Ausarbeitungstiefe des Charakterhintergrundes

  • "rainmaker" schrieb:

    Die Frage ist nur ob man so was nicht in wenigen Sätzen zusammenfassen kann und wofür man die Unterhosenfarbe der ersten Freundin festlegen muss (wenn der Char keinen Tick in diese Richtung hat) ;-).


    Mir scheint, du verwechselst "detailiert" mit "pedantisch".

  • "Crusader" schrieb:

    Außerdem macht ein ausgearbeiteter Hintergrund - sofern er entsprechend Beachtung findet - auch ein tiefergehendes Spielerlebnis möglich, das sich nicht bloß auf oberflächliche "Don Stracciatella hat deine Schwester entführt"-Plots beschränkt, sondern ein ganzes Stück tiefer auf den Charakter und sein Leben eingeht.


    Ersteres ist aber genau der Nutzen, den die Mehrheit der SL aus einem gut ausgearbeiteten Hintergrund hat - möglichst mundgerecht servierte Plot-Hooks, um genau solche Szenarien an den Haaren an Land zu ziehen.


    Tatsächlich spielt sich das Leben der Charaktere hauptsächlich in der Gegenwart, und nicht in der Vergangenheit ab... auch wenn die als Skizze recht hilfreich ist.

    In a free society, diversity is not disorder. Debate is not strife. And dissent is not revolution.

    George W. Bush

    And while no one condones looting, on the other hand one can understand the pent-up feelings that may result from decades of repression and people who've had members of their family killed by that regime, for them to be taking their feelings out on that regime.

    Donald Rumsfeld

  • "Konzern xy hat meine Familie ermordet..." in allen Details.
    Das heisst doch, Konzern xy kann mich nicht bestechen, erpressen oder sonstwas, die einzige Kommunikation mit Konzern xy ist "Peng".
    Finde ich schon, dass mich das einengt.
    Dann kann ich dreissig Wochenenden damit verbringen, den Konzernheiner aufzuspüren und umzuhufen, der Schuld war. Muss ich sogar, weil's in der Hintergrundgeschichte schon längst genau so in Granit gemeisselt steht... in allen Details.
    Nee, erfüllt nicht meine persönlichen Ansprüche an Tiefe des Erlebens.


    Und als Spielleiter behalte ich mir die Option vor, die "Guten" in der Hintergrundgeschichte meiner Spieler auch "böse" Dinge tun zu lassen und die "Bösen" mit überraschend guten Erklärungen aufwarten zu lassen.
    Auf dass sich der Horizont der Charaktere erweitere.

  • "Rotbart van Dainig" schrieb:

    Tatsächlich spielt sich das Leben der Charaktere hauptsächlich in der Gegenwart, und nicht in der Vergangenheit ab... auch wenn die als Skizze recht hilfreich ist.


    Das ist hauptsächlich auf eine Problematik von Runner-Kampagnen zurückzuführen: mangelnde persönliche Bindung unterinander. "Blabla, Paranoia... blabla... keinem vertrauen... blabla... jeder ein potenzieller Verräter... blabla..." Das führt dann dazu, dass die Charaktere ihre Vergangenheit für sich behalten, und die meistne Plots, die sich darauf beziehen, auf Solo-Runs hinauslaufen würden. Und das lehnen die meisten SLs ab.
    In anderen Kampagnen, wo die Beziehung der Charaktere zueinander anders ist (Gang, Forscher, Polizei, Geheimdienst oder gar die klassische Fantasy-Reisegruppe) sieht das schon wieder anders aus.



    "Zippo" schrieb:

    "Konzern xy hat meine Familie ermordet..." in allen Details.
    Das heisst doch, Konzern xy kann mich nicht bestechen, erpressen oder sonstwas, die einzige Kommunikation mit Konzern xy ist "Peng".
    Finde ich schon, dass mich das einengt.


    Da ist nicht der Grad der Ausarbeitung einengend, sondern der Hintergrund an sich.



    "Zippo" schrieb:

    Dann kann ich dreissig Wochenenden damit verbringen, den Konzernheiner aufzuspüren und umzuhufen, der Schuld war. Muss ich sogar, weil's in der Hintergrundgeschichte schon längst genau so in Granit gemeisselt steht... in allen Details.
    Nee, erfüllt nicht meine persönlichen Ansprüche an Tiefe des Erlebens.


    Ähem, du schreibst so eine ausgelutschte und banale Hintergrundgeschichte, und meinst dann, dass sie deinen Ansprüchen nicht gerecht wird? Und das wundert dich dann auch noch?



    "Zippo" schrieb:

    Und als Spielleiter behalte ich mir die Option vor, die "Guten" in der Hintergrundgeschichte meiner Spieler auch "böse" Dinge tun zu lassen und die "Bösen" mit überraschend guten Erklärungen aufwarten zu lassen.
    Auf dass sich der Horizont der Charaktere erweitere.


    Was hat das denn mit dem bisher gesagten zu tun?

  • "Crusader" schrieb:

    Das ist hauptsächlich auf eine Problematik von Runner-Kampagnen zurückzuführen: mangelnde persönliche Bindung unterinander.
    [...]
    In anderen Kampagnen, wo die Beziehung der Charaktere zueinander anders ist (Gang, Forscher, Polizei, Geheimdienst oder gar die klassische Fantasy-Reisegruppe) sieht das schon wieder anders aus.


    Das ist zwar ein Aspekt, aber nein... es ist im Grunde ein allgemeiner Effekt:
    Aktuelle Probleme sind wesentlich dringender als vergangene - auch wenn die Methoden der Problemlösung sich aus letztere herleiten können.


    Dass SR in Grundsetting dazu prädestiniert ist, sich auf das Wesentliche in der Frage nach dem Warum zu konzentrieren, ist etwas Anderes...

    In a free society, diversity is not disorder. Debate is not strife. And dissent is not revolution.

    George W. Bush

    And while no one condones looting, on the other hand one can understand the pent-up feelings that may result from decades of repression and people who've had members of their family killed by that regime, for them to be taking their feelings out on that regime.

    Donald Rumsfeld

  • "Crusader" schrieb:

    Mir scheint, du verwechselst "detailiert" mit "pedantisch".


    Nein das verwechsel ich nicht, ich stelle nur Dinge etwas überspitzt dar. Was bringt mir ein detailliert ausgearbeiter Hintergrund wenn der Spieler nicht in der Lage ist den daraus resultierenden Effekt im Spiel rüber zu bringen.

  • "rainmaker" schrieb:

    Nein das verwechsel ich nicht, ich stelle nur Dinge etwas überspitzt dar. Was bringt mir ein detailliert ausgearbeiter Hintergrund wenn der Spieler nicht in der Lage ist den daraus resultierenden Effekt im Spiel rüber zu bringen.


    Ebenso wenig wie jeder andere Grad an Ausarbeitung.
    Wenn der Speiler unfähig ist, dann ist er unfähig. Und selbst 100 Seiten Hintergrund bringen nichts, wenn sie stumpfm lustlos und nur in dem Willen, das Textminimum zu erreichen, hingeschmiert werden.


    Aber teilweise kann man schon mit dem gemeinsamen Ausarbeiten des Hintergrundes dafür sorgen, dass der Spieler einen besseren Blick für den Charakter entwickelt. Wenn man als SL nämlich dabei ist, mal kritisch hinterfragt und mögliche Zusammenhänge und Folgen bespricht, hat der Spieler schon ein völlig anderes Verhältnis zum Hintergrund.

  • "rainmaker" schrieb:

    Stimmt, aber nicht den Anspruch an Rollenspiel. Ich kenne Spieler die auch mit sehr wenig Hintergrundausarbeitung sehr gutes Charakterrollenspiel hinbekommen..


    Wenn Ich damit gemeint bin,verbeuge Ich mich mit einem lächeln,
    Wenn nicht, kann Ich dem immer noch zustimmen :D
    Ich habe noch nie mit viel geschriebenem Hintergrund gearbeitet
    1/2 Seite meist(wenn überhaupt),das bedeutet aber nicht das der Char keinen Hintergrund hatte und die "20 Fragen" kann Ich für jeden Char(Nur mal so, zum Angeben <100 Chars bei SR3: >20 bei SR4) sofort ausfüllen.
    Nein,ein detaillierter Hintergrund ist kein Garant für gutes Rollenspiel[TM]


    HokaHey
    Medizinmann

  • "Medizinmann" schrieb:


    Nein,ein detaillierter Hintergrund ist kein Garant für gutes Rollenspiel[TM]


    Ganz sicher nicht, aber es hilft doch vielen Leuten sehr gutes Rollenspiel zu liefern, da sie sich mit der Rolle genauer auseinandersetzen wenn sie die Hintergründe erarbeiten.


    Ausnahmen gibts immer, so wirds leute geben die selbst nach 50 Romanen über einen Charakter den Charakter ständig anders spielen werden und genauso gibts leute denen man einen frisch erstellten Char in die Hand drücken kann und die dann sofort ein konsistentes Bild rüberbringen :)
    Ich denke aber das sind beides die Ausnahmen, für viele wird es kein Nachteil sein, wenn sie sich ein wenig mit dem Hintergrund auseinandersetzen.

  • Hmmh, also bei SR habe ich einfach gerne entsprechende Hintergründe. das Warum habe ich zuvor gennant. Mein Mainchar bei DnD hat keinen aufgeschriebenen HG, Aber trotzdem bide ich mir ein, ihn ganz gut zu rollenspielen. Ich sehe bei manch anderen Leuten nur teilweise das problem, dass wenn sie ihren char für eine Zeit von 2-3 Monaten nicht spielen, dass dann die HG immer mehr vergessen wird. Dann wieß nach keiner mehr, woher er denn bitte seine Connections hat usw. außerdem wird das Schwelgen in Erinnerungen damit echt schwer.

  • "rainmaker" schrieb:


    Nein das verwechsel ich nicht, ich stelle nur Dinge etwas überspitzt dar. Was bringt mir ein detailliert ausgearbeiter Hintergrund wenn der Spieler nicht in der Lage ist den daraus resultierenden Effekt im Spiel rüber zu bringen.


    krass... wenigstens einer, den ich noch von früher kenne (neben papillon)*freudig rainmaker zuwinkt und dabei an fastjack, akaima, outlaw_wolf, big_x und einige andere denkt*
    btt: also hintergründe.... ich hab chars mit hintergrüpnden, klar, allerdings stammen die noch von sr2... sr3 hab ich so gut wie gar nicht gespielt und nun endlich wieder mit sr4. problem: die gruppe, zu wenig rollenspiel, da von einigen mitspielern gestört, dann auch oftmals klischee (wir sind die coolsten, blah). nextes problem: zu hohe sterblichkeits-rate. der meister schickt uns ständig völlig überzogene gegner oder bringt uns in vollkommen schwachsinnige aktionen, das ich überhaupt keinen bock habe mir nen großen hintergrund auszudenken. ich hab gewisse vorstellung von meinem char, dementsprechend verhalte ich mich und falls mich jemand fragt, weiss ich in etwa auch was ich antworte.
    ansonsten halte ich es ähnlich wie zippo oder rainmaker, bg ist schön und nützlich und kann auch spaß machen, aber ich schreibe keine bücher über meine chars... 1 bis 2 seiten reichen meistens. ausserdem ists, wie schon gesagt, kein garant für rollenspiel...
    nur mal so als erwähnung: mein bisher bester char (also der mit dem ich das beste rp hinbekomme) hat bis heute keine hintergrund-geschichte, alles was diesen aus-macht entstammt den abenteuern (rollenspielsystem ist übrigens midgard) und den char hab ich seit ca 10 jahren!