Wie baue ich Vertrauen auf?

  • ¡Hola!
    Evtl. hab ich auch bald die Gelegenheit, eine Runde mit mehr und weniger erfahrenen Spieler_Innen zu leiten. Dabei beschaeftigt mich vor allem das Problem, dass sich bei mir in diversen Runden immer wieder gezeigt hat: Mangelndes Vertrauen der Runner_Innen in ihre Team-Kolleg_Innen.
    Bei den meisten meiner Runden hatten alle Spieler_Innen die Moeglichkeit, ihre Chars vollkommen frei zu entywickeln - keine "Alternativ-Kampagne", keine feste, drueberstehende Organisation u.ae. Das heisst, der Ex-Kon-Mage stand neben der Soeldnerin, und der Critterjaeger aus den Barrens war ebenfalls aufm Plan. Das geht fuer einen Run, sofern alle professionell genug sind. Dann werden alle von ihrer jeweiligen Kontaktperson informiert, finden sich im Hinterzimmer eines Clubs zusammen und treffen sich dort zum ersten Mal. Der J. kommt, gibt die Spielregeln vor und geht. Das Team trifft sich irgendwo anders nochmal, tauscht die notwendigen Infos ueber sich aus ("Ich stark", "Ich Mojo"). Dann ziehen sie den Run durch und kassieren die Kohle.


    Wenn sie Profis sind, die die Paranoia ihrer Welt ernst genommen haben, gibt es IMHO wenig Gruende, jetzt noch direkt mit den Runner_Innen einen saufen zu gehen. Im Gegenteil, jeder paranoide (und damit nach SR-Massstaeben vernuenftige) mensch sollte die Kohle kassieren und fuer mind. ne Woche untertauchen. Und waehrend dessen die benutzten Com-Nummern umtauschen, und den wichtigen Bezugsperson (aka Schieber) die neue zukommen lassen. Ich finde dies durchaus logisch, immerhin wurden vermutlich wieder ein Haufen Gesetze gebrochen, und der beste Schutz vorm Knast / Exekutionskommando ist immer noch, gar nicht erst gefasst zu werden.


    Ich habe in meinen mittlerweile 5 Jahren immer noch keine langanhaltende Kampagne gespielt. Hat sich nie ergeben. Deswegen habe ich diverse CHars in diversen Zusammensetzungen gespielt. Ein richtiges, dauerhaftes "Team" hat sich leider nie ergeben. Mir als harmoniebeduerftigen Menschen ( ;) ) fehlt dies jedoch und ich wuierde das gerne aendern, wenn ich schon selber leiten darf. Dazu suche ich noch ideen, bei denen die Char-Erstellung trotzdem nicht eingeschraenkt wird.


    Meine ersten eigenen Plaene:
    - Die Spieler_Innen dazu ermutigen, sich zu ueberlegen, ob sie evtl. einen anderen SC von frueher (selbe Gang / Kampf-Einheit / Yak-Clan / Uni) kennen
    - Bevor dem ersten Runde bereits vereinzelt mit SpielerInnen spielen, die sich in brenzliger Situation gegenseitig helfen und sich danach befreunden (z.B. beide geraten zufaellig in ein Gang-Gefecht; Ork-Sam sieht, wie ein Haufen Humanis-Fans auf Humanis-Gegner (politisierter SC) einpruegeln etc.). Auch hier such ich noch nach Ideen


    Waehrend eines Runs erwarte ich von den meisten SCs, dass sie so professionell sind, kleinere Zwistigkeiten liegen zu lassen. Und bei Profi-SCs wundere ich mich auch nicht, wenn Stoerenfriede aus dem weiteren Run ausgeschaltet werden (und ja, ich habe schon mehr als einmal erlebt, dass sich Runner_Innen gegenseitig die Knarren an die Schlaefe gehalten haben - das ist der Hauptgrund fuer diesen Forenbeitrag)
    Um wirklich Vertrauen zueinander aufzubauen, sollten aber - so rein psychologisch gesehen - besondere Gefahren-Elemente hinein. Wie das bei einem durchschnittlichen und daher sowieso lebensgefaehrlichen Run funzen sollte, ist mir aber nicht klar. Schoen waere - so glaub ich - einfach die "wir wurden gemeinsam aufs Kreuz gelegt, deshalb raechen wir usn jetzt gemeinsam"-Variante. Gibt´s dazu Ideen?


    So weit von mir. Wenn es tatsaechlich dazu schon einen Forenbeitrag gibt, hab ich ihn nicht gefunden. Daher: Erfahrungen und Ideen?

  • Imho prinzipiell eine Spielerfrage. Wenn die Spieler denken, MIsstrauen sei toll, wird keine Macht der Welt dieses erschüttern. Umgekehrt jedoch, wenn die Spieler(!) auf das Ziel "Teamplay" hinarbeiten, geht vieles leichter. Klar kann man dann noch immer Streitereien spielen, aber der Spielerwunsch ist, dass es sich letzten Endes in Wohlgefallen auflöst.


    Manche Leute betonen ja gerne, dass es keine andere Lösung gab, als Riesen-Paranoia, aber in Wahrheit hat jeder Spieler immer dutzende Möglichkeiten im Rahmen seines Charakters. Da muß man dann halt versuchen, letzten Endes in die gewünschte Richtung zu lenken.


    Ich meine, was wären Liebesfilme, wenn beide Schauspieler darauf bestünden, dass ihre Charaktere sich hassen wie die Pest und nix das ändern könnte? :-)

  • Vertrauen aufbauen geht über verschiedene Wege:


    Sie haben alle den selben Schieber, dass rückt sie schon mal enger zusammen - vor allem, wenn der Schieber für den anderen (basierend auf der Hintergrundgeschichte) auch mal ein gutes Wort einlegt bzw. den anderen Spielern hat als Mittelsperson klar macht


    "Ok, der Kerl kann ein echter Arsch sein, aber vor 2 Monaten hat er für einen seiner damaligen Teamkollegen den seinigen riskiert, ohne eigenen Vorteil."


    Das Vertrauen entsteht erst mit der Zeit, das kann man nie forcieren
    aber man kann ja dazu beitragen. Die Reputation als sehr teamfähiger Typ ist in den Schatten auch nicht zu verachten.


    wenn der Schieber auch ein etwas lockerer Typ wäre (muss ja nicht jeder verbissen sein) dann liegt es in seinem interesse, dass ein gutes Team (wie sich auf einem Run ja mal ergeben hat) sich auch weiter gut versteht


    und das geht entweder über totale Isolation oder.. effizienter indem er die einzelnen Teamleute auch mal nach nem Run zu ner entspannten Runde Bier einlädt, ohne "nur Geschäftsbasis"


    wenn die Spieler sich auch untereinander verstehen, wird das umso leichter. Es ist auch hilfreich die Spieler zu einer guter Hintergrundgeschichte zu ermutigen und noch viel hilfreicher: ihnen auch mal Gelegenheit zu geben die zu erzählen !


    Und wenn du daran schon sitzt, dann kannst du als SL auch bei der Charerstellung eingreifen und sagen "Ja, also dieser kaltblütige Typ ist ja wirklich cool, find ich auch toll das du dir schon eine Bodycounttabelle ausgedruckt hast, mit den Spalten Konstitutionsattribut und Anzahl an benötigter Runden um das Ziel umzunieten.... aber... ich hätte gern trotz Essenzloch einen zu irgendeiner sozialen Interaktion fähigen Charakter.."


    so und die wichtigste Info natürlich ans Ende:
    Sag deinen Spielern ganz hochoffiziell wie du dir die Runde wünscht ! Es sollen ja alle Spaß haben und du als SL bist damit inbegriffen (logischerweise, du hast die ganze verdammte, anstrengende und manchmal echt undankbare Arbeit !)
    Das werden deine Spieler sicher verstehen :)

  • Wege zum einigermaßen festen Team (halbwegs aktuelle Erfahrung):
    -Nach dem ersten gemeinsamen Run war mein Charakter unproffessionell genug, die anderen auf nen Drink in nem respektablen Nachtclub einzuladen (Wahrscheinlichkeit für die anderen, hier in eine Falle zu Laufen : höchst unwahrscheinlich)
    -Nach OP-Absprache kannten sich bereits zwei Charaktere (einer davon war meiner), weil sie gemeinsam (inklusive abgestimmter Fake-SINs) die Betreiber eines kleinen Bodyguardunternehmens für Sprawler waren. Ein weiterer Char hatte ne gemeinsame Runner-mäßige Vergangenheit mit meinem in HK (anfangs arbeiteten wir in Seattle).
    -Einige Chars hatten den selben Schieber.
    -Zwei Chars waren persönlichkeitstechnisch eher auf ne Anführerfigur angewiesen (einer mit wenig Rückgrad, einer mit beinahe Kadavergehorsam), was auch größtenteils mein Char übernommen hat.

    "As the sagest of sages have said: Not attempt to male-bovine defecate unto a male-bovine defecator!"
    -the fusion-phallused violator of worlds
    "Oil the squids, I'm going in!"
    -the dreaded captain Fang

  • Moin,Moin
    Las die Chars gemeinsam durch den Dreck waten.
    nichts schweißt Gruppen stärker zusammen als einen gemeinsamen Feind zu haben oder sich gegenseitig das Leben zu retten.Schau,das Du Situationen erschaffst in denn jeder der Chars Mögllichkeiten hat den anderem oder einem anderen Teammitglied den Arsch zu retten.
    Ein gemeinsamer Schieber und ein bischen Cooperation der Spieler dazu und fertig ist das zukünftige A-Team


    mit Tanz am Morgen
    Medizinmann

  • "Medizinmann" schrieb:

    und fertig ist das zukünftige A-Team


    Na danke für den Ohrwurm... :D


    Wenn die Chars neu erstellt werden, dann kann man ja versuchen, sie mehr oder weniger schon bekannt zu machen, bevor die Kampagne beginnt. Mit bereits fertigen Chars ist der schon genannte gemeinsame Feind sicher hilfreich. Auch gut dürften Missionen sein, bei denen man das Team teilt und sich die eine Hälfte wirklich auf die andere verlassen muss. Sowas kann allerdings auch nach hinten los gehen und spätestens wenn das passiert sollte man die Angelegenheit OP lösen.

  • Tipps zur Kenntnis genommen und fuer gut befunden.


    Vor allem der gemeinsame Schieber, der mit allen einen saufen geht gefaellt mir.


    Ich bin jetzt sogar noch einen Schritt weiter und habe ueberlegt, dass ich von allen Char-Vorschlaege haben will, die durchdenken und durchsprehen, bevor ich ihnen 117 Aufbau-Punkte gebe (SR3), und dann erstmal eine Form von Mini-Abenteuer mit 1 bis 2 SCs spiele. Mini-Abenteuer heisst wirklich nur ein "Geh zu Stuffer-Shack-XY und finde heraus, warum die gerade die neuen Toaster so billig machen" oder "Pruegel den Typen der Mini-Gang A in Verkleidung als Mini-Ganger von B zusammen und verschwinde". Um bei dieser Gelegenheit mit anderen SCs zusammenzukommen und danach gemeinsam und unprofessionell ein Bier trinken zu gehen.
    Danach sollten meine Spieler_Innen ein erstes Gefuhel fuer ihren Char entwickelt haben und entscheiden koennen, in was sie die letzten 6 Punkte investieren wollen. Ich finde es naemlich sehr doof, erst waehrend eines Abenteuers noch irgnedwelche Punkte umaendern zu wollen, auch wenn das so in irgendnem Regelwerk steht.
    Gibt´s fuer solche Ideen schon irgendwelche Erfahrungen?


    Geht natuerlich nur, wenn ich entsprechend viel Zeit habe; aber als Nicht-auf-Bachelor-Studierender ist das ein geringeres Problem ;)

  • also bei uns entstehen Gruppen erst im Laufe von mehreren Runden... meist ist weniger der durchgestandene Run der Grund sondern ein häufigeres Zusammentreffen bestimmter Chars :-) so weiss man schon, wer was kann und das kann man als meister sehr einfach und logisch einbauen... Runner A macht mit B und C einen Run... A und C kommen gut miteinander klar... nun taucht noch D auf und der würde das Team ergänzen, schon kriegen A C und D zufällig häufiger zusammen Aufträge... klappt oft und so kann man gut funktionierende Charkonstellationen aufbauen
    (bei uns passte mein Ork-Hermetiker auf biegen und brechen nicht in so eine Weltverbesserer-Keksebackrunde... aber mit dem detailverliebten Rigger und der klugen Einbrecherin kann er wunderbar--> der tolle Teil: immer die selben 3 Spieler ;-D
    Mfg Fire auch wenns etwas länger wurde

    »Ein wirklicher Mann denkt nicht an Sieg oder Niederlage. Er stürzt sich unbekümmert in einen irrationalen Tod.
    - Tsunetomo Yamamoto -

  • Was e.E.n. auch gut geht (neben dem gemeinsamen Fixer - dem traut man ja wohl nicht immer...) sind einfach gemeinsame Connections. Wenn man da "zufällig" etwas nachhilft, das die Leute irgendwie über Kreuz sich so näher kommen können, geht das erfahrungsgemäß ganz gut.


    greetings!
    bardobard

  • je nach Gruppe kannst du auch diesen hier Bringen:
    Spieler 1. du wachst auf, hast einen trockenen Mund........ links neben dir siehst du wie sich im Zwielicht eine Gestalt regt, die auch am Boden liegt.... sie trägt....
    Spieler 2: analog sieht Sp 1 und Sp 2.... Geschichte drum mit viel Horror und Misstrauen und dann ein schönes Happyend mit einem Beutestück dass zu heiss ist um es sofort zu verticken aber erst später durch die Spieleranzahl geteilt werden kann :-D


    Wink Fire

    »Ein wirklicher Mann denkt nicht an Sieg oder Niederlage. Er stürzt sich unbekümmert in einen irrationalen Tod.
    - Tsunetomo Yamamoto -

  • Vertrauen muss wachsen, man kann es etwas fördern durch einen gemeinsamen Hintergrund, wie der doc das schon beschrieben hat, aber wenn die Spieler nicht bereit sind ihre Chars vertrauen zu lassen ist es wenig wahrscheinlivh, das sich Vertrauen aufbaut. Zur Not kann man die Spieler daran erinnern das jeder mal einen Freund braucht.

    Be professional, be polite.. but have a plan to kill everyone you meet.

  • Manchmal hilft es, wenn die Spieler zusammengehörige Charaktere erstellt (Brüder wie in der Blutige Pfad Gottes etc...).


    Gemeinsame Connectiions helfen, gemeinsame Goodies auch (Oberschihct Wohnung nur zusammen bezahlbar, magische Gruppe irgendwer?)...


    Ansonsten ist ein gemeinsames Ziel hilfreich, aber annehmen müssen es die Spieler selbst.

  • Ich sehe es so. Runner die Ständig mit anderen durch die Schatten laufen haben eine geringere überlebensquote als die, die in einem festen Team sind.


    Ich als SL hatte bis jetzte keine probleme, denn die Spieler versuchen immer selber irgendetwas zu machen um das Team zusammen zuschweißen. Sie suchen also nach gründen warum sie mit denen zusammen arbeiten wollen.

  • "William F. Drake" schrieb:


    (...), denn die Spieler versuchen immer selber irgendetwas zu machen um das Team zusammen zuschweißen. Sie suchen also nach gründen warum sie mit denen zusammen arbeiten wollen.


    Das kann ich menschlich ja total nachvollziehen, birgt aber in der paranoiden Welt von SR enorme Risiken.
    Aber ich werd das vorher auf jeden Fall vor dem ersten Run nochmal in meiner Runde ansprechen.

  • "William F. Drake" schrieb:

    Ich als SL hatte bis jetzte keine probleme, denn die Spieler versuchen immer selber irgendetwas zu machen um das Team zusammen zuschweißen. Sie suchen also nach gründen warum sie mit denen zusammen arbeiten wollen.


    Ich kann dir versichern, dass das nicht immer passiert. Wenn man sich lang genug kennt, dann rauft man sich zusammen, ja, aber wirkliches Vertrauen ist in unserer Runde sehr selten, denn im Zweifelsfall prüft man doch lieber selbst nochmal alles nach. Letztlich sind Runner Söldner und wer weiss schon, ob einer der anderen nicht vielleicht von irgendnem Kon/alten Feind bezahlt wurde, um einen in die Falle zu locken. Besonders wenn es darum geht, dass einzelne Mitglieder des Teams einige gefährliche Parts übernehmen müssen.



    Was die Überlebenschance angeht, kann ich dir auch nicht ganz zustimmen. Gute Freunde können einen rausholen, wenn man in der Scheisse steckt, das stimmt, aber das Ganze kann eben auch umgekehrt der Fall sein und wer blind alles für seine Kameraden riskiert endet mit Pech schneller unter der Erde als ihm lieb ist.

  • Es hängt auch stark an den jeweiligen Chars.


    In einer meiner früheren SR2/3 Spielergruppen haben hintereinander zwei Teams gespielt. Das erste Team war (nachdem meine Psychodeckerin weg war) schon eher ne Familie. Die Gilette hat den Voodoopriester sogar geheiratet. Und meine Otaku war mit dem Alligatorschamanen zusammen (beides eher schräge Paare). Die anderen beiden Chars waren zwar solo, aber dennoch waren wir alle schon richtig eng miteinander Befreundet.


    In der darauffolgenden Gruppe waren unsere Chras einader zwar freundschaftlich zugetan, alles in allem aber war die Beziehung wesendlich weniger persönlich. Außer vllt mein Ex-Terrorist und eine Gilette, die ne Wohngemeinschaft hatten, auch um ihre jeweiligen (nicht gemeinsamen) Kinder großzuziehen (besonders die Tochter meines Chars war ... in diesem schwierigen Alter).


    In meiner jetzigen Gruppe (in dem Fall auch ne andere Spielerschaft) sind die Chars zwar loyal und freundschaflich miteinander (meistens), aber da herrscht eine klare professionelle Distanz zwischen ihnen.


    Und auch in dieser Spielergruppe hatten wir schon Spielrunden, wo einzelne Chars in ner WG miteinander wohnten und dicke Freunde waren.


    Aber generell bevorzuge ich immer freundschaftliche Bande zwischen den SCs, einfach, weil dann besser gemeinsame Downtime gespielt werden kann. Es muss aber halt auch zu den Chars passen.

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