[IP] Raven - Kapitel 2

  • Drei Monate nach den Ereignissen in Kapitel 1


    Bellevue, Seattle, UCAS


    Die taghellen Scheinwerfer des behördenschwarzen GMC Commodore durchschnitten das Dunkel der milden Sommernacht und erleuchteten die gepflegten Straßen des lückenlos umzäunten Wohnviertels Medina. Ein entgegenkommender Dodge Charger von Desert Storm Security verdeutlichte nachdrücklich die hohe Patrouillenpräsenz des privaten Sicherheitsdienstleisters, die den gut betuchten Anwohnern ein angenehmes Gefühl der Sicherheit gab, das entscheidend zu Medinas Exklusivität beitrug.


    Der GMC bog in die aufwändig gepflasterte Einfahrt eines Reihenhauses ein und hielt an. Der Motor erstarb. Mit einem Seufzer, der seine Müdigkeit verriet, stieg Assistant District Attorney* Thomas Reeves aus und lockerte seine verkrampften Schultern. Er sah an sich herunter und bemerkte, dass sein maßgeschneiderter Anzug einen zerknautschten Eindruck machte. Seine Mundwinkel senkten sich genervt über sein desolates Erscheinungsbild, dann warf er die Wagentür zu, die sich mit einem satten Klicken schloss. In Reeves AR erschien sofort die leuchtende Befehlskonsole für die Diebstahlsicherung seines Dienstwagens, die er mit einem Gedanken aktivierte. Das AR-Display bestätigte seine Eingabe, blendete sich aus und ließ ihn einsam im Halbdunkel der Einfahrt seines Reihenhauses zurück. Für einen Augenblick stand Reeves einfach nur da und sah blicklos auf die grau lackierte Haustür, die von einem schwachen Nachtlicht indirekt angestrahlt wurde.


    In seinem Rücken glitt ein nachtschwarz gekleideter Schemen geschmeidig um das kantige Heck des Commodore und richtete eine kompakte Schnellfeuerwaffe auf den scheinbar ahnungslosen Mann. Obwohl die flüssigen Bewegungen der dunklen Gestalt absolut lautlos waren, musste Reeves aber doch irgendetwas wahrgenommen haben. Mit einer schnellen Drehung wandte er sich um und blickte der unbekannten Person überrascht in die Augen. Einen Herzschlag später löste ein sanfter Druck auf den Abzug der superkompakten Schusswaffe eine schallgedämpfte Salve panzerbrechender Projektile aus, die seinen Oberkörper glatt durchschlugen. Thomas Reeves war tot, bevor er auf dem sorgfältig verlegten Pflaster seiner Einfahrt aufschlug.


    * Stellvertretender Bezirksstaatsanwalt



    Drei Tage später


    Marysville, Salish-Sidhe-Council


    Unter der goldgelben Mittagssonne eines wolkenlosen Sommertages flog eine schneeweiß lackierte Passagiermaschine mit den dunkelblauen Konturen und dem elegant geschwungenen Schriftzug von Cascade Air über die küstennahen Ausläufer des Kaskadengebirges nach Süden. Die zwei kraftvollen Rotoren der kleinen Cessna C750 brummten beruhigend, während sich in der Ferne allmählich die Kuppe des ehrfurchtgebietenden Mount Rainier aus dem azurblauen Horizont schälte.


    Irgendwie war Lysander an eine Reihe von VIP-Tickets für das spektakuläre Kanuten-Festival des Salish-Sidhe-Council in Vancouver gelangt und hatte ihnen nicht nur die begehrten Karten vermacht, sondern auch ein Flugzeug mitsamt Piloten für das Wochenende gechartert. Und so waren sie am Samstag nach Norden geflogen, hatten eine Reihe spannender Kanurennen gesehen, zwei atemberaubende Nächte gefeiert und befanden sich nun auf dem Rückflug nach Seattle. Man konnte eine neue Woche sicher schlechter beginnen.


    Angus Bluefeather, der schmal gebaute Ork auf dem Pilotensitz, tippte Franklin lässig auf die Schulter. Der frühere Pilot eines Frachtflugzeuges der Salish Rangers hatte den ehemaligen Combatbiker als verwandte Seele erkannt und ihm deshalb auf beiden Flügen den Platz des Copiloten angeboten. Nur zu gerne hatte er Franklins neugierige Fragen zu seiner bewährten Propellermaschine beantwortet und ihm auch so einiges über das Fliegen im Allgemeinen erzählt. Als Franklin ihm nun einen fragenden Blick zuwarf, deutete Angus mit gestrecktem Arm aus dem Steuerbordfenster. „Marysville“, erklärte ihr amerindianischer Pilot lakonisch.


    Zu ihrer Rechten tauchte unter ihnen eine kleine Stadt inmitten der dicht bewaldeten Landschaft auf. Noch weiter in Richtung Westen war, wie auch während der meisten Zeit ihres ereignislosen Fluges, in der Ferne das ruhige Wasser des Puget Sound zu sehen. Das stumpfgraue Band der Interstate 5, welche die Grenzstadt von Nord nach Süd durchschnitt, war auf diese Entfernung kaum zu erkennen, aber Franklin wusste, dass der stark frequentierte Highway schnurgerade nach Everett auf der UCAS-Seite führte und sich direkt hinter Marysville die Grenze des heimischen Metroplex befand.


    Ein breites Lächeln erschien unter Angus verspiegelter Sonnenbrille, als sich ihr Pilot zu seinen vier weiteren Passagieren umdrehte, die es sich in den ebenso vielen superweichen Loungesesseln bequem gemacht hatten, die den Innenraum der kleinen Cessna beinahe vollständig ausfüllten.


    „Wir landen bald auf dem Renton Municipal Airport, Leute“, sagte Angus gut gelaunt. „Bringt schon einmal eure Sitze in eine halbwegs aufrechte Position und nehmt die Finger aus der Minibar.“

  • Die Füße auf einem kleinen Hocker hoch gelegt, die schwarze Weste über dem seidenroten Hemd locker aufgeknöpft und ein Glas mit zwei Finger breit des hervorragenden Loire Vallay Malbec aus der Bordbar in der Hand bietet Isidor das Bild der Entspannung selbst. Natürlich ist er niemals wirklich entspannt, das verhindert nicht nur seine eigene Paranoia sondern auch die ständigen Impulse seines Reflexboosters, die den Körper im Grunde in ständiger Alarmbereitschaft halten. Aber das muss man von außen ja nicht sehen und das leichte Lächeln auf seinen Lippen verrät, dass er sich zumindest im Moment wohl fühlt. Warum auch nicht? Eine großartige Reise liegt hinter ihm. In Kanada war er, zumindest soweit er weiß, noch nie gewesen und Land und Leute hatten eine gewisse Faszination auf ihn ausgeübt.


    Isidor ist ein Stück weit auch ein Clichée und ganz wie das Bild eines Spaniers kann er, wenn er will, aufbrausend und beinahe agressiv sein. Kann bei winzigen, nur empfundenen Beleidigungen an die Decke gehen, ein Gewitter, das ebenso schnell verzieht, wie es aufzieht. In einer Sekunde kann er seinem Gegenüber mit diesem eiskalten Killerblick Nase an Nase ins Auge starren und ihm ein "Willst du das nochmal sagen, Cabron?" zuknurren, in der nächsten Sekunde legt er seinem Gegenüber fröhlich lachend einen Arm um die Schulter und drückt ihm einen Schnaps in die Hand. Und in Amerika kann man damit auch gerne mal einen Streit bekommen, wenn man ihn sucht, aber die Kanadier... Diese Leute sind so tiefenentspannt, der reine Wahnsinn. Als Isidor einmal mit einem bulligen, muskulösen Kerl versehentlich aneinander gerumpelt ist, etwas das in Seattle todsicher ein kurzes aber sehr lautes Gepöbel und dann ein Bier zusammen bewirkt hätte, hat der Muskeltyp sich nur entschuldigt, sich nach Isidors Empfinden erkundigt, angeboten, ihm ein neues Bier zu kaufen (auch wenn gar nichts verschüttet worden ist) und ihn dann zu sich nach Hause eingeladen, eine Begegnung, die Isidor nachhaltig verstört und verwirrt hatte. Selbst für Kanada war das natürlich ein Extremfall, aber trotzdem, diese Leute waren komisch. Aber jetzt geht's zurück nach Amerika und auch wenn Kanada wirklich nett war, ist es doch schön, zu Bekanntem zurück zu kehren.


    Die Sitze in eine aufrechte Position, das lässt ihn kurz kichern. Theoretisch kann dieser komische Luxussessel sowas, aber Isidor sollte verdammt sein, wenn er sich jetzt aufrecht und gerade hinsetzen würde. Die ganze... Stimmung wäre dahin, nein danke. Da lieber das Risiko, ein-zwei blaue Flecken zu bekommen. Natürlich bedeutet das, dass ganz sicher gleich eine Rakete in die Maschine einschlagen wird, aber das ist ein Risiko, das er einzugehen bereit ist. Kurz wandert sein Blick zu seinem Dufflebag, nur Kleidung und sonstiger Alltagskram darin wie die Gekkohandschuhe und das Einbruchswerkzeug (hey, das IST Alltagskram). Natürlich trägt er seine treue Streetline Special, ohne die er kaum duschen geht, zusammen mit zwei Ersatzmagazinen (eines ExEx und eines APDS) am Leib und seine modische Kleidung ist selbstverständlich ein wenig gepanzert, aber die gesamte andere Ausrüstung, von El Lungo bis hin zur Panzerung liegt sicher verstaut im Bauch des Flugzeuges. Wie auch immer Raven den Kram an der Flugzeugsicherheit vorbei bekommt, aber genau für sowas arbeitet man ja für jemanden wie Lysander Raven. Und und weil er sich bisher immer als fairer Chef und guter Kerl gezeigt hat, wobei man das bei so reichen Typen ja nie genau wissen kann. Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr und so weiter. Naja, der neue Raketenwerfer liegt noch daheim. Sowas sollte man erst mit schleppen, wenn man wirklich gelernt hat, damit umzugehen. Und geübt hat er in letzter Zeit viel, da kann man Isidor nichts vorwerfen. Seit diesem Dartspiel auf Franklins Party, hat ihn der Ehrgeiz gepackt und die Schlappe will er Cleo noch zurück zahlen. Als Nachtragend kann man Isidor ja nun wirklich nicht bezeichnen. Wahrscheinlich würde er sogar diesem Koshari, der ihn auf dem Pickup fast nieder geschossen hat, ein Bier ausgeben, wenn die sich jemals in irgendeiner Kneipe wieder sehen. Aber dennoch, das nagt irgendwie an ihm, in einem sportlichen Wettbewerb zu verlieren, das ist er nicht gewohnt.


    Aber davon merkt man gerade nichts, noch einmal nippt er an seinem Wein und stellt das Glas dann in die kleine, diskrete Halterung mit dem Gyro, die auch bei Turbulenzen ein Überschwappen und Umkippen des Glases verhindert, und setzt sich doch ein wenig aufrechter hin, wenn auch nur um einen besseren Blick aus dem Fenster bekommen zu können. Über die Troden, die diskret an seinem Hinterkopf liegen, gibt er seinem Komm die Anweisung, seine Worte während er sie spricht in die Runde zu senden, damit Franklin sich auch an der Unterhaltung beteiligen kann


    [<<]"Ah, Mount Rainier. So gut kann man ihn vom Boden nur bei wirklich gutem Wetter sehen."[>>]

    Ich bin Rollenspieler! Erzähl mir nichts über Realitätsflucht! Cum grano Salis!!! <---Pratchett-Kenner bemerken die drei Ausrufezeichen Wink
    PS: Te exue, sue!

    Raven - Isidor/DIego de Montoya (EInbrecher/Scharfschütze) ; Ein ganz normaler Tag - Lukas Schmidt (Rigger) ; Ab auf die Insel - Louis Delacour/Totentanz (Totenbeschwörer) ; Envoy - Jagd in den Schatten - Charlie Dalton/Nuwanda (magische Unterstützung)

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  • Auch Betsy hatte einen Drink in der Hand. Wie viele andere Menschen mochte sie eine gute Bloody Mary beim Fliegen. Aber eigentlich war sie schon wieder im Arbeitsmodus und wertete die Reise nach nützlichem aus. Auch wenn sie eigentlich nur zum Vergnügen da gewesen waren und sowohl die Rennen als auch die Party drum rum Spass gemacht hatte, hatte sie Dinge gelernt. Vancouver war zwar nicht die Hauptstadt des Salish-Shidhe Council , aber mit Abstand das größte und wirtschaftlich wichtigste Zentrum. Die Architektur war eine beinruckende Verbindung von hochmodernen Funktionsgebäuden mit möglichst unberührt erscheinender Natur. Betsy fütterte ihre Datenbank mit Infos über die Bars und Clubs in denen sie gefeiert hatten. Auch ein paar Kommlinknummern waren dabei. Man konnte nie wissen...


    Für sie aber noch wichtiger war der Härtestes für ihre neue Salish-Linguasoft gewesen. Es war eine Sache, sich so einen Chip reinzupfeifen und irgenwas daherzubabbeln, aber eine ganz andere, das so so zu tun, dass es MuttersprachlerInnen nicht auffiel. Und die Software hatte bestanden. Zwar wirkte die künstliche Sprache etwas förmlich - die Reaktionen der jugendlichen Skater am EInkaufszentrum waren eindeutig gewesen, sie hatten sie als "alte weise Frau" bezeichntet - aber sonst war sie sogar in komplexeren Gesprächen gut durchgekommen. Und auch Angus hatte ihr die gute Qualität bestätigt. Das war ein guter Erfolg gewesen und es befeuerte Betsy auch ihre weiteren neu erworbenen Sprachchips demnächst mal in Originalumgebung auszuprobieren. Wenn sie ihren Sperethiel Chip an Lysander testete fing dieser immer bloß an zu lachen und sagte "Jawohl, Miss Elisabeth".

    Trotzdem freute sie sich natürlich darauf den Ex-Paladin wieder zu sehen. Vielleicht gab es ja sogar Arbeit...


    Apropos Tests. Betsy hatte eigentlich ihre neue Ares Stalwart eingepackt, um in Vancouver auf den Schießanlagen in "besonders naturnaher" Umgebung zu trainieren und ihre Schwächen in der Wildnis etwas aufzubessern, aber die Rennen waren spannend und die Partys wirklich lang gewesen, also lag die Waffe unabgefeuert in ihrer Kiste. Gab ja manchmal auch wichtigeres als Schießen. Als Seattle in Sichtweite kam, überprüfte sie standardmäßg die übrige Ausrüstung. Sie hatte drauf geachtet keine verbotene Munition über Ländergrenzen zu transportieren, aber ihre Ares Lightfire 75 in der Armschiene, sowie die Predator im Schulterholster gaben ihr trotzdem ein gutes Gefühl von Sicherheit. Ihr gepanzerter Mantel lang übereinanergefaltet auf der Armlehne des luxuriösen Sessels.


    Sie trank die Bloody Mary aus und setzte sich aufrecht hin. Zurück in Seattle. Zuhause mochte sie es noch nicht nennen.

  • So sehr Sergej den Trip auch genossen hatte, würde er sich erst wieder entspannen können sobald er festen Boden unter den Füßen haben würde.

    Nicht, dass er Angst vor dem Fliegen hätte.

    Nein. Es war eher die Möglichkeit des Abstürzens vor der er Angst hatte. Die Vorstellung wie das Flugzeug auf den Boden krachte und er und alle anderen darin wie Maden zerquetscht würden ließ seine Hände feucht werden.


    Aus diesem Grund zog er es vor den Flug über in der VR zu verweilen, an Gesprächen mit seinem Kollegen und Kolleginnen nur über das Board-Komm teilzunehmen und sich sonst eher den neuesten Meldungen aus aller Welt oder den Codezeilen eines seiner Programme zu widmen.


    Für die anderen war das bereits ein gewohnter Anblick. Dozor, in seinem Sitz angegurtet, scheinbar schlafend, die Zigarre im Mund - natürlich nicht angesteckt.

    Doch sie wussten ganz genau, dass er im Gegenteil zu seiner körperlichen Inaktivität ein äußerst umtriebiger Typ war, der jede Sekunde mehrere Aktivitäten gleichzeitig am Laufen hatte.


    Auch er war die letzten Monate nicht untätig gewesen und hatte, obwohl er sein Zimmer nur selten verlassen hatte seine Fertigkeiten stetig verbessert.

    Das Gastseminar am M.I.T. in Boston war trotz der Höhe der Kosten jeden Cent wert gewesen und hatte seine Computer- und Hackingskills auf einen neuen Level gehoben.


    Der Zwerg zog es vor mit leichtem Gepäck zu reisen und so hatte er neben seinen Lieblingsschmerzmittel gegen den Hangover und einer seiner Handfeuerwaffen keine nennenswerte Ausrüstung mitgenommen.

  • Franklin reiste im Prinzip gar nicht geschäftlich. Er hatte seinen Revolver dabei und das war’s. Klar seine Klamotten sind n bisschen gepanzert, aber die trägt er im Prinzip, weil sie den Cowboylook so cool wiedergeben. Gerade dieser sorgte in Canada allerdings für einiges Aufsehen, es gab sogar ein Indianerduo, dass eine Schlägerei aus kulturellen Gründen anzetteln wollte, schließlich wurden ihre Vorfahren von solchen Cowboys mies behandelt, doch sie merkten schnell, dass Franklin nich mal genau wusste, worum es da ging und da er ihnen n Bier anbot um sich das erklären zu lassen, war die Sache schnell durch. Er ist einfach kein Nämpfer, wenn er nicht auf seinem Bike sitzt, ist seine Attitüde im Prinzip ne sehr Ungefährliche. Und jeder mit nem bisschen Empathie versteht auch schnell, dass er von solchem Stress immer überrascht ist. Er hat so gar keine provokante Art.


    Im Flieger bemerkt Angus aufgrund von Franklins Antworten, dass er bereits ein wenig übers Fliegen weiß, aber da gehts eher um Drohnen und Fernsteuerung. Im Prinzip wäre er ja auch lieber hinten bei den anderen und würde trinken, aber Angus is nett genug, ihn nich allein hier vorne zu lassen. Er hat sowieso meist das Gefühl, dass die anderen auch gut mal ohne ihren kleinen Cowboy auskommen. Einfach mal in Ruhe reden wie Erwachsene. Allerdings, findet das wohl nur in Franklins Kopf statt, sie geben ihm eigentlich nie das Gefühl unerwünscht zu sein. Auch wenn er langsam den Gedanken zulassen muss, bei Cleo wohl keine Chance zu haben. Er hat Dinge als Zeichen gedeutet, die eigentlich keine waren. Immer mal wieder schaut er sie an und überlegt wie schön es hätte sein können. Doch er versucht es so hinzubekommen, dass keiner von den coolen anderen Teammitgliedern es merkt. Die kennen sowas nich. Die können alle jeden haben den sie wollen. Da ist er sicher.

    Ja genau…

    Meint er abwesend zu Angus, denn er hatte gerade kurz nich zugehört sondern eben nach hinten geschaut und kurz geschmachtet.

    Sein persönlicher Kummer führt leider dazu, dass er für Mount Rainier keinen Blick hat. Er wär gerne so cool wie Isidor. Keine Angst vor nichts. Keiner kann ihm was, dieses Latino-Feuer finden Frauen gut…


    Naja Fakt ist:

    Auch wenn Betsy ihn auf der Party zwar fragte warum er, bei seinem Leben, überhaupt für Lysander arbeiten musste… die Bezahlung des letzten Jobs ist über die Hälfte aufgebraucht. Deswegen! Noch zwei Monate ohne neue Bezahlung und er müsste sich ernsthaft was überlegen.

  • Cleo genießt ihr so betiteltes drittes Leben. In dieser Gruppe hat sie tatsächlich das Gefühl einer echten Gemeinschaft. Es ist Freizeit aber ganz ohne zumindest die körperangepasste Panzerung und ihrer kleinsten Pistole, der Crusader, mit Gel und Standardmunition würde sie nicht ein ganzes Wochenende verreisen.


    Früher war ihr nicht aufgefallen, dass damals die Zusammengehörigkeit von oben übergestülpt war. Jetzt nicht offen durch Zwang oder Befehle, die laut ausgesprochen wurden, sondern vielmehr durch geschickte Manipulation durch diverse Mechanismen und psychologischer Tricks, die einen in die Gemeinschaft konditioniert. Es wäre ihr ohne den Zwischenfall vielleicht nie wirklich aufgefallen, aber jetzt im Vergleich zu dem echten Ding.

    Mit diesem Team war das keine Frage mehr, auch wenn sie alle grundverschieden sind, sie gehören zusammen. Man durfte sogar mal verschiedener Meinung sein, doch irgend etwas Elementares scheint sie zu verbinden und zusammen zu halten.


    Jetzt nutzt sie den Flug um irgendwas vermutlich Unnützes aus einem mitgebrachten Elektronik Teilesatz zusammen zu basteln, das Werkzeug dafür hat sie ja sowieso im Arm dabei. Für die Ansage von Isidor lehnt sie sich dann doch nochmal im Sessel zurück und genießt den Blick, den der Anflug auf Seattle bietet.


    Das Wochenende nochmal Revue passieren zu lassen, lässt sie lächeln. Sie waren nicht permanent aufeinander gehangen, aber es hatte doch viel gemeinsame Zeit auf den Zuschauerrängen und Parties gegeben.

    Es hat auch nicht wirklich Stress gegeben, zumindest immer wenn sie sich bereit gemacht hatte, um mit Präsenz zu zeigen, dass sich Ärger nicht lohnt, hat es sich meistens schon in Wohlgefallen aufgelöst.

    Sie ist niemand der einfach nur zuschaut, wenn irgendwo etwas nach Aktion und Spaß aussieht. Weswegen sie sich selbst auch mal in so ein Kanu gesetzt hat. Nach den ersten Gleichgewichtsschwierigkeiten mit einem Ende im Wasser hat es dann doch einigermaßen gut funktioniert.


    Mit Blick auf Mount Rainier und die Skyline in der Ferne denkt sie an die kommende Woche und was so ansteht.

  • Während der Mount Rainier vor ihnen langsam aber stetig größer wurde, war unter ihm schließlich auch die Smaragdstadt zu sehen. Zuerst Downtowns gewaltige Arkologien, darunter die riesige ACHE, die sie auch aus dieser Entfernung problemlos identifizieren konnten, dann begann sich der ganze Norden von Seattles Metroplex vor ihnen auszubreiten. Es dauerte nicht mehr lange, da tauchte vor der schlanken Nase der Passagiermaschine der sumpfgesäumte Lauf des Snohomish River auf, der Everett vom Salish-Sidhe-Council trennte. Im Grenzbereich befanden sich in der Senke des sanft gewundenen Flußlaufes nur einige vereinzelte, aufgegebene Industriebrachen, die noch nicht von der erwachten Flora überwuchert worden waren.


    In Betsys digitaler Sicht begann das ARO eines eingehenden Anrufes zu blinken. Ihr Kommlink erkannte die Signatur der verwendeten Verschlüsselung. Sie wies den Anrufenden als Mitglied von Lysander Ravens Team aus. Nur Audio, erklärte Betsys Kommlink, als sie den Anruf annahm. »Hallo«, erklang eine selbstbewusste männliche Stimme. »Wir kennen uns noch nicht. Ich bin Colin Morrissey, du kannst mich Tank nennen.« Der Straßenname ihres Gesprächspartners schien Betsy so gar nicht zum Klang der Stimme des scheinbar recht jungen Mannes zu passen. Die Hintergrundgeräusche der Kommverbindung verrieten, dass ein üppig motorisiertes Fahrzeug lautstark beschleunigte. »Ich habe mich gerade aus Raven Manor abgesetzt. Es gibt dort ein ... Problem. Lysander sagte, ich soll euch am Renton Municipal abholen.« Das Quietschen von Reifen ließ eine schnell genommene Kurve vermuten.

    Beinahe gleichzeitig zog eine Bewegung am Boden unversehens Angus Blick auf sich. Zu ihrer Linken bedeckte hüfthohes Präriegras einen flachen Hügel, auf welchem zwei schwarze SUVs am Rand eines geschotterten Forstweges parkten. Um die Fahrzeuge verteilt standen etwa ein Dutzend Metamenschen. Einige hantierten betriebsam an einer langen Kiste, die zwischen den Autos auf dem Boden stand. Eine Lichtreflexion, die von einem, der in der Nähe Stehenden, ausging, stach Angus ins Auge. Ein Fernglas. „Was zum ...“, seine Stimme verebbte ungläubig, als sich eine der Personen aufrichtete, ein langes Rohr auf der rechten Schulter ablegte und damit auf die Cessna anlegte. „Ihr Ahnengeister! Verdammter Drek!“ Das rückwärtige Ende des Rohres spuckte schlagartig eine Wolke aus Flammen und Rauch aus, die mehrere der Umstehenden dazu brachte, eilig zurückzuspringen. Gleichzeitig schoss aus dem Lauf des Rohres ein schlankes Projektil, das sofort steil in die Höhe stieg und dabei einen Feuerschweif hinter sich herzog.


    „Rakete!“, brüllte Angus mit sich überschlagender Stimme. „Auf Einschlag vorbereiten!“ Die Motoren der Cessna röhrten protestierend, als er die Propellermaschine im verzweifelten Versuch des Ausweichens ruckartig und so hart nach rechts zog, dass sich die linke Tragfläche in Richtung Sonne nach oben schwang.

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  • Verwirrt hatte Betsy den Anruf entgegengenommen. Was war da für ne Scheiße los? Sie wollte gerade die anderen informieren, als Angus anfing zu schreien, sie hatte gerade "PST" sagen wollen, als der Inhalt seines Geschreis in ihr Bewußtsein drang. "Fuck"


    Mit einer Bewegung ihres rechten Arms griff sie ihren Mantel und warf ihn wie eine Schutzdecke über sich, mit dem anderen Arm griff sie zu Dozor, der neben ihr saß und drückte seinen Oberkörper nach vorne in die Brace-Position, die sie dann auch selbst einnahm.


    Ins Kommlink rief sie panisch "Scheiße, wir werden abgeschossen". Diesselbe Nachricht schickte sie Dozor per Gedankensteuerung ihres Kommlinks.

    Sollte das jetzt wirklich so enden? Mit einer verschütteten Bloody Mary im Schoß in Everett?

  • Natürlich schaut Isidor gerade aus dem falschen Fenster. Später wird er sich darüber noch ärgern, wird denken, er hätte vielleicht irgendetwas rechtzeitig bemerken können oder... was auch immer. Aber jetzt genießt er gerade den Ausblick, als es einen kurzen, leichten Ruck im sonst so ruhigen Flug der Maschine gibt. Nichts wirklich ungewöhnliches, aber Training, Paranoia und Reflexbooster sorgen jedes einzelne Mal für einen kurzen Adrenalinschub. Wohl auch deshalb misst Isidor dem keine wirkliche Bedeutung bei, hätte er aber gewusst, dass das der Augenblick war, in dem Angus den Raketenwerfer erkannt hat und vor Schreck ganz leicht das Steuer angetippt hat, hätte er gewusst, dass Betsys plötzliches Stirnrunzeln nicht auf das Ruckeln sondern auf ihren Anruf zurück zu führen ist, er hätte schneller und gezielter reagiert.


    So aber erwischt es ihn eiskalt, als Angus im Cockpit flucht. Wenn der Pilot flucht, dass ist das GANZ schlecht. Eine weitere Ausschüttung von Adrenalin und anderen Stoffen jagt durch Isidors Adern, elektrische Impulse schießen in sein Gehirn und das vertraute Gefühl, als würde die Welt sich verlangsamen, stellt sich ein, als Isidors Reflexbooster auf halbe Leistung steigt und eine Sekunde später in die Vollen geht, als der gebrüllte Ruf "RAKETE" durch die Cesna fegt. Mit schnellen aber dabei erstaunlich ruhig wirkenden Bewegungen greift Isidor die Gurte seines Sessels und schnallt sich an während die Cessna, durch den jetzt mit voller Leistung arbeitenden Reflexbooster surreal langsam, beginnt, sich in eine scharfe Kurve zu legen. Isidors Stimme schallt, ohne Panik in einem kasernenhaften Befehlston, durch Kabine und Matrix


    <<"Anschnallen! Kopf schützen! Nach Absturz schnelles Verlassen, Ausrüstung bergen, Sammeln neben dem Wrack">>


    Besser etwas pessimistisch klingen, als dass nach einem eventuellen Crash Leute verwirrt herum stolpern. Während er selber eine vorneüber gebeugte Position einnimmt und auch Cleo neben sich am Arm in eine selbige zu ziehen versucht, registriert er noch, dass Betsy sich genau richtig verhält, dann...

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    PS: Te exue, sue!

    Raven - Isidor/DIego de Montoya (EInbrecher/Scharfschütze) ; Ein ganz normaler Tag - Lukas Schmidt (Rigger) ; Ab auf die Insel - Louis Delacour/Totentanz (Totenbeschwörer) ; Envoy - Jagd in den Schatten - Charlie Dalton/Nuwanda (magische Unterstützung)

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  • Öhm… was für n Scheißgefühl is das denn? Beschossen werden ohne selbst Kontrolle über das Fahrzeug zu haben… Auch wenn’s fliegt.


    Franklin und ebenso das Team, kennt es von ihm ganz gut, dass er auch, oder gerade, unter voller Bedrohung ziemlich souverän mit dem Bike oder Auto agiert. Beschuss jagt dann zwar sein Adrenalin hoch, aber er kann es in seine Fähigkeiten und die Notwendigkeit diese auch auszuüben kanalisieren. Das Ganze wird schon deutlich mieser wenn er zu Fuß unterwegs ist. Und wie er jetzt gerade lernt, fühlt er sich wahnsinnig hilflos, wenn er (zu recht) von allen Kontrolle ausübenden Aktionen ausgeschlossen ist.


    Leicht panisch wirft er noch einen Blick nach hinten. Er hätte Cleo doch einfach mal küssen sollen. Letztendlich kann er sich nur vornehmen, dass zu tun, sollten sie überleben… Er prüft seinen Gurt und beugt sich dann vor. Immerhin muss er niemanden schützen, so kann er sich um sich selbst kümmern. Schnell fallen ihm die Regeln bei Flugzeuggefahren ein. Füße so weit wie möglich nach hinten, aber noch fest auf dem Boden. Kopf so weit möglich runter. Rechte Hand auf den Kopf, die Linke darüber. Ziel ist es die Chance auf Kopfverletzungen zu minimieren, gefolgt von dem Ziel, Brüche der rechten Hand zu vermeiden. Die Linke soll mögliche umherfliegende Dinge abhalten, die braucht er nicht so dringend um den Gurt zu lösen und aus dem Wrack zu entkommen, sollte er den Absturz überleben.

  • Cleo schmunzelt als Betsy offensichtlich einen Anruf entgegen nimmt, kaum ist Seattle in Reichweite und schon wieder geschäftstüchtig wie immer. Sie sieht wieder aus dem Fenster und das Fluggeräusch der Rakete lenkt ihre Aufmerksamkeit fast gleichzeitig mit dem Warnruf von Angus in die richtige Richtung. Und in Kombination mit dem charakteristischen Feuerschweif fällt es ihr nicht schwer die Rakete zu identifizieren.

    Auch ihre Welt scheint immer mehr in eine Art Zeitlupe zu driften und sie informiert die anderen nur trocken.

    "Aztechnology Striker, keine schlechte Wahl."

    Sie verfolgt die Flugbahn rückwärts und versucht Aufnahmen zu machen, von was auch immer sie noch ausmachen kann.

    Das ruckartige Ausweichmanöver von Angus drückt sie an die Seite ihres Sitzes doch ihre Blick bleibt fest nach draußen gerichtet. Hier müssten alle wissen wie sie sich schützen und selbst bei herumfliegenden Drinks und Kleinteilen einen kühlen Kopf bewahren.


    Sie streift Isidor Griff ab.

    "Lass', ich weiß Bescheid!"

    Bereithaltend beobachtet sie die Rakete noch weiter, ob Angus Manöver vielleicht doch noch den Einschlag verhindert. Wenn sie sich dann im letzten Moment nach vorne lehnt, schickt sie die Aufnahmen noch in die Datenbank von Raven. Sollte die Münze des Schicksals diesmal auf der anderen Seite landen, dann würde sie wenigstens eine Spur hinterlassen, für alle, die es interessiert.

  • Gerade noch mitten am Coden bricht plötzlich das Chaos über sie herein.


    Yebat-Kopat! Wir werden was???


    Schnell speichert er seine Arbeit um dann aus dem Frame und wieder in die Reale Welt zu treten, was die Situation nicht wirklich angenehmer gestaltet.


    Flugzeug im Ausweichmanöver, alle in Chrashposition.


    WTF!


    „Warum die schießen auf uns?“


    Schnell überlegt er seine wenigen Optionen. Die Aussicht eine Missile zu hacken sind geradezu verschwindend gering und ohne sein Deck wahrscheinlich unmöglich. Doch sonst fällt ihm auf die Schnelle nichts ein was er tun könnte.


    Vorsichtig späht er aus dem Fenster.

  • Mit ohrenbetäubendem Knall explodierte die Rakete unter der Cessna und schleuderte einen dichten Hagel scharfkantigen Schrapnells in Boden und Tragflächen des Flugzeugs. Die Druckwelle der heftigen Nahbereichsdetonation riss die, vor einem Moment noch makellose, Cascade-Air-Maschine mehrere Meter nach oben und zerschmetterte gleichzeitig die meisten Fensterscheiben des Passagierraums.


    In der Ferne schwebte rechts von ihnen, durch die plötzlich veränderte Fluglage geradewegs in ihr Blickfeld getragen, mit surreal anmutender Ruhe eine ballonförmige Nissan SkyEye der Metroplexgarde über dem Grenzkontrollpunkt ins Salish-Sidhe-Council. Mit ihrer verwaschen wirkenden weißen und blauen Lackierung war sie trotz ihrer enormen Größe kaum auszumachen. Die Sensoren der Luftüberwachungsdrohne waren absolute Spitzenklasse und mussten den Beinaheabschuss der Passagiermaschine zweifellos registriert haben.


    Während Angus verzweifelt darum kämpfte die Cessna einigermaßen unter Kontrolle zu bringen und einen verhängnisvollen Strömungsabriss zu verhindern, zerbrach die zerfetzte Hülle des rechten Motors, Trümmerteile trudelten davon und plötzlich zog das stark angeschlagene Flugzeug einen Schweif aus Feuer und Rauch hinter sich her, während die verkanteten Rotoren mit einem hässlichen Kreischen anhielten. „Triebwerksausfall Steuerbord!“, schrie Angus hektisch. Was das bedeutete, erfuhren die Passagiere sofort, als sich die Cessna einen Sekundenbruchteil später nach vorne neigte, scheinbar unkontrolliert in Richtung Boden beschleunigte und schnell an Höhe verlor. Das verbleibende Triebwerk auf der Backbordseite begann protestierend zu knattern und röhrte mit tiefem Brummen auf.


    Sie schossen über den Snohomish River hinweg. Mit furchterregender Geschwindigkeit rückte die dichte Bebauung Everetts näher, die eine Landung unmöglich machte, während sich an der Rückseite der linken Tragfläche großflächige Fetzen der Beschichtung lösten und im Sog des bislang noch weitgehend funktionsfähigen Rotors flatterten. „Beide Tragflächen sind schwer beschädigt! Das Backbordtriebwerk kann uns nicht halten“, rief ihr Pilot. Er deutete mit wildem Blick auf ein, unmittelbar am Stadtrand nahe des Grenzzauns, gelegenes zwölfstöckiges Hochhaus, das aus einer Gruppe deutlich niedrigerer Gebäude herausstach. Auf dem Flachdach des Hochhauses befand sich ein ausgedehnter Swimmingpool, der einen Großteil der Dachfläche einnahm. Damit dessen Besitzer ihrer Badeleidenschaft nicht ungeschützt in der prallen Sommersonne nachgehen mussten, überspannte ein beiges Sonnendach aus einem leinenartig durchscheinenden Funktionsmaterial das tiefblaue Wasser des Pools.


    „Wenn ich es sage, springt ihr alle auf das Dach! Denn wenn sich die Maschine dreht, sind wir tot! Ich weiß nicht, wie lange ich sie noch halten kann.“ Es klang für sie nach einer total verrückten Schnapsidee, aber Angus schien es todernst zu meinen. Er hieb auf die manuelle Notentriegelung der beiden seitlichen Einstiege, die klickend aufsprangen und sofort vom Strömungswiderstand nach hinten gerissen wurden. „Vertraut mir! Ich hatte in Tsimshian jede Menge Frachtabwürfe bei Einsätzen gegen die Terroristen des Regimes. Ich bringe euch da runter!“ Der Steuerknüppel zitterte unheilverkündend, als Angus die Cessna in leichter Schräglage auf das Hochhaus ausrichtete. Das Flugzeug sank weiter mit furchterregender Geschwindigkeit in Richtung der Bebauungsgrenze und es war nicht schwer die wahrscheinliche Flugbahn vorherzusehen. Dicht hinter ihrem Zielgebäude würde die Passagiermaschine mangels dynamischen Auftriebs in einen engen Straßenzug eintauchen, der nicht breit genug für ihre Tragflächen zu sein schien. Diese Aussicht bot keine Hoffnung auf eine überlebensfähige Landung.


    „Breitet Arme und Beine weit aus, wenn ihr draußen seid. Das bremst eure Fallgeschwindigkeit ein bisschen“
    , fügte Angus mit zusammengebissenen Hauern hinzu, während er mit dem schwerfälligen Ruder kämpfte. Einen Herzschlag später befand sich das Wasserbecken, dessen tiefes Blau vom durchscheinenden Sonnendach zu einem schwachen Pastell gemildert wurde, beinahe unter ihnen. „Jetzt! Springt! Raus! Raus! RAUS!“, brüllte Angus aus vollem Hals, um das Heulen des Luftstroms und das Rasseln des gequälten Backbordtriebwerkes zu übertönen.

  • Einige Augenblicke lang verharrt Isidor einfach ruhig in seiner vorne über gebeugten Person, ignoriert scheinbar die Ausweichbewegungen und die Aufregung, dann wird die Cessna heftig durchgeschüttelt und Isidor versteift seine Bauchmuskeln, nimmt die Stöße und das Schütteln hin und hält es einfach aus. Dann ein starker Stoß als würde die gepanzerte Faust des Chaos selbst die kleine Cessna schlagen und durch Isidors Geist schießt kurz die Sorge um seine Ausrüstung im Bauch des Flugzeuges. Und ein weiterer Gedanke. Schrapnellrakete. Warum Schrapnell? Amateure? Nichts anderes verfügbar? Oder sollen wir abstürzen statt direkt zu sterben? Weitere Dinge brechen, das Flugzeug rumpelt und bockt und Angus' Ruf "Triebwerksausfall Steuerbord!" schießt wie ein Peitschenhieb durch Isidors Kopf. Ein plötzlicher, rasender Schmerz schießt durch seinen Schädel, Bilder blitzen auf und verschwinden sofort wieder. Ein Flugzeug, eine Erschütterung, eine ruhige, emotionslose Stimme "Defectio motus sinistrorsi, teli alteri", stumme Gestalten, die in Rütteln und Bocken aufspringen ob obwohl alles ruckelt und sich bewegt fest stehen, das Geräusch von Waffen, die entsichert werden, ein starker Stoß, noch einer, dann ein Rütteln und Lärm Sonnenlicht und dann...

    Von außen merkt man wenig davon, was gerade in Isidors Kopf passiert. Man könnte es problemlos mitbekommen, aber hier, wo alles ruckt und bockt, da ist sich panisch an den Sessellehnen fest zu klammern, kreidebleich zu sein und wie erstarrt in die Ferne zu blicken nichts Unnormales. Andererseits ist Betsy nicht nur eiskalt sondern auch eine gute Beobachterin. Angus' nächste Durchsage reißt Isidor mit einem brutalen Ruck wieder ins Hier und Jetzt zurück. Ein Absturz, aber kein kontrolliertes Abtrudeln in einer genau gegen sowas abgesicherten, hochgezüchteten Supermilitärmaschine. Eher das Trudeln einer Nussschale mit Löchern im wilden Tosen der Gocta-Wasserfälle. Eine Sekunde der Unsicherheit, dann greift das Training.

    Isidor greift nach der Schnalle seines Gurtes, löst die Sicherung aber noch nicht. So absurd sich das anfühlt aber man ist angeschnallt sicherer, viel sicherer. Ein Dach, Angus will, dass alle abspringen. Dem Piloten sagen, was er tun soll, wird sinnlos sein, Angus wird mehr wissen, als Isidor darüber, wie er lebend runter kommt. Aber dennoch... Während er sich abschnallt und aufspringt ruft Isidor gleichzeitig in Fleisch und der Matrix


    <<"Si, Pilot. Dios con te. ALSO LOS, HERMANOS! ANDALE!">>


    Er beeilt sich, seine Tasche zu greifen und zur Tür zu kommen, macht aber keinerlei Anstalten, abzuspringen. Stattdessen bleibt er neben der Tür stehen und es ist klar, dass er einen Teufel tun wird, vor dem Letzten der anderen zu springen.

    Ich bin Rollenspieler! Erzähl mir nichts über Realitätsflucht! Cum grano Salis!!! <---Pratchett-Kenner bemerken die drei Ausrufezeichen Wink
    PS: Te exue, sue!

    Raven - Isidor/DIego de Montoya (EInbrecher/Scharfschütze) ; Ein ganz normaler Tag - Lukas Schmidt (Rigger) ; Ab auf die Insel - Louis Delacour/Totentanz (Totenbeschwörer) ; Envoy - Jagd in den Schatten - Charlie Dalton/Nuwanda (magische Unterstützung)

  • Nur sehr kurz denkt Franklin darüber nach, was für Feinde Angus sich da wohl angelacht hat. Also… mit Raketenwerfern und allem. Und nun soll er wegen so einer fremden Feindschaft sterben? Als Angus dann seinen Vorschlag machte, schaute der junge Cowboy ihn wie blöde an. Sein Ernst? Doch da brüllt Isidor auch schon los. Is also ernst. Dios con te… ja mehr bleibt ja auch nich. Bei all den Meldungen, kann er ja kaum überleben, oder? Er wünschte Angus gedanklich alles Gute.


    Während Isidor sinnvoll und trainiert seine Tasche greift und sicher alles darin hat, was er braucht um tagelang überall durchzukommen, greift Franklin sich sein Lasso… n verdammtes Seil. Isidor IST einfach mal unglaublich viel cooler.
    Schießt es Franklin durch den Kopf.

    Neben so nem Kerl isses auch kein Wunder, dass ich bei Cleo abblitze.
    Witzlos, über was er so nachdenkt, während alle anderen sinnvoll agieren. Was Panik so alles mit einem macht.


    Naja immerhin springt er sobald Angus es sagt, als Erster raus. Auf keinen Fall will er hier als der Angsthase dastehen. Sie sterben eh alle, oder? Dann wenigstens nich peinlich draufgehen. Erst im Flug fällt ihm auf, dass das mal so gar nich Gentlemanlike war.

  • Ein durchdringendes Fiepen auf den Ohren nach der Raketenexplosion. Ein Prasseln von Trümmern und Glassplittern auf ihrem Mantel. Und die Kommandos von Angus und Isidor.

    Das bedeutete wohl, dass sie nicht tot war. Das war vermutlich gut, so genau konnte sie das noch nicht einschätzen.

    Betsy mochte gerne Kontrolle. Über sich, Ihre Mitmenschen und die Umwelt im allgemeinen. Aber hier war gar nichts unter Kontrolle. Im Gegensatz zu Isidor, der in einem anderen Leben? -was wußte sie schon - offensichtlich auch Luftlandeeinsätze kommandiert hatte, waren für Sie bislang Bloody Marys die größte Aufregung über den Wolken gewesen. Also tat sie das, was man tat, wenn man keine Chance auf Kontrolle hatte. Sie tat was man ihr sagte.


    Kurz vergewisserte sie sich noch, dass Dozor neben ihr auch bei Bewußtsein war, dann schlüpfte sie in ihren Mantel. Mit ein bisschen Glück würde er den Fall ein bisschen bremsen. SIe stolperte dann fast, über die Gepäckklappe im Boden, die Isidor schon geöffnet hatte und griff sich den Koffer mit ihrem neuen Stalwart Karabiner. Als sie dann absprang, erinnerte sie sich aus irgendeinem Grund haargenau an das Verkaufsgespräch. Vermutlich wollte ihr Bewußtsein sie davor beschützen ihre Situation im Freifall auf ein Hochhaus zu realisieren...


    "Auf Betsys Frage nach einer Ares Stalwart nickte Sunny nachdenklich. Dann strich sich die junge Zwergin mit dem Zeigefinger über ihre kesse Stupsnase. „Warte mal einen Augenblick, Betsy“, sagte sie plötzlich und wandte sich um. Mit einem eleganten Satz hüpfte die Büchsenmacherin von dem ergonischen Hocker, den sie sich zuvor an den freistehenden Tisch geschoben hatte. Auf eben diesem Auslagentisch befand sich vor Betsy bereits eine gut ausgestattete Ares Crusader 2 Automatikpistole nebst umfangreicher Zubehörteile, die zu ihrer Begutachtung allesamt auf einem orangefarbenen Mikrofasertuch ausgelegt waren.

    Einige Augenblicke später kam Sunny aus einem Nebenraum zurück und legte ein weiteres Mikrofasertuch auf den Tisch. Als sie das hellgraue, mit silberfarbenen Streifen sehr hochwertig wirkende Textil aufschlug, kam darunter ein extrem modifizierter Karabiner zum Vorschein. Eine nachtschwarze, äußerst kompakt gebaute Ares Stalwart mit matten Akzenten in klassischem gunmetal gray. Nach einer Minute beinahe ehrfürchtigen Betrachtens nahm Betsy die edle Schnellfeuerwaffe vorsichtig in die Hände. Ein leichter Druck auf die entsprechende Kontaktfläche reichte, um die skelettierte Schulterstütze beinahe lautlos herausschnappen zu lassen. Auch der stummelige Schalldämpfer trug kaum auf. Die perfekte Waffe für einen Attentäter. Sunny nickte auf Betsys unausgesprochene Frage. „Ich konnte sie dem Mistkerl nicht überlassen, für den ich sie angefertigt habe. Du würdest mir einen Gefallen tun, wenn du sie führen würdest, Betsy. Ich mache dir auch einen Sonderpreis. Für 2.800 ¥ gehört sie dir. Was meinst du?


  • So eine Situation war definitiv nicht Teil ihrer Ausbildung gewesen, dass war wesentlich bodengebundener abgelaufen.

    Was sie zumindest gelernt hatte, war Ruhe bewahren in Stresssituationen. Und die Einbauten in Augen und Ohren minimieren zumindest die Auswirkungen des Einschlags. So unterdrückt sie mit einiger Anstrengung die aufkommende Panik, die die Optionslosigkeit in einem nicht mehr seiner Funktion nachkommenden Flugzeug automatisch auslöst und sucht nach einer ihr noch v unbekannten Lösung.

    Viel Ausrüstung hat sie nicht dabei und schon gar nicht griffbereit. Sie stopft in die Jackentaschen, was an Elektronikteilen von ihrer Beschäftigung vorhin noch auf dem Weg zur Tür liegen und Waffe und Werkzeug hat sie sowieso an der Frau.

    Die klaren Anweisungen helfen, auch wenn der Inhalt den Adrenalinpegel nochmal zum hoch kochen bringt.


    Nach einem kurzen Blickkontakt mit Isidor folgt die dann Franklin und Betsy.

  • Gerade als Dozor seinen Blick vom Fenster abwandte und auf eine Antwort seiner Frage drängen wollte schlug die Missile ein.


    Explosion, herumfliegende Splitter, plötzlicher Druckabfall, eine sich rasch nähernde Erdoberfläche.


    Alles wovor sich der sonst so toughe Zwerg gefürchtet hatte war eingetroffen.

    Und es war noch schlimmer als er es sich ausgemalt hatte.


    Starr vor Schreck konnte er sich nicht bewegen. Auch die Worte der anderen drangen nicht zu ihm durch.


    Yonanne dno! Wir werden alle sterben!


    Doch dann setze er sich irgendwie in Bewegung und ehe er es sich versah, befand er sich außerhalb des Flugzeugs und laut schreiend im freien Fall in die Tiefe.


    „AAAAAAAAHHHHHHH!!!!!!!!“


    Nu ohuet teper! Wir werden trotzdem alle sterben!

  • Fanklin.... Betsy... Cleo.... Dozor, ok alle sind raus. Ein letzter, sehr, sehr kurzer Blick voller Bedauern geht zum Cockpit, dann folgt Isidor seinen Hermanos aus der Tür heraus. Künstliche Muskeln, ihre Ankerpunkte an den Knochen mit Plastik- und Metallverbindern verstärkt, katapultieren ihn mit einem kräftigen Satz aus dem Flugzeug. Er springt spät und muss das so gut es eben geht ausgleichen. Die beiden Taschen, die kleinere aus dem Passagierraum und die größere aus dem Gepäckraum, hat er fest an sich gepresst. El Lungo muss leider im Flugzeug bleiben, zum Einen könnte Isidor diesen großen Koffer kaum sinnvoll im Sprung mit nehmen, zum Anderen wäre das Präzisionsgewehr danach vermutlich sowieso erst einmal nicht zu gebrauchen. Lieber hoffen, dass es den Absturz übersteht und später von einem fähigen Bastler wieder auf Vordermann gebracht werden kann. Und... Noch im Sprung schickt Isidor zwei gedankliche Bilder per Matrix an den Piloten, eines von El Lungo, eines vom dem Koffer im Gepäckraum, und hofft, dass Angus versteht, dass Isidor meint, er könne sich die Waffe ruhig borgen, falls er das hier überlebt. Kurz wundert er sich über sich selbst, was Franklin gedanklich als "cool"bezeichnet, macht Isidor immer wieder ein wenig Angst. Diese absolute Gefühlslosigkeit, während er aus einem Flugzeug springt noch an sowas zu denken, als wären Geist und Körper nicht eines sondern irgendwie voneinander losgelöst. als würde er gar nicht selber aus einem Flugzeug springen - ohne Fallschirm - sondern als würde er das nur in einem VR-Spiel erleben, als würde er einen anderen steuern... Sicher würde Betsy irgendetwas von dissoziativer Cyberpsychose reden oder so.

    Ich bin Rollenspieler! Erzähl mir nichts über Realitätsflucht! Cum grano Salis!!! <---Pratchett-Kenner bemerken die drei Ausrufezeichen Wink
    PS: Te exue, sue!

    Raven - Isidor/DIego de Montoya (EInbrecher/Scharfschütze) ; Ein ganz normaler Tag - Lukas Schmidt (Rigger) ; Ab auf die Insel - Louis Delacour/Totentanz (Totenbeschwörer) ; Envoy - Jagd in den Schatten - Charlie Dalton/Nuwanda (magische Unterstützung)

  • Sie befanden sich im freien Fall.


    Nur Augenblicke nachdem sie sich von der schneller sinkenden Cascade-Air-Maschine gelöst hatten, sackte diese hinter dem Gebäude der drückenden Enge der Straßenschlucht entgegen. Dichte Rauchschwaden aus beiden Triebwerken zeichneten den Kurs der todgeweihten Cessna nach. Einen Herzschlag später erreichte das Flugzeug die Höhe der Dächer. An einer blitzschnellen Bewegung der kaum noch funktionsfähigen Seitenruder erkannten sie Angus letzten Versuch, die Kollision der Passagiermaschine zu vermeiden. Es reichte nicht. Mit einem markerschütternden Kreischen reißenden Metalls zerbrach der Backbordflügel, als er am Balkon einer Dachgeschosswohnung hängenblieb. Das Flugzeug wurde durch die brutale Krafteinwirkung in die rechte Häuserfassade geschleudert und verwandelte sich mit donnerndem Getöse in einen wirbelnden Feuerball, der sich überschlagend seinen Weg hinunter zur Straße fortsetzte.


    Den Aufschlag der zerknüllten und brennenden Cessna konnten sie nicht mehr verfolgen. Das Sonnendach kam ihnen mit schwindelerregender Geschwindigkeit entgegen. Dann schlugen sie selbst auf.


    Sekundenbruchteile vor ihrem Auftreffen klickten alle Halterungen der Überdachung gleichzeitig und die dünnen Stahlseile, die das bis dahin straff gespannte Sonnensegel hielten, gaben einige Zentimeter nach.


    Als sie nacheinander auf das, nun nicht mehr übermäßig hart gespannte, Sonnensegel stürzten, presste ihnen der heftige Aufprall schlagartig die Luft aus den Lungen. Im Moment des Aufschlags rissen ihre Körper jedoch auch meterlange faserige Schlitze in das überbeanspruchte Material, als dieses im gleichen Sekundenbruchteil nachgab und dabei glücklicherweise ihren Sturz merklich verlangsamte. Die lebensrettende Verzögerung verschaffte ihnen allerdings nicht genug Zeit, um ihre Lungen wieder mit Atemluft zu füllen, da sie einen halben Wímpernschlag später bereits mit einem peitschenden Platschgeräusch in das leuchtendblaue Wasser des Pools einschlugen und von ihrer rapide abgebauten kinetischen Restenergie bis auf den weißgefliesten Boden des übermannshohen Beckens gedrückt wurden.


    Die enorme, und vor allem sehr plötzliche, Wasserverdrängung schoss geysirartige Fontänen in die Höhe, die sich mit hohem Druck an der Unterseite des zerfetzten Sonnendaches brachen und das Poolwasser schlagartig in alle Richtungen verteilten. Abgesehen von dekorativ verteilten Palmen und Farnbüschen in mediterranen, keramischen Pflanztöpfen, sowie verschiedenen ansprechend arrangierten Sitzgelegenheiten erreichten die Wassermaßen auch die kurvenreichen Formen einer blonden Trollin, die zu Tode erschrocken aufschrie und vom unerwarteten Nass auf die Sonnenliege zurückgeschleudert wurde, von welcher sie gerade aufgestanden war. Dabei verlor sie ihr teuer wirkendes Kommlink mit karminroter Klavierlackbeschichtung, das einige Meter entfernt klackernd liegenblieb. Die Hülle des handlichen Gerätes passte farblich ausgezeichnet zu der des Bikinis der jungen metamenschlichen Frau, wie nun deutlich zu erkennen war, da ihr schneeweißes Strandkleid tropfnass und transparent an ihr klebte. Reflexartig wischte sich die Blondine mit geschockt geweiteten, riesengroßen, blauen Augen das Poolwasser aus den triefenden Haaren.