Im folgenden beziehe ich mich auf SR3-Regeln, aber das Thema sollte ein allgemeines Problem sein.
Was kann man als SL tun, wenn Spieler strikt nicht ihren (niedrigen) Attributen entsprechend ihre Chars spielen?
Beispiel: Ein Spieler, der einen Char mit Charisma 1 oder 2 hat, sagt irgendetwas wohlformuliert. Muss man dann als SL "übersetzen", was der Char aus der Aussage des Spielers gemacht hat (z.B. sie wird in einem sehr unsympathischen Ton rübergebracht)? Wobei, hier wäre wohl eher Gebräuche entscheidend, nicht das Charisma-Attribut. Deswegen wird es sehr schwierig, wenn der Char zwar Charisma 2 hat, aber doch Gebräuche oder Gebräuche/Straße auf 5 oder 6. Allgemein stellt sich mir die Frage: Wann kommen Proben auf Charisma vor, doch eigentlich nie? Es gibt fast immer ein passendere Charisma-Fertigkeit auf das man würfeln kann. Okay, mit höherem Charismawert ist das Steigern der Fertigkeiten günstiger, aber das Attribut an sich sollte doch auch irgendwelche Auswirkungen haben. Ansonsten könnte man ja gleich Charisma 1 wählen, Talentleitung 3 mit Chipbuchsenexpertensystem auf 3 und alle Charismafertigkeiten auf 3 (entspricht insgesamt 6 Würfel pro Fertigkeit) einkaufen, ohne davon irgendwelche Nachteile davon zu tragen? Noch mal in Kürze: Welche Bedeutung hat das Attribut Charisma an sich und was tut man als SL, wenn niedriges Charisma nicht ausgespielt wird?
Ähnliches Spiel mit Willenskraft: Ein Spieler, der einen Char mit Willenskraft 1 spielt, MÜSSTE das meiner Meinung nach so ausspielen, dass der Char von jeder Kleinigkeit abgelenkt wird, immer ja und Amen zu allem sagt und nur selten eine klare Entscheidung formulieren kann. Was soll man als SL tun, wenn ein Spieler sein niedriges Willenskraft-Attribut ignoriert, und den Char spielt, als hätte er durchschnittliche Willenskraft? Sollte man da etwa als SL bei jeder Entscheidung des Spielers dazwischen funken und sagen: "Dein Char kann im Moment keine klare Entscheidung fällen. Wenn du willst, darfst du aber auf Willenskraft würfeln"? Oder: "Bei deiner niedrigen Willenskraft kannst du das sehr schlecht bezahlte Angebot des Schmidts nicht ablehnen. Du darfst aber Willenskraft würfeln". Ein niedriges Willenskraft-Attribut hat zwar größere regeltechnische Nachteile als ein niedriges Charisma-Attribut (Zauber gegen Willenskraft, Kampfpool), aber das Problem besteht dennoch.
So schließlich ein weiteres Attribut: Essenz. Ein Char mit 0,1 Essenz müsste meiner Meinung nach so ausgespielt werden, dass er, aufgrund des extremen Verlusts der Menschlichkeit, z.B. keine Gefühle wie Freude und Trauer mehr kennt. Hier ist es natürlich möglich, dass ich den Verlust der Menschlichkeit eine falsche Bedeutung zu schreibe. Daher: Wie interpretiert ihr rollenspieltechnisch den Verlust der Menschlichkeit? Hier auch wieder die Frage: Was als SL tun, wenn die Chars ihre niedrige Essenz nicht ausspielen?