatischen Dosen.“
    Dann widmete er sich wieder seinen Gedanken. Den Rest des Weges mit einem abwesenden Blick und diesem merkwürdigen Lächeln auf den Lippen.
    Nur ab und zu blickte er auf, um Sakes Alkoholkonsum peinlich genau zu kontrollieren. Als er das Gefühl hatte, dass Sake es zu gut mit seinem Durst meinte warf er ihm einen ermahnenden Blick zu und tätschelte leicht gegen die Tasche, in der der optische Chip verschwunden war.


    Sake verstand und beließ die Flasche wo sie war.


    Es wurde Nachmittag, als sie kurz rasteten. Fire beobachtete, wie Roland ein Stück abseits hinter einem Busch verschwand, scheinbar um einem natürlichen Bedürfnis nachzukommen. Sie hatte eine Sache zu bereinigen und entschied sich dazu, es möglichst jetzt zu tun. Sie erhob sich ebenfalls und ging etwa die Hälfte der Strecke, um dort auf ihn zuwarten. Wenige Augenblicke später kam er hinter dem Busch hervor. Er sah kurz zu Fire und ging dann wieder mit diesem Nicht-Lustig-Lächeln in Richtung Lager.
    Als er dazu ansetzte an ihr vorbei zugehen sprach sie ihn an. “ Hey Roland, ich wollte mich noch wegen vorher entschuldigen. Ich hab ein bisschen überreagiert und es tut mir leid dich so zusammengestaucht zu haben.“


    Roland blickte auf und schien sie für einen Moment zu mustern. Er sah, dass sie ruhiger wirkte, auch wenn der Blick, mit dem sie Sake zu Beginn der Rast bedacht hatte immer noch Bände sprach. Er hütete sich jedoch davor, die ihm nun ausgestreckte Hand auszuschlagen. Das fiese Lächeln veränderte sich und wurde freundschaftlicher. “Schon vergessen. Ich werde auch immer etwas ungehalten, wenn ich Teamkameraden verliere. Wenn die Sache hier vorbei ist, kenne ich da in Seattle ne Trainingsarena und wir prügeln das freundschaftlich aus. Wäre interessant mir den Hintern von einer echten Meisterin versohlen zulassen. :wink: Dafür würde ich sogar nach Seattle kommen, obwohl das das größte Opfer ist, was ich überhaupt bringen kann. Ich HASSE Seattle! Oder Du besuchst mich mal in Boston. Hab da mein eigenes Dojo.“ sagte er.


    Lächelnd antwortete Fire: “Auf das Angebot komme ich gerne zurück, allerdings ist Seattle doch 'ne schöne Stadt.“


    Roland musste kämpfen, nicht sein neu gewonnenes Lächeln nicht sofort wieder zu verlieren. Er nickte knapp und ging zum Lager. “Ach Herr je, noch mehr von diesem Seattleistjasotollscheiß...“ grummelte der Gedanke durch seinen Kopf.


    Die Pause hatte allen gut getan. Mit den Kräften war auch eine etwas leichtere Stimmung zurückgekehrt, auch wenn sie noch weit davon entfernt war ausgelassen zusein.
    Sie marschierten bis zum Abend, als sie auf einer Anhöhe drei der Rebellen die sie in den Ruinen verloren hatten. Diese Entwicklung verstärkte ihre Hoffnung trotz des Desasters an den Ruinen den Auftrag erfüllen zu können.
    Einen Dämpfer erhielt jedoch ihre Hoffnung, ihren verschollenen Kameraden Kentaro wieder zufinden, denn die nun wieder ihrem Trupp angeschlossenen Rebellen hatten weder zum Schicksal von Kentaro noch zu dem anderer Rebellen weitere Informationen.
    So lagerten sie zusammen und zu zehnt auf zum letzten Teilstück der Strecke zum Gefängnis.
    Sie erreichten es gegen Mittag. Von einer Anhöhe aus konnten sie nicht nur die einige Kilometer entfernte Stadt und die dahinterliegende See sehen, sondern entdeckten auch dank ihrer Cyberware Teile des im Dschungel verborgenen Gefängniskomplexes sehen. Das Ziel war zum Greifen nahe.


    Roland atmete erleichtert auf. Er drehte sich zu Fire. “Puh, endlich. wie geht’s jetzt weiter, Chef? Hoffe die Frage ist gestattet.“
    “Wenn die mir jetzt den Kopf abschlägt verklage ich sie auf die 6 Millionen, die das Ding wert ist.“
    fügte er in Gedanken hinzu, da er dem Frieden nicht grundsätzlich traute.


    Fire überging die Spitze und antwortete: “Wir sollten uns ein ruhiges Plätzchen zum Lagern suchen, in dem wir vor Entdeckung sicher sind. Dann würde ich vorschlagen, dass wir uns das Ganze mal etwas anschauen und uns dann an die Vorbereitung unseres Planes machen. Unsere Dezimierung macht einige Umstrukturierungen notwendig.“


    “Geht klar.“ sagte Roland. “Schön zusehen, dass sie wieder die alte ist.“


    Viper hatte sich ganz seinem Naturel gemäß schon einen Überblick verschafft. “Ein Stück weiter östlich habe ich vorhin eine Stelle ausgemacht, an der man recht geschützt lagern können müsste.“ Über funk gab er dem Team durch: “Ein Teil des Teams sollte sich um das Präparieren und Auskundschaften der Fluchtroute kümmern. Die brauchen wir ja auf jeden Fall und das dauert schon ein paar Stunden.“


    Roland warf einen Blick auf Sake, der etwas Abseits einige Nahkampfübungen machte. Sie waren noch immer etwas unbeholfen, aber wenn der Alkohol erst einmal abgeklungen sein würde, bekämen sie ihre alte Eleganz zurück, die man schon im Ansatz sehen konnte. Im Augenblick wirkten sie auf Roland fahrig.
    Dann wandte er sich wieder an Fire: “Fire, soll ich mitgehen, oder machst Du ein Fass auf, wenn ich nicht da bin?“


    Nein, ich werde ihn nicht umlegen, solange er keine Scheiße baut, wenn ich das so gewollt hätte, dann hätte ich vorher schon ernst gemacht. sagte sie Roland. Er glaubte ihr.


    Roland nickte und wandte sich an Viper. “Ok Viper. Dann lass uns mal los.“
    Dieser nickte und so gingen die beiden los.


    “Wir sollten uns einen groben Überblick von unserer Fluchtroute verschaffen und einige engere Stellen verminen. Das sollte den Abmarsch deutlich erleichtern.
    Zusätzlich sollten wir eine Alternativroute finden, falls wir es doch nicht schaffen, ein Fahrzeug zu kapern. Wie siehst Du das?“
    schlug Viper vor.


    Roland war dabei, über GPS und Matrix eine genauere Karte der Region zu erstellen, als Viper ihn ansprach. Er schob das Bildfenster auf seinem Retinadisplay zur Seite und konzentrierte sich auf das Hier.
    Haar genauso. Nebenbei Können wir auch schon mal einen Blick auf Patrouillen usw. werfen, wenn sich das ergibt. Das würde unserer Cheföse das Denken erheblich erleichtern.
    Ganz nebenbei. Was hältst Du eigentlich von unseren beiden Mitstreitern?
    fragte er.


    Viper war von der Frage etwas überrascht. “Hm. Ich mach mir eigentlich nicht die Mühe, mir eine besondere persönliche Meinung zu bilden. Ist besser fürs Geld und besser fürs Überleben.
    Fire wird ihren Job schon machen, Du solltest den Draufgänger etwas zurückschrauben und Sake hat gefälligst die Backen zusammenzukneifen, wenn er wieder nach Hause kommen will.“


    Roland lachte herzlich auf. "Deshalb hab ich Dich ja auch gefragt. Das über Sake hast Du nett gesagt. Wenn der nicht bald anfängt goldene Eier zu legen, sehe ich schwarz für ihn. Und ich bin doch kein Draufgänger. Ich weiß halt, was ich mir zumuten kann und was nicht. Ich lebe, die Typen sind tot und wir weiter im Rennen. Mein Blech tackere ich zuhause auch wieder zusammen. ist doch alles in bester Ordnung, oder? Mach Dir mal um mich keine Sorgen. Das kannst Du getrost meiner Frau überlassen. Was Fire angeht, man, ich muss sagen, ich bin echt beeindruckt. Solche Leute trifft man leider viel zu selten. Und hier, damit Du nicht sagst, man wird fürs Reden nicht bezahlt." Mit diesen Worten reichte er ihm eine seiner Zigarren.


    “Ich mach mir keine Sorgen um Dich und wollte lediglich empfehlen, sich den Blutverlust für später aufzusparen. Im Interesse der Gesamtleistung.“ korrigierte Viper. Der Zigarre begegnete er mit ablehnender Geste.
    “Rauchen tötet. Man wird uns auf Meilen riechen - und mindestens doppelt so weit sehen können wie ohnehin schon.“ sagte er mit wissendem Blick.


    “Jetzt bin ich aber enttäuscht. Dachte wenigstens einer würde sich um mich sorgen...“ dachte Roland belustigt.
    Bevor er die Zigarre wegsteckte sagte er: “Dann heb' sie Dir für später auf. Vielleicht für den Moment, wenn Du die Diagnose eines Gehirn Tumors bekommst und die Ärzte Dich nur noch mitleidig ansehen. Kann dann echt helfen eine zu paffen. Oder schenk sie Deinem Hund, wenn da nichts mehr anderes ist, wo Du sie los wirst.“ Kurz wurde sein Blick ernst und traurig, bevor er sich bei Erwähnung des Hundes zu einem zynischen Lächeln wandelte.


    Sie bewegten sich in einem Bogen um den Gefängniskomplex, bis sie eine geeignete Stelle für den Abstieg fanden.
    Auf Küstenniveau angekommen marschierten sie weiter. Eine weitere halbe Stunde später erreichten sie die Straße.

  • 9: Mummenschanz


    Viper und Roland blieben im Unterholz, während ihre kybernetischen Sinne die Gegend untersuchten. Nach links führte die Straße noch etwa 100 Meter weiter, bis sie am Eingang zum Gefängnis endete. Dort war keine Aktivität auszumachen.
    Zu ihrer Rechten führte die Straße zur Stadt. Deren Ausläufer aus Geschäften und Hütten war in einiger Entfernung auszumachen. Ansonsten gab es dort noch eine Menge Felder.
    An den Hütten standen einige Einheimische und unterhielten sich. Fahrzeuge standen herum, doch die Straße war leer.


    “Irgendwie tote Hose, oder was meinst Du?“ fasste Roland die Beobachtungen zusammen, die Kommunikation auf den Funkverkehr verlagernd.


    Sieht im Moment so aus. Wir sollten schon mal ein paar Ladungen an passenden Bäumen anbringen. Die geben leicht ne gute Straßensperre ab. Danach werfen wir vorsichtig aus der Entfernung ein paar Blicke ins Dorf - von wegen Seitenstraßen und so. schlug Viper vor.


    Roland nickte und fragte: “Mein Gedanke. Was hältst Du davon, einen Zivilisten aus dem Dorf mit zunehmen, kurz bevor wir rein wollen? Der weiß vielleicht mehr über die Gegend und das Lager.“


    Viper blieb eine Antwort schuldig und schlich voraus in Richtung Stadt. Roland folgte ihm. Sie erreichten bald einen vorgeschobenen Horchposten.
    Von Dort aus konnten sie sehr viel besser in die Stadt einblicken. In der Mittagshitze war die Aktivität vor den Läden überschaubar. Sie zählten 20 Personen, von denen die meisten im Schatten der Ladenfronten saßen, wo sie rauchend tranken und sich laut unterhielten.
    Eine Ausnahme spielte sich auf dem staubigen Platz vor einer Werkstatt ab. Dort stand ein moderner japanischer Jeep, der von drei Mechanikern durchgecheckt wurde. Daneben stand eine junge Frau, die recht wohlhabend wirkte. Sie fiel den beiden schon allein dadurch auf, dass sie in den vergangenen Tagen nur Armeefahrzeuge, schlechte Straßen und Dschungel gesehen hatten. Aber hier waren sie nah der Stadt, welche durch das Militär gesichert war.


    Roland wunderte sich trotzdem, warum die Frau ausgerechnet hier war, da er nichts sah, was auch nur annähernd in das Programm einer solchen Frau passen würde. Er richtete sein implantiertes Richtmikrophon auf die Szene dort aus und zoomte seinen Blick heran. Gleichzeitig taste sein Lasersystem die Bars ab.
    Von den Bars empfing er Nur den berüchtigten indonesischen Smalltalk und das Röhren altersschwacher Elektrogeräte.
    “Nett Hier. Frage mich, ob hier irgendwo die Besatzung des Lagers ihren Kummer runterspült. An den Bars könnten wir ebenfalls ein paar Knallfrösche…“ sagte er zu Viper, bevor er mitten im Satz abbrach.


    Auf dem Jeep hatte er etwas entdeckt, was er viel wichtiger fand als irgendwelche Bars. Auf dem Kühler prangte der „Garuda“. Das Wappentier Indonesiens wies das Fahrzeug als Militärfahrzeug aus. Die Frau war sowohl an Hand der Kleidung wie auch ihrem ganzen Gebaren klar als Zivilistin zu identifizieren. Dass sie Zugriff auf Eigentum der Armee hatte legte für Roland nur einen Schluss nahe, nämlich den, dass sie in irgendeiner engen Beziehung zu einem hochrangigen Mitglied des Militärs stand.


    “Holla, da hol mich doch die Waldfee!“
    Eiligst machte er Viper auf die Szene aufmerksam.
    “He, das da vorne scheint ein Armeejeep zu sein. Wenn ich nicht mit dem Klammerbeutel gepudert bin, könnte das unsere Infoquelle sein. Ne Frau/Mätresse/Tochter was auch immer von nem Offi. So wie die das Equipment herum fährt.“
    Sofort erstatte er auch Fire Meldung:
    “Cheföse? Roland hier. Wir haben da was Interessantes. Hier hängt eine Zivilistin rum, die mit Militärgerät herum fährt. ich glaube die gehört anverwandt zum Militär. Könnte ein paar Infos haben. Wollen wir sie mal fragen?“


    Fire saß im fertigen Lager und brütete über Kartenmaterial als Rolands Meldung eintraf. “Wenn ihr sie unbemerkt bekommt gerne. Vielleicht können wir sie auch als Geisel benutzen. Wir müssen dann nur schnell zuschlagen, bevor ihr Verschwinden bemerkt wird.“ gab sie an ihn zurück.


    Roland bestätigte und gab an Viper weiter: “Fire würde die Dame gerne als Gast bei uns im Lager begrüßen. Holen wir sie uns verdeckt oder tricksen wir?“


    Viper war noch ein paar Meter weiter gegangen, um das zu suchen, was ihn wirklich interessierte, nämlich etwaige versteckte Posten der Armee. Ihm war der Angriff auf das „Ikan rumah“ noch sehr frisch im Gedächtnis. Er wollte ausschließen, dass die Gegenseite doch entscheidende Informationen erhalten hatte und nun entsprechende Vorbereitungen getroffen hatte. “Einen Moment.“ gab er zurück.
    Da er nichts der Gleichen erkannte, kehrte er zurück.


    Roland hatte unterdessen seine volle Konzentration der Werkstatt zugewandt. Sein Geräuschfilter blendete alle anderen Umgebungsgeräusche aus. “Wollen mal sehen, wo die hin will...“


    Er hatte scheinbar genau richtig mit dem Lauschangriff begonnen um das Finale mit zu bekommen. Die Stimme der Frau war leicht gereizt, als sie sagte: “... dauert es noch lange? Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit.“
    Einer der Mechaniker trieb die anderen zu einer schnelleren Arbeitsweise an. Jedoch hatten sie schon das meiste Werkzeug weggelegt und schienen generell fertig zu sein.


    ”Fucking Bloody Hell!” fluchte Roland wortlos.
    Noch während er sich umblickte um eine geeignete Stelle zu finden, an der man den Wagen zum Stehen bringen konnte, ohne dass es von der Stadt oder dem Gefängnis aus zu sehen wäre, zog er die Uniform der indonesischen Armee aus seinem Gepäck und zog sich hastig um. Er war gerade so in den Klamotten, da beendeten die Mechaniker ihre Arbeit.


    Die einzige Stelle, die in Frage kam war eine lange Biegung zwischen Gefängnis und Stadt. Am Scheitel der Kurve konnte man weder vom Gefängnis noch von der Stadt aus gesehen werden. Jedoch war Roland klar, dass es alles andere als risikolos war. Sollte sich jemand von der Stadt oder dem Gefängnis diesem Punkt nähren, wäre dieser Punkt sehr schnell einsehbar.


    “Dieser Dschungel ist ja mal derbe unhandlich. Wenn Du ne Straße willst, stehen nur Bäume rum und wenn Du mal ein paar brauchst, sind die alle woanders.“ dachte er, als er die Hose zuknöpfte.
    Er hatte sich für ein Vorgehen entschieden, als die Frau ihren CredStick in das Lesegerät des Mechanikers gesteckt hatte und nun, nach dem sie so bezahlt hatte in ihr Auto stieg.


    An Viper funkte er: “Scheiße! Wenn wir sie uns jetzt nicht holen, dann kriegen wir sie nie! Könntest Du ihr einen Reifen zerschießen? In etwa so, dass sie da an der Biegung zum Halten kommt? Ich werde mich dann einfach als Pannenhelfer betätigen und sie nach Möglichkeit einsacken.“ Er hasste diese Hetzerei.


    “Kann ich. Frage mich allerdings, ob die sie im Lager nicht vermissen würden.
    Wir wäre es mit folgender Idee: Die Werkstatt stellt fest, dass bei der Reparatur ein Fehler gemacht wurde. Man bittet darum, noch einmal nachbessern zu können. Wir liefern dann später den Wagen wieder aus - und haben schon ein bis zwei Leute und/oder ne Bombe ins Lager gebracht...“
    gab Viper über Teamfunk zurück. Trotzdem legte er sich in Schussposition.


    Der Mechaniker gab der Frau einen Wink, dass sie losfahren könnte. Zum Dank fuhr sie so rücksichtslos an, dass sie fast einen der Mechaniker über den Haufen fuhr. Dann fuhr sie zügig in Richtung des Gefängnisses.


    Roland fand Vipers Idee verführerisch, da sie nicht beinhaltete, dass er sich mitten auf die Straße stellen musste. Doch dann sah er –kurz bevor er angebissen hätte- den Haken im Wurm. Er funkte über Teamfrequenz: “Das klappt aber nur, wenn die Da nicht eine eigene Wartung haben. Wenn Doch, dann haben wir ein echtes Problem, wenn die da keinen Fehler finden. Dann wissen die erstrecht, dass da irgendwas nicht koscher ist. Wir sollten natürlich nicht bis zum Sankt Nimmerleinstag mit der Aktion warten, wenn wir sie uns holen wollen. Und zur Not bekomme ich auch noch ein gefaktes Telefonat hin.“


    Routiniert hatte Viper schon auf den Reifen angelegt und zielte, während sich dieser schnell der Biegung nährte. Weniger als eine Minute, und sie würde die Kurve erreicht haben.
    “Dann halt die Reifenpanne. Trotzdem halte ich es für sinnvoller, wenn wir den Jeep als Geisel nehmen und nicht die Alte. Bringt uns mehr.“ beharrte er.


    Roland hatte keine Zeit mehr. Er überprüfte noch einmal den Sitz von Maske und Uniform und eilte los. “Schöne Kacke. Toll das wir so viel Zeit zum Diskutieren haben.“ dachte er zynisch, während er den Dschungelrand erreichte.
    “Dann wollen wir mal.“ sagte er zu Viper, während er Energieriegel und Wasserflasche auspackte. So setzte er sich an einen Baum und versetzte sich in die Rolle eines Soldaten, der einfach nur Pause machte.
    “Ich hoffe, die haben nicht in den letzten 2 Tagen komplett neue Uniformen angeschafft.“ fasste er einen Teil seiner Sorgen zusammen, als der Jeep um die Kurve bog. Trotzdem wurde er ruhig. Jetzt war die Zeit längst abgelaufen, an dem er noch einen Rückzieher hätte machen können.


    Viper ließ sich Zeit. Er hatte längst den Punkt festgelegt, an dem der Schuss erfolgen musste, damit der Jeep genau da hielt, wo Roland ihn haben wollte. Als der Wagen an diesem punkt war, drückte Viper ab. Beinahe lautlos verließ das kalte Glazer-Projektil das Walter Scharfschützengewehr und traf in den Reifen.


    Der Reifen platzte und schlitternd kam der Wagen zum stehen. Er stand perfekt.
    Für einen Moment geschah nichts, dann stieg die Fahrerin aus. Sie blickte kurz zum Reifen und bedachte ihn mit einigen wenig damenhaften Flüchen. Anschließend sah sie sich um.
    Ihr blick fiel auf Roland, der einen Energieriegel nah am halb offenen Mund hielt und überrascht glotzte.
    Sie lehnte sich an die Karosserie und winkte ihm herzukommen, während sie lächelte.


    Hastig erhob sich Roland und eilte zu ihr. “Wenn die jetzt sagt "Hat Ihr Kollege den Reifen zerschossen, weil Sie mich zum Essen einladen wollen?" schreie ich“ versprach sich Roland selber.


    Als er fast bei ihr angekommen war rutschte ihr Lächeln, welches Roland sofort zum Kotzen fand eine Etage tiefer. Roland erkannte, dass sie wohl auf Grund seiner für Indonesier enormen Körpergröße und Statur verunsichert war. Roland gönnte es ihr von ganzem Herzen. Bevor er seine eigenen Gedanken vollständig aus blendete und auch innerlich zu dem Alter Ego wurde spürte er die ganze Woge von Verachtung, den er für die Frau empfand. Dieses Weiche, Unschuldige und Pseudolaszive brachte Roland zu der Entscheidung, sie so anzupacken, dass ihr Weltbild ein paar Macken bekommen sollte. Dann ging er in seiner Rolle auf und aus Roland Deschain wurde Dimitri Saigian.


    Dimitri sah ihren etwas eingeschüchterten Blick der Frau. “Keine Angst meine Liebe. Das ist nicht das einzige, was bei mir GROß ist...“ dachte er zweideutig und mit nicht unerheblichen Stolz.


    “apa khabar.
    Äh... irgendwie ist mir wohl ein Reifen zu Bruch gegangen. Kriegen Sie das alleine hin?“
    fragte sie zögerlich, während sie einen neumodischen Taschensekretär hervor. Sie tipperte mit ihren lackierten Fingernägeln darauf herum, während sie immer wieder kurz zu ihm blickte.


    Dimitri betrachtete den Reifen und stellte sich dabei nahe an die Frau heran. Seine modifizierten Pheromone würden auf diese Distanz ihre Kraft entfalten. Er wandte sich an sie und seine Augen tauchten tief in die ihren. Mit einem Lächeln, dass halb freundlich und halb lüstern war sagte er: „Apa khabar. Tja, sieht so aus als wäre es nur der Reifen. wenn der Achse nichts passiert ist, ist das ne Sache von ein paar Minuten. Mal sehen, ob ich noch ein paar von den Sachen weiß, die mir mein Großvater beigebracht hat. Der war Mechaniker, damals in Russland, bevor er ausgewandert ist.“
    Er blickte sich im Wagen um. Noch immer lächelnd fragte er: “Haben Sie einen Wagenheber und ein Mutternkreuz? Wenn ja, könnten sie es mir bitte kurz geben?“


    ”Hm? Äh, ja klar. Das müsste alles hinten im Wagen liegen. Ist offen.“ Sie wirkte ruhiger, als sie dies sagte. Es schien als hätte Dimitris Erzählung über seine Familie ihre Verunsicherung in Wohlgefallen aufgelöst.
    “Danke, dass Sie mir helfen. Ich hab es echt eilig, und es wäre dumm, wenn ich noch später kommen würde, als ich ohnehin schon dran bin.“fügte sie hinzu, bevor sie sich wieder ihrem Taschensekretär widmete. Dimitri hörte aus den Worten heraus, dass sie ihm in Gedanken Abbitte zollte.


    Angespornt über diese Entwicklung baggerte Dimitri weiter, während er sich die Utensilien aus dem Wagen holte. “Dann will ich sehen, dass ich Opa keine Schande mache. Eine so nette Dame warten zulassen, besonders wenn sie es eilig hat, wäre echt eine Schande. Wo müssen Sie denn so dringend hin?“


    Sie strich sich ihre schwarzen Haare aus dem Gesicht. “Hm? Ach... ich soll dort drüben im Gefängnis etwas für meinen Vater abgeben. Ich weiß, dass hört sich jetzt sicher dämlich an. Aber so sind die alten Herren nun mal. Benutz doch die Matrix, Vater, oder ruf an, habe ich ihm immer wieder gesagt. Aber nein, es muss doch wieder nach der altmodischen Tour laufen. Und an wem bleibt die Arbeit dann hängen, natürlich an mir.
    Aber ich habe bereits eine Nachricht abgeschickt, dass ich mich etwas verspäten werde.“


    Dimitris Lächeln wurde verständnisvoll. Ersetzte den Wagenheber an. “Ja,ja. So ist das mit den Eltern. Mein Vater ist da genauso. Der schickt mir die Neujahrsgrüße immer noch als echte Karte. Der meint das die Matrix neumodischer Schnickschnack ist. Wenn er könnte, würde er wohl am liebsten alles noch mit der Pferdekutsche erledigen.“


    Sie steckte ihren Sekretär wieder weg und musterte ihn eingehender. Es war nicht unhöflich.
    “Mit ihrer Statur würde ich mich bei den Kopassus melden, wenn ich das mal sagen darf. Da verdient man wesentlich besser... mein Bruder ist auch bei denen.“


    Dimitri schaute etwas verlegen. Die Wahrheit war, dass er sich schon dort beworben hatte. Doch leider brauchte man dafür nicht nur eine gute Statur sondern auch eine makellose Akte und was das anging war seine Statur nicht einmal ansatzweise groß genug, um die Einträge in seiner Akte zu überdecken.


    Ausweichend antwortete er: “Vielen Dank für das Kompliment, aber ich weiß nicht, ob ich wirklich gut genug für die bin. Da muss man doch wirklich einer der besten sein...“
    Um das Thema schnell zu wechseln fragte er: “ Arbeitet Ihr Vater im Gefängnis?“


    Sie lehnte sich gegen die Karosserie und fächerte sich mit einem traditionellen Fächer Luft zu. “Nein, er arbeitet nicht dort. So etwas hat er hinter sich. Er ist General und macht nur noch Büroarbeiten.“


    Viper betrachtete Roland und die Frau aus seinem Versteck heraus, da hörte er aus Richtung der Stadt Motorengeräusche. Er blickte dort hin und sah, wie sich ein großes Fahrzeug aus etwa 1 km Entfernung nährte.
    Er zoomte heran und erkannte, dass es sich um einen Militärtransporter handelte, der denen glich, die sie vor kurzem überfallen hatten. Er passierte die Werkstatt und hielt auf das Gefängnis zu.
    "Dreck!" dachte er, bevor er über die Teamfrequenz dies meldete. “Roland, ich habe hier einen Militärtransporter, der deine Position in etwa 3 Minuten erreichen wird und in etwa 2 Minuten in Sichtweite ist. Er kommt aus Richtung Dorf und fährt zum Lager.
    Ich könnte ihn genauso stoppen wie die Tussi, wenn Du nicht in zwei Minuten wieder in Deckung bist...“


    Zum Glück löste Dimitri gerade dabei, die Muttern am Rad zu lösen, als der Funkspruch in seinen Geist projiziert wurde. Anderenfalls hätte die Frau vielleicht erkennen können wie sein Blick kurz wütend wurde, als Roland wieder zurück war. “Bloddy Hell!“ dachte er, während er kurz Situation und mögliche Aktionen abschätzte. Dann funkte er zurück. “Fuck. Die werden sich ein bisschen wundern, wenn hier ein Jeep mit Platten rumsteht, und keiner ist da. Die Dame ist nebenbei Tochter von nem General. Die werden sie also bestimmt nicht einfach vergessen. Ich bin dafür, dass Du sie stoppst. Ich beeile mich auch. wenn ich jetzt Türme, gibt das nur Aufsehen.“
    Dann zog er sich wieder zu Gunsten seines Alter Egos zurück.


    Als Dimitri die letzte Mutter vor sich hatte öffnete er staunend die Augen. “Oh, das wusste ich gar nicht. Dabei fällt mir ein, wie unhöflich von mir. Ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Ich heiße Dimitri Siagian.“
    Er nahm das Rad ab. Mit tiefem Blick in ihre Augen fügte er hinzu: “Ich frage mich aber, was so wichtig sein kann, dass ein General seine Tochter extra losschickt, um das persönlich abzugeben. besonders, da es sich bei der Tochter um eine so freundliche und gut aussehende Dame handelt. Was ich hier so gesehen habe ist die Ecke nicht unbedingt friedlich. Treiben sich ne Menge Rebellen herum.“


    Viper hatte bereits den richtigen Punkt gewählt, wo er den Transporter stoppen würde. Er blickte auf die Reifen, um die richtige Munition auszuwählen. Es wahren Sicherheitsreifen.


    Die junge Frau senkte kurz den Blick, als Dimitri mit Komplimenten überhäufte. Dann sah sie wieder zu ihm. “Ich weiß auch nicht genau, eine Einladung oder so was in der Art.“ Dann fügte sie desinteressiert hinzu: “Ja, von Rebellen hab ich gehört, aber die sind weit weg.“ Sie gab Dimitri damit zu verstehen, dass sie nicht darüber reden mochte. Scheinbar interessierte sie sich nicht für Politik.
    Genau wie Dimitri es mit den Kopassus gemacht hatte wechselte sie das Thema. “Und? Wird es was mit dem Reifen? Das wäre klasse.
    Irgendwie macht mir der Wagen nur ärger, dabei haben die Mechaniker ihn eben erst noch mal durchgesehen. Aber die arbeiten ja auch nur nach Lust und Laune...“


    Zuversichtlich blickte Dimitri ihr entgegen. “Keine Sorge, dass haben wir gleich. Ich bin ja nicht so ein Wald- und Wiesenmechaniker. Ich weiß, was sich gehört. Wo kämen wir denn hin, wenn niemand mehr bereit wäre, einer netten Dame zu helfen?!“
    Wie um das Gesagte zu unterstreichen griff er spielerisch das Rad mit einer Hand und trug es zum Wagen.
    Er ging nah an ihr vorbei und seine Augen klebten an den ihren. Er beschloss zu prüfen, wie weit seine Bemühungen tatsächlich fortgeschritten waren. Er ging nah an ihr vorbei und dabei strich sein Handrücken kurz über den ihren.


    Sie zuckte zusammen, fasste sich dann aber wieder. Sie blickte ihn nicht an, reagierte aber auch sonst nicht. Er wusste, dass er einen Fehler gemacht hatte, da bei Indonesiern eine Berührung zwischen Fremden ein Tabu war. Und scheinbar war er noch ein Fremder.


    Irritiert blickte er auf seine Hand. Mit einem betretenen Gesicht sagte er: “Oh, Verzeihung.“ Um das peinliche Schweigen zwischen ihnen beiden möglichst schnell zu beenden tauschte er das beschädigte Rad gegen das Reserverad und trug die –diesmal mit deutlich größerem Abstand zu ihr- wieder zurück zur aufgebockten Seite. Im Plauderton sagte er: “Darf ich Ihnen eine Frage stellen, meine geheimnisvolle Schönheit?“


    Viper zielte auf den heranrollenden Truck. Nur noch wenige Meter…


    Sie zwinkerte kurz, meinte dann gefasst: “Ja, natürlich. Worum geht es denn?“


    Dimitri blickte kurz unschlüssig in ihre dunkelgeschminkten Augen, fasste sich aber dann sichtlich ein Herz. “Haben Sie lange im Gefängnis zu tun, meine unbekannte und erhoffte Bekanntschaft? Wenn nicht, dann würde ich mich freuen, wenn sie meine Einladung zu einem Treffen danach annehmen würden.“


    Sie überlegte kurz und antwortete dann: “Nein, es sollte nicht allzu lange dauern.“ Deutlich konnte man die Hoffnung in ihrer Stimme hören, dass dem so sein würde. Fast beiläufig fügte sie hinzu: “Ja, ich hätte heute Zeit. Sagen wir gegen 6? Es gibt einen interessanten Club in der Stadt. Dort können wir uns treffen.“
    Sie zog eine Plastikvisitenkarte eines Clubs in der Stadt hervor und reichte sie Dimitri.


    Dimitri blickte für einen Moment auf das bunte Logo des Clubs. ”Leine, Schwimmer, Köder...”
    Dann kam er offensichtlich zu einer Entscheidung. “Nun, sehr gerne. Selbstverständlich lade ich Sie ein. Ich habe hier noch eine Stunde zu tun. Danach müsste ich eigentlich frei sein. Was halten Sie davon mich dann hier abzuholen und wir fahren gemeinsam?“


    Dies war der Moment, den Viper festgelegt hatte. Er schoss auf den Truck. Der Schalldämpfer schluckte den Knall soweit, dass der Motorenlärm ihn überdeckte. Der Schuss saß perfekt. Schlitternd kam der Transporter zum stehen. Sechs Mann sprangen von der Ladefläche und sicherten sofort das Areal mit gezogenen Sturmgewehren, in dem sie sich um den Transporter verteilten. Zwei weitere Soldaten machten sich daran, den Schaden am Wagen zu reparieren und ein einzelner sprach in sein Funkgerät.
    Als Vipers Sichtverstärkung die Männer erfasste, sah er das Schwertwappen der Kopassus auf ihren Uniformen und den roten Baretten.


    Sie lächelte. “Ja, gut. Ich hole Sie dann in etwa einer Stunde hier ab.
    Ach, und vielen Dank nochmals.“



    “...und angebissen!” dachte Dimitri seinen Gedanken voller Freude zu Ende.
    Das Rad war schnell befestigt. Nachdem er das Werkzeug wieder vertaut hatte, verneigte er sich lächelnd.
    Sie reichte ihm ihre Visitenkarte. Sie weiß sie als Ari Yundawa aus und war die Standardvariante für Beschäftigte von MCT.
    “Oh bitte sehr. Es war mir eine Freude, Miss Yundawa. Viel Erfolg und bis gleich.“


    Sie fuhr los und Dimitri winkte ihr nach, noch immer lächelnd.


    Roland hatte genug von dem Mist und das Lächeln erstarb, kaum dass sie außer Sicht war. Er sah zu, dass er möglichst schnell von der Straße runterkam.
    “Roland hier. Ich habe in einer Stunde ein Date mit Miss Yundawa. Ich hielt es für sicherer so, da sie dringend im Gefängnis erwartet wird. Danach hat sie wohl Zeit und wird nicht so schnell vermisst. Ich denke schon, dass sie uns ein oder zwei Dinge zum Knast sagen kann, da ihr Bruder bei den Kopasus ist. Die waren doch da stationiert, oder?
    Ach ja, was ist mit dem Scheißtransport...“
    Roland brach seinen Funkspruch an das Team ab, als er selber den Transporter und die Wappen sah.
    Dann sprach er weiter: “Gesegnete Scheiße! Toll. Kaum trau ich mich mal aus dem blöden Dschungel wird direkt eine ganze Wagenladung Elitesoldaten angekarrt. Ich hoffe nur, dass die nicht die richtigen Schlüsse ziehen. Kann den bei diesem Einsatz eigentlich nichts richtig laufen?“ Er war sauer.


    Viper war die Ruhe in Person. Er beobachtete die Situation aus seiner Deckung heraus. “Kopassus, ich zähle 9 außerhalb des Trucks. Das Projektil liegt vermutlich irgendwo auf der Straße - das werden sie nicht finden. Wenn wir denen nichts tun, tun die uns auch nichts und rauschen bald wieder ab sobald der Reifen gefixed ist.
    Ich hoffe Du hast der Tussi eingebläut, dass sie kein Wort von Dir im Lager erwähnt...
    Frage mich übrigens ob das so genial ist, eine Familiensache mit einem Kopassus anzufangen - Gefangene sind eine Sache, aber die Familien der Truppe geht den meisten an die Ehre und dann wird’s echt unangenehm. Ich würde daher vorschlagen, sie heut Abend lediglich ein wenig auszuhorchen.“


    Roland fiel ein, dass er es nicht getan hatte. Aber er war im Augenblick einfach nicht in der Stimmung Fehler zu gestehen. “Klar. Mit vorgehaltener Knarre! Wenn ich ihr gesagt hätte, dass sie nix sagen soll, dann würde sie es erst recht tun oder sich wundern. Warum sie noch darauf hinweisen!?
    Aber Du hast Recht. Keine Kannibalenpraktiken oder geecken, wenn es nicht nötig ist.“


    “Hätt ja der Hinweis gereicht, dass Du eigentlich deinen Posten nicht hättest verlassen sollen... egal.“ sagte Viper. Als Roland dazu ansetzte, sich zurück zu Viper zu machen kam von diesem: “Ho - stay down... einfach nicht bewegen und warten, bis die Typen wieder weg sind. Kein unnötiges Risiko.“


    Roland machte sich flach. “ Roger. Kommt noch. aber so aufdrängen wollte ich es nicht.“ er speicherte die Nummer von Ari in seinem Cybercom. Dann schickte er ihr folgende Nachricht:
    Sehr geehrte Miss Yundawa,
    mit dieser Nachricht möchte ich Ihnen noch mitteilen, dass ich mich sehr darüber freuen würde, wenn Sie meine Hilfestellung anderen gegenüber nicht erwähnen würden, da dies im engen Sinne gegen die Vorschriften verstößt. Leider versteht mein Kommandant bei so was gar keinen Spaß, und so würde ich dann auch nicht zu unserer Verabredung erscheinen können. Ich bedanke mich für Ihr Verständnis.
    gez. Dimitri


    Während er wartete, suchte er in der Matrix nach grundlegenden Informationen über General Yundawa. In der kurzen Zeit fand er nur heraus, dass der Brigadegeneral Ao Yundawa den Indonesischen angehörte und seine letzten Dienstjahre in der Heeresverwaltung Ost ableistete.


    Dann erhielt er Nachricht von Ari: “Machen Sie sich keine Sorgen, ich werde unsere Begegnung für mich behalten. Bis später dann.
    Gruß,
    Ari Yundawa“


    Roland gestattete sich ein kurzes Aufatmen, nur um dann schon wieder zudenken: “bei meinem Glück bringt die noch jemanden mit. Wie zum Beispiel ne Brigade Panzerfahrer im Dienstfahrzeug...“
    An das Team gab er weiter: Alles Klar, hab gerade die Nachricht gekriegt, dass Ari nichts ausplaudern wird. Alles was wir noch machen müssen ist warten und hoffen, dass hier nicht noch mehr Armee anfängt zu campieren. Hier noch was über ihren Papi. Irgendwelche Befehle, Fire? Die Infos über Ao sandte er gleich mit.


    Fire hatte den Entwicklungen gelauscht. Sie sah Möglichkeiten und daraus resultierenden Plannungsbedarf. “Nein, eigentlich nicht. Wenn ihr eure Erkundung abgeschlossen habt und noch Zeit vor deinem Rendezvous bleibt, könnt ihr ja zum Lager kommen und wir können das weitere Vorgehen besprechen.“


    “Sollen wir nicht besser hier bleiben? Besprechen können wir ja auch über Coms. Und ich will nicht zu viel herum krauchen. Bei unserem Glück laufen wir nur wieder irgendeiner Unannehmlichkeit über den Weg.“ gab Roland zurück.


    Fire nahm diese Lösung an. “Gut, dann so. Die Frau könnten wir evtl. Kidnappen und sozusagen gegen den Gefangenen austauschen, was aber dazu führt, dass wir unsere Jungs hier enttäuschen müssten und 15 Mann umsonst draufgegangen sind. Ihr Papi würde mit Sicherheit eine unterbewachte Verlegung anordnen oder so was in der Richtung.
    Zudem haben wir dann auch die Kopassus nicht mehr am Hals, wenn wir sie nett behandeln und uns nicht die Rache ihres Bruders zuziehen.
    Denn viel wissen wird sie wahrscheinlich nicht. Oder wir können uns von ihrem Daddy in das Lager schleusen lassen, als Ablösung und hätten dann Zugriff. Was haltet ihr davon?“
    warf sie ihre Überlegungen in den Brainpool.


    “Plan B klingt für mich verführerischer. Kommt nur drauf an, wie Papa reagiert...“ gab Roland zu bedenken.


    Viper war nochweniger begeistert. “Die Kidnapping-Idee gefällt mir nicht wirklich. Macht uns von Angreifern zu Verteidigern und nimmt uns das gesamte Überraschungsmoment. Familienangelegenheiten gleich welcher Art werden hier oft sehr ernst genommen und wenn ihr Vater General vor Ort ist, dann wird der Rest der Sippe nicht weit sein und sicherlich auch etwas mit dem Militär oder Ähnlich zu tun haben.
    Wenn’s beschlossen wird werde ich nicht spalten - aber meine Empfehlung ist noch immer die klassische Art...“


    Sake hielt sich zurück. Er wollte niemandes Zorn schüren.


    “Du hast sicher recht Viper. Wir müssen dabei vorsichtig sein. Aber ich arbeite da schon an was. lass mich noch ein paar Minuten auf dem Ei hocken. Wenn es fertig bebrütet ist, sag ich, was dabei geschlüpft ist.“ Roland vertraute darauf, dass Viper am ehesten die Reaktion der Leute hier einschätzen konnte. So würde es halt noch etwas mehr Vorbereitung brauchen und auch Unterstützung von außen. Er startete sein Deck und war in Bruchteilen von Sekunden auf dem Weg durch die Informationsstränge der Matrix, um eine gute Freundin zu besuchen.

  • 10: Damenbesuch


    Die Matrixinfrastruktur Ozeaniens war grausam. Roland hatte geschlagene 3 Sekunden gebraucht, um in das Gitter von London zu kommen. Dies war für die Begriffe der Matrix eine Ewigkeit.
    Hier saß er nun, bzw. sein Avatar, eine Art 3D-Pacman mit rosafarbenem Flauschfell. Er wartete seid einigen Minuten betrachtete mehr oder weniger interessiert die anderen die anderen Besucher des Matrixshops für Häkeldecken. Endlich tauchte die Figur des Spacemans auf, als sie durch die altmodische Ladentür trat.
    Der Avatar hatte das Aussehnen wie ein Astronaut, wie man sich vor mehr als 100 Jahren vorgestellt hatte. Eine Art Goldfischglas schützte den Kopf, während der Rest des Körpers in einen Anzug aus beigefarbenem Leder steckte. Die gesamte Figur war aus Legosteinen erbaut.
    Der Spaceman schwebte zu Pinky. “So, dass war’s.“ die behandschuhte Hand streckte sich aus und auf der Handfläche erschien das Icon eines Textfiles. Mit einem lockeren Schlenzer beförderte er das Icon in das offene Maul von Pinky.
    In Rolands Geist erschien das Formular. Es sah gut aus. An den Spaceman gewandt sagte er: „Sieht gut aus. Was schulde ich Dir, Becky?“
    Der Spaceman grübelte kurz, während er sich mit dem behandschuhten Finger am Goldfischglas kratzte. Dann sagte er: „Du erinnerst Dich an dieses kleine Restaurant in Darwin?! Wie wäre es mit einem Essen dort?!“
    Roland erinnerte sich sehr gut. Vor allem an die Preise. „Soll mir recht sein. Solange meine holde Frau nicht eifersüchtig wird…“
    „Ach Dave, Rally und ich kennen uns schon so lange. Sie wird das sicher verstehen. Sonst bring sie doch einfach mit. May würde sicher auch gerne mitkommen.“ antwortete der Spaceman.
    Roland verzog das Gesicht und auch der Pinky wirkte angegrätzt. „Und da geht also der Sold für diese Nummer hin. Aber gut, was soll’s, ist gemacht. Bestell’ Rally und meiner Schwägerin nen schönen Gruß von mir.“
    Der Spaceman winkte zum Abschied und so kehrte Roland zurück in die reale Welt des indonesischen Dschungels zurück.


    Roland funkte an das Team: “Alles Klar, Freunde. Ich habe mir gerade eine Simple Kopie eines Ausweises des hiesigen Militärgeheimdienstes geholt. Ich werde versuchen Miss Yundawa damit in unser Camp zu buchsieren. sollte Unannehmlichkeiten reduzieren“.


    „Dann sorg bitte dafür, dass ihre GPS-Ortung den Geist aufgibt. Leuchtende Wegmarkierungen brauchen wir wirklich nicht.“ gab Fire zurück.


    In der Zwischenzeit fuhr der Transporter an ihm vorbei. Die Soldaten hatten den Reifenwechsel in Rekordzeit absolviert.


    ”Confirmed, Sir.” funkte Roland zurück, während er die Fälschung von seinem Deck auf ein Blankoausweiß lud. Er würde damit sicher nicht zum Präsidenten durch kommen, aber hier würde es reichen. Er steckte ihn in seine Brusttasche und begann zuwarten.


    Fast pünktlich auf die Minute kam Ari und hielt neben ihm. Die Beifahrertür auf der linken Seite schwang auf und Sie winkte ihm einzusteigen.


    Roland lächelte und stieg ein. ”Hallo Miss Yundawa. Freut mich, dass es wirklich nicht so lange gedauert hat.“
    Übergangslos wurde sein Blick hart. Sein Mund lächelte weiter, während seine Augen kalt waren. “Ich muss Ihnen leider gestehen, dass unser Zusammentreffen nicht halb so zufällig ist wie es scheint.“ Er nahm den Ausweiß hervor und gab ihn ihr. “Ich bin Mitglied des Geheimdienstes und benötige ihre Hilfe. Bitte kooperieren Sie, dann ist diese Sache hier schnell vorbei.“ sagte er und nahm den Ausweiß zurück und ließ ihn wieder in seiner Tasche verschwinden.
    “Als erstes schalten Sie bitte die GPS-Sendereinheit dieses Fahrzeugs aus. Und dann lachen Sie, immerhin habe ich ihnen gerade einen sehr lustigen Witz erzählt, oder?!“ dabei nickte er vielsagend in Richtung Dorf.


    Ari wirkte nun sehr verunsichert. Sie lächelte, als er den Witz erwähnte. Sie fuhr los und blickte wieder zu ihm. Etwas zögerlich sagte sie: “Sie, äh... haben einen komischen Humor... Liegt das an ihrem Beruf?“


    Rolands Antipathie ihr gegenüber erreichte eine neue Stärke. “Herr, lass Hirn regnen, nicht viel aber bitte schnell...“
    Sein blick wurde noch kälter. Vermutlich liegt es eher daran, dass ich keinen Scherz gemacht habe. Da wir aber wohl beobachtet werden könnten, muss eine gewisse Fassade gewahrt bleiben.“
    Er beugte sich vor und schaltete die GPS-Ortung selbst aus. Er ließ sie dabei nicht aus den Augen. Zufrieden registrierte er ihre Bestürzung.
    “Ich würde mich sehr freuen wenn sie jetzt kooperieren, da ich keine Lust auf irgendwelche Sperenzchen Ihrerseits habe. Wir können das schnell und schmerzlos regeln oder ich lasse Sie wegen Insubordination gleich hier internieren. Sie haben die Wahl.“
    Bevor sie antworten konnte deutete er auf einen Feldweg, der noch vor dem Dorf in die Reisfelder führte. “Dort vorne biegen Sie ab, wenn Sie sich für die angenehme Tour entschieden haben. Und nicht vergessen: Lächeln!“


    Ari war vollkommen eingeschüchtert. Sie folgte seinen Anweisungen und so fuhren sie den holprigen Weg hinunter, der praktisch in den Dschungel führte. Sie hielt ihren Blick starr auf den Weg gerichtet und hielt das Lenkrad verkrampft.
    Am Ende des Weges tauchte eine Scheune auf. Sie diente den Reisbauern wohl als Platz für die Pausen, aber nun lag sie leer.
    Ari fand ihre Sprache wieder.
    “Worum geht es denn? Ich meine... ich... natürlich werde ich Ihnen helfen...“
    Fragend blickte sie zu Roland, während sie den Wagen zum Stillstand brachte.


    Ihr Gegenüber wirkte entspannter, aber immer noch sehr wachsam. “Schön, dass sie sich so entschieden haben. Leider kann ich Ihnen nicht alle Einzelheiten nennen, es geht schließlich um die nationale Sicherheit. Sagen wir einfach, es geht um Spionageabwehr. Jetzt händigen Sie mir bitte Ihr Telefon aus.“


    Sie holte es hervor und reichte es ihm. Roland loggte sich über seine induktive Datenbuchse ein und kopierte sämtliche Daten auf seinen Speicher. Er richtete eine Umleitung auf sein kybernetisches Telefon ein und lud das Gespräch, was er mit Ari bisher geführt und mittels seiner Cyberware aufgenommen hatte in seinen Audiostar, worauf dieser damit begann, ein Sprachmuster zu erstellen. Bevor er es Ihr zurück gab änderte er den PIN- Code .


    Er rief Viper über Funk: “Ich werde den Wagen so stehen lassen, dass er nicht sofort gefunden wird. Dann haben wir Frau und Auto. denke mal das ist in Deinem Sinne. Hier die Rendezvous-Daten.“ Er schickte ihm eine Route, die dafür sorgen sollte, dass sie auf halben Weg zwischen der Scheune und ihrem Lager zusammentreffen sollten.


    Viper hatte andere Pläne. “Geh schon mal zum Lager, Roland. Ich werde später folgen und behalte hier noch etwas die Gegend im Auge, wenn’s Recht ist. Nicht, dass wir etwas übersehen haben...“


    Roland bestätigte und machte sich flott aus dem Jeep. “Sie machen das sehr gut, Miss Yundawa. Ich möchte mich für mein etwas rüdes Auftreten vorhin entschuldigen. War leider notwendig. Wenn Sie so weiter machen, wird diese Angelegenheit bald zu unser beider Zufriedenheit erledigt sein. Und jetzt steigen Sie bitte aus und folgen mir.“


    Ari stieg aus und folgte seiner Geste, die auf den Dschungel wies. Als sie an ihm vorbeiging scannte Roland sie. Zu seiner Zufriedenheit fand er nur eine einfache Datenbuchse, wie sie bei MCT standardisiert verbaut wurde.


    “Ich bin mit Ari unterwegs zum Lager. Unsere Legende ist folgende:
    Wir sind Agenten des indonesischen Geheimdienstes und sie kommt zur Befragung mit. Wäre gut, wenn unsere Rebellenmitstreiter mal einen ausgedehnten Spaziergang machen oder sich verstecken. Wäre nicht gut, wenn die bei uns beihocken.“
    funkte er an Fire. Anschließend hielt er den Kanal offen, so dass Fire mithören konnte, was er und Ari sagten.


    “Ok, denke, dass lässt sich machen.“ gab sie zurück. Dann wandte sie sich an Pri: “Einen Moment kurz. Wir werden demnächst Besuch von einer Dame bekommen die sie nicht sehen sollte. Sie hält uns für Mitglieder des Geheimdienstes. Daher wäre es nett wenn sie sich kurz verstecken könnten, bis wir die Sache erledigt haben so ka?“


    Pri nickte. “Geht klar.” Er verschwand mit seinem Trupp im Unterholz.


    Ari und Roland kamen nur langsam voran. Sie war nicht für einen solchen Marsch angezogen und so blieb sie immer wieder an Wurzeln hängen. Ihr Gesichtsausdruck verriet, dass sie als echte Patriotin bereit war, diese Strapazen zu erdulden, auch wenn ihr der eine oder andere Schmerzenslaut über ihre Lippen kam. Dies erkannte Roland ihr an, doch er sah auch dass es keinen Sinn machte. Außerdem war sie sicherlich die letzte, bei der Roland auf persönliche Befindlichkeiten Rücksicht nehmen würde. Er blieb stehen.


    “Ihre Bemühungen in allen Ehren, Miss Yundawa, aber so kommen wir nicht schnell genug vorwärts. Es ist noch ein ganzes Stück, und wenn wir in dem Tempo weiter gehen, sind wir morgen noch nicht da. Bitte steigen Sie auf meinen Rücken. Ich werde Sie das letzte Stück tragen.“ Mit diesen Worten ging er zu ihr und stellte sich so hin, dass sie sich von ihm Huckepack nehmen lassen konnte.


    Ari war sichtlich unwohl bei dem Gedanken. Trotzdem gehorchte sie. Sie versuchte den Kontakt zwischen sich und Roland so gering wie möglich zu halten.


    Roland schulterte seine Last spielend und marschierte los. Ihre zögerliche Art sich festzuhalten machte es ihm nicht gerade einfacher, aber dank der erhöhten Kraft in seinen Gliedern konnte er es kompensieren. “Meine Güte! dieses blöde "Rühr mich nicht an, starker Mann" geht mir mal sowas von auf den Senkel!" ärgete er sich.
    Er wandte seinen Blick so, dass er sie halb über die Schulter an sah. “Keine falsche Scham bitte. Ist eh alles nur künstlich, was Sie hier anfassen. Wie Ihr Toaster.“ Ari schien nicht wirklich überzeugt.
    Über die Funk wandte er sich an Fire: “Ich hoffe nur, dass mir hier jetzt keine Unannehmlichkeit über den Weg läuft. Ich schleppe nämlich unsere Geisel gerade auf dem Rücken durch den Dschungel. Könnte in einer Kampfsituation unhandlich sein...“
    So ging es durch die unwegsamen Pfade quer durch den Dschungel, den Roland mittlerweile hassen gelernt hatte. “Kann man hier nicht mal ne Tankerladung Agent Orange drauf schmeißen? Gäb’ einen grandiosen Parkplatz!“


    Das Lager war schon nahe, als Roland sich noch einmal an Ari wandte: “Eine Kleinigkeit noch, Miss Yundawa. Wir sind so gut wie am Lager, und dort werden Sie auf meinen Führungsoffizier treffen. Sie werden befragt werden, teilweise recht ausführlich. Ich mag Sie, deshalb halte ich es für fair, Sie darüber zu informieren, dass man Sie neben Dingen, die unbekannt sind auch Dinge fragen wird, die wir schon wissen. Dies sind Fangfragen, die den Wahrheitsgehalt Ihrer Aussagen prüfen werden.
    Ich rate Ihnen deshalb dringend alle Fragen wahrheitsgemäß zu beantworten, egal wie merkwürdig sie zu sein scheinen. Mein Führungsoffizier kann Lügen nämlich gar nicht leiden. Deshalb dieser freundschaftliche Rat.“

    Er meinte zu spüren, wie sie nickte.
    Zu Fire funkte er: “Nur falls wir sie nach dem Lageplan des Gefängnisse fragen wollen oder so was, was wir als Geheimdienstler eigentlich wissen müssten.“


    Nach einem längeren Marsch kamen sie endlich am Lager an, wo Fire und Sake schon erwarteten. Erleichtert setzte Roland sein Paket ab und ging zu Fire, während sich Ari erkennbar unwohl umsah.
    Bei Fire angekommen salutierte Roland. “Auftrag ausgeführt, Madam. Darf ich vorstellen!? Miss Ari Yundawa, Major Tiara Lestari.“
    Er deutete noch einmal einladend zwischen den beiden Frauen hin und her.


    Aris Antwort bestand aus einem verstehenden Nicken. Auch Fire nickte Roland zu. “Danke dir, gute Arbeit.“


    Roland wandte sich ab und ging zu Sake. Er nahm auf einem Steinplatz und schien Pause zu machen. Über Funk sagte er zu seinem Kameraden: “Dein Fake- Name ist Taufik Hidayat.“ und drückte ihm den entsprechenden Ausweiß in die Hand.


    Sake nickte und begann sich den Namen einzuprägen.


    Fire hatte inzwischen mit der Befragung begonnen.
    “Guten Abend Miss Yundawa, wie sie ja sicher bereits wissen wollen wir ihnen ein paar Fragen stellen und hoffen, dass sie bereit sind mit uns zu kooperieren. Aber nehmen sie doch erst einmal Platz, das ganze könnte ein paar Minuten dauern“.
    Sie nahm selbst Platz.
    “Nun zuerst hätten wir gerne ein paar Beschreibungen von ihnen. Wie bewerten sie denn die momentane Lage innerhalb des Lagers und den umliegenden Städten, also die Stimmung und so weiter?“


    Ari hatte sich gesetzt und überlegte einen kurzen Moment, bevor sie antwortete: “Also, in der Stadt selbst ist die Lage ruhig, würde ich sagen. Also so wie immer eigentlich. Wirklich außerhalb der Stadt bin ich schon länger nicht mehr gewesen, zumindest nicht mit dem Auto. Inlandsflüge, z.B. nach Jakarta, sind viel günstiger und komfortabler als diese ewig dauernden Autofahrten... obwohl ich eigentlich gerne fahre... aber... ich schweife wohl ein wenig ab. Also, zurück zu ihrer Frage.
    Im Lager, hm?... Ich bin nicht gerne dort. War bisher auch nur zweimal dort. Das letzte Mal kurz bevor ich hier her gebracht wurde. Ist halt ein Gefängnis, also ein Ort an dem ich nicht so gerne bin.“

    Ein unsicheres Lächeln zeigte sich auf ihren Zügen bevor sie fort fuhr.
    “Mein Bruder ist jetzt auch dort. Er ist ja bei den Kopassus. Sie sollen dort politische Gefangene bewachen... na ja, ich verstehe diesen Militärkram nicht so recht und ist ja auch alles immer so geheim, also erzählt mein Bruder mir auch gar nichts. Nur mein Vater flucht manchmal so rum... über die Rebellen, aber auch über das Militär. Sei nicht mehr so wie früher, sagt er immer, wenn er schlechte Laune hat. Viele Verräter und Leute, die glauben, man könne ohne die japanischen Konzerne den Laden am Laufen halten. Ehrlich gesagt glaube ich, dass er sich ebenfalls nach früher sehnt, aber trotzdem Realist ist und die Lage so nimmt, wie sie nun mal ist. Aber von Politik verstehe ich auch nicht so viel, sorry.
    Ähhh... war das so ungefähr das, was sie hören wollten?“


    Fire nickte. “Ja ungefähr das wollte ich wissen. Ihr Bruder und ihr Vater erzählen ihnen also nichts was mit militärischen Angelegenheiten zu tun hat? Sind sie sich da sicher?“


    “Mein Bruder spricht nie mit mir über solche Dinge.
    Mein Vater eigentlich auch nicht. Das einzige, das er in letzter Zeit erwähnte hat war, dass er sich wünschen würde, man würde seine Vorschläge, mehr Truppen von Cijantung hier her zu verlegen, endlich billigen. Aber fragen Sie mich bitte nicht warum, ich bin, wie gesagt, nur Zivilistin, und darüber auch froh.“


    Die 4 wussten aus ihren allgemeinen Informationen, dass in Cijantung das Hauptquartier der Kopassus lag.


    “Das freut uns dass dies endlich durchkam.
    Wie wurde es denn mit der Sicherheit am Tor des Lagers gehalten, als sie es besuchten. Wurde ein strenges Protokoll angewandt oder hatten sie es da etwas leichter?“


    “Mein Wagen wurde gescannt, aber ich bin eigentlich ziemlich schnell durchgelassen worden. Man wusste ja, dass ich erwartet wurde und auch wer mein Vater ist.“ Sie lächelte und fügte hinzu: “Geht meistens schneller, wenn die Leute den Namen meines Vaters hören.“


    Über Funk schaltete sich Roland mit ein, ohne dort hinzublicken. “Wäre mal geil zu wissen, was die da wem gegeben hat.“
    Äußerlich hatte er es sich auf dem Steingemütlich gemacht und ließ sich die Sonne ins Gesicht scheinen.


    “Wiederholen. Was Wem Wann gegeben?“ funkte Fire zurück. Auch ihr sah man nichts von ihrer Unterhaltung mit Roland an, während sie Ari fragte: “Ja er hat einiges an Gewicht. Wie genau waren denn die Sicherheitskontrollen? Wurde der Ausweis kontrolliert, sie selbst“?


    “Nun, ihr Vater hat sie zum Lager geschickt, um etwas abzuliefern.“ gab Roland zurück.


    “Ich selbst wurde nicht kontrolliert...
    Das heißt, ich habe den Typen eigentlich einfach nur die ID gezeigt, die mein Vater mir mitgegeben hat, dann konnte ich passieren.
    Daraufhin hat man mich direkt zum Direktionsbüro begleitet, wo ich Major Mayun getroffen habe. Dort musste ich dann einige Zeit lang warten, weil der Mann wohl noch beschäftigt gewesen ist. Aber das ist ja kein Problem gewesen, ich hatte ja noch etwas Zeit bis zu meinem Treffen.“
    An dieser Stelle unterbrach Ari ihre Antwort für einen Moment, in dem sie ein Blick zu Roland herüber warf. Dann sprach sie weiter.
    “Als ich dann bei dem Major war, haben wir kurz Höflichkeitsfloskeln ausgetauscht und ich habe ihm den Kuvert gegeben, den mein Vater mir mitgegeben hatte. Mehr habe ich da drinnen echt nicht gemacht...
    vielleicht kann ihnen mein Vater ja auch weiter helfen. Er hat da sicherlich mehr Ahnung als ich...“


    “Haben sie eine genauere Ahnung was sie Major Mayun gegeben haben. Haben ihr Vater oder der Major eine Andeutung gemacht?“


    Ari überlegte kurz. “Es war ein Brief und eine Einladung.
    Was in dem Brief stand weiß ich nicht. Die Einladung war an Major Mayun und seine Familie gerichtet. Den Sitten entsprechend muss eine solche ja immer persönlich übergeben werden, deshalb auch mein kleiner Umweg hierher. Vermutlich möchte mein Vater den Major in nächster Zeit zu sich einladen, was auch nicht das erste Mal wäre. Die beiden scheinen sich gut zu verstehen...“


    Sind sie denn nicht auch eingeladen diesem Treffen beizuwohnen?! Normalerweise umfasst dies doch ebenfalls die ganze Familie des Gastgebers. wunderte sich Fire.


    Ari nickte zustimmend. “Ja, normalerweise schon.“ Etwas verlegen fügte sie dann noch hinzu: Nun... mein Vater hat noch nicht konkret etwas dazu geäußert, und ehe ich Sie anlüge...“


    “Wissen sie denn wann ihr Vater dieses Essen abhalten möchte?“


    ”Morgen Abend.”


    “Diese Einladung ist dann allerdings sehr kurzfristig. Mit wem haben sie sich denn unterhalten auf dem Stützpunkt? Sind ihnen dort neue oder besondere Angestellte des Militärs aufgefallen?“
    Über Funk wandte sie sich an Roland: “Fragen die ich stellen soll?“


    “Na ja, das ist typisch mein Vater...
    Mit wem ich gesprochen habe?
    Nun ja... mit der Wache am Tor, dem Soldaten, der mich zum Direktionsbüro begleitet hat und Major Mayun eben.
    Und aufgefallen ist mir dort nichts Besonderes.“
    antwortete Ari


    Roland hatte eine Stimmenstressanalyse begonnen und achtete auf jeden Hinweis auf eine Lüge, bisher ohne Hinweis. In seinem Memory legte er sämtliche Informationen ab und sortierte sie entsprechend.
    “Besondere Sicherheitsmassnahmen, z. B. Critter usw. Und ob der Mayor die Einladung angenommen hat. des Weiteren ob er Mitglieder seines Stabes mitnehmen wird. Und wer der entsprechende Entscheidungsträger für Ao Yundawas Wunsch nach Truppenverstärkung ist. Und schließlich soll sie eine Skizze des Lagers erstellen, mit ihrem Weg zum Mayor. Ansonsten nichts. Du machst das sehr gut.“ gab er zurück.


    Fire griff seine Anregungen auf: “Haben sie hier inzwischen eigentlich auch diese riesigen Wachhunde, diese Barghests angeschafft, sie sollen ja bald überall stationiert werden oder haben sie andere Critter gesehen?“


    “Die haben da so komische Viecher gehabt. Die habe ich mal in ner Dschungel-Sim gesehen. Angeblich sind die gut, um erwachte Metamenschen aufzuspüren, weil die sich wohl auf diese immer zuerst stürzen. Irgendwie gruselig diese Dinger... es waren keine Barghests, aber ähnlich von Größe und Statur. Soweit ich weiß sind sie ursprünglich im javanischen Dschungel beheimatet, obwohl es sicherlich auch in anderen Teilen Indonesiens solche Viecher gibt. Aber ansonsten habe ich keine anderen Critter gesehen.“


    Den Söldnern war klar, um welche Critter es sich handelte. Besonders Sake war ja schon am ersten Abend schon näher an diese Kreaturen geraten, als ihm lieb gewesen war. Er als Ki-Adept war wohl ein Leuchtfeuer für diese Wesen gewesen.
    “Prost Mahlzeit. Critter extra für erwachte. Dieser Auftrag ist echt *******!
    dachte er und kämpfte den Impuls nieder dies auch kundzutun.


    Viper befand sich unterdessen weiter auf der Pirsch um das Lager, um weiter Fallen und Hinterhalte auszuspähen. Auch das Gelände nahm er noch einmal genau unter die Lupe.
    Er fand keine Fallen, dafür erkannte er, dass der einzige weg vom Gefängnis weg in den Dschungel nur über die Stelle führte, die Roland und er schon benutzt hatten, um zur Straße zu gelangen. Jeder, der Versuchte den Talkessel in Richtung des Dschungels zu ersteigen wäre gefährdet, dass ihn die Wachen niederschossen, bevor er des Hang erklommen hatte.
    Die Umgebung war wirklich ideal, um einen Ausbruch beinahe unmöglich zumachen.


    Im Lager betrachtete Ari Fire mit einem verwunderten Blick. “Ich glaube Sie haben mich missverstanden wegen der Einladung. Die Verabredung wird im Haus meines Vaters stattfinden, er braucht also nicht zu reisen. Mein Bruder wird nicht dabei sein, er hat ja noch Dienst.“


    “Ah nein. Ich meinte natürlich den Mayor und ihren Bruder. Wobei sie die zweite Frage ja schon beantwortet haben. Ich wollte fragen ob der Mayor alleine reisen wird oder ob er noch Soldaten oder Stabsoffiziere mitnimmt.“ stellte Fire klar.


    “Ach so...
    nun, ich glaube er wird mit einer kleinen Eskorte reisen. Aber bestätigen kann ich das nicht...“


    Fire nickte. “Ja, das dürfte wohl stimmen. Wissen sie denn wer über die Anfrage ihres Vaters nach Verstärkung entschieden hat?“


    “Nein, dass weiß ich leider nicht.
    Ich weiß nur, dass mein Vater sich an Cijantung gewendet hat, wo sich das Hauptquartier der Kopassus befindet. Mein Bruder war dort mal stationiert, deshalb weiß ich das.“


    “Frage sie bitte, was sie über Mayun weiß. Und ob sie den Eindruck hat, dass er fest im Sattel sitzt.“ gab Roland an Fire.


    "Was können sie mir denn über Mayun erzählen, so im Allgemeinen meine ich. Hat er alles unter Kontrolle oder wird an seinem Stuhl gesägt?"


    “Hm, mein Vater spricht nur in guten Tönen über ihn.
    Ich persönlich kann mit Leuten, die kalt wie ein Eisblock sind, nicht all zu viel anfangen, wissen Sie?
    Nun ja, er scheint ein Hardliner zu sein, aber sehr loyal. Ich glaube nicht, dass er gegenwärtig irgendwelche ernstzunehmenden Feinde hat. Erstens gibt es wohl sicher angenehmere Jobs, als in einem Gefängnis rum zu hocken, und zweitens halte ich Major Mayun für einen Typen, der sich etwaiger Bedrohungen lieber früher als später entledigt.“
    Aris Gesicht unterstrich die Ambivalenz, die ihrer Antwort zu entnehmen war.


    “Gut, das deckt sich. Könnten sie uns noch kurz skizzieren, wie sie zum Büro des Mayors geführt wurden?“


    “Ich wurde von einem Soldaten begleitet. Dieser Mann hat mich vom Tor aus eskortiert. Wir sind über den Innenhof gegangen und dann direkt zum Zentralgebäude. Im 2.Stockwerk, welches das oberste war, hat sich das Büro des Majors befunden. Ich habe zuerst im Vorraum Platz genommen, und konnte dann später zu ihm herein. Anschließend habe ich das Gefängnis auf demselben Weg wieder verlassen, ebenfalls eskortiert. Mein Wagen ist für die Dauer am Rande des Hofs abgestellt worden.“


    “An welchen anderen Gebäuden wurden sie denn vorbei geführt und wissen sie welchem Zweck sie dienen oder konnten sie dies auf andere Weise erkennen?“


    Ari nahm sich einen Moment, um nachzudenken, dann antwortete sie: “Nun ja, es gab halt diesen größeren Hof, über den ich geführt worden bin. Direkt neben dem Tor befand sich ein Gebäude, dass wie eine Baracke aussah. Weiter links gab es ein weiteres Gebäude, in dem ich einige Fahrzeuge erkennen konnte. Geradeaus kam man zum Hauptgebäude. Rechts gab es ein weiteres Tor, hinter dem, soweit ich weiß, sich dann die Zellentrakte befinden. Alles war sehr kahl und trostlos, so wie man sich ein Gefängnis am Rande des Dschungels halt vorstellt. Aber wir sind recht zügig gegangen, weshalb mein Eindruck eher einer Momentaufnahme, denn genauer Beobachtung entspringt.“


    Nur noch eines: Wo waren die Critter? Nur am Tor oder auch auf Patrouille? warf Roland ein.


    “Noch eine Frage. Diese Critter waren doch zum Schutz mit Sicherheit angeleint oder waren sie auf dem Gelände unterwegs bzw. in einem abgetrennten Bereich?“


    “Also gesehen habe ich sie nur am Tor.“ sagte Ari.


    Roland teilte Fire mit, das er keine fragen mehr hatte. Diese sagte zu Ari: “Hmm gut, das dürfte in Ordnung gehen. Er, wird sie sicher zurück bringen.“ Sie deutet auf Roland. “Wir bedanken uns für die Kooperation.“


    Roland erhob sich schnell und kam zu den Beiden. Mit Salutieren sagte er: “Jawohl, Major.“
    Dann wandte er sich an die Indonesierin: “Gut. Dann wollen wir mal. Sie kennen das Prozedere ja schon, Miss Yundawa.“
    Er nahm sie wieder auf den Rücken.


    “Es freut mich, dass ich Ihnen helfen konnte.“ sagte Ari. Dann verschwanden die beiden im Dschungel.


    Auch Viper war noch immer im Dschungel unterwegs. Er hatte einige Punkte gefunden, von wo aus er einen guten Einblick auf das Lager hatte. Er machte Aufnahmen von erschiedenen Sektionen, Gebäuden, Fahrzeugen, Wachtürmen und allem anderen, was ihm wichtig erschien. Nur vom inneren Komplex konnte er keine Aufnahmen machen, da es hierfür keinen entsprechenden Platz zu geben schien.
    Er bemerkte, dass die beiden Türme, die zum Dschungel hin wiesen mit gepanzerten MG-Stellungen und Suchscheinwerfern ausgestattet waren.


    An der Scheune kamen Ari und ihr Reittier aus dem Dschungel. Nachdem sie von Roland abgesetzt worden war, ging sie zu ihrem Wagen. Roland gab ihr Telefon wieder frei. Sie nickte dem Söldner noch einmal zu, dann fuhr sie los, ohne ein weiteres Wort. Minuten später war sie nicht mehr zu sehen.


    “Merkwürdiges Weibsbild…” dachte Roland, während er überprüfte, ob seine Überwachung des Handys noch aktiv war. Sollte sie jemanden kontaktieren, konnte Roland immer noch eingreifen.
    An Fire funkte er: “Ari ist auf dem Rückweg zur Stadt. ich mache mich dann auch mal zurück.“ Mit einem Stoßseufzer der Schicksalsergebenheit machte er sich in den Dschungel, um ihn ein weiteres Mal zu durchqueren.

  • 11: Der Kopf der Schlange


    Als er das Lager erreichte war Roland mehr als nur erleichtert. Sofort wandte er sich an Fire: “Hat sich doch gelohnt oder? Und zur Not habe ich noch einige Goddies abgegriffen.“
    In seinem Audiostar aktivierte er das Sprachmuster „A. Yundawa“ und sprach dann mit einer Stimme, die von der der jungen Indonesierin nicht zu unterscheiden war: “Fürs Telefon dürfte das reichen oder?“


    “Daran hab ich nie gezweifelt, gute Arbeit.“ sagte sie, wieder auf dem Baumstamm sitzend.


    Fires Lob ging Roland herunter wie Öl. Er schaltete wieder auf seine normale Stimme zurück, um dann an das Team zu funken. “Nun irgendwelche Pläne?“
    “Und wieder bin ich gespannt. Aber die Leutz haben sich die Messlatte auch schon sehr hochgelegt...“
    fügte er in Gedanken hinzu.


    “Fassen wir mal kurz zusammen. Morgen Abend ist das Gefängnis ohne ihren knallharten, Bedrohungen-erledige-ich-bevor-sie-entstehen Mayor.
    Das heißt zumindest einige der normalen Soldaten werden einen Tick führungsloser sein. Zudem wird wahrscheinlich ein Teil der Kopassus den Mayor begleiten würde ich tippen. Das heißt für mich wäre morgen der beste Termin für den Zugriff.
    Zudem könnten wir evtl. dieses Sprachsample dazu benutzen ihren Bruder und ein paar seiner Kumpels zu beschäftigen. Ich gehe mal davon aus, dass ein paar zu ihrer Rettung ausschwärmen würden. Die Frage ist nur in welches gebiet wir sie locken würden und welches Sinn machen würde.
    Was einen Plan angeht, so würde ich wie angedacht unseren falschen Rückweg verminen. Danach die gleichzeitige Ausschaltung der Wachtürme, sowie eine Sprengung. Am Besten etwas, dass sich wie eine Mörsergranate anhört, wenn du das hinbekommst. Danach sollte ein Scheinangriff auf diese Stelle erfolgen und danach ein schneller Rückzug in den Dschungel.
    Während dieser Zeit würde ich versuchen einige der Baracken auszuschalten. Hat jemand Gasgranaten dabei?
    Danach eine Zerstörung des Großteils des Fuhrparks und eine vorgetäuschte Flucht mit dem Wagen, während wir uns wieder in den Dschungel schlagen. Einziger Haken, wir müssen unser Päckchen bzw. unsere Päckchen sehr schnell finden, befreien und das Waffenlager unter Kontrolle bringen.“
    fasste Fire ihre Gedanken zusammen.


    Roland freute sich darüber, das Fire seine hohe Meinung von ihr ein weiteres Mal bestätigte.
    “Rein theoretisch könnten wir auch versuchen den Mayor abzugreifen...“ warf er ein.


    Fire fand, das der Plan etwas für sich hatte, wenn man es richtig machte: “Das müsste dann allerdings auf der Rückfahrt vor der Ankunft geschehen. Wenn wir uns dann in Verkleidung einschmuggeln möchten, bräuchten wir zudem sehr schnell die passenden Masken und passende Uniformen. Ich weiß nicht, ob wir in die Vorhandenen passen.
    Hätte den Vorteil, dass wir den Soldaten befehlen könnten die Angreifer zu verfolgen... Das kombiniert mit den bereits ausgeschalteten und denen die, die Schwester suchen, den Verletzten und Getöteten durch den Angriff und den vielleicht schon Schlafen geschickten Baracken dürfte es uns fast zu einfach machen das Lager unter Kontrolle zu bringen. Wenn alles klappt.“


    Roland war mehr als nur bereit, die Risiken einzugehen, die damit verbundenen waren. Er war heiß darauf. “3, 2, 1 Risiko.“
    „Allein schon das Stimmmuster vom Mayor könnte dank mir sehr hilfreich sein. Wir müssten dabei nur schnell und unauffällig sein. zur Not schicke ich General Yundawa eine Verspätungsnachricht.“


    “Das würde dann allerdings unseren Zeitrahmen extrem verkürzen. Ich meine eine oder eine halbe Stunde ist ja noch möglich, aber dann wird sich sein Gastgeber wohl schon Sorgen machen. Ich denke, dass das praktikabler sein dürfte, wenn er nicht zu lange bleibt...“ gab Fire zu bedenken.


    Roland war klar, dass Fires Plan der angenehmere Weg wäre. Jedoch wusste er, dass auch dieser einen Haken hatte. “Ist nur die Frage, wann er zurückkommt. Es wäre schon extrem problematisch, wenn er sich mit General Yundawa einen feucht fröhlichen Abend macht und erst nach vielen Stunden wiederkommt. dann müssten wir die ganze Zeit die Falle einsatzbereit halten, was uns wieder mit dem Thema Offenlegung ins Rektum beißen könnte. Ich denke eine kleine Verzögerung seiner finalen Ankunft ließe sich schon drehen. Immerhin muss seine Bärbeißigkeit ja auch noch zum General hinfahren, und das dauert auch noch ein Weilchen. Ich persönlich stimme für einen Schnellen und harten Zugriff bei seiner Hinreise. da kommt uns die Uhrzeit auch ganz gelegen.
    Viper und Sake, was ist Eure Meinung?“
    sagte er, um auch die beiden anderen in die Diskussion einzubinden.


    Sake antwortete, als er direkt angesprochen wurde mit einem Nicken. "In Ordnung. Markieren wir unsere Standorte." Er freute sich endlich wieder etwas Handfestes zu tun zuhaben.


    Viper war mittlerweile wieder auf dem Rückweg zum Lager. “Keine Einwände. Ich habe in der Zwischenzeit ein paar Aufnahmen vom Lager gemacht und die Umgebung überprüft. Sieht schlecht aus mit Hintereingängen und alternativen Fluchtrouten und auch die Annäherung ans Lager dürfte Anspruchsvoll werden.
    Machbar aber anspruchsvoll...“
    antwortete er.


    Roland war erfreut darüber, dass sich die beiden für den spannenderen Weg entschieden hatten. “Gut. Dann versuchen wir den tollen Major also bei der Hinfahrt abzugreifen. Viper, Du hast ja das Terrain erkundet. Schon eine Idee für eine Position für unseren Hinterhalt?“


    In diesem Moment kamen die Rebellen zurück. Pri ging zu Fire. Und, war die Befragung ergiebig?
    Schon eine Vorstellung davon, wie es nun weiter gehen soll und welche Rolle meine Leute und ich dabei übernehmen könnten?
    er entzündete dabei eine Nelkenzigarette. Seine Begleiter waren im Lager wieder auf Posten gegangen und warteten schweigend.


    Fire antwortete ihm: “Ja sie hat ein paar nette Sachen ergeben. Ich denke auch, dass wir schon einen Plan haben. Roland wird euch sicherlich mal ein paar Sachen dazu erzählen und dann können wir klären wie wir weiter vorgehen.“


    Roland blickte für einen Moment verdutzt zu Fire, da es ihn überraschte, dass sie ihn in den diplomatischen Dienst gesteckt hatte, dann ergab er sich in sein Schicksal. “Hmmh, Scheint als hätte auch ich Eindruck gemacht.“
    Er wandte sich an die Rebellen: “Nun, wir haben soviel erfahren, dass der Mayor, der das Gefängnis leitet sich morgen Abend zu einer privaten Feier begeben wird. Er wird mit wenigen anderen Offizieren das Lager verlassen und in Richtung Stadt Fahren. Unser Vorhaben ist es, ihn in unsere Gewalt zu bringen. Zweck dieser Maßnahme ist es, aus ihm veritable Informationen über das Lager, die Gefangenen, Sicherheitscodes und andere eventuell bedeutsame Dinge heraus zuquetschen. Inbegriffen dabei ist auch die Erstellung eines Sprachmusters zur Feindverwirrung.“


    Pri nutzte die Pause, die Roland einlegte, um seine Gedanken zuartikulieren. “Der Zugriff findet dann vermutlich zwischen Gefängnis und Stadt statt...“
    Er hielt nachdenklich inne, dann sagte er: “Die Sache muss auf jeden Fall reibungslos verlaufen. Wenn die einen Hilferuf absetzen können, haben wir in kürzester Zeit die halbe Gefängnismannschaft dabei. Ich vermute mal ihr habt vor, den Überfall auf das Gefängnis unmittelbar folgen zu lassen, oder? Ich meine nur, dass wir dann sicher unter Zeitdruck stehen werden, sollte der Mayor irgendwo erwartet werden. Sicherlich kann man mit dem Sprachmuster dann noch ne Täuschungsaktion starten, aber enorm viel mehr Zeit wird dadurch auch nicht locker werden.“
    Er wirkte angespannt und nicht restlos überzeugt, aber immerhin schien er mangels Alternativen bereit zusein ihnen zufolgen. Sein Fazit bewies es. “Also, wir sind auf jeden Fall dabei und werden uns nach eurem Plan richten. Sobald ihr die Aufgabenfelder für uns abgesteckt habt, lasst es uns wissen.“


    “So ist es.“ gab Roland als Antwort, ohne zu konkretisieren, worauf sich dies bezog.
    “Damit die Sache reibungslos läuft, müssen wir schnell und hart zuschlagen. Ich schlage vor, dass wir den Wagen ausschalten und dann sofort angreifen. 2 von uns nehmen sich den Mayor vor, der Rest die Mannschaft. Hat jemand von Euch Störsender dabei?“ fuhr er fort.
    Es folgten einige Sekunden des Schweigens. Dann sprach Roland weiter:
    “Ich werte dies als ein nein. Nun gut. Dann machen wir es so: Viper, Du suchst Dir eine Schöne Scharfschützenposition. Dir gehört der erste Schuss auf den Fahrer. Fire übernimmt den Beifahrer.“
    Er deutete auf die Rebellen.. “Ihr übernehmt die restliche Begleitung. Ich werde mich auf den Mayor konzentrieren. Des Weiteren werde ich mit Hilfe meiner Sensorik versuchen herauszufinden, wo der Mayor sitzt und wie viele Begleiter er hat. sobald ich es rausgefunden habe, werde ich einen Funkspruch absetzen. Er wird folgender Maßen lauten: Grün wenn ich den Mayor gesichtet habe, Rot wenn nicht. gefolgt von der Anzahl seiner Begleiter und dann eine Zahl, die die Sitzposition des Mayors wiederspiegelt. 1 ist die Position des Fahrers, 2 die des Beifahrers, 3 Rückbank hinter dem Fahrer usw. Was haltet Ihr davon?“


    “Lohnt wohl nicht, den Funkspruch zu kodieren - das sorgt nur für Verwirrung. Der erste, der den Major erkennt, sollte einfach dessen Position durchgeben und gut.
    Wie wollen wir reagieren, wenn der Major mit mehr als einem Fahrzeug anrückt? Ich würde Minengrenzen vorne und hinten vorschlagen, um ein Fahrzeug zu isolieren und die anderen im Zweifel gleich auszuschalten. Dann wäre der Wagen des Majors ohnehin gestoppt und ich könnte mein Feuer auf die Verteidiger konzentrieren.“
    gab Viper seine Gedanken hinzu.


    Roland musste ihm Recht geben. “Guter Einwand.“


    “Gut, bleibt nur die Frage, ob wir Minen dabei haben oder ob dein Sprengstoff zum Bau ausreicht?“ beendete Fire die Diskussion des Groben und wandte den Focus zu den Feinheiten.


    Die Überlegungen liefen schnell ab.
    “Mit etwas Sprengstoff kriege ich das schon hin.“ bot sich Roland an.


    ”Hab ich.” kam von Viper.


    Sake holte eine Metallschachtel hervor, in der sich sauber aufgereiht 6 Offensivgranaten befanden. Sie waren untergebracht wie Eier in einem Karton. "Sollte es doch nicht reichen, habe ich auch noch was..." sagte er, bevor er sie wieder wegpackte.


    “Ich habe noch Plast und ne Handvoll Clay´s im Angebot. Außerdem Funkzünder - werden wir wohl brauchen...“[/quote] fasste Viper sein Inventar zusammen.


    Gut. damit lässt sich Arbeiten. sagte Roland zufrieden. Eine neue Talentsoft wurde von ihm aktiviert und er machte sich daran, einen entsprechenden Plan zu entwerfen.
    “Also, am besten legen wir nur sehr kleine Ladungen, dafür aber viele. Wir wollen ja nicht halb Java von der Sache informieren. Effektiv wäre eine H-förmige Auslegung. Wir machen einfach eine längere Kette von Sprengsätzen, die gerade Stark genug ist Achsen und Reifen kaputt zukriegen. Im Abstand von etwa einem Jeep kommen größere Ladungen zwischen die Ketten, die Stark genug sind, ein Fahrzeug ernsthaft zu beschädigen. die verdrahten wir so, dass wir sie getrennt und nach Anforderung zünden können.“
    Er hatte eine entsprechende Simulation fertig, als sie wieder vollzählig waren und präsentierte sie seinen Kameraden.
    “So in etwa Stelle ich mir das vor. Noch Fragen?“


    “Nein, dann solltet ihr die Verminung vorbereiten.
    Viper und ich suchen uns dann so lange eine gute Scharfschützenposition. Ich denke die Entführung wird am Besten von 2 Gruppen gemacht. Roland, du könntest die Sache bitte sichern und uns warnen sollte es Ärger geben. Sake du und einige unserer Freunde schnappt euch den Major und räumt die Überreste von der Straße.
    Wäre das so in Ordnung?“
    fragte Fire.


    ”Klingt gut.” gab Roland zurück auch wenn er nun schon beschlossen hatte die Action nicht an sich vorbei ziehen zu lassen.


    Sie beendeten ihre Planungen und gingen dann Schlafen, um ihre Kräfte wieder aufzufrischen. Auch die Rebellen zogen sich zurück, nach dem sie sich noch einmal untereinander beraten hatten. Die Wachen verbrachten eine ruhige Schicht.
    Am Morgen wurden sie von einem Regenschauer begrüßt, der sich einer komplexen Mechanik aus Thermik folgend die Berghänge hinauf arbeitete. Eilig brachen sie dass Lager ab und beseitigten die spuren, während das empfindliche Equipment regensicher verstaut wurde, bis der Regen aufgehört hatte. Roland hatte die Sprengladungen vorbereitet und so waren sie am Mittag abmarschfertig.
    Durch den aufgeweichten Dschungel gingen sie unter Vipers Führung zur Straße. Wieder bezogen sie Stellung an der Biegung. Unter dem grau verhangenen Himmel teilten sie sich entsprechend auf.
    Viper nahm seine alte Position wieder ein. Sake und die Rebellen platzierten sich nahe der Straße, wobei sie mit dem Schlamm zu kämpfen hatten, da auf dem kurzen Stück entlang der Straße der Schlamm so dick war, dass er drohte sie so tief einsinken zulassen, dass sie später nur mit Mühe sich daraus wieder erheben könnten.
    Auch Roland hatte seine Schwierigkeiten. Er konnte die Sprengladungen zwar gut anbringen und tarnen, aber die Biegung war nicht lang genug, um mehr als ein Fahrzeug von beiden Richtungen aus zu verbergen. Sollte mehr als eines im Konvoi des Mayors fahren, musste man damit leben, dass es von entweder vom Dorf oder vom Gefängnis aus zusehen war. Er entschied sch für das Dorf, welches er für das kleinere Übel hielt.


    Es wurde langsam dunkel und der Regen setzte wieder ein, und wurde stärker als Blitz und Donner sich hinzugesellten. Durchnässt warteten alle auf das Eintreffen des Majors. Viper sah die Fahrzeuge als erster. Er bestand aus zwei Fahrzeugen, die sich aus dem Schleier des Tropenregens schälten. Vorneweg fuhr ein massiger und älterer Militärjeep. Hinter ihm folgte ein moderner Minibus, das Model „Kyoukino“. Toyota hatte dieses Model für Militär- und Sicherheitsdienste im Programm. Die Unterstützungsvariante bot einen ausfahrbaren Geschützturm auf, zusammen mit mittelschwerer Panzerung und Sicherheitsreifen. Viper konnte jedoch Entwarnung geben.
    “Die Fahrzeuge entsprechen der Sicherheitsausstattung. Gepanzert, keine Geschütztürme.“


    Roland war mittlerweile des Wartens müde. “Na endlich! Noch eine halbe Stunde länger und ich hätte Moos angesetzt!“
    An das Team funkte er: “Dann wollen wir mal!“
    Dann gab er an die Rebellen weiter: “Der Jeep ist Euer.“
    Er ließ die Fahrzeuge weiter näher kommen.
    Er entschied sich dafür, die Explosion so zu timen, dass beide Fahrzeuge nur ausgeschaltet, aber nicht ernsthaft zerstört werden würden, auch wenn es zu vermuten war, das der Mayor im Minibus saß. “Wäre ja ein Jammer, wenn wir uns irren und den Major zur Hölle schicken.“


    Die Rebellen bestätigten knapp. Als die Fahrzeuge auf die Sprengfallen fuhren überdröhnten das Brummen der Motoren den Regen. Roland zündete die Sprengsätze und mit dumpfem Knall erzitterte die Landstraße. Der Jeep blieb auf der Stelle liegen, der Bus rutschte noch weiter und schrammte das Heck des Jeeps. Rauch stieg auf.
    Die Rebellen nahmen den Jeep von beiden Seiten unter Feuer.


    Viper hatte die Funkantenne auf dem Dach des Busses im Visier. “Schalte zuerst die Comm vom Bus aus...“ gab er durch.
    Sein panzerbrechendes Geschoss pflügte sauber die Antenne vom Bus.
    Sein Gewehr schwenkte und die Mündung wies tiefer. “Greife jetzt die Frontscheibe vom Bus an...“ Kaum war dieser Funkspruch verklungen feuerte er mit einem hochexplosivem Geschoss auf die Scheibe. Wie er erwartet hatte zerschlug es die Scheibe und die dahintersitzenden Personen wurden von Glassplittern wie Schrapnelle überzogen, bevor es in den Kopf des Fahrers fuhr und diesen unter einem Rucken zusammensinken ließ.


    Roland interessierte sich nicht für den Jeep. Seine Sensorik tastete über den Bus, in der Hoffnung mehr über die Besetzung des hinteren Teils herauszufinden. Die Abschirmung des Busses verhinderte dies jedoch.
    Er löste seine Sprunghydraulik wieder aus und flog über den Bus hinweg zu dessen Seitentür.
    Dort gelandet sah er, dass die Tür mittels eines relativ massiven Riegel gesichert war. Er ließ seinen Arbeitslaser aufflammen und binnen Sekunden war der Riegel durchgebrannt. Er pflückte eine Betäubungsgranate vom Gürtel, entsicherte sie und öffnete die Tür nur einen Spalt weit.
    Durch den Spalt sah er Kopassus, die sich gerade zum Gegenangriff bereit machten. Auf die Tür achtete keiner von ihnen, als Rolands Granate zwischen ihre Stiefel fiel.
    Er drückte die Tür mit aller Kraft zu und wartete auf die Explosion.


    Sake schloss sein Feuer dem der Rebellen an. Ein Soldat sprang aus dem Jeep direkt in ihr Feuer. Er wurde von Treffern durchsiebt. Das flexible Dach des Jeeps wurde weggerissen und ein weiterer Soldat eröffnete das Feuer, hinter der Windschutzscheibe Deckung suchend. Einer der Rebellen wurde getroffen und ging blutend zu Boden.
    Im hinteren Teil des Jeeps konnte Sake mehr erahnen als sehen, dass sich ein Soldat dort zuschaffen machte. Dann erkannte er, dass dieser ein leichtes Maschinengewehr aus einer Transportkiste wuchtete. Schnell und routiniert wurde es einsatzbereit gemacht. Einem vierten Soldaten gelang es sich in Richtung des Transporters abzusetzen. Dort traf dieser auf Roland, wie dieser die Tür des Transporters zu zog. Der Soldat legte an und feuerte eine schnelle Salve auf den einzelnen Söldner, als der Transporter von der Explosion der Granate durchgeschüttelt wurde.


    Die Erschütterung übertrug sich auf Roland, der ohne festen Stand war und so ins Straucheln kam. So ging die Salve um eine Winzigkeit fehl und traf die gepanzerte Karosserie des Busses. Von dort traf Roland ein Querschläger. Der Ton, den das Projektil auf seinem Brustkorb erzeugte unterschied sich kaum von dem, mit dem es von dem Bus abgeprallt war.
    Rolands Predator schnellte vor. “Wiedersehen, Wichser!“ dachte Roland, als er abdrückte und damit das panzerbrechende Vollmantelgeschoss auf seine Reise schickte, die es durch den Helm ins Auge des Feindes sandte. Wie vom Blitz gefällt sank dieser zusammen und glitt dabei von der Motorhaube, auf der er eine dünne Blutspur hinterließ.
    “Transporter voller Kopasus!“ gab er über funk durch während er sich dem so eben niedergesunkenen Gegner nährte. Die linke Hand wies auf die Seitentür und war bereit, dorthin Tod und Verderben zu spucken.


    Fire hatte bisher kein Ziel ausgemacht, dass sich von ihrer Position heraus anbieten würde. Nun hatte sie den Soldaten mit dem Maschinengewehr ausgemacht und zielte auf ihn.


    “Ich kann Euch von hier Deckung geben - die Sache mit dem Transporter darf nicht zu lange dauern. Die haben garantiert eine Backuplösung für den Transceiver...“ gab Viper durch und nahm den Soldaten hinter der Scheibe aufs Korn.


    Sake hatte geplant mit seinen beiden Begleitern zu Roland aufzuschließen. Doch nachdem es den einen Rebellen erwischt hatte entschied er sich anders und ging im Morast in Deckung. “Erst die unmittelbare Bedrohung!“ entschied er, während ein Gemisch aus Alkohol und Adrenalin durch seine Adern wütete.


    Er gab eine Salve auf den Soldaten hinter der Scheibe ab, so dass dessen Panzerung im Brustbereich zerfetzt wurde. Dann riss er sein Gewehr herum und feuerte auf den Soldaten, der das MG in Stellung brachte. Seine schlechte Position verhinderte es allerdings, dass er mehr als einen Streifschuss anbringen konnte. Der Rest der Geschosse zerfaserte die Aufbauten des Jeeps.
    Der MG-Schütze legte nun seinerseits an. Dreck spritzte vor Sake auf. Ein Geschoss traf und verpasste Sake eine Fleischwunde. Das Rattern des MGs endete abrupt, als Fire den Schützen zersiebte. Und wo die Spieluhr des Todes einmal den Takt gefunden hatte wurde der Soldat, der hinter der Windschutzscheibe verletzt Deckung gefunden hatte von Viper entgültig ausgeschaltet.


    Sake gab den beiden verbliebenen Rebellen einen Wink und drang mit ihnen in Richtung des Busses vor. Sie gaben ihm seitlich positioniert Rückendeckung.


    Roland hatte sich mittels eines schnellen Blickes davon überzeugt, dass der von ihm getroffene tot war. “Nie den gleichen Bühneneingang zweimal verwenden. Das wusste auch schon Elvis.“ stellte er fest, während er begann, in die Fahrerkabine des Busses zu steigen. Die beiden Soldaten, die darin gesessen hatten waren dank Vipers Schuss auf die Scheibe in einem Zustand, den Roland gerne als „suppig“ bezeichnete.
    Er war noch nicht einmal halb im Transporter, da erblickte er auf dem Displayfenster der Kamera in seinem linken Arm, wie die Seitentür des Transporters aufgerissen wurde und der Lauf eines Sturmgewehrs sich aus dieser Deckung heraus auf ihn richtete. Nur sehr ungenau waren die Züge des Kopassus zu erkennen. “Bastard. Könnt Ihr nicht einfach liegen bleiben?“ fragte ihn Roland in Gedanken, während er mittels seiner Handkamera zielte, ohne sich umzuwenden.


    Sake erreichte die Seite des Busses genau zum richtigen Zeitpunkt. Sein Gesicht umspielte ein Lächeln, das davon kündete, dass ihm die Schießerei und die Möglichkeit sich wieder nützlich zu machen Freude bereiteten.
    Er beugte das Knie um die nächste Salve besser stabilisieren zu können. Er zögerte für nicht einmal eine Sekunde, um sich sicher zu sein, dass es sich bei demjenigen, der da aus der Tür heraus auf Roland zielte nicht der Major war.
    Mehr brauchten die verstärkten Reflexe der beiden Kontrahenten am Bus nicht, um ihr Duell auszufechten.


    Fast zeitgleich krümmten sich die Finger an den Abzügen und es war kaum auszumachen, wer dieses Duell gewinnen würde. Roland hatte keine Chance zu erkennen, ob es sich bei dem Schützen um Mayun handelte oder nicht. Sein Instinkt übernahm die Kontrolle und steuerte sein Handeln. Dies war, was ihm die Zehntelsekunde schenkte, die ihn nun vor einem direkten Volltreffer in die Brust trennte.
    Mit einer roten Wolke verabschiedete sich der Zeigefinger am Abzug von der Hand. Der zweite Schuss traf den Ladestreifen, so dass dem Soldaten das Gewehr aus der Hand geprellt wurde.
    Der Kopassu kam nicht einmal dazu zuschreien. Sein Gesicht konnte sich gerade noch zu einer Grimasse des Schmerzes verziehen, da schlugen Sakes Geschosse in ihn ein.


    Roland spürte noch mehr Adrenalin durch ihn fluten. ”Respekt, Typ. So nah waren nur wenige, mir das Leben zu vermiesen.“
    Er stieß die Tür zwischen Fahrerkabine und hinterer Fahrgastzelle auf. Darin lagen neben der Leiche des so eben von Sake getöteten noch zwei weitere Kopassus und Major Mayun, alle drei offensichtlich bewusstlos.
    Roland entschloss sich dafür sicher zu gehen und richtete die beiden Kopassus mittels Kopfschuss hin. Die Predators wanderten in seine Holster.
    Mit schnellen Griffen entfernte er sämtliche Waffen aus Mayuns Besitz und schulterte ihn. “Roland hier. Ich habe ihn. Ich komme raus.“ gab er über Funk durch, bevor er sich mit einem lockeren Satz aus der Seitentür machte.


    Sake kam auf ihn zu. Der Zugriff war erfolgreich und bis auf den einen Rebellen gab es bei ihnen keine Verluste.

  • 12: Dreams are my reality


    Viper und Fire kamen zu den Fahrzeugen.
    "Bei dem Regen könnte es sich lohnen, die Fahrzeuge von der Straße zu bringen und abzutarnen. Die Reifenspuren müssten nach spätestens einer halben Stunde verwischt sein - was uns einen kurzen Vorsprung verschaffen würde.
    Wäre doch eine passende Aufgabe für die Rebellen?"
    schlug der Sniper über Funk an das Team mit seiner ewig neutralen Stimme vor. Er wirkte so angespannt als wäre er beim Frühstück zu Hause.


    “Ja das wäre nicht verkehrt.“ gab Fire zurück.


    Sake schulterte sein Gewehr und bedeutete einem der Rebellen bei Roland zu bleiben. "Fesseln wir die Bande, bevor sie aufwachen." sagte er und setzte daran an, in den Bus zu steigen.


    Roland hielt Sake zurück. “Kannst Du Dir sparen, Kumpel. Die wachen nie wieder auf.“ sagte er, während sich ein fieses Grinsen durch die Bartstoppeln seines Gesichtes arbeitete.
    Mit einer schwungvollen Bewegung ließ er den Mayor vor sich mit dessen Kehrseite voran auf die Straße plumpsen. “Aber den könnten wir mal ein bisschen dekorieren.“ sagte er. Anschließend begann er ihn routiniert und mit Unterstützung durch seine implantierten Sensoren nach Cyberware zu durchsuchen.


    Sake runzelte die Stirn und versicherte sich noch einmal von dem Dahinscheiden der Soldaten. Sie waren alle tot. Er nahm sich ihre Gürtel.
    Dann machte er den Rebellen Platz, die auf Fires Geheiß die Fahrzeuge von der Straße schafften und tarnten.


    Roland hatte inzwischen die Datenbuchse des Majors gefunden. Er zog das Datenkabel aus seinem Deck hervor und begann es direkt in diese einzustecken, als sein Magnetische Anomalie Detektor seine Ergebnisse ausspukte. Neben einiger Headware war er auf Aluminium- Kompositknochen gestoßen.
    Er klinkte sich auf kurzem Wege in die Headware ein und traf auf ein Datenschloss. Es war ihm ein Leichtes es aufzubrechen.
    “Schön zu sehen, dass die Leute es noch immer nicht gelernt haben, ihre Cyberware vernünftig zu verschlüsseln.“ dachte er im Gedanken an das Sammelsurium an Ice, dass jeden erwartete der so etwas bei ihm versuchen sollte. Er ging an die Bestandsaufnahme.


    Außerhalb von Mayuns Körper begann Sake ihm Hände und Füße mit den Gürteln zu binden. Dies bedeutete zwar, dass sie ihn tragen mussten, aber er nahm das in Kauf.


    Die Rebellen waren unterdessen fertig mit ihrer Aufgabe und Pri kam zu Fire. "Die Fahrzeuge sind versteckt, zumindest so gut es ging. Ich habe einen Gefallenen und einen Verletzten, der sich einige Splitter durch den MG-Schützen eingefangen hat. Der Mann wurde aber bereits verarztet." erstatte er Rapport. Er hielt kurz inne und wischte sich über das dreckige und nasse Gesicht.
    "Wie geht es nun weiter?" fragte er.


    “Ich würde vorschlagen wir beziehen schon einmal Posten und sobald die Sachen hier erledigt sind, machen wir uns daran die Türme zu verminen, die Scharfschützen zu positionieren und uns für den Angriff bereit zu machen. So ka?“ antwortete sie.


    Viper wandte sich an Fire: “Ich würde den Transporter mit den toten Kopassus verminen wenn Du nichts dagegen hast, Fire. Wenn der bei einer Durchsuchung in Flammen aufgeht ist es sicher kein Nachteil, daß das die Identifikation der Leichen erschwert. Würde unsere Optionen bezüglich des Majors etwas erweitern.
    Vielleicht sollte ich einige nicht brennbare Gegenstände von ihm im Transporter deponieren?“


    “Gut, vermine die Wägen, evtl. findet sie jemand und damit hätten wir noch ein paar Gegner mehr ausgeschaltet.“ stimmte sie ihm zu.


    Roland war mittlerweile fertig mit der Bestandsaufnahme und freute sich wie ein Schneekönig. Er fand in dem Mayor folgende Dinge:
    Komplette Headware von MCT, alles ältere Modelle, aber gut gewartet und funktionsfähig.
    - Datenbuchse
    - Headware-Memory (Inhalt: Kartensoftware, Familienholographien, ein TNI Handbuch, Ein kleines Personenverzeichnis mit Adressen und LTG-Nummern)
    - Cyberaugen (Zusatzsysteme: Bildverbindung, Kamera, Restlicht)
    - Internes GPS + Orientierungssystem (Kartensoftware im Memory)
    - Wissenssoftverbindung
    Andere C-Ware (ebenfalls japanische Fabrikate):
    - Smartgunsystem Klasse 2 (inkl. der notwendigen Zusatzsysteme)
    - Aluminiumkompositknochen (relativ altes Modell, bereits mehrmals gewartet)
    “Haha, mach es mir noch einfacher und fahr unser Päckchen vor die Tür. Anfänger!“ konnte er nur denken als er sah, was dies ihnen an Möglichkeiten offenbarte.
    Er ließ das Headwarememory auslesen und verstellte das GPS und das Orientierungssystem so, dass es volle 10 KM weiter in den Dschungel wies. “Da ist ja eh nur Dschungel. Könnten ja auch mal ein paar Kopassus auf der Suche nach ihrem Papi rumkrauchen. Nur so zur Abwechslung.“
    Er platzierte eine Datenwanze in dessen Datenbuchse. So würde er schnell und unkompliziert auf Mayuns Kybernetik zugreifen können. Er testete die Verbindung, in dem er das Videosignal der Augen auf sein Deck umstellte. “Ich hoffe Du magst Trideo. Ich mach Dir nen netten Streifen fertig, Soldat.“


    Sake hatte Mayun fertig verschnürt. Neben ihm lagen verschiedene Besitztümer auf dem Boden. Die Dienstwaffe ging an Fire. Der Taschensekretär wurde schnellüberprüft, ob er auch kein Signal sendete und verschwand dann in Rolands Tasche.
    Zuletzt war da noch eine regensicher verstaute und als Geschenk verpackte Stange mit teuren Nelkenzigaretten. Roland reichte sie Pri, der die Dinger ja rauchte. “Hier. Kommt von Herzen.“


    Roland hatte einen Plan geschmiedet. “Schleppst Du ihn? Ich werde in der Zeit die Befragung vorbereiten. Ich glaube ich habe da eine ganz schnuckelige Idee.“ bat er Sake. Dann nahm er mit noch einmal mit Becky Kontakt auf und steuerte dem versprochenen Essen auch noch eine Flasche sündhaftteuren Südafrikanischen Wein hinzu und erhielt im Austausch dafür eine erstklassige Software zum Bearbeiten von Trideosignalen.


    “Roland, du kannst ihn schon mal befragen, um an ein paar nützliche Infos zu kommen.“ sagte ihm Fire, als sie die anderen Leute angewiesen hatte und sah, dass Sake den Major schulterte.


    “Wir sollten das etwas abseits machen. nicht das wir noch ein Batallion Kopassus beim Pilze sammeln stören.“ gab Roland zurück.


    Fire war zu einer anderen Meinung gekommen: “Sicher, aber trotzdem würde ich gemeinsam abrücken und daher warten bis die Wägen vermint sind.“


    “Geht ruhig schon mal vor - ich bereite die kleinen Präsente vor und komme dann nach.“ sagte Viper und entschärfte die Diskussion.


    Sie brachten den Major in den Dschungel. Als Viper wieder zu ihnen gestoßen war legte Sake ihn ab und Roland platzierte einen Satz Microlautsprecher an dessen Uniformkragen.
    Er startete das Videoprogramm noch einmal und sah zufrieden, dass er eine voll ausgestatte Dschungelkaserne von SK Prime, der Armee von Saeder und Krupp sah. An Stelle von ihm und seinen Kameraden standen einige Offiziere des Geheimdienstes von SK Prime vor dem Mayor. Im Hintergrund sah man einige Hundertschaften marschieren und Schwebepanzer, die betankt wurden.


    Er wandte sich an seine Gefährten, den Funk verwendend: “Alle mal herhören. Ich habe die Implantate des Mayors gehackt und steuere sie jetzt. Ich speise ein Tridoesignal in seine Augen, Laut welchem er sich gerade in einem Verhörzimmer von SK Prime in einem Dschungelcamp befindet. Geräusche werden über die Minisender an seinem Ohr Übertragen. Sämtliche Fragen werden bitte via com über meine Frequenz gestellt, damit mein Deck sie entsprechend editieren kann. vermeidet bitte unpassende Geräusche. Ich habe für den Fall mangelnder Kooperation des Mayors einige Überraschung vorbereitet, die wir so einsetzen können. Irgendwelche Fragen?“


    Selbst wenn sie noch Fragen gehabt hätten war der Zeitpunkt sie laut zu stellen vorbei, denn in diesem Moment kam Mayun zu sich.
    Er wirkte etwas verwirt und sah sich um. Dann wurde sein Blick starr und abwartend.


    Wäre nett zu wissen, welche Leute im Gefängnis sitzen und wo. In diesem Zug könnte man dann auch die genaue Position unseres Geschenks erfragen. funkte Fire an Roland.


    Dieser gab seinem Deck ein paar Befehle und ein weiterer Kanal erschien in der Funkliste.
    “Frag ihn einfach über den Com Kanal. Ist Mit "Mayor" betitelt. Rest macht mein Deck.“


    Fire wiederholte die Frage, direkt an den Mayor gewandt. In dessen Augen ging ein schlanker Mann von etwa 35 Jahren mit braunen kurzen Haaren auf ihn zu und stellte ihm die Fragen.
    Mayun wirkte alles andere als begeistert und seine Gefühle waren deutlich in seinen Augen zu lesen. “Das wird ja immer besser hier... jetzt mischen auch noch diese Bastarde aus Europa mit...“
    Ob er dies aber auch aussprechen wollte oder nicht blieb sein Geheimnis. Denn je mehr er sich umsah und von dem Aufgebot erfasste desto größer wurde seine Sorge.
    Er wurde sichtlich verhandlungsbereiter, während die Feindseligkeit in seinem Blick einem neutraleren Ausdruck wich. "Der Mann, den Sie suchen, befindet sich tatsächlich in meinem Gefängnis... Block C, Zelle 24, um genau zu sein. Bei den anderen Häftlingen handelt es sich zu gut 90% um politische Gefangene... Abschaum, der denkt, dass er die Gegenwart verändern kann, ohne die Vergangenheit zu kennen. Aber bevor ich weiter rede, würde ich gerne wissen, auf welcher Verhandlungsbasis wir uns hier bewegen?"


    Fire beantwortete seine Frage: “Sagen wir es mal so. Wir bieten ihnen ihr Leben für ein paar Informationen. Keine Sorge wir wollen ihrer Regierung keinen Schaden zufügen. Nachdem wir die Informationen von ihnen haben, werden wir sie verifizieren und sie können 24 h danach gehen.“


    Mayun zeigte keine Reaktion auf die gestellten Bedingungen. Er stellte stattdessen eine weitere Frage. "An welchen Informationen sind Sie denn konkret interessiert?"


    “Passcodes, Sicherheitseinrichtungen, Parolen usw. Alles was uns hilft, dass wir Ihren Stützpunkt nicht erst in einen Friedhof verwandeln müssen, um das zu kriegen, was wir wollen.“ sagte ein dürrer Zwerg an einer Konsole, womit er Rolands Worte übermittelte, der es mal wieder nicht lange als Zuschauer aushielt.


    Fires Alter Ego legte ebenfalls eine Schaufel Kohle aufs Feuer: “Es dürfte wohl sowohl in ihrem als auch in unserem Interesse liegen, dass wir unser Ziel erreichen, ohne das die beiden Seiten größere Verluste hinzunehmen haben. Die Frage ist nämlich nicht ob wir das Ziel erreichen, sondern wie viel Lager danach noch steht.“


    Nach außen bemühte Mayun sich unbewegt zu zeigen. Aber man sah ihm an, dass er hin und her gerissen war. Er musste einsehen, dass er am kürzeren Hebel saß.
    Während er die Versammelten mit feindseligen Blicken bedachte gab er ihnen alles, was sie haben wollten. Passcodes, Notfallpläne, Parolen und Informationen über die Sicherheitsvorkehrungen rasselte er monoton herunter. Sie deckten sich im letzten Falle mit dem was sie von Ari Yundawa erfahren hatten. Dann senkte er den Kopf und schwieg.


    Roland hatte wie immer auf Zeichen für Lügen, fand aber keine. Er blieb in diesem falle aber unsicher. “Vielleicht gilt auch hier: Gelernt ist gelernt.“
    Über die Teamfrequenz wandte er sich an Fire: “Er scheint nicht zu lügen. Trotzdem sollten wir schauen, wie er unter "erhöhtem Druck" antwortet. Was meinst Du?“


    Fire notierte sich noch die letzten Aussagen. Dann funkte sie zurück: “Meinetwegen können wir das machen. Nur sollten wir uns bewusst sein, dass die Repressalien deutlich anders ausfallen sollte er sterben, schwer verletzt oder gedemütigt werden. Außerdem ist er ein guter Zeuge dafür, dass SK-Prime hier war.
    Daher würde ich es eher unterlassen, aber da du der Spezialist für Verhöre bist, überlasse ich die Entscheidung hier dir.“


    Auch Viper war gegen eine Folter. “Meiner Erfahrung nach sollten wir einen Gesichtsverlust des Mannes vermeiden. Man reagiert da kulturell bedingt häufig recht pissig und nachtragend. Womit ich aber auch nur quasi da selbe gesagt habe, wie Fire...
    Worauf ich hinaus will: Vielleicht versuchst Du wirklich nur, seine Aussage mit ein paar trickreichen Fragen zu überprüfen. Vielleicht indem man ihm dabei einen Weg andeutet, wie er mit möglichst wenig Gesichtsverlust hier rauskommt.“


    Um das Gespräch zu überbrücken ließ Roland einen der Statisten sich an einen anderen wenden. “Überprüfen sie die Aussagen mit den Daten von unserer Aufklärung.
    Jawohl, Herr Hauptmann!
    Dieser begann auf dem Terminal, vor dem er saß zu tippen.


    Mit einem fiesen Grinsen meinte er an seine Kollegen über Funk: “Ich krümme niemanden ein Haar. Ich habe einige Modelle seiner Familie hier im Speicher. Denen können wir virtuell jedes Haar krümmen, dass wir wollen.“ In Gedanken labte er sich schon an den Qualen, die der Mann durchleben würde, wenn er Frau und Kind sich unter Folter krümmen würden.


    Fire versetzte seiner süßen Fantasie den Todesstoß. “Ich weiß nicht, wie lange sein Verschwinden unentdeckt bleibt. Daher würde ich sagen, wir versuchen es mit den Codes, die er uns gegeben hat. Wenn wir ihn noch eine Stunde verhören, kleben uns seine Dschungelelitekumpels an den Hacken.“


    Roland schmollte ein wenig. “So eine Schande. Ich dachte wenigstens jetzt gönnt man mir noch ein bisschen Spaß.“
    Schicksalsergeben funkte er zurück. “Wie Ihr wollt.“


    Entsprechend handelten die Statisten in Rolands kleiner Seifenoper.
    Verifiziert, Herr Hauptmann.
    Gut.


    Wieder wandte er sich an sein Team: “Dann lasst uns aber noch eine Kleinigkeit versuchen:
    Habt ihr einen schnellen Decker am Start, der uns ein Blankoformular schicken kann bezüglich unserer Überstellung an das Gefängnis? Wir könnten ihn das unterschreiben lassen.“
    Er delegierte die Arbeit, da er nicht auch noch für sein Rückflugticket auf den Straßen Jakartas seinen Körper als Ware feilbieten wollte. Sollten die anderen doch mal wieder ihre Decker machen lassen.


    Frie nickte ihm zu. “Ich ruf mal kurz an, keine Garantie. Versucht es auch, wenn ihr so jemanden an der Hand habt.“


    “Gut. Ich werde ihn noch etwas hinhalten.“ versprach Roland.


    In seiner Show kam ein weiterer Statist und begann in leisem Deutsch mit dem Hauptmann zu sprechen. Dabei ging der Blick des Hauptmannes immer wieder zu Mayun und wurde sichtlich ernster.


    “Hätte einen Decker an der Hand. Dauert ca 30-60 min, Preis 1k, k. Garantie, dass es wasserdicht wird.“ bot Fire nach kurzer Zeit an.


    Roland schüttelte sich bei dem Gedanken, wie günstig Fire im Vergleich zu ihm davon gekommen war. Er müsste mit Becky ein ernstes Wort reden.


    Fire führte unterdessen weiter aus: “Außerdem sollten wir vielleicht überlegen wer reingeht. Ich dürfte als Indonesierin u.U. unnötigen verdacht erregen, außer wir passen Sakes und meine Tarnidentität an.
    Mein Vorschlag wäre, zwei getrennte Schläge durchzuführen.
    Roland und Viper holen die Gefangenen raus, während wir einen ordentlichen Angriff starten. Andere Vorschläge?“


    Der Paln war nach Rolands Geschmack. “Keinen. Ich kann aber entsprechende Anpassungen machen, wenn es gewünscht wird.“


    Vor Mayuns Augen wandte sich der Hauptmann zum Ausgang. “Gut. Gehen Wir.“ Alle bis auf zwei Wachsoldaten verließen ihn.


    Auch Viper war einverstanden. "Grundsätzlich nichts dagegen.
    Roland, hast Du einen Satz Texturen der Uniformen für meinen Tarnanzug, oder kannst Du mir die erzeugen?"


    Dies war für Roland kein Problem. Wenige Minuten später hatte er sie programmiert.


    Es dauerte noch eine halbe Stunde, dann bekam Fire Post auf ihren Taschensekretär. Sie reichte ihn Roland. “Hier bitte, das Blankoformular. Lass es den Mayor ausfüllen, und bring ihn dann langsam runter.“


    Roland nahm ihn entgegen und sagte: “Ich kümmere mich darum.“
    Er zog eine Kopie davon auf seinen Datenblock und erteilte begrenzte Schreibrechte.


    Der Hauptmann kam zu Mayun zurück und schloss den Datenblock an Mayuns Datenbuchse an. In der Realität tat dies Roland. “Ausfüllen.“


    Unterdessen gab Fire weitere Anweisungen. “Fertig machen zum Aufbruch in t-10 min.“
    Etwas Abseits und damit außer Hörweite Mayuns sagte sie zu Pri: “Können sie zwei ihrer Männer zur Bewachung des Mayors abstellen? Sie und der Rest sollten mich und meinen Kollegen begleiten, wenn wir den Angriff starten um die Wachen abzulenken und zu binden.“


    Pri nickte zustimmend. "Sicher, das ginge in Ordnung. Es wäre uns aber lieber, wenn der Gefangene für die Dauer der Bewachung "ausgeschaltet" wäre, da keiner meiner Männer gerne von ihm gesehen werden würde." Er teilte den Verwundeten und einen weiteren zur Bewachung ein.


    Viper teste die Programmierung seines Anzuges von Roland. Sie war ausreichend. "Vorschlag: Den Major in der Sim ausknocken und in etwa dann freigeben, wenn wir mit unserem Zugriff fertig sind. Er kann ja dann irgendwo im Dschungel aufwachen... im Idealfall passt das gut genug zu seinem Film und geht davon aus, nach dem Verhör irgendwo ausgesetzt worden zu sein." sagte er.


    Der Mayor unterschrieb das Formular wortlos und Roland nahm es zurück, als eine Anzeige in seinem Display ihn aufschreckte. Auf Mayuns Handy ging ein Anruf ein, der mit >>Gen. Yundawa<< betitelt war. Eilig machte er sich an die Vorbereitungen, während er Den Anruf auf „Hold“ stellte.


    “Gut wir werden ihn ausschalten, das sollte kein Problem sein.“ versicherte Fire den Rebellen, während sie sich dann an das Team wandte: “Schalten wir ihn offline. Können wir das so machen, dass wir ihn zu einem beliebigen Zeitpunkt wieder aufwecken können? Wäre als Joker vielleicht ganz nett.“


    Roland war im Augenblick nicht bereit, um abgelenkt zu werden. Er gab Fire ein gehetztes “Moment!“ durch und machte sich wieder über das Problem vor ihm her.
    Er lud das Sprachmuster „Mayun“ in seinen Audiostar in der Hoffnung, dass er nun schon genug aufgenommen hatte, um den General täuschen zu können.
    Als Hintergrundgeräusch spielte er das Sample „Panic!“ ein, worauf sich eine Klangatmosphäre aus hektischen Rufen und vielstimmiger Aktivität im Speicher seines Decks entfaltete.
    Dann atmete er noch einmal tief durch und nahm dann den Anruf mit seinem Deck entgegen.
    ”Mayor Mayun hier. Wer Spricht?“ erklang dessen Stimme, während Roland sprach.


    "Hallo Major Mayun, hier spricht General Yundawa.
    Ich wollte mich nur darüber erkundigen, ob sie sich schon in Bewegung gesetzt haben? Ihre Frau ist nämlich bereits eingetroffen und ich würde gerne bald mit dem Essen beginnen."
    Fragte Ao Yundawa. Kühler fuhr er fort: "Oder gibt es ein Problem?".


    Zerknirscht antwortete Roland/Mayun: “Guten Abend, Herr General. Ich fürchte es gibt tatsächlich ein Problem. Es hat hier an einer der Einmündungen einen schweren Unfall gegeben. Ich sah mich gezwungen, meine Begleiter und mich in die Bergung mit einzuschalten, da es zwei Schwerverletzte gegeben hat und die zivilen Rettungskräfte gerade erst eintreffen. Ich entschuldige mich, dass ich mich nicht vorher gemeldet habe, aber ich wurde hier gebraucht. Ich schätze, dass wir in einer halben Stunde weiter können und in ca. einer Stunde bei Ihnen sind. Sie können ja schon mal ohne mich beginnen.“


    "Gut, ich verstehe. Versuchen Sie sich zu beeilen, wir werden so lange auf Sie warten. Bis nachher." antwortete der General und beendete das Gespräch.


    Roland war froh, dass Ao nicht genauer gefragt hatte, auch wenn er darauf vorbereitet gewesen war. “Ich hasse Improvisation.“ kommentierte er das Geschehen für sich selbst. Er schickte den Behörden in Jember einen entsprechenden Notruf.
    Er wandte sich dann an das Team:
    “Leute, Der General hat gerade angerufen und sich nach dem Verbleib unseres Gastes erkundigt. Ich habe ihm was von nem Unfall erzählt und uns maximal noch eine Stunde Zeit gekauft. Wir sollten uns also jetzt in Bewegung setzen. Zu Deiner Frage Fire:
    Wir können. Ich habe sein GPS gehackt und könnte mit diesem ein Notrufsignal aus Seattle Downtown absetzen, wenn ich wollte. Ich würde aber eher vorschlagen, dass wir es aus der Region kommen lassen. Ich würde sagen die Ruinen an denen wir alle so viel Spaß hatten wären genau der richtige Ort dafür.“


    Sake zuckte bei der Erwähnung der Ruinen merklich zusammen und bemühte den Blicken der anderen auszuweichen. Lieber nichts sagen, es würde die Situation nicht bessern.
    Die Positionen Für den Ablenkungsangriff werden sicher noch verteilt.


    “Gut. Das Notsignal können wir dann ja nachher von dieser Position aus absenden.“


    In der Simulation gab der Hauptmann dem Wächter einen wink, deutete auf den Mayor und fuhr dann mit dem Finger über seinen Hals. Dieser Nickte und verpasste Mayun einen Pferdekuss mit dem Gewehrkolben.
    In der Realität empfand Roland es als einen zu schwachen Ersatz für die entgangene Gelegenheit ihn zu foltern, aber genoss es trotzdem Mayun den Schlag mit seiner Schockhand zu verpassen.

  • 13: Turn the Stone


    Während Mayun kraftlos zusammensackte verteilte Fire die Aufgaben für den bevorstehenden Angriff, unterstützt von einer rudimentären Skizze auf ihrem PDA:
    “Sake, kannst du dann die Sprengsätze platzieren? Würde vorschlagen Sie“ wobei sie den Rebellen zunickte, “positionieren ihre Männer hier und hier. Das Feuer eröffnen wir auf Kommando. Sake bringt an diesen Türmen die Ladungen an, während ich von dieser Position aus das Lager unter Beschuss nehme.“
    Sie wandte sich an Roland und Viper.
    “Ihr gebt uns Bescheid sobald die Ablenkung starten soll, befreit die Gefangenen und demoliert den Fuhrpark, so weit alles in Ordnung?“


    Viper nickte nur stumm, während er für Sake die Sprengsätze vorbereitete. Seine Bemerkung kam wie gewohnt über Funk. "Roland und ich sollten ein Fahrzeug nutzen - zu Fuß Gefangene abholen zu müssen erscheint mir etwas... eigenartig. Die Wachen werden das wohl ähnlich sehen.
    Auf die Schnelle könnte der Van vom Major herhalten - der war noch fahrtüchtig und wir müssten ihn nur etwas umdekorieren."

    Er bereitete auch etwas Sprengstoff für sich vor.


    Roland pflichtete Viper bei und programmierte unterdessen eine Gefängniszelle in die Augen des Mayors. “Der Mayor ist versorgt.“ vermeldete er, nachdem er ihn an den Baum gefesselt hatte und dessen Mund mit einem großzügigen Streifen Gewebeband verklebt hatte.


    Sakes Blick ruhte auf Fires PDA. "Wird erledigt, sobald ich den Befehl bekomme."
    Er wandte sich an Viper:
    "Für die Verminung der beiden Türme brauche ich auch noch zwei."


    Dieser nickte und portionierte zwei weitere Ladungen aus ihrem üppigen Vorrat.


    Gemeinsam holten sie den Bus wieder aus dem Versteck. Dabei wurde ein Problem deutlich, nämlich die bei dem Gefecht zerstörte Frontscheibe. Während sie die Schweinerei in der Fahrer Kabine und dem hinteren Teil so weit entfernen konnten, dass es ausreichte und die Reste der Antenne wieder so anbrachten, dass sie einer oberflächlichen Betrachtung standhalten würden war die Sache mit der Scheibe nicht so einfach. Sie entschlossen sich, ihre Geschichte etwas abzuändern.


    Die Dunkelheit hatte den Tag vollständig abgelöst, als die letzten Vorbereitungen abgeschlossen waren. Wenigstens der Regen hatte aufgehört. Roland und Viper tarnten sich als angehörige des TNI, dem indonesischen Militär, während der Rest des Teams zusammen mit den Rebellen zu dem Hang schlich.
    Dank Vipers Erkundungen konnten sie Wege gehen, die sie zum Lager hin verbargen. Als sie ihr Ziel erreichten spaltete sich Sake ab und schlich langsam in Richtung der Türme.
    Er spürte, wie sein Puls beim Anblick der beiden quaderförmigen Strukturen beschleunigte. Alles stand und fiel damit, ob er es schaffte, sich unbemerkt anzunähern, da eine Entdeckung seinen sicheren Tod bedeuten würde, auch wenn er nun schon zu nah war, als dass ihn die MGs noch beschießen konnten.
    Die Dunkelheit um ihn blieb jedoch still und er brachte seine Fracht sicher ans Ziel. Scheinbar unbemerkt kehrte er zu Fire und den Rebellen zurück.


    Roland und Viper machten sich daraufhin los und erreichten im Bus das Tor des Gefängnisses. Der Innenhof mit den Zellentrakten war nur spärlich erleuchtet, aber sie erkannten, dass Aris Angaben korrekt gewesen waren. Auch die von ihr beschriebenen Critter waren am Tor zusehen, an der Leine geführt von zwei Wächtern.
    Ein weiterer Soldat trat an ihr Fahrzeug heran und deutete ihnen anzuhalten. Dann trat er an die Fahrerseite und blickte zu Roland, der am Steuer saß und forderte ihn auf sich zu identifizieren und den Grund für ihre Anwesenheit zu nennen.


    Roland lehnte sich aus dem Fenster und reichte die Papiere an den Soldaten. “Stabsgefreiter Dimitri Saigan und Stabsgefreiter Malam Sambat Kaban. Wir sind von Major Mayun beauftragt worden dieses Fahrzeug zu überstellen.“


    Der Soldat nahm die Dokumente entgegen, während er die beiden eingehend musterte. Er schien jedoch die Tarnung nicht zu durchschauen.
    Er warf einen Blick auf das Formular und blickte dann wieder zu Roland. “Das ist das Fahrzeug des Majors...“ stellte er fest.
    “Hat es einen Unfall gegeben?
    Und wann hat Major Mayun Ihnen diesen Befehl erteilt?“


    Roland winkte ab. “Nein, keine Sorge. Ein Fall von jugendlichem Vandalismus. Irgend so ein Früchtchen hat nen Stein auf das Auto geschmissen, hat der Major gesagt. Ist nicht viel passiert. Nur bei dem Wetter was wir hier gerade noch hatten wollte er nicht ohne Windschutzscheibe zurück fahren. Denn Befehl haben wir vor...“ er schien kurz nachzudenken “...etwa einer 3/4 Stunde gekriegt, glaube ich.“


    “Hm, verstehe. Das sollte kein großes Problem sein, wir haben ne Menge Ersatzteile hier im Lager.
    Am besten fahren sie das Fahrzeug zum Depot, dort drüben.“
    sagte der Soldat und wies ihnen den Weg.
    Unterdessen öffnete ein anderer Soldat die Seitentür und überprüfte das Innere des Wagens kurz. Roland und Viper hatten dies erwartet und ensprechend für Ordnung gesorgt. So gab der Soldat seinem Kameraden bei Roland sein O.K.
    “Melden Sie sich im Depot und überstellen Sie dort das Fahrzeug.
    Man wird Ihnen sicherlich ein Ersatzfahrzeug bereitstellen, damit Sie zur Garnison zurückkehren können.“
    wies dieser sie an und winkte sie durch.


    Roland bedankte sich und fuhr gemächlich auf das Gelände. Über Funk fragte er Viper: “Fahren wir direkt zum Depot?“


    Vipers Antwort bestand nur aus einem knappen Nicken und so fuhr Roland zum Depot, wobei er alles, was er sah in sein BattleTech fütterte.


    Das Tor zum Depot war offen und gedämpftes Licht sickerte von dort in den Hof.
    Im Nordwesten lag das Hauptgebäude, ein fahler Bau aus Beton und Kunststoff. Vor dessen Eingang standen zwei Wachen. Zwei weitere bewachten den Eingang zu dem eigentlichen Gefängnis.
    Dann rollten sie in das Depot, welches gleichzeitig als Werkstatt und Fuhrpark diente, genau wie Roland vermutet hatte. Hier wurden auch die Treibstoffvorräte gelagert. Zwei Mechaniker arbeiteten gerade mit Hilfe einer Drohne an einem alten Truppentransporter. Daneben standen zwei weitere Transporter, ein Jeep und ein Zivilfahrzeug. Hinter einer Glasscheibe lag das Verwaltungsbüro, von dem aus ein einzelner Mann in Uniform zu ihnen ging.


    Roland hielt an dem Treibstofflager. Mit den Augen weiß er erst auf die Tasche, in der Viper seine Sprengsätze mit sich führte, dann auf den Treibstoff. “Lass mal da liegen.“ funkte er und stieg aus, um dem Fuhrparkleiter entgegen zu gehen.
    “Stabsgefreiter Dimitri Saigan. Ich überstelle Ihnen dieses Fahrzeug im Auftrag von Mayor Mayun. Sie sollen die Schäden reparieren und uns entweder dieses Fahrzeug anschließend oder einen entsprechenden Ersatz übergeben, um dies dem Mayor zukommen zulassen.“ sagte er nach kurzem Salutieren.


    Der Mann erwiderte seinen Gruß und ließ sich die Befehle aushändigen. Er betrachtete es, nickte und begann auf einem Datenpad auf seinem rechten Arm herumzutippen.
    Dann blickte er wieder zu Roland. “Gut. Ich habe alles vermerkt.“
    Er reichte ihm einen Datenstift. “Dann bräuchte ich noch Ihre Unterschrift hier; und auch ihre Dienstnummer, bitte.“


    Viper hatte das Fahrzeug verlassen und kontrollierte im Schatten des Fahrzeuges, welches Roland als Sichtschutz abgestellt hatte den Sitz seiner Schuhe. Er versicherte sich schnell noch einmal, dass keine Kameras oder Augen auf ihn gerichtet waren, dann schob er sein Päckchen zwischen die Tanks. Er fand die Lage überaus praktisch, da die Explosion mit Sicherheit das Depot völlig zerstören würde.


    Während Roland das Formular abzeichnete blickte sich der Fuhrparkleiter um und deutete auf den Jeep. “Am besten nehmen Sie den Jeep dort, der ist voll getankt und gut in Schuss.“


    Der Hüne schüttelte den Kopf. “Sorry, aber der Jeep wird nicht ausreichen, den Mayor und seine Begleiter standesgemäß zurück zu bringen.“


    “Verstehe... Dann warten Sie besser, bis die Reparaturen an dem Wagen des Majors abgeschlossen sind. Ich werde meine Leute sofort darauf ansetzen, sobald sie mit dem Transporter fertig sind.“ schlug der Soldat vor.


    “Sehr gut. Melden Sie sich dann einfach bei mir.“ sagte Roland und gab seine ComNummer.an sein Gegenüber.


    Dieser erteilte entsprechende Befehle und ging dann in Richtung seines Büros. “Gibt es hier eine Messe oder Kantine, wo wir uns so lange aufhalten können?“ fragte Roland ihm hinterher.


    “Ja, die gibt es. Wenn Sie aus dem Depot raus gehen, direkt gegenüber; das ist das Hauptgebäude. Zeigen Sie den Wachen einfach Ihren Ausweis; die Kantine ist direkt im Erdgeschoss.“ lautete die Antwort, bevor der Man wieder in seinem Büro verschwand.


    Viper hatte sich inzwischen wieder aufgerichtet und sein Sturmgewehr um gehangen und so machten sich die beiden ohne Hast zur Kantine.


    Sie überquerten den Innenhof und gingen zum Hauptgebäude. Den beiden Wachen zeigten sie ihre Dienstausweise und durften eintreten.
    Sie betraten einen großen Raum, der als Eingangshalle mit Rezeption diente. Links war ein Terminal in die Wand eingelassen, daneben waren Treppen und Aufzüge. Die beiden wandten sich nach rechts und erreichten über einen kleinen Flur die Kantine, in der drei Soldaten gerade ihr Essen in der Gruppe einnahmen. Ansonsten gab es nur einen Küchenbediensteten, der die matten Metalltische reinigte und die Plastikbehälter der selbst erhitzenden Gerichte wegräumte.
    Das Ganze wurde von dem lauten Geklapper und Rattern der altersschwachen Klimaanlage übertönt, welches so laut war, dass man den Ton des Fernsehers nicht hören konnte, der den militäreigenen TNI- Sender zeigte.


    Roland ging zur Kaffeemaschine und zapfte sich einen Becher voll, während er sich fragte, ob die Indonesier es aus religiösen Gründen unterließen ihren Klimaanlagen von Zeit zu Zeit einen Schluck frischer Kühlflüssigkeit zu spendieren. “Machen wir es uns hier aber nicht zulange gemütlich. Wir sollten gleich mal raus und zusehen, dass wir tun, was wir sollen.“ funkte er an Viper. Dann kontaktierte er Fire und Sake: “Wir sind drin. Wie weiter?“ Er lehnte sich an die Wand und genoss seinen echten Kaffee.


    “Wie schätzt ihr die Lage ein? Kommt ihr an die Gefangenen ran, könnt ihr strategisch wichtige Positionen besetzen? Team Bravo ist zum zuschlagen bereit sobald ihr den Wunsch äußert.“ gab Fire zurück.


    “Haben bisher 2 Wachen am Zellenblock gesehen. Keine Ahnung wie viel da noch drin ist. Ich schätze mit der Richtigen Ablenkung ließe sich da was machen. Im Augenblick genießen wir die Herrlichkeit der hiesigen Fressbude. Sollen wir Dir was mitbringen?“ fasste Roland die Beobachtungen zusammen.


    In diesem Moment machte Viper Roland auf das schmutzige Plastikfenster aufmerksam. Als dieser hindurch sah erblickte er Fahrzeugscheinwerfer, die sich dem Innenhof nährten. Das Dröhnen des Motors schwoll an und auf den Innenhof rollte ein Transporter, dessen Typ den beiden von der Schießerei bei Jember nur zu gut kannten.
    Er hielt bei den Zellen und die Scheinwerfer flackerte kurz auf und erloschen dann. Dafür kam Leben in die Wächter und unter dem Brüllen von Befehlen öffnete sich der Zellentrakt und ein Offizier ging flankiert von zwei Soldaten zum Transporter. Dort hatten zwei Soldaten von der Ladefläche und der Fahrer damit begonnen Gefangene von der Ladefläche zu stoßen. Der Trupp stieß die sechs Gefangenen in Richtung der Zellen.


    Roland unterbrach sein Geplänkel. “Perfekter Moment. Hier werden gerade neue Gefangene angeliefert. Inklusive potentiellem Fluchtfahrzeug. Besser wird es doch wohl nicht gehen. Wir schlagen zu.“ bestimmte er.


    “Gut, Ablenkung erfolgt auf 3.“ antwortete Fire.


    “Dann sehen wir mal zu, dass wir rechtzeitig bei den Zellen sind, bevor die die Türen schließen...“ sagte Viper, als er den Zünder bereitmachte.


    Roland nickte und stellte den Kaffee hin. ”Leckeres Zeug. Eigentlich Schade drum.“ Er aktivierte seinen Reflexbooster


    Dann gab Fire den Startschuss: “Zündung und Angriff 3. 1-2-3, los.“


    Sakes Finger zitterten leicht, als er den Hebel umlegte und der Zündkontakt sich schloss.


    Als Viper zündete zuckte er mit keinem Muskel.


    Der Boden zitterte, als die beiden Türme von den Explosionen erfasst werden. Im nächsten Moment erzittert die gesamte Basis, als das Depot in die Luft flog und eine Feuersbrunst es von Innen her verzehrte.
    Alle in der Kantine wurden gewaltig durchgeschüttelt. Zu den Klängen der nun einsetzenden Sirenen gesellte sich das Schreien des Kochs, der ein unfreiwilliges Handbad in kochendem Wasser nahm. Die Soldaten hatten sich in Deckung geworfen. Draußen erschalten Rufe und generell brach überall hektische Aktivität aus. Die Soldaten aus dem Transporter gingen am Fahrzeug in Deckung, während sie sich weiter darum bemühten, die Gefangenen im Auge zu behalten.
    Bei den beiden Türmen hatte ein Hagel von Splittern und Trümmern auf die Verteidiger ergossen und Rauchwolken stiegen in den Himmel. Doch nicht alle waren ausgeschaltet. Fire entdeckte einen Überlebenden in einem der Türme, der versuchte das MG auszurichten. Ihre Salven beendeten seine Bemühungen.
    Sake nahm bei abgeschaltetem Mikro einen Schluck zur Beruhigung aus der danach geleerten Flasche und ging dann mit den Rebellen zum Sturmangriff über. Doch sie wurden von dem Wehrgang auf der Mauer beschossen und einer der Rebellen wurde in den Arm getroffen. Die Explosivgeschosse rissen ihn halb ab. Daraufhin teilten sich die Rebellen auf und erwiderten das Feuer.


    ”Zeit für Action!” freute sich Roland und sprang durch das halb weggerissene Fenster, während seine Predators in seine Hand wanderten. Er machte sich zu dem Gefangenentransporter. Seine Hände öffneten und schlossen sich kurz um die Griffe seiner Waffen, während er erregt plante die Soldaten einem nach dem anderen nieder zuschießen.


    Viper hatte etwas geschauspielert, als die Explosionen losgingen. Dann folgte er Roland. Vor wenigen Tagen hatte Viper noch selbst seine Menschenkenntnis als mangelhaft bewertete, aber nach einigen Tagen und Schießereien kannte er Roland gut genug, um den hungrigen Blick mit dem sein Kamerad die Soldaten betrachtete zu deuten.
    “Sehen wir zu, dass wir die Wachen austricksen... solange sie uns nicht erkannt haben. Also Vorsicht mit den Pistolen...“ hielt er ihn über Funk zurück.


    Die Soldaten am Transporter hatten ihre Annäherung bemerkt und richteten ihre Waffen in ihre Richtung, bis sie die Uniformen der beiden Söldner bemerkten.


    “Wir helfen Euch mit den Gefangenen. Ihr kennt die Verteidigung besser - unterstützt dort die Kameraden...“ rief ihnen Viper zu, in der Hoffnung so in den Zellenkomplex zu kommen. Das Gewehrfeuer, was nun von den Mauern erschallte unterstrich seine Worte.


    Der Offizier nickte und gab kurze Befehle. Er wandte sich den beiden zu.
    "Danke, dass Sie so schnell gehandelt haben. Begleiten Sie mich zum Zellentrakt und haben Sie ein Auge auf unsere Gefangenen hier."


    Die beiden salutierten und so trieben die beiden unter Führung des Offiziers die Gefangenen eiligst über den Hof auf das Gebäude zu. Die beiden Wachen am Eingang gaben ihnen Feuerschutz. Sie eilten durch die gepanzerte Tür, die sich hinter ihnen schloss und damit das Chaos der Schlacht von ihnen trennte. Auf dem überschaubaren Hof, der hinter dem Tor lag wirkte die schlacht entfernter, als sie es war.


    Draußen vor der Mauer gab Fire noch einige Salven auf einige Ziele ab, bevor sie sich weiter vorarbeitete.


    Sake steckte mittlerweile voll im Gefecht. Er hatte sich von den Rebellen getrennt, die sich etwas weiter westlich positioniert hatten.
    Sein FN-HAR Sturmgewehr spuckte Salve um Salve gegen die mittlerweile gut verschanzten Soldaten. Vermutlich sammelten sie ihre Kräfte, um dann gezielt und organisiert gegen die Angreifer vorzugehen, wie Mayun es den Söldnern beschrieben hatte.
    Er feuerte auf eine Stelle, wo er eine Bewegung ausgemacht hatte und presste sich tiefer in seine Deckung, als das Gegenfeuer antwortete.
    Er lud nach, als eine Granatenexplosion links neben ihm den Dschungel in eine Fontane aus Dreck und Splittern verwandelte. Einige dieser Splitter durchdrangen seine Panzerung und fuhren in sein Fleisch, während ihn die Druckwelle nach rechts riß.
    Er nahm sich einen Moment, um sich stöhnend über seinen körperlichen Zustand zu informieren. Er blutete aus Schulter und Oberschenkel, aber tödlich waren die Wunden nicht.
    In diesem Moment erschallte eine weitere Granatenexplosion von weiter weg.


    Im Funkgerät rauschte es kurz, dann war Pris Stimme verzerrt zu hören, als er an Sake funkte: “Uns hat's schwer erwischt! Die haben da anscheinend mehrere Granatwerfer im Einsatz! ... ich ... lasse mich auf... deine Position zurückfallen...“


    Unterdessen wandte sich der Offizier an Roland und Viper, Die hinter ihm die Graue Fassade des Gefängnisgebäudes mit seinen drei Zugängen sehen konnten. Auf den Sicherheitstüren stand „Block A“, „Block B“ bzw. „Block C.“
    "Diese Personen sollen dem Aufsichtspersonal von Block A überstellt werden. Am besten folgen Sie mir einfach." Er steuerte Block A an und zog seine Pistole.


    Vipers Sinne waren hell wach und registrierten sämtliche Details der Umgebung. “Ziel soll in Block C sitzen. Mal sehen, ob wir in A einen guten Zugriff bekommen, oder ob wir uns nach C durchschummeln müssen. Ach so: bei mehreren Zielen... Zielverteilung für Dich von links, für mich von rechts - damit wir nicht aus Versehen beide den gleichen legen und vom anderen gefragged werden.“ wies er seinen Partner an.


    “Wenn Die Wachmannschaft hier nicht zu Dicke ist, Könnten wir Block A Übernehmen und ein paar Gefangene rauslassen. würde uns in C entspannen.“ gab der zurück und signalisierte damit auch gleich seine Zustimmung zu Vipers Worten.


    “Klingt nach 'nem Plan.“ funkte Viper zurück, bevor sein nächster Funkspruch an das Team erfolgte: “Sind im Zellentrakt und noch nicht aufgeflogen. Versuchen jetzt in Block C zu kommen. Lasst Euch nicht abknallen, bis wir rauskommen...“


    “…und danach auch nicht.“ beendete Roland den Satz.


    In harschem Ton trieb Viper die Gefangenen an. ”Los Vorwärts!”


    So erreichten sie Block A, wo der Offizier die Sicherheitstür öffnete und sie in die Wachstube eintraten. Es waren zwei weitere Soldaten in dem kahlen raum, der bis auf einen Waffenschrank, einem Tisch mit Stühlen, einer Konsole und einem Wasserspender nichts zu bieten hatte.
    Die Soldaten salutierten und einer trat an die Konsole, während er andere die zweite Sicherheitstür öffnete.
    Dahinter lag ein trostloser Gang, der von beiden Seiten von Zellen gesäumt war. In den Zellen tobte der Mob. Die Gefangenen waren von dem Lärm offensichtlich aufgescheucht worden und so halten wilde Rufe und Beschimpfungen über die Gänge, die aber natürlich auf taube Ohren stießen.
    Der Offizier überstellte die Gefangenen und der Soldat an der Konsole neben dem Wasserspender verzeichnete dies. Er wies auf den Gang wo zwei Zellentüren aufschwangen. “Zelle 18 und 19.“


    Roland konnte über diese Pseudosicherheit nur Lächeln. Das Lächeln verging aber noch bevor es ihm auf die Lippen kommen konnte. Die vielen Jahre im Hochsicherheitsgefängnis in Afrika waren etwas, was seinen Humor doch selbst als Erinnerung noch gründlich vermieste.


    Dies war der Moment, auf den Viper gewartet hatte. “Du den 2. Wachmann, ich den Offizier. Der Wachmann an der Konsole muss überleben, aber gesichert werden.
    Zugriff auf 3. 1 - 2 – 3“
    sprach er sich mit Roland ab.


    Völlig synchron schwenkten die schallgedämpften Waffen der beiden von den Gefangenen weg und richteten sich gegen die Soldaten. Der Offizier riss die Waffe herum und bewegte sie auf Roland zu, aber dann zerfetzte es ihm den Schädel, genau wie dem Soldaten, welcher wohl nie erfuhr, was ihn getötet hatte.
    Dann lag der dritte Soldat im Visier der Waffen.


    “Fallen lassen und keine Dummheiten! Sie haben keine Chance.“ rief Viper dem Mann zu.


    “Schön ruhig bleiben.“ unterstrich Roland die Anweisung, während er sein besonderes Augenmerk auf die Hände des Soldaten legte und zwischen denen und dem Alarmknopf auf der Konsole hin und her.


    Für einen Moment zögerte der Wächter, dann nahm er langsam die Hände hinter den Kopf.
    Die Gefangenen waren zunächst so perplex, dass sie einfach nur starrten. Dann stahl sich ein Lächeln einiger der Gefangenen, während andere angespannt blieben.


    Roland wandte sich an einen der grinsenden Gefangenen und wies ihn an, den lebenden Soldaten. Dann beschäftigte er sich mit den Funktionen der Konsole.


    Im Dschungel ignorierte Sake die Schmerzen und rollte sich weg, da er befürchtete, dass eine weitere Granate folgen könnte. Er zündete eine Thermorauchgranate und wechselte erneut die Position.
    Über Funk meldete er sich bei den Rebellen. "Lasst euch zurückfallen. Ich werfe euch 2 Rauchgranaten für die Deckung."


    "Ok, verstanden!" antwortete Pri.


    Sakes Rauchgranaten landeten an dem Turm, von dem aus der Granatbeschuss stattgefunden hatte. Die Rauchschwaden breiteten sich schnell aus und ließen die Schlacht endgültig zu einem Katz- und Mausspiel werden.


    "Ich bin wieder im Grünen... ansonsten keine weiteren Überlebenden." gab Pri durch. Damit war Sake der einzige, der noch an der echten Front war.


    Sake ersparte sich jeden Kommentar über Funk. “Das ist nicht grad viel, um ein ganzes Fort zu beschäftigen. Ich hoffe Fire konnte noch ein paar erwischen.“
    Entsprechend gab er über Funk durch: "Wir fallen weiter zurück, damit sie uns nach dem Abklingen des Rauchs nicht sofort erledigen und sorgen nur dafür das sie uns nicht vergessen und der Ausfall erfolgt."
    Er robbte zurück und hielt mit dem nun auf Automatik gestellten Sturmgewehr auf die Mauerkante, um seinen Rückzug zu decken.


    Inzwischen hatte Roland die Funktionen der Konsole erkannt und eingeordnet. Von dieser Konsole aus ließen sich sämtliche Schlösser der Zellen in Block A kontrollieren. Hinzu kamen die Schlösser an dem Waffenschrank und an der Tür zu einem Verbindungsgang zu den anderen Zellenblöcken.
    In seinem Rücken entwaffneten die Gefangenen den Soldaten. Dafür hatte er jedoch kaum Augen. Ihn interessierte mehr die schematische Darstellung der Zellenbelegung. Die meisten Zellen waren orange, was für besetzte Mehrpersonenzellen stand. In Block C waren die meisten Zellen rote Einzelhaftzellen, inklusive der, in der ihre Zielperson zu finden sein sollte. Die unbelegten grünen waren verschwindend wenige.
    Roland gab seine Erkenntnisse an Viper weiter.


    “Öffne Zellen und Waffenschrank. Ich instruiere die Gefangenen.“ instruierte ihn Viper.
    Er wandte sich an die Gefangenen, während Roland die entsprechenden Knöpfe drückte. “Folgt unseren Anweisungen und die Nacht endet für Euch in Freiheit.
    Jeder bewaffnet sich so gut es geht, danach geht's daran, die Blöcke B und C zu öffnen.“


    Die Gefangenen bewaffneten sich schnell, auch wenn sie nicht alle ihre Zustimmung signalisierten. Besonders die sechs von dem Transport schienen eine eingespielte Truppe zu sein, da sie sich mit Handzeichen verständigten.


    Als Roland das emsige Treiben betrachtete, erinnerte er sich an einen alten Song. ”I am the Firestarter, twisted Firestarter!” echote es durch sein Kopf. Laut sagte er: “Alles Klar Freunde. Ihr habt es gehört. Wir gehen jetzt mal das Management wechseln.“


    In diesem Moment kam der Funkspruch von Fire, die mit ihrem Gewhr blindes Feuer in den Nebel gab. “Stehen unter schwerem Beschuss, können Stellung nicht mehr lange halten. Lage Team 2?“


    “Block A ist unter unserer Kontrolle. B und C folgen, werden aber wahrscheinlich nicht so leicht. Wenn wir B haben, zieht Euch vielleicht ein bisschen zurück, damit da welche Lust bekommen Euch zu folgen.“ antwortete Roland. Dann wandte er sich an die Rebellen aus dem Transporter: “Sichert den Eingang.“ Er hatte die Soldaten am Tor nicht vergessen und wollte einen Kampf an zwei Fronten vermeiden.
    Er setzte eine Datenwanze in die Konsole und fragte Viper über Funk: “Willst Du den Soldaten aktiv lassen?“


    “Er wird uns Tür und Tor öffnen.“ gab Viper zurück.


    Roland war von dem Plan wenig begeistert. Es gab schon genug Unsicherheitsfaktoren, als dass er noch einen weiteren wünschte. Aber eine Diskussion mit Viper war jetzt nicht angebracht. So beließ er es bei einem Nicken.


    Draußen im Dschungel hatte Fire Befehle zuerteilen, um den Rückzug zu koordinieren. “Geordneter Rückzug, versucht sie zur Verfolgung zu animieren.“ Sie gab noch etwas Feuerschutz und zog sich dann selbst zurück.


    Viper sprach den Soldaten an: “Haben sie Familie? Sie werden sie bald wiedersehen - vorausgesetzt, sie kooperieren. Stehen sie auf.
    Sie werden uns jetzt in die anderen Blöcke bringen.“


    Der Soldat nickte stumm.


    “Wir werden jetzt die anderen Blöcke nehmen. Mit den Waffen hier werden sie uns unterstützen und Rückendeckung geben. Danach verlassen wir zusammen das Lager. Bis dahin kann ich nur dringend empfehlen, unsere Anweisungen zu befolgen. Wir wissen, was wir tun.“ instruierte Viper die ehemaligen Gefangenen.


    Der Soldat ging auf ihr Zeichen zur Tür und öffnete die Tür mit seiner Karte. Der Flur führte sie zu den beiden anderen Hintereingängen zu den Zellentrakten, welche alle auf der rechten Seite lagen. Auf der linken Seite lagen ein WC- und ein Aufenthaltsraum.
    Während die Gefangenen die Truppe nach hinten deckte ging der Soldat langsam zum Eingang von Block C. Dort führte er wieder seine Codekarte ein. Die noch um einiges schwerere Panzertür schwang automatisch auf und gab den Blick auf das Dahinterliegende frei. Zunächst folgte ein Wachraum, der dem aus dem sie kamen bis auf das letzte Detail glich. Dahinter folgten wieder die Zellen, aber am Ende des Flurs war eine weitere schwere Tür zu erkennen, bei dem es sich wohl um einen weiteren Wachraum handelte.
    Die beiden Kopassus, die den ersten Raum bewachten standen sofort auf und richteten die Waffen auf den eintretenden Soldaten, der zunächst den gesamten Türrahmen einnahm.


    Dann warf er sich in den Raum und brüllte: "Alarm!"
    Die Kopassus eröffneten das Feuer aus ihren Maschinenpistolen, ohne sicherzugehen, dass ihr Kamerad schon aus der Schusslinie war.


    Viper hatte eine Blendgranate mit Aufschlagzünder vorbereitet. Nun flog sie über den in den Raum hechtenden Soldaten hinweg. Er ging hinter der Tür in Deckung und rief Roland über Funk eine Warnung zu: “Blendgranate!“


    Roland hatte sich schon in dem Moment, als die Tür aufgeschwungen war neben dieser in Deckung begeben. Er schob seine Hände mit den Predatoren um die Ecke.
    Durch die Kameras in seinen Händen visierte er die Kopassus an und feuerte auf jeden zwei Schüsse ab.


    Vipers Granate explodierte und tauchte auch den Gang in blendendes Licht. Einige ihre Mitstreiter reagierten zu langsam und hoben desorientiert die Hände vor Augen.
    Auch Rolands Kameras zeigten für einen Moment nur weiß, doch trotz allem traf er. Dem ersten Kopassus traf es in den Bauch und auch aus dem Oberschenkel spritzte das Blut, gerade als dieser einen Schritt zurück machte. Er knickte ein kippte nach hinten. Seine Salve zerlegte die Deckenbeleuchtung.
    Sein Kamerad reagierte besser und warf sich hinter den Tisch, so dass er nur einen Streifschuss kassierte. Sein Feuerstoß traf in den Türrahmen und Splitter lösten sich heraus. Einige trafen einen der Gefangen ins Bein, worauf diesem ein Schmerzensschrei entfuhr.
    Hinter seiner Deckung löste der Kopassus Alarm aus und aus dem zweiten Wachraum kamen zwei weitere.


    “Warum auch einfach?“ dachte Roland kalt, während er den Kopassus hinter dem Tisch mit einer Salve nieder zu halten versuchte. Der Tisch wurde halb aus der Verankerung gerissen. Seine Predator in der linken Hand feuerte zwei Schüsse auf den am Boden liegenden Elitesoldaten und durchschlugen sauber Halsschlagader und Luftröhre. Ein roter Nebel sprühte in den Raum. “Der am Tisch gehört Dir.“ weiß er Viper über Funk an.


    Viper bestätigte und schob sich um die Türkante und feuerte zweimal. Der Kopassus war schneller.


    Vipers Brust wurde mehrfach getroffen und er wurde hart zurück gerissen, während sich Blut seinen Weg unter der Panzerung bahnte. Mit Mühe blieb er auf den Beinen und kam wieder hinter der Tür in Deckung.
    Seine Geschosse hatten inzwischen auch ihr Ziel getroffen. Der erste Schuss traf erneut in die Schulter, der zweite traf den Hals knapp über der Panzerung. Tödlich verwundet brach der Soldat zusammen.


    Der Soldat aus Block A hob die Hände zum Zeichen der Aufgabe. Doch hinter im Gang hinter ihm waren die Kopassus aus dem zweiten Wachraum immer noch aktiv und bereiteten einen Granatwerfer vor.


    Viper ignorierte die Schmerzen und suchte in seinem Gepäck nach einer weiteren Granate, während einer der Gefangenen sich neben ihn Stellte und Feuerschutz in den Korridor gab.


    Roland atmete ruhig. Von einem Moment auf den nächsten war er vollkommen zentriert. Er senkte die Waffe in der rechten Hand und streckte die Linke aus. Er hatte aufgehört zu denken. Seine Waffe wurde ein Teil von ihm und er ein Teil seiner Waffe. Sie verschmolzen zu einer einzigen Einheit. Das Fadenkreuz, dass die Smartgun in seine Augen projezierte wanderte zu dem winizigen Stück des Magazins, das er von dem Granatwerfer sehen konnte.
    “Wer mit dem Kopf schießt stirbt. Wer mit der Seele schießt ist der wahre Meister…“ verinerlichte er sein Mantra. Er schloss die Augen und drückte zweimal ab.


    Der erste Schuss ging um eine Winzigkeit fehl und erzeugte ein helles „Pling“ auf dem Beton der Decke. “Shit!“ durchfuhr es Roland. Dieser Gedanke riss ab, als der zweite Schuss in das Magazin einschlug und einen ohrenbetäubenden Knall erzeugte. Die Betäubungsgranaten zündeten und die Explosionswelle wurde von den Wänden des Korridors immer wieder reflektiert. Die Kopassus hatten keine Chance.


    Noch halb in seiner Meditation versunken lächelte Roland glücklich der Welt entrückt. Die Waffe, die er selbst „Davenator“ getauft hatte wanderte zum Mund. Zärtlich bließ er den Rauch von der Mündung. Es wirkte fast wie ein Kuss.
    ”Der Milliondollar Schuss, Baby!” sagte er. Dann war er wieder im hier und jetzt. Routiniert warf er die Magazine aus und lud nach.


    Einer ihrer Begleiter rückte in den Wachraum vor und griff sich grob den Soldaten aus Block A, während ein weiterer die versammelten zur Eile ermahnte. Besonders die noch immer unbewaffneten Gefangenen blickten sich besorgt um.
    "Es gibt hinten einen weiteren Hof... für den Freigang. Ist jetzt leer, niemand hat Freigang... vielleicht kaum Wachen dort... wenn man Kletterausrüstung hat, man kann über Mauer drüber... abhauen in den Dschungel" sagte ein mit einer Maschinenpistole Bewaffneter zu Roland. Sein Gesicht war eingefallen und er wirkte, als hätte er schon eine sehr lange Zeit im Gefängnis verbracht.


    “Soll mir recht sein. Trotzdem sollten wir noch mehr Gefangene hier rausholen. erhöht die Chancen des Einzelnen gewaltig. Und wenn es nicht über die Mauer geht, so haben wir auch was für durch die Mauer.“ antwortete er, bevor er sich Viper zuwandte. “Alles klar bei Dir?“


    Viper hatte die Granate inzwischen wieder verstaut. Mit routinierten Bewegungen setzte er sich eine Injektion mit Painkillern, die gerade reichte, um ihn einsatzbereit zu halten. Mehr würde ihn nur träge machen.
    “Scheiß Treffer, hat ganz schön gezeckt. Sag Dir Bescheid, bevor ich aus den Latschen kippe.“ funkte er an Roland. Laut wies er die Gefangenen an sich mit allem was sie fanden zu bewaffnen. Dann stoppte er die Blutung und verarztete sich mittels Sprühverbands


    Roland war zufrieden mit Vipers Reaktion. “Der kippt so schnell nicht um…“ dachte er und deutete mit einem Nicken zu dem Soldaten. “Willst Du den noch immer behalten?“


    Viper erhob sich und ging zu dem Soldaten.
    “Wir hatten einen Deal. Erinnerst Du Dich noch an Deinen Teil der Abmachung? Du hast ihn nicht erfüllt, Dein Wort gebrochen. Wie viel glaubst Du, ist Deine Dummheit der Armee wert - meinst Du, sie kümmert sich um einen Krüppel oder um dessen Familie?“ Er schoss dem Mann 4 Kugeln in den Leib. Beide Knie wurden zerfetzt, während sich eine Kugel den Weg in den unteren Bereich der Wirbelsäule grub, wo üblicherweise Reflexbeschleuniger und Neuroprozessoren angeschlossen wurden. Der Letzte Schuss verteilte die rechte Hand des Soldaten über die Wände. Der Mann sank zu Den und lag dort zuckend in seinem eigenen Blut, während sich der Gefangene, der ihn bewacht hatte sich abwandte und Waffen an seine Gefährten weiterreichte.


    Roland schüttelte kaum merklich den Kopf. “Softie. Ein Bauchtreffer, an dem der Kerl elendig verreckt, wäre doch wohl noch drin gewesen, oder?“
    Über Funk sagte er zu Viper: “Dann lass uns mal die Büchse der Pandora öffnen.“ Er ging zu der Kontrollkonsole. Die ohnmächtigen Kopassus exekutierte er, bevor er die Zellen des Blocks öffnete.

  • 14: The long way home


    Die Zellentüren schwangen auf und nach kurzer Zeit wankten die Einzelhäftlinge heraus. Manche von ihnen waren darauf angewiesen von anderen gestützt zu werden, da viele durch Folter und Gefangenschaft zu sehr geschwächt waren, als das sie noch selber gehen konnten.
    Der schlanke Javane in Zelle Nr. 24 war trotz Spuren von Misshandlungen in vergleichsweise guter Verfassung. Roland ging zu ihm. Er konnte nichts Außergewöhnliches an der Zielperson entdecken, wenn man von dem Ausdruck in dessen Augen absah. Aus ihnen sprach ein unbeugsamer Wille und Mut. Eine Führungspersönlichkeit, wie Roland zuvor schon einige aber nicht in Massen kennengelernt hatte.


    “Roland ist mein Name. Ich schätze, Sie folgen uns besser, Sir.“ sagte Roland zu ihm und trat auf ihn zu. Als er ihn erreicht hatte durchleuchteten seine Sensoren den Mann auf der Suche nach Cortexbomben oder ähnlichen nicht so unüblichen Überraschungen. Obwohl er nichts fand warf er einen Blick auf den geschorenen Kopf auf der Suche nach OP Narben. Auch davon war nichts zu sehen.


    Der Mann schwieg. Seine einzige Reaktion bestand in einem freundlichen Lächeln begleitet von einem Nicken.


    “hält wohl nicht viel von Söldnern. Aber das bin ich hier ja schon gewöhnt.“ dachte Roland und erinnerte sich an die Gefangenen am Transporter bei Jember zurück.
    Ihm fiel die wachsende Nervosität bei den Gefangenen auf. Sie sollten deren Geduld nicht über Gebühr strapazieren. “Wir sollten die Bühne räumen.“ gab er an Viper durch, bevor er an die beiden draußen gebliebenen Kameraden funkte: “Wir haben, was wir wollten.“


    Viper hatte in der Zwischenzeit weitere Sprengladungen fertig gemacht. Einige Claymores waren für den Rückweg gedacht, während eine weitere Sprengladung für die Rückwand des Gefängnisses reserviert war.
    Er nickte Rohland zu, während er sein Scharfschützengewehr bereit machte. “Habe Claymores und eine Ladung für die Mauer bereit - ansonsten ab jetzt wieder Ferndeckung von meiner Seite.
    Wir könnten auch versuchen, uns durch die Rückwand aus dem Gebäude zu sprengen - das würde uns das Gefängnis als Deckung für die ersten Meter schenken...“
    In seinem Kopf rief er sich den Lageplan des Gefängnisses in Erinnerung und verinnerlichte sich noch einmal die Schützenpostionen. Mit aktivierter Waffe folgte er Roland und den Gefangenen in Richtung des hinteren Hofes.


    Unterwegs erhielten sie Fires Antwort. “Gut bringt ihn raus. Versuchen sie noch einmal kurz abzulenken und ziehen uns dann zurück. Treffpunkt?“


    Sake war extrem erleichtert, als er Rolands Funkspruch empfing. Zuletzt hatte er die Luft als äußerst dünn empfunden. “Macht 3 Räucherstäbchen...“ Er holte zwei seiner drei verbliebenen Offensivgranaten hervor. "In den nächsten paar Sekunden Luft, bringe ich uns wieder mit 2 Offensivgranaten in Erinnerung." Gab er über Funk durch.


    “Ich würde sagen da, wo wir den Mayor abgegriffen haben. Immerhin wollten wir doch einen fahrbaren Untersatz haben, oder?!“ gab Roland zurück. In diesem Moment ließ er die Cyberware in Mayuns Kopf über die Datenwanze ein Notsignal schicken, welches laut Telemetrie aus dem Ruinenareal kam.
    Roland ärgerte sich, dass ihm keine Chance gegeben war zusehen, wie die Streitkräfte der TNI dort landen würden und sich mit den Geistern dort herumärgern dürften. Aber man konnte ja nicht alles haben.


    “Rückzug und Rendezvous bei Alpha in t-20 ab jetzt.“ beorderte Fire über Funk. An Sake fügte sie hinzu: “Kannst du hier noch eine Sprengfalle platzieren?“
    Dabei beendete sie ihr Feuer auf das Gefängnis mit einer letzten Salve und begann sich dann entsprechend zurückzuziehen, immer ein Auge für etwaige Feindbewegungen reservierend.


    "Ich kann und werde sofort. Ist aber die letzte." antwortete dieser.


    Bevor er dies tun konnte funkte Fire zurück: “Dann lass das mal lieber, vielleicht können wir sie noch gebrauchen.“


    "K, Friends, wird Zeit die Herberge zu verlassen, alles da vorne an der Wand zum Hof. Wir Sprengen uns durch.“ sagte Roland, als sie den hinteren über den Verbindungskorridor erreichten. Im Dunkeln breitete sich der kleine Hof bis zur Außenmauer hin aus. Die Wehrgänge auf der Mauer waren menschenleer. Scheinbar waren die Wachen mit dem Angriff beschäftigt.


    Roland öffnete seinen Rucksack und übergab der Zielperson das Päckchen, das er für ihn vorbereitet hatte. Es enthielt eine Uniform und eine Maske. “Ziehen Sie das hier an.“


    Unterdessen koordinierten die bewaffneten Gefangenen sich so, dass sie ihnen bei der Sprengung Deckung geben konnten. Der Rest hielt sich nahe der Tür auf, zur Flucht in beide Richtungen bereit.


    Zügig hatte die Zielperson Maske und Uniform angelegt. "Ich kann mit Sprengstoff umgehen, falls sie Hilfe brauchen" sagte er. Noch immer fehlte jede spur von Nervosität in der Stimme des Mannes. Auch als einige Männer zusammen zuckten, als die Explosionen von Sakes Granaten aus der Ferne herüberschallten.


    “Vielen Dank für das Angebot. Aber ich übernehme das. Immerhin werde ich dafür bezahlt und Sie nicht.“ antwortete der Söldner freundlich aber bestimmt. “Soweit kommt es noch, dass der uns nem Sniper in die Linie läuft…“
    Er tastete die Mauer noch einmal mit dem Lasermikrofon ab, hörte aber nichts Verdächtiges. “k Kinners. Habt mal ein Auge auf die Gegend.“ sagte er an die Gefangenen und machte sich dann zur Mauer. Er lief gebückt zur Mauer und platzierte Vipers Sprengladung. Kaum war er in Sicherheit zündete er ihn.


    Ein dumpfer Knall riss ein sauberes Loch in die Wand. Eiligst verschwanden die Männer durch dieses in den Dschungel. Sie verschwanden darin, bevor irgendein von dem Knall aufgescheuchter Soldat die Stelle erreichte. Scheinbar hatte die Ablenkung ihren Zweck erfüllt.


    ”Elvis has left the Building. Sind auf dem Weg zum Rendezvous.“ informierte Roland Fire.


    Schweigend hasteten sie durch den dichten Pflanzenwuchs. Der Weg war hart, besonders für die Verletzten. Auch Viper waren die Anstrengungen anzusehen, aber jeder mobilisierte seine Kräfte und so kamen sie unter Rolands Führung und Vipers Anweisungen gut voran.
    Endlich erreichten sie den Treffpunkt. Ein Blick auf den Jeep machte jedoch alle Hoffnungen zu nichte, diesen als Fluchtfahrzeug zu verwenden. Die Schäden von dem Angriff der Söldner waren so groß, dass es nicht mehr funktionierte.



    "Wie geht es jetzt weiter?" fragte der Mann, um dessen Willen sie hier waren.


    Roland beschloss ihn für sich Alpha zu taufen. “Sieht so aus als müsste es zu Fuß weitergehen.“ stellte er schicksalsergeben fest.


    Alpha nickte nur.


    Über Funk meldete sich Fire wieder. “Sind auf dem Weg, Sake ist angeschlagen.“ gab sie ihren Status durch.


    “Viper ist auch nicht mehr taufrisch. Aber wir haben zu Not ein paar Gefangene, die schleppen können, wenn's hart kommt.“ antwortete Roland.


    In diesem Moment erfüllte der Klang von den Rotoren zweier Militärhelikopter, die in einiger Entfernung über sie hinweg flogen. Dies war vermutlich die Reaktion auf das Notsignal aus dem Schädel von Mayun.
    Kurz darauf traf auch jener ein, noch immer bewusstlos und von dem unverletzten Rebellen geschultert. Sein Kamerad sicherte mit dem Gewehr.
    Zuletzt kamen auch Sake, Fire und am Schluss auch Pri ein. Sake hinkte leicht.
    Pri erblickte die Gefangenen und ein Grinsen schmückte seine Züge. Die Verluste seiner Einheit schienen vergessen. "Ich werde diese Männer jetzt an mich nehmen, so wie es vereinbart war. Wir werden uns weiter im Dschungel absetzen. Je schneller wir hier weg sind, um so besser..." sagte er ohne Umschweife an Fire.


    “Den Mayor können die doch jetzt auch haben oder?!“ funkte Roland, der sich langsam von Fires Anblick los riss, den er äußerst erbaulich fand.


    Fire war von dem Vorschlag angetan. “Gerne, er wird uns sowieso nur aufhalten. Sollten noch kurz die Wunden der beiden verbinden.“ gab sie zurück und deutete auf Sake und Viper.
    Laut sagte sie: “Es war mir eine Freude mit ihnen zusammenzuarbeiten. Viel Erfolg bei ihrem weiteren Kampf, doch ich denke auch, dass es besser ist sich jetzt zu trennen. Wir alle haben, was wir wollen.“


    Mit einem leicht gönnerhaften Lächeln sagte Roland zu Pri: “Den Mayor schenken wir Euch. Macht mit ihm, was Ihr wollt.“ Dann holte er das Medipack hervor.


    Pri salutierte und gab entsprechende Befehle. Mit Mayor Mayun im Gepäck verschwanden die Rebellen einer nach dem anderen im Dickicht. Pri wartete noch einen Moment und wandte sich noch mal an die vier. "Es war mir ebenfalls eine Ehre... Viel Erfolg Ihnen noch." Dann verschwand auch er.


    “Man trifft so allerhand Leute. Und bei manchen lohnt es sich sogar.“ kommentierte Roland das Verschwinden von Pri. Mit dem offenen Medipack ging er dann zu den beiden Verletzten. “Lasst mich mal kurz ein paar Patches drauf pappen. Wird noch ein ganzes Stück zu Fuß.“ Roland war von der Aussicht nicht besonders begeistert. Da kam ihm eine Idee, als er die entsprechenden Wirkstoffpflaster verteilte. “Wartet mal. Wir haben hier doch ein Dorf um die Ecke. Ob wir uns da was "borgen" können?! Ein Trecker wäre schon ne gute Alternative zum Latschen, oder?!“


    "Ich danke dir." sagte Sake und klebte den Patch auf. Auch wenn er half, so war sich Sake im Klaren, dass der Marsch hart werden würde.


    Viper war sogar für seine Verhältnisse still geworden. Das Loch in ihm, welches bei seiner Konstruktion nicht vorgesehen war beanspruchte seine gesamten Kräfte. Er war wirklich weit von dem entfernt, was man als „taufrisch“ bezeichnen konnte.
    Bereitwillig und kommentarlos ließ er Roland den Patch aufkleben.


    Nachdem die Erstversorgung abgeschlossen war marschierten sie los. Zu nächst bis zum nächtlichen Dorf, was noch immer nicht völlig zu Ruhe gekommen war.
    Aus den Kneipen schallte Lärm der Zecher und vor der Werkstatt saßen einige Mechaniker, die sich lautstark mit einem Straßenhändler unterhielten, der Speisen aus einem kleinen Imbisswagen heraus verkaufte.
    Aus den Gassen zwischen den Gebäuden tauchten immer wieder Leute auf. Über die Straße rollten Mopeds, auf denen Lasten gestapelt waren, die scheinbar darauf ausgelegt waren dem Gesetzte der Schwerkraft ins Gesicht zulachen. Auf einmal tauchten hinter einem Gebäude eine Gruppe Kinder auf und richteten ihre Hände zu Feuerwaffen geformt aus und imitierten Schussgeräusche. Dann verschwanden sie wieder hinter dem Gebäude.


    Roland blickte den Kindern einen Moment nach. “Ihr werdet schon früh genug Kanonenfutter. Hoffentlich bin ich dann schon auf Rente.“
    Dann konzentrierte er sich mit den anderen auf die Suche nach einem fahrbaren Untersatz. Doch nirgendwo war etwas zu entdecken. “Also ich sehe hier gerade keine Taxe. Gehen wir weiter, vielleicht ergibt sich was auf dem Weg.“ sagte er missmutig und ging weiter.


    “Es dürfte sowieso unauffälliger sein, als auf der Straße zu reisen. Hoffentlich suchen sie eher die große Gruppe der Rebellen.“ sagte Fire, die die Vorteile ihrer Situation hervorhob.


    Roland zuckte mit den Schultern. “Tja, hoffen wir das beste.“


    Viper und sake sparten sich den Atem und auch Fire und Roland konzentrierten sich in der nächsten halben Stunde voll auf die Raumüberwindung. Sie verließen das Dorf und gingen auf Banyuwangi zu, wo ihr Schiff sie erwartete. Die Straße fiel bald leicht ab und so konnten sie ihr Ziel sehen. Alpha ging den Weg mit ihnen, ohne dass er sie irgendwie behinderte.
    Als sie schließlich an einem vorgelagerten Busbahnhof ankamen blieben sie stehen und ihre Blicke streiften über die Szenerie. Auf dem staubigen Platz standen mehrere Busse und Menschen stiegen ein und aus. Kleine Imbisse und Lädchen waren darum gruppiert und versuchten ähnlich wie die Taxifahrer neben ihnen zahlungskräftige Kunden für sich zu begeistern. Große Notiz nahm man von den fünf Soldaten nicht.


    Viper verstaute sein Gewehr vorsorglich in dem verschlissenen Beutel, aus dem er es bei dem Angriff aus dem Lager geholt hatte.


    Roland hatte jedoch auch einen Blick für seine Begleiter und Sake und Viper sahen aus, als wären sie wirklich nicht mehr in der Lage weiter zu laufen. Sie hatten den Busbahnhof gerade noch rechtzeitig erreicht. “Wie sieht es aus? Wollen wir uns hier was zum Fahren organisieren? Ihr seht aus, als könntet Ihr ne Pause vertragen.“


    Es dauerte einen Moment, bis Sake reagierte. Er hatte sich mit allen Kräften vorwärts getragen und sich völlig darauf konzentriert. "Hmm? Pause? ... Nur wenn es sicher genug ist." antwortete er. Er sagte dies nicht aus Überzeugung das Richtige zu tun, sondern weil er nicht schon wieder sein Gesicht verlieren wollte.
    Um seine Worte zu unterstreichen ging er weiter, das Humpeln demonstrativ ignorierend. “Nicht das Gesicht verlieren... Komm weiter! Immer weiter!“


    Roland blieb stehen und musterte Sake kopfschüttelnd. Er hatte schon häufig mit Chinesen zusammengearbeitet, aber hinter diesen Hang zur Ehrerhaltung hatte er nie verstanden. “Die spinnen, die Asiaten.“ dachte er bei sich.
    Aber ihm war klar, dass er mal wieder die kulturlose Langnase spielen musste, damit Sake dieses Theater beenden würde. So sagte er mit kategorischem Basta in der Stimme: “Ich will jetzt aber fahren. Rufen wir uns einfach ein Taxi und gut ist.“


    Wir können uns auch normale Kleidung besorgen und dann einen der Busse nehmen oder wir mieten uns gleich so einen ganzen Sprinter. Irgendwo muss es doch hier auch so was geben. schlug Fire vor, die weit entfernt war von dem Limit ihrer Kraftreserven. Sie hatte sich bereitgehalten, die beiden Verletzten im Notfall zu stützen. Dies war bis dahin nicht nötig gewesen. Aber sie war sich sicher, dass der Punkt bald kommen würde, wo auch der Dickschädel eines Söldners vor der Schwäche des Körpers kapitulieren musste.


    Roland nickte und deutete auf die öffentliche Toilette am Rande des Platzes. “Da wäre auch unsere Umkleide.“


    Gemeinsam gingen sie zu den Toiletten.
    Diese waren wie in Indonesien typisch gestaltet. Es waren einfache Plumpsklos, neben denen an Stelle von Klopapier ein Bassin mit Wasser und Kelle. Das einzige, was sie mit westlichen Bahnhofstoiletten gemein hatten war ein gewisser Mangel an Hygiene.


    Roland guckte angewidert. “Igitt! Bahnhofstoiletten sind ja häufig nicht gerade Proper sauber, aber das...“ Er schluckte seinen Eckel herunter und zog die Uniform aus. Unordentlich landete sie in einer Plastiktüte.
    Er hüllte sich in eine MilSpec- Hose in Khaki und zog ein passendes Hemd an. Seine Waffen wanderten in den Rucksack, mit Ausnahme einer Predator, die er in einen Tarnhalfter steckte. Verborgen wurde sie von der dünnen Tuchjacke, die er dann darüber zog. Bevor er ging kontrollierte er ein letztes Mal den Sitz der Maske.
    Wenige Minuten später stand er wieder vor der Tür. Er warf die Tüte mit der Uniform in den nächsten Mülleimer und wartete auf seine Gefährten.


    Auf Fire musste er nicht lange warten. Sie hatte sich ebenfalls in unauffällige Zivilklamotten gehüllt und trug bis auf eine schwere Pistole ihre Waffen im Rucksack.


    Sake und Viper kamen etwas später. Sie entsorgten auch ihre Uniformen und Waffen waren an den beiden keine mehr zu entdecken.


    Nach dem sie nun vollzählig waren gingen sie zum Taxistand. Dort standen einige Minibusse, deren Fahrer im Schatten des nächsten Gebäudes saßen und in der staubigen Hitze des Busbahnhofes sich die Zeit mit Gesprächen vertrieben.
    Als Die Söldner sich näherten brach hektische Aktivität aus und die Fharer sprangen ihnen wie ein Mann über den kniehohen und farbigen Bordstein entgegen. Im Nu waren die Söldner von einer Traube Einheimischer umringt, die sich plappernd um sie drängelten, während sie sich mit breitem Grinsen in Anwebungsversuchen zu überbieten versuchten:
    "Herr, Herr... bei mir gibt's die günstigsten Preise!"
    "Ich fahre Sie überall hin!"
    "Bitte Herr... ich bin der schnellste Fahrer in Stadt!"


    “Nehmen wir dies?“ fragte Roland rethorisch mit einem Deuten auf das nächst beste Taxi, dass groß genug war, um sie alle zu fassen.


    Die anderen schlossen sich an und stiegen ein. Verstohlen saugte sich Sakes Blick noch einmal an den Bars und Kneipen fest, aber löste sich dann. Er rief sich selbst zur Ordnung. Dies war noch immer keine Vergnügungsreise und er konnte noch warten.


    Freudig sprang der Fahrer hinter das Steuer und vertrieb seine Kollegen mit dem Aufjaulen der Hupe, die an ein Sägeblatt erinnerte, welches über Metall fuhr. Während der folgenden holprigen Fahrt bekamen seine Fahrgäste noch häufig Gelegenheit sich an diesem Geräusch zu erfreuen.
    Nachdem Viper ihm das Ziel gegeben hatte tauchte der Fahrer in das chaotische Treiben auf den Straßen ein, welches wie in Jakarta scheinbar ohne jede Verkehrsregel und mit nur einem Minimum an Schildern auskam. Zu dem rufen von selbsternannten Verkehrsreglern und dem Treiben des Sprawls mischte sich das fröhliche Geplapper des Fahrers, der unaufhörlich redete, auch wenn ihm keiner der vier zuhörte.
    Sie verließen die Hauptverkehrsrouten und schon bald umwölkte sie der Geruch des Hafens. Lagerhallen säumten ihren Weg, der sie zum Meer und den Docks führte. An den Docks lag eine bunte Ansammlung von Schiffen. Fischerboote, Frachter der javanischen Republik und moderne Fähren ankerten dort. An Dock 13 hielt das Taxi. Dort erwartete sie der Frachter „Kembalinya“.
    Roland gab dem Fahrer das geforderte Geld und stieg mit den anderen aus. Der Fahrer verabschiedete sich und wünschte einen schönen Tag, bevor er weg fuhr.

  • 15. Auf den Wellen in die Freiheit


    Viper sah sich um, nach dem er hinten ausgestiegen war. Immer wieder wanderte sein Blick über die Schulter und suchte nach vermeintlichen Verfolgern in dem Treiben zu erkennen. "Sehen wir zu, dass uns nicht jetzt noch einer in den Rücken flackt." sagte er, während in seinem Inneren Sensoren die Umgebung durchleuchteten.


    Roland blickte sich nur kurz um. Begierig saugte er die Luft ein. “Ah! Es geht doch nichts über eine gesunde Priese Zivilisation nach all diesem Grünzeug. Dieses Ode uvre von Smog und Altöl, herrlich.“ sagte er, während er sich regte und nach dem Käpten des Frachters Ausschau hielt.


    Fire orientierte sich wie Viper nach hinten, denn auch sie mochte einen Hinterhalt nicht ausschließen.


    Sake wandte sich nach vorne, wo ein Indonesier von einem der vielen Volksstämmen, die es neben den Javanen gab auf sie zukam.


    Das Lächeln, welches sich unter seinem dichten Vollbart abzeichnete wirkte wie das Grinsen eines Halsabschneiders, aber dies schien zumindest teilweise durch seine wettergegerbten Züge und die Zahlreichen Narben in seinem Gesicht begründet zu sein.
    "Willkommen in Banyuwangi. Mein Name ist Kapitän Ao. Ich habe Sie schon erwartet. Am besten kommen Sie gleich mit an Bord." begrüßte er sie, während er erst die Söldner und dann auch Alpha mit Interesse musterte.


    Wäre ja noch schöner, wenn wir hinterher schwimmen dürften...“ schoss es Roland durch den Kopf, begleitet von der Vorstellung fluchend hinter dem Frachter her zu paddeln.
    “Schön. Mein Name ist Roland.“ sagte er mit einem knappen Nicken und wandte sich dann ab, um auf das Schiff zu gehen.


    “Fire mein Name, sehr erfreut.“ stellte sich auch die Elfe vor, während Ao sie auf das Schiff und dann zur Brücke führte.


    Dort angekommen brach er sein Schweigen: "Ich habe bereits alles vorbereitet. Ich dachte mir, dass Sie in Kürze hier aufkreuzen würden, da in der Kaserne einiges los zu sein schien. Einer meiner Leute hat mir davon berichtet, dass zwei Armeehubschrauber gestartet sind... Für eine Weile habe ich schon gedacht, die Party fällt ins Wasser, aber ich muss Ihnen meinen Respekt aussprechen. Am Hafen ist alles ruhig, Sie scheinen unbemerkt bis zu mir durchgekommen zu sein."
    Sein Blick wandte sich um zu Sake und Viper. "Wir haben hier 'ne kleine Med-Station und jemanden der sich damit auskennt. Wenn Sie wollen bringe ich Sie hin? ...
    Ansonsten habe ich natürlich für jeden von Ihnen eine Koje vorbereitet, falls Sie sich etwas erholen möchten. Die Zielperson bleibt natürlich bei Ihnen, bis wir am Bestimmungsort angekommen sind. Die Fahrt wird ca. 30min dauern."


    Viper war entschlossen das Angebot von Ao anzunehmen und sich direkt zur Krankenstation zu machen. “Sobald es Zeichen von den Hubschraubern oder der Küstenwache gibt, sagt Bescheid - ich werde mir erstmal die Krankenstation von Innen ansehen...
    Kaptn, ich würde ihrem Angebot gerne nachkommen.“
    teilte er den anderen seine Entscheidung mit.


    Sake schloss sich mit einem matten Nicken an. Er war einfach nur noch fertig.


    “Gut, dann versorgen wir unsere Verwundeten und der Rest kann sich etwas ausruhen.“ beschloss Fire.


    Roland beendete die Unterhaltung mit einem neutralen Ton: “Wunderbar.“ Anschließen machte er eine einladende Geste zu Alpha. “Würden Sie mich bitte begleiten, Sir?“


    So gingen sie zusammen unter Aos Führung unter Deck. Alpha wirkte äußerlich desinteressiert, aber Roland bemerkte, wie dessen Blick Details erfasste und scheinbar zu einer geistigen Karte zusammenfügte. Unter seiner teilnahmslosen Fassade arbeitete ein aufmerksamer Geist äußerst rege.
    Ao hielt bei der Krankenstation und wies den hageren Mann mit Dreitagebart an, die beiden Verletzten zu verarzten.
    Roland, Fire und Alpha wurden weiter geführt und erreichten schließlich die Kojen. "So, da wären wir. Suchen sie sich die Kojen aus, es sind fast alle unbesetzt. Ich lasse es sie über die Sprechanlage wissen, wenn wir kurz vor dem Rendevouz-Punkt sind." verabschiedete sich Ao und ging zurück zur Brücke.


    Kaum waren die drei eingetreten hörten sie auch schon, wie die mächtigen Schiffsmotoren zum Leben erwachten und sich der Frachter in Bewegung setzte.


    Sowohl Viper als auch Sakes Weg von der Krankenstation führte ins Bett. Bei Viper war dies eine koordinierte Handlung, als er mit griffbereiter Predator unter der Decke einschlief.
    Sake dagegen plumpste einfach auf die Matratze und war eingeschlafen, bevor er es noch richtig gemerkt hatte.


    Fire war kaum müde. Sie setzte sich hin und begann damit, in ihrem Rucksack für Ordnung zu sorgen.


    Roland entkleidete sich. Alles, wonach es ihm gelüstete war eine warme Dusche, um auch den letzten Rest des Dschungels von sich abzuwaschen.
    Als er seine Verbände sah, runzelte er die Stirn. “Herrje, dass ist ja mehr ne Bodenprobe als ein Verband.“ sprach er zu sich selbst mit blick auf den braun-schwarzen Stoff.
    Er griff zu und riss ihn sich herunter. Die Schmerzen waren schlimm, aber bis auf ein leises Zischen gab er keinen Laut von sich. Unter der Dusche brannte das Seifenwasser fast noch schlimmer. “Das Leben ist Schmerz. Leben ist eine Illusion. Du hast also verdammt nochmal kein Problem!“ schalt er sich in Gedanken und machte weiter.
    Endlich war er fertig und zog eine saubere Hose an. Die Verbände landeten im Rucksack. "Keine Spuren außer einen Berg von Leichen hinterlassen.“ dachte er, während er mit freiem Oberkörper nach draußen ging, um selbst zur Krankenstation zu gehen. Da fiel ihm allerdings auf, dass er so sehr auf Alpha geachtet hatte, dass ihm nicht mehr klar war wo es dorthin ging. Seufzend ging er zu Sakes Kabine und klopfte.


    Nur langsam aber beharrlich drang das lauter werdende Klopfen in die Nacht, in die Sakes Geist versunken war. Als es ihn erreichte schreckte er hoch. Ruckartig setzte er sich auf und begann hektisch in seinen Sachen zu wühlen. Doch er musste erkennen, dass ihm der Stoff ausgegangen war und er die Chance verpasst hatte, sich im Hafen Nachschub zu besorgen. Er musste wohl oder übel seine Hoffnung auf die Schiffskombüse setzten. "Herein!" rief er in Richtung Tür.


    Roland öffnete die Tür. Auf dem Bett lag Sake und wirkte noch mehr im Schlaf als im Hier und jetzt. Ein verzeihungheischendes Lächeln breitete sich auf seinen Zügen aus. “Sorry wenn ich Dich geweckt habe, aber ich brauche mal kurz den Weg zur Krankenstation. Ich muss mich mal schnell neu verkleben lassen. Die alten Verbände sehen aus, als sei ich den Weg mehr gerobt als gegangen.“


    "Aye. Ich werde Dich hinbringen. Es ist gleich unterhalb der Brücke." sagte Sake begleitet von einem Nicken.
    Er kam heraus und wandte sich in Richtung der Krankenstation. "Sag, hast du unterwegs die Kombüse gesehen?" fragte er unterwegs.
    Rolands Antwort bestand aus einem Schulterzucken.


    Als sie Die Krankenstation erreichten wies ein Geruch von altem Essen Dunst Sake den Weg. Während Roland nach einem dankbaren Nicken eintrat machte er sich in die Kombüse und fand sie wie erhofft leer vor. Mit dem untrüglichen Instinkt eines Mannes, der häufig den Seeweg genommen und schon das ein oder andere Mal in einer solchen Notlage gewesen war fand er die gelagerten Vorräte und bediente sich soweit er es sich zugestand.


    Roland fand unterdessen den Arzt vor. Dieser reinigte gerade seine Instrumente und drehte sich dann zu Roland um. "Was kann ich für Sie tun?" Das Grinsen, das er bei der Frage aufsetzte entblößte eine Reihe schiefer Zähne.


    “Einmal Wickeln und Tackern, bitte.“ antwortete Roland lapidar und deutete auf seine Wunden. Dann begab er sich auf die Liege.


    Routiniert begann der Doc mit der Arbeit, legte aber mit Fortschreiten der Arbeit die Stirn in Falten. "Bin ich Arzt oder Mechaniker?" grummelte er vor sich hin.


    Roland überhörte den Kommentar geflissentlich. Als der Mann fertig war bedankte er sich und ging raus. “hmmh, ob die noch ihre Coms drin haben?! Wohl nicht.“ überlegte er.
    Er ging zu seiner Kajüte und schrieb jedem Kameraden eine Nachricht:
    Schlaft Euch ruhig aus. Ich übernehme die Wache. Nur nicht böse sein, wenn ich bei der Siegesparty nicht mehr die flotteste Sohle aufs Parkett lege.
    Draußen auf dem Gang platzierte er noch eine Minikamera bevor er die Nachrichten unter den Türen durch schob. Zurück in seiner Koje begann er damit die vielen Stunden an Video- und Audiodateien, die er beim Einsatz aufgezeichnet hatte zu archivieren und zu schneiden. Er war nicht weit gekommen, als ihn ein Funkspruch von Fire erreichte.


    “Ich komm raus und leiste dir ein bisschen Gesellschaft, also nicht erschrecken und das Blei da lassen wo es hingehört.“ sagte sie und machte sich auf den Weg.


    “Ui. Damenbesuch. Da will ich doch mal dieses Loch in was Ansehnliches verwandeln.“ ging es Roland durch den Kopf, während er sich hektisch umsah. “Roger.“ gab er relativ neutral zurück, brach aber unterdessen in hektischer Aktivität aus.
    Als er Fires Gestalt über den Transmitter vor seiner Tür erblickte schaffte er es so gerade noch sich auf dem Stuhl vor seinem dampfenden Kaffee zusetzen. Noch bevor sie klopfen konnte sagte er laut: “Komm rein, es ist offen.“


    Fire trat lächelnd ein. Sie trug einen dunklen Tarnanzug. Die Jacke hatte sie mit den Ärmeln um die Hüfte gebunden. “'nen guten Morgen dir, du siehst ja fast wieder ganz aus.“ begrüßte sie ihn.
    Sie machte es sich auf dem freien Stuhl bequem, vor welchem eine leere Tasse stand und sprach weiter: “Es tut fast gut aus dem Dschungel wieder raus zu sein. Wie geht's denn eigentlich deinen Verletzungen, alles im gründen Bereich?“


    Rolands blick wanderte an sich herab und verharrte kurz auf den frischen Verbänden. Dan blickte er wieder zu Fire. “Zwickt noch etwas, aber alles soweit in Ordnung. Wenn ich mich an’s Outback erinnere, dann geht es schon. Da hatte es mich schon übler erwischt. Einen Kaffee?“ sagte er und deutete auf die Kunststoffkanne mit aufgebrühtem Instantkaffee.



    “Sicher, eine der wenigen Drogen die ich mir ab und an gönne“, meinte sie lächelnd.
    “Naja ich kann mich nicht beklagen, scheinbar bin ich die Einzige, die keinen Kratzer abbekommen, meint zumindest mein Biomonitor.
    Was treibt einen den freiwillig in den Outback? Es gibt nur wenige Worte wo ich noch weniger hingehen wollte.“
    fügte sie hinzu.


    Roland schenkte ihr unterdessen ein. Er musste bei dem Gedanken an den Moment im Dschungel grinsen, als die beiden sich gegenseitig die Wunden verarztet hatten. “Naja, wenn wir diese Schießerei mit den Typen von diesem Erschießungskommando im Dschungel weglassen, bin ich auch ohne wirkliche Schrammen davon gekommen. Dachte mir schon, dass es langweilig wird. Bei 50k kann man ja nicht wirklich von Spannung ausgehen.“
    Bevor er weiter sprach tasteten seine Sensoren nach Wanzen. Als er nichts fand streckte er sich etwas und stellte die Kanne ab.
    “Tja, was treibt einen in’s Outback?! Schätze ich hatte 2,5 Millionen Gründe dafür.“


    Überrascht blickte Fire über den Rand ihrer Tasse hinweg eine Augenbraue hoch. “Ordentlich, was musstet ihr denn machen? Den Ayers Rock entführen?“


    “So ähnlich. Sagen wir es mal so. Da lag was ne ganze Weile rum und jemand wollte mal nen Blick drauf werfen. Da er sich aber weder mit Manastürmen, Sandwürmern oder den Eingeborenen da sehr gut verstanden hat, hat er mich und ein paar andere geschickt, ihm das zu holen. Ich bin der festen Überzeugung bei dem Höllentrip jeden Nuyen doppelt verdient zu haben. Seit dem habe ich meinen Cyberschädel, den Torso und das linke Bein mussten die auch neu dran schweißen.“ spon Roland sein Runnergarn weiter. Woher er wirklich all die Goodies hatte konnte er Fire wohl kaum sagen. Außer er wollte sie in ernste Gefahr bringen.


    “Naja da ist ja dann das Meiste bald schon wieder in Reparaturen gegangen. Zum Glück musste ich mir noch nichts ersetzen lassen, was nicht auch in nem Bottich nachgewachsen wäre.
    Allerdings wüsste ich nicht ob ich so 'nen Job annehmen würde, da verdiene ich lieber die Hälfte und weiß, dass ich 'ne über 50%ige Chance habe in einem Teil selbstständig laufend da rauszukommen.
    Mal abgesehen davon, dass ich in der Zeit in der ich dann in der Schweiz in Reha bin noch locker ein paar Jobs hätte durchziehen können.“
    sagte Fire. Wieder einmal zeigte sich, dass die Waage des Schicksals unbestechlich war. Zwischen jedem Haufen Gold lag immer ein entsprechendes Tal der Leiden und ein Berg Scheiße.


    “Tja, damals war ich noch ein junger Hüpfer und noch recht grün hinter den Ohren. Auch ich bin mittlerweile etwas erfahrener und ruhiger. War trotzdem ne geile Zeit.“ antwortete Roland mit einem Schulterzucken.


    Fire unterdrückte mit Mühe ein Losprusten. Sie schaffte es den Kaffee runterzuschlucken, den sie im Mund hatte. Dann sagte sie mit zweifelnden Lachen: “Als du noch jung warst? Klar du gehst ja auch schon stramm auf die sechzig zu, demnächst müssen sie dir wohl Pension zahlen...
    Du bist wahrscheinlich nicht viel älter als ich. Obwohl ich auch sagen muss, meine 20iger möcht' ich auch nicht vermissen, zwar weniger lukrativ, aber sehr aufregend.“


    Ertappt grinste Roland spitzbübbisch. “Tja, die Tarnung ist wohl nur Augenwischerei. Aber Anfang 40 wirst Du mir doch hoffentlich noch zu gestehen, oder?“ Er machte sich eine interne Notiz. Er würde diese Aussage gegenüber Fire nicht nicht vergessen. Auch eine weitere Lüge, die die Wahrheit verbarg.


    “Ach die ist ganz gut, aber in deinen Zwanzigern wäre wohl Australien nicht ganz so gut bezahlt gewesen, wenn du auf die siebzig zuhältst. Mal ganz abgesehen von deiner Ware und der Tatsache, dass die gute Leo wahrscheinlich schon ihre Hand im Spiel hätte wenn du wirklich so alt wärst. Vor allem da du scheinbar genug Kohle hättest.“ beruhigte Fire ihn. Dann meinte sie zustimmend:
    “Ja, die 40iger kann man dir durchgehen lassen, was dich aber immer noch nicht viel älter als mich macht. Irgendwo haben die Spitzen Ohren eben auch ihre Vorteile, man sieht definitiv jünger aus als man ist.“


    Roland spürte einen Stich im Herzen. Er fühlte sich schuldig, dass er gezwungen war, Fire all diese Märchen zu erzählen. Er entschloss sich etwas Balsam auf die Wunde aufzutragen und wenigstens einmal die Wahrheit zu sagen. “Wo wir schon so vertraulich reden, nenn’ mich doch einfach Dave. Das machen alle meine Freunde.“ Er hob seine Kaffeetasse zum Anstoßen.


    Fire stieß mit ihm an. “Freut mich Dave. Kannst mich Maria nennen wenn dir das besser gefällt als Fire.“


    Roland versuchte sich nicht anmerken zulassen, wie sehr ihn dies bewegte. “Fire finde ich sehr gut, aber wenn Du das mit dem eigenen Vornamen genauso handhabst wie, ich dann werde ich dass Angebot unter Garantie nicht ausschlagen. Außerdem ist nichts an Maria, was mir nicht gefallen würde.“ Ein Lächeln huschte über seine Züge und dann blickte er kurz in seinen fast ausgetrunkenen Kaffee, um ihn in dessen Schwärze zu vergraben. Und mit dem Blick versanken die aufbrechenden Emotionen wie Dinosaurier in einer Teergrube. Dave hoffte, dass sie bald genauso wie diese ausstarben und nur Fossilien von ihnen künden würden.


    Von diesem inneren Kampf bekam Fire nichts mit. Sie lehnte sich zurück und wechselte das Thema: “Mir erscheint das Ganze ab dem Lager etwas zu einfach. Hast du irgendwelche Suchtrupps gesehen, die diesen ach so wichtigen Kerl suchen? Mag vielleicht paranoid sein, aber wer weiß.“


    Dave riss sich von dem Anblick seines verschwommenen Spiegelbildes los und sah wieder als Roland zu Fire.
    “Ich sehe 4 Möglichkeiten:
    1. Der Mayor hat sich so unentbehrlich gemacht, dass die Mannschaft da nur noch aufgeschmissen war, sobald die von ihm aufgestellten Pläne schief gegangen sind. Wäre nicht das erste mal, dass das bei irgendwelchen Betonköpfen passiert.
    2. Die haben einen Suchtrupp losgeschickt, von dem wir nichts gemerkt haben und uns erwartet eventuell noch Ärger. Während der Fahrt oder beim Anlanden, je nachdem wie gut die sind.
    3. In den Einzelhaftzellen waren noch andere Leute, die so wichtig sind, dass dem Militär langsam die Puste ausgeht, die alle zu suchen.
    4. Die faule Eier Taktik.“
    zählte er auf.


    Kaum hatte er geendet erklang über die Sprechanlage blechern die Stimme von Ao: "Wir haben es fast geschafft. So wie es aussieht haben wir vom Küstenschutz nichts mehr zu befürchten, die haben gerade wohl alle Hände mit einem Piratenüberfall nördlich von hier zu tun, was uns nur gelegen kommt. Ich würde sagen, ihr solltet euch schon mal bereit machen. Wir sehen uns dann auf der Brücke. Ende."


    Fire lächelte und kippte den Rest des Kaffees herunter. “Na dann wollen wir mal und hoffen wir, dass wir nicht die letzte Möglichkeit treffen.“
    Gleichzeitig gab sie über Funk an das Team den Befehl zum Aufbruch:
    Aufrödeln. Rendez-vous in 10 Minuten auf der Brücke. [/color]


    Roland zuckte mit den Schultern. “Warum nicht?! Bezahlt werden wir halt dafür, den Typen aus der Zelle sowieso raus zu holen. Wenn die sich damit selbst ins Knie ballern...“
    Zusammen mit Fire erhob er sich. “Ich hole dann mal das Paket.“


    “Dann sehen wir uns auf der Brücke.“ verabschiedete sich Fire und ging zu Vipers und Sakes Kabine, wo sie noch einmal kurz klopfte, nur um dann zu ihrer Kabine zu gehen.


    Viper war schon beim Erklingen der Sprechanlage wach geworden.


    Sake stahl sich in einem unbeobachteten Moment aus der Kombüse.


    Roland klopfte an Alphas Tür und und fand auch diesen schon fertig zum Aufbruch vor. Er folgte dem Söldner schweigend wie immer zur Brücke.
    Dort trafen die Söldner auf Ao, der sie mit einem Nicken von seiner Steuerkonsole aus begrüßte.
    Im Licht des Vormittags zeichneten sich einige Landmassen ab. In einiger Entfernung sahen sie Banyuwangi und Ostjava, dessen Dschungel ihnen noch immer in bester Erinnerung war. Direkt vor ihnen lag der kleine Inselstaat Baali, was auch für jene ohne kybernetische GPS-Einheit ein untrügliches Zeichen dafür war, dass sie außerhalb der indonesischen Hoheitsgewässer waren.
    Der Frachter hatte deutlich an Fahrt verloren und nährte sich langsam einer kleinen Bucht, in der eine Privatyacht vor Anker lag.



    "Man erwartet euch bereits." sagte Ao und deutete auf ein Beiboot, dass bereits von der Mannschaft zu Wasser gelassen wurde.
    Wenige Augenblicke später fanden sie sich an Bord des Beibootes wieder und erreichten die Yacht. Dort erwarteten sie neben dem Offizier aus dem „Ikan Rumah“ und seinem Adjutanten zwei Bodyguards vor. Alpha wirkte weiter ruhig. Ihm schien die Ungewissheit eher zu behagen als dem Vegetieren in einer Gefängniszelle.

  • 16. Schlussakkord.


    Die Überfahrt zur Yacht verlief ereignislos, auch wenn alle vier innerlich auf Ärger gefasst waren.


    Mit einer leichten Verneigung begrüßte sie ihr Auftraggeber. "Ich sehe, Sie haben die Operation erfolgreich abgeschlossen." Ein Grinsen breitete sich auf dessen Gesicht aus, welches siegreich wirkte.
    Sein Blick strich über sie. "Sie hatten einen Verlust?" Seine Stimme war nun wieder ohne wirkliche Emotion, ganz wie man es in diesem Geschäft kannte.
    "Ich werde Ihnen die Bezahlung des Gefallenen trotzdem aushändig, damit Sie sie unter sich aufteilen können. Schließlich soll der Kontrakt zur Zufriedenheit aller beendet werden."


    Roland machte ein Mittelding aus Nicken und einer angedeuteten Verneigung. Äußerlich unbewegt antwortete er mit einem knappen “Gut.“ Innerlich grinste er jedoch breit. “Traurig ist's muss einer sterben, lustig ist's gibt's was zu erben.“


    Viper fühlte sich etwas frischer, war jedoch wie üblich bedacht darauf, nicht allzu viel von sich preiszugeben. "Eine großzügige Geste." sagte er nur und behielt es sich vor, außer einer landestypischen vVerneigung nichts weiter zum Gespräch beizutragen. Sollte er noch ein oder zweimal für diesen Mann arbeiten würde er vielleicht mehr preisgeben. Bis dahin beschränkte er sich auf das Nötigste.


    Sake schwieg ebenfalls. Aber im Gegensatz zu Viper hatte sein Schweigen etwas Gelöstes und auch das Lächeln war wieder auf seine Züge zurückgekehrt.


    Fire übernahm ganz von selbst den Hauptteil des Gespräches. Sie präsentierte sich ebenfalls relativ entspannt.
    “Danke. Vielleicht könnten sie uns noch die Nummer seines Vermittlers geben. Evtl. hatte er ja Familie.“


    Dem Auftraggeber war es unmöglich, dieser bitte nicht zuentsprechen, da in der indonesischen Kultur die Bedeutung der Familie an höchster Stelle steht. So gab er seinem Adjundanten einen Wink, der Fire daraufhin eine Nummer mitteilte.
    Auf ein weiteres Nicken des Auftraggebers hin übergab dieser Fire ein Etui mit 5 Checksticks mit je 50.000 Nuyen. Alpha wurde herüber gebeten, womit der Kontrakt abgeschlossen war. Alpha ging scheinbar zufrieden mit dem Adjudanten unter Deck.


    Als die beiden weg waren sprach ihr Auftraggeber weiter:
    "Wie vereinbart steht Ihnen der kostenlose Transport an einen von Ihnen gewünschten Ort innerhalb Indonesiens frei." Dabei deutete er auf Aos Frachter, der immer noch in einiger Entfernung Still vor Anker lag. "Es hat mich gefreut, mit Ihnen Geschäfte zu machen."
    Er verabschiedete sie, diesmal per Handschlag.


    “Danke und immer wieder gerne.“ sagte Fire.


    “War mir ein Vergnügen. Wann immer Sie wollen wieder.“ gab Roland zurück.


    Auch Viper und Sake verabschiedeten sich und Fire gab die Credsticks an den jeweiligen Kollegen weiter.


    Sake zeigte ein gleichgültiges Gesicht, als er mit einem knappen "Xièxienín." den Sold entgegen nahm. Aber Roland sah, dass er unter der Fassade doch eine Menge Freude verbarg. Diese Freude kam von dem Wissen, dass er mit diesem Geld für Monate ausgesorgt hatte und vielleicht sogar eine Kur finanzieren konnte, sobald er wieder zu Hause wäre.
    Eilig verschwand der Stick in Sakes Gepäck.


    Roland beließ es bei einem Nicken und auch Viper schwieg weiter.


    Wenig später fanden sich die Söldner wieder auf Aos Frachter ein und genehmigten sich während der Fahrt nach Jakarta endlich einen ausgiebigen Schalf.
    Während der Überfahrt nach Jarkata blieb alles ruhig. Die Mannschaft des Frachters kümmerte sich um ihre Aufgaben und belästigte die Söldner nicht. Auch die 4 Kämpfer hatten genug zu tun, als dass es zu mehr als sporadischen und kurzen Interaktionen kam. Schließlich erfuhren sie über die Sprechanlage des Frachters, dass sie den Hafen erreicht hatten.
    Als sich die Söldner an Deck befanden umwehte sie der typische Geruch eines gewaltigen Containerhafens und auch die abendliche Skyline empfing sie entsprechend mit den erleuchteten Stahlbauten von Raffenerien und Industrieanlagen.
    Sie verließen das Schiff und drängten sich durch eine Reihe von japanischen Matrosen hin zu einem großen Parkplatz, wo zwischen einer großen Menge von Motorrädern wie von Ao versprochen ein Wagen auf sie wartete. Der hagere Chauffeur wirkte unscheinbar und ließ sie einsteigen. Er brachte sie in Richtung Zentrum, vorbei an den Arcologien und Firmengebäuden, bis sie schließlich vor dem Transitterminal von Jarkata hielten, von wo aus eine unüberschaubare Menge an Verkehrsverbindungen mit einer Vielzahl von möglichen Verkehrsmitteln sich über den gesamten Sprawl sapnnten. Während sie auf dem Bürgersteig standen und der Wagen wieder in den beständigen Verkehrsstrom abtauchte wurde den Söldnern klar, dass der Einsatz nun entgültig vorbei war und das Zivilleben sie wieder hatte.


    Roland streckte sich und wog kurz seine Tasche in der Hand.
    Tja Leute, dass sieht nach der berühmten Weggabelung aus. Hier werden sich unserer Wege wohl trennen. War mir ne Freude. Mit keiner anderen Truppe wäre ich lieber durch diesen Dschungel gekrochen. sagte er schon fast mit Melancholie in der Stimme. Er gab jedem die Hand, wobei er mit fire begann und verteilte V-Cards.
    Wann immer Ihr das Gefühl habt, dass Ihr mich brauchen könntet, ruft an.


    Ja hier trennen sich vorerst wohl unsere Wege, auch wenn sich die Wege in den Schatten wohl öfter kreuzen als man erwarten sollte.
    Es war mir eine Freude. Sollte ich keine Angehörigen ausmachen, könnt ihr euch wahrscheinlich in ein paar Wochen über ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk freuen.
    sagte Fire, und reichte ebenfalls jedem eine Karte.
    Meldet euch wenn ihr was braucht oder einfach Sehnsucht habt.


    Ist gebongt. Wir haben da ja noch was zu klären, nicht wahr?! antwortete Roland mit einem Augenzwinkern, während er die Karte in seinen Speicher kopierte.


    Ja das sollten wir bei Gelegenheit mal klären. gab Fire zurück, die genau wusste, worauf Roland anspielte.


    Sake verbeugte sich. Seid bedankt, dass ihr mein zewitweilig unwürdiges Verhalten nicht mit der Strafe belegtet, die sie verdiente. Nach einer weiteren Verbeugung fugte er noch hinzu: Das Geld wird es mir ermöglichen das Risiko eines derartigen Fehlverhaltens künftig zu minimieren. Auch er gab seine Kontaktdaten an, in diesem Falle eine Kung-Fu Schule in Peking. Dann begann er die Hinweißtafeln nach dem hiesigen Informationssystem abzusuchen, um sich dort aus dem Angebot die passende Verbindung heraus zusuchen.


    Viper kommentierte Sakes Ankündigung eines Entzugs nur mit einem Nicken, meinte dann in die Runde: Normalerweise feiert man doch Erfolge - mit einer Siegeszigarre, einem kräftigen Schluck oder wie auch immer. Danach geht jeder seiner Wege.
    Habt ihr Bock?

    Damit rannte er offene Türen ein.


    Klingt perfekt! Die Zigarren spendiere ich. Immerhin habe ich Euch auf der ganzen Tour schon vollgequalmt. antwortete Roland ehrlich erfreut.


    Ich halt mich dann an den Alkohol, außer ihr wollt, dass ich euch den ganzen Abend lang voll huste. sagte Fire, die trotzdem Feuer und Flamme mit dem Vorschlag war.


    Von Sake kam ebenfalls kein Einwand, und so ging Roland zu einem der wartenden Taxis, um eines für sich und seine Kollegen zu sichern. Dann geht der Abend auf meine Kappe. sagte er, als sie einstiegen, nur um da nach für sich selbst zu singen.
    Being drunk and weary
    I went to Molly`s chamber
    Taking my Molly with me
    But I never knew the danger
    For about six or maybe seven
    In walked Captain Farrell
    I jumped up, fired my pistols
    And I shot him with both barrels


    Musha rain dum-a-do dum-a-da
    Whack for my daddy-o
    Whack for my daddy-o
    There`s Whiskey in the jar, o


    Viper nannte dem Fahrer eine Adresse und kurz darauf hielten sie vor einer einfachen und kleinen Kneipe an, die sichtlich genau auf der sozialen Demarkationslinie zwischen Arm und Reich in Jarkata lag.
    Security gibts hier außer einer Schrote unter der Theke nicht. Es war bislang immer ruhig. sagte Viper beim Eintreten, der selbst ein- oder zweimal dort gewesen war, aber noch weit davon entfernt war dort stammgast zu sein.


    Im Inneren erwartete sie eine einfache aber gepflegte Ausstattung aus kleinen Tischen mit Polstermöbeln. Das Publikum bestand zum größten Teil aus Paaren unterschiedliche Altersgruppen. Die ca. 20 Gäste wurden von einem älteren Wirt schnell und gekonnt bedient, die Jahrzehnte der Erfahrung in jeder Bewegung nutzend.
    Viper grüßte ihn mit einer Verbeugung ung führte seine Kameraden zu einem der Tische im Hintergrund.
    Passt Euch das hier? fragte er, während er sich selbst in einem der Sessel niederließ und sein Gepäck neben sich auf dem Boden stellte.


    Hat was. sagte Roland nur, während er sich die Karte (tatsächlich noch aus Papier) von der Mitte des Tisches angelte. Er studierte sie flüchtig, dann fragte er in die Runde: Irgendwelche speziellen Wünsche, oder lasst Ihr mich aussuchen?
    Ich nehm´ einen "Red October" sagte Viper, in erwartung eines Vodkadrinks mit Tomatensaft und einigen scharfen Gewürzen.


    Für einen Moment musterte Roland ihn verstohlen. Weiß er etwa von... Nee, der weiß nichts. Bloß Zufall. er schob seine Befürchtungen beiseite und und orderte für sich selbst einen schottischen Single Malt.


    Wodka Martini wenn's sie nen ordentlichen herstellen. erwidert Fire.


    Sake wählte seinen Namensvetter.


    Sie wurden zügig bedient und als jeder sein Getränk vor sich hatte gab Roland den beiden Herren je eine seiner Zigarren. Du wolltest ja nicht. sagte er mit einem leichten Schulterzucken zu Fire.
    Eine weitere wanderte in seinen Mund. Er riß ein Streichholz an und nach dem seine entzündet war reichte er den anderen das Feuer weiter.
    Während diese ebenfalls ihre Zigarren anzündeten ließ Roland den Rauch für einen Moment in seinem Mund kreisen, dann bließ er ihn mit einem behaglichen Seufzen aus. Herrlich. Nach so einer Ochsentour ist das genau das richtige. stellte er fest.


    Fire erhob ihr Glas zum Salut. Na dann lasst uns auf den erledigten Job und die Gefallenen anstoßen.


    Auf den Dshungel und das er irgendwann als Parkplatz sein Ende finden möge. erwiderte Roland den Toast mit schiefem Lächeln.


    Viper steckte das Messer weg, mit dem er die Zigarre geköpft hatte. Dann nahm er sein Glas.
    Auf die vielen kleinen Mißgeschicke, die nicht zu Katastrophen wurden - ohne sie säßen wir nicht hier. sagte er.


    Sake beließ es bei einem Nicken und so stießen die Gläser zusammen.


    Und, was kommt bei Euch als nächstes? Urlaub und Prassen oder klopft das nächste Problem schon an Eure Tür, um gelöst zu werden? fragte Roland, nach dem er einen Schluck genommen hatte und das Glas abgestellt hatte.


    Viper kratzte sich am Kinn während er antwortete: Erst Regeneration und dann nächste Runde. Wer rastet der rostet - außerdem will ich mein Konto voll haben, bevor ich nichts mehr davon habe.


    Naja ich werde wohl das wenigste verprassen. Ein paar Tage Urlaub und so, aber da dürfte danach noch was übrig sein. erwiderte Fire, während sie ihren Drink schwenkte.


    Roland nickte. Tja, ich bin morgen schon wieder auf Achse. Da brennt jemandem schon wieder die Hütte. Aber wenn das Feuer gelöscht ist, werde ich heir noch mal Urlaub machen. Angewidert dachte er an das nächste Ziel seiner Reise. Fast wünschte er sich in den Dschugel zurück.


    Naja, ganz ehrlich, ich kann mir ein paar schönere Ecken dieser Erde vorstellen, als diesen schwülwarmen Dschungel. äußerte Fire.


    Die Strände hier sind zum Teil sehr hübsch. Außerdem gibt es hier so viele Inseln, daß etliche von denen touristisch noch nicht erfasst wurden. Quasi ideale Orte für echte Ruhe...
    Selbst der Dschungel hat hier auch seine schönen Seiten, wenn man sich die Mühe macht, diese wahrzunehmen.
    Ein seltenes Lächeln zeigte sich auf Vipers Zügen, als er hinzufügte: Ich könnte mich da natürlich als Führer anbieten.


    Da werde ich drauf zurückkommen. Obwohl das eher ein Bildungsurlaub wird. versprach Roland.


    Viper reichte Visitenkarten herum, auf denen nicht mehr als ein KomCode verzeichnet war. Solltet ihr mich erreichen wollen...


    Naja für 'nen Bildungsurlaub würd ich Good ol' Europe empfehlen. sagte fire, während sie die Karte betrachtete.


    Ich werde es mir merken. sagte Roland während er die Karte mit einem Lächeln entgegen nahm. Als er sie verstaut hatte meinte er zu Fire mit einem verschwörerischen Tonfall: Been there, done that. Hier habe ich eher etwas spezielles im Auge.


    Europa... hmm... schien mir immer ein wenig kalt zu sein. Von den Menschen her meine ich. Kein Familiensinn, keine Höflichkeit. Vieles von dem was einem hier zunächst so fremd erscheint, ist langfristig gar nicht so unangenehm. Außer vielleicht die Enge und den Städten. tat Viper seine Meinung kund, während sein Lächeln ungewöhnlliche lange auf seinen Zügen verblieb.


    Dafür fehlt da der Dschungel. Eindeutiges Plus für Europa. Auch wenn ich durch aus innem Dschungel zurecht komme, Städte sind mir lieber. gab Roland ebenfalls lächelnd zurück.


    So senkte sich der Abend über Jarkata. Es war sehr spät geworden, als die vier, die sich als Fremde in diesem Land getroffen hatten als beinahe Freunde auseinander gingen. Das schicksal hatte sie her geführt und auch wenn keiner von Ihnen wusste, ob sie jemals wieder einander so wiedertreffen würden, ging doch jeder mit dem guten Gefühl seine Sache gut gemacht zu haben. Immer hin so gut, dass sie noch am Leben waren. Und dies war der größte Sieg von allen.

  • 17. Epilog.


    Monate später hatte sich die Welt weiter gedreht, wie sie es immer tut. Schon bald waren in Indonesien die Köpfe gerollt, die rollen mussten und auch wenn damit einige Schicksale dort um einiges düsterer geworden waren so nahm die Welt von diesen keine wirkliche Notiz mehr. Andere Ereignisse waren längst wichtiger und drängender geworden.
    Dies galt besonders für Seattle, eine Stadt so pulsierend und hektisch, dass kaum ein Geschehen länger von Bedeutung ist als ein einzelner Tag. Auch wenn Sprawls häufig ähnlichen Gesetzen unterliegen, so ist doch Seattle mit seiner herausragenden Rolle als Handelsmetropole am Pazifik unter diesen Megacities etwas Besonderes. Kein Konzern von Bedeutung kann darauf verzichten hier in irgendeiner Form präsent zu sein. Und so entwachsen dem kleinen Zipfel UCAS immer neue und gewaltigere Konzernbauten. Monumente der Macht des Kapitals. Doch fern ab der Megabauten liegt der Dreck und der Bodensatz dieses in sich geschlossenen Makrosystems. Die Auburn Barrens haben nichts Machtvolles an sich. Sie sind schäbig und vergessen, genau wie die Menschen die hier hausen.
    Die alte verlassene Fabrikhalle symbolisiert dies genauso wie die Arkologien ihre Macht symbolisieren. In letzeter Zeit haben die scheuen Anwohner häufig Grund, sich um ihren Kram zu kümmern, denn seid kurzem gehen in der Halle Personen ein und aus, von denen man sich am besten fern hält. Verbrecher, Schläger und Runner besuchen den Dojo, um auf neutralem Grund das zu trainieren, was sie für ihren Beruf können müssen, nämlich kämpfen.


    Mit diesem Ziel kam Captain Pink nicht dorthin. Der Hüne mit dem Bürstenhaarschnitt in verschiedenen Pinktönen und dem ebenfalls pinken Vollbart wollte sich den Frust abreagieren und schauen, ob es in Seattle nicht wenigstens einen Ort ohne Idioten gab. Er machte sich wenig Hoffnung. Tarantela hatte ihm den Laden empfohlen, was der einzige Grund war, weshalb er sich über die frühabendlichen Straßen hierher begeben hatte. Punks und Ganger musterten ihn kurz aber ein Blick auf die beiden schweren Pistolen in den Schulterhalftern bewegte jeden dazu sich woanders hinzubegeben.
    Schließlich erreichte er den Eingang zum Dojo. Eine vermumte Gestalt glitt an ihm vorbei die Treppe nach oben. Er wunderte sich noch, dann traf ihn der Gestank besthend aus Verwesung und reichlich blligem Parfüm wie ein Vorschlaghammer. Wie vom Donner gerührt blieb er im Eingangsbereich stehen.
    Ach du schöne Scheiße! Welcher Idiot hat den schwulen Parfümdesigner gegeeckt und vergessen aufzuräumen? Kann mal jemand endlich Rücksicht auf die armen Leute mit Geruchsboostern nehmen? sagte er, wärend er sich mit einer affektierten Geste mit der freien Hand unter der Nase herum wedelte. Die andere Trug eine Sporttasche von Ares, auf der das Sacko seiner antranzithfarbenen Anzugkombination lag. Die Anwesenden nahmen wenig Notiz von ihm, als er -möglichst durch den Mund atmend- zu den Umkleidekabinen ging.
    Wenig später hatte er sich in seinen Trainingsanzug (ebenfalls von Ares) gewandet und ging wieder in den Trainingsraum. Er besah sich das Innere nun genauer. Die Austsattung war für einen Straßendojo erstaunlich gut. Von Sandsäcken und Sparingsmatten über hölzerne Männer und Laufbänder bis zu VR-Schießplatzen und SimSence-Automaten reichte das Spektrum, an denen sich die Gäste hier versuchen konnten und von jedem Gerät waren genug vorhanden, dass man einen freien Platz ergattern konnte. An einer Theke aus PlastStahl saßen einige Leute, trinkend und sich unterhaltend. Nur widerwillig gestand sich Captain Pink ein, dass er diesem Ort etwas Positives abgewinnen konnte. Aber nun wurde es Zeit fürs Training.
    "Schwarzes Herz, Kalte Seele Du bist wen ich wähle." murmelte er einen Abzählreim, an dessen Ende sein Finge auf die Sandsäcke wies. Also ging er zu einem der Säcke und begann auf diesen einzuschalgen. Was ihm an Technik mangelte machte er durch rohe Kraft wieder wett, bzw. versuchte es.
    Schließlich hatte er genug vom Sack verkloppen und sah sich ratlos um. Da fiel ihm ein Versprechen ein, dass er noch einzulösen hatte. Er sandte einen Gedankenbefehl an das Telefon in seinem Kopf, suchte Marias Nummer aus dem Speicher und wählte. In diesem Moment klingelte ein Telefon im Raum. Zu seiner Verblüffung sah er, wie Maria bzw. Fire hinter einer der Kraftmaschinen auftauchte, ein Handtuch locker über die Schulter gelegt und in einer Tasche wühlte. Er ging näher ran. Der Lärm im Raum machte es unmöglich ihn zu hören.
    Die Elfin nahm das klingelnde Handy aus der Tasche, zog ein Datenkabel heraus und steckte in den dafür vorgesehenen Port an ihrem Kopf. Ja. erklang Fires stimme in Daves Kopf, während diese nach außen nichts sagte, alle Kommunikation über das Datenkabel direkt aus ihrem Gehirn in das Telefon sendend.
    In die Verwirrung Daves schlich sich Belustigung. Äh, Fire bist Du das?! Hier ist Dave. Er nährte sich weiter.
    Ja wer soll denn sonst an mein Handy gehen? Wo treibst du dich denn gerade rum? fragte Fire, während sie irgendetwas in ihrer Tasche zu suchen schien.
    Dave grinste über das ganze Gesicht, als er antwortete: Hinter Dir.
    Fire brauchte einen Moment, um den rosa Riesen zu erblicken, der sie aus der Entfernung angrinste. Sie lächelte, steckte das Handy weg und ging zu Dave. Hübsche Farbe, muss aber sagen, der graue Panther stand dir besser. sprach sie, während sie ihn umarmte.
    Dave genoß das Kribbeln und erwiderte die Umarmung lächelnd. Naja, ich hätte mich auch noch Fein gemacht, aber ich konnte ja nicht ahnen, dass Du schon hier bist. Bin Dir nicht gefolgt oder so. Wollte einfach ein bisschen meines üblichen Seattle-Frustes abbauen. Und ich dachte wo ich schon hier bin und auf irgend so einen Trottel warten muss, da lass ich doch mal Maria hören, dass ich in der Stadt bin und bereit dazu, mein Versprechen einzulösen. Habe extra einige Zeit in Jakarta dran gehängt um zu trainieren. Und ich bin Grund überhohlt. Weniger Chrom mehr Bio. sagte er, als die Endorphine seine Zunge lösten.
    Na wieso denn Frust. Der verderbteste Sprawl der ganzen Ucas und du schiebst Frust? Aber dem können wir abhelfen. Wie du siehst ist die Matte frei, ich hab mich schon aufgewärmt und schulde dir ja noch 'ne Tracht Prügel oder?! fragte Fire mit einem Augenzwinkern.
    Daves Reaktion bestand aus einem Kopfschütteln. Ich weiß, alle Leute finden Seattle spitze, aber ich kann damit echt nichts anfangen. Lassen wir das Thema lieber, ich kann mich da stundenlang drüber auslassen, und dann war es das mit unserer Möglichkeit, die Sache zu klären. Also los dann. Er betratt die Matte und nahm eine Haltung an, die an Leute erinnerte, die zu viele Rocky-Filme gesehen hatten und nun versuchten einen Boxer zu imitieren. Fertig. verkündete er.
    Auch nicht besser oder schlimmer als jeder andere Sprawl dieser Welt. dachte Maria kopfschüttelnd und nahm ihrerseits ihre Position ein. Im Gegensatz zu ihm stand sie jedoch schräg zu ihm, mit leicht angewinkelten Knien und offener Handfläche ihrer linken Hand, die wohl auch ihre Führungshand war. Ihr vorderer Fuß schien den Boden kaum zu berühren und ihr Gesicht zeigte keine Regung.
    Dave wirkte in seinen Bewegungen dagegen wie ein Klotz. Er stand verspannt da und begann seine Gegnerin mit vorsichtigen Schritten zu umschreiten, während sein Blick an ihr klebte. Er war nicht sicher, ob er es wirklich versuchen wollte sie zu treffen.
    Sie ließ ihn herankommen ohne dass er sagen konnte, was dann passieren würde. Die Antwort kam als er auf etwa 20 cm an ihre Führungshand herangekommen war. Sie führte einen angedeuteten Angriff mit ihrem Bein gegen seinen Bauch aus. Ihr Gegner reagierte langsam und unsicher, schaffte es so grade dem angedeuteten Angriff nicht zum Opfer zu fallen.
    Fire folgte weiter seinen Bewegungen und in dem Moment, als er ausatmete ging sie ansatzlos zu einem explosionsartigen Angriff über. Sie trat nach seinem Oberschenkel, während ihre Hände eine Hoch-Tief-Kombo auf sein Kinn und seinen Bauch zielten. Dave ließ sich von seinen Reflexen leiten und wich zur Seite aus, mit einer Geschwindigkeit, die man ihm nicht zugetraut hätte, wenn man seine vorherigen Bewegungen betrachtet hatte. Er drehte sich zur Seite und seine Hände stießen Fires Fäuste zur Seite. So schnell... raunte er beinahe ehrfürchtig, um dann selbst einen Schlag zu versuchen, der in Richtung Fire ging. Wohin genau wusste er selbst nicht wirklich.
    Fire hatte den Schlag kommen sehen und tauchte ohne Schwierigkeiten unter Daves Arm ab. Seine Deckung war entblöst und so trafen ihre Fäuste seinen Solarplexus. Haltlos taumelte Dave zurück, gefolgt von Fire, die ihn mit einem Hüftwurf auf die Matte befördern wollte. Es sah so aus als wäre dies gar nicht mehr notwendig und Dave von selbst auf die Matte fallen.
    Dieser spürte, wie das Adrenalin gemischt mit Kampfwillen ihn durchfuhr und etwas in seinem Kopf machte „Klick“. Er ließ sich nach hinten kippen und aktivierte seine Sprunghydraulik.
    Die hydraulischen Kolben schlugen hoch und übertrugen die gespeicherte Kraft auf Daves Körper, der eine sichelförmige Bewegung vollführte und mit beiden Füssen Fires Kinn mit einer solchen Kraft trafen, dass es einem normalen Menschen den Kiefer zermalmt hätte.
    Fire taumelte zurück, während Dave die Sichel vollendet und mit dem Rücken zu ihr landete. Obwohl er beinahe sanft aufsetzte zitterte der Boden leicht unter dem Auftreffen der beinahe 200 kg. Fire hatte es noch geschafft leicht auszuweichen, so dass sie nur ein Teil der Kraft getroffen hatte. Trotzdem schmerzte ihr Kiefer höllisch. Sie leß sich davon jedoch nichts an merken. Das tat ja beinahe weh. sagte sie mit einem Lächeln.
    Dave war herum gefahren und hatte sein Verhalten komplett gewandelt. Aus seinen Augen sprühte der Zorn, den er so heftig empfand, dass es die Schmerzen in seiner Brust einfach überdeckte. Er empfand nichts ausser dem Wunsch Fire zu verletzen und sie leiden zu sehen. Seine Bewegungen waren nicht mehr die eines verhinderten Boxers mit Atritis sondern tänzelnd und flexibel. Er hörte auf zu spielen und machte ernst, als er die Bewegungen des Pentjak Silat ausführte, die er in Jarkata gelernt hatte. Kaum das er vom letzten Einsatz zurück war hatte er den nächsten Flieger nach Indonesien bestiegen und war bei der besten Kampfschule eingetreten, die bereit war ihn für Geld (verdammt viel Geld) aufzunehmen. Dort hatte er besessen trainiert und war schnell zu einem der besten Kämpfer dort aufgestiegen. Seine Frau Rally war extra mit nach Indonesien gekommen, damit sie ihn sehen konnte. Erst der Auftrag, der ihn nach Seattle führte hatte ihn gezwungen dieses Training zu unterbrechen.
    Hier, in der Halle kamen die mittlerweile in Fleisch und Blut übergegangenen Übungen bei ihm zum tragen und er tänzelte hin und her, Fire mit seinen kalten blauen Augen fixierend. Wollte Dir auch nicht weh tun. Das hätte dann ganz anders ausgesehen. Vielleicht kommen wir noch dazu. sagte er, während er sich seiner Gegnerin nährte. Diese veränderte ebenfalls ihre Grundstellung. Aus der leichtfüssigen beweglichen Haltung wurde ein fester Stand, wie ein Fels in der Brandung. So erwartete sie Daves Anriff. Und dieser kam beinahe ansatzlos.
    Wie aus dem nichts sprang er nach vorn, wieder unterstützt von seiner implanierten Sprunghydraulik. Mit dem Kopf voran jagte er auf Fire zu, um in ihrem Oberkörper mit ähnlich verheerender Wirkung wie eine lebende Kanonenkugel einzuschlagen.
    Sie drehte sich weg und bekam ihrem Körper ebenso aus seiner Flugbahn. Sie achtete nicht auf den Windstoß, den Daves Körper bei der Luftverdrängung erzeugte sondern rammte ihm ihren Ellenbogen mit aller Kraft in den Rücken, nur um anschließend noch mit der Ferse einen Tritt an die gleiche Stelle auszuführen. Es war als schlüge sie gegen eine Stahlplatte, aber sie verbiss den Schmerz.
    Dave wurde von den Treffern in seiner Flugbahn nach unten gedrückt. All die Kraft, die er in diesen Angriff gelegt hatte wendete sich in diesem Moment gegen ihn. Die Ringmatte sprang ihm entgegen. Er hörte einen dumpfen Schlag und dann spürte er erst einmal nichts außer einem betäubenden Dröhnen in seinem Schädel. Für einen Moment befand er sich in einem Schwebezustand nahe der Bewusstlosigkeit. Es war eben jener Zustand, der ihn realisieren ließ, dass er Fire mit dem Ziel angegriffen hatte, um sie ernsthaft zu verletzen, vielleicht sogar zu töten. Er musste aufhören!
    Langsam bewegte er sich, während er flach auf der Matte lag und ihm klar wurde das dieses hässliche Geräusch von reißendem Fleisch von ihm stammte. Heilige Mutter Gottes! Hat sich einer das Nummernschild von der Walze gemerkt? murmelte er. Die Matten dämpften seine Worte zusätzlich. Langsam kam er auf die Knie, jedoch schien etwas seinen Kopf auf der Matte zu halten. Mit leichter Kraftanstrengung hob er diesen. Das Latexgemisch der Maske riss langsam entlang einer Linie, die hinter seinen Ohren entlang quer über sein Haupt ging. Am Kinn hatte sich sein Gesicht schon abgeschält, so dass es wie ein angebackenes Spiegelei auf der Matte zurück blieb. Darunter kam ein Schädel aus chromfarbenen Metall zum Vorschein, umgeben von den Resten des synthetischen Hautersatzes. Er wandte sich Fire zu und hob abwehrend die Hände. Ok, ok. Ich habs kapiert. Du stehst wirklich nicht auf das Gesicht, nicht wahr?! sagte er mit stählernem Totenkopfgrinsen.
    Fire hob die Augenbraue und blickte Dave für einen Moment einfach nur überrascht an. Langsam senkte sie die Deckung. Unterdessen war dieser langsam und schwankend aufgestanden. Wäre ich Sake würde ich sagen ich habe mein Gesicht verloren. Schätze wir können sagen, das Du wohl gewonnen hast. Er schüttelte den Kopf vorsichtig, um das beständige Dröhnen zu vertreiben. Es gelang ihm mehr schlecht als recht. Hatte es ja auch nicht anders erwartet. sagte er und seine Stimme übermittelte das Lächeln, zu dem sein Gesicht nicht mehr fähig war.
    Fire ließ ihre Deckung vollends sinken, verbeugte sich leicht und blickte auf Daves Hinterlassenschaft auf der Matte.Du solltest dir wirklich überlegen nicht ein besseres Haftmittel für deine Zweite zu benutzen. Sie ging zu ihm und klopfte ihm auf die Schulter. Du hast dich aber auch nicht schlecht geschlagen und wahrscheinlich werde ich blaue Flecken an meinen Knöcheln bekommen. baute sie ihn auf. Dave blickte zu ihr, dann zu der Maske auf der Matte. Besser nicht. Wenn ich mich mal schnell "umziehen" muss, kann sowas echt hinderlich sein, glaub mir. Außerdem habe ich immer was zum wechseln dabei..
    Die beiden gingen nebeneinader von der Matte. Wenn du dir noch was überziehst könnten wir ja noch was drinken gehen? schlug Fire vor. Dave erhob seinen Finger, während sie sich einen Weg durch die Reihe von Zuschauern schlängelten, die sich im Laufe des Kampfes um die Matte versammelt hatten. Nur unter einer Bedingung. Du musst mir helfen mein angeschlagenes Ego wieder aufzubauen. Immerhin bin ich von einer Frau besiegt worden, und Du weißt ja, wie wir Männer so sind. sagte er mit einem beredeten Augenrollen.
    Fires Augenbraue ging wieder nach oben und sie sagte:Ohh dann hätte ich ja schon viele Egos wieder aufpäppeln müssen. Und wie kann ich dir dabei helfen deinem Ego wieder zu alter Blüte zu verhelfen? Dave mochte diese Geste und brauchte einen Augenblick, um sich von dem Anblick ihrer Augenbraue loszureißen. Ein kleiner Wettstreit in meiner Lieblingsdisziplin vielleicht? schlug er mit Blick auf den Schießstand vor. Wenn Du mich dabei besiegst, schenke ich Dir mein Herz. Der Satz klang weniger ernst als er gemeint war.
    Klar, würde allerdings vorschlagen wir nehmen die gleichen Waffen.
    So 'ne Hämmerlie eignet sich hervorragend als Übungswaffe oder 'ne schöne Walther als solide deutsche Wertarbeit. Mal sehen, was die so haben.
    meinte sie mit einem Schulterzucken. Wir sollten einfach nur sehen, dass wir beide vom Gleichen Ausganspunkt ausgehen, also am Besten noch nie mit einer Pistole diese Typs geschossen haben.
    Hätte noch welche gehabt, wären Dave in diesem Moment die Gesichtszüge entgleist. Du erwartest von mir, dass ich wirklich mit einer Waffe schieße, die nicht von Ares kommt? Entschuldige bitte, aber dann kannst Du gleich von mir verlangen, nackt bis auf ein rosa Schleifchen am Schwanz in die Nächste Trollkneipe zu gehen und das mit einem Schild in der Hand: Die Söhne Saurons haben tote Fische im Arsch. Nene, wenn dann auch wirklich mit echten Waffen.
    Zur Fairness biete ich Dir an, Dir eine meiner Davenators abzugeben.
    sagte er, wobei das letzte so kang als würde er Fire gerade anbieten mit ihr aus dem Gral auf Bruderschaft zu trinken, was seiner Einstellung zu dieser Sache auch ziemlich nahe kam.
    Fire blickte ihn überrascht an. Ähh genau das meinte ich mit Fairness. Du schießt mit dem Ding seit Jahren, dass du da besser triffst ist ja nachvollziehbar, das wäre das selbe, als würde ich dir eine meiner Raptors zum Schießen geben.
    Wie wäre es als Kompromiss mit ner Pred III? Nicht schön aber immerhin von Ares.
    sagte sie mit einem Schulterzucken.
    Dave grübelte einen Moment, dann kam ihm ein Gedanke. Was hälst Du davon: Eine Runde mit Deinen Raptors, eine mit meinen Davenators und dann wir beide jeweils mit unseren Lieblingen gegeneinander.
    Na das hört sich doch besser an. Allerdings müssen wir dann nacheinander schießen, ich trag die selten im Duell-Zweierpack mit mir rum. antwortete Fire.
    Alles klar. Das hört sich doch super an. Ich hol mir nur eben meine Schätzchen und dann kann es losgehen. sagte dave und eilte in die Kabine. Dort warf er sich seinen Doppelholster um und suchte sich aus seiner Sporttasche die Ersatzmaske heraus. Nach dem er die Reste der alten entfernt hatte zog er das neue Gesicht über und verwandelte sich in einen ca. 50-Jährigen Menschen mit leicht gebräunter Haut und schwarzem graumeliertem Haar. So ging er zurück in die Halle. Den Panther hab ich gerade nicht dabei. Hoffe das tut es auch. sagte er zu Fire, die mittlerweile ihre Waffe und einige Magazine bereit hielt.
    Siehst ja schon fast wieder ansehnlich aus. Wir sollten uns auf ein Erkennungszeichen einigen, nicht dass ich dich mal aus Versehen anfahre oder so. Wie wäre es mit einer rosa Rose? schlug Fire vor, nach dem sie ihn kurz wohlwollend gemustert hatte. Dave antwortete mit einem herzlichen Lachen. Gute Idee. Werde mir gleich eine Kaufen und immer eine tragen, wann immer ich in Seattle bin. Sein Blick ging von Marias Gesicht zu der Waffe. Sie war mattschwarz und an sich für jemanden der sich nicht mit Pistolen auskannte nur durch den fest eingebauten Schalldämpfer von anderen Pistolen zu unterscheiden. Dave sah jedoch mehr. Sie war bullig; realtiv breiter dafür kurzer Lauf, kräftiger Schlitten. Ein InduktionsPad für SmartGun-Uplink im Griff und ein Ultraschalldistanzmesser unter dem Lauf waren ebenfalls zu erkennen.
    Fire warf ihm die Waffe und eines der Magzine zu. Vorsicht das Ding ist scharf und gefährlich. warnte sie ihn.
    Geübt fing Dave beides auf. Er ließ die Waffe einige Male in bester Westernmanier um den Zeigefinger kreisen. Dies war jedoch mehr als Poserei. Die Art und Weise, wie die Waffe kreiste und das Druckempfinden an seinem Finger verriet ihm einiges über Fires „Raptor“. Sie war aus feinstem Chrom-Nickel-Molybdän-Stahl gefertigt und der Lauf wieß selbst in Anbetracht des angebrachten Schalldämpfers ein merkliches Übergewicht auf. Dave beendete die Show und lud die Waffe durch. Anschließend zielte er in eine freie Raumecke. Auf dem Bildschirm seiner Cyberaugen erschien das SmartGunII-Display der Waffe. Namenhafte Hersteller wurden inklusive Logo für einzelne Komponeten aufgeführt und auch die SimSenceimpulse waren sauber programmiert. Dave fühlte die Waffe, als sei sie ein Teil von ihm, nicht einfach nur ein Stück Metall, welches er in der Hand hielt. Gleichzeitig waren die Impulse nicht so stark, dass sie den Nutzer irritierten. Die Waffe war genau wie seine Davenators für Kaliber .50 Munition ausgelegt. Ein Treffer mit dieser schweren Munition hatte das Potential ein Gesicht in ein abstraktes Kunstwerk zum Thema Verkehrsunfälle zu verwandeln. Fire musste für diese Waffe eine Menge investiert haben.
    Schönes Stück. Ein bisschen Kopflastig für meinen Geschmack, aber für den Rückstoß natürlich schön, dass sie nicht so bockt. Ein zahmer Büffel mit Bumms. fasste er seine Beobachtungen zusammen, bevor er die Waffe zurück nahm und neben seinem Kinn an die Schulter setzte. Einige der anderen Gäste schienen ebenfalls die Waffe zu bewundern, aber Dave ignorierte sie und ging zu den Konsolen des Schießstandes.
    Dort angekommen schaltete er die Optionen der VR-Anlage durch. Auf seinem Gesicht erschien ein ambivalenter Audruck. Nett. Nicht heraus fordernd, aber nett. Nehmen wir doch erstmal was, damit ich mit diesem Raubtier warm Werden kann. meinte er am Ende. Er machte einige Einstellungen, worauf auf dem Schirm in etwa 10 Metern Entfernung 3 rotierende Scheiben von etwa 3 cm Durchmesser. Sie bewegten sich träge von rechts nach links.
    Dave hob die Waffe an der Schützenpostion und kaum hatte er sie in Position gehoben schoss er dreimal so schnell hintereinander, dass für ein wirkliches Zielen kaum Zeit blieb. Trotzdem traffen die Projektile sauber ihr Ziel. Er nickte zufrieden. Gute Waffe. Der Rückstoß ist echt ein Witz. Die verreißt kaum. Mir persönlich ein bisschen zu schwach, aber besser als ein bockender Esel. Hast Dir da was echt Feines geben lassen. Aber schauen wir mal, wie es unter ernsten Bedingungen mit ihr steht.
    Er änderte einige Einstellungen an der Konsole und die Scheiben bewegten sich nun um Einiges schneller über das Feld. Gleichzeitig hüpften sie unvorhersehbar auf und ab. Wieder ließ Dave sich wenig Zeit zum Zielen. Kaum war das Fadenkreuz der SamrtGun auf der Scheibe drückte er ab. Die Raptor lag wie ein Fels in seiner Hand und ruckte kaum bei den Schüssen. Die ersten beiden Projektile trafen ihr Ziel, nur der dritte Schuss ging fehl, als sich die Scheibe spontan entschloss nach unten abzudriften. Dave legte nach und der vierte Schuss traf.
    Daves Gesicht sprach Bände. Abzugspunkt etwas soft, wenn Du mich fragst. beurteilte er abschließend.
    Fire hatte schweigend zugesehen. Nun nahm sie Dave die Waffe wieder ab. Naja ist ne Gewöhnungssache. Der Druckpunkt ist so eingestellt wie ich es seit Jahren gewöhnt bin. erklärte sie, während sie das Programm wieder startete. Die ersten drei Schuss versengte sie ähnlich wie Dave ohne Mühe. Bei der zweiten Runde nahm sie sich eine Winzigkeit mehr Zeit zum Zielen, traf dafür aber auch mit jedem Schuss.
    Dave stand daneben und sah ihr zu. Als sie fertig war nickte er bestätitgend mit dem Kopf. Ist ne Frage des Geschmacks. Lust auf ne harte Runde? Er wandte sich wieder der Konsole zu.
    Immer doch. Je härter desto besser. lautete Fires knappe Antwort.
    Daves Gesicht strahlte vor Freude. Das ist die Richtige Einstellung. sagte er und drehte die Regler für die Schwierigkeit rücksichtslos nach oben. Die Scheiben schrumpften auf 2 cm zusammen. Es erschienen rote und grüne scheiben, die unberechnbar durch die Gegend trieben. Die Konsole informierte die Beiden das Rot Game Over bedeutete. Mehr gibt die Kiste nicht her. meinte Dave mit einem missmutigen Blick auf die Konsole.
    Fire drückte ihm die Raptor in die Hand. Na dann Alter vor Schönheit. Dave antwortete mit einem schiefen Grinsen. Zum Kuckuck... er nahm die Waffe und blickte kurz zu den Zeilen, dann wieder zu Fire. Himmel Arsch und Wolkenbruch, da hab ich nicht mal ein Magazin geleert, und dann so was.
    Sein Blick wandte sich wieder den Zielen zu und wählte ein Ziel aus. Er folgte ihm einen Moment mit den Augen, bevor er die Waffe hob. Diesmal nahm er sich auch einen Moment zum Zielen. Erst danach feuerte er.
    *Pling*
    Die Scheibe verschwand nach dem Treffer.
    Na, besser wird es wohl nicht. meinte er mit geringer Zufriedenheit. Er hielt Fire die Pistole hin. Lassen wir mal besser den Profi ran.
    Sie nahm die Raptor lächelnd engegen. Na dann wollen wir doch mal. Fire legte an und beobachtete zunächst die Bewegungen. Dann schoss sie und traf sauber eine grüne Scheibe. Sie senkte die Waffe und wandte sich an Dave: Und nun? Nächste Waffe?
    Ja! antwortete Dave mit beinahe kindlicher Freude. Geübt zog er seine Waffen. Sie waren beide absolut identisch. Verglichen mit Silvers Raptor waren sie schlanker und mit deutlich längerem Lauf. Sie waren extrem leicht, da sie nicht aus Stahl sondern einer Hightech-Keramik gefertigt waren, die nicht von den üblichen Waffendetektoren aufgespürt werden konnte. Auch sie besaßen ein Induktionspad, verzichteten ansonsten aber auf von Außen sichtbare Zusätze. Die Form der Waffe inklusive der vom Abzug ausgehenden Flosse erinnerten stark an die Ares Predator 2, auf deren Design die Waffe augenscheinlich basierte. Entlang des mattsilbernen Laufes war ein Totenkopf im Profil graviert, der einen malvenfarbenen Kometenschweif hinter sich her zog. In diesen waren die Worte „Think, Pink“ graviert.
    Er blickte zur rechten Pistole und sprach: Stimmerkennung Davenator 2. Identifiziere Nutzer Pink. Aus dem Inneren der Waffe erklang eine Stimme, die an eine weibliche Rezeptionistin erinnerte: Nutzer "Pink" identifiziert. Nutzer hat Administratorenzugriff.
    Davenator 2. Neuen Nutzer anlegen. Temporäres Konto als beschränkter Benutzer. Kennung des Nutzers ist "Fire". befahl Dave. Emmotionslos antwortete die Stimme: Konto für temporären Benutzer "Fire" ist angelegt. Bitte Frame lesen. Mit einer lockeren Drehung hielt er Fire die Pistole hin. Ist frei geschaltet.
    Fire hatte die Kontrollen wieder auf Anfang gestellt. Sie nahm die Waffe in die Hand und versenkte mühelos die drei Scheiben. Anschließend nickte sie Dave zu. Na dann zeig mal was du mit deinen eigenen Waffen kannst.
    All right! Aus Dave sprach nun eindeutig Freude. Mit schnellen Fingern stellte er die Konsole ein. Dann wandte er sich den Zielen zu und aus der Bewegung heraus versenkte er die drei Ziele mit beidhändigem Feuer. Automatisch sprang das Gerät in die „ernste“ Stufe. Auch hier verzichtete Dave aufs Zielen und neitete die Scheiben ebenfalls beidhändig um. Als nächstes ging das Programm ans Limit. Dave senkte die rechte Waffe und feuerte wieder nur aus der Bewegung heraus mit Links einen weiteren Treffer. Die rechte Hand samt Waffe schoß hervor und schwenkte nach links, so dass sich beide Arme überkreuzten. Noch in der Bewegung traf er eine zweite Scheibe. Das *Pling* war noch nicht verklungen, da war Dave hochgesprungen und machte einen Salto in der Luft.
    Das Fadenkreuz, welches auf das Display in seinen Augen projiziert wurde schlug wilde Kapriolen über sein Sichtfeld. Im Bruchteil einer Sekunde kreuzte es die Flugbahn einer der grünen Scheiben. Dave drückte ab.
    Er brauchte nicht auf das akkustische Signal zu warten, um zu wissen, dass er getroffen hatte. Er gönnte sich einen Moment des Stolzes. Das Dieser Moment etwas zu lange gedauert hatte wurde ihm klar, als er –die Landung vergessend- mit dem Gesäß voran auf den harten Betonboden der Halle aufsetzte. Autsch! kommentierte er sein Missgeschick.
    Weniger ist manchmal mehr nicht? lautet Fires Kommentar, begleitet von einem Lächeln. Sie nahm ihm die Waffe ab, die er für sie freigeschaltet hatte und während er sich erhob zielte sie jeweils sorgfältig und legte ebenfalls drei Scheiben um. Und jetzt mein Freund? fragte sie ihn.
    Dave hatte sich vollends erhoben und rieb seinen Hintern. Grrmpf. Ich wollte es halt etwas interessanter gestalten. Dieses Ding kennt halt nur das Kinder-Programm. Er schenkte der Konsole einen abwertenden Blick. Einigen wir uns auf Unentschieden?! schlug er vor.
    Würd ich auch sagen. stimmte sie zu und reichte ihm die Davenator mit dem Griff voran.
    Dave ergriff die Waffe und steckte sie in das Holster. Auch die bei ihm verbliebene Waffe kam zurück an ihren Platz. Er würde die beiden Waffen später grundreinigen. So manch einer der mit Dave zutun gehabt hatte war irritiert von Daves Sauberkeitswahn bezüglich seiner Waffen. Auf der anderen Seite wussten die wenigsten, dass diese unscheinbaren Pistolen über 60.000 Nuyen das Stück gekostet hatten. Vermutlich würden diese Leute dann verstehen, warum er sie so aufwändig in Schuss hielt. Puuh. Das erleichtert mich jetzt echt. Wie sieht es mit Deinem Angebot für nen Drink aus? Ich könnte jetzt echt einen gebrauchen. Abgesehen davon muss ich ja noch nen Blumenladen finden. sagte er, nach dem er die Hände wieder frei hatte.
    Klar ich kenn da ein paar nette Bars oder von mir aus auch einen der berühmt-berüchtigten Runnerclubs wenn's denn sein muss. Nach was steht dir denn der Sinn? 'nem guten Whiskey, 'nem kühlen Blonden oder der Laune des Barkeepers? sagte sie mit einer ironischen Betonung der Runnerclubs.
    Also ein kühles Blondes bei enem Lockern Inn wäre schon was Feines. Solange da nicht zu viele von diesen Pseudorunnern aus Seattle abhängen. stellte Dave fest.
    Wenn Dich ein paar Screamers nicht stören, können wir gerne in ihre Stammkneipe gehen. Hab bissher noch keine Pseudorunner dort gesehen. lautete Fires Vorschlag.
    Dave lächelte. Klingt gut. An ein paar Sportlern habe ich mich noch nie gestört.
    Und so verließen sie gemeinsam den Dojo, einem angenehmen Abend entgegen.


    The End(?)

  • Puuuh! Das war mehr Arbeit als es am Anfang schien, aber es ist vollbracht. Ich muss mich an dieser Stelle dafür entschuldigen, dass ich mit dem Ende so lange gebraucht habe, aber ich war zwischenzeitlich so eingespannt in dieses verdammte Real-Life, dass ich für das Schreiben einfach keine Zeit hatte.
    Ich habe das [RO]-Präfix entfernt und gebe mein kleines Werk (133 DINA4 Seiten bei Sriftgröße 10) jetzt zu Diskussion frei. Bitte nicht zu viel hauen, ja?! :angel: