Keiner hatte etwas gegen die Einschätzung durch den Brigadeadmiral einzuwenden. Hätte ihn auch gewundert, wenn er ehrlich ist.
Ohne groß drum herum zu reden, kommt er gleich zur Sache. Das hier sind Soldaten, Marines! Smalltalk hilft hier keinem weiter.
"Ich glaube, man will Sie auflaufen lassen." Eine Sekunde Pause.
"Ich habe leider wenig Einfluss auf die Auftragsvergabe, aber immerhin darf ich das Team leiten und aufstellen.
Mein Rivale, ein gewisser Generalmajor, dessen Name ich aus Anstand nicht nennen werde, ist wohl mit der Entwicklung Ihrere Erfolge unzufrieden."
Generalmajor. Eine Generalmajor Kramer quittiert die Einsatzberichte, und scheint weit über Oberfeldwebel Richter der Vorgesetzte des Teams zu sein. Das wissen die Beteiligten. Sie kennen das Organigramm.
Sleipnirsson weiß, dass sie das wissen.
"Er hat die militärische Leitung über einen Teil der Marines inne, leider auch über Sie.
Sie sehen, die Mission ist äußerst fordernd, aber nicht unmöglich, denke ich. Wenn Sie diesen Einsatz erfolgreich abschließen, haben wir es geschafft. Dem Marketing muss klar werden, dass Sie Maersk repräsentieren können, der Sicherheit muss klar werden, dass Sie echte, harte Marines sind.
Bis es soweit ist, fürchte ich, haben Sie noch einen harten Kampf bevor."
Er lässt eine kurze Pause, schaut jedem einmal in die Augen. Alle sind entschlossen. Natürlich sind sie das, sie wurden so ausgebildet.
"Kommen wir also zum einzig wirklich wichtigen Punkt: Dem Wie.
Das Schiff hat einen äußerst großen Rumpf, und ist mehrfach gegen ein Sinken gesichert. Das kommt uns tatsächlich sehr entgegen. Das letzte, was wir wollen, ist noch eine Ölkatastrophe. Noch dazu ausgelöst von Maersk Marines.
Der Antrieb ist offenbar enorm verbessert worden. Ich gehe davon aus, dass er komplett ersetzt wurde. Und nimmt man die Masse und den ursprünlichen Nutzen des Schiffes, und die Geschwindigkeit, mit der es sich nun bewegt, sehe ich nur zwei Optionen.
Einen Reaktor an Bord, oder einen Elementar.
Beides birgt seine Risiken, sowohl für uns, als auch für das Schiff. Beides wird Sie vor Schwierigkeiten Stellen.
Ein Reaktorunglück auf offener See ist keiensfalls besser als ein gesunkenes Schiff. Er müsste sicher herunter gefahren und langfristig demontiert werden. Ihre Aqua-Fortress wurde mit einem kurzfristigen Strahlenschutz versehen, um Sie auf diesen Fall vorzubereiten. Eine Anleitung zum sicheren Herunterfahren wurde in Ihr Pi-Tac geladen.
Ein Elementar wäre weniger prekär für die Umwelt und weniger kompliziert auszuschalten. Dafür wehrt er sich natürlich. Ein Elementar würde auch die Stürme erklären. Fraglich bleibt, woher die Piraten einen ausreichen starken Geist haben.
Unsere Aufklärung konnte keine der beiden Möglichkeiten bestätigen oder ausschließen. Sie werden das erst vor Ort erfahren.
Stabsgefreiter, Sie wollten ein U-Boot. Ihre Aqua-Fortress verfügt über Sauerstofftanks und Schubdüsen. Nutzen Sie das.
Legen Sie das Schiff an den Schrauben lahm. Sollte es durch einen Elementar bewegt werden, wird das natürlich nicht gehen. In dem Fall haben wir kaum eine Möglichkeit, das Schiff an der Bewegung zu hindern, und der Auftrag wird etwas komplizierter.
In beiden Fällen sollte Winkler die Verteidigung des Schiffes beschäftigen, während der Rest an Bord geht. Wenn Sie unter 100 Metern bleiben, sollten die Seekampfgeschütze Sie nicht anvisieren können."
Was logisch ist, allein aufgrund des Winkels. Natürlich weiß Lukas auch, dass ein entsprechender Wellengang die Winkel durchaus verändern kann.
"Ich habe vier modifizierte Sturmschilde geordert. Sie sind ebenso stabil wie gewöhnliche, haben aber ebenso eine eingebaute Schubdüse. Damit können Sie nicht nur die Schilde leichter durch das Wasser transportieren, sondern auch eventuell weitere Ausrüstung. Eine Smart-Feuerplattform, zum Beispiel.
Weiterhin enthalten Sie ein Magnetsystem, das am Rumpf des Schiffes halten sollte. Falls sie dort vorübergehend etwas deponieren wollen.
Ihre Rüstungen haben eine Mikro-Drohne, nutzen Sie diese, um wichtige Punkte auszuspähen."
Er teilt weitere taktische Einschätzungen mit, wie zum Beispiel, dass das Team sich aufteilen sollte, um die Brücke und den Antrieb zeitgleich ausschalten zu können. Alex solle sich dem Geist stellen, da Waffenfoki bekanntlich besser funktionieren als Kugeln. Stärkeren Widerstand (vom Geist abgesehen) erwartet er auf dem Weg zur Brücke.
Das Pi-Tac hat auch Deckpläne des Schiffes erhalten, sodass man weiß, wo man eine Schneidfackel ansetzen sollte. Freilich hat das Waffensystem auch einen Unterlauf-Enterhakenwerfer. Ein klassisches Entern wäre also ebenfalls möglich. Vielleicht tut man beides gleichzeitig, einmal entern in Richtung Brücke, einmal hereinschneiden zum Antrib. Wo der vermutet wird, ist natürlich ebenfalls im Pi-Tac vermerkt.
Er weist auch darauf hin, dass die Gegenseite aus Piraten besteht. Zwar obliegt es natürlich dem Team, wie viel letale Gewalt anzuwenden ist, aber aus seiner Sicht gibt es wenig Grund zur Zurückhaltung. Was nicht heißt, man muss jeden einzelnen verfolgen und ausschalten. Kompromisslos verteidigen, aber bei Rückzug Gnade zeigen. Es gilt, ein Image aufzubauen.
Nicht mit Maersk anlegen.