[IP] Rochade

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    Detroid – UCAS – 2070 - Nachts
    Der Fortschrittsbalken, befand sich bei „95%“ und ruckelte auf die „96%“-Marke zu, als die Scheinwerferkegel eines Autos das Büro fluteten und den lochrasterförmigen Schatten des halb geschlossenen Rollladens an die gegenüberliegenden Seite warfen. Der Hacker zuckte kurz zusammen, zog mit einem wischen des Fingers durch die Luft, das Fenster des Ladebalkens beiseite und Beobachtete, das aus vier Kamerabilder bestehende Fenster, das dahinter erschien. Nichts Ungewöhnliches war zu sehen. Der löchrige Schatten wanderte quer durch das Zimmer und verschwand, als das Auto die Straße entlang fuhr um an der kommenden Kreuzung abzubiegen. „98%“ zeigte nun der Balken an, dann seufzte ein Türscharnier leise im Nebenraum. Der Hacker richtete sich auf und stand sofort stocksteif im Dunklen, seine Waffe im Anschlag auf die Tür zielend. Seine Schläfen pochten und kalter Schweiß sammelte sich auf Stirn und Nacken. Er verharrte so lange in dieser Pose bis sein Herzschlag sich wieder einpendelte. Dann löste sich seine linke Hand vorsichtig vom Griff der Pistole und wischte wieder den Ladebalken beiseite um die Bilder der Kameras zu sehen. Wieder nichts Ungewöhnliches zu sehen. Ein weiteres Wischen beförderte wieder den Ladebalken ins Sichtfeld und dann erst begriff er es. Der Ladebalken war bei „99%“ eingefroren. Hektisch drückte er sich durch die Schaltflächen und öffnete sein Analyseprogramm. Der Report wurde in Bruchteil einer Sekunde ausgespuckt. Vier Anwendungen befanden sich in einer Endlosschleife und waren somit Handlungsunfähig, darunter auch das Befehlsprogramm seiner Mikrokameras, die er vorher, im Gebäude, platziert hatte. Panik sprudelte, wie die Kohlensäure in einem frisch geöffneten Getränk, seine Nervenbahnen empor. Er nestelte mit der linken Hand an der Gürteltasche, in der sein Kommlink hing, und betätigte den Ausschaltknopf. Alle Fenster in seinem Sichtfeld erstarben. Danach griff er in die Innentasche seiner Bomberjacke und schaltete sein Ersatzkommlink ein. Jetzt knirschte eine Diele, ganz in der Nähe der Tür. Der Hacker lief rückwärts, die Waffe noch immer auf die Tür gerichtet, zum Fenster des Büros. Kurz spähte er auf die Straße hinab. Sie war leer und in das seichte orangene Licht der Straßenlaterne getaucht. Er richtete wieder den Blick auf die Tür und die linke Hand tastete den Fensterrahmen ab und suchte blind nach dem Fenstergriff und öffnete dann das Fenster. Eine kalte Brise wehte durch das Büro, die Gardinen tanzten im Wind und ebenso neue Schatten durch das Zimmer. Dann wanderte sein Blick wieder auf den Schreibtisch, er sah den Monitor und die Dockingstation, in dem das Kommlink der Zielperson eingesteckt war und welches er gerade entschlüsseln wollte. Wenn er schon diesen Job abbrechen sollte, wollte er nicht mit leeren Händen verschwinden. Langsam, Schritt für Schritt, bewegte er sich wieder zu dem Schreibtisch, der in der Nähe der Tür lag. Eine Hand, die linke wieder, streckte sich langsam zu dem Kommlink.
    Die Fingerkuppe des Zeigefingers berührte schon, die Edelstahlverkleidung, des Fairlight Calibans, als die Tür zersplitterte.
    Eine zwei Meter Gestalt stieß seitlich durch die Tür, als ob diese aus Papier gewesen wäre, eine Maschinenpistole lässig in der Hüfte haltend. Die Holzsplitter der zerbrochenen Tür flogen, lautstark, bis zum Fenster. Ruckartig drehte sich der Hacker zu der massigen Gestalt um und konnte nur noch in die weißen, toten, Linsen seines Gegenübers starren. Stroboskopisch leuchtete das Büro in einem grellgelben Schein mehrmals auf, als gedämpftes Knallen, den Hacker wie eine Marionette mit verknoteten Schnüren, tanzen ließ. Die Projektile durchdrangen seinen Körper und klatschten, lauter als die Schüsse an sich, in die Betonwand hinter ihm. Selbst als der Hacker am Boden lag wurde er mit weiteren Schüssen durchsiebt, bis die Maschinenpistole nach zweiunddreißig abgefeuerten Schüssen nur noch „klack“, „klack“, „klack“ machte. Abschließend klirrte das leergeschossene Magazin auf den Boden. Der dunkle Koloss, mit den zwei weißen Linsen, wo seine Augen hätten sein sollen, durschritt die Rauchschwaden des Schießpulvers, riss die komplette Dockingstation aus der Tischhalterung und verließ das Büro.


    Vom Dach des gegenüber gelegenen Gebäudes aus, konnte man das Aufflackern des Mündungsfeuers, durch das Fenster sehen, und die Einschläge der Kugeln gedämpft hören.
    „Er verlässt das Büro, gleich ist er im Wohnzimmer“ ertönte eine Stimme durch ein Im-Ohr-Empfänger im Ohr des Beobachters.
    „Ich habe ihn angepeilt und trianguliert, ich synchronisiere seinen Standpunkt mit unserer Map“,
    „Check“, antwortete der Beobachter tonlos, durch sein Subvokalesmikrofon, das auf seinem Kehlkopf geklebt war. Ein kurzer mentaler Befehl, öffnete eine Karte mit dem Grundriss der Wohnung, die er gerade observierte. Ein roter Punkt erschien, auf der Karte, der sich langsam durch den Raum bewegte. Er synchronisierte die Koordinaten des Punktes mit seinem Reflexvisier und sah nun den roten Punkt an der Wand des Gebäudes, der Punkt bewegte sich langsam zum Fenster des Nebenzimmers. Der Beobachter drückte den Kolben seines leichten Maschinengewehres, welches auf einem Zweibein stand, enger an seine Brust, Das Fadenkreuz stets auf den roten Punkt gerichtet.
    Der Punkt war nun kurz vor dem Fenster…

    Seattle – UCAS – 2070 – Am nächsten Tag
    Mit einem kurzem „schlurp“ fiel der letzte Tropfen des teuren Kaffees in die weiße Tasse. Der Snackpoint befand sich auf einem Plaza im mamorlook und war umrahmt von hüfthohen Hecken, die akkurat gestutzt waren. Der Plaza bot neun Kaffeetischen, im französichen Stil, die lustigerweise je mit einem Sonnenschirm versehen waren, platz und war gut besucht. Mitarbeiter standen an der Auslage um sich Sandwichs oder Gebäck zu holen, hielten Geschäftstelefonate oder genießten ihre Mittagpause im „Freien“. Lediglich der Kaffeevollautomat mit echten Kaffeebohnen, war kaum frequentiert, denn hier kostete eine Tasse echten Kaffees, 20 Creditpoints. Der hagere Konzernmann mit den graumelierten Haaren, nahm die Tasse mit dem dampfenden Kaffees und roch daran, ihm waren Creditpoints egal, er hatte die Autorisierung so viel echten Kaffee zu trinken wie er mochte. Er rückte sich seine blassblaue Satinkrawatte zurecht und verließ den Plaza. Eine Gruppe Anzugsträger auf Fahrrädern, radelte vorbei und grüßten ihn mit dem ringen ihrer Fahrradklingeln. Er nickte kurz ohne aufzusehen und schlenderte den geschwungenen Weg der Parkanlage entlang. Auf der Wiese spielten vier Angestellte Frisbee und eine katzengroße Gartendrohne surrte neben dem Blumenbeet entlang, goss erst die Geranien und schnitt dann mit einer kleinen Gartenschere gelbliche Blätter ab. Die Temperatur unter der großen Glaskuppel, die die gesamte Parkanlage umschloss, war stätig 20°C mit einem seichten erfrischenden Westwind, der unmerklich ab und an vorbei blies, das Innere der Glaskuppel zeigte einen strahlenden, beinahe wolkenlosen, Himmel mit hochstehender Sonne. Die Mitarbeiterabstimmung letzte Woche hatte ergeben, dass auch dieses Geschäftsjahr die Wettersteuerung das Programm „Sunny Spring“ simulierte, die Einstellung „Midsummer“ unterlag nur knapp. Er passierte gerade drei durchsichtige Plexiglascontainer, in denen je ein Tisch und zwei Sitzbänke, für vier Personen, eingebaut waren, altmodische Thinktanks, die aber alle mit fleißigen Mitarbeitern besetzt waren und erspähte dahinter die Sitzbank auf die er sich immer setzte, wenn die Zeiten es erforderten. Er ließ sich auf die Bank nieder und schlürfte an seinem Kaffee. Auf einem Segway kam ein weiterer Konzerner den Parkweg entlang gefahren, im gleichen Alter wie der Kaffeetrinker, nur ohne graues Haar, ein rundes Brillengestell saß auf seinem Nasenrücken, er lächelte dem Sitzenden zu. Der Brillenträger sprang vom Segway ab, welches weiterfuhr und rückwärts neben der Parkbank auf der saftig grünen Wiese parkte.
    „Hey altes Haus“, vital ging er auf den Mann zu und streckte ihm die Faust entgegen. Der Mann auf der Bank lächelte und schlug freundschaftlich mit seiner Faust gegen die Entgegengestreckte.
    „Dein Sohn, hat letzten Sonntag 23 Punkte geworfen, von dir hat er das nicht geerbt, oder?“ antwortete er daraufhin.
    „Ich habe ihn als Trost für ein Wochenende auf die Basketballacademy geschickt, nachdem er den Monatscontest im Körbewerfen nicht gewonnen hat, aber mach dir nichts draus, dafür schreibt dein Sohn die besseren Noten“
    . Er setzte sich neben seinen Kollegen.
    „Du hast ja keine Ahnung wie viel Nerven das meine Frau kostet“
    sagte der Kaffeetrinker und beide lachten. Dann wurde der Brillenträger ernst,
    „ich habe hier einen Job für deine Abteilung“, er reichte ihm einen standarisierten Datenchip. Diskret nahm der anderen ihn entgegen,
    „Ich werde mich darum kümmern, wie immer“. Ein Lächeln breitete sich wieder auf dem Gesicht den Brillenträger aus,
    „Das ist wirklich schön zu hören. Du, seh ich dich und Selma bei dem Familyday des höheren Managment?“
    . Der Kaffetrinker winkte ab,
    „Nein, meine Zweitabteilung hat ihr Monatssoll zwei Tage vor Frist erreicht, ich gehe an dem Tag mit ihnen in die Squashhalle.“
    „Bist ein guter Boss, mach’s gut und grüß Kate“. Wieder schlugen sie die Fäuste aneinander und der Brillenträger bestieg sein Segway, welches vorgefahren kam, und sauste davon.
    „Die nächste Klausur wird ein ‚A‘ und das nächste Spiel mehr als 25 Punkte, verlass dich drauf“ er lachte noch einmal und verschwand als der Parkweg hinter einem großen Strauch vorbei führte. Der andere Mann trank die Tasse leer und stellte sie neben sich auf die Bank, erhob sich und schlenderte zum Ende der Glaskuppel, in Richtung seines Büros.

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    Seattle - Puyallup / Loveland - morgens:
    Windböen heulen auf und wehen einem untersetzten Mann mit Regencape beinahe die Kapuze vom Kopf. Der Zigarettenstummel im Mundwinkel, ist durchnässt und erloschen. Stinkender Regen prasselt auf die zerschlissenen, verblassten Markisen der vielen Pubs und Spielhallen, und staut sich dann vor den verstopften Abflüssen in den Rinnsteinen. Eine eklige Suppe aus zerrissener Plastikverpackungen, Kippenstummeln, ausgebrannte Chips, Papierfetzen und anderer Unrat. Ab und zu fährt ein summendes Auto die Straße entlang und spritzt das braungrünliche Regenwasser an die Hosenbeine des Mannes. Dieser schlendert den, vom sauren Regen angefressenen, Bürgersteig entlang, immer bedacht darauf möglichst unter den Markisen zu verweilen. Am Ende des Straßenblocks ist ein kleines zweistöckiges Pub, das Manitou, daneben ist ein Hauseingang mit einem Bodengittern, aus dem warme Luft aufsteigt. Mit gebrechlichen Bewegungen geht der Mann zum Hauseingang und setzt sich unter Schmerzen langsam auf die kalten Steinstufen. Weitere kalte Windböen, des neuen Tages ziehen die verwaiste Partymeile entlang. Der Mann streckt die Beine aus und fröstelt. Neben ihm entdeckt er eine alte zerschlissene Zeitung.
    Von heute.


    Seattle Times


    ==Politik==


    *Republikanische Partei-Senatorin Nia Rosecrans kann auf ihre Problemliste einen weiteren Strich machen: Ihr Wahlkampfleiter Shaun Ridenhour wir vom Kabinett in Maryland in Rente geschickt – gegen dessen Willen. „Eine rechtlich unstrittige Lösung gemeinsam mit Herrn Ridenhour konnte nicht gefunden werden“, zitierte der Sprecher von Herbert Boman (RP) den Finanzminister. „Das Vertrauensverhältnis ist damit gestört.“ Daher sei keine andere Möglichkeit geblieben als die Versetzung Ridenhour in den einstweiligen Ruhestand. Boman habe Ministerpräsident Dylan Montville (Demokratische Partei) im Laufe des Tages gebeten, Ridenhour in den einstweiligen Ruhestand zu versetzen, sagte der Sprecher. Ridenhour ist ein enger Vertrauter Rosecrans und war fünf Jahre lang Finanzstaatssekretär in Maryland. Im Herbst vorigen Jahres hatte er sich für Rosecrans Wahlkampf beurlauben lassen.


    * Die New Century Partei (NCP) erzielte in einer Umfrage ihren besten Wert seit eineinhalb Jahren. Die Partei erreicht 17 Prozent. Den schlechtesten Wert der Parteigeschichte fährt die Technokratische-Partei (TP) ein. Sie kommt auf nur noch zwei Prozent. Während die NCP als Gewinner aus dem Horizon-UCAS-Trend hervorgehen, müssen die Demokratische Partei (DP) und die regierende Republikanische Partei (RP) Stimmverluste und Stagnation hinnehmen. Die RP gibt demnach einen Punkt ab und kommt auf 40 Prozent. Die Libertäre Partei (LP) bleibt bei vier Prozent. Die DP büßt einen Punkt ein und landet bei 26 Prozent. Neben der NCP kann auch die Erzkonservative Partei (EP) Gewinne verbuchen. Sie gewinnt einen Punkt hinzu und kommt auf sieben Prozent.



    ==Wirtschaft==


    * Der jüngste Broker von Exchange-SmallCap hat bei den Vertragsverhandlungen seinen Arbeitsgeber lange zappeln lassen. Dies hat sich für den 19-Jährigen ausgezahlt. Er hat nun einen Mega-Vertrag mit einer Laufzeit von fünf Jahren unterschrieben. Samet Aydin wechselt in diesem Quartal zu dem Devisenmarkt-Haus Ables&Stotcher der Bank of Seattle.Das erste Jahressalär beträgt 20 Millionen Nuyen und steigert sich von Jahr zu Jahr. Der Vertrag kam in letzter Sekunde zustande. Ansonsten hätte er bei Exchange-SmallCap übrigens nur 6,37 Millionen Nuyen jährlich verdient. Aydin ist mit seinen 19 Jahren einer der erfolgreichsten Broker des Devisenmarkts. Im Handel mit Währungen und Buchgeld, die in langen Zahlenkolonnen sich lediglich an der 6ten und 7ten Nachkommastelle verändern, kommt es auf jede Mikrosekunde an. Durch sein Gespür für die Richtigen Käufe und Verkäufe, seiner Reaktion und seiner sehr feinen Algorithmen machte Samet Aydin schon mit 16 Jahren auf sich aufmerksam und brachte ihm die Anstellung bei Exchange-SmallCap ein. Auf die Frage wie er seinen Erfolg feiern wolle, antwortete er, er gehe mit seinen Freunden Pizza essen.


    * Nordamerikas Wirtschaftshüter geben sich optimistisch: Noch sei die Lage in der Wirtschaftsgemeinschaft zwar fragil. Es zeichne sich aber eine Erholung ab, sagte Zürich-Orbital-Gemeinschaftsbank-Sprecher Gerald Meraczi. "Das Vertrauen in die Finanzmärkte der Nordamerikanischen-Finanz-Zone kehrt zurück." Die Gefahr, dass Turbulenzen in einzelnen Staaten auf die gesamte Wirtschaftsunion übergriffen, sei deutlich gedämpft. Das sei ein weiteres positives Signal. Allerdings müssten die Regierungen ihren Reformkurs fortsetzen. Die Zürich-Orbital-Gemeinschaftsbank (Z-OG) traut der Wirtschaft im Raum eine schnellere Erholung zu als bisher erwartet. "Die Wirtschaftsleistung sollte sich im ersten Halbjahr stabilisieren", sagte Meraczi. Alle Stimmungsindikatoren seien ermutigend. In der zweiten Jahreshälfte 2070 erwartet die Orbitalbank eine schrittweise Konjunkturerholung.Dass die Z-OG ihre Konjunkturprognosen für die 8 (bzw. 13) Länder dennoch leicht senkte, erklärte Meraczi mit dem schwachen Schlussquartal 2069. Nach der jüngsten Prognose wird die Wirtschaft 2070 in einer Spanne von minus 0,9 Prozent bis minus 0,1 Prozent schrumpfen. Bislang hatte die Z-OG ein Minus von im Mittel 0,3 Prozent genannt.



    ==Seattle Metroplex==


    *Puyallup - Sängerin und Aktivistin Orxanne spielt am Samstag in der Legendären Musikhalle Underworld 93 in Puyallup City. Orxanne zählt zu den lautesten Stimmen der Orxploitation-Bewegung die sich vor allem für die Rechte der Homo sapiens robustus (Orks) einsetzt und viele Texte in Or’zet verfasst. Lone-Star Polizeisprecher Conrad Dillion, kündigte an die Sicherheit entsprechend anzuheben. Bei ihrer Europatournee 2063 entkam Orxanne nur knapp einem Attentat und immer noch sorgen gewalttätige Gruppierungen des rechten Randes für Störungen und Auseinandersetzungen. Obwohl alle Tickets für das Konzert nach Bekanntgabe binnen weniger Stunden verkauft wurde, kündigte ihr Management an ein Kontingent von 100 Karten an der Abendkasse zu verkaufen, um so lokalen Fans eine Möglichkeit zu bieten, Orxanne live zu erleben.


    *Downtown – Großeinsatz in der Innenstadt: Auf der Suche nach einem bewaffneten Räuber haben Spezialeinheiten von Lone Star am Freitagnachmittag ein Bürogebäude am Crash2064-Gedenkplatz durchkämmt. Eine Zeugin hatte ausgesagt, ein etwa 30 bis 35 Jahre alter Mann sei nach einem missglückten Überfall mit einer Pistole in der Hand in das Haus gestürmt. Nach mehreren Stunden zog Lone Star ab. Den Verdächtigen fanden die Beamten nicht. Die Fahndung nach ihm läuft. „Die Ermittlungen laufen, Einzelheiten geben wir momentan nicht bekannt“, sagte ein Lone Star-Sprecher am Samstagmorgen. Eine heiße Spur gebe es aber nicht. Gegen 12.30 PM sperrte die Polizei den Platz rund um das Denkmal weiträumig ab. Hubschrauber überflogen die Innenstadt, Dutzende von Streifenwagen und Rettungsfahrzeugen rasten zum Gedenkplatz. Viele Passanten liefen verängstigt weg. Nach ersten Erkenntnissen Lone Stars hatte ein Räuber zunächst versucht, zwei Männer zu überfallen, die in einer Filiale der Bank of Seattle am Crash2064-Gedenkplatz mehrere zehntausend Nuyen abgehoben hatten. Als sie in ihr Auto stiegen, sprang der Täter auf den Rücksitz und bedrohte die Männer mit einer Pistole. Einer der beiden flüchtete – offenbar hatte er das Geld dabei. Daraufhin sprang auch der Täter aus dem Wagen und lief weg.


    *Downtown - Gekapertes Taxi in Dowtown gestoppt. GridCaps bemerkte, dass ein Taxi seit einer Woche keine Gebühren verbucht hatte. Dennoch war das Taxi seit einer Woche im Betrieb war. Als es auf ein Rückrufsignal nicht reagierte, wurde ein Rechnungsprüfer misstrauisch und verständigte Lone Star. Diese konnten das Taxi, welches immer noch eigenständig durch Downtown fuhr orten und keilten es mit Streifenwagen ein. Als das Taxi auf die Anweisung anzuhalten nicht reagierte mussten Sicherheitspsezialisten, dem Taxi über GridLink den Strom abstellen um es zu deaktivieren. Als unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen eine Einheit endlich die Fahrgastzelle öffnete, fanden sie einen Theo Henriquez vor, der sich dort versteckte. Es stellte sich heraus, dass der 10-jährige Theo von seinen Eltern geflohen war und eine Woche lang im Taxi gelebt hatte. Nach Berichten von Lone Star wurde das Firmennetzwerks von GridCabs sowie die Autosoft des Taxis illegal manipuliert und habe so vorgetäuscht in der Woche regelmäßig Passagierfahrten verbucht zu haben, jedoch ohne, dass es zur Transaktionen gekommen sei. Lone Star ermittelt nun diesen Fall.


    *Crash2064-Opfer demonstrieren für Nachbesserung bei Entschädigung. Verbände von Opfer des Crash 2064 haben für den Samstag zu einer Demonstration für eine Nachbesserung beim geplanten Gesetz zur Entschädigung der Opfer aufgerufen. Der Protestmarsch wird von der Vereinigung der Opfer des Crashs (UVC), dem Bund der Renraku-Shutdown-Opfer (RSV) und dem A.I.P.S-Komitee veranstaltet, wie die Organisationen in einer gemeinsamen Presseerklärung am Montag mitteilten. Die Demonstration soll vom Crash2064-Gedenkplatz in Downtown zur ehemaligen Renraku-Arkology führen. Vor der Arcology Commercial and Housing Enclave ist eine einstündige Mahnwache geplant. Am 21. April findet im Senat die erste Lesung zum geplanten Gesetz zur Entschädigung der Crash-Opfer statt. Dieses Vorhaben werde von allen Opferverbänden als vollkommen unzureichend angesehen, heißt es in der Erklärung. Grundsätzlich begrüßten es die Vorsitzenden der Opfer-Organisationen, dass es 6 Jahre nach der Katastrophe eine Anerkennung ihrer Leiden, Opfer und Langzeitschäden gäbe. Diese Würdigung müsse jedoch auf einen angemessenen Betrag angehoben und dürfe auch nicht an eine soziale Bedürftigkeitsklausel gebunden werden.



    ==International==


    *Vor der Südküste Floridas wurden in den vergangenen Tagen Zehntausende Haie gesichtet, wie das britische Nachrichtenportal "Horion-World-News" berichtet. Mehrere Strände wurden geschlossen, Schwimmer durften nicht ins Wasser. Die Haie ziehen in solch großen Scharen wieder nach Norden, nachdem sie den Winter im Süden verbracht haben, dass Experten eine ernsthafte Gefahr für Badegäste im Gebiet von Palm Beach sehen. “Horizon-World-News" zitiert den Biologen und Haiforscher Dr. Stephen Kajiura, der berichtet, dass sich im März Zehntausende Haie in Strandnähe tummelten. Während eines einzigen Fluges von Boca Raton Inlet nach Jupiter Inlet hätten sie mehr als 15.000 Haie gezählt, die weniger als 200 Meter von der Küste entfernt vorbeigezogen wären. Der Wissenschaftler sagte weiter, er hätte Schwimmer ganz in der Nähe von Haien gesehen. Es sei aber unwahrscheinlich, dass diese zubeißen würden, da das Wasser in Palm Beach County normalerweise sehr klar sei und die Haie Menschen von Beutetieren durchaus unterscheiden könnten.


    *Millionen-Entschädigung nach knapp 3 Jahren für "vergessenen Häftling". Ohne Gerichtsprozess verbringt Kai Lemrich 34 Monate in einem ADL-Gefängnis in Einzelhaft. Er zieht sich einen entzündeten Zahn selbst, hat Pilzinfektionen im Gesicht. Nun erhält er Schadenersatz. Am Ende hat er 15 Millionen Euro bekommen. Das ist eine Menge, aber die Frage ist, ob Geld für alles, was man einem Menschen antut, entschädigen kann. Kai Lemrichs Geschichte ist die eines Mannes in einem Land, das viel auf seine Verfassung hält. Auf eine Verfassung, die jedem Bürger einen fairen Gerichtsprozess zusichert. Lemrich hatte getrunken. Am 1. November 2064 war Lemrich mit dem Wagen eines Freundes unterwegs. Es passierte, was passieren musste: Die Polizei stoppte ihn. Die Beamten hielten den Wagen für gestohlen, Lemrich kam ins Gefängnis im Bundesland Hessen-Nassau. Lemrich sah gepflegt aus im November 2064, er hatte die Haare zu den Seiten gekämmt, sein Blick war wach. Im Gefängnis sollte er von da an eine lange Zeit verbringen. Ohne je einen Richter zu Gesicht zu bekommen. Dann erfolgte der Crash2064 am 2. November. Die ADL-Medien werden ihn später als "vergessenen Häftling" bezeichnen. Nach dem Crash funktionierte die Automatische Essenszuteilung für 3 Tage nicht. Nach Aktivierung dieser, sieht Kai Lemrich über 4 Monate keinen Menschen. Seine Akte ging im Crash verloren und als Wärter seine Zelle überprüften litt er offenbar unter Depressionen, er brauchte Medikamente. Im Gefängnis hielt man ihn für suizidgefährdet, schloss ihn erst in eine Gummizelle, dann wurde er in Einzelhaft verlegt. Er durfte nicht unter die Dusche, nicht in den Hof. "Täglich kamen die Wärter vorbei und sahen, wie es mir schlechter und schlechter ging", wird Lemrich später dem Sender KOB erzählen. "Tag für Tag für Tag. Aber sie taten nichts. Nichts, um mir zu helfen." Nach dem Familienangehörige in nach 2 Jahren für Tod erklären ließen, konnte der schreckliche Irrtum aufgeklärt werden.


    *Mutmaßlicher Kriegsverbrecher gewinnt Kenias Wahl. Uhuru Mutamba hat laut vorläufigem Endergebnis Sabas Präsidentschaftswahl gewonnen. Sein Widersacher Limba Olatinga kündigte aber an, das Ergebnis vor Gericht anzufechten.In Saba zeichnet sich ein Streit über den Ausgang der Präsidentenwahl ab. Noch vor Bekanntgabe des offiziellen Endergebnisses durch die Wahlkommission kündigte das unterlegene Lager von Ministerpräsident Limba Olatinga an, die Auszählung vor Gericht anzufechten. "Er gibt sich nicht geschlagen", sagte Salim Lorhone, ein enger Berater von Olatinga, am Samstag. Sollte der stellvertretende Ministerpräsident Uhuru Mutamba zum Sieger erklärt werden, würde Odinga vor Gericht ziehen. Saba galt lange Zeit durch Bürgerkriege als äußerst instabil. Internationale Experten warnten vor einem aufflammen alter Konflikte.

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    Seattle - Renton - abends:
    Durch die geräumigen Wohnung im 4. Stock eines Mietshauses dröhnt ein Mitschnitt des letzten Orxanne-Konzertes und übertönt das Trommeln des Regens gegen die dicken Scheiben. Der Raum ist spartanisch eingerichtet, gerahmte Fotos eines Orks, mal alleine, mal in Begleitung, zieren die ansonsten kahle weiße Wand. Das flackernde Farbspiel des Trids erleuchtet den Raum. An der Wand steht eine breite, bequem aussehdne Couch aus dunkelblauem Kunst-Velour, flankiert von einem beeindruckenden Bücherregal zur linken und einer kleinen Topfpflanze zur rechten.


    Die Couch ächzt, als der auf den Fotos gezeigte Ork sich darauf fallen lässt. Er fährt sich geistesabwesend durch die braunen Haare, während er Orxannes Bühnenshow folgt. Als er sich das gerade geholte Soy-Bier öffnet sprudelt die mattgelbe Flüssigkeit hervor und tropft auf sein Unterhemd und seine Jeans. "Drek!" flucht er laut und versucht mit der freien Hand das Bier abzuwischen, während er schnell die Flasche ansetzt.


    In diesem Moment fängt das Komm auf dem Tisch an zu vibrieren. Der Ork stellt sein Bier ab und klappt den Deckel des Taschencomputers auf. Das Gerät wirft ein Holo-Interface in die Luft. In großen Lettern steht dort "Eingehender Anruf: Smiley" unter dem Fotos eines Orks, dessen schiefes Grinsen zahlreiche Zähne vermissen lässt. Mit einer Bewegung verstummt Orxanne und das Foto weicht einer Bildverbindung in ein anderes Wohnzimmer.


    "Smooth! Wie ist die Lage? Stör ich?" fragt Smiley, dessen zahnloses Grinsen an diesem Abend verschwunden ist.
    "Langweilig. Ich zieh mir grade Orxanne rein. Du kannst nicht zufällig an Karten für Samstag kommen?"
    "Au, das wird schwer. Da musst du dich wohl um eine der Abendkassen-Karten prügeln. Hab gehört, 's gibt nur 100 Stück. Gibt bestimmt wieder Krawalle da."
    "Mhn, sollte mich da wohl eh fernhalten."
    "Auch wahr. Weshalb ich anrufe: Ich hab nen Job für dich klar gemacht! Du erinnerst dich an den Mann in der Box? Hab doch erzählt, dass der ab und an mal was hat."
    "Jajaja, ich erinner' mich." Smooth nimmt ungeduldig einen großen Schluck aus der Flasche.
    "Hab bei dem nochmal nachgehorcht, gesagt, ich hätte da n vielversprechendes Talent und so. Jetzt will'er dich treffen. Morgen früh direkt, 4:25. Im Manitou, das' son Pub in Loveland, Puyallup. Ich schick dir die Koords."
    "Dreckige Uhrzeit! Gings nicht später?"
    "'Danke, Smiley! Hast was gut bei mir!' heißt das!", erwiedert Smiley und entblößt grinsend seine Zahnlücken. "Na macht ja nix!"
    "Jou, danke, Mann! Hast was gut bei mir. Ich werd mich dann mal lang machen, muss ja bald schon wieder raus. Ich halt dich auf dem laufenden!"
    "Geht doch! Machs gut und viel Erfolg! Und pass auf dich auf!"


    Klickend bricht die Verbindung ab. 4:25... Smooth stellt einen groben Zeitplan auf und merkt, dass das eine kurze Nacht wird. Seufzend leert er sein Bier, während Orxanne auf dem Trid weiterhin stumm ihre Bühnenshow durchzieht. Er schaltet das Gerät aus und geht in Richtung Bett Besser zu wenig Schlaf als gar keinen. Nachdem Wecker und Kaffe-Maschine umgestellt sind, liegt der Ork auf dem Bett und wartet auf den Schlaf. Loveland, Puyallup. Scheiß Gegend. Hoffentlich ist der Kerl sauber. Ich steck lieber ne Waffe mehr ein, wer weiß, was da abgeht. Und dann um die Uhrzeit. 4:25... Bei diesem Gedanken schläft Smooth ein.

  • Mehr oder weniger gleichmäßig hämmert der Wind gegen die Stahljalousien. Böen hämmern Aststücke in unregelmäßigen Zeitabständen gegen die gesicherten Fenster. Blitze zucken quer über den rosa-orangefarbenden Himmel.
    Es ist 10:42 Uhr
    Die alte Tankstelle, abseits alle üblichen Wege, ächtz unter dem Unwetteransturm. Dann knallt ein Blitz unweit in ein Nebengebäude und die Druckwelle läßt alle Nachbarfenster erzittern.
    Stinger liegt auf der Stelle 2 Meter höher im Bett und seine struppeligen Haare stehen ihm ab.
    Nach einer gefühlten Ewigkeit gehts abrupt abwärts.
    Uffff!

    "Alle Man an die Geschütze. Angriff!"
    Ein himmlische Grollen antwortet ihm.
    Geistesgegenwärtig rollt sich Stinger mit seinen stolzen 128 cm, er ist schliesslich ein großer Zwerg, geschickt unter's Bett wo ihn zwei rote Augen anstarren!
    "Waaaahh!"
    Ein weiterer eleganter, oder was um diese Uhrzeit als elegant gelten darf, Sprung bringt ihn hinter einem zerschlissenen Sessel. Stolze 25 Ny hat er auf dem Secondhand-Markt gekostet. Grün, braun mit senkrechten streifen. Nur eine Sprungfeder guckt heraus, aber wenn man sich mittig hinsetzt, sieht man das gar nicht.
    "Ach du bist es nur Prinzessin. Hatte wohl einen Albtraum."
    Mit beiden Fäusten reibt er sich die Augen und realisiert langsam die Sachlage. Ein doofes Gewitter hat ihn aufgeweckt und die unheimligen Kratzgeräusche waren nur tote Zweige.


    Er blickt über seine heimische (Un-)Ordnung.
    Ein ehemaliger Gardrobenschrank, war sein Kleiderschrank und einiges mehr. Stahlwände, Vorhängeschloß, wackelt nicht... was will man mehr? Ein einfacher Tisch mit einigem elektronische Krimskrams darauf. Der Bildschirm blink beruhigend. Die Software hat über Nacht ihre Arbeit getan und sein Script abgearbeitet.
    Das Fenster mit einem Reinigungsfuzzy steht starr und meldet:
    <<Cleaning successful. Kommlink ready for work.
    Next one? Yes / No_>>
    Ein andere Fenster meldet die neusten Nachrichten in Seattle.
    Wieder ein anderes, das aktuelle Wetter. Ok dazu braucht er jetzt nicht wirklich auf dies Fenster schauen. Das Fenster in der Wand tut es auch. Scheißwetter. Alles klar!
    <<Sie haben eine neue Nachricht!>>
    Neee, jetzt nicht. Erst wenn ich wach bin. Stinger winkt ab und schaut sich weiter um.
    Neben dem Bett steht ein kleiner Beistelltisch, darauf ist ein halbvolles Glas und eine umgefallene Flasche Whisky.
    Zum Glück leer.
    Wo ist meine Wäsche? Gedankenverloren kratzt er sich an sein braunen, gestutzten Kinnbart.
    Himmelhöllenhunde, ich kann doch nicht in Unterhosen rumlaufen? Naja zumindest nicht draussen.
    Hinten juckts!
    Waschen, ich sollte mich glaube ich erstmal waschen. Ja das ist eine gute Idee! Gesagt getan.
    Barfuß patscht er über den kalten Betonboden. Er war hart. Nein nicht nur der Boden auch der Zwerg. Hart im nehmen! Nicht das was ihr denkt....?!%#!$
    [-X


    Paar schritte weiter war eine alte Dusche mit Brausekopf. Halbwach tasten seine Finger nach dem Knauf.
    Uuuuh. Das ist kalt! Schnell andere Richtung.
    Ja, so ist es besser. Er läßt erstmal das Wasser über sein Kopf rieseln. Mist, die Unterhose hab ich vergessen auszuziehen. Egal, die mußte eh gewaschen werden. Gründlich einseifen..... alles.
    Eine halbe Stunde später kommt Stinger wach aus der Dusche, frisch gewaschen und gebügelt.


    "Aktuelle Nachrichten an." ruft er das kommando während er in die provisorische Küche geht, echten kaffee kochen. Jahaaa, wer Freunde beim Hafen hat..., der hat.
    Klarer Fall.
    Brötchen noch in den alten Ofen... "Nah geh an du olles Mistding."
    Nach ein paar Minuten probieren, spuckt die Propangasflasche noch ein bisschen was aus.
    "Merkzettel: Neues Propan besorgen! Und Klopapier ist auch alle." Ich brauch ne Hausmaid. RFID ist schön, kommt aber nicht in meine Bude. Hier herscht noch Handarbeit, jawohl. Zwergische Handarbeit!
    Eine weitere halbe Stunde später sitzt Stinger angezogen auf dem Sofa und es gibt Brötchen mit Rührei und echten kaffee.
    "Persönliche Nachrichten auf den großen Bildschirm."
    Auf dem Wandbildschirm liegt ein weiteres Kommlink. Auf den ersten Blick sieht es wie ein normales Hermes Ikon aus. Aber die Geschwindigkeit und Darstellungsfeinheit zeigen, das es aufgemotzt ist. Eine Reihe von Sicherheitssoftware zeigen das alles in Ordnung ist und weitere Programme auf Arbeit warten.
    Alle Symbole grün.
    Die persönliche Nachricht öffnet sich. Es ist von Kirschblüte.
    <<Miau. Hoffe du hast gut geschlafen? Meld dich bei mir Kleiner. Hab was für dich.*Schnurr*>>
    Darunter ein Button für Sofortkontakt.
    Stinger lümmelt sich anständig auf sein Platz und weißt mit seinem Finger auf den Button. Die Verbindung erfolgt sogleich.
    Nach wenigen Sekunden öffnet sich der Gegenkontakt und man glaubt auf einer Cosplayparty zu sein.
    Eine asiatische Katzenschnute Blickt aus dem Bildschirm und schnurrt vergnügt mit einem rauchigem Timbre.
    "Miauuu Stingerlein. Ich hoffe ich hab dich nicht geweckt. Aber ich hab eine heiße Info für dich.
    Von dem Man aus der Box."
    haucht sie mehr als das sie spricht.
    "Fahr zu Puyallup Loveland, Pub Manitou, um 4:25 Uhr."
    Sie blinzelt noch mal unverschämt und läßt ihre Vorzüge kurz aufblitzen, dann blendet sich das Bild wieder aus.


    Der Kaffee landet aus Stingers Mund fast prustend zurück in die Kaffeetasse.
    Mano, kann die sich nicht anständig melden wie jeder andere auch?
    "Miststück.....süßes"; brummelt er in sein Bart.
    Normalerweise findet er ja Elfen eingebildet aber diese... naja, für eine Elfin ganz nett. Aber die anderen....jahaaa, die anderen...
    "Was wollte ich grade machen? Ach ja, Pläne für die Lockheed suchen."
    Für den Einsatz in Puyallup reicht es wenn ich mich um Mitternacht vorbereite. Bisschen dies, bisschen das, das übliche eben."


    [IMG:http://home.snafu.de/garion/Sh…n/Chars/Zwerg-Stinger.gif]

  • 04:25... Ist doch verrückt... Dein Kontostand sagt was anderes, Mädchen. Aber ausgerechnet Loveland. Na ja, wenigstens tritt die Nachschicht gerade ab und die Tagschicht ist noch nicht aufgezogen. Das Wetter ist auch drek. Hättest doch nach Caracas gehen sollen, da ist es wenigstens konstant heiß und nass. Könnte schlimmer sein, wenn auch nicht viel schlimmer.


    Damit zog sich die Norm aus dem Pool des kleinen Schwimmbades unter dem Dach der Wohnanlage. Zu dieser Zeit hielten sich nur die üblichen Verdächtigen im kombinierten Sport- und Freizeitbereich auf. Die mit Schlafstörungen, die welche vor oder nach der Arbeit noch unbedingt ihr Fitnessprogramm abspulen musste und ein paar besonders abgespannte oder unbekannte Gesichter die gegen den Jetlag ankämpften. Kurz nach Mitternacht war wie üblich nur die Wuxing-Elfe aus 734c im Wasser, nach der konnte man die Uhr stellen, und der dicke Norm von VisionsCrafters der auf dem Laufband im kleinen Fitnessstudio gegen seine Pfunde anlief. Wie üblich gab sich der Norm keine Mühe zu verbergen wie sehr er den Anblick Blonden im Badeanzug schätzte, hatte er doch weder die Holos des Studios noch seine AR auf etwas angemesseneres eingestellt. Wie üblich ignorierten ihn beide Frauen, von denen die Blonde sich abtrocknet um sich dann in einen Bademantel zu winkeln, der Elfe im Wasser freundlich zunickte und zu ihrer Wohnung zu fahren.


    Der Ork hinter dem kleinen Empfangstresen hatte sich schon längst an die merkwürdigen Arbeitszeiten einiger seiner ,Bewohner' gewöhnt. Obendrein war die Bademodenshow der 734c-Elfe und der 854d-Norm einer der Höhepunkte während der Nachtschicht. Mit ein paar unverbindlichen Worten, aber immerhin Worten statt grußlosen Vorbeieilens, während des Austragens aus der Anwesenheitsliste verabschiedete sich die Blonde von 854d in die Tiefgarage. Gerade noch rechtzeitig für die Zugabe von 734c, die mit ihrem Bahnen fertig war. Für den SUV von 854d , als dieser die Tiefgarage verließ, hatte er schon keinen Blick mehr.


    Zwei Kilometer weiter war es dann erneut Zeit für einen Klamottenwechsel. Das Zimmer, welches nur aus Bett, Tisch, Stuhl und einem großen Schrank, mit integrierter Kochnische, und einem winzigen Bad bestand war sogar noch eine ganze Ecke anonymer als der Konzernwohnsilo. Genau was es brauchte um alles dort zu lagern was bei einem Ausflug nach Loveland so gebraucht wird. Bis auf die Unterwäsche wanderten alle Klamotten in den einen Schrank und wurden durch einige Lagen Panzerung aus dem anderem Schrank ersetzt. Dazu kommen eine ganze Reihe mehr oder weniger illegaler Gegenstände, welche nach einer gründlichen Überprüfung in eine Sporttasche wanderten. Deren Inhalt die primitiven Sensoren nur deswegen nicht ausschlagen ließ weil sie deren Software gründlich übernommen hatte. Statt der adretten Konzernbürgerin, Marke Mittleresmangament, nun straßenfertig wanderte die Sporttasche in das Fach unter dem Beifahrersitz des SUV, nur für den Fall, dass man auf dem Weg zum Loveland noch in eine Kontrolle geriet.


    Am Rande des Lovelands verabschiedete sich dann der SUV vom Grid Guide, wurde gleich mindestens ein Jahrzehnt älter, inklusive Gangtags und Rost - nur die Reifen schienen noch wirklich brauchbar. Einiges vom Inhalt der Sporttasche verteilte die Norm am Körper gerade als Grid Guide sich auch ganz offiziell verabschiedete. Die Alarmanlage wurde noch schaft gemacht, die Kapuze über die Mütze des FC La Habana gezogen und den Kragen aufgestellt dann ging es, die Hände tief in den Taschen der weiten Jacke, Richtung Pub. Vor noch dem Rookie, der bei diesem Wetter Präsenz zeigen musste, das Schutzgeld zu zahlen.


    An der Tür gibt es den üblichen Wortwechsel, mitten in der Nacht, allein, weiblich, ganz hübsch, fremd in der Gegend. Mit ein wenig Spanisch, etwas Geld, Namedropping und dem Vorteil der frühen Stunde wird aber auch die Hürde genommen. Regen und Wend entkommen klopft die Norm das Wasser erstmal von der Panzerjacke ab, gute Erziehung aber in einem Laden im Loveland in 9 von 10 Fällen gänzlich überflüssig.Unter der Jacke trägt sie rechter Hand eine mattschwarze Pistole an der Hüfte, genau so, dass man sie durch die Tasche der Jacke greifen kann, und einen weiten Pullover in schlachtschiffgrau. Nur das blonde Haar, welches unter dem schwarz und rot des FC La Habana hervorquillt und in der AR ins silberne geht ist ein Farbtupfer an der mittelgroßen Norm. Sonst ist die AR ist ähnlich sparsam und billig, im Prinzip nur ein öffentlicher Knoten und ein Spendenbutton für eine Frauenhilfsorganisation.
    Nach einem Rundblick durch den Pub steuert die Norm dann auch direkt die Bar an.

  • -5-

    02:30 Uhr. In der Wohnung in Renton sirrt der Wecker. Der große Ork rollt sich einige Male herum, seufzt schließlich und setzt sich auf. Wie so oft verflucht er den fest installierten Wecker an der gegenüberliegenden Wand und ist gleichzeitig dankbar dafür. Wie oft er bereits verschlafen hätte, müsste er nicht aufstehen um diesen auszuschalten. Er folgt dem Geruch von frisch gebrühtem Soy-Kaf in die Küche und schenkt sich eine Tasse ein, bevor er damit in der Dusche verschwindet. Verfluchte Uhrzeit!


    Wenig später steht Smooth mit einer weiteren Tasse Kaffe vor seinem Kleiderschrank. Besser nicht nach Geld aussehen! Ich sollte mir ne Kevlar-Weste oder sowas besorgen... Sehnsüchtig wirft er seinem gepanzerten Anzug einen Blick zu und entscheidet sich dann für den alten unauffälligen dunkelroten Hoodie und ein paar Jeans. Während eines kurzen Frühstücks checkt der Ork die Matrix-Präsenz des Manitou. Ein wenig enttäuscht über seine magere Ausbeute, spült er den letzten Bissen Brot mit Kaffe herunter und ordert ein Taxi.


    Smooth fühlt sich unwohl beim Gedanken an Loveland. Auch in Renton war es gefährlich nachts alleine herumzulaufen, erst recht als Ork. Aber Loveland würde er lieber auch am Tag meiden - ganz zu schweigen von den frühen Morgenstunden. Er abwägend nimmt er seine Manhunter in den Rechte und lässt die Waffe im Hosenbund verschwinden. Mit Blick aus dem Fenster entscheidet Smooth sich für seinen wetterfesten grauen Mantel und macht sich auf den Weg nach unten.


    Der Taxifahrer, ein indischer Norm, wiegelt zunächst vehement ab, als Smooth ihm die Adresse gibt. Unter dem Charme des Orks - und nach einem großzügigen Trinkgeld - schmilzt sein Widerstand jedoch bald und der Ork erreicht um viertel nach vier sein Ziel. Er schlägt die Kapuze über den Kopf und beschränkt das "Lage-checken", das er eigentlich geplant hatte, auf ein kurzes Scannen der Umgebung, bevor er sich entscheidet, schnell den Pub zu betreten. Vorbei am Türsteher, schlägt ihm die stickige, aber warme Luft der Kneipe entgegen. Er schüttelt den Regen von seinem Mantel und sieht sich um. Trotz der nahen Sperrstunde ist der Laden voller als erwartet, allerdings kann Smooth niemanden ausmachen, der wie ein "Mann in der Box" aussieht - auch wenn er keine genaue Vorstellung davon hat, woran er ihn erkennen würde. Er ordert also ein Bier, wenn auch ohne die Absicht es zu trinken und setzt sich in eine Ecke des Pubs, von der aus er die Tür im Auge behalten kann. In den nächsten Minuten betritt eine Norm Laden, die dem Ork suspekt erscheint: zu gepflegt und gesund ist ihr Auftreten, als dass sie aus dieser Gegend Seattles sein könnte, dennoch betritt sie um diese Uhrzeit alleine den Pub. Smooth behält sie im Auge, auch wenn sie nicht seine Kontaktperson zu sein scheint und beobachtet, gelegentlich an seinem Bier nippend, die Szenerie.

  • -6-

    Loveland - morgens:
    192nd Street E, Ecke 9th Avenue E, die Neonlichter der Reklametafeln spiegeln sich gemeinsam mit den Ölschlieren auf der nassen Straße, nachdem es bis in den Abend gestürmt und gewittert hat, ging das Wetter nachts in ein beständigen, dennoch sehr unangenehmen, Nieselregen über mit gelegentlichen starken, vom Meer her wehenden, kalten Briesen. Loveland pulsiert dennoch, vielleicht nicht mehr lange so kraftvoll wie gerade, aber für die nächsten Stunden werden die Straßen noch gefüllt und die Läden ebenfalls noch gut besucht sein. Bis sich am Abend wieder alles wiederholt. Der Kern von Loveland wird durch in Ringe angeordnete Straßenzüge gebildet. Ein 24-Stunden Jahrmarkt, ohne Sicherheitsgurt. Die außerhalb der Ringe grenzenden Straßen bilden den mittleren Rand von Loveland. Hier sind die Gassen etwas dunkler, die Läden etwas schäbiger, die (Meta)Menschen etwas abgefuckter. Zweite Wahl eben. Aber die Straßen danach, der äußere Rand, kann das übertreffen, - versprochen.
    Die 9th Avenue E ist beidseitig mit Autos und Bikes bepflastert. Ein provisorischer Parkplatz, der außer einer kleinen Schranke mit Wellblechhäuschen, komplett mit improvisierten kniehohen Barrikaden umrahmt ist, liegt gegenüber vom Manitou, dort sind noch Stellplätze frei. Ein pockennarbiger Zwerg, leicht missgestaltet, macht für 20 Nuyen die Stunde die Schranke hoch. Neben dem Parkplatz steht ein Asia-Imbiss, ebenfalls aus Wellblech, aus dem es köstlich nach gebratenen Soynudeln duftet. Unter dem vorstehenden Dach versammeln sich Touristen und Abschaum, die sich ein wenig Grundlage, nach einem harten Abend, oder für einen bevorstehen harten Morgen, gönnen. Vor den Parkenden Autos schlendern, durchnässte Huren, gespielt motiviert entlang und quatschen jeden an, der zu nahe an ihnen vorbei läuft. Nur eine Gruppe betrunkener Norms, höchstwahrscheinlich Konzernsöhnchen, machen auf Platzhirsche und flirten mit zwei orkischen Latino-Bordsteinschwalben, der Rest der Besucher ignorieren diese und eilen zur nächsten Happy-Hour.
    Sobald man seinen ersten Schritt in Loveland setzt, rattert der AR-Anfragen-Counter hoch in den dreistelligen Zahlenbereich. AR-Feeds werden ohne Genehmigung in den Sichtbereich projiziert. Stöhnen ertönt, ein Livestream zeigt Dirty Sandra 102 bei der Arbeit. Dann wirbt eine etwas dezentere Werbung für den Billy-Strip-Club. Im Sundawn und Crying-Ape werden die neusten abgefahrenen, meist asiatischen, Glückspiele angepriesen, alles zu Kennenlern-Konditionen, garantiert seriös. Hunderte von Pubs, die teilweise im selben Gebäude, nur durch Zimmer getrennt sind, werben mit Happy-Hours, Ambiente oder besonderer Musik, meistens jedoch mit billigen Getränken oder Sauf-so-viel-wie-du-kannst-Flats.
    Das Mantiou ist ein zweistöckiges altes Backsteinhaus, mit Flachdach, ungefähr hundert Jahre alt, an dem das rechte Gebäude nachträglich angewachsen scheint. Die RFIDs in der Fassade preisen eine 24-Stunden-Versorgung an und zeigen die Öffnungszeiten, sowie tagesabhängige Specials, - mehr nicht. Rechts neben dem Manitou ist einer der wenigen Hauseingänge die zu Wohnungen führen, in diesem stapeln sich beinahe schon die Penner und Junkies, die eng aneinander gereiht dort Schlafen und ausdünsten. Unter der Markise des Mantious, sitzt ein breiter Glatzköpfiger Norm, mit einer ‚Destroyer MC‘ Lederkutte, neben einem Heizpilz, und schenkt den eintretenden Gästen keine Beachtung. Das Erdgeschoss des Manitous ist rauchverhangen und düster, die Wände sind mit dunklen Holzimitats-Balken auf rustikal getrimmt und Kneipenbänke formen Sitzecken. Am Ende des Raumes stehen Getränkespender, die Bier, Bourbon und Softdrinks intus haben, nebenan eine gut sortierte Auswahl an Spielautomaten. Der Boden klebt und es riecht nach schalem verschüttetem Bier gepaart mit kalt gewordenen Zigarettenrauch. Das untere Geschoss ist mit trostlosen Loosern und haifischgesichtigen Rattenfängern bevölkert. Eine knarrende Holztreppe führt in die eigentliche Bar. Oben ist der Gesamteindruck deutlich besser als unten, ein Airbutler sorgt für frische Luft und der Boden ist gewischt, es ist auch deutlich heller als unten. An den Holzwänden, hängen, aus echten Stoff bestehende, Fahnen aller NAN-Staaten, sowohl auch die alte USA-, Kanada- und Südstaatenflagge aus vergangenen Zeiten. Lederfelle, nicht echt, umrahmen das Regal hinter der Bar, wo ein Norm mit eckigem Kinn und Hakennase die Neuankömmlinge mustert. Sein schulterlanges pechschwarzes Haar ist in einem roten Haarband, in Rambomanier, zusammengebunden, seine tiefgelegenen Augen und seine Falten, lassen auf einen ungesunden Lebensstil schließen. Richtig amerindianisch sieht er dennoch nicht aus, vielleicht beruft er sich auf einen Ureinwohner in seinem Stammbaum oder ist einfach nur ein Möchtegern-Indianer. Das im ersten Stock gelegene Pub ist kaum noch besucht, zwei glatzköpfige Orks in Schneetarnhosen und grünen Bomberjacken bezahlen gerade und gehen. Ein besoffener Zwerg mit Totenkopfbandana hält sich schwankend an einem Billardtisch fest und versucht gegen einen Elf, mit Elvistolle und keinen Zähnen mehr im Mund, AR-Billard zu spielen. Auf einer Sitzbank weiter hinten sitzt ein langweiliges Pärchen und unterhält sich. Aus den Lautsprechern ertönen, rockige Evergreens, der letzten 10 – 30 Jahre.
    Hatred der Barkeeper, das steht auf seiner Lederkutte mit Fransen, mustert die neu ankommenden Gäste und zapft wortlos ein old Pioneer Lager in einen 0,5L Bierkrug aus Glas.

  • -7-

    Der Nachmittag verlief wie im Fluge. Stinger saß in seiner Werkstatt und arbeitet an der Werkbank. Zur linken eine alte Lampe mit Biegegestell, vor sich die Dinge die er sich vorgenommen hat zu bearbeiten, rechts eine Tasse Kaffee. Nieselregen tropft an die Scheibe der alten Tankstelle und rinnt an ihr herab. Das Wetter wurde und wurde nicht besser. Stinger schüttelt nur sein Kopf und beugt sich weite über seine Arbeit.
    Die Beute-Kommlinks, vom letzten Einsatz wurden bereinigt von Daten ihrer Vorgänger. Panzerwesten wurden geflickt, gereinigt und auf eine Schnur gehangen die quer durch den Raum lief. Eine Kiste mit Waffen wurde fein säuberlich zerlegt und mit Öl gereinigt, anschließend wieder neu zusammengebaut. Die Seriennummern, wenn vorhanden, weggefeilt. Jedes einzelne Teil wurde genau betrachte, elektronisch ab gescannt. Nichts sollte mehr irgendeinen Hinweis auf den Vorgänger abgeben. Meist braucht irgendein bekannter oder bekannte eine Ersatzwaffe oder Rüstung. Seine Sammlung war zwar nicht so umfangreich wie die in einem Laden, aber nützlich.
    Für seine Freundin macht er noch ein Billig-Kommlink als Slave fertig. Die Werbung heutzutage wird immer aggressiver, ohne Wellenbrecher bekommt man ja einen geistigen Schaden.
    Während er die Verdrahtung vorbereitet, musste er an den Räuber aus den Nachrichten denken, der zwei Leuten Geld abknöpfen wollte. Warum hat er das nicht zu zweit gemacht? So war doch immer die Flucht der Opfer möglich.
    Kopfschüttelnd betrachtet er die Verbindung und pustet den letzten Dreck weg. Ja, das sollte halten.
    Den Elektronikkram packt er einzeln in Plastiktütchen und wickelt ein Gummi darum. Das gleiche passiert auch mit den Waffen. Jede wird einzeln verpackt in eine Metallkassette getan und diese abgeschlossen, bis auf zwei die er nachher in den Wagen packen will. Ebenso werden zwei Panzerwesen nach dem trocknen beiseitegelegt.
    Stinger blickt sich noch mal in der Werkstatt um, ob er irgendetwas vergessen hat, dabei fällt sein Blick zur Uhr.
    Langsam wurde es Zeit. Zufrieden lehnt er sich zurück und zieht die Plastikhandschuhe aus. Gekonnt flippt er sie in eine Tonne.
    Letztendlich nimmt er sich seine Tasse Kaffee und ruft die Detailkarte von Puyallup, am Wandbildschirm, hervor. Nachdenklich betrachtet er die Gegend und überlegt sich einen guten Zufahrtsweg zu Loveland.
    Die Straßen waren da bestimmt nicht mehr als bessere Offroadwege. Ein relatives aktuelles Satellitenbild zeigt die etwa trostlose Umgebung.
    Eine Datensuche übe das Objekt wird noch gestartet, vielleicht gibt es in diversen Foren irgendwelche Kommentare, Hinweise.
    Das mit der Garderobe wird etwa schwieriger, aber etwas militärischer Flair könnte dazu passen. Er füttert sein Camäleonanzug mit einem entsprechenden Muster. Eine Latexmaske liegt ebenso bereit wie schwarze Handschuhe und ein rot kariertes Stirnband. Ein Mischung aus militärisch, verwegen, kriminell und coolness. Die obligatorische Sonnenbrille nicht zu vergessen, ebenso ein rosa Taschentuch für die linke Brusttasche.
    Sein schwarzer Aktenkoffer darf nicht fehlen. Für diese Gegend unabdingbar. Eine offizielle, kleine Pistole in der rechten Jackentasche.
    Ohne geht selbst Mama nicht aus dem Haus. Gott habe sie selig.
    Zufrieden betrachtet er sich nach dem Umziehen im Spiegel und dreht sich um die eigene Achse.
    Prinzessin fehlt noch.
    Ein kurze Pfiff und das Grauen kommt unter dem Bett hervor. Ein zombimässiger Dobermann kriecht unter dem Bett hervor. Ein Hund ohne Fell, nur blutige Haut, zerfetztes Fleisch, Muskeln und Knochen. Dazu ein mörderisches Gebiss und rot leuchtende Augen.
    Seine Gestallt wirkt außerordentlich echt und nur ein extrem guter Beobachter oder Magier kann erkennen, dass es sich um eine Drohne handelt. Für Gänger ist das die pure Ausgeburt aus dem Labor der Hölle. Selbst beim Grollen ist man der Meinung es kommt aus der boshaftesten Tiefe.
    Ein wirklich guter Wachhund namens Prinzessin.
    „Pass gut auf meine Wagen auf wenn wir da sind, ja?“; dabei schaut er den Dobermann an und streckt ein Zeigefinger aus.
    Ein Knurren und ein Lecken über die Lefzen signalisieren, Kommando verstanden. Parallel kommt das Signal natürlich auch via AR als grünes Klarkommando.
    Stinger überprüft noch die Batterien aller Drohnen, ob sie aufgefüllt sind, dann packt er seine Sachen und macht sich rechtzeitig vor der angegeben Zeit auf den Weg. Seine Spielzeuge, Ninjaauge, Falke und Prinzessin, schwirren um ihn herum und finden ihren programmierten Platz im Bison, wo sie in den sleepmodus gehen.
    Alles geladen und gesichert. Es ist zwei Stunden vor der Zeit. Mit einem satten Geräusch öffnet sich die gepanzerte Tür und Stinger klettert auf den Fahrersitz.
    Der Bison startet mit einem satten Dröhnen in der Garage. Die blauen Amaturenanzeigen, leuchten auf.
    Treibstoff ready
    Luftdruck ready
    Öldruck ready
    Temperatur ready
    CPU und Steuerelektronik ready
    Stinger stöpselt sich ein und öffnet die Garagentür. Das Tor rollt rasch nach oben.
    Die fetten Ballonreifen zermalmen die Kieselsteine als der Motor aufröhrt. Pure Kraft schiebt den getarnt, gepanzerten LKW nach vorne, der von außen eher wie ein klassischer Wohnwagen oder Transporter aussieht.
    Eine elegante Kurve bringt den Wagen auf einen kaputten Weg, parallel zu einer toten Autobahnstrecke heraus, während hinter ihm das Tor ebenso rasch wieder runter fährt.
    Noch eine kurze Kontrolle der Hausabsicherung, dann gibt er Gas, dem neuen Ziel entgegen. Die Scheinwerfer zerschneiden die Dunkelheit und holen Bauschutt der neben und teilweise auf der Straße liegt, hervor. Wackelnd rollt der Van über die Unebenheiten und bahnt sich den Weg zu den regulären Straßen Seattels.
    Es hat halt seine Vor- und Nachteile am Ars… der Welt zu wohnen.

  • Ich sollte das Atmen einstellen. Wenigstens ist es schon länger her, dass hier jemand gestorben ist, dafür trocken und warm.


    Die Panzerjacke der Norm ist zwar an einigen Stellen abgewetzt aber nicht wirklich gebraucht, deutlich mitgenommener sind da schon die leichten Stiefel - die bestimmt mal ziemlich teuer gewesen waren - während die dunkle Cargohose durch ihren Mangel an Flecken zeigt, dass ihre Trägerin nur einen kleinen Teil des Weges gelaufen ist.
    Mittelgroß für eine Norm darf sie auch ohne dahingehenden Aufwand nach den üblichen Maßstäben als ganz hübsch gelten, wobei die weite Kleidung wohl absichtlich kaum etwas von ihrer Figur preisgibt. Ihr Auftreten und die kompakte Pistole an der Seite dürften ihr wohl den meisten Ärger vom Leib halten, wirkt die Frau doch weder dumm noch wie leichte Beute, aber gleichzeitig weitgehend harmlos.
    Sichtbare Ware hat sie keine, nur die Augen haben die selbe schlachtschiffgraue Farbe wie ihr Pullover, geben dem hübschen Gesicht einen entschieden harten Zug. Die blonden Haare trägt sie in einem praktischen Pferdeschwanz und durch diese bewegt sich auch das einzig spielerische Elemente. Silberne Funken , die sich passend zu den Bewegungen ihres Kopfes in kleinen Schwärmen Richtung sowie Geschwindigkeit ändern und ziemlich gut zu den Grau von Pullover und Augen passen. Sehr dezent aber durchaus geschmackvoll.

  • -9-

    Hatred zapft das goldgelbe Bier in allen Regeln der Kunst und schiebt es dem smarten Ork rüber, dann spült er weitere Gläser aus und räumt sie in das Regale hinter sich. Nachdem er sich wieder aufrichtet, schweift sein Blick durch den Raum, ein kurzes Zucken mit dem linken Auge, dann wandert der Blick wieder zurück, direkt in die grauen Augen der Blondine.
    "Was darf's sein Lady?" fragt er mit rauher Stimme, die nicht unfreundlich klingt.

  • 02:38 Uhr


    Schrill klingelte das Telefon mitten inder Nacht. Es dauerte eine Zeit bis sich die Gestalt auf dem Bett bewegte und nach dem Lautsprecherknopf tastete.
    Beim dritten versuch klackte es und er konnte die Stimme am anderen ende Hören.


    Hey Schlafmütze, dachte eigentlich du bist Wach!“

    Ein paar Sekunden folgte nichts, bis Fabio genannte El Tirador, die Stimme erkannte.


    „Long John, Hombre, du soltest doch Wissen das es Gestern schon spät war...“


    Es folgte ein lautes herzliches Lachen. „ Ja ich weiß, aber es können sich nicht alle Leisten zu
    schlafen. Und du wohl auch nicht.“


    Langsam rollte sich der mexicaner vom Bett und stand im dunkelem Zimmer.
    Was den los? Hab ich was verpasst?“ Er fuhr sich durch die Haare und band sich einen Pferdeschwanz.


    Hier war jemand im Auftrag von einem anderen und der wollte eigentlich dir was sagen, schon vor einiger Zeit. Heute früher Abend denke ich,
    ich hatte es fast vergessen. Aber du kennst das ja, wenn es heir in der Bar mal losgeht, hab ich keinen schimmer wo mir der Kopf steht.“


    „Ja Hombre ich weiß. Stell einfach eine weitere Barkraft ein! Also was nun mit dem Typen von dem Typen der was wollte?“
    Beiläufig schaute er auf das Display, es zeigte 02:41.


    Ach ja sorry. Er will ein Treffen im Manitou. Der Bursche meinte das 'Der Mann in der Box' über einen Jobreden will. Kennst du den Kerl?“


    El Tirador nickte, ohne zu realisieren das Long John das nicht sehen konnte.


    Auch auch egal. Auf alle Fälle solltest du um 04:25 Uhr im Manitou sein. Also würde ich sagen, da du ja immer jammerst das du mal wieder einen Job
    brauchst, das du dich auf die Socken machst!“


    Ohne eine Antwort abzuwarten, die dem Mexicaner schon auf der Zunge lag wurde aufgelegt.


    Knappe 30 Minuten später startete wurde auf der Straße eine Harley gestartet. El hatte es im schnell durchgang geschafft zu Duschen sich seine Jeans, Springerstiefel und die Panzerkleidung anzuziehen sich seinen Duster über zu werfen und zur Sicherheit einen seiner Predatoren mitzunehmen. Dieser stecke in einem Halfter hinter seinem Rücken.
    Er hatte auch an ein paar Konzernscheine gedachte, aus Erfahrung wusste er, das bei solchen Lokalitäten immer eine Gang für 'Sicherheit' sorgte.
    Duldung kaufen ist wichtig.


    Es war 04:03 Uhr als ein Bündel Scheine seine Besitzer wechselten und er somit auf alle Fälle für die Nacht seine Harley heir abstellen konnte
    und sie auch noch da wäre wenn er sie braucht. El Tirador wusste nicht wie der Mann in der Box aussah, aber er hoffte das ihn irgendwer
    erkennen würde.
    Den Kragen des Dusters hochgeklappt betrat er nun langsam den Pup, blieb noch im Eingang stehn um sich kurz Umzusehen. Das war nur ein
    Oberflächliches umsehen ohne wirklich etwas zu realisieren und so ging er an die Theke um sich genauer umzusehen.


    „Hombre, ein Budweiser. Sagte er zu dem Barkeeper...

  • "Ein Bier." Antwortet die Frau, welche dazu vielleicht zum ersten mal den Blick vom Schankraum nimmt. "Wenn ich hier 04:25 einen Termin habe, wo genau muss ich dann hin?" Fragt sie, legt zahlt auch gleich deutlich mehr als das Getränk wert ist.

  • -12-

    Während Smooth am Tisch sitzt und den Schankraum beobachtet, wird er immer wieder von Pop-Ups heimgesucht. Über seine Brille flackert gerade der enorme Ausschnitt einer zierlichen Elfe, die ihm durch blinkende Laufschrift als "Desire" vorgestellt wird und ihre Dienste "nur 100 Meter die Straße herunter" anbietet. Als der Ork es schafft, seinen Blick von Desire zu lösen, wird ihm klar, dass eine vernünftige Observation so kaum möglich ist. Seufzend fasst er sich ans Ohr und stellt die Ohrstöpel ab, bevor er auch seine Brille abnimmt und in der Jackentasche verstaut. Befreit von den zahllosen Werbe-Einblendungen, die er seit einigen Minuten über sich ergehen ließ, widmet er nun seine Konzentration wieder dem Pub und seinen Gästen.