[IP] Der Fluch des Jadepalastes

  • #1


    Montag, 17. Februar 2071, 15:21 Uhr
    Seattle, Renton, Cedar Mountain Ressort, Golfplatz B


    Es war ein eigenartiger Anblick für die drei Bodyguards die den designierten Botschafter/Sprecher der NAN auf seinem Golfspiel in luftiger höhe Begleiteten.


    Die Gruppe die vor ihnen spielte, war nun wirklich nicht gerade alltäglich, gerade in Renton, einem der Metamenschen- und Ausländerfeindlichsten Bezirke Seattles. Gerade vor dem siebten Loch - einem vertrackten PAR-5 – holten sie die illustre Runde ein.
    Die Trolldame im hochgeschlitzten Jadegrünen „Kleidchen“ aus feinster Chinaseide und im klassisch-chinesischen Stil -ärmelfrei- geschnitten, stach einem zuerst ins Auge. Ihre zwei Leibwächter, ebenfalls Trolle, einer als Caddy „getarnt“ und der andere in einem violetten Smoking, beobachten abwechselnd die „Lady“ und die Umgebung. Ein Ork in Orange-Roten Lederklamotten mit schwarzen Kanji-Symbolen verziert beobachtet das ganze aus der Entfernung. Begleitet wurde die chinesische Troll-Triade von einem älteren asiatischen Herren mit etwa einem Dutzend jüngerer asiatischer Herren im Schlepptau, alle in feine schwarz-gekämmte Anzüge gehüllt, dunkle Sonnenbrillen, Ohrstöpsel und dem Pin am Revers, der drei goldene gekreuzte Schlangen in einem Ring zeigt.


    „Schön das sie es zu dieser Partie geschafft haben, Miss Lin, oder soll ich sie die „Drachenlady“ nennen?“ Der alte Asiate hatte den Kopf zur Seite geneigt und nur leicht angehoben, das melierte Haar, die kleinen Fältchen um die Augen, all dies sollte die Welt glauben lassen Nita Kyosama wäre immer noch Ende 40. „Ich bitte Sie darum mich so zu nennen wie sie möchten, Qyabun, die Einladung ist an sich schon eine große Ehre.“ Die japanischen Floskeln legten sich wie zermahlener Tee in die Briese die an diesem Nachmittag etwas an schärfe Gewann. Der Geruch der Stadt vermischte sich mit dem von frisch geschlagenem Holz und dem von frischem Gras. Die letzten paar Worte waren die Ersten die seit dem Zusammentreffen vor einer Stunde am ersten Loch – einem putzigen PAR-3er, dazu gedacht die Egos der Spieler zu stärken- gewechselt worden waren.

    Dieses Meeting würde eeeee-wig dauern, wenn das so weiter ging, aber ich werde den Teufel tun und einen Bruch der Etiquette riskieren.
    Juen Lin war nicht nach Seattle gekommen um hier nur als Anführerin einer kleinen Triade ein bisschen für Ordnung zu sorgen und abzucashen. Sie wollte mehr und zu ihrem Glück war Kyosama ein Mann der Visionen hatte und verstand sie umzusetzen.


    „Das alles hier wird Asialand“ sagte er langsam während sein Sekretär Sedaku ein AR-Overlay über einen Teil von Renton legte, der die Besitzverhältnisse aufteilte und die funkelnde Vision eines Asiatischen Vergnügungsparks darüberlegte. „Und WIR werden den Deal machen.“ Nita Kyosama wirkte wie ein kleiner Junge als er begann Ihr die Details für eines der größten Projekte Seattles zu erklären.


    „Ihre Visionen sind beeindruckend, Oyabun.“, Juen Lin war von dem Charisma des alten Japaners angetan, „Ich bin sicher wir werden uns einig.“



    Samstag, 15. August 2071, 14:23 Uhr
    Seattle, Downtown, Renraku Arcology, Yamaha Motors „Wheels & Wires“

    „Willkommen in unserer Dependance, Sir, wie darf ich Ihnen behilflich sein? Wenn Sie lieber von einer menschlichen Beraterin beraten werden möchten wenden sie sich an den Schalter. “
    Der Holographische Einkaufsassistent ähnelte einem bekannten Britischen Schauspieler der auch ein Motoradmagazin moderierte. Muss die Typen eine Stange Geld gekostet haben, dachte Simon, während er überlegte ob es ihm lieber wäre sich von einer der „optimierten“ Verkaufsberaterinnen bequatscht zu werden oder von einem Hologram...


    Donnerstag, 13. August 2071, 05:17 Uhr
    Seattle, Tacoma, South Cushman Avenue Ecke 41st Street, Eisenberg Complex -Appartment 1408


    Nike schreckte hoch. Ihr ganzer Körper war in Schweiß gebadet. Ihr ganzer Körper? - Nein! Ein paar Stellen leisteten erbitterten Widerstand. Sie beobachtete wie sich in der Beuge Ihres Cyberarmes ein paar Tropfen sammelten und die Oberfläche zum glänzen brachte. Ihr Blick glitt in die Reflexionen der Tropfen, ihr Gesicht, ihren Traum und... ...in die Flammen ihrer Vergangenheit...


    Montag, 17. August 2071, 16:15 Uhr
    Seattle, Renton, Maplewood, „Britneys Boxing Gym“


    Ron schnaufte schwer während er Punches und Kicks in harten Kombinationen gegen den Kevlargefütterten Boxsack prallen ließ. Atemzug um Atemzug erhöhte er die Härte der Schläge und verringerte das Tempo zu gunsten der Genauigkeit und Sauberkeit der Manöver die ihm seit Jahren in Fleisch und Blut übergegangen waren. Er liebte das Gefühl sich auszupowern, einfach Ork sein und Dampf machen. Er visualisierte die Kämpfe die er schon hinter sich gebracht hatte, tauchte unter den Angriffen imaginärer Gegner weg und feuerte Konter um Konter gegen den Boxsack.

    Only the Paranoid survive! -Spider Jerusalem-

    Einmal editiert, zuletzt von Milton ()

  • [OP: Nike (Nike, die Göttin – nicht der Turnschuh!!!)


    Nike ist eine Norm-Frau, Ende 30 (aber immer noch attraktiv ;-) ) von ca. 1,75 m. Sie hat schulterlange schwarze Haare mit blonden Strähnen und einen schlanken Körperbau. Der rechte Arm ist ein chromfarbener Cyberarm. Ihre Cyberaugen haben wechselnde Farben. Momentan haben sie eine goldene Iris. Meistens trägt sie kurzärmlige Tops unter einer schwarzen Panzerjacke, blue Jeans und hohe Stiefel. Gelegentlich trägt sie auch kurze Röcke unter denen sie jedoch Leggings anhat.


    Eine Mischung aus „Battle Angel Alita“, „Bellatrix Lestrange“ und „Nanny Fine“ beschreibt Nike ganz gut. ^^ ]

    Charaktere können auch nach der Charaktererschaffung schwanger werden, allerdings erhalten sie dadurch keinen Karmabonus.
    (Schattenhandbuch 2, Seite 165)

  • [OP: Kennt ihr die Fernsehserie Lost mit diesen langweiligen Rückblenden? Hier kommen zwei solche aus Nikes Leben BEVOR sie Shadowrunnerin wurde. Ihr könnt sie natürlich überspringen, da sie nichts mit dem Run zu tun haben]



    ADL, Stuttgart, 08.02.2039 morgens.


    Nike hieß zu diesem Zeitpunkt noch Nathalie. Sie hatte große Mühe mit ihrer Mutter Schritt zu halten, die sie die großen Steintreppen hochzog. Blöd, dass sie ihr Auto verlassen hatten. Aber die Straßen waren gesperrt. Überall waren aufgeregte Menschen zu sehen die Plakate und Fahnen schwangen. Obwohl Nathalie schon in der Grundschule war konnte sie nicht alle Worte darauf lesen. Das sie heute nicht zur Schule musste gefiel ihr gut. Einige betrunkene Männer grölten das Lied vom letzten Sommer: „Berlin! Berlin! Wir scheißen auf Berlin!“ Nathalie lachte und sang fröhlich mit; „ ...wir scheißen auf Berlin!“Ihre Mutter zog sie schmerzhaft am Arm. „Sei Still! Sing nicht dieses Lied!“
    Nathalie begann zu weinen. Ihre Mutter ging in die Hocke und küsste sie auf die Stirn. „Schsssss. Tut mir Leid, Liebling. Alles wird gut! Wir holen jetzt deinen Bruder. Und dann gehen wir heim zu Papa. Alles wird gut!“
    Doch Nathalie wusste das Mama log.


    Die Tränen liefen ihr noch über die Wangen als sie am Ende der Treppen auf dem Schlossplatz ankamen.
    Ihre Mutter blieb kurz stehen. So viele Menschen hatte wohl auch sie noch nie hier gesehen. Alle schreien sich an und schubsten sich herum. In der Ferne waren wieder Schüsse zu hören und dichte Rauchwolken hingen über der Stadt. Hubschrauber ratterten über ihren Köpfen. Nathalie glaubte kurz am Horizont den alten Stuttgarter Fernsehturm durch den Rauch zu erkennen. Komisch. Der Fernsehturm rauchte auch?


    Ihre Mutter hatte etwas entdeckt. Sie lief auf einen komischen Zaun am Rande der Königsstraße zu und zog Nathalie grob hinterher. „Oh Gott! Daniel! Daniel wo bist du!“ reif Mutter den Namen ihres großen Bruders.


    Vor einem Tor am Zaun standen einige Männer in komischen Klamotten die ihnen den Weg versperrten. Ihre Mutter zeigte ihnen ein Papier aber die Männer schüttelten nur den Kopf und sagten:
    „Bedaure aber die Veränderten dürfen das Areal zu ihrer eigenen Sicherheit nicht verlassen. Gehen Sie zurück!“ Nathalie konnte sehen, dass die Leute hinter dem Zaun so welche wie ihr großer Bruder waren. Sie sahen aus wie Menschen hatten aber lange Ohren und Zähne, wie lustige Hunde. Globolisierte oder so sagten die Erwachsenen. Nathalie konnte Daniel leider nicht entdecken. Hoffentlich kam er bald. Er wollte ihr doch mit dem Fahrrad helfen.


    Ihre Mutter ließ nicht locker und schrie:“ Verdammte Faschisten! Ich weiß, dass mein Sohn hier ist. Er hat mich auf dem Handy angerufen! Ihr Schweine!“Nathalie war entsetzt. So hatte sie ihre Mutter noch nie gehört!


    Doch da machten auch andere Leute aus der Menge ihrer Wut Luft.
    Ein großer, schlanker Mann hinter ihnen nahm seinen Hut ab, unter dem er zwei spitze Ohren verborgen hatte. In der anderen Hand hielt er eine Pistole. „Für die Freiheit!“ brüllte er und schoss auf die Männer am Tor.
    Panik brach aus. Alle schrieen und rempelten sich an. Nathalie wurde von ihrer Mutter weggestoßen und von der Menge mitgerissen. Sie konnte ihre Mutter nirgends mehr sehen. Nathalie schrie ...




    Der Mond, nähe Südpol, Station „Fernsicht“ 15.06.2061, Nachmittag.


    Nike hüpfte weiter über die aschgraue Mondoberfläche. Ihre Kräfte begannen nachzulassen und ihr Raumanzug hatte höchstes noch für eine Stunde Sauerstoff.


    Hüpf hüpf. Immer weiter! Hüpf hüpf. Ein kleiner Hüpfer für mich. Ein großer Hüpfer für die Menschheit. Hü-Hüpf! Meine Spuren werden hier im Regolith für alle Ewigkeit zurückbleiben. Hüpf. Wenn selbst die Pyramiden, der Eifelturm und Harrys Würstchenbude nur noch Staub sind wird man MEINE Fußspuren noch sehen können. Haha. Hüpf!


    Gerade als sie spürte den Verstand zu verlieren erklang Sergei’s Stimme im Headset.
    „Wir chaben es geschafft! Chätte ich euch klainen Akademikern gar nicht zugetraut.“


    Nike klappte ihr goldbeschichtetes Sonnenschutz-Visir etwas höher und konnte das Modul Bioshäre 1 vor sich sehen. Obwohl sie im Astralraum oft komische Dinge gesehen hatte: ein Gewächshaus mitten auf dem Mond, vor der Kulisse des schwarzen Sternenhimmels steckte alles in die Tasche. Hinter den Panzerglasscheiben konnte sie die großen grünen Blätter der Pflanzen erkennen.


    Dr. Jonas seufzte erleichtert und ließ sich erschöpft niedersinken.
    Sergei untersuchte das Schleusentor. „Oh, njet gut. Unsere Gäste chaben die Schleuse deaktiviert. Das ganze Keypad chaben sie geschmolzen.“


    „WAS!“ brüllte Dr. Jonas hysterisch in sein Helmfunk. „Brechen Sie es auf! ICH WILL NICHT STERBEN!“


    „Und womit Dr. Oberschlau? Ich chabe kain Werkzeug. Die Bohnenfresser sind uns mit dem Mond-Buggy zuvorgekommen.“


    Nike war zu erschöpft um dem Streit weiter zuzuhören.
    Sie setzte sich in den Staub und lehnte sich mit ihren Rückentornister gegen die Metallwand.


    Die Azzies (obwohl sie nicht mal wussten ob die mysteriösen Angreifer, die sie aus „Fernsicht“ vertrieben hatten wirklich für Aztech arbeiteten – der Konzernkrieg wurde langsam unübersichtlich) hatten sie zwar nicht erwischt. Aber sie hatten ihren einzigen Zufluchtsort außerhalb der Station versperrt. Eigentlich war das nur fair. Denn mit Sergeis Hilfe hatte sie nach ihrer Flucht die Abdeckplatten des Hitzeschildes des Transportraumschiffes sabotiert.
    Die ganze schöne Ladung mit dem Mondgestein-Telesma würde verglühen sobald die Azzies in den Erdorbit eintraten. Was für eine Verschwendung! Aber sie hatten richtig gehandelt! Saeder-Krupp durfte sein Monopol nicht verlieren. Wenn Tonnenweise Mondgestein auf dem Schwarzmarkt der Taliskrämer auftauchen würde ...


    Nun, das war jetzt nicht mehr wichtig. Schade. Sie wünschte sich sie hätte doch Kinder bekommen. Sie hätte vieles anders machen sollen.
    Als sie den Kopf hob sah sie am Horizont die Erde auftauchen (na ja, eigentlich ging die Erde hier nie unter, aber so klang es romantischer). Es war sogar Vollerde!


    Was für ein herrlicher Anblick für die letzten Momente ihres Lebens!


    „Challo Klaine. Kannst du mir sagen, wie alte dieser Stein wohl ist?“ hörte sie die Stimme des alten Russen, der schon Kosmonaut gewesen war, als nur Nationalstaaten Weltraumforschung betrieben.


    Drek! Warum musste der Mistkerl ihr ihren schönen tragischen Tod versauen?

    „Woher soll ich das wissen? Verpiss dich du Arschloch!“


    „Hahah. Ich wusste glaich, dass DU keine Geologin bist. Du bist Magierin bei der internen Sicherheit! Du bist chier um die Diebstähle des Telesmas aufzuklären!“Nike richtete sich auf.


    „Woher weißt du das?“Ganz ainfach. ICH habe die paar Steinchen gestohlen! Hey maine Kinderchen und Enkel müssen auch leben! Haha. Und außerdem ist es jetzt egal. Die Azzies haben jetzt die ganze Monatsladung unter den Nagel gerissen.“


    Nike schnaubte verächtlich und betrachtete wieder die schöne blaue Erde am Horizont.


    Aber es gibt noch ainen Weg in die Biosphäre. Wir können reinkriechen und in Ruhe abwarten bis man uns abholt. Man kann das Außenschott der Schleuse manuell von innen öffnen.“


    Nike erhob sich und folgte Sergei zur Schleuse. Auch Dr Jonas horchte auf und kam aufgeregt herüber.
    Sergei zeigte durch die Panzerglasscheibe auf einen Hebel in der Schleuse.
    Toller Hebel. Aber der ist drinnen und wir sind draußen!“


    „Aber du bist doch Magierin. Mach ainfach klaine Telekinese Zauber und leg Hebel um!“




    "Hallo!? Wir sind hier auf dem MOND schon vergessen? Wie viele Zauber und Geister hast du hier ohne ne Flasche Wodka gesehen? Idiot!“
    Aber Sergei hatte Recht es war die letzte Möglichkeit, die ihnen noch blieb.
    Konnte sie es schaffen? Sie hatte es natürlich nie selbst versucht.
    Die Manablase des Mondes war nicht so schlimm wie im tiefen Raum.
    Sie war eine erfahrene Initiatin.
    Und die lebende Aura der vielen Pfanzen hinter dem Glas würde vielleicht auch helfen.



    „Selbst wenn ich es schaffe einen Mickerzauber auf den Hebel zu wirken. Der Entzug durch den Hohlraum wird entweder meine Magie vernichten, meinen Verstand vernichten oder mich gleich selbst vernichten!“


    „Schon möglich, Klaine. Aber wenn du gar nichts tust wirst du doch sowieso sterben. Und unser Dr Jonas ist zwar ein Faigling, aber er kann dich sicher wiederbeleben wenn wir drin sind.“ Dr Jonas nickte eifrig.


    „Ok. Ich werde es tut. Das ist der Tanz mit dem Teufel. Die ultimative Herausforderung. Aber bevor ich gleich sterbe muss ich dir noch was sagen, Sergei!“
    Sergei kommt näher. Da schließt Nikes Hand mit dem Dikote-Messer blitzschnell vor und scheidet einen tiefen Riss in seinen Raumanzug. Sergei jappst nach der endweichenden Luft. Seine Augen quellen hervor und er fällt im Todeskampf wie ein Käfer auf den Rücken in den Staub des Mondes.


    „Niemand bestiehlt Seader-Krupp. Niemand!“


    Dann wendet sie sich dem Hebel zu .

    Charaktere können auch nach der Charaktererschaffung schwanger werden, allerdings erhalten sie dadurch keinen Karmabonus.
    (Schattenhandbuch 2, Seite 165)

    2 Mal editiert, zuletzt von Tildus ()

  • #4


    „Willkommen in unserer Dependance, Sir, wie darf ich Ihnen behilflich sein? Wenn Sie lieber von einer menschlichen Beraterin beraten werden möchten wenden sie sich an den Schalter. “
    Die Entscheidung wurde Simon von seinen Kopfschmerzen abgenommen. Er hatte weder Lust sich noch an einen Schalter zu begeben noch sich aus anderen Gründen länger aufzuhalten als nötig. Genau genommen hatte gerade wenig Lust überhaupt noch etwas zu erledigen. Aber wenn er nicht weiterhin Taxi fahren wollte hatte er keine große Wahl.
    Da er auch sonst kein großer Motorrad-Fan war, blendete er den Assistenten schlicht aus seinem AR-Blickfeld aus und rief stattdessen den Katalog auf. Anstatt einfach zu blättern ließ er die Angebote gleich dem Preis nach sortieren und wurde schnell fündig. Eine Yamaha Growler sollte 5500 Nuyen kosten und als Sonderangebot gab es die Basis-Schutzkleidung gratis dazu.
    Bevor er das Angebot auswählte, musste er noch einmal seine neue Bankverbindung aufrufen und sich vergewissern, den Kontostand richtig im Sinn zu haben. Neben den Kopfschmerzen ein weiteres sicheres Zeichen von Übermüdung. Die hätte ja auch ruhig mal großzügiger mit dem Konto sein können... Das war natürlich unfair, aber in dieser Sekunde hatte Simon keine große Lust, den Gedanken zu vertiefen.
    Er lehnte alle Vorschläge zur kostenpflichtigen Aufwertung des Fahrzeugs oder der Kleidung ab und bekam gleich darauf bescheid, neuer Besitzer eines Motorrads zu sein. Grüne Pfeile tauchten im Raum auf und wiesen ihn zur Abholung.
    Kurze Zeit später trug er die neue Jacke und den Helm und schwang sich auf sein neues Fahrzeug. Vier Räder wären besser... Mit einem Gedankenbefehl kopierte Simon die Adresse die Isabella ihm gegeben hatte in die Nav-Soft seines Kommlinks. Fahrtüchtig war er bestimmt nicht mehr, aber zum Glück interessierte sich niemand weiter für ihn und schon bald sah die Gegend auch nicht mehr so aus, als würde sich der Star häufig dahin verlaufen.


    Das Ziel stellte sich als heruntergekommener Wohnblock in einer ebenso heruntergekommenen Gegend am Rande Redmonds heraus. Nicht viel anders als die Ecke, aus der er gerade verschwunden war. Simon stellte die Maschine am Straßenrand ab und betrat das Gebäude. Die Luft war etwas muffig, aber stank immerhin nicht nach Erbrochenem oder Urin. Eindeutig eine Besserung...


    Es war nicht schwer die Wohnung zu finden. Isabella hatte ihm eine Chipkarte gegeben und im Erdgeschoss war nur eine Tür mit einem Kartenleser und Magschloss ausgestattet. Während er seine Taschen durchsuchte musterte er die Tür selbst. Mehr aus Routine als aus echtem Interesse stellte er fest, dass sie zwar solide war, aber... Wer hier wirklich hereinwollte würde bestimmt nicht versuchen das Schloss zu überbrücken. Naja, immerhin gut gemeint... Einen Sekundenbruchteil verzogen sich seine Mundwinkel zu einem müden Lächeln, dann fielen sie wieder zurück. Mit einem dezenten Piepen akzeptierte das Schloss die Karte und Simon betrat seine neue Unterkunft. Der Eindruck der Tür bestätigte sich von innen, wie er beiläufig bemerkte als er sie hinter sich verschloss.


    Sonntag, 16. August 2071, 8:47 Uhr
    Mit einer Hand wischte Simon sich flüchtig durchs Gesicht, als würde er Schlaf aus den Augen reiben wollen. Gleichzeitig fragte er sich, warum er sich das nach all den Jahren immer noch nicht abgewöhnt hatte. Auf das Gefühl der splittergeschützten Linsen hatte er sich schließlich auch schon lange eingestellt. Er ließ die Augen noch geschlossen und blendete nur die Uhrzeit in eine Ecke des ansonsten schwarzen Blickfelds. Habe ich über 15 Stunden geschlafen? Das war ihm schon lange nicht mehr passiert, aber dann wurde ihm bewusst, dass er auch seit Mittwoch Morgen insgesamt nur ein paar Minuten gedöst hatte. Auch Schlafregulatoren hatten ihre Grenzen, leider.
    Endlich öffnete er seine Augen und sah sich um. Der Helm und die Motorradjacke lagen auf dem Fußboden, die anderen Sachen hatte er immer noch an. Aber er lag in einem richtigen Bett, nicht nur auf einer alten Matratze wie noch vor kurzem.
    Dunkel erinnerte er sich, den Rest der Wohnung noch gar nicht in Augenschein genommen hatte. Was war da los mit dir, Mann?
    Natürlich wusste er das genau, aber er ließ die Entschuldigungen nicht gelten. Diesmal nicht. Er würde sich zusammenreißen müssen. Entschlossen schwang er sich aus dem Bett und ging als erstes einmal vollständig durch die Wohnung. Neben dem Schlafzimmer bestand sie aus einem keinen Arbeits- und Wohnzimmer mit einer kleinen Kochecke sowie einem Bad. Alles wirkte überraschend sauber und aufgeräumt, aber interessant war ansonsten nur ein Fenster im Wohnzimmer, dass in einen kleinen Hinterhof zeigte. Er würde nachher gucken, wie man dort herein und heraus kommen konnte.


    Erstmal ließ Simon sich aber in das Sofa fallen und fischte nach seinen Zigarretten. Die waren nach der Nacht leider ziemlich zerdrückt, aber er zündete sich trotzdem eine an. Zwei tiefe Züge, dann rekapitulierte er seine Situation. Ausgeschlafen sah das ganze schon nicht mehr so schlimm aus, alles schien irgendwie schon weiter weg zu sein...
    Das galt zumindest für die Leiche in der Bar - die Waffe hatte er jedenfalls zerlegt in verschiedene Mülleimer im Zentrum verteilt. Dazu hatte er eine neue Unterkunft und eine, nein zwei, neue SINs... All das schaffte schnell gefühlten Abstand. Wobei, es war schon ein seltsames Gefühl, eine andere SIN in sein Kommlink zu laden.
    Und für das alles hatte er nichtmal viel machen müssen, bisher. Aber er würde sich revangieren, soviel war klar.
    Man bekam nicht eine zweite Chance im Leben und warf sie dann einfach weg. Das war ihm in den letzten Tagen klar geworden. Er drückte die Kippe in einem auf dem Tisch stehenden Aschenbecher aus und stand auf. Ich werd jedenfalls wieder mehr trainieren müssen...
    50 Liegestütz später bereute er seinen spontanen Enthusiasmus. Brust und Arme brannten ungewohnt nach Sauerstoff und er schnappte auf dem Boden liegend nach Luft.
    In der Tat, er hatte einiges vor sich...
    Trotzdem gab es erstmal wichtigeres. Isabella hatte ihm einige Komm-Nummern gegeben... Ihm fiel allerdings rechtzeitig wieder an, dass es noch ziemlich früh und Sonntag war.
    Stattdessen ging er deshalb zurück ins Schlafzimmer und zog eine schwarze Sporttasche unter dem Bett hervor. Obwohl er irgendwie mit sowas gerechnet hatte, irritierte ihn der Anblick der Waffen darin. Simon konnte es drehen und wenden wie er wollte, es passte einfach nicht in sein Bild von Isabella Lyndsay. Eigentlich passte da zwar nichts von allem in den letzten Tagen herein... Aber die Chipkarte zu einer Wohnung war doch noch etwas anderes eine modifizierte HK227X.
    Er verschob die Gedanken darüber auf später. Eigentlich spielte es keine Rolle - die Sachen waren da und so echt wie sie nur sein konnten. Über die Details konnte er später immer noch nachdenken. Zu viel Nachdenken war sowieso nicht gut, das hatte er inzwischen gelernt.
    Simon begann, die Waffen zu zerlegen und jedes Einzelteil einmal gründlich zu mustern. Alles wirkte fabrikneu. Und nur eine Pistole wies die vertraute Prägung einer Registrierung auf. Es überraschte ihn nicht mehr, dass der Colt Manhunter offensichtlich bereits auf seine neue SIN angemeldet war.


    Gegen 10 Uhr war alles bis auf den registrierten Manhunter wieder in der Tasche und Simon beschloss, dass es spät genug war um zu telefonieren...

  • #5


    Montag, 17. August 2071, 16:15 Uhr
    Seattle, Renton, Maplewood, „Britneys Boxing Gym“


    Ron schnaufte schwer während er Punches und Kicks in harten Kombinationen gegen den Kevlargefütterten Boxsack prallen ließ. Atemzug um Atemzug erhöhte er die Härte der Schläge und verringerte das Tempo zu Gunsten der Genauigkeit und Sauberkeit der Manöver die ihm seit Jahren in Fleisch und Blut übergegangen waren. Er liebte das Gefühl sich auszupowern, einfach Ork sein und Dampf machen. Er visualisierte die Kämpfe die er schon hinter sich gebracht hatte, tauchte unter den Angriffen imaginärer Gegner weg und feuerte Konter um Konter gegen den Boxsack.



    Ron tat seit knapp 35 Minuten nichts anderes, wieder einmal kontrollierte er auf dem AR-Interface seinen Puls – 156 – perfekt, Milchsäuregehalt und Blutdruck – roter Bereich - hervorragend, es würde nicht mehr lange dauern.


    Es gibt Leute die joggen 10 Meilen, bleiben stehen, drehen sich um blicken zurück, sind erschöpft und stolz auf das Geleistete, gehen zum Auto und fahren nach Hause. So etwas würde Ron niemals passieren. Er würde nicht stehen bleiben und sich umdrehen. Nicht solange er noch weiterlaufen könnte.
    Eine Sache die er vom Leben gelernt hat, nicht stehen zu bleiben und zufrieden zu sein, sondern weiterzulaufen bis er zusammenbricht, danach aufstehen und neu anfangen. Immer wieder.


    Einmal noch Vollgas, seit knapp 10 Minuten schmerzt jeder Muskel. Der Blick ist starr, gerichtet gerade auf den schwarzen Kunststoffbezug des Boxsacks und es beginnt ein angespanntes Warten auf das Eintreten des Tunnelblicks. Ron sinkt aufs Knie, er zittert am ganzen Körper und die verkrampfenden Arme helfen nicht wirklich, den Körper in einer aufrechten Position zu halten. Diese 30 Sekunden absoluter Schwärze.


    Absolute Leere in den eigenen Gedanken. Nichts. Kein Leid, Kummer, oder Verlustgedanke. Knappe 30 Sekunden absoluter Stille.
    Kraft, Ausdauer, der Job, waren die Gründe warum Ron damals das Training hier anfing, aber in den letzten Monaten ging es immer weniger um diese, als viel mehr um 30 Sekunden Frieden.


    Langsam richteten sich die fast zweieinhalb Zentner Ron wieder auf. Immer noch etwas zittrig löste er das Tape der Handschuhe.


    Die Halle war fast leer und nur in der gegenüberliegenden Ecke hörte man noch das rhythmische Klatschen eines Punchingballs in Bewegung. Um diese Zeit war nie viel los hier und Ron hatte die ganze Bank für sich allein. 3,2 Einheiten Milchsäureregulator, befahl das AR - Fenster und Ron gehorchte, auch die 13 Gramm Proteinkonzentrat schluckte er widerspruchslos. 750 Kilokalorien standen als Empfehlung im Raum. Ron nahm einen Kirschgeschmack-Dextrose-Riegel für 1000. Auf keinen Fall wollte er es riskieren abzunehmen, denn die Fettpolster kaschierten zu perfekt den orkischen Körperbau. Überhaupt waren nur noch Genforscher, Zahnärzte und Magier in der Lage Ron zweifelsfrei als Ork zu identifizieren. Zu gut waren die kosmetischen und chirurgischen Modifikationen die die von Natur aus schon wenig ausgeprägten Merkmale verschwinden haben lassen. Und Ron war auch nicht bereit anderen einen Tipp zu geben indem er irgendein Klischee erfüllte.

    OK Kemal, Ich bin fertig, viel Spaß noch!

    Bis morgen!


    Der Empfang war leer. Warum auch nicht, nur Kemal und er waren hier, die schwere Tür verschlossen und wer rein wollte konnte klingeln. Ron legte die Messgeräte auf den Tresen und verließ das Gym.


    Drei Blocks weiter war er schon zu Hause. Ron öffnete das Metallgitter, welches den Innenhof vor dem Abschaum der Straße schützen sollte. Unter einer blauen Plane parkte dort Rons Auto und die Tatsache, dass es da noch parkte stellte Ron sichtlich zufrieden.


    Die Dusche nach der Anstrengung ist eine weitere Belohnung. Nur kalt und etwas braun um diese Tageszeit, aber nicht einmal das konnte ihn jetzt stören. Nicht jetzt.


    Die dunkelbraunen Haare zum Seitenscheitel gekämmt, der Vollbart mit der Schere fast übertrieben exakt auf einen Zentimeter gestutzt und den massigen Körper in Anzughose und Strickpullover verpackt lässt Ron sich auf sein Sofa fallen. So wie er jetzt aussah hätte man ihn fast als Schwiegersohn verkaufen können, lediglich der billige alkoholfreie Scotch in seiner Hand hätte bei jeder normalen Mutter zu Abwertungen geführt.


    Ron schaltete den Trid ein und zappte durch die 189 Programme die er hier mit der schäbigen Zimmerantenne empfangen konnte. Er schaltete aus und schenkte nach. Etwa eine Minute lang blickte er an die Wand, nahm einen Schluck und entschied sich dann doch das Trid wieder einzuschalten. Zum Glück hatte der Arzt damals die Tränendrüsen entfernt.


    Airrace, es gibt nichts Langweiligeres als Airrace. Nichts außer dass was sie auf den anderen Sendern zeigten. Eigentlich ist es sowieso seltsam montags um 18:00 mit einem Scotch auf dem Sofa zu sitzen. Vor drei Monaten hätte er um diese Zeit angefangen zu arbeiten, aber der Star ließ sich jetzt wieder häufiger in den citynahen Bereichen Redmonds blicken und sie sahen es nicht gern wenn Leute private Straßenkehrer bezahlen. Er arbeitete jetzt von zu Hause aus und Anselm rief an, wenn er Hilfe vorm Laden brauchte. Lange würde es Rons Job nicht mehr geben, denn mit dem Auftauchen des Stars haben sich Rons Kunden weiter von Anselms kleiner Spielhölle entfernt und das Arbeitsgerät “Mossberg AM-CMDT“ stand seit Wochen unberührt im Schirmständer.


    Trotzdem ist es gerade erst einen Monat her, dass Anselm ihm ein komplettes Harwareupdate organisiert hat um die Vorcrashware wieder konkurrenzfähig zu machen. Ron war entsprechend zuversichtlich, dass er auch weiterhin in den Plänen des kleinen Juden vorkam, in welcher Form auch immer.


    Hochgelegte Füße und Erschöpfung gewannen schlussendlich den Kampf gegen Airrace.

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    Einmal editiert, zuletzt von Splinter ()

  • Seattle, Tacoma, Docks (Astralraum), 13. August 2071, 21:26 Uhr



    Es war sicher nicht übertrieben Ace als hyperaktiven Jungen zu bezeichnen. Aber diesmal war er selbst für seine Verhältnisse nervös. Nike konnte ihm das nicht mal übel nehmen. Schließlich ging es um sein Leben.


    „Wo müssen wir jetzt hin?“ Ace astrale Gestalt blickte sie hoffnungsvoll an. Selbst im Astralraum wirkten die braunen Haare des 13jährigen WizKids so zottelig als ob sie nie einen Kamm gesehen hatten.
    Ihre eigene Aura konnte sie zum Glück nicht sehen. Aber alleine der Anblick ihres dunkeln astralen Armes machte ihr ständig klar, dass sie nur noch ein Schatten ihrer selbst war.

    „Woher soll ich dass wissen? DU bist derjenige dessen Körper gestohlen wurde. Dabei hab ich immer gesagt du sollst nicht alleine projezieren. Selbst Schuld!“

    „Ich weiss, ich weiss. Es tut mir leid! Ich wollte nur Bob erschrecken ... und ausserdem wer hätte interesse meinen Körper zu klauen?“

    „Also ich denke es gibt durchaus einen großen Markt für die Körper von 13-jährige Jungen.“

    Eh sie dies weiter ausführen musste erschien der Watcher den sie beschworen hatte. Er meinte er hätte die Spur gefunden bis zu dem Punkt wo er nicht weiterkam.
    Nikes und Aces Astralkörper folgten den kleinen Geist zu einer Lagerhalle am Hafen.
    Der Raum wo der Watcher nicht weiter kam, war durch ein leuchtendes Energiefeld gesichert.


    „Drek wassn das?“ Ace berührte vorsichtig die Barriere.


    „Ein Hüter. Nicht mal ein besonders starker.“



    „Kannst du ihn zerstören?“


    „Klar. Aber wir wollen doch seine Besitzer nicht alarmieren, oder? Komm her. Versuche mir zu folgen. Spüre seine Schwingung. Seine Aura wie fühlt sie sich an? Versuche sie zu erfassen. Versuche sie an deine anzupassen.“


    Ace zögerte kurz dann berührte er den Hüter. Sein Gesicht zeigte höchste Konzentration. Dann schob er langsam, ganz langsam, seine astrale Hand durch die Barriere. Als wäre sie aus zähem Gele.
    Nike war stolz auf Ace. Sie packte seinen Arm und zog in mit sich durch den Hüter in den Raum hinein.


    Darin saßen ein halbes Dutzend Teenager. In der Mitte lag Aces bewegungsloser Körper.
    Die Teens waren wie Goth geleidet und selbst Nike – die von Seattles Gangs wenig Ahnung hatte – erkannte sie sofort als Halloweener. Was machen sie in Tacoma?


    Zwei der Halloweener die astrale Wahrnehmung einsetzen erheben sich und stellen sich Nike in den Weg. Der ältere Junge ist wohl ein Adept, die 15 oder 16 jährige Göre wahrscheinlich eine ziemlich schwache Schamanin.
    „Hoi Ace. Schön dass du deinen Körper gefunden hast. Lange wollten wir nicht mehr warten.“ spricht sie Ace an.


    „Wa Was wollt ihr von mir?“ fragt Ace ängstlich.
    Die junge Schamanin grinst:
    „Wir haben von Bob gehört, dass du jetzt magische Kräfte hast. Du hast unseren Test bestanden. Wir machen dir ein einmaliges Angebot: Schließe dich uns an! Harte Junges wie dich können wir in unserer coolen Gang brauchen.“


    Ace scheint geschmeichelt zu sein. „Ich? Kein Scheiß? Wow!“


    Nike sieht das ganze differenzierter: „Und wenn er sich weigert?“
    Die Halloweener-Göre wirkt sichtlich genervt. „Wer hat dich gefragt Alte? Halt dich da raus!“


    Für diese Frechheit hätte sie die Kids früher getötet. Aber Nike bleibt ruhig und schnippt nur mit den astralen Fingern worauf hin ihr zuvor beschworener Feuerelementar in der realen Welt materialisiert. Die weltlichen Halloweener ergreifen schreiend die Flucht. Nur die beiden magiebegabten blicken gar nicht mehr so überheblich zu Nike.
    „Ich dachte ihr Halloweener steht auf Feuer?“
    „Ok, du hast gewonnen. Für’s erste. Und du Ace, denke über unser Angebot nach. Wir warten auf deine Antwort.“Damit verlassen auch sie den Raum.


    Ace nimmt erleichtert wieder von seinem Körper besitz.
    „Cool. Nike, die Halloweener würden mich in ihre Gang aufnehmen. Mich!“
    Nike beugt ihren manifestierten Astralkörper zu ihm hinunter.
    „Klar würden sie das. Erst die Gangs, dann die Syndikate und dann die Konzerne: alle wollen dich auf ihre Seite ziehen. Weil du ein Magier bist! Sonst würden sie dich wie Drek behandeln. Willst du wirklich dein Talent für geldgierige Weltliche verschwenden? Damit die durch deine Gabe noch reicher werden?“

    Ace blickt zu Boden. „Nein, tut mir leid.“


    „Ich habs auch nicht so gemeint. Ich will nur nicht dass du mal so endest wie ich.“


    „Aber du bist doch so cool Nike!“


    Nike muss schmunzeln. „Danke für das Kompliment. Aber du solltest jetzt schnell nach Hause laufen. Dein Onkel wird sich schon Sorgen machen.“
    „Mein Onkel hockt besoffen vor dem Trid! Der würde nie verstehen was ich gerade erlebt habe.“
    „Tja, auch dass wirst du lernen. Niemand wird dich als Magier verstehen. Niemand!“

    Charaktere können auch nach der Charaktererschaffung schwanger werden, allerdings erhalten sie dadurch keinen Karmabonus.
    (Schattenhandbuch 2, Seite 165)

    Einmal editiert, zuletzt von Tildus ()

  • #7


    "Guten Tag?" Der Anruf war fast sofort angenommen worden und die Stimme klang ersteinmal freundlich-abwartend. So schlimm schien die Uhrzeit also nicht zu sein.
    "Guten Tag, hier ist Simon. Mir wurde Ihre Nummer gegeben, ich sollte mich bei Ihnen melden." Er fühlte sich bei diesem Satz reichlich lächerlich, aber die andere Seite schien das alles recht normal zu finden. Zumindest konnte Simon keine Überraschung aus der Antwort herauszuhören. wenn überhaupt wurde der Tonfall etwas persönlicher: "Ja, Jancis hatte Sie mir angekündigt. Ich freue mich, dass Sie es so schnell einrichten konnten." Jancis? Ach ja... Sie hatte kurz erwähnt, dass diese Leute sie unter anderem Namen kannten - Er war nur nicht 100% bei der Sache gewesen damals...
    "Nun Mr. Simon, was halten Sie von einem kurzen Treffen? Nennen sie mich altmodisch, aber ich unterhalte mich lieber bei einem Getränk und in Person. Kennen Sie die Aurel-Bar? Vermutlich nicht..." Das Symbol für dem Empfang eines neuen Adresseintrags blitze in Simons Blickfeld auf."Ich habe heute Nachmittag etwas freie Zeit - sagen wir um halb drei?"
    "... Klar, in Ordnung." Er hatte noch nicht mal nachgucken können wo diese Bar genau lag, aber was sollte er sonst schon sagen?
    "Das freut mich - dann bis nachher, Mr. Simon."


    Neugierig lies Simon sich die Adresse auf der Karte anzeigen. Die Bar schien nicht einmal besonders weit weg zu sein, nur einige Straßenzüge weiter. War das ein Zufall oder wusste dieser Mensch von der Lage seiner neuen Unterkunft? Beides wäre möglich - aber erstmal würde er sowieso einfach hingehen müssen... Inzwischen machte sich auch sein Magen bemerkbar und er inspizierte die Vorräte der Kochnische. Wie erwartet war einiges da. Nichts zu trinken... Im Moment war ihm das auch ganz recht so.
    Zwei Tassen Kaffee und zwei Fertigsandwiches später beschloss er die verbleibende Zeit noch für etwas Training zu nutzen. Mit der unangenehmen Überraschung der Liegestütz von vorhin im Hinterkopf verbrachte er zwei Stunden mit einigen leichten Übungen und langen Pausen dazwischen. Auf keinen Fall würde er abgekämpft und fertig zu diesem Treffen gehen.
    Eine kurze Dusche später griff er sich eine neue schwarze Hose und ein schlichtes dunkelblaues T-shirt. Beide waren dezent mit Kevlargewebe durchsetzt und genau in seiner Größe.
    Na so ein Zufall...
    Am Gürtel landeten ein Schnellziehholster sowie daneben ein Halter mit zwei Magazinen voll normaler Vollmantelgeschosse. Der registrierte Manhunter selbst war mit Gelmunition geladen und zusätzlich steckte Simon sich noch einen Teleskopschlagstock ein. Zwar war er überzeugt, mit dem meisten Straßenabschaum notfalls auch so fertig zu werden, aber er gehörte nicht zu den Leuten die bei sowas unnötige Risiken eingingen.
    Über das T-Shirt zog er noch eine schwarze, besser gepanzerte Jacke, die er allerdings nur locker zumachte.
    Er hatte immer noch etwa eineinhalb Stunden Zeit, die er nutzen wollte um zu Fuß gehen. Gerade von einem Motorrad aus konnte man sich einfach kein so gutes Bild von der Umgebung machen. Motorrad... Shit - Wenn das jetzt weg ist... Er verriegelte die Wohnung hinter sich und trat auf die Straße. Die Karre stand noch umberührt am Straßenrand. Erleichtert schüttelte Simon sich eine Zigarrette aus der Schachtel und nahm einen tiefen Zug. Glück gehabt, aber sowas sollte auch nicht wieder vorkommen... Die Gegend wirkte gar nicht so schlimm wie erwartet.
    Er guckte vergeblich nach einem Zugang zu dem Hinterhof. Anscheinend war er nur durch den Hausflur selbst zu erreichen. Das war schlecht im Bezug auf Fluchtmöglichkeiten, aber gut um das Fahrzeug sicherer abzustellen. Kurzentschlossen schob er die Maschine an den einzelnen Wohnungstüren vorbei und in den Hof. Dort stellte er auch die Diebstahlerkennung auf sein Kommlink ein und aktivierte die Trackingfunktion. Mit dem Richtigen Passwort würde er die Maschine ab sofort orten können.
    Theretisch jedenfalls, denn Simon machte sich wenig Illusionen darüber, wie lange ein guter Hacker brauchen würde um das zu umgehen - dafür hatte er zu lange mit einigen davon zusammengearbeitet. "Hacker" war schließlich nur eine andere Bezeichnung.


    Schon von weitem fiel der teure Lincoln Mark V am Straßenrand auf. Vielleicht war sein Motorrad nicht über Nacht geklaut worden, aber hier eine Limousine zu parken war noch etwas anderes. Neugierig zoomte er sich das Fahrzeug und den gegenüberliegenden Eingang der Bar näher heran. In der Tür stand eine offensichtlich orkische Gestalt. Er trug einen weiß-grau gemusterten Tarnanzug, schwarze Stiefel und eine verspiegelte Sonnenbrille. Waffen waren so nicht zu erkennen, er lehnte einfach nur lässig mit verschränkten Armen neben der Tür. Simon brauchte nicht lange, um zu dem Schluss zu kommen, dass das martialische Outfit sehr berechnend gewählt war. Die Art, wie er sich regelmäßig umsah, gleichzeitig die ganze Umgebung im Blick hatte... Genau wie sich unter der vermeintlich lässigen Haltung eine gewisse Spannung, die Bereitschaft sofort zu handeln abzeichnete. Viele würden ihn wohl als billigen Schläger unterschätzen, aber in dem Ork dort steckte mehr, davon war Simon überzeugt.
    Mit einem respektvollen Nicken ging er an ihm vorbei und betrat die Bar. Der Laden schien recht leer zu sein. Am Tresen lehnte ein einzelner Elf. Im Gegensatz zu dem Ork an der Tür trug er einen schlichten aber wohl teuren grauen Anzug. Sein Blick wanderte zu Simons Hüfte, wo dieser unter der Jacke die Waffe trug. Dann blickte er ihm in die Augen und schüttelte kurz den Kopf. Die Warnung war unmissverständlich.
    Er deute zu einem der wenigen besetzten Tische.
    Nur zwei Bodyguards? Natürlich könnten noch 10 Mann hinter dem Tresen hockten... Aber leise genug zu sein um Simons hochwertiger Audiowahnehmung in Verbindung mit den Geräuschfiltern zu entgegen wäre in einem so leeren Laden schon fast rekordverdächtig.


    Er nahm Platz. Sein Gegenüber war ein Norm, vielleicht Mitte 40. Vom ersten Eindruck hätte er genauso gut irgendein aalglatter Mittelklassemanager sein können, akurates Äußeres, nichtssagender freundlicher Gesichtsausdruck. So langsam fing Simon an von diesem Getue hier genervt zu sein. Hätten sie nicht auch einfach telefonieren können? Reiß dich zusammen! Freundlich bleiben... Hat doch den ganzen Vormittag bestens geklappt...
    "Ah, freut mich, dass Sie es einrichten konnten. Sie können mich übrigens Janus nennen."
    Anstelle einer Antwort nickte Simon ihm freundlich zu, da konnte ihm nichts falsches rausrutschen. "Nun Mr Simon - ich will nicht neugierig erscheinen, aber was haben Sie eigentlich bisher gemacht?" "Hat... -Jancis Ihnen das nicht schon erzählt?" Er konnte sich nicht helfen, der Tonfall war doch leicht aggressiv gewesen. "Oh..." Seine Mundwinkel zuckten kurz, aber zum Glück eher amüsiert als verärgert. "Stimmt, wie dumm von mir... Warum die Dinge doppelt und dreifach bereden, nicht wahr?" Er blickte kurz zur Seite, wo auf einmal ein Kellner oder sowas stand. "Etwas zu trinken?" Wo kommt der denn her? Simon hatte ihn zwar kommen gehört, aber irgendwie hatte er die Informationen sich nicht bewusst gemacht... Was war los auf einmal? Seine Konzentration war wie weggeblasen und gereizt war er auch noch, völlig grundlos. "Ja, nen Drink... Wodka." Immerhin entging ihm nicht der kurze Blick des Barkeepers zu Janus und dessen unmerkliches Nicken. Ach, brauch ich jetzt schon deine Erlaubnis? Ein tiefer Atemzug, zurücklehnen, entspannen... Er zog die Zigarretten hervor. "Darf ich?" Janus nickte, immer noch freundlich, und Simon nahm einige wohltuende Züge.
    Einen Moment später kam sein Getränk. Etwas zu eilig griff er nach dem Glas und versuchte dies durch einen besonders langgezogenen, scheinbar genießerischen ersten Schluck wieder auszugleichen.
    "Wissen Sie, Simon... Jancis hat mir nicht erzählt was Sie früher gemacht haben, nur was Sie so können, angeblich. Sie scheint eine sehr hohe Meinung von Ihnen zu haben..." Auf einmal blickte Janus ihm über das gerade zum zweiten Schluck angesetzte Wodka-Glas hinweg direkt in die Augen.
    "Und ich hoffe sehr, dass sie damit Recht hat...
    Mein Vertrauen muss man sich gewöhnlich hart erarbeiten. Sie bekommen es erstmal gratis. Verspielen Sie das nicht... Dann stehen Ihnen vielleicht irgendwann mal einige interessante Türen offen..."
    Das gesagte hing einen Moment im Raum und innerlich ärgerte sich Simon über sich selbst. Den ganzen Tag noch keinen Drink, aber ausgerechnet jetzt... Was wusste dieser Janus?
    Äußerlich unbeeindruckt drückte er die Zigarrette aus. "Nun, das klingt alles sehr schön, aber welche Rolle spielen Sie dabei eigentlich genau?" Er konnte sich die Antwort bereits denken, aber er wollte sicher sein.
    "Oh, mein Geschäft sind Bekanntschaften - und es gibt einige Leute da draußen, die Personen wie Sie suchen...
    Aber wie die Zeit vergeht, ich muss mich wohl schon wieder auf den Weg machen... Freut mich, Sie kennen gelernt zu haben. Ich kann sie unter der Nummer erreichen, von der Sie angerufen haben?"

    Simon nickte.

  • #8


    Montag, 17. August 2071, 12:15 Uhr
    Ein kleines Appartment SW Auburn, Nahe dem 410/162er Puyallup/Auburn InterLink (Da wo Interstate und Highway sich noch gute Nacht sagen! -Anonymes AR-Grafitti-)


    BEEP! BEEP! BEEP! Das greinende Geräusch der reversierenden Mülldrohne riss Blue aus seinen Gedanken. Er meditierte gerade über einer Tasse Tee und sein Blick ruhte auf der halb-geleerten zweiten Tasse die seiner gegenüber auf dem Tatami-Imitat stand. Einige Minuten zuvor war er noch mit Miko hier gesessen, sie hatten ein Satori der alten Zen-Meister diskutiert, eine Übung in Harmonie. Bis ihr Alltag sie fortgerissen hatte. Ein Unfall keine zwei Blocks von hier auf dem InterLink, dem sie als "Freelance Emergency Partner" des CrashCart-Frandchise folgen musste.


    "Ist sie schon weg?" Die fahle Gestalt einer hübschen jungen Asiatin materialiserte neben Blue und zupfte ihm eine Strähne in den Haaren zurecht. Ihre Kleidung entsprach der einer Tänzerin, wie man sie häufig in irgendwelchen Japana-Import-Produktionen sehen konnte. Ihre feinen Züge, die glatten Wangen und die dünnen Lippen verliehen ihr etwas unwirkliches. Liebevoll blickte sie auf Blue. "Es sieht so aus als ob der Wind unser Lied spielt...." wieder eine dieser Metaphern dafür das sie eine Spur hatte, "...er singt von Feuer und von Gewalt, halte Dich bereit heute Nacht, man wird Dich rufen."


    Die fahle Gestalt tänzelte wie zur Bestätigung des Orakels eine Kreiselbewegung um den kleinen Schrein der von dem dicken roten Quadrat umramt wurde. Nur Hermetiker glauben das "Magische Kreise" rund sein müssen.


    Kaum hatte Ikke sich hinter dem Schrein niedergelassen, surrte Blues Kommlink. Mikos gehetzter Blick erschien auf dem Display: "Ich brauch Dich hier, Blue. Ein gehackter Bison hat einen Kleinwagen mit ner Japanischen Familie über die 4er Rampe des Interlink gedrängt und die Mutter weigert sich ihre Tochter behandeln zu lassen, solange der "Oni" noch da ist. Ich glaube sie fasselt was von einem Geist der hier rumschwirrt."


    Darf ich zuschauen? fragte Ikke, die - ohne eine Antwort abzuwarten - dematerialisierte. "Vergiss das kalte Wasser und das Salz nicht, kannushi-O. Hihihi." Wie zum Hohn verwendete sie die ehrenvolle Anrede "Großer Priester". Blue atmete sieben Mal tief ein und aus. Beim siebten Atemzug wusste er, was zu tun war...

  • 12:28 Uhr nahe der 4er Rampe des Interlink

    Blue kreiselte mit den Augen nach dem letzten Atemzug. Mal sehen was dahintersteckt. Er stellte die Teeschale zurück auf den Tisch, stand langsam und bedächtig auf und verbeugte sich vor dem Schrein. Danach eilte er in sein Schlafzimmer, wo ein ausgewogenes Chaos in der einen Ecke und sterilitätsähnliche Ordnung in der anderen Ecke herschte. Ordentlich verstaute er seine Kleidung im Schrank und fischte danach sein Protektor-Suit aus dem Haufen Schutzkleidung in der anderen nicht so ordentlichen Ecke des Zimmers. Aus dem Regal nahm er noch schnell eine saubere Kutte in Weiß und zog sie über, wozu er sich den weißen Helm mit dunkler Grimasse auf dem Hinterkopf aussuchte.


    Einige Augenblicke später konnte man einen eher durchschnittlich wirkenden Asiaten vor dem Haus auf ein Motorrad steigen sehen. Die schwarze Supermoto stand im Kontrast zu seinem weißen Outfit, das nur durch einige schwarze Aktzente unterbrochen war. Die recht gepflegte Haarpracht verschwand unter einem
    Helm. Nachdem noch die passenden Handschuhe angelegt waren, startete die Maschiene, wobei der Umgang mit ihr den Norm recht klein wirken läst.


    Auf den Nebenstraßen füllte sich der Verkehr und durch die Häuserschluchten konnte man den Stau auf den Hauptstraßen schon erkenne. Astral wahrnehmend war noch nichts außergewöhnliches zu sehen, als er aus den Häusern kommend auf die Rampe zufuhr. Die aufgebrachten Autofahrer winkten hinter ihm unfreundliche her, als ob der Vorteil des einspurigen Fahrzeuges nicht auszunutzen wäre. Selbst Schuld wer so eine Dose fährt!


    Die Unfallstelle war gut zu erkennen und Blue näherte sich immer langsamer und aufmerksamer. Da Miko stand bei einem Emergency Van und betreute einige Leute, die offensichtlich involviert waren. Auf dem Weg zu ihr parkte er seine Maschine vor dem eigentlichen Unfall und ging das letzte Stück zu Fuß. Er sortierte die Popups und blendete die Unwichtigen aus. Nach einem astralen Rundumblick begrüßte er Miko.


    Hallo Miko, was gibt es, wie kann ich dir helfen? ...

  • # 10


    Seattle, Tacoma, 1807 North 49th Avenue, „Fenris Nacht“ 17.August 2071, 18:41 Uhr


    Als Nike ihre das “Fenris Nacht” betritt hat sie das Gefühl in eine dunkel Höhle hinabzusteigen.
    Die Gespräche der zwielichtigen Gestalten in den dunklen Nischen verstummen kurz. Aber wer das Fenris mindestens drei mal besucht und überlebt hat zählt als Stammgast und so wendet sich das Interesse der Gäste wieder anderen Themen zu.
    Die Verstohlenheit und Verschlossenheit der meisten Besucher macht das Fenris bei Schiebern die keine Aufmerksamkeit wünschen beliebt.

    Aber die wahre Natur der meisten Fenris-Gäste hat Nike schon bald astral durchschaut. Es ist der Treffpunkt der meisten urbanen Gestaltwandler. Besonders der von der schlimmen Sorte die Spaß daran haben Leute bei Vollmond durch den Park zu jagen.


    Nike kommt immer gerne her wenn sie deprimiert ist. Manchmal fühlt sie sich unter Monstern wohler als unter Menschen.


    Und vor allem: im Fenris gibt es echtes Deutsches Bier!!!


    Sie steuert die Bar an und nimmt auf einem Hocker Platz.
    „Hoi Nike, schön das du hier bist!“ begrüßt sie die Barkeeperin Fox hinter der Theke erfreut.


    Die rothaarige Fox trägt mal wieder einen Ausschnitt bis zum Bauchnabel und ihr kurzer Rock ist ehr ein breiter Gürtel. Sie grinst Nike mit einem schelmischen Blick ihrer braunen Augen an. „Na alles klar bei dir? Was macht dein Exorzisten-Job?“


    Fox scheint es wieder darauf anzulegen Nike aufzuheitern.


    „War nix. Die „Geister“ stellten sich als Hacker heraus, die man darauf angesetzt hatte die Mieter mit AR-Illusionen zu erschrecken. Tja und leider stand in meinem Vertrag, dass ich nur bezahlt werde wenn ich Geister vernichte. Ich bin also wieder arbeitslos.“


    „Oh, tut mir leid. Hier, das erste Bier geht aufs Haus. Hey der Typ da – Larson – kommt auch aus Europa und sucht nen neuen Job.“


    „Skandinavien“ verbessert der Mann knurrend, der zwei Hocker neben Nike an der Theke hockt.
    Er wirkt groß und muskulös und hat seine langen dunklen Haare zu einem Zopf gebunden.
    Sein Geruch verrät das er nicht viel von Seife hält, ist aber gar nicht unangenehm. Irgendwie animalisch-männlich.
    Der Mann hebt sein Glas und schenkt ihr ein wölfisches Grinsen:
    „Hab Pech gehabt. Meine Auftraggeber wollten nur dass ich jemanden etwas einschüchtere“


    Nike fragt sich mal wieder, warum Männer in Kneipen wildfremden Frauen ihre Lebensgeschichte erzählen.
    „Aber der Drekskerl hat ne Pistole gezogen,“ fährt Larson fort. Er nimmt einem Schluck aus seinem Whiskyglas.


    „Und du hast ihn verletzt?“


    „Nein. Ich hab ihn gefressen.“

    „Oh ... na ja ...das kann jedem mal passieren.“


    Larson zuckt mit den Schultern und Nike prostet ihm zu.


    „Chummers! Das zieht einen voll runter. Ihr Europäer könnt so deprimierend sein,“ mischt sich Fox in das Gespräch ein. „Das hier ist immer noch Amerika! Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten!“


    „Wenn du das sagst, Kleine.“


    „Hey ich meine es ernst! Pass auf Nike: ich wette dass das Schicksal dir innerhalb der nächsten Stunde einen neue Chance gibt. Vertrau mir!“

    Charaktere können auch nach der Charaktererschaffung schwanger werden, allerdings erhalten sie dadurch keinen Karmabonus.
    (Schattenhandbuch 2, Seite 165)

  • Hoi Blue danke das du so schnell kommen konntest,
    die Frau kreischt was von einem Geist der ihre Tochter verschlingt.
    Ok das würde ich mir gerne mal genauer ansehen,
    darf ich mal bei euch Platz nehmen?


    In dem Moment setzt sich Blue in das Fahrzeug in die geöffnete Seitentür.
    Er stemmt die Hände mit beiden Handflächen vor der Brust zusammen und dreht sie entgegengesetzt jeweils 45° nach vorn und nach hinten. Dabei blickt er kurz nach links, nickt und dann nach rechts und nickt. Einen Durchgang später wandern die Blicke nach oben und unten.
    Danach lehnt er sich an die Seitenwand, lässt die Füße baumeln und spricht kurz vor dem Einschlafen


    Miko behalt mich im Auge bitte.
    Kommt Jung.... sssshh
    ausatmend verstummt die Stimme
    Was soll ich? Ach so. Die Nummer wieder.
    Erstaunt steht Miko vor dem Einsatzfahrzeug und beobachtet den erschlafften Körper.


    Astral ist zu beobachten, dem Quintett, bestehend aus 4 Geistern und der Astralgestalt von Blue, voraus ist ein Luftelementar zugange, das am Auto zu randalieren scheint und die Insassen bedrängt. Abwechselnd verhindert er die Rettungsversuche der Sanitäter und die Fluchtversuche der Familie. Die mit sich immer wieder mischenden Farben der Aura der menschlichen Gestalt tritt vor und scheint der Gestik nach mit ihm zu diskutieren. Nach einem Scheinangriff der 4 Geister verschwindet das Luftelementar.


    Die Rettungsmannschaften kommen voran und können nach vergeblichen Versuchen das Auto bergen. Die Insassen werden versorgt und Blue öffnet die Augen, wobei er Miko noch einmal zu zwinkert. Der wäre erstmal weg! Blue betrachtet die Szenerie und schaut sich etwas genauer die Fahrzeuge und Menschen an. Prüfend stellt er fest:
    Der Bison da wurde nicht gehackt, die Signatur des Elementar ist deutlich am Reifen zu erkennen.
    Wenn du meinst, du bist der Geisterfreak. Aber wenn es jetzt vorbei ist, kann ich mich um meine Patienten kümmern.


    Miko wendet sich mit ihrem Kolegen den Opfern zu. Blue steht an der Seite des Wagens und betrachtet das Umfeld suchend. Nach dem er Ikke erspäht hat, flüstert er grinsend. Und niemand ist zu schaden gekommen. Er wird allerdings aus seinen Gedanken gerissen, als sich das Hupkonzert verstärkt und vereinzelt Schreie aus der Wagenkolonne lösen. Einige deuten hinter die Unfallstelle auf die freie Auffahrt, wo ein Wirbel mit Müll, Dreck und kleineren fliegenden Gegenständen auf sie zu kommt. Och nö!


    Blue geht um die Einsatzfahrzeuge rum und stellt sich dem Elementar gegenüber. Dabei legt er den Kopf nach links, schaut dann etwas verdutzt, legt den Kopf nach rechts auf die Schulter und beobachtet wie die Windrose stehen bleibt. Den Kopf wieder gerade haltend, schüttelt er diesen leicht und beginnt seine Hände von der Hüfte einmal ausgestreckt aufwärts gen Himmel zu heben und dann auf Brustniveau wieder Abzusenken. Bei der auf-Bewegung scheint links und rechts von ihm jeweils ein Drache aus der Straße zu klettern, an dem der Dreck haften bleibt und sich verdunkelt bis zum tief schwarzen hin. In der ab-Bewegung setzen sich 2 Drachen aus dem Smock und den Wolken ab, die vor Blue schlängelnd ihre Kreise fliegen. Die Hände laut klatschend zusammen führend senkt sich sein Kopf und gewohntes Ritual des Hände drehen veranlasst die Drachen auf das Elementar loszustürmen.


    Tut mir leid.


    Die Windrose schafft es, kurz bevor die Drachen sie erreichen, weiter auf die Autofahrer zu zuwirbeln. Blue kreist mit den Armen und klatscht in ausgestrecktem Zustand einmal horizontal und einmal vertikal. Beim letzten Klatschen fallen der Dreck, und Müll auf die Straße, die Mülltonnendeckel scheppern beim Aufprall und es wird ruhig. Für einen Moment ist weder Hupen noch Windgeräusch zu hören. Die Drachen bilden zwei Kreise im Flug, wobei der eine auf der horizontalen Ebene ausgerichtet ist und der andere im 90°^Winkel dazu vertikal. Blue nickt und breitet die Arme aus während er sich umdreht läst er sie aber wieder am Körper hinab hängen und geht Richtung Unfallstelle. Die Drachen fliegen ihn von hinten an, wobei die weißen über die Schulter sich auf die Oberseite der Arme legen mit dem Kopf zur Hand und die schwarzen vom Boden her anfliegen und ihre Köpfe auf die Schultern legen. Die Farbprägungen verblassen, aus dem weiß wird wieder grau, das verfliegt und aus dem schwarz ein ähnlichfarbener Dreck, der anfängt runter zu rieseln.


    Das war es nu aber wirklich, der kann jetzt nicht mehr wieder kommen.
    Meinst du! Du sagtest auch der wäre weg.
    Jetzt weiß ich es aber. zwinkert er Miko zu.

  • #12


    Montag, 17. August 2071, 02:48 Uhr
    Seattle, Southern Downtown, „Claptons Corner“


    Die letzten Akkorde verklangen und die kleine Band genoß den Applaus der wenigen Gäste im "Claptons Corner", einer kleinen Blueskneipe in Southern Downtown, Seattle, in der regelmäßig Livekonzerte stattfanden. Teilweise kamen wirkliche Größen der aktuelle Blues- und Jazzwelt in die Kneipe - so z.B. das "Garners Sixtett" oder auch Johny Parker. Das Quartet, mit dem Al aktuell ab und an unterwegs war, war bestenfalls 3. Klasse. Davis, ihr Schlagzeuger, hatte früher auf großen Bühnen gespielt, aber dann hatte ihn das Leben eingeholt - ein Autounfall warf ihn für einige Zeit aus dem Rennen, danach kamen dann Alkohol und Drogen - den Anschluß an die Topgruppen hatte er verloren. Andrew, ihr Gittarist, war nur ab und an dabei und hielt sich mit verschiedensten Jobs über Wasser. Er war gut, aber er hatte keinen Drive, keinen Ehrgeiz und deshalb würde er auch weiterhin nur in solchen Kneipen und ähnlichen Läden spielen. Lily, ihre Sängerin, hatte echt Talent - und obendrein sah sie super aus. Al hätte einiges gegeben, wenn sie endlich mal mehr werden würden als nur gute Freunde - aber bisher hatte es nicht sein sollen.


    "Ok, Jungs, ich muss dann" entschuldigte sich Davis, der mittlerweile wieder ein halbwegs geregeltes Leben führte und nach den Auftritten meist schnell nach Hause zu seiner Frau und seinen zwei Kindern fuhr. "Jau, hau rein - ich verabschiede mich auch" entgegnete Andrew, während er den Deckel seines Gitarrenkoffers schloß und sich daran machte, Davis zu folgen.


    Lily und Al schauten sich kurz in die Augen, nachdem sie die beiden anderen verabschiedet hatten. "Heute nicht, Al" erwiederte sie dann auf die ungestellte Frage, die trotzdem zwischen ihnen im Raum hing. Al zuckte resigniert die Schultern "Schade, Lily - ich hätte mich gefreut. Naja - dann wünsche ich Dir noch einen schönen Abend, pass gut auf Dich auf" erwiederte er. Sie umarmten sich kurz und er gab ihr einen schnellen Kuss, dann verließ auch Lily die Bar.


    Al warf einen Blick auf die AR-Uhr, die er in sein Sichtfeld einblendete. Au man - schon wieder kurz vor drei dachte er bei sich, während er sein Saxophon - ein altes Canonball-Vintage Stone Series "The Raven"-Tenorsaxophon, das eines seiner wertvollsten Besitztümer darstellte - säuberte und sicher wieder im Saxophonkoffer verstaute.


    Hm, fahr ich jetzt direkt oder...ach, was solls dachte er sich dann und begab sich samt dem Saxophonkoffer noch an seinen Stammplatz am Rand des Tresens, wo er den Koffer so abstellen konnte, daß er ihn nicht vergaß.


    Montag, 17. August 2071, 10:37 Uhr
    Seattle, Southern Downtown, Ein Appartment ein paar Blocks entfernt


    Der nächste Morgen...
    Seine Kehle fühlte sich an wie die Sahara, als er am nächsten Tag erwachte. Einen Augenblick hielt er die Augen noch geschlossen, dann öffnete er sie und versuchte, sich zu orientieren. Sein Kopf dröhnte und fühlte sich an, als ob er als Ambos für eine Akkordfertigung von Klingen und anderem gedient hätte.Mühsam erhob er sich von dem Sofa, auf dem er anscheinend den Rest der Nacht verbracht hatte und wankte - immernoch eher schläfrig - ins Bad, um sich kaltes Wasser durchs Gesicht zu jagen. Der Mann im Spiegel sah verknittert aus - dunkle Augenringe, ein stoppeliges Kinn, leicht fettige Haare...und verdammt, warum hatte er immernoch seine Sachen an von gestern? Er konnte sich kaum erinnern...


    Dann durchfuhr es ihn wie ein Blitz: Verdammt! Hatte er...
    Schnell eilte er wieder aus dem Bad in seinen Wohn- und Schlafraum und schaute sich um. Wenn...nein. Gottseidank, dort neben der Tür stand der Koffer, sein Ein und Alles. Der Schrecken wich ihm aus dem Körper und er ging in die kleine Miniküche, die ebenfalls zu seinem Appartment gehörte. Nebenbei gab er den Jalousien des Appartments den geistigen Befehl, sich ein wenig zu öffnen, um ein wenig natürliches Licht in die Wohnung zu lassen.


    Lange starrte er in den Kühlschrank, der für seine Verhältnisse gut gefüllt war und entschied sich schließlich für ein einfaches Fertiggericht und dazu einige Gläser Milch. Er schnappte sich die Milchtüte, das Fertiggericht und ging zurück ins Wohnzimmer und dann auf die kleine Empore, die er hauptsächlich als Arbeits- und Schlafplatz nutzte. Es wurde Zeit, sich mal wieder ums Geld verdienen zu kümmern - er machte sich auf, um verschiedenste Foren und Onlinecommunities zu besuchen und zum einen Kontakte zu pflegen, zum anderen einen Job zu finden...


    P.S.: Siehe OP-Thread!

  • -13-


    Montag, 17. August 2071, 10:37 Uhr
    Seattle, Southern Downtown, Ein Appartment ein paar Blocks vom "Claptons Corner" entfernt


    Die leere Packung des Fertiggerichtes lag ordentlich auf einem kleinen Beistelltischchen, daneben stand die mittlerweile leere Milchpackung. Zu einer umfangreichen Playlist verschiedenster Jazz- und Bluesstücke ruhte Al's Körper auf dem bequemen Ruhesessel, während sein Geist in der Matrix verweilte.


    Die virtuelle Umgebung, in die er eintauchte, sah ähnlich aus wie der reelle Raum, in dem er sich befand - die Empore in seiner Wohnung. Sie war mit einigen Gemälden untermalt und der Blick aus dem virtuellen Fenster zeigte ein idealisiertes Seattle - einen schönen, sonnigen Tag. Ein wenig Selbstbetrug zwar, aber je nach Stimmung natürlich auch veränderbar. Auch hier, in seiner virtuellen Umgebung, war er von Musik umgeben und immer, wenn er sie virtuell wahrnahm hatte er das Gefühl, das sie echter war, als wenn er sie mit seinen Ohren hörte - außer er spielte selber, echter konnte es nicht gehen.


    Er lag auf seinem Ruhesessel und um ihn herum schwebten mehrere teils durchsichtige Displays, während sich vor ihm ein Meer aus Drehknöpfen, Schiebereglern und anderen Bedienelementen eines altertümlichen Mischpultes in der Luft schwebte. Er hatte einem Kumpel von ihm, der ein kleines Aufnahmestudio hatte, schon vor langer Zeit zugesagt, ihn des öfteren zu unterstützen und so begleitete er grade virtuell die Aufnahme eines Erstlingswerkes von einem jungen Musiker. Der Junge war ohne Zweifel talentiert und Al hoffte inständig, daß sich der Aufwand lohnen würde - verdient hätte es der Knabe.


    Andere Fenster zeigten verschiedenste Bilder und Datenströme - Bilder der Überwachungskameras in Al's Wohnung und dessen Umgebung, Bilder von Luftaufnahmen, sehr wahrscheinlich aus einer Drohne...weitere Fenster mit durchlaufenden Datenströmen.


    Grade öffnet sich ein kleines Fenster am periphären Sichtbereich und teilt mit, daß eine Nachricht eingetroffen ist. Al zieht das Fenster mit einer Handbewegung in seinen direkten Sichtbereich und öffnet die Nachricht sofort - die Lesebestätigung ignoriert er wie üblich. Ah, eine Datenrecherche...hm...mal sehen, was der Auftraggeber löhnt...na, das sieht annehmbar aus....


    Mit einem kurzen mentalen Befehl ruft er ein digitales Helferlein, um dieses auf die Suche nach den gefragten Daten zu senden und schickt eine kurze Bestätigung über die Auftragsannahme über verschlüsselte Kanäle zurück. Der emsige Helfer würde hoffentlich schon bald zurückkehren mit Daten.


    Eine weitere Nachricht kam von einem alten Kumpel, der ihn auf ein virtuelles Bierchen einlud. Kurz überlegte Al, dann schob er das Mischpult in den HIntergrund (die Jungs machten eh grade Pause) und öffnete eine neue mentale Verbindung zu dem Zielknoten, in den er dann mit allen Sinnen eintauchte und sich in einer alten Bar wiederfand...

  • #14


    Nachdem Janus gegangen war, blieb Simon noch einen Moment sitzen. Der Gedanke an einen weiteren Drink war verlockend, aber er entschied sich dagegen. Auf alle Fälle nicht hier - die Blicke zwischen Janus und dem Barkeeper waren ihm noch gut im Sinn. Stattdessen stand er auf und schlenderte zurück auf die Straße.
    Es war noch nicht einmal drei Uhr, also würde er sich noch weiter die Gegend einprägen.
    Ein gutes Gedächnis für Details hatte er schon immer gehabt und die instinktive Kenntnis der Umgebung konnte einem im entscheidenen Moment das Leben retten...
    Scheinbar in Gedanken und abgelenkt schlenderte er am Straßenrand entlang, wobei er Wirklichkeit jedes Gebäude, jedes kleine Geschäft, die Türen und Fenster, Kellerzugänge oder Gulli-Deckel wahrnahm und in sich aufsog.


    Eigentlich war es ihm nie schwergefallen einfach abzuschalten und sich nur auf seine Umgebung zu konzentrieren, aber heute dauerte es nicht lange bis er tatsächlich in Gedanken verfiel. Wütend mit sich selbst hielt er an und zündete sich eine weitere Kippe an. Es war nicht gut zu viele Sachen auf einmal im Kopf zu haben...
    Nicht weit die Straße runter fand sich ein 24/7 Stuffer Shack wo er eine billige Flasche Synthanol und neue Zigarretten holte. Die Verlockung gleich ein paar Schlucke zu nehmen war da, aber er riss sich zusammen. Hättest halt die Zeit beim Seelenklempner nutzen sollen... Der Gedanke brachte ihn wieder zurück. Er hatte sich das eingebrockt und jetzt gerade hatte er sich gefälligst ein Bild von dieser Gegend zu machen. Das war alles leichter gedacht als getan, aber der Ansporn reichte über die nächsten Stunden.


    Wieder zurück beschloss er nach einem kurzen Essen direkt ins Bett zu gehen. Der Stress der letzten Tage steckte ihm noch in den Knochen. Zumindest redete er sich das ein, denn im Gegensatz zum Vortag schlief er trotzdem nicht sofort ein, ganz im Gegenteil.
    Wo war er gelandet? In einer miesen Gegend, ohne Job oder regelmäßiges Einkommen... Und allein. Den letzten Gedanken verdrängte er. Er hatte auf die harte Tour gelernt, dass er ihn nicht ertragen würde. Stattdessen dachte er über seine Perspektiven nach. Irgendjemand da draußen konnte ihn noch gebrauchen, sonst wäre er nicht hier. Er machte sich da keine Illusionen, wo auch immer Isabella drin steckte, hier ging es nicht um Gefallen für alte Schulfreunde... Wieder auf jemandem aufpassen? Oder umlegen? Er dachte an das Gewehr in der Tasche unter dem Bett. War es den Leuten mit denen er es früher zu tun gehabt hatte so ähnlich gegangen wie ihm jetzt? Möglich... Miese Aussichten...
    Und er durfte sogar noch dankbar sein für sie... Dass er in der Lage gewesen war sich völlig aufzugeben erschreckte ihn noch immer. Und wo wär ich jetzt wenns anders gelaufen wär?
    Morgen würde er sich Schlaftabletten besorgen, soviel stand fest...


    Obwohl er den größten Teil der Nacht unruhig wach gelegen hatte, war Simon körperlich ausgeschlafen und fit. An solchen Tagen könnte er seine Ware hassen - viel lieber würde er sich jetzt kaputt und zerschlagen fühlen.
    Zum Frühstück gönnte er sich zwei Kurze, nur um wenigstens über den Tag auf andere Gedanken zu kommen.
    Es war ja nicht so, dass er sich betrank, es brachte ihm nur ein wenig Abstand zu den Dingen ein... Und gestern hatte er auch den ganzen Tag über nur einen Drink gehabt. Er würde es heute dabei belassen und dann passte das schon. Nicht so wie früher...
    Wie um sich das auch selbst zu beweisen begann er mit einem diesmal anstrengenderen Training. Er vermisste die individuellen Pläne und die Möglichkeiten von früher, aber erstmal würde er so zurecht kommen.


    Während der Kochautomat irgendetwas fertig machte - Simon hatte kein spezielles Menü ausgewählt sondern die Zufallsauswahl aktiviert - genehmigte er sich eine Dusche. Nach dem Essen verließ er die Wohnung. Einige Meter die Straße herunter hatte er sowas wie eine Werkstatt gesehen, dort wollte er mal vorbei gucken.
    Es handelte sich um eine ausgebaute Garage, die früher wohl zu dem Wohnblock daneben gehört hatte. Einige rauchende Jugendliche standen davor herum, wirkten aber nicht besonders bedrohlich. Mit einem lässigen Gruß spazierte er an ihnen vorbei und durch das Tor. Mal sehen wer hier so werkelt...
    20 Minuten später verließ er den Laden wieder. Der Besitzer - er hatte sich als Blake vorgestellt - schien ein bisschen von seinem Job zu verstehen und wollte scheinbar vor allem eine ruhige Nachbarschaft haben. In dem Punkt war Simon zum Glück genau seiner Meinung. Auch ansonsten machte er einen ganz sympathischen Eindruck. Die Hauptsache war allerdings: er würde wohl hoffentlich kein großes Problem damit haben einen Unterbrecherchip auszuschalten oder ähnliches, wenn das Geld stimmte.
    Das Thema war riskant, weil Simon sowas kaum überprüfen konnte... Aber andererseits hatte er zur Zeit einfach keine Möglichkeiten ein Fahrzeug modifizieren zu lassen und das würde er ändern müssen...